Folge 8.15
von Mel & Stefan
Co-Autoren: Yamato, Hope, White Magic
Credits: Projekt 8 ist ein Projekt von www.slayerfanfic.de mit spezieller
Unterstützung durch ihre Partnerseiten pj-firepower.com, buffy-online.com
und slayerworld.info. Weiterhin bedankt sich das Projekt für Unterstützung
bei ihren Partnerseiten slayerzone.de, virtuelleserienonline.de, entertainyou.net,
sowie bei allen weiteren Partnern.
Disclaimer: Die virtuelle, achte Staffel baut auf das von Joss Whedon erschaffene
Buffy-Universum auf. Sie wurde von Fans für Fans geschaffen, ohne dem Ziel
damit Geld zu verdienen. Das Universum und seine Charaktere sind das alleinige
Gedankengut von Joss Whedon, Mutant Enemy, FOX, WB und Paramount.
Bisher
bei Buffy:
Buffy: „Na ja, Faith, es ist so. Wir Jägerinnen haben visionäre Träume. Träume,
die uns helfen sollen, unser Ziel zu erreichen, oder uns bestimmte Hinweise
geben sollen. Wusstest du das bisher nicht?“
VO: „Einer kam über sie, und alles was zurück blieb, war reine Erde“
Buffy starrt geschockt auf das Dorf, welches von Wassermassen zerstört wird.
– 8x01
Faith steht fassungslos neben dem „guten Magier“ und muss mit ansehen, wie
ein Wüstendorf in Flammen aufgeht – 8x03
Kennedy wandert im Eis, als sie plötzlich eine verletzte Willow entdeckt,
und daraufhin von einem Reiter erstochen wird – 8x09
Dawn steht in dem halb eingestürzten Hochhaus und blickt auf ein Cleveland,
welches in völliges Chaos gestützt wurde. - 8x11
Maskenträger/Lily: „... die Zeit läuft. Ich denke, dass es nicht mehr lange
dauern wird. Bei unserem nächsten Treffen mit Samielle werde ich ihr anordnen,
ihren Auftrag zu beenden. Ich kann und will nicht mehr länger warten..” –
8x11
Dawn liegt auf dem Bett in Zimmer von Mara und schläft.
Bilder raste
an ihrem inneren Auge vorbei. Bruchstückhafte Erinnerungen? Blitzbilder. Farben
die um sie herumwirbeln. Sie tanzen. Wunderschöne Farben. Es ist so friedlich.
Sie kommunizieren mit ihr. Hüllen sie ein. Alles ist in Ordnung. Wärme geht
von ihnen aus. Das Universum breitet sich vor ihr aus. Viele Universen zeigen
ihre Schönheit. Dawn fühlt sich wunderbar. Es ist alles schön. Sie fühlt sich
richtig. Um sie herum Licht. Und wieder Farben, so viele, so schöne, so unterschiedliche,
Farben die sie noch nie gesehen hat. Farben, die sie nicht kennt und die doch
vertraut sind. Es geht nichts Böses von ihnen aus. Sie existieren nur und
sind da.
Auf dem Gesicht des schlafenden Mädchens erscheint ein kleines Lächeln. –
8x13
Lily (alleine an Vi's Grab): „Du bist auf keinen Fall so sinnlos gestorben
wie Faith und die anderen glauben. Es war für eine gute Sache. Alles hat seinen
Grund und das war erst der Anfang. Als Jägerin war dir der Tod sowieso vorher
bestimmt. Und es war nicht meine Entscheidung, dich zu einer Jägerin zu machen...
eine von so vielen...” - 8x13
Eve begrüßt einen leicht nervösen Xander in ihrem Büro. "Hallo! Ich bin
Eve Cronenberg, aber nennen sie mich Eve." – 8x08
Eve in Silent Hill: „Du wirst für den Tod von allen verantwortlich sein, Faith.
Sie werden sterben, alle drei, und das nur wegen dir! Ich würde ihnen eher
Malaria wünschen, als dich als ihre Kameradin!“ Eve lacht kurz, und schnippt
dann mit den Fingern. - 8x14
Xander sieht während er das magische Auge besitzt, wie Faith in Silent Hill
durch das Kirchenschiff geht, und auf den Altar zusteuert, hinter dem Eve
steht. Eve greift nach einer Waffe und lächelt. Die Vision verschwindet. Geschockt
und verwirrt sieht Xander Faith an. – 8x14
Larr: „Oh, ich habe aber etwas, was euch noch mehr interessieren dürfte: Einer
aus eurem Team spielt nicht mit offenen Karten, er hintergeht euch, wenn ihr
mir garantiert, dass mir nichts geschehen wird, werde ich euch verraten, wer
es ist und alles andere was ich weiß. Bitte!" - 8x14
Lily steht hinter Giles mit einer Hand auf seiner Schulter: "Vielleicht
müsstest du dir Sorgen machen, wenn die alten Strukturen noch gelten würden,
oder der alte Rat nach wie vor existierte. Wie soll der neue Rat funktionieren,
wenn du nicht einmal selbst an ihn glaubst? Also leg deine Zweifel bei Seite
und mach deine Arbeit weiter! Und im Notfall hast du ja immer noch mich!"
- 8x12
TEASER
Irgendwo – Irgendwann
Die Sonne strahlte auf das kleine Wüstendörfchen nieder, welches sich in
einer kleinen Oase angesiedelt hatte. Schon die Urahnen hatten die ersten
Häuser aufgebaut, und den Bewohnern ging es für ein Wüstenvölkchen mehr als
gut.
Hell zeigte sich im kalten Nass des mehr oder weniger kleinen Sees das Spiegelbild
der Sonne, während eine kleine Windbrise aufkam, und sanft Sandkörner vom
Boden hob, um sie einige Meter zu tragen, und dann wieder abzulegen.
Buffy
schritt langsam, gemächlich durch den warmen Wüstensand. Ein weißes Seidenkleid
umspielte ihren Körper, während sie barfuss an den See heran trat, und tief
Luft holte. Eine Gruppe von Kindern kam auf sie zu gerannt, und als ein einziger
bei ihr stehen blieb, und sie flehend ansah, wurde es Buffy ein wenig mulmig.
Etwas stimmte hier nicht. Es wirkte so vertraut... war sie hier nicht schon
einmal gewesen?
Während der kleine Junge nach Buffys Hand griff, berührten die unbedeckten
Füße einer weiteren Jägerin den warmen Sandboden...
... Faith schloss kurz die Augen, genoss die Wärme, die der Sand durch ihren Körper fließen ließ, und sah sich noch einmal
erstaunt die Pyramide an, die sie gerade herunter gekommen war. Es war einfach
ein faszinierendes Gebäude, und Faith fragte sich, ob die Menschheit jemals
die Geheimnisse erfahren und verstehen würden, die in den alten Gemäuern ruhten
oder ob sie dies überhaupt sollten.
Sie wandte sich ab, und erkannte nur wenige Schritte von ihr entfernt einen
Strauch mit einer Frucht, einer einzigen, saftig roten Frucht. Sie spürte,
wie sich ihr Magen zu Wort meldete, und das Wasser in ihrem Mund zusammen
lief.
Ohne weiter nachzudenken trat sie auf den Strauch zu, griff nach der Frucht,
und in dem Moment, in dem sie diese berührte, wusste die dunkelhaarige Jägerin,
dass sie schon einmal hier gewesen war, genau an diesem Ort, genau in dieser
Situation.
Sie zog langsam ihre Hand zurück, und versuchte sich zu erinnern. Was war
hier gleich noch einmal passiert?
Langsam trat sie an dem Strauch vorbei, und erkannte einen
See, der sich vor ihr ausbreitete...
... Buffy schloss ihre Hand um das Geschenk, das ihr der Junge gemacht hatte,
versprach ihm, sich wirklich darum zu kümmern, und sah ihm noch kurz nach,
als er den restlichen Kindern folgte. Was war hier eigentlich los?
Buffy drehte den Kopf wieder zum See und erblickte auf der anderen Seite die
Jägerin, die sie selbst schon einmal ins Koma befördert hatte: Faith.
Cleveland – Kennedy’s Schlafzimmer
Eines der Fenster, die einen wundervollen Blick auf das Cleveland im Morgengrauen
frei gaben, stand offen, und der Wind ließ die Vorhänge darin wehen. Aber
sie waren nicht das einzige, dass sich im Zimmer bewegte:
Kennedy lag in ihrem Bett, doch ihre Decke hatte sie schon längst von sich
weg getreten. Sie schlief unruhig, und drehte sich von einer Seite auf die
andere. Sie schien etwas im Schlaf zu murmeln.
Irgendwo – Irgendwann
Kennedy war kalt. Es war so fürchterlich kalt. Wo war sie nur?
Sie sah in einiger Entfernung einen See, und ohne weiter nachzudenken,
begann sie, darauf zu zulaufen, einfach weil sie nicht wusste, was sie sonst
tun sollte.
Der Boden gab bei jedem Schritt, den sie machte, leicht nach, und als Kennedy
endlich am See angekommen war, hatte sie das Gefühl, dass ihre Zehen kurz
davor waren, abzufrieren.
Sie blieb stehen und versuchte ihre Lungen wieder mit Luft zu füllen, was
durch die eisige Kälte nicht wirklich erleichtert wurde. Ihr ganzer Körper
zitterte vor Kälte, als sie plötzlich zwei weitere Personen am See ausmachte,
die auf der jeweils anderen Seite des Sees standen...
„B.. B.. Buffy? Fa.. Faith?“
wollte sie schreien, doch nur ein leises
Flüstern kam aus ihrem Mund.
Die zwei Jägerinnen schienen sie nicht gehört zu haben, und als Kennedy’s
Blick zu Boden wanderte, erkannte sie, worin sie stand. Es war Schnee, BLUTROTER
Schnee. Sie wusste plötzlich, dass sie das schon einmal durchlebt hatte..
damals.. war Willow gestorben, und sie selbst.. in diesem.. Alptraum.
Sie richtete ihren Blick wieder nach oben, und machte sich auf den Weg, um
Buffy zu erreichen.
Cleveland, Dawn’s Schlafzimmer
Ein Beben ließ Dawns Bett erzittern, als
sie die Augen öffnete, und aus dem Schlaf gerüttelt wurde. Schläfrig kämpfte
sie sich auf, und wankte müde auf die Tür zu. Was war los?
Sie
öffnete ihre Zimmertür, und konnte einen Schrei nicht unterdrücken, als sie
erkannte, dass der halbe Teil ihres Wohnzimmers fehlte, es war einfach weg,
verschwunden, weg gebrochen. Sie sah an sich selbst herunter und erkannte,
dass sie ein schwarzes Kleid trug.
Halt. Sie kannte das. Der Kapitän - er
hatte ihr damals diesen... Alptraum geschickt. Sie trat aus ihrem Zimmer und
ging auf die Kante des Wohnzimmerbodens zu. Es regnete, und ein Blitz durchzuckte
den Himmel, als sie nach unten sah. Doch sie sah nicht Cleveland. Dies war
anders, als beim letzten Mal.
Sie erkannte eine Oase vor dem Hochhaus, in dessen Zentrum sich ein See befand.
Rechts neben dem See erkannte sie eine Pyramide, zwischendrin war ein kleines
Dorf zu sehen, beherrscht von einem alles überragendem Gebäude und links erkannte
sie.. Berge.. Sie waren weit weg, doch sie waren da, und etwas Schnee schien
es bis zum See geschafft zu haben.
Dawn trat noch näher an den Abgrund und konnte es nicht glauben, als sie am
Ufer des Sees Buffy, Faith und Kennedy verteilt stehen sah.
„Oh mein Gott.. was.. was soll das?“ flüsterte sie, und trat einige Schritte
zurück.
Im nächsten Moment passierte alles viel zu schnell, alles auf einmal. Dawn
musste mit ansehen, wie die Pyramide explodierte und Steinbrocken durch die
Lüfte flogen, schossen und wirbelten. Der See brodelte, als würde er kochen
und plötzlich schoss eine Meterhohe Wasserfontäne in die Luft. Die Häuser
des Dorfes begannen zu wanken, und das alles überragende Gebäude zerbrach
als erstes und fiel in sich selbst zusammen. Der Eisboden begann zu bröckeln
und eine Gletscherspalte brach auf. Heißer Dampf schoss heraus, und Dawn musste
mit ansehen, wie Kennedy einige Meter nach hinten geschleudert wurde. Es gab
einen lauten Knall, und plötzlich erfüllten Donner den Himmel.
Faith, Buffy, Kennedy und Dawn starrten in den Himmel, als vier Reiter auf
sie zukamen, gefolgt vom Ende der Zeit.
„... und alles, was blieb, war REINE ERDE!“ hallte es durch die Luft.
Im nächsten Moment war.. NICHTS.
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„Oh ..“ Buffy riss die Augen auf. Schweißbedeckt schlug sie die Decke zurück.
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„.. mein ..“ Kennedy fuhr aus dem Schlaf
hoch, und atmete heftig. Verängstigt wanderte ihr Blick Richtung Fenster.
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„... Gott!“ Faith saß in ihrem Bett. Ihr gesamter Körper zitterte, als Robin
langsam seine Hand auf ihre Schultern legte. Sie zuckte zurück, warf die Decke
weg, und lief an Ronah vorbei in die frische Luft.
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„HILFE!“ Dawn starrte auf die Zimmerdecke. Ihr war kalt. Sie hatte Angst.
Was war das nur gewesen? Wieso hatte sie nur diese Träume?
Cleveland, Lagerhalle
Früher Morgen
Lily stand alleine in der alten, verlassenen Lagerhalle, durch
deren Ritze das morgendliche Sonnenlicht einen Weg in die Dunkelheit fand.
Staub wirbelte in den schmalen Lichtstreifen und Lily kam sich auf einmal
ohne Weatherby sehr einsam und auch alleine gelassen vor. Zwar war Weatherby
bestimmt nicht die Art von Wächtern mit denen sie sich unter normalen Umständen
abgegeben hätte, aber er hatte dasselbe Ziel vor Augen gehabt wie sie. So
etwas verband. Gerade in solchen chaotischen Zeiten wie diesen.
Sie
drehte sich um ihre Achse, blieb stehen, lauschte in die Stille hinein und
schien mit der Einsamkeit auf einmal doch zufrieden zu sein, denn ein kleines
Lächeln erschien auf ihren Lippen. Sie stellte die Tasche in ihrer Hand auf
den staubigen Boden ab, nicht unweit von der Stelle, wo sie gestanden hatte,
als Vi erkannte wer sich hinter der Maske versteckte.
Für einen Moment zögerte sie und sah zu der Stelle, an der
Vi zu Boden gegangen war. Noch immer waren Kreidestriche zu erkennen, mit
der ihre Körperstellung von der Polizei festgehalten worden war.
Etwas
an der Erinnerung an den Vorfall ließ sie frösteln, ehe die Wächterin sich
sammelte und sich zur Tasche herunterbückte.
Die Metallschlösser der Tasche schnappten auf und Lily entnahm
ihr einige Päckchen mit Kräutern, farbigen Pulvern, Augen von einem Ochsen,
getrocknete Blutegel, getrocknete Froschhaut,
einige Kerzen und eine Schale mit einem Mörser darin.
Eigentlich war es verrückt, dass sie hierher gekommen war.
Jetzt wo Buffy, Rupert und ihre Freunde ziemlich nah an die Wahrheit herangekommen
waren, war die Lagerhalle kein sicherer Ort mehr. Allerdings gab es hier auch
nichts mehr, was die anderen finden oder interessieren konnte. Und es war
das einzige Versteck, das sie im Moment hatte. Seit dem Debakel in der Kanalisation
hatte sie noch keine Zeit gefunden, sich nach neuen Verbündeten und einem
geeigneten Versteck umzusehen. Was aber nicht hieß, dass sie nicht schon einen
Schritt weiter war und wusste, an wen sie sich zu wenden hatte.
„Die Zeit ist reif... und ich bin alleine,“ murmelte sie mit
einem recht verstimmten Klang in ihrer Stimme, während sie alles so richtete,
wie sie es für ihren kleinen Vorbereitungszauber brauchte. „Die Zeit, um die
Linie zu schließen ist gekommen und alle Pläne für ein problemloses Gelingen
sind gescheitert,“ sie stieß verärgert die Luft aus, ließ sich elegant in
den Schneidersitz gleiten und begann mit dem Mischen der Zutaten. Eine nach
der anderen folgte in die Schale und wurde anschließend mit dem Mörser zerstampft.
Vor zwei Wochen wäre sie fast wegen einer Dummheit von Xander aufgeflogen..
ein „sehendes“ Auge – Lily konnte noch immer nicht fassen, wie viel Glück
sie hatte, dass der junge Mann so ahnungslos gewesen war, dass er nicht das
richtige in ihr gesehen hatte. Sehr viel Glück... und dann dieser schmierige
Larr, der nichts besseres zu tun hatte, als sie fast den anderen zu verraten!
Zwei Kerzen wurden von Lily angezündet und anschließend in
die Hände genommen. Sie hob die Kerzen weit über die Schale und schloss ihre
Augen. Es wurde Zeit zu prüfen, ob sie die Richtige gefunden hatte...
„Ihr Lichter der Kräfte
Ihr Lichter der Wege
Ihr Lichter des Verborgenen
Lily ließ Wachs von den Kerzen in die Schale vor sich tropfen.
Der Inhalt begann unter einem Zischen und beißenden Rauch Feuer zu fangen.
Auf einmal begann schwerer Regen auf das Wellblechdach zufallen...
„Schenkt mir die eine und wahre Kraft,
„Vereint euch und ebnet mir den Weg zum Schlüssel und zu der
Macht...“
Der Inhalt der Schale verglühte – ein regenbogenfarbiger Lichtblitz
schoss aus der kleinen Glut nach oben und verpuffte an der Decke. Zurück blieb
nur schwarze Asche und ein unangenehmer Geruch....
Lincoln High
Klassenzimmer, selbe Zeit
Dawn
saß gelangweilt auf ihrem Platz im Biologiesaal, fünfte Stuhlreihe, Fensterplatz
und starrte nach draußen, suchte sehnsüchtig nach dem ausbleibenden Frühling.
Vor ein paar Wochen hatte es vielversprechend ausgesehen, doch heute war alles
von einem anhaltenden Regen durchnässt und es sah nicht weniger trüb und grau aus als im Herbst, als sie hierher gezogen
waren. Sie seufzte leise über die aufkommenden Erinnerungen über ihre Ankunft
in dieser Stadt. Alles war so fremd und trist gewesen.
Trotzdem so voller Neuanfang... und wie vieles hatte sich tatsächlich verändert.
Sie ging auf eine normale Schule, hatte normale Freunde und einen guten, kleinen
Nebenjob. Ihre alten Freunde waren hier und Buffy schien langsam neben der
Verpflichtung ihr gegenüber auch das zu erkennen, was sie war – ihre jüngere
Schwester, die langsam erwachsen wurde und nicht mehr an die kurze Leine gelegt
werden musste. Trotz den Gefahren in Cleveland verlief ihr Leben ziemlich
ruhig und auch jetzt wo sie wusste, dass sie eine Jägerin war, gab es kaum
Beeinträchtigungen in ihrem Leben – gut, sie musste aufpassen, wenn sie mit
Shin im Spaß raufte, oder einen Ball im Sportunterricht warf, aber die Angriffe
von Dämonen und Vampire blieben fast aus – gegen Willows Befürchtungen, oder
die von Lily.
Aber da waren diese Träume.. wie heute Morgen... die der jungen
Jägerin ein wenig Kummer bereiteten. Sie wusste von Buffys Prophezeiungsträumen.
Aber sie hatte wirklich angenommen, dass Buffy damals diese Träume alleine
bekam, weil sie noch DIE Jägerin war.
Eine Schauder lief Dawn über den Rücken, als sie die zerstörte Stadt vor ihrem
inneren Auge sah, die mächtigen Reiter, die Oase und langsam zu begreifen
begann, dass sie vielleicht auch solche Träume haben konnte und irgendetwas
Cleveland bedrohte. Vielleicht hatte sie deswegen Buffy, Faith und Kennedy
in ihrem Traum gesehen, weil sie ihr am Ende halfen Cleveland zu retten....mit
einem erneuten Seufzer, der ihr einen fragenden Blick von Mara einbrachte,
die vor ihr saß, beendete sie ihre Gedankengänge mit einem verlegenen Lächeln
für ihre Freundin. Sie würde mit jemanden darüber reden müssen. Und zwar bald.
Maras mahnender Blick hatte Dawn erinnert, ihre Aufmerksamkeit wieder der
spannenden Ausführung über das Leben als Mikroorganismus zulenken,
als ihre Gedanken doch weiterwanderten. Diesmal verweilte sie bei den Ereignissen
vor ein paar Wochen – Vis Tod, der große Kampf ihrer Schwester und den anderen
gegen diese Dämonensekte im Kanalsystem, die Vernichtung von Samielle, die
offensichtlich hinter so vielem steckte, was in Cleveland und selbst in Sunnydale
passiert war – ihr erster wirklicher und sinnloser Streit mit Shin, die Versöhnung
... sie musste lächeln bei dem Gedanken an Shin, den sie später in Cleveland
Rides treffen würde... verträumt sah sie nach vorne zu ihrem Lehrer...
...ein grelles Licht mitten vor Dawn, ließ sie erschrocken
die Augen weit aufreißen. Doch geblendet, schloss sie ihre Lider schnell und
sah dabei bunte Lichter vor ihren Augen tanzen – wie in ihrem Traum nach Vis Beerdigung – schoss ihr durch den Kopf.
Als sie ihre Augen erstaunt wieder öffnete, hatte ihre Iris die Farben
eines Regenbogens angenommen und Dawn selbst schien zu flackern.. mal war
sie da dann wieder nicht. Dabei schien in den sichtbaren Momenten durch ihren
Körper etwas zu fließen... wie reine Energie...
Dawn starrte auf ihre Hände, die in einem regelmäßigen Takt pulsierten bis
es endlich aufzuhören schien. Als sich Dawn ein wenig beruhigt hatte, wagte
sie es sich besorgt um zu blicken... doch keiner ihrer Mitschüler schien etwas
mitbekommen zu haben – alle blickten gelangweilt nach vorne oder zum Fenster
hinaus....Dawn war darüber zwar erleichtert, aber im Ungewissen darüber, was
gerade mit ihr passiert war, fühlte sie ihr Herz vor Aufregung so heftig schlagen,
dass es ihr im Hals und in der Brust schmerzte...
Credit
AKT 1
Xander’s Wohnung,
Selber Morgen
“Autsch!“
Schmerzhaft verzog Xander das Gesicht, als sein Fuß unangenehme Bekanntschaft
mit dem Türrahmen machte. Es blieb ihm jedoch keine Zeit, sich selbst zu bemitleiden,
nicht wenn er noch einen Kaffee und eine Scheibe Toast hinunterwürgen wollte,
bevor er zur Arbeit ging.
Warum verdammt noch mal hatte er gestern schon wieder den Wecker falsch gestellt!
Nach zwei verdammten Wochen sollte er doch langsam mal gelernt haben, dass
er sich sein verdammtes Frühstück selber machen musste!
Von der Hemdenbügelei ganz zu schweigen. Aber egal. Wär’ doch gelacht, wenn
er das bisschen Haushalt nicht wieder in den Griff kriegen würde!
Hastig schob er zwei Brotscheiben in den Toaster, und suchte nach der Dose
mit dem Kaffeepulver. Andrew hatte nichts von sich hören lassen, überhaupt
nichts! Hatte einfach seinen Krempel gepackt, und das war’s. Kein Anruf, keine
Nachricht, kein gar nichts. Nun gut, wenn er das so haben wollte. Er, Xander,
würde ihm bestimmt nicht hinterherlaufen!
“Autsch!“ Er schrie ein zweites Mal auf, als er sich an dem heißen Kaffeewasser
verbrannte.
Games In,
selbe Zeit
“Du bist zu spät,“ sagte Scott achselzuckend, und stellte
den Karton mit den Marvel Comics ab, den er soeben auspackte. “Hast du meine
Nachricht nicht gekriegt, oder nur verpennt? Wir haben heut’ morgen große
Lieferung gekriegt.“
“Ich hab’ nichts bekommen.“ Verwundert betrachtete Andrew die blutüberströmten
Leichen auf dem Cannibal Corpse T-Shirt, welches sich über den massigen Bauch
seines Boss’ spannte. Ob Scott heute wieder mal die Mütter seiner Kunden schocken
wollte?
Er
kramte sein Handy hervor, doch auch dort ließ sich keine Nachricht finden.
“Ich hab’ dir aufs Festnetz gesprochen.“ Scott wandte sich wieder dem Karton
zu, und hob einen Schwung Hefte heraus. “Na ja, egal. Hilf auspacken!“
“Ich hab’ dir doch gesagt, du kannst mich nicht mehr auf Festnetz anrufen.“
Andrew bückte sich, um einen Lieferschein aufzuheben, der zu Boden gesegelt
war. “Nur noch auf Handy.“
“Stimmt, hab’ ich vergessen.“ Scott stapelte die Hefte vor dem Regal, und
begann sie durchzuzählen. “Hast du die Avengers auf deinem Zettel?“
“Ultimate Avengers?“
“Yep. Wir haben fast nur Ultimate bekommen, die ganze Palette durch. X-Men,
Punisher, Blade, Daredevil “
Normalerweise hätte Andrew sich sofort auf die Comics gestürzt, um sie auf
Zeile und Bild genau mit den Originalen zu vergleichen.
Aber irgendwie war er heute nicht wirklich bei der Sache...
Universität, Wohnheim
Früher
Nachmittag
„...
es war verdammt unheimlich, Willow.“
„Du hast geflackert?“
„Wie ne kaputte Glühbirne..“, sagte Dawn sarkastisch, während sich Willows Gesicht auf einmal verdüsterte. „Was ist los... du machst dieses typische „Das bedeutet nichts Gutes“- Gesicht.“
„Ich bin mir nicht sicher, Dawn... aber weißt du, damals, als
du plötzlich bei uns warst und Buffy herausfand, dass du nicht wirklich also
na ja... als Mensch existierst, sprach sie mit uns darüber und erwähnte, wie
sie es herausfand, dass du nicht real bist.. nicht so real wie wir, also was
ich meine... na ja, dass du eben nicht nur menschlich bist,“ stotterte Willow
herum, aus Angst Dawns Gefühle verletzten zu können. „Sie sagte, dein Zimmer
wäre eine Illusion gewesen, es flackerte und zeigte Buffy immer wieder den
unbenutzten Raum, den eure Mom als Abstellzimmer benutzte. Und auch auf Fotos
wärst du verschwunden, dann wieder aufgetaucht. Vielleicht ist wieder irgendetwas
im Busch.. oder es gab ne falsche Schaltung in deinem Körper...“
„Hey... ich hab’ keine Knöpfe und Schaltkreise. Ich bin’s Will, Dawn, die
kleine – na ja große,“ korrigierte sich Dawn mit Blick an sich herunter, „menschliche
Dawn. Aber du hast vielleicht recht... ich hab’ etwas gespürt, das meiner
Existenz als Energie sehr nahe kommt. Falls sich das so anfühlt,“ fügte sie
unsicher hinzu. „Ich hatte da so einen Traum... nach Vi’s Beerdigung. Alles
war so friedlich und ausgeglichen. Ein Gleiten durch Raum und Zeit. Um mich
herum Farben. Viele Farben. Andere Wesen... Energie.. so wie ich es wohl gewesen
bin, bevor man mich zu einem Mensch formte. Ich hab’ dem Traum nicht wirklich
viel Beachtung geschenkt, doch nach der Erfahrung heute Morgen glaube ich,
dass er mir etwas sagen wollte.“
Willow machte ein nachdenkliches Gesicht und nickte als Aufforderung
an Dawn weiterzusprechen. „Klingt sehr interessant,“ murmelte die Hexe. „Und
genauso hast du dich heute Morgen gefühlt?“
„Ja.. und das macht mir irgendwie angst. Weißt du.. eigentlich
dachte ich nach dem Sieg über Glory und der Schließung des Portals wäre dieses
Kapitel in meinem Leben abgeschlossen. Vergangenheit. Finito.“
„Du hast geglaubt, deine Existenz als Schlüssel hätte mit Glorys
Niederlage keine Bedeutung mehr,“ fragte Willow erstaunt aber einfühlsam.
Dawn nickte.
„Oh Dawnie,“ sagte Willow mitfühlend, die sehr gut verstand,
wieso Dawn sich so an diesen Gedanken geklammert hatte. Sie erinnerte sich
an Giles Worte, damals in England, als sie über sie, Willow, die Hexe, sprachen
und was sich alles verändert hatte – er sagte, dass man am Ende immer der
ist, der man war – egal wie sehr man vielleicht dagegen ankämpfte. Und das
traf auch sehr wohl auf Dawn als Schlüssel zu. “Ich verstehe zwar, dass du
dir in diese Richtung Hoffnung gemacht hast, aber du bist nach wie vor der
Schlüssel. Man hat dir menschliche Gestalt verliehen, aber in dir ruhen noch
immer Kräfte, von denen wir nichts wissen oder ahnen. Du hast mich doch vor
längerer Zeit um Nachforschungen gebeten...,“ Willow stand von ihrem Bett
auf und ging zu ihrem Schreibtisch.
„Ja...,“ sagte Dawn gedehnt, die ahnte, dass ihr Gespräch noch
eine unangenehme Wendung bekommen würde, wenn sie erst einmal von ihr als
Jägerin und Schlüssel sprachen.
“Nun ich habe tatsächlich inzwischen einiges herausgefunden. Allerdings wollte
ich alles erst noch einmal genauer überprüfen, bevor ich dir davon erzähle.“
Willow kramte zwischen Bücher und Ordner in einem Regal über ihrem Schreibtisch
herum. „Ah da haben wir es ja.“ Sie zog einen Schnellhefter hervor, der einen
recht umfangreichen Papierstapel beinhaltete.
„Aber es schadet bestimmt nichts, wenn ich dir jetzt schon
darüber berichte. Es gibt ein paar interessante Foren und man lernt dort interessante
Menschen kennen. Menschen mit einem fundierten Wissen,“ lächelte Willow geheimnisvoll
und zog ein Blatt aus dem Schnellhefter.
„Jetzt mach’s doch nicht so spannend,“ stöhnte Dawn auf.
„Dann fass ich mal für dich zusammen,“ lächelte Willow und
sah auf ihr Blatt herunter. „Wir sind uns einig, dass die Kraft des Schlüssels
noch immer in dir schlummert und niemand von uns kann wissen, für was deine
Energie eingesetzt wurde oder eingesetzt werden kann.“ Dawn nickte.
„Das heißt, wir müssen immer mit Vorsicht an Dinge herangehen,
die unnormal erscheinen.... dieses Flackern zum Beispiel, deine Jägerinnenkräfte,
die so lange verborgen waren... bei letzterem habe ich herausgefunden, dass
deine reine Energie als Schlüssel sich nicht mit der dunklen Gabe einer Jägerin
verträgt. Die beiden ungleichen Kräfte müssen in dir einen Kampf ausgefochten
haben und so lange die reine Energie die Oberhand behielt, konnte ich dich
nicht spüren und du deine Kräfte nicht einsetzen. Aber etwas scheint dafür
gesorgt zu haben, dass die Kräfte einer Jägerin am Ende doch noch gewannen.“
„Und was genau bedeutet das für mich?“
„Nun... zum einen..
vielleicht sind deine Kräfte einer Jägerin nicht für die Ewigkeit und zum
anderen besteht die Möglichkeit, dass diese beiden sich abstoßenden Kräfte
in Zukunft noch einige Probleme machen könnten. Muss aber nicht unbedingt
sein.“
„Na prima.. du meinst damit, ich bin ne tickende Zeitbombe?“
„So in etwa,“ gab Willow zögernd zu. „Auf jeden Fall könnte
es sein, dass dein Erlebnis heute Morgen eine Auswirkung dieses Kampfes war.
Natürlich könnte es auch sein, dass irgendjemand versucht, dich als Schlüssel
zu missbrauchen.“
„Wirklich Willow...sehr beruhigend,“ Dawn warf ein Kissen nach
ihr.
„Hey...
das steht alles in diversen Foren und geheimer Literatur,“ verteidigte sich
Willow. „Ich hab mir das nicht ausgedacht. Aber ich werde speziell in dieser
Hinsicht noch etwas weiter recherchieren.“
„Danke,“ sagte Dawn erleichtert. „Wieso hat mich eigentlich
damals dein Zauber nicht erkannt? Als wir herausfinden wollten wer unerkannt
als potentielle Jägerin in Sunnydale weilte und dein Zauber durch mich hindurch
ging?“
„Gute Frage, nächste Frage,“ grinste Willow unsicher, wurde
dann aber wieder ernster. „Der Zauber wurde von Amanda abgelenkt, als sie
am Haus vorbeiging. Und ich schätze die Energie deines Schlüssels hatte noch
die Oberhand.“
“Und wieder ein unerklärliches Phänomen auf dieser Welt mehr,“ seufzte Dawn
und sah zur Tür. Sie hatte noch eine Menge Hausaufgaben zu erledigen, bevor
sie zu Cleveland Rides musste. Trotzdem gab es noch ein paar Dinge, über die
sie mit jemanden reden musste und da Andrew wegen dem Streit mit Xander ein
wenig andere Sorgen hatte, wollte sie nicht zu ihm rennen und ihn auch noch
mit ihren Problemen belasten. Lily war in letzter Zeit ständig unterwegs und
da blieb nur Willow....wenn sie nicht doch langsam mit den anderen darüber
reden wollte...
„Ist noch etwas?“, Willow räumte den Ordner zur Seite und sah
zur unschlüssigen Dawn, die durch sie hindurch blickte.
„Ehm.. ja... nein.. nicht wirklich..“
„Du kannst mit mir ruhig darüber sprechen.. ich hab noch etwas
Zeit...“, der gehetzte Blick auf die Armbanduhr strafte Willow einer Lüge.
„Na ja.. ich hatte heute Morgen einen seltsamen Traum. Buffy,
Faith und Kennedy waren in ihm. Und merkwürdige Wesen. Reiter genau gesagt....“
„Ein Prophezeiungstraum?“, brachte Willow fragend aber fast
auch gleichzeitig erschrocken hervor.
„Keine Ahnung.. ich hab damit noch nicht viel Übung, wie du
weißt.. aber ich hatte so etwas ähnliches schon einmal auf diesem Geisterschiff
gesehen... der befreite Geist zeigte mir den Untergang von Cleveland und einem
Reiter, der aus dem Eriesee ausbrach... ich weiß nicht was das bedeuten soll,
aber vielleicht hängt das alles zusammen?“
„Das wäre möglich. Du müsstest mit Giles und Buffy...“
„Auf keinen Fall... nicht jetzt. Nicht nachdem wir Vi verloren
haben. Buffy würde durchdrehen... ich meine sie würde mich nie wieder auf
die Strasse lassen, aus Angst der nächstbeste Vampir lauert mir auf und tötet
mich...“
Willow seufzte frustriert. “Du weißt,
dass es das alles nur noch schlimmer macht, um so länger du schweigst? Giles
und Buffy werden nicht begeistert sein, dass wir inzwischen alle irgendwie
bescheid wissen nur sie nicht?“
„Ich bin nur gekommen, weil ich .. nun... ganz bestimmt nicht
um altkluge Ratschläge zu bekommen.“, sagte Dawn nicht wirklich unhöflich,
dafür aber resigniert. Als sie die Tür öffnete, drehte sie sich noch einmal
zu Willow herum „Ich warte noch ein
paar Tage.., dann vielleicht...“
Willow sah ihr zweifelnd hinterher, als sie das Zimmer verließ.
Wächterhaus
selber Nachmittag
Erdgeschoss. Giles Büro
“Ja... ja doch ganz sicher. Sie können mit Dana machen,
was auch immer sie für notwendig halten...,“ Lily spielte mit der freien Hand
an der Telefonschnur und sah aus dem Fenster von Ruperts Büro. „Ich weiß,
dass es schwierig wird....“
Der große Schulbus versperrte das meiste
an der guten Aussicht und Lily wollte sich nicht vorstellen, was die breiten
Reifen für vernichtende Auswirkungen auf den Rasen hatten. Einen gepflegten,
englischen Rasen dürfte Rupert wohl vergessen können. „Mister Giles? Natürlich
hat er das autorisiert...“, Lily hörte ein Geräusch hinter sich und verstummte.
Als sie hinter sich blickte, sah sie Giles in das Büro kommen.
Für einen Moment stutzte der Wächter, als
er Lily hier unten entdeckte, ging dann aber mit einem Lächeln an ihr vorbei
und griff nach einer Notiz, die auf dem Tisch lag. Lily lächelte zurück.
„Eh... ja...machen sie das einfach.. ich
muss Schluss machen.“, und damit legte sie den Hörer auf die Gabel zurück.
„London,“ erklärte sie Giles, der sie fragen anblickte.
„Probleme?“
„Nein.. nicht wirklich. Nur ein paar Anfragen,
die ich dir abgenommen habe.“
„Anfragen?“, fragte Giles halb abwesend,
als er die Notiz in seinen Händen las und kurz über den Brillenrand zu Lily
blickte.
„Ich sagte ja, nichts besonderes. Verwaltungstechnisches
Zeug. Ob sie die Menge Papier bestellen können, welche Druckerpatronen...“,
Lily unterbrach als sie Giles abwinkende Geste sah und grinste. Ihr Blick
wanderte wie beiläufig zum Safe hinüber, ehe sie wieder mit einem gewinnenden
Lächeln zu Giles blickte.
„Wenn du schon einmal hier bist.. ich hätte
da noch eine Frage, die mich seit längerem beschäftigt...“
„Sicher.. nur zu...,“ Giles steckte die
Notiz weg und ließ dabei seine Hände gleich in den Tiefen seiner Hose verschwinden.
„Nun.. wegen Dawn – du und Buffy... habt
ihr euch jemals die Frage gestellt, ob Dawn, wenn sie aus Buffys Erbmasse
oder Blut...,“ Lily sah etwas verwirrt aus, als sie versuchte Dawns Entstehung
zu beschreiben, „erstellt wurde, nicht schlummernde Kräfte einer Jägerin in
sich hat?“
Giles
zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe. Etwas verwundert über Lilys Frage,
suchte er nach einer Antwort. „Nun ja, uhm.. s-sicher gab es den einen oder
anderen Gedanken dazu, aber Dawn zeigte nie besondere Kräfte oder Talent.
Durch Zusehen und heimliches Üben scheint sie ein...uhm... ein gewisses Geschick
mit Waffen gewonnen zu haben. Und zudem hatte Willow vor nicht all zu langer
Zeit einen Zauber gewirkt, um potentielle Jägerinnen in Sunnydale zu erkennen...
der Zauber ging an Dawn vorbei,“ er dachte kurz über seine eigene Worte nach
und schüttelte dann mit dem Kopf. „Nein.. nein, wenn ich darüber nachdenke,
bin ich mir sicher, dass Dawn einfach Dawn ist. Sie hat allerdings Talent
beim Recherchieren bewiesen. Sie würde eine gute Wächterin abgeben, wäre sie
nur etwas früher mit der Materie in Verbindung gekommen.“
„Es ist nie zu spät,“ sagte Lily überzeugt.
„Und bei unserem momentanen Mangel an Wächtern bestimmt keine falsche Überlegung.
Allerdings versuche ich mir vorzustellen, in welcher Weise ihre alte Existenz
als Schlüssel ins Bild passen würde. Sicher gibt es noch genug finstere Mächte,
die versuchen könnten sie zu missbrauchen.“
„Ich glaube nicht, dass Dawn ihr Leben für
eine Wächterkarriere freiwillig aufgeben würde. Sie hat zu sehr gesehen, was
solch ein Leben ihrer Schwester und mir an Opfern abverlangte. Und was ihre
Schlüsselenergie betrifft wissen wir genauso viel oder wenig wie Dawn selbst.“
Giles wusste wie verwirrend Dawns Existenz einmal für sie alle gewesen war,
doch wie mochte diese Geschichte erst auf Außenstehende wie Lily wirken? „Sie
besitzt die Kraft, um Portale zu öffnen und sicher auch um sie zu schließen.
Dabei muss es nicht unbedingt ein sichtbares Portal sein, wie das, was Glory
öffnen wollte. Es scheint ihr Blut zu reichen, aber ich habe auch schon in
anderen Quellen gelesen, dass sie nur in ihrer Form als reine Energie eine
Funktion hat. Es gibt viele Möglichkeiten.“
„Hm.. und sie hat diese Kraft noch immer
in sich?“
„Sicher.. nur weil wir Glory zurückdrängten
und besiegten, heißt das nicht, dass ihre wahre Existenz damit erloschen ist..
wieso willst du das eigentlich ausgerechnet jetzt, alles so genau wissen?“,
stellte Giles die Frage, ohne seinen belehrenden und erzählenden Tonfall zu
verändern.
Lily zuckte mit den Schultern und machte
ein recht unbeteiligtes Gesicht. „Ach nur so... ich meine schließlich arbeite
ich mit euch zusammen und möchte alle Zusammenhänge kennen, nicht nur die,
die in deinen Tagebüchern stehen,“ Lily lächelte ihn plötzlich an. „Ich muss
doch wissen, auf was ich mich einlasse. Abgesehen von dir...“
„Lenk nicht ab,“ brummte Giles mit nicht
sonderlich viel Widerstand. „Du kennst mich und weißt genau auf was du dich
eingelassen hast.“
„Ich weiß. Aber deine Freunde sind noch
alle ein ziemliches Rätsel für mich. Nimm Xander – er erschien auf mich immer
so vernünftig, ein reifer junger Mann, der sich seinen Humor und kindlichen
Spaß bewahrt hatte. Und dann taucht er plötzlich mit diesem Seher-Auge auf
und kann nicht verstehen, wieso es eine Gefahr darstellen könnte und wieso
es ihm niemand gönnen würde. Dawn dahingegen möchte ein normales Leben führen,
und würde gerne alles aus ihrem alten Leben und ihrer Schlüsselexistenz leugnen.
Trotzdem versäumt sie fast nie ein Meeting und würde am liebsten in der ersten
Reihe an der Seite ihrer Schwester mitkämpfen. Und Andrew erst... er ist auf
seine Art kindlich naiv, vergeudet seine Energie mit Comics, Filmen und Serien
und auf einmal überrascht er jeden mit Verantwortungsbewusstsein und löst
das Geheimnis um Samielle. Bei Buffy wüsste ich gar nicht wo ich anfangen
soll... und selbst bei dir muss ich
mich manchmal daran erinnern, dass da drinnen,“ sie deutete auf seine Brust,
“auch ein paar dunkle Geheimnisse schlummern. Aber gerade das finde ich unglaublich
anziehend.“
Giles senkte verlegen seine Augen. Auch
wenn ihn und Lily so vieles verband konnte er nicht wirklich gut mit Komplimenten
dieser Art umgehen. Jedoch verstand er auf was Lily hinaus wollte und gab
sich ein wenig die Schuld daran. Er hatte nie ernsthaft versucht Lily zu integrieren.
Sie war hier gewesen, um ihm zu helfen, nicht Buffy und den anderen. Als mehr
daraus wurde, war sie in seinen Augen neben Kollegin und Verbündete zu einer
Freundin und Geliebten geworden... ein Grund mehr, die anderen ein wenig fernzuhalten.
Es war sein Privatleben und seine Angelegenheiten. Vielleicht wäre das Verhältnis
zwischen Buffy und Lily nicht so lange kühl verlaufen, wenn er nur von sich
aus mehr dafür getan hätte, dass sich alle besser kennenlernten.
„Oh und wenn wir schon Fragestunde spielen..
hat irgendjemand noch einmal versucht an die Münzen im Safe heranzukommen?“
„Was? Oh... die Münzen?“, erneut erstaunt
über Lily sah Giles zum Safe und schüttelte dann den Kopf.
„Nein, seit Samielles Überfall auf Buffy hat es niemand mehr versucht. Die
Münzen liegen sicher im Safe. Und niemand weiß, wieso diese Dämonin hinter
ihnen her war.“
„Ich glaube Faith und Willow hatten anders
zu tun, als diese Dämonenfrau auszufragen. Sie waren bestimmt froh, als sie
ihren letzten Atemzug tat. Sicher sind die Münzen magisch.“
„Oh ganz sicher. Aber wir haben noch nichts
darüber herausgefunden. Willow und ich versuchen seit Samielles Tod einen
Anhaltspunkt über sie und ihre Verbindung zu den Münzen zufinden. Oder eine
Verbindung zu D’Hoffryn. Schließlich kommen diese Geldstücke von ihm.“
„Ich kann euch helfen, wenn ihr noch Hilfe
braucht. Vielleicht solltest du mir die Kombination vom Safe geben. Nur für
den Notfall, falls ich mal alleine im Haus sein sollte und jemand nach den
Münzen sucht. Ich kann sie dann in Sicherheit bringen.“
Giles sah sie einen Moment durchdringend
an, doch Lilys herbeigezaubertes Lächeln ließ Giles schließlich mit einem
Schmunzeln um die Mundwinkel herum nicken. „Das ist in der Tat eine sehr gute
Idee.“ Und damit griff er nach Papier und Stift, um die Nummer zu notieren.
Ratszentrale
Giles Büro, später Nachmittag
Mit
dem Telefon zwischen Ohr und Schulter geklemmt versuchte Buffy in Giles Büro
mit der einen freien Hand nach ihrer Kaffeetasse auf dem Fenstersims zu angeln,
während sie sich mit der andern Hand eine Notiz machte.
„Ich helfe dir,“ flüsterte eine Stimme neben
ihr und Buffy wandte sich mit einem dankbaren Lächeln herum und nickte Emma,
der rothaarig gefärbten, jungen Jägerin, zu, die auf einem der Besucherstühle
saß und sofort in die Höhe spritzte, um Buffy die Kaffeetasse zu holen.
„Okay.. gut.. dann können wir den Flug buchen,“
sagte Buffy in den Hörer, schrieb sich wieder etwas auf und legte mit einem
„Bis dann“ auf.
„Und.. was ist dabei herausgekommen?“ fragte
Emma sofort voller Ungeduld, als Buffys Aufmerksamkeit wieder ihr galt.
„Das diese Wächter noch immer wie eine ausgestorbene
Spezies reden. Hm.. genau genommen sind sie das ja auch dank Caleb...,“ grinste
Buffy, doch der Ausdruck in ihren Augen blieb ernst.
„Wissen sie nun von Ms. Ushers Empfehlung?“,
Emma rutschte unruhig auf ihren Stuhl zurück.
„Ja,“ sagte Buffy nachdenklich und gedehnt.
„Sie scheinen mit ihr telefoniert zu haben.“
„Das heißt ich kann nach England fliegen?
Nach Europa?“, ein begeisterter Glanz erschien in Emmas Augen.
„Na
ja, dass wird sicher keine Touristenreise,“ gab Buffy grinsend zu bedenken.
„Ms. Usher will, dass du in der Obhut von einigen erfahrenen Wächtern so viel
wie möglich lernst. Und glaub mir.. es war schon schwer zu ertragen von einem
Wächter alleine gedrillt zu werden. Andererseits bleibt dir die Bekanntschaft
mit einer leerstehenden Villa erspart,“ sie lächelte bei der alten Erinnerung
an L.A. und fuhr fort, obwohl Emma Buffy etwas verwirrt ansah. „Allerdings
können wir dir hier nicht wirklich viel bieten. Wir haben nur Giles, Robin
und Ms. Usher in Cleveland und sie sind gleichzeitig für so viele Jägerinnen
im Umkreis verantwortlich, wie auch für all die Sorgen und den Kummer diverser
Wächter und Jägerinnen. Ich kann Ms. Ushers Bedenken gut verstehen.“
„Fein.. dann ist das ja irgendwie geklärt.
Ich möchte sehr gerne gehen. Auch wenn es schwierig wird meine Eltern von
der Notwendigkeit eines Auslandschuljahrs zu überzeugen,“ seufzte Emma. „Ich
meine... ich hab’ ja nicht mal eine Fremdsprache gewählt.. dann werden sie
mir das geschichtliche Interesse an England oder Europa kaum abkaufen. Aber
ich muss fliegen... inzwischen kann ich nicht mehr anders und so merkwürdig
wie es noch immer ist nachts mit Pflock und Armbrust über den Friedhof zu
schleichen, so berauschend und befriedigend finde ich es auf eine irritierende
Art und Weise. Ich weiß nicht, ob du das so auch empfindest und verstehst
was ich meine... aber es macht süchtig und nach einem Vampir habe ich oft
das Verlangen nach weiteren Kämpfen...“, Emma unterbrach ihr nervöses und
leicht aufgeregtes Geplapper, um Buffys Reaktion abzusehen.
Oh, und wie Buffy verstand was Emma meinte.
Sie kannte das Gefühl, das Emma beschrieb. Doch Buffy zog es vor dazu nichts
zu sagen. Die Zeit nachdem sie auf Dracula in Sunnydale gestoßen war, ihre
nächtlichen Streifzüge, die sie fast schon brauchte, als wäre sie süchtig
nach ihnen gewesen, gehörten zu einem Teil ihres Lebens, der sie sehr verwirrt
hatte und auch nicht sonderlich stolz machte. Sie erinnerte sich nicht gerne
daran, wie sie zum ersten Mal die dunkle Seite in einer Jägerin erforscht
und kennen gelernt hatte.
Buffy sah Emma noch immer schweigend an,
ehe sie begriff, dass Emma nicht mehr sprach und sie abwartend anblickte.
Die blonde Jägerin beeilte sich zu nicken und zu lächeln. „Ja, doch... ich
verstehe was du meinst. Ich schätze Lily und Giles sind erleichtert, dass
du dich für unsere Sache nun doch interessierst.“
Emma nickte eifrig. „Ja sehr, denke ich.
Allerdings scheint Mister Giles der Meinung zu sein, dass ich in Cleveland
genauso gut aufgehoben sei, wie in London. Ich denke er ist nicht so...glücklich...
über Ms. Ushers Idee.“
„Dennoch hat er es erlaubt und mit London
telefoniert,“ wandte Buffy ein. „Du brauchst dir deswegen keine Gedanken mehr
zu machen. Ganz so abgeneigt scheint er also nicht zu sein. Wir sind ja auch
noch da, und werden sicher mit den paar Vampiren und Dämonen fertig.“
„Klasse.... ich bring euch auch etwas mit..
versprochen,“ strahlte Emma über die Aussicht aus Cleveland herauszukommen..
etwas von der Welt zu sehen und dabei interessante Dinge zu lernen, die vor
einigen Wochen noch für sie die Ausgeburt kranker Phantasien von Horrorbuch-Autoren
oder Film-Regisseuren waren...
Emma stand auf und ging zum Ausgang. „Ich
ruf morgen an.. wegen dem Flug und so,“ sie öffnete die Tür zum Flur hinaus
und prallte erstaunt zurück, als sie fast Xander umrannte,
der auf der Türschwelle stand, mit ausgestreckter Hand zum Türknauf. Er wirkte
nicht minder überrascht.
„Hey.. hi Emma... haltet ihr gerade so was
ähnliches wie ein Jägerinnen Pow Wow ab?“, er grinste und trat zur Seite,
damit die junge Jägerin das Zimmer verlassen konnte.
„So ähnlich, ja“ grinste das Mädchen zurück,
winkte Buffy zum Abschied zu und verschwand durch den Hinterausgang ins Freie.
„Hey.. Xander.. willst du deiner Freundin
etwas Gesellschaft bei ihrer armseligen Arbeit leisten?“
„Nun.. eigentlich wollte ich nur mal schnell
vorbei schauen und hallo sagen. Armselig?“
„Armselig,“ bestätigte Buffy mit einer Grabesstimme.
„Die meiste Zeit sitze ich hier rum, spitze Bleistifte,“ sie zeigte zu einem
Plastikbecher, in dem gut zwei Dutzend angespitzte Bleistifte steckten. „Nehme
Anrufe entgegen, mache Notizen für Giles oder faxe irgendeinem Wächter Informationen
zu.“
„Ich dachte du hast eine beratende Stelle?“
„Nun, die Jägerinnen, die Probleme haben
und hier anrufen, kann ich an einer Hand abzählen. Meist sind es Wächter,“
grinste Buffy. „Die Probleme mit ihren Jägerinnen haben. Soweit ich kann helfe
ich mit ein paar Tipps aus...“
„Ich schätze zu Gunsten der Jägerinnen?“
„Betriebsgeheimnis,“ feixte Buffy weiter
und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Aber ich kann mich nicht wirklich
beklagen, schließlich bekomme ich dafür Geld, dass ich im Sicheren, Warmen
sitze, anstatt in einer rauchigen Spelunke Bier und Pizzen serviere. Und ich
kann endlich ohne schlechtes Gewissen einkaufen gehen.“
„Kling doch gut,“ Xander sah auf die Uhr.
„Findest du nicht, dass mich der Job um
einige Schritte nach hinten wirft?“
„Wie meinst du das?“
„Ich habe in den letzten zwei Jahren gelernt,
was es heißt selbständig zu sein. Auf eigenen Füssen zu stehen. Und zwar auf
eine unangenehme brutale Art und Weise – Giles ging und ließ mich im kalten
Wasser alleine schwimmen. Ich wäre fast darinnen ertrunken, wenn ich dich
erinnern darf. Meine beste Freundin wurde zu einem rachsüchtigen Wesen, das
die Welt zerstören wollte, meine Schwester war zu einer kleinen Dieben avanciert
und ich glaubte mir etwas beweisen zu müssen, in dem ich mit dem Feind ins
Bett...“
„Stop... die Vorstellung reicht mir schon...,“
unterbrach Xander.
„Aber siehst du auf was ich raus möchte?
Und im letzten Jahr war es nicht besser.. obwohl Giles da war, schien es so,
als würde mich alles überfordern. Trotzdem gelang es uns zweimal das Böse
abzuwenden...“
„Aber das hat doch nichts damit zu tun,
ob Giles da ist oder nicht? Du bist schon immer mit allem fertig geworden.
Dir fehlt nur ein wenig das Selbstvertrauen. Das Giles hier ist und du für
ihn arbeitest ist doch kein Rückschritt? Sei froh, dass du noch immer jemanden
hast, der älter und weiser ist als du. Willow und ich haben seit dem Anruf
ein paar Tage vor der Zerstörung Sunnydales, nichts mehr von unseren Eltern
gehört. Alles was wir wissen, ist, dass sie Sunnydale rechtzeitig verließen.
Wir haben niemanden, zu dem wir gehen können, um um Rat zu fragen oder Hilfe
zu erbeten. Es ist doch nichts falsches daran zu zugeben, dass man hin und
wieder jemanden braucht, der etwas besser kann als man es selbst könnte?“
Buffy sah Xander nachdenklich an. Wahrscheinlich
hatte er recht...
„Schau mich nicht so zweifelnd an. Du weißt,
dass ich recht habe...,“ Xander blickte erneut auf seine Uhr. Als er zurück
zu Buffy sah, ihren fragenden Blick bemerkte, grinste er verlegen. „Ich werde
in ein paar Minuten von Eve.. eh ...abgeholt...“
„Eve?“, Buffy zog ihre Augenbrauen in die
Höhe. Sie war froh vom Thema abgelenkt zu werden. „Gibt es etwas das ich wissen
sollte?“
Xander lächelte weiterhin verlegen und setzte
sich auf die Tischkante von Giles Schreibtisch.
„Nicht
wirklich. Außer - sie ist meine Chefin und scheint sehr interessiert an mir
zu sein,“ er seufzte leise.
„Du siehst nicht gerade sehr glücklich darüber
aus?“, Buffy taxierte Xander nachdenklich. „Sie ist doch nicht wieder irgendwie
dämonisch?“
„Nicht das ich wüsste,“ mit einem schlechten
Gefühl im Magen dachte er daran zurück, was er vor zwei Wochen dank dem magischen
Auge über Eve gesehen hatte... dieser Kampf mit Faith.. er war sehr beängstigend
gewesen und er wusste nicht, was er davon halten sollte.
„Aber sie holt dich ab?“, Buffy grinste
breiter.
„Ja, nichts besonderes, nur ein Essen..
im Blue Rider.“
„Ach so,“ sagte Buffy gespielt ernst und
grinste dann. Xander sah betrübt an ihr vorbei und Buffys Gesicht wurde schlagartig
ernster.
„Okay.. ich weiß ja, dass ich im Moment
der zu bedauernste Mensch auf dieser Welt bin.. es ist nicht einfach Giles
Sekretärin zu spielen, auch wenn er es Beraterin und Ausbilderin nennt....,“
sie machte ein mitleiderregendes Gesicht. „Aber dein Gesichtsausdruck verrät
mir, dass du mich um Längen schlägst.. was ist los?“
Xander atmete laut durch und wandte seinen
Blick zu Buffy. „Vieles.. oder nichts. Eigentlich sind es Dinge, über denen
ich stehen sollte... aber zum einen habe ich das Gefühl das mich viele Kollegen
nicht wirklich akzeptieren und glauben, ich hätte die Stelle nur bekommen,
weil Eve interessiert ist. Sie lästern und tuscheln, wenn ich an ihnen vorbeigehe.
Das ist fast wie damals an der Sunnydale High,“ seufzte Xander. „Und obendrein
hatten Andrew und ich eine.... nun nennen wir es einfach mal eine Meinungsverschiedenheit....
aber es hat gereicht, dass er ausgezogen ist und ich weiß nicht einmal, wohin.
Noch ob es ihm gut geht.. oder ob er unter der nächsten Brücke schläft. Was
in Cleveland keine gesunde Alternative zu einer Wohnung ist.“
"Oh... das wusste ich noch gar nicht..“ kurz erinnerte sich Buffy, Andrew
beim Packen seiner Sachen gesehen zu haben, doch sie hatte ihm keine Beachtung
geschenkt. An jenem Tag wollte sie nur Xander sprechen und ihm ihre Meinung
über das magische Auge sagen... dabei hatte sie Andrew also beim Auszug erwischt,
ohne verstanden zu haben, was da eigentlich vor sich ging.
"Mach dir keine Sorgen,“ Buffy lehnte sich wieder nach vorne und legte
Xander beruhigend und freundschaftlich eine Hand aufs Knie. "Dawn hat
die letzten Tage wieder mit ihm telefoniert, und nichts davon erwähnt, dass
er Hilfe braucht, also muss es ihm wohl einigermaßen gut gehen. Er kommt zurecht.
Ganz bestimmt. Du kannst nicht ewig für ihn den großen Bruder spielen. Außerdem,
wer mit Jonathan und Warren unter einem Dach wohnen konnte, wird das Leben
schon meistern...“
Bei ihren letzten Worten verdüsterte sich Xander's Miene noch weiter. "Genau
das ist ja das Problem," murmelte er, und Buffy blickte ihn verständnislos
an. "Was meinst du damit?"
Er holte tief Luft. "Ich erzähl' dir das jetzt sicher nicht, um Andrew
anzuschwärzen. Aber es muss sein, weil wir uns überlegen sollten, inwieweit
wir ihm noch trauen können..." Buffy's Miene wurde zusehends verwirrter,
und hastig fuhr er fort: "Nun, ich weiß, dass die Sache mit dem Auge
ein Fehler war, aber ich kann die Dinge, die ich dadurch erfahren habe, auch
nicht einfach so ignorieren. Und über Andrew habe ich etwas sehr Schlimmes
erfahren..."
"Etwas Schlimmes?" Die Augen der Jägerin weiteten sich erschrocken.
"Was meinst du damit?"
"Nun ja..." Einen Augenblick schwieg Xander, er wusste nicht so
ganz, wie er es formulieren sollte, ohne Buffy zu schockieren. "Er...trifft
sich... heimlich mit Warren!"
"Du hast das nicht gewusst?" fragte Buffy entgeistert.
"Du hast es gewusst?" fragte Xander ebenso entgeistert zurück.
"Na ja..." sie zuckte mit den Schultern. "Er hat's mir nicht
unbedingt auf die Nase gebunden, aber es war doch eigentlich...ziemlich offensichtlich."
Xander verstand die Welt nicht mehr. "Du hast es tatsächlich gewusst,
und nichts unternommen? Der Kerl hat Tara umgebracht, und beinahe auch dich!
Ist dir das einfach so egal?"
"Du weißt genau, dass das nicht stimmt," entgegnete sie entschieden,
und er merkte ihrem Tonfall an, dass diese Unterstellung verletzend gewesen
war. "Aber was soll ich denn deiner Meinung nach unternehmen? Andrew
einen Vortrag darüber halten, dass wir die Guten sind, und nicht mit bösen
Jungs...uhm...Star Trek gucken? Wie überzeugend ist das wohl, wenn es ausgerechnet
von mir kommt?"
Fast wäre Xander eine zynische Bemerkung rausgerutscht, doch er schluckte
sie rechtzeitig hinunter. Er wollte jetzt nicht mit Buffy streiten, und am
allerwenigsten wollte er die alten Debatten über Angel und Spike wieder herauskramen.
Das würde nur böses Blut geben.
Verlegen blickte er zur Seite. Eigentlich hatte er überhaupt nicht von der
Sache mit Andrew anfangen wollen, aber er konnte auch nicht verhindern, dass
es ihm die ganze Zeit im Kopf herumging. War am Ende Andrew derjenige, den
Larr mit seiner zweideutigen Bemerkung gemeint hatte?
'Einer aus eurem Team spielt nicht mit offenen Karten...er hintergeht euch...'
Ein Hupen vor dem Haus, das gedämpft zu ihnen nach hinten durchdrang, ließ
Xander zusammenfahren. "Oh.. das muss Eve sein. Ich muss dann wohl los...
und entschuldige bitte,“ sagte Xander mit einem warmen Lächeln. "Ich
wollte wirklich nur 'hallo' sagen und dir nicht die Ohren volljammern.“ Er
sah nicht sehr von Buffy's Worten überzeugt aus, als er ging, aber sie hoffte,
dass sie ihm wenigstens etwas Mut zugesprochen hatte. Was sicher nichts an
seinen Grübeleien ändern würde.
Garten / Vor dem Wächterhaus
Ein paar Minuten später
Ein
leichter Windhauch strich über Faith’ Haut, die von Schweißperlen übersäht
war. Sie schlug ihr Bein hoch, traf dabei Robin’s Arm, der mit einem Schaumstoffpolster
geschützt war, und schrie dabei auf. Robin fasste nach ihrem Fuß, ergriff
ihn und schleuderte sie einige Meter zurück.
„Was war denn DAS? Solls das gewesen sein?“ schrie Robin, wich einem weiteren
Schlag aus, sprang zurück, griff nach einem Messer, welches neben den Waffen
auf dem Tisch lag, und schleuderte es in Faith’ Richtung. Diese machte eine
Rolle nach rechts, starrte kurz geschockt das Messer an, welches nun in der
Wand steckte, sprang auf, und lief auf Robin zu.
Diesem verging sein Lächeln, als er plötzlich von Faith gepackt und auf dem
Boden geschleudert wurde. Sie stand über ihm, atmete heftig, und sah ihn wütend
an.
„Spinnst du?“ schrie sie ihn an, während sie nach einem Handtuch griff, um
sich damit das Gesicht zu trocknen.
Robin stand langsam wieder auf, nahm sich ebenfalls ein Handtuch, und schien
zu überlegen, was er ihr antworten sollte.
„Was ist los mit dir? Du bist unkonzentriert und aggressiv.. du denkst nicht
nach.“ Sagte er zu ihr, legte des Handtuch wieder zur Seite, und drehte sich
von ihr weg.
„Faith, ich weiß, dass du den Tod von Vi noch immer nicht verarbeitet hast.
Wie auch? Keiner von uns hat das.. aber du musst schauen, dass du dich bei
den Kämpfen mehr konzentrierst.. es geht dabei um dein eigenes Leben..“ Robin
drehte sich wieder um und sah sie besorgt an. Faith wirkte abwesend, und nahm
dann eine abwehrende Haltung an.
“Du
musst es ja wissen… gerade du, der mehr als 20 Jahre nach dem Tod seiner Mutter
Spike nur aus eigennützigen Gründen fast umgebracht hätte..“ schnauzte sie
zurück, warf das Handtuch auf den Tisch und sah ihn herausfordernd an.
„Faith.. was fällt dir eigentlich ein.. !“ schrie Robin, nicht fassend, was
die Jägerin gerade von sich gegeben hatte. Spike hatte Nikki getötet, und
Nikki war nicht nur irgendeine Jägerin gewesen, sondern seine Mutter. Klar,
Spike hatte viel gutes getan, er hat sich für sie alle geopfert. Aber würde
er dasselbe noch einmal machen, wenn er erneut die Chance dafür bekäme? Wahrscheinlich
schon.
„Ach, vergiss es!“ schrie Faith, verfluchte ihren Wächter und Liebhaber innerlich
mit allen möglichen Schimpfwörtern, und ging wütend Richtung Strasse davon.
Sie musste hier raus, einfach nur raus. Vielleicht sollte sie mal bei Kennedy
vorbei schauen? Hmm.. vielleicht.
Faith trat aus dem hinteren Garten, ging an dem großen Haus vorbei, welches
die Wächterzentrale von Cleveland und den USA war, und trat auf die Auffahrt
der Garage. Ungläubig und geschockt blieb die dunkelhaarige Jägerin stehen,
als aus einem parkenden Wagen eine blonde Frau ausstieg und auf Xander zu
ging.
„Hallo Eve!“ begrüßte Xander die junge Frau und streckte ihr mit einem Lächeln
und einem guten Gewissen die Hand entgegen. Er wusste, dass er sie nun wieder
berühren konnte, ohne irgendwelche Dinge aus ihre Vergangenheit „zu sehen.“
„Eve?“ flüsterte Faith ungläubig. „Wie… was.. ich versteh das nicht…EVE?“
Faith konnte es nicht glauben, als sie die Frau erkannte. Da stand Eve vor
ihr. Eve aus Silent Hill. Eve aus ihrem Traum. Eve der Dämon, der Racheengel.
Eve, die angedroht hatte, alle ihre Freunde zu töten.
Faith’ Blick verdunkelte sich, und ihr Hände wurden zu Fäusten, als sie los
lief, Eve ansprang und ihr mit der rechten Faust ins Gesicht schlug. Eve schrie
panisch auf, stolperte nach hinten, und schlug hart auf dem kalten Betonboden
auf. Zitternd fasste die blonde Frau nach ihrer blutenden Nase.
„FAITH! WAS SOLL DAS?!“ schrie Xander, sprang vor, und wollte Faith zurück
reißen, doch ohne Erfolg. Faith schüttelte ihn ohne Anstrengungen ab, hob
Eve wieder vom Boden auf und schleuderte sie gegen die Hauswand.
„FAITH HÖR AUF!“ schrie Xander wieder, stellte sich abwährend vor seine blonde
Begleiterin und sah Faith bestimmend an.
„Hör sofort auf.. oder..“
„Oder was?“ antwortete Faith und funkelte ihn böse an. „Ich kenne sie. Sie
hat mich beinahe umgebracht. Sie ist ein Dämon. Sie muss sterben!“ fauchte
sie aggressiv und wollte Xander aus dem Weg stoßen, als sie plötzlich eine
Hand spürte, die sich auf ihre Schulter legte.
„Faith.. beruhig dich..“ sagte Ronah, die hinter ihr stand, und Eve geschockt
anstarrte. „Sie sieht sehr.. menschlich aus. Denkst du nicht, dass sie sich
schon längst.. verwandelt hätte, wenn sie ein Dämon wäre?“
Faith drehte sich um und sah Ronah verwirrt an, während Xander Eve aufhalf,
der neben dem Blut nun auch Tränen vom Gesicht liefen.
„Du kennst sie doch. Sie .. hat dich umgebracht.. in Silent Hill..“ flüsterte Faith
verwirrt und sah Ronah an.
Ronah musterte Eve, erkannte dabei die Frau, die in Silent Hill zuerst den
kleinen Jungen vor ihr und dann sie selbst umgebracht hatte, merkte aber auch,
dass irgendwas mit ihr nicht stimme. Irgendetwas fehlte. War es der wahnsinnige
Ausdruck in den Augen der Silent Hill
Eve? Oder war es einfach der leidende Blick, mit dem diese Eve gerade fassungslos
auf den Boden starrte, der sie von der Eve aus Silent Hill unterschied.
„Faith.. komm mit. Wir sollten einige Nachforschungen anstellen..“ sagte Ronah,
und legte dabei wieder ihre Hand auf Faith’ Schultern. Diese sah sich verwirrt
um, musterte Eve noch einmal und wanderte dann mit ihrem Blick zu Ronah.
Eve schluchzte, schien langsam wieder zur Besinnung zu kommen, als Faith Ronah’s
Hand abschüttelte, sich umdrehte, und vom Wächterhaus Richtung Erie-See lief.
Ronah und Xander sahen ihr besorgt nach, wendeten sich dann jedoch Eve zu,
um ihr zu helfen.
Universität, Wohnheim
Am Abend, etwas später
Willow
sah von ihren Büchern auf, als energisch gegen ihre Zimmertür geklopft wurde.
Sie klappte das Buch leicht genervt zusammen, setzte sich auf, und stand vom
Bett auf. „Ich komm ja schon!“ schrie sie ungehalten, als sie das Buch noch
schnell auf dem Schreibtisch ablegte, zur Tür ging, und endlich öffnete.
Ein überraschtes „Oh.. hi!“ entkam ihr, als eine völlig aufgelöste Faith an
ihr vorbei stürmte, mitten in den Raum lief, sich kurz verwirrt umsah, und
sich dann wieder zu ihr drehte.
“Willow, ich brauche deine Hilfe..“, sagte Faith und sah die Hexe ziemlich
durcheinander an.
Willow runzelte besorgt die Stirn. Sie vergaß beim Anblick von Faith, dass
die Störung sehr ungelegen kam. Was war nur geschehen, dass eine aufgelöste
Faith auf ihrer Türschwelle stand und sie um Hilfe bat?
Seit dem Tod von Vi schien Faith auf jeden Fall immer mehr die Nerven zu verlieren,
ganz davon abgesehen, dass ihre Reizgrenze im Gegensatz zu ihrer Aggressivität
deutlich gefallen war.
Willow schloss die Tür leise.
“Also gut, beruhig dich bitte erst einmal. Was ist passiert? Wie kann ich
dir helfen?“
Willow trat an Faith vorbei, schob die Balkontür leise zu, und setzte sich
dann auf ihr Bett.
Faith war viel zu aufgeregt, um sich jetzt nieder zu setzen, stattdessen lief
sie in dem Raum auf und ab.
„Na ja, es ist so.. ich fürchte ich brauche deine Hilfe als.. Hüterin? Oder
einfach als Hexe? Ist auch egal.. aber.. da du mir damals bei der Lagerhalle
helfen konntest, denke ich, kann ich dir wirklich vertrauen.. oder?“ Faith
blieb abrupt stehen und starrte Willow fragend an.
„Ähm..“ Willow war von der Frage total überrumpelt. Natürlich konnte Faith
ihr vertrauen. Was sollte diese Frage? Obwohl.. was wenn Faith jemanden..
nein, das hat sie sicherlich nicht gemacht, so was darfst du nicht mal denken,
Willow!
„Natürlich kannst du mir vertrauen..“ antwortete die Hüterin und sah Faith
weiterhin besorgt an. Sie wird doch nicht...? WILLOW!
Faith nickte, murmelte ein „Gut“ und begann wieder hektisch auf und ab zu
laufen.
„Also.. ich hab .. in letzter Zeit eine Menge Träume. Ich hab mit Buffy gesprochen,
und sie meinte, dass Jägerinnen visionäre Träume haben.. ähm.. wie auch immer.
In diesen fallen schlussendlich immer vier dämonische Reiter über die Welt
her.. und na ja..“
Willow unterbrach Faith’s Redeschwall. Redete Faith hier von dem gleichen
Traum, den auch Dawn hatte? War das möglich? Konnten Jägerinnen den sinngemäß
gleichen Traum haben? War das möglich? Sie musste unbedingt mit Dawn reden,
es wurde einfach zu riskant, die Sache weiter geheim zu halten.
„Faith,
warte einen Moment.. wenn du visionäre Träume hast, die irgendetwas mit einer
neuen Apokalypse oder ähnlichem zu tun haben, solltest du das mit Giles, Lily
und Robin besprechen, die können dir da sicher viel eher weiter helfen..“
Faith blieb wieder stehen, sah Willow an, als hätte sie sie aus einem Traum
gerissen.
„Nein, Willow, es geht nicht um diese.. Träume. Ich.. ich hab das mit B. schon
besprochen, wir werden damit schon zu Giles gehen, sobald etwas Zeit ist,
es geht hier eher um einen anderen Traum.. den ich vor kurzem hatte..“ Faith
begann wieder hin und her zu laufen.
„Was hast du gesehen?“ Willow stand auf und ging langsam auf ihr Bücherregal
zu.
„Zuerst hab ich Vi gesehen.. sie.. sie hat sich.. selbst umgebracht.. in meinem
Traum..“ Faith sah Willow an, die mitten im Weg stehen geblieben war, und
sich entsetzt umgedreht hatte.
„Und dann sah ich Eve.. und sie hat mich verspottet.. hat mir erzählt, das
wir alle sterben würden, und es meine Schuld sei..“
„Eve? Xanders Eve?“ ungläubig ging Willow einige Schritte auf die Jägerin
zu.
“Ja! Nein.. ja.. keine Ahnung. Darum bin ich hier. Ich hab damals in Silent
Hill eine Eve getroffen, die haargenau aussah wie Xanders kleine Schlampe,
aber sie war ein Dämon, und hat uns beinahe alle umgebracht. Als ich ihr heute
begegnet bin, und sie geschlagen habe, fühlte sie sich aber an wie ein normaler
Mensch“
„Du hast Eve geschlagen? Oh Gott, wie geht es ihr?“
„Sie lebt noch, den Rest kann ich dir nicht sagen..“ Willow sah Faith geschockt
an, woraufhin diese wieder einmal stehen blieb, und auf Willows Reaktion verwirrt
reagierte.
„Ich hab ihr wenigstens nicht die Haut abgezogen!“ sagte Faith, als sie nicht
wusste, was sie sonst sagen sollte. Was hätte sie schon machen sollen? Diese
Frau ist ein Monster, oder war ein Monster, oder was auch immer. Sie hatte
keine Ahnung.
"Okay,
Punkt für dich!" sagte Willow, ging wieder auf die Balkontür zu, und
schob sie leicht auf. Eine frische Briese wehte ihr entgegen, und Willow atmete
tief ein. Früher hätte sie sich viel mehr Gedanken über einen kleinen Kommentar
von Faith gemacht, und wieder einmal an sich selbst gezweifelt. Doch zum einen
hatte Faith ja recht, und zum anderen wusste Willow, dass sie es geschafft
hatte, diesen Teil ihrer Vergangenheit abzulegen.
Als sie Faith’ Blick in ihrem Rücken spürte, wandte Willow sich wieder der
Jägerin zu.
„Und wobei soll ich dir nun helfen?“
„Die ganze Sache in Silent Hill und somit auch die Eve in Silent Hill wurden
von diesen zwei sonderbaren Magiern erzeugt, ich muss mit ihnen sprechen.
Ich hab keine Lust mehr auf ihre kranken Spiele, und ich tippe darauf, dass
Eve ein weiteres davon ist. Aber ich muss mir da erst sicher sein. Du musst
mir helfen..“ Faith blieb wieder stehen, sah Willow kurz verzweifelt an, und
gab sich dann einen Ruck. „Bitte, Willow.“
„Okay, die zwei Magier aus Silent Hill. Ich werde Robin’s Bericht durch gehen,
und schauen, was ich über sie finden kann..“ Willow schloss die Balkontür
wieder und trat einen weiteren Schritt auf Faith zu. „.. aber ich kann dir
nichts garantieren. Ich wüsste im Moment nicht einmal wo ich ansetzen soll.
Und ehm... ich hab jetzt noch einige wichtige Dinge zu erledigen, aber danach
werde ich mich darum kümmern.“
Willow lächelte Faith freundlich an, obwohl sie sich nicht sicher war, ob
sie Faith zur Zeit wirklich ernst nehmen konnte. War Xanders Freundin eine
Dämonin? War sie eine kranke Erfindung von zwei verrückten Magiern, nur, um
Faith zu ärgern? Drehte Faith womöglich gar durch? Zeigte die Jägerin erste
Anzeichen des Stresssyndroms?
„Okay.. danke!“ sagte Faith, nickte der jungen, rothaarigen Frau zum Abschied
noch zu, und war so schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen war.
Eve’s Wagen
zur selben Zeit
Eve saß bereits hinter dem Steuer
und kramte aufgelöst im Handschuhfach nach einem Kleenex als Xander dazu kam,
und sich vorsichtig neben sie setzte. Ohne ein Wort schob er ihre Hand beiseite
und zog eins der weißen Tücher hervor, das er ihr mit einem bedauernden Blick
reichte. Ihre linke Hand hielt sich die blutende Nase und ein rotblauer Streifen
oberhalb der Nasenwurzel ließ darauf schließen, dass vielleicht sogar etwas
gebrochen war.
„Lass mal sehen.“ Flüsterte er beruhigend und versuchte ihr die Hand vom Gesicht
zu lösen, was sie, mit etwas Widerwillen, dann auch geschehen ließ. Der obere
Bereich war bereits angeschwollen und noch immer tropfte dunkelrotes Blut
hinunter, traf auf ihre Lippen und lief weiter über ihr Kinn, vermischten
sich dort mit den einzelnen Tränen die aus ihren Augen tropften und weiter
ihren Weg nach unten suchten.
Ganz behutsam wischte er die Flüssigkeit von ihrem Hals. Wanderte weiter nach
oben bis zur Oberlippe und streichelte mit der anderen Hand beruhigend ihre
Schulter. Er spürte wie sich ihr Atem langsam beruhigte, und nachdem es endlich
aufhörte zu bluten, nahm er ein neues Tuch aus dem Fach, um die Reste zu entfernen.
„Sieht doch gar nicht so schlimm aus.“ Log er und musterte die Nase, die,
nun vom Blut befreit, rötlichblau im Tageslicht glänzte.
„Bring mich nach Hause.“ Stöhnte
sie heiser und Xander konnte nur nicken. Wieder einmal war das Essen nicht
zustande gekommen...
Nachdem sie die Plätze getauscht hatten und er den Wagen gestartet hatte,
traute sich Eve das erste mal vorsichtig in den kleinen Spiegel der Sonnenblende
zu schauen, doch klappte sie ihn erschrocken wieder nach oben nachdem sie
sekundenlang ihr Gesicht gesehen hatte.
„Weißt du, Faith hat vor kurzem erst eine gute Freundin
verloren …“ Okay, die Erklärung war lahm, schimpfte er sich selber und konzentrierte
sich besser auf den Verkehr, denn er spürte auch so Eves vorwurfsvollen Blick
auf ihm ruhen.
Ihre Unterlippe zitterte gewaltig und er befürchtete, dass sie gleich wieder
in Tränen ausbrechen würde… „ Warum hat sie das getan? Was hat sie gemeint,
als sie sagte ich wäre ein Dämon und müsse sterben?“ So langsam schien sie
ihre Fassung wiederzuerlangen, denn er hörte, wie ihre Stimme, die zunächst
sehr zittrig war, sich wieder festigte.
„Wird sie wieder versuchen mich umzubringen, ich meine …“
„Nein,
wird sie nicht, das verspreche ich dir.“ Hörte sich Xander selber reden, doch
nur um sich selber damit zu beruhigen. „Sie ist in letzter Zeit … etwas angespannt,
aber sie wird dir nichts mehr antun Eve. Das war sicher eine Verwechselung.
Ich werde das alles klären, glaub mir. “
Der Blick, dem sie ihm zuwarf, war voller Skepsis und er hoffte inständig,
dass sie ihm glauben würde.
„Eine Verwechselung? Mit einem Dämonen? Ist das so etwas wie damals in der
Firma?“
Sie hatten nie wieder über den Vorfall gesprochen und Xander war auch erleichtert
gewesen keine Erklärung mehr dafür abgeben zu müssen, aber er hatte auch nicht
ernsthaft geglaubt, dass sie es einfach so verdrängt haben konnte.
Zähneknirschend nickte er und trat auf die Bremse, als die Ampel vor ihm auf
rot wechselte.
„Ich bin kein Dämon!“ Schluchzte sie erneut auf und griff nach seinem Unterarm,
der auf dem Lenkrad abgestützt war. „Xander, du weißt das ich…“ Er sah in
ihre nassen Augen mit dem dunkel verlaufenen Mascara, auf die geschwollene
Nase, die das ansonsten perfekte Gesicht verunstaltete, die zitternde Unterlippe
und das noch vom Blut bräunlich gefärbte Kinn.
Wie in Zeitlupe griff er ihr in den Nacken, zog ihr Gesicht ein Stück näher
an sich heran. Und er war sich nicht sicher ob er das wollte, was nun unzweifellos
kommen würde. Aber es war die einzige Möglichkeit, sie zum Schweigen zu bringen
und ihn vor weiteren unangenehmen Fragen zu bewahren
Ihre Hände griffen nach seinen Schultern, krallen sich hinein, drängte sich
ihm entgegen und wie eine Ertrinkende klammerte sie sich an den jungen Mann
neben ihr.
Das ist ein Fehler, schoss es ihm noch durch den Kopf, aber das schaltete
sein Verstand kurzerhand ab und er presste seine Lippen auf die ihren bis
ein einsetzendes Hupkonzert von hinten ihn wieder in die Realität zurückbrachte
…
Wohnheim
in der Nacht
“Ich komm ja schon!“
Ein weiteres Klopfen riss Willow aus ihrer Arbeit. Seufzend speicherte sie
die ersten Powerpoint Folien für ihr Referat auf dem PC ab, und ging zur Tür.
Ob Faith noch etwas eingefallen war? Oder vielleicht war Dawn endlich zu einer
Entscheidung gekommen.
“Bist du grad im Stress?“ wollte ein reichlich geknickter Xander von ihr wissen.
Am liebsten hätte sie einfach ’ja’ gesagt, und ihm die Tür wieder vor der
Nase zugeknallt, aber das wäre wohl ziemlich unfair gewesen. Seinem Gesicht
nach wollte er sich wohl bei ihr entschuldigen, und ihre Dienste als Seelentrösterin
in Anspruch nehmen.
“Bevor
du dein Donnerwetter über mich hereinbrechen lässt, hör’ mir kurz zu,“ bat
Xander. “Du hattest mit allem recht, und ich war ein Trottel. Ich wollte nur,
dass du es weißt.“
Seine Offenheit entlockte ihr zwar ein Lächeln, aber es änderte nichts daran,
dass sie sich immer noch verletzt fühlte. Bei ihrem Streit hatte er ihr einiges
an den Kopf geworfen, selbst wenn er das Meiste davon sicher nicht so gemeint
hatte. Die Anspannung unter der er durch seine Visionen gestanden haben musste,
hatte wohl einiges zu seinem Ausbruch beigetragen.
Aber es war das erste Mal gewesen, dass er ihr Vorwürfe gemacht hatte. Wirkliche
Vorwürfe. Vorwürfe wegen damals.
Sie schluckte den Gedanken daran hinunter, und bat ihn herein. “Geht es Eve
gut?“ erkundigte sie sich. “Faith war vorhin hier, sie hat mir von der ganzen
Sache erzählt.“
“Ja, es geht ihr gut.“ Er überlegte, ob er Willow Genaueres erzählen sollte,
entschied sich jedoch dagegen. Falls sich herausstellte, dass Eve wirklich
ein feindlicher Dämon war, würde es alles nur um so schwerer machen. “Sie
ist okay, und wir müssen auch keine Angst wegen einer Anzeige haben. Aber
ich weiß immer noch nicht, wer sie in Wirklichkeit ist. Könntest du mir da
weiterhelfen?“
“Ihre Daten hab’ ich bereits überprüft, scheint alles normal zu sein.“ Willow
hob einen Stapel Seminarreader von ihrem Stuhl, damit Xander sich setzen konnte.
“Sie ist hier in Cleveland zur Schule gegangen, hat dann auf irgendeiner Uni ihren Abschluss gemacht, und ist wieder hierher
zurückgekehrt, um für die Barker Cooperation zu arbeiten.“
Ein paar Dinge mehr waren es schon gewesen, aber es wäre wohl nicht richtig
gewesen, darüber zu reden. Eine kurze Ehe, ein Studienfachwechsel, das waren
eigentlich ganz private Dinge, die weder Xander noch sie selbst etwas angingen.
Und sie hatten wohl auch nichts mit der Frage zu tun, ob Eve ein Dämon war.
“Ihre Daten mein’ ich gar nicht.“ Xander hockte sich auf den Stuhl, während
Willow wieder auf ihrem Bett Platz nahm, wo sie vor wenigen Minuten noch gearbeitet
hatte. “Ich meine, es muss doch was anderes geben, was du tun kannst, etwas
Magisches...“
“Ja, ich werd’ sehen, was ich tun kann,“ versicherte Willow, und erschrak
wie genervt ihr Tonfall klang. Diese ganze Sache hatte sie heute schon mal
mit Faith durchgekaut, hätte Faith Xander nicht Bescheid geben können? Warum
musste sie allen alles immer doppelt und dreifach erklären, nur weil die Leute
nicht miteinander redeten? Wenn Dawn endlich mit der Wahrheit rausrücken würde,
wenn die Jägerinnen sich gegenseitig von ihren Träumen erzählen würden, dann
wären sie alle schon viel weiter, und sie selbst würde nicht immer die Auffangstation
für sämtliche Probleme sein.
“Das ist aber noch nicht alles,“ setzte Xander vorsichtig an. “Es gibt da
noch ein paar mehr Sachen...“
Als hätte sie es geahnt. “Worum geht’s denn?“
“Dawn,“ begann er ohne Umschweife. “Ist sie wirklich eine Jägerin, und wenn
ja, wie ist das möglich? Und warum wissen wir nichts davon? Oder ist’s wieder
mal nur Xander, der Trottel, der nichts davon erfährt?“
Ohne es wirklich beabsichtigt zu haben, merkte Willow, wie ihre Augen in Richtung
Uhr schielten. Wenn sie jetzt wirklich am Anfang begann, würde dies ein langes
Gespräch werden, ein verdammt langes...
’Dawn,’ dachte sie verzweifelt, ’in was hast du mich da reingeritten?’
Cleveland, Friedhof
zur selben Zeit
Die
Nacht war noch immer kalt, aber der Luft fehlte es an eisiger Klarheit. Manche
Büsche und Bäume bekamen die ersten Knospen und Buffy hielt den Frühling für
nicht mehr all zu weit entfernt. Wirklich auskennen tat sich Buffy natürlich
nicht, schließlich lebte sie den größten Teil ihres bisherigen Lebens in Kalifornien,
wo es im Winter so kalt wurde, wie in Cleveland die Sommertage heiß waren.
Aber laut Kalender war der Frühling seit ein paar Tagen in Cleveland eingezogen.
Die blonde Jägerin stieß das Tor zum Friedhof auf und setzte ihren Weg fort.
Ihre Gedanken kreisten um den Traum in der Früh. Die Träume häuften sich,
wurden länger, bedrohlicher und das zwei weitere Jägerinnen darin vorkamen
beunruhigte sie. Giles war derselben Meinung gewesen.. aber wirklich deuten
konnte er ihn noch immer nicht. Aber er war an etwas dran... viel hatte er
ihr nicht verraten, aber ihr alter Wächter hatte den ganzen Tag über einen
leicht abwesenden Gesichtsausdruck gehabt.. ein deutliches Zeichen, dass er
eine vielversprechende Spur verfolgte. Und das war auch gut so. Langsam kamen
Buffy nämlich Zweifel über diese Träume und Visionen... in die Richtung, dass
sie sich fragte, ob sie überhaupt etwas zu bedeuten hatten.
Kies knirschte unter ihren Sohlen und Buffy wechselte auf den
Rasenabschnitt neben dem Weg. So war es einfacher Geräusche in der Nacht zu
bemerken und selbst unbemerkt zu bleiben. Der Weg war zwar beleuchtet, doch
bis zum Rasenabschnitt gelangte das Licht nicht.
„Eigentlich sollte das hier ja jetzt ein Ende haben,“ murmelte
Buffy und zog ihren Pflock hervor. „Jetzt, da man mich zum „Innendienst“ verurteilt
hat.... aber.. nun ja,“ mit sorgenvoller Miene griff sich
Buffy an ihre Hüften. „Bevor ich unnötigen Speck ansetze.. die Hose
hat schon einmal besser gepasst....kann etwas Bewegung nie schaden...“
“RUMMS“
Sie verstummte und blieb abrupt stehen, als sie vor sich das
laute, krachende Geräusch hörte. Doch für einen Moment blieb es völlig still
um sie herum, ehe leisere, aber anhaltende Geräusche folgten, die einen Vampir,
der sich aus seinem Grab grub, ausschlossen – zu laut, zu viele Geräusche
und sie kamen ihr vertraut vor.... Irgendjemand schien in ein Grab einzudringen...
Wohnheim
Einige Minuten später
Xander hatte Willow kein einziges Mal unterbrochen, auch wenn die Verblüffung
auf seinem Gesicht wuchs und wuchs, je länger Willow erzählte. Es war unfassbar!
Hatte denn jeder aus ihrer kleinen Clique ein großes Geheimnis, das er vor
den anderen verbergen wollte? Das war ja schlimmer, als eine Dynasty Folge.
Der Dawnster – eine Jägerin. Sollte er sich für sie freuen, oder Angst um
sie haben? Merkwürdigerweise fühlte er im Moment keines von
beiden, eine seltsame Leere hatte von ihm Besitz ergriffen. Nicht, weil er
wieder mal der Einzige ohne besondere Kräfte war, das nicht! Oder vielleicht
doch? Hatte nicht gerade, die Tatsache, dass sie beide keine Superkräfte besaßen,
ihn und Dawn zusammengeschmiedet?
Eine Verbindung, die jetzt gekappt worden war?
Und
warum in aller Welt wollte Dawn nicht, dass die anderen es erfuhren? Weder
Buffy noch Giles wussten Bescheid, und er selbst hätte es auch nicht wissen
sollen. Wo lag Dawn’s Problem? Hatte sie Angst, ihr normales Leben aufgeben
zu müssen, oder wollte sie sich vor der Verantwortung drücken? Vielleicht
waren dies Fragen, die Dawn nicht einmal selbst beantworten konnte.
“Und was willst du nun tun?“ fragte Xander. “Dein Versprechen Dawn gegenüber
halten, oder Buffy endlich die Wahrheit sagen?“
“Ich werde in den nächsten Tagen mit Dawn reden, und versuchen, sie zur Vernunft
zu bringen.“ Müde schloss Willow für einen Moment die Augen, und lehnte sich
gegen die Wand. Um diese Zeit hätte das dumme Referat eigentlich fertig sein
sollen, und die Soziologie Hausaufgabe war auch noch nicht gemacht. Ganz zu
schweigen davon, dass irgendwo weit entfernt, eine Jägerin gerade um ihr Leben
kämpfte. Ihre verzweifelte Angst drang immer wieder zu Willow durch.
Und sie wusste nicht einmal, wo dieses Mädchen überhaupt war. Vermutlich auf
einen anderen Kontinent...
“Ich hoffe, Dawn glaubt jetzt nicht, du hättest dein Versprechen gebrochen,
und mit mir über sie geredet.“ Düster starrte Xander vor sich hin. Jetzt im
Nachhinein wurde ihm erst richtig bewusst, was für ein Fluch dieses Auge gewesen
war. Er konnte die Dinge nicht vergessen, die er gesehen hatte, immer wieder
spukten sie ihm im Kopf herum. Dinge, die er nie hätte erfahren sollen...
“Es gibt da noch etwas, was ich dir sagen muss. Über Andrew.“ Er hob den Kopf,
und sah den erschöpften Ausdruck auf Willow’s Gesicht. Egal, sie musste es
erfahren. Sie war von der ganzen Sache genauso betroffen, wenn auch nur indirekt.
“Was ist denn diesmal passiert?“ fragte Willow. “Hat Warren irgendwas mit
Andrew angestellt? Ihn zu Dummheiten überredet, oder sich wieder mit ihm geprügelt?“
Xander sprang hoch. “Du wusstest davon?“ Entsetzen machte sich auf seinem
Gesicht breit. “Wieso weißt du davon? Weiß das denn jeder außer mir? Ich dachte,
Andrew hätte uns alle angelogen, und jetzt erfahr’ ich nach und nach, das
ihr alle Bescheid wusstet!“
“Nicht alle,“ protestierte Willow, in einem halbherzigen Versuch ihn zu beruhigen.
“Kennedy hat’s bis heute nicht gecheckt. Sie denkt immer noch, Andrew sei
ein kleiner Junge, der nichts im Sinn hat, außer Comics.“
“Womit sie auch recht hat,“ brummte Xander. “Aber egal, wir sollten uns überlegen,
was wir jetzt machen. Mit Andrew zu reden, hat wohl nicht viel Sinn, er ist
so in seiner Abhängigkeit von diesem Kerl gefangen, dass er überhaupt nicht
mehr klar denken kann. Es ist genau wie früher in Sunnydale...“
“Nein, das sicher nicht.“ Ihre Gedanken wanderten zu dem Tag zurück, als Andrew
Warren angegriffen, und Kennedy das Leben gerettet hatte. “Andrew ist jetzt
sehr viel reifer als damals, und kann seine eigenen Entscheidungen treffen.
Ich denke nicht, dass wir uns in seine Freundschaften einmischen sollten.“
’...und ich hab’ auch keine Nerven dafür’, fügte sie in Gedanken hinzu.
“Nicht einmischen?“ fragte Xander fassungslos. “Du willst das einfach so ignorieren?
Was, wenn Warren wieder Rachepläne gegen uns schmiedet, und Andrew da mit
reinzieht? Vielleicht benutzt er ihn ja, um uns auszuspionieren, hast du da
dran schon mal gedacht?“
“Jetzt klingst du langsam paranoid,“ schnitt Willow Xander’s Redefluss ab.
“Warren wird sich von uns fernhalten, er ist viel zu eingeschüchtert, um sich
noch mal mit uns anzulegen.“ Wieder stieg das Bild von Kennedy’s Rettung vor
ihrem geistigen Auge auf. “Abgesehen davon, dass Andrew das niemals zulassen
würde. Wir sind...ich meine... ihr seid seine Freunde. Denkst du so schlecht
von ihm, dass du glaubst, er würde das einfach vergessen? Das kannst du nicht
ernst meinen!“
’Das letzte Mal, als er unter Warren’s Einfluss stand, hat er seinen besten
Freund umgebracht,’ dachte Xander, doch er sprach es nicht aus. Willow’s Reaktion
war ihm unbegreiflich. Gerade sie, sie war doch von diesem Bastard am meisten
verletzt worden. Er hatte ihr ihre Liebe genommen, und ihr Leben zerstört,
ihr das Schrecklichste angetan, was man einem Menschen überhaupt antun konnte.
Und jetzt wollte sie nichts gegen ihn unternehmen?
“Denkst du denn, dass so was fair ist?“ fragte er sie. “Dass Unschuldige,
wie Tara, und Vi sterben müssen, und so ein Mistkerl eine zweite Chance kriegt?“
Willow antwortete nicht sofort. Xander hatte sie an einem wunden Punkt erwischt,
und das war ihm auch klar.
Sie
hatte diese Gedanken bisher verdrängt, sie hatte eigentlich alles verdrängt,
was mit Warren’s Rückkehr zu tun hatte, weil die Situation so schrecklich
kompliziert war, und ihr Soll an komplizierten Situationen im Moment wirklich
mehr als erfüllt war. Sich jetzt über Warren den Kopf zu zerbrechen, hieße
ein Fass ohne Boden zu öffnen, denn diese Gedanken riefen eine Flut von Gefühlen
hervor, die alles in ihrer Seele auf den Kopf stellten. Sie dachte an Tara,
die ihr so grausam entrissen worden war, und wünschte dem Kerl die Pest an
den Hals, sie dachte an das, was sie ihm angetan hatte, und spürte, wie die
Schuld in ihr brannte. Und schließlich dachte sie an Andrew, der so sehr unter
dem Verlust seines Freundes gelitten hatte, und daran, dass der Schmerz wie
eine Lawine war, die immer neue Opfer forderte. Warren hatte Tara getötet,
sie selbst hatte Warren getötet, um Tara zu rächen, und Andrew hatte Jonathan
getötet, um Warren zurückzubekommen.
“Nein, es ist nicht fair,“ hörte sie sich selbst sagen. “Wenn die Welt fair
wäre, dann müsste überhaupt niemand sterben, aber so ist sie eben nicht, und
ich kann es nicht ändern. Ich muss mich auf die Dinge konzentrieren, die ich
ändern kann, und damit hab’ ich schon mehr als genug zu tun...“
“Du hättest etwas ändern können,“ sagte Xander düster. “Du hättest Warren
in die ewigen Jagdgründe zurückschicken können, gleich nachdem er hier wieder
aufgekreuzt ist. Er ist als Dämon zurückgekommen, du hättest es tun können,
ohne hinterher ein schlechtes Gewissen zu haben. Und wir hätten jetzt ein
Problem weniger!“
“Wie kannst du nur so kalt sein?“ fragte Willow bestürzt. Xander’s Verhalten
erinnerte sie in erschreckender Weise an ihr eigenes, als sie unter dem Einfluss
der schwarzen Magie stand. “Denkst du überhaupt nicht an Andrew? Sind dir
seine Gefühle vollkommen egal?“
Xander starrte die Wand an. Also war Andrew der Grund gewesen, warum Willow
Warren diesmal verschont hatte. Vermutlich hatte er eine große Show abgezogen,
und ihr was vorgeheult...
Bei Andrew funktionierte so was vielleicht. Oder bei Willow. Buffy war es
damals egal gewesen, sie war losgezogen, um Anya zu töten, und sie hatte auf
sein Flehen keine Rücksicht genommen. Er hatte hilflos daneben stehen, und
zusehen müssen, wie sich eine seiner besten Freundinnen, und die Frau, die
er liebte, ein tödliches Duell lieferten.
Und Anya war menschlich geworden. War menschlich geworden, nur um von einem
Schwert durchbohrt zu werden.
Und er hatte sie verloren...
---
Willow saß noch lange Zeit schweigend da, nachdem Xander gegangen war, und
versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Es war zu viel gewesen, was heute auf sie
eingeströmt war, und trotzdem, sie musste es jetzt verdrängen, um endlich
ihr Referat fertig machen zu können. Sie konnte morgen schließlich nicht zu
ihrer Dozentin gehen, und ihr etwas von Hüterinnenproblemen erzählen.
Sie benutzte eine Meditationstechnik, um den Kopf wieder einigermaßen frei
zu kriegen, und wandte sich dann ihrem Notebook zu. Sie war bei der vierten
Folie stehen geblieben, wo sie...
Ein hastiges Klopfen riss sie aus ihren Gedanken, und einen Moment später
erklang Kennedy’s Stimme vor ihrer Tür. “Will, bist du da? Ich muss da mit
dir über was reden – letzte Nacht hatte ich diesen merkwürdigen Traum...“
Friedhof
Ein paar Minuten später
Die
Gruft war spärlich von Totenlichtern beleuchtet und die vier Gestalten darin waren nur als Schemen
wahrzunehmen. Sie suchten nach etwas.. daran bestand kein Zweifel,
denn zwei der Einbrecher öffneten einen der drei Särge und wühlten mit ihren
Händen im Inneren herum, ohne Rücksicht auf die Überreste des Verstorbenen,
die kurz darauf herausgeworfen wurden.
Eine andere Gestalt klopfte die Wände ab, auf der Suche nach einem Hohlraum.
Der erste Sarg wurde in dem Moment von seinem Sockel gestoßen,
als die vierte Person auf die Knie sank, um die Bodenplatten zu untersuchen.
Auch der Sockel des Sargs wurde erfolglos abgeklopft und die
beiden Suchenden wandten sich an den zweiten Sarg.
---
Buffy hatte sich der Gruft genähert und stand mit dem Rücken
gegen die Steine gepresst da, um einen vorsichtigen Blick ins Innere zu werfen.
Sie bemühte sich um eine ruhige und flache Atmung, um ihre Anwesenheit nicht
zu verraten, ehe sie sich näher an die Tür heranschob.
Das sie die richtige Stelle gefunden hatte, verdankte sie der herausgerissenen
Tür, über die sie bei ihrer Suche fast gestolpert wäre und der Tatsache, dass
die Einbrecher und Diebe keine Angst vor Lärm zu haben schienen. In diesem
Augenblick krachte die Steinplatte des zweiten, alten Sargs mit einem lauten
RUMMS auf den Boden und zersprang in zahlreiche kleine und größere Steinbrocken.
Buffy konnte vier Personen ausmachen, doch fiel es ihr schwer
zu sagen, ob es Dämonen, Vampire oder Menschen waren. Allerdings würde sie
das sicher gleich herausfinden... denn sie trat aus dem Schatten der Nacht
heraus und betrat die Gruft.
„Nun meine Herren... oder Damen...darf ich um ihre Aufmerksamkeit
bitten?“
Vier beschäftigte Köpfe flogen Richtung Eingang herum und sahen
eine kleine, zierliche Gestalt im Türrahmen stehen...
AKT 2
Cleveland Friedhof
Die Gruft. Nur wenige Sekunden später
In
Mitten zerbrochener Sargdeckel, umgeworfenen Kerzenständer und Gebeine, versuchte
Buffy mit den vier unbekannten Gegnern fertig zu werden. Sie waren nicht besonders
stark, aber eindeutig in der Überzahl. Zudem gelang es Buffy nicht herauszufinden,
ob die Angreifer Vampire, Dämonen oder Menschen waren. Sie bewegten sich im
Halbdunkeln viel zu schnell, um etwas erkennen zu können. Und das machte den
Kampf eigentlich unberechenbar und gefährlich – und ihren Pflock völlig nutzlos
Sie
fing gerade eine Faust ab, die gestreckt auf ihr Nase zugeflogen kam und stieß
mit ganzer Kraft den Angreifer zurück, der gegen zwei seiner Kumpanen flog,
die gerade zum Sprung angesetzt hatten. Die Faust, die sie eben noch in der
eigenen Hand gespürt hatte, war sehr menschlich gewesen. Wenn es sich um Menschen
handeln sollte, musste Buffy sehr vorsichtig sein. Ein Umstand, der ihr nicht
sonderlich gefiel.
Der Vierte im Bund wagte einen Angriff
von hinten mit gestrecktem Bein, doch Buffy hörte ihn kommen, wich zur Seite
aus und ließ den Gegner ins Leere laufen. Sie setzte mit einem halb hohen
Tritt gegen die Wirbelsäule nach und brachte ihn zum Fall.
Für einen Moment schien sich die Jägerin ein wenig Luft zum
Verschnaufen geschaffen zu haben, doch als sie die vier Personen anvisierte,
musste sie feststellen, dass sie es nun mit gemeinsamer Kraft versuchen wollten
– zu viert rannten sie auf Buffy los!
Für einen Augenblick überkam die Jägerin Panik, und sie sah
hilflos um sich, auf der Suche nach einer Waffe oder einer Fluchtmöglichkeit.
Im letzten Moment entschied sie sich dafür, sich mit einem Hechtsprung nach
links zu retten. Leider verschätzte sich Buffy ein wenig und die Jägerin krachte
gegen die Gruftmauer. Ehe sie wieder auf die Beine kam, war sie von den vier
Gestalten umringt.
Etwas benommen blickte sie nach oben und erkannte, dass die
Angreifer wie Bankräuber Skimützen über ihre Gesichter gezogen hatten. Kein
Wunder war es ihr schwer gefallen zu erkennen, gegen wen sie kämpfte.
Ein Arm streckte sich ihr entgegen, um sie zu packen, doch
Buffy nutzte eine Lücke zwischen den Beinen ihrer Angreifer und schoss unter
ihnen hindurch, kam hinter ihnen auf die Beine und bückte sich rasch nach einem der Kerzenständer. Die Vier wandten sich
gerade zu ihr herum, als Buffy mit dem Ständer, wie ein Speer in den Händen,
einen von ihnen rammte und an die Wand drängte. Ihre Kraft hatte ausgereicht
die Spitzen, auf denen die Kerzen normalerweise gesteckt wurden, in das Gemäuer
so fest zurammen, dass ihr Gegner sich nicht mehr bewegen konnte. Einer weniger...
Buffy
wollte sich gerade die Zeit dazu nehmen, ihm die Maske vom Gesicht zu reißen,
als etwas hart gegen ihre Seite schlug und die Jägerin überraschend zu Boden
warf. Ein brennender Schmerz fuhr durch ihre Hüfte, und das „Etwas“ zerschmetterte
neben ihr auf dem Boden. Buffy erkannte darin entsetzt
ein Stück Sargdeckel. Viel Zeit um ihre Verletzung zu beachten blieb
ihr nicht, denn als Buffy hinüber zu den übrig gebliebenen Gegnern blickte,
musste sie feststellen, dass sie sich hinter einen der beiden Särge verschanzt
hatten und die herumliegenden Steinbrocken als Geschosse benutzten.
„Ihr wollt wohl nicht so schnell aufgeben, was?,“ Buffy kam
auf die Füße, wich einem Stein aus, schlug mit der Faust ein kleineres Geschoss
zur Seite und warf sich nach vorne auf den Boden, als die drei zusammen mehr
als ein drittel des Sargdeckels aufhoben. Keine Sekunde später zerschmetterte
die Platte an der Stelle, an der Buffy eben noch gestanden hatte.
Die blonde Jägerin rollte sich über die Schulter ab, griff dabei nach einem
weiteren Kerzenständer und sprang in die Höhe.
„Da ich heute Nacht auch irgendwann noch mal gerne ins Bett
kommen möchte...bringen wir’s zu ende...?“, sie stürmte nach vorne und überrannte
die drei überraschten Gestalten. Einer fiel nach hinten auf sein Gesäß und
schlug mit dem Kopf hart auf den Sockel eines Sarges, ein zweiter stürzte
rücklings in den offenen Sarg und der dritte befand sich zwischen Wand und
Kerzenständer. Allerdings überraschte er Buffy damit, dass er nach dem Ständer
griff und seinen eigenen Schwung dazu ausnutzte, um Buffy samt Ständer näher
an sich heranzuziehen. Dadurch brachte er Buffy ins Stolpern und sie fiel
nach vorne auf die Knie. Trotzdem hielt sie sich krampfhaft am Ständer fest
– er war ihre einzige sinnvolle Waffe.
Das war vielleicht auch ein fataler Fehler, wie Buffy sofort
feststellen musste, als ihr Angreifer sie samt Ständer in die Höhe riss und
begann sie um seine eigene Achse drehend in der engen Gruft herumzuschleudern.
Ihr wurde schwindlig und es war schwer sich auf eine Verteidigung
zu konzentrieren. Entweder ließ sie los und ging die Gefahr ein, hart gegen
eine der Wände zu krachen, oder ihr wurde so schwindlig, dass sie nicht mehr
kämpfen konnte.. oder aber... – sie
rammte mit ihrer ganzen Kraft ihre Füße fest gegen den Boden und machte eine
rasche Gegenbewegung. Ihre unfreiwillige Karussellfahrt fand ein rasches Ende,
als ihrem Konterfei durch die unvorbereitete Bremsung ein schmerzhafter Ruck
durch Arme und Schultern lief und er deswegen den Ständer loslassen musste.
Buffy stieß ihm sofort das Ende der Stange in den Magen, warf ihn damit wieder
nach hinten, Richtung Wand, und schlug ihm dann mit der Stange gegen den Kopf.
Ächzend und stöhnend ließ sich die vermummte Gestalt von Buffy weiter durch
die Gruft prügeln.
„Lasst uns abhauen,“ rief einer der vier Einbrecher plötzlich
hinter ihr laut in den Raum und sprang zur Tür hinaus. Buffy nahm einen Schatten neben sich wahr, als ein
zweiter sich davon stahl.
„Was ist denn? Ihr haut ab? Ohne mir zu sagen was ihr hier
wolltet? Das ist höchst unfair...“ Doch Buffy wusste nur zu gut, dass sie
die vier laufen lassen musste.. außer sie brachte in den nächsten Sekunden
noch heraus, wer sich unter den Masken verbarg. Doch wenn es Menschen waren,
war es besser, wenn sie sie laufen ließ, bevor sie selbst gezwungen wurde
unangenehme Fragen zu beantworten.
Buffy senkte den Kerzenständer und trat einen Schritt nach
hinten, um die geprügelte Gestalt freizugeben, die humpelnd zu den beiden
anderen eilte.
Mürrisch sah ihnen Buffy hinterher.
„Hey.. Leute.. hallo...! Was ist mit mir.. hallo...?“
Buffy
drehte sich mit einem Grinsen herum.. da hatte sie ja fast ihren großen Fang
ganz vergessen....der hilflos mit den Händen wedelte, die ein wenig Freiraum
zwischen Kerzenständer und Wand fanden.
„Ich schätze, dich lassen sie zurück.. was für ein Glück für
mich,“ rasch war sie an seiner Seite, griff nach dem unteren Ende der Maske
und riss sie der Gestalt vom Kopf.
Überrascht stieß Buffy die Luft aus, als sie den Dämon darunter
gewahr wurde, der sie aus schmalen, gelben Reptilienaugen anblickte und beim
Versuch ertappt und verlegen zu lächeln, spitze Zähne entblößte. Buffys Blick
wanderte weiter zu den kiemenartigen Öffnungen, die die Ohren ersetzten und
war über die restliche menschliche Haut erstaunt.
Allerdings fehlten ihm Haare, die seine ledrig schuppige Kopfhaut verborgen
hätten.
„Eine sehr interessante Mischung,“ murmelte sie und trat einen
Schritt zurück.
„Mach mich los,“ befahl der Dämon, und verriet seine Angst
mit einem Zittern in der Stimme.
„Ich glaube nicht, dass du in der Position bist, mir Befehle
zu erteilen.. dreh’n wir doch den Spieß einfach mal um.. wer seid ihr und
was habt ihr hier gesucht?“
„Nur weil du eine Jägerin bist, brauchst du dich nicht so aufzuspielen,“
knurrte der Dämon und kämpfte erneut gegen den Kerzenständer an, musste aber
erfolglos und außer Puste aufgeben.
„Oh.. sieh an.. du weißt wer ich bin. 1:0 für dich... Zeit
sich zu revanchieren... also spuck’s schon aus... wer oder was seid ihr?“
„Niemand der dich interessieren könnte...“
Buffys Augen wanderten hinunter zu den Händen des Dämonen.
Sie waren so ledrig und schuppig wie seine Kopfhaut und die Stellen an seinen
Ohren. Doch einer der Angreifer zuvor hatte eindeutig menschliche Hände gehabt.
Hier stimmte etwas nicht.. schon gar nicht wenn Menschen und Dämonen zusammenarbeiteten.
„Lass mich raten... die anderen drei waren Menschen, zumindest
einer davon und dass sie dich liebend gerne hier zurückließen, unterstreicht
meine Theorie...was hat einer wie du mit Menschen gemeinsam hier nachts verloren?“
Der Dämon starrte sie weiterhin finster an und zog es vor zu
schweigen.
„Lass mich mal überlegen... a) Ich spüre Angst... b) du weißt
wer ich bin...c) du schweigst lieber, anstatt um dein Leben zu betteln.. also
gibt es d) jemanden den du noch mehr fürchtest als mich, eine Jägerin.. deinen
Auftraggeber?“
„Es.. es gibt keinen Auftraggeber,“ stammelte der Dämon und
Buffy war sich sehr sicher, dass der Dämon nervös wurde.
„So gibt es nicht.. interessant.. dann hast du ja nichts dagegen,
wenn ich mich hier selbst auf die Suche mache, nachdem ich einen lästigen
Zeugen los geworden bin...“, sie packte den Kerzenständer und machte ein bedrohliches
Gesicht. Der Dämon winselte auf und schloss die Augen.
„Nicht... nicht töten... ich...ich kann dir nichts sagen, weil
ich nichts weiß. Ich bin nur mitgegangen, weil man mich nach dem Weg zu dieser
Gruft fragte. Du... du kennst mich,“ stieß er mit einem leisen, erleichternden
Seufzen aus.
„Nicht das ich wüsste,“ unbekümmert riss Buffy den Kerzenständer
aus der Wand und der Dämon sank auf die Knie.
„Doch.. ehrlich... die Black Pearl.. du musst mich schon gesehen
haben.. ich sitze oft am Stammtisch und spiele mit Mo Karten. Du warst mehrmals
da, um Mo um Informationen zu bitten...“
Buffy schwieg.. weil sie auf einmal in eine verdammte Zwickmühle
geraden war. Sie hatte nicht wirklich vor gehabt den Dämon einfach so zu töten...
sie wollte ihm eigentlich die Chance geben sich zu verteidigen oder sich durch
eine Flucht noch mehr verdächtig zu machen... ihr einen Grund also lieferte
ihn zu töten. Das er jetzt hier vor ihr kniete und über die Black Pearl, Mo
und seine Kundschaft sprach, machte es ihr nicht einfacher.
Das Zögern der Jägerin richtig deutend, wagte es der Dämon
aufzublicken. „Ich lüge dich nicht an.. frag Mo.. ich bin ein sehr kleiner
Fisch...frag ihn nach Regil. Er wird dir bestätigen was ich gesagt habe....“
Buffy blickte nachdenklich zu ihm herab und fällte dann ihre
Entscheidung. „Verschwinde!“
Regil hatte es sehr eilig auf die Füße zu kommen
und ohne Buffy eines weiteren Blickes zu würdigen verschwand er nach draußen.
„Ich werde Mo wirklich fragen,“ rief sie ihm hinterher. „Und bei Fragen wieder kommen.“
Wirklich glücklich war sie über sich und ihre Entscheidung nicht, aber konnte
sie wirklich jemanden von Mo’s Stammgästen töten und Mo noch einmal unter
die Augen treten? Nein...
Also
musste sie selbst herausfinden, was diese Leute hier gesucht hatten. Zwei
Särge waren bereits durchsucht worden und einige Bodenplatten befanden sich
herausgerissen auf einem Stapel in einer Ecke.
Buffy wandte sich an den letzten der
drei Särge, schob mit etwas mühe den Deckel zur Seite und verzog das Gesicht
beim Anblick des verrotteten Kleiderbündels, das übriggeblieben war..
das und ein paar ausgeblichene Knochen. Mit einem angewiderten Gesichtsausdruck
tastete Buffy das Innere ab, konnte aber nichts finden, das ihre Aufmerksamkeit
verlangt hätte.
Sie trat mit einem Schritt zurück und ließ ihren Blick durch den Raum gleiten.
Ein wenig fühlte sich die Jägerin hilflos. Was genau suchte sie eigentlich?
Und war es überhaupt so wichtig, um es herauszufinden?
Eine Bodenplatte gab plötzlich unter ihr nach, als sie zur
Wand gehen wollte. Buffy trat zurück, ging in die Knie und drückte die Bodenplatte
mit ihrer Hand nach unten. Ja, sie saß tatsächlich locker und eine Ecke der
Sandsteinplatte war bereits abgebrochen.
“Perfekt,“ freute sich Buffy und setzte ihre Finger an die angebrochene Ecke
an, um die Platte stöhnend in die Höhe zu ziehen. Anschließend
schleifte sie sie etwas zur Seite und blickte in das dunkle Loch darunter.
Sehr vorsichtig langte Buffy in das Innere, darauf gefasst etwas ekliges zu
berühren oder von einer Maus oder Ratte gebissen zu werden. Doch erstaunlicherweise
verschwand ihre Hand nur zur Hälfte in dem Loch, denn ihre Fingerspitzen berührten
sofort etwas hartes, kühles...ein Buch, wie sie feststellen musste, als sie
den Gegenstand herausholte. Ein altes, leicht von der Zeit angegriffenes Buch.
„Oh, da wird sich aber Giles freuen....“
Wächterhaus, selbe Nacht
Eine Stunde später
Giles
saß mit nachdenklichem Gesichtsausdruck an dem lange Konferenztisch, das gefundene
Buch vor sich und starrte einen Druck an, auf dem vier Reiter zu sehen waren.
Buffy lief nervös hinter ihm auf und ab.
„Hätte ich gewusst, dass diese Typen so etwas suchen,“ sie
machte eine etwas genervte Handbewegung Richtung Buch. „Hätte ich diesen Regil
bestimmt nicht laufen lassen.“
„Nun ja... du konntest es ja nicht wissen und bevor du einen
Menschen getötet hättest, war es wohl die beste Entscheidung, die du treffen
konntest...,“Giles begann vorsichtig ein paar Seiten weiterzublättern. „Und
noch wissen wir nicht, ob diese Zeichnung einiger Reiter etwas mit deinen
Träumen zu tun hat. Ich muss dazu erst einmal meine bisherigen Quellen heranziehen...
oh.. was ist das denn...,“ Giles schlug eine Seite auf und zog erstaunt die
Augenbrauen in die Höhe: Vier Reiter,
die um eine glitzernde Kugel herum angeordnet waren. Kleine Objekte waren
um die Kugel herum zu sehen und irgendetwas schien in ihrem Inneren gefangen
zu sein. Buffy kam neugierig an den Tisch heran und warf einen Blick über
die Schulter des Briten.
„Ich würde sagen.. noch eine kranke Zeichnung? Oder eine Zeichnung,
die uns etwas sagen möchte, nur wir es mal wieder nicht verstehen? Ich kapier’s
einfach nicht - wieso muss man immer alles so verschlüsselt darstellen...
könnte da nicht darunter stehen.. „Achtung! Vier Wahnsinnige auf Pferden bringen
möglicherweise eine Apokalypse?“
„Erstens,“ Giles warf Buffy einen strengen, aber auch belustigten
Blick zu. „Wissen wir nicht, was die Reiter wirklich bringen werden, zweitens
würde das sicher in derselben, merkwürdigen Schrift darunter stehen, in der
das gesamte Buch geschrieben wurde und drittens würde mich jetzt sehr interessieren,
was diese Kugel darstellt.“
„Sieht aus wie der Mond...,“ Buffy deutete auf das, was für
sie wie Sterne aussah und um die Scheibe herum zu sehen waren. Ihr Finger
wanderte weiter zu dem, was in der Kugel gefangen gehalten wurde – nur das
Buffy es etwas anders sah. „Könnte ne Wolke sein.“
„Möglich... aber diese Sterne hier,“ Giles griff nach seinem
Vergrößerungsglas. „Sind kleine Blitze.. es könnte auch Energie, wie bei einem
Gewitter sein, oder es stellt die Sonne mit ihren Strahlen dar.“
„Eine glitzernde Sonne?“, grinste Buffy etwas amüsiert. „Hm..
also.. könnte das Buch etwas mit den Träumen zu tun haben?“
„Höchstwahrscheinlich. Oder zumindest etwas mit den Reitern.“
„Verdammt.. dann zieh ich los und such nach Regil...“
„Wir sollten noch warten. Lass uns erst den Dämon klassifizieren
und herausfinden, wieso er nach diesem Buch gesucht hat. Vielleicht war er
nur ein Grabräuber und es steckt nichts weiter als der Zufall dahinter.“
„An einem Ort wie diesem,
mit einem Höllenschlund? Zeit verschwenden mit Recherchen?“ Buffy sah nicht
glücklich aus, setzte sich aber schließlich, als Giles ohne mit der Wimper
zu zucken einfach nur nickte. „Oder wissen sie etwas, was ich noch nicht weiß?“
„Ja, aber nicht sehr viel. Ich habe mit der Hilfe von einigen
Textpassagen aus Kiran’s Buch herausgefunden, dass deine Reiter nicht die
apokalyptischen Reiter sind, wie ich zunächst vermutet hatte. Allerdings bin
ich mir nicht hundertprozentig sicher. Einiges deutet darauf hin, andere Dinge
aus deinen Träumen machen es wiederum unwahrscheinlich.
Was genau sie sind ist ungeklärt. Ebenfalls was ihre Ziele sind. Wir müssen
einfach mehr herausfinden, anstatt loszustürmen.“
Buffy verzog kurz das Gesicht, nickte aber dann langsam. „Na
ja, das ist doch mehr als nichts zu wissen,“
es klang etwas niedergeschlagen.
„Ich bin zuversichtlich, dass wir mit Hilfe dieses Buches,“
er klopfte mit dem Knöchel auf Buffys Fund. „Bald mehr wissen werden.“ Giles
stand auf und ging zu den Regalen, die in den letzten Monaten immer besser
bestückt worden waren. Er zog einen Band hervor.
„Diese Zeichnung und diese Schriftzeichen geben mir zwar Rätsel auf, aber
ich bin mir ebenso sicher, dass sie einmal richtig gedeutet unser Schlüssel
zu den Informationen sein werden.“
„Würde es ihnen weiterhelfen, wenn ich ihnen verraten würde,
dass ich heute Morgen nicht die einzige war, die diesen Traum hatte?“
Giles blieb auf dem Weg zurück zum Tisch überrascht stehen und blickt Buffy
an. „Das sagst du mir erst jetzt?“
„Hey.. wer hat mich den ganzen Morgen zwischen Faxgerät und
Telefon herumgescheucht?“, grinste Buffy. „Kaum das ich von meinem Traum erzählt
hatte? Ich habe allerdings nach dem ich aufgewacht war, sofort Kennedy und
Faith angerufen, als mir bewusst wurde, dass die beiden in meinem Traum waren.
Bingo ... sie hatten denselben Traum wie ich. Kennedy erzählte mir zudem, dass sie schon einige Wochen früher
eine ähnliche Vision hatte. In dieser brach ein Reiter aus einer Eisspalte
hervor.“
„Wieso haben Faith und Kennedy nicht mit mir darüber geredet?“,
Giles klang ein wenig überrascht und enttäuscht.
„Kennedy war zu durcheinander und Faith wollte erst alleine
damit fertig werden, bevor sie mich um Rat bat. Für beide war es das erste
Mal. Das sollten sie nicht vergessen.“
„Natürlich. Ich verstehe,“ nickte Giles verständnisvoll. „Also
gut.. dann heißt es jetzt für mich wach bleiben und recherchieren,“ er setzte
sich wieder. „Du kannst mir helfen, diesen Dämon zu finden.“ Er schob ihr
das Buch zu.
„Dämonenlexikon?“, seufzte Buffy und setzte sich mit einem
wehmütigen Blick auf die Uhr. „Wenn’s sein muss... allerdings brauch ich meinen
Schlaf. Ich glaub’ mein Chef hat wenig Verständnis, wenn ich morgen zu spät
käme,“ mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht schlug Buffy das Buch auf.
Giles konnte ein kleines, wohlwollendes Lächeln nicht ganz unterdrücken. Es
tat gut, dass sich zwischen ihm und Buffy alles recht entspannt entwickelte
und nichts mehr von den alten Anspannungen zu spüren war. Auch wenn wieder
einmal schwere Zeiten vor ihnen lagen, sofern er weiterhin davon ausging,
dass diese vier Reiter mehr als nur den üblichen Ärger bedeuteten, war sich
Giles sicher, dass zwischen ihnen so schnell nichts mehr zu Bruch gehen konnte.
In Giles Büro
Zur selben Zeit
“Wieso haben....geredet....?“
„Kennedy.... hat erst.... das erste Mal...“
Buffy’s und Giles’ Stimmen drangen als Wortfetzen gedämpft
in das dunkle Büro, in dem Lily mit einer Taschenlampe den bereits geöffneten
Safe ableuchtete. Der Lichtstrahl fiel auf einen dunkelroten Beutel, nachdem
sie griff. Etwas klirrte in seinem Inneren, als Lily ihn aufhob und in ihre
Hosentasche steckte. Sie zog aus ihrer anderen Tasche einen Beutel, der identisch
im Aussehen mit dem gestohlenen Münzbeutel war, und legte ihn statt seiner
in den Safe. Danach schloss sie ihn wieder.
Etwas nervös richtete Lily die Taschenlampe auf ihre Armbanduhr. Es wurde Zeit...
Sie
schlich nach draußen in den Flur, schloss vorsichtig die Tür hinter sich und
ging weiter zur Hintertür. Die Stimmen von Buffy und Giles waren noch immer
dumpf zu hören, aber sie schenkte ihnen keine Beachtung.
Als Lily die Tür öffnete war in ihrer Nähe in den Gebüschen
ein Rascheln zu hören, ein Busch bewegte sich und plötzlich stand Regil vor
Lily, die erschrocken nach hinten auswich.
„Meine Güte... Sie schleichen sich hörbar an und erscheinen
dann wie aus dem Nichts...“
„Eine spezielle Fähigkeit meiner Rasse,“ lächelte Regil und
zeigte Lily seine Reptilienzähne.
„Lassen Sie das einfach bei mir sein,“ Lily zog den Beutel
wieder aus ihrer Tasche und reichte ihn Regil. „Passen Sie gut auf die Münzen
auf. Man darf sie bei mir nicht finden, also muss ich mich auf Sie verlassen
können. Wo ist das Buch?“
„Eh.. nun ja..,“ Regil wirkte als würde er sich unter Lilys
Blick winden. „Wir...haben es nicht gefunden. Und ehe wir es uns versahen,
hat uns Ihre Jägerin angegriffen...“
„Meine Jägerin?“
„Die Blonde...klein, zierlich...“
„Oh.. Buffy,“ stieß Lily genervt aus. „Sie ist mit Sicherheit
nicht MEINE Jägerin...“
„Wir hatten keine Chance und mussten fliehen.“
„Woher wollen Sie dann wissen, dass sie das Buch hat?“
„Eh.. ja, wie soll ich das erklären.. sie hat danach gesucht
und eh... ich war ihr Gefangener...“
„SIE hatten KONTAKT mit ihr?“, nun klang Lily wirklich aufgebracht.
„Ich hab ihr nichts verraten.. wirklich... kein Wort...“
Lily verdrehte die Augen und wünschte sich Weatherby und Samielle
herbei. So gefährlich und unberechenbar die beiden gewesen waren, so dämlich
schienen ihre neusten Verbündeten. Sie hätte sich vielleicht mehr Zeit nehmen
sollen, nach anständigen Leuten zu suchen, anstatt sich heute Mittag in dieses
Abenteuer zu stürzen. „Ohne das Buch bin ich hilflos.. da könnte ich die Münzen
gleich in den nächsten Gully werfen...“
„Regen Sie sich nicht auf.. es gibt jemanden in der Stadt,
der eine Abschrift ihres Zaubers haben könnte. Ich werde ihn für Sie besorgen...“
“Das wird mir alleine nicht reichen. Das Buch beinhaltet wertvolle Informationen... aber nun, alles
kann man wohl leider nie haben,“ Lily war verärgert und ihr Ton und Mienenspiel
veranlasste Regil langsam den Rückzug anzutreten.
„Ich bringe Ihnen die Zauberformel...,“ unterbrach er vorsichtig
und zog sich in das Gebüsch zurück, gefolgt von Lilys düsterem Blick, die
ihm mit gemischten Gefühlen hinterher sah, ehe sie die Tür hinter sich schloss
und leise zurück in den ersten Stock schlich.
Am nächsten Morgen
Ratsgebäude
Willows
Blick war starr aus dem Fenster gerichtet. Die Lichtstrahlen die durch die
halb zugezogenen Vorhänge geworfen wurden, verursachten ein leichtes Brennen
in ihren müden Augen. In der Hand hielt die Hüterin eine Tasse Kaffee, und
sie konnte hören, wie Dawn, Xander, und Faith in kurzen Abständen das Ratsgebäude
betraten.
Kennedy war bereits als erstes gekommen, und hatte sich gerade
einen Becher heiße Schokolade in der kleinen Küche zubereitet. Buffy hatte
Wind von dem Treffen bekommen, und war aus dem Büro aufgetaucht. Sie setzte
sich auf den Stuhl links neben Dawn, um ja nichts zu verpassen. Allerdings
fand sie es höchst ärgerlich, dass niemand den Versuch unternahm ihr zu sagen,
wieso ein Teil ihrer Gruppe an diesem frühen Morgen ein Treffen mit Willow
hatte. Mit einer Willow, die ziemlich müde, unausgeschlafen und etwas ungeduldig
wirkte.
Willow wusste, dass das, was sie gleich zu sagen hatte ihren
Freunden nicht gefallen würde. Aber sie war auch nur ein Mensch, der nicht
nur eine Verpflichtung hatte und sich auch hin und wieder um ihre eigene Zukunft
kümmern musste.
Sich der neugierigen und fragenden Blicke der anderen im Rücken bewusst, drehte
sich Willow herum.
Alle saßen nun am breiten Tisch und Willow warf
ihren Freunden ein gequältes Willkommens-Lächeln zu. Dabei ignorierte
sie Buffys etwas verwirrten Blick. Sie war nicht eingeladen, aber wenn sie
unbedingt dabei sitzen wollte... sie würde sie nicht davon abhalten.
Ein Blick auf die Uhr an ihrem Laptop verriet, dass sie nun schon 15 Minuten
über dem gesetzten Zeitpunkt waren. Ein wenig verärgerte das Willow noch mehr,
als sie es sowieso schon war.
„Du siehst nicht gut aus.“, Kennedy durchdrang die Stille, und das Gezwitscher
der Vögel.
Faith nahm sich durch Kennedys Bemerkung aufmerksam geworden, die Zeit, sich
Willow genauer anzusehen – ja, die Hexe sah
wirklich etwas fertig aus. Ihr ganzes Gesicht wirkte blass, und Augenringe
zeichneten sich deutlich unter ihren Pupillen ab. Was war los? Gestern Abend
hatte Willow noch frisch und munter gewirkt...
„Ratet
mal, wem ich meine Kopfschmerzen verdanke.“, antwortete Willow resigniert
mit einem Seufzen und strengen Blick auf ihre Freunde. „Außerdem ist das einer
der Gründe, wieso ich euch herbeordert habe.“ Die Hexe sah fragende Blicke,
und wunderte sich, da anscheinend niemand begriff, wieso sie so aufgebracht
war.
„Wegen mindestens drei von euch, bin ich die halbe Nacht wachgeblieben. Die
andere Hälfte, und somit die in der ich noch weniger Konzentration hatte,
waren mit allen möglichen Prüfungsfragen vollgestopft.“ Willow stellte die
Tasse mit der braunen Flüssigkeit mit einem heftigen Ruck auf den Tisch ab.
Ein paar dunkle Tropfen spritzen auf die Tischplatte. „Es ist schön und gut,
dass ihr mir alle so großartig vertraut und mit euren Problemen ständig zu
mir gerannt kommt, aber hat auch nur irgendeiner von euch je daran gedacht,
das ich in letzter Zeit wichtigeres zu tun haben könnte, als in einem Fort
den Kummerkasten zu spielen? Das ist mein letztes Semester, in dem ich möglichst
gute Noten erzielen muss, und das fällt mir wirklich schwer, wenn ich alle
10 Minuten von meinen Büchern weggeklingelt werde. Meine Referate machen
sich übrigens auch nicht von allein.“
Keiner der Anwesenden sagte ein Wort, und sie versuchten Willows Blick auszuweichen.
Faith setzte zu einem „Cool Down Willow“ an, doch sie reagierte nicht darauf
und fuhr ohne eine Reaktion darauf einfach weiter fort mit Reden.
„Es ist nicht so einfach mit weniger als 4 Stunden Schlaf pro Nacht auszukommen,
außerdem ist es auch nicht gerade ein angenehmes Gefühl, ständig Jägerinnen
in Not zu spüren, geschweige denn von den Sterbenden.“
„Aber, ...“
„Kein
Aber.“, entgegnete Willow, als Buffy mit wirrem Blick versuchte Klarheit in
die Situation zu schaffen. Sie hatte keinen blassen Schimmer davon, was eigentlich
vor sich ging. Noch wieso Willow jeden so heftig anfuhr.
Kennedy, Dawn und Xander schauten betreten zu Buffy, die daraufhin vollkommen
verstummte.
Dawn hatte keine Ahnung, dass es Willow so schlecht ging, aber sie bemühte
sich schon immer um andere. Wahrscheinlich war das der Punkt. Wieso hatte
sie nicht schon früher gesagt, dass es ihr auf die Nerven ging, wenn sie zu
ihr kam? Sie hätte auch mit Lily oder Andrew reden können... Gestern Mittag
jedenfalls hatte Dawn nicht das Gefühl gehabt, dass Willow überfordert war.
Im Gegenteil. Willow war nett und hilfsbereit wie immer gewesen. Aber vielleicht
hätte sie nicht einfach so annehmen dürfen, dass Willow eine Stunde für sie
opferte, ohne nachzufragen, ob sie überhaupt Zeit hatte.
Natürlich hatte es Willow schwer, aber sie hatten doch eine Beziehung, wunderte
sich Kennedy. Es war doch völlig normal, dass sie ihre Sorgen mit Willow,
ihrer Freundin, teilte, anstatt damit zu den anderen zu rennen. Zufälligerweise
war es dieses mal eben etwas, das mit Jägerinnen zu tun hatte, außerdem war
ihre Freundin doch eine Hüterin. Es war so offensichtlich für Kennedy gewesen,
dass Willow sie verstehen würde.... aber.. nun ja, als sie gekommen war, ging
Xander gerade und davor hatte Willow Besuch von Faith gehabt... vielleicht,
wenn sie etwas sensibler gewesen wäre, hätte sie bemerkt, dass es Willow zu
viel wurde. Das es ihr überhaupt in letzter Zeit zu viel wurde...
Xander seufzte leise in sich hinein. Er hätte gestern bemerken sollen, dass
Willow irgendwie gestresst und gehetzt war. Aber seine eigenen Probleme hatten
ihn so blind und unempfindlich gemacht... vielleicht hätte er an einem anderem
Tag an Willows Tür klingeln sollen. Doch für solche Überlegungen war es jetzt
zu spät, und Willow schien ziemlich frustriert zu sein.
Andererseits.. jeder durfte mal einen schlechten Tag haben und vielleicht
war das hier der Ausgleich dafür, dass er Willows gut gemeinte Ratschläge
wegen dem magischen Auge zu übertrieben heftig abgelehnt hatte.
Faith gähnte teilnahmslos, und zog damit alle Blicke auf sich.
Die Hüterin ließ ihren Blick von Freund zu Freund wandern und
als sie die betretenen Gesichter sah, fiel es ihr erheblich schwerer, weiterzureden.
Sie glaubte an das, was sie sagte, andererseits begann sie auf einmal darüber
nachzudenken, ob sie ihnen nicht doch ein wenig Unrecht tat. Sie hätte gestern
vielleicht einfach nur von sich aus sagen müssen, dass es zu viel wurde –
jetzt stand sie mit schlechter Laune hier und geigte ihnen die Meinung...
„Buffy, Ken, Faith...“, Willow sah abwechselnd zu den drei Jägerinnen. „Sucht
euch einen besseren Ansprechpartner als mich. Ich schlage mal die Wächter
vor, also richtet euch an Giles oder Lily. Zudem - euren Traum verstehe ich
sowieso nicht, obwohl ich lange darüber nachgegrübelt habe.“
Buffy zog erneut ein erstauntes Gesicht. Faith und Kennedy
waren bei Willow gewesen? Wegen ihren Träumen? Langsam verstand sie um was
es ging.. wenn auch ihr sicherlich noch der Durchblick fehlte...vor allem
wegen Willows Laune.
„Faith,“ Willows Blick wanderte weiter. „Was deine Frage betrifft.. es gibt
eine Möglichkeit für dich, herauszufinden, was diese Magier von dir wollen.
Ich kann dich zu ihnen schicken, und du bekommst die Gelegenheit mit ihnen
selbst zu reden,“ ihr Blick richtete
sich nun auf Xander, der ihr direkt in die Augen blickte. „Faith wird deine
Frage über Eve stellen müssen. Sie scheint ein Bestandteil ihrer Traumwelt
zu sein oder was auch immer. Sie hat etwas mit den Magiern zu tun. Zudem wäre
es sehr riskant für euch und mich – ich kann mich am besten nur auf einen
von euch konzentrieren. Zwei Personen auf die Reise zu schicken, lenkt mich
ab und wir könnten auf die dunkle Seite gezogen werden.“
„Ich komme mit.“, entgegnete Xander trotzdem. Auch wenn er Faith mit einem
zugemachten Auge traute, wollte er die Antwort lieber selbst hören.
„Hast du mich nicht verstanden Xander,“ Willow klang ungehalten.
„Der Zauber ist kompliziert und komplex. Ein Fehler und ihr kommt nicht mehr
zurück.“
„Trotzdem.. es wäre mir lieber,“ beharrte Xander mutig.
„Xander... ich glaube nicht, dass du hier solche Wünsche äußern kannst.“ Willow
sah ihn durchdringend an. Dann seufzte sie. „Ich lasse mich bei dem Zauber
mit Mächten ein, die versuchen werden mich mit Versprechungen zu locken. Sofern
ich nur Faith habe, auf die ich mich konzentrieren muss, kann ich diese Stimmen
ignorieren. Wenn ihr beide reist, ist meine Konzentration geschwächt...“
„Wie hoch ist das Risiko,
dass sie erfolgreich sein werden?“ Xander ließ nicht locker.
„Gering, würde ich sagen...Was mich angeht. Ob du je zurückkehren
wirst...,“ ließ Willow offen stehen.
„Lass ihn doch mit, wenn er will.“, Faith meldete sich zu Wort. „Wenn das
Risiko so gering ist. Und falls was passiert ist er eben selbst schuld.“
„Nein, du bist schuld, wenn du nicht auf ihn ‚aufpasst’, Faith.“, antwortete
Willow.
Die Jägerin ersparte sich eine Antwort, hob ihre Augenbrauen, und lehnte sich
mit verkreuzten Armen zurück. „Mit der ist wohl heute nicht zu spaßen.“, flüsterte
Faith, die die ganze Aktion etwas zu übertrieben für ihren Geschmack fand.
„Dawn!“
Die junge, noch unerkannte Jägerin blickte erwartungsvoll zu
Willow auf. „Keine Neuigkeiten von meiner Seite aus. So leid es mir tut.“
Dawn wirkte niedergeschlagen und richtete fragende Blicke auf
sich, die sie unangenehm betroffen machten. Willow hätte mit ihr ruhig alleine
darüber sprechen können. Buffy würde sicher gleich über sie herfallen, um
zu erfahren, was es für ein Problem gab.
„Außerdem werde ich dem Rat reinen Tisch machen.“, fügte die Hüterin hinzu,
ungeachtete Dawns Blick, der verriet, dass sie nicht begeistert über das Gespräch
war.
Willows Augen wanderten weiter zu Xander, der im nächsten Moment einen Arm
um die junge Jägerin legte, und nickte.
Dawn drehte verwirrt ihren Kopf, und verstand, dass die beiden sich über sie
unterhalten haben mussten. Wieso hatte Willow ihre Versprechen gebrochen?
Wusste es am Ende Buffy schon längst? Das war ein wenig zu viel am frühen
Morgen...
„Ihr habt über mich geredet?“, entgegnete Dawn aufgebracht, und schüttelte
Xanders Hand von ihrer Schulter. „Wer gibt euch das Recht... habt ihr überhaupt eine Ahnung, was das ganze.... Wieso hast du
es einfach so... VIELEN DANK!“, stotterte Dawn aufgebracht herum, immer kurz
davor zu viel zu sagen, um fast alles damit noch schlimmer zu machen. Sie
vermied es zu Buffy zu sehen. Sie konnte von Glück reden, wenn Buffy nicht
nach haken würde. Sonst würde ihre Schwester doch noch alles zum falschen
Zeitpunkt herausbekommen. All das verdankte sie ihrer super Hüterin. Geschah
Willow ganz recht, dass sie sich die Nacht um die Ohren schlagen musste.
Im nächsten Moment sprang Dawn auch schon vom Stuhl auf, und rannte davon.
Alle sahen ihr ungläubig nach. Xander schluckte, und warf einen schuldbewussten
Blick zu Willow, die einen weiteren Schluck Kaffee hinunterwürgte. Für die
nächsten 24 Stunden hatte sie genug davon getrunken.
„Was war das denn?“, murmelte
Kennedy.
„Kann mir mal jemand erklären, was das alles soll?“, Buffy
blickte um sich, aber keiner schenkte ihr Beachtung.
„Pubertät?“, fragte Faith und zuckte mit den Schultern. „Hoffe wir können
den ganzen Hokuspokus heute noch erledigen.“
Buffy schien die einzige im Raum zu sein, die noch immer nicht wusste, was
hier vor sich ging, noch was zwischen Willow und Dawn vorgefallen war. Aber
Zeit zum Weiterfragen blieb ihr keine, den Willow präsentierte auf Faith Frage
hin mit einem lauten Seufzer eine Tasche, die aufschnappte. Daraus hervor
schüttelte Willow die Zauberzutaten heraus, die sie für den angekündigten
Zauber brauchte.
Ratsgebäude, Wohnung Giles
Kurz darauf
In
Giles Wohnzimmer saß Lily über ein paar Bücher gebeugt und wirkte sehr konzentriert.
Von Zeit zu Zeit machte sie sich eine Notiz auf einen Zettel neben sich und
hörte erst Dawn, als sie die letzten beiden Treppenstufen nach oben gestürmt
kam. Erschrocken und ein wenig ertappt, hatte es Lily eilig die Bücher zu
zuklappen und so auf einander zustapeln, dass man nicht mehr die Titel lesen
konnte.
“Oh,“ Dawn stoppte, als sie Lily sah. Sie hatte gehofft hier oben ein wenig
ihre Ruhe zu finden. Ruhe zum nachdenken.
Sie wollte jetzt mit niemanden reden. Sie konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen.
„Hallo Dawn. Suchst du jemanden?“, Lily ließ sich nicht anmerken,
dass sie Dawns Unwohlsein über ihre Anwesenheit, bemerkt hatte.
„Nein.. nicht wirklich.. ich wollte nur... na ja... nachdenken?“
„Gibt es ein Problem?“, Lily klopfte auf den Platz neben sich
und Dawn kam der Aufforderung zögernd nach. Ihre Wut auf Willow hielt noch
an und wenn sich Lily wirklich anbot... schließlich war sie neben Willow und
Andrew die einzigste Person, die von ihr wusste. Und bei jemanden Dampf ablassen
zu können, tat immer gut.
„Ja.. und es heißt Willow.“
„Willow?“
„Sie denkt, es wird Zeit allen zu erzählen wer und was ich
bin. Gerade eben hätte sie es fast Kennedy, Xander, Faith und Buffy erzählt.
Ohne mein Einverständnis. Wobei Xander es offensichtlich schon wusste.“
„Ich verstehe...“
„Und
dem Rat der Wächter will sie es auch gleich verklickern. Wieso übt sie auf
einmal solch einen Druck auf mich aus? Es besteht doch nicht die geringste
Notwendigkeit es jemanden zu erzählen und mein Leben damit zu ruinieren? Die
Dämonenwelt Clevelands will ja nicht einmal etwas von mir wissen.“
„Ich
verstehe dich durch aus,“ führte Lily ihren angefangen Satz zu ende. „Aber
Willow will dir damit sicher nur helfen. Und wenn es dir schwer fällt jetzt
mit Buffy darüber zu reden, frag Rupert um einen Rat. Er ist der Wortgewandteste
von uns und weiß sicher wie du es angehen kannst.“
“Giles... eh... weiß nichts...davon,“ brachte Dawn zögernd hervor.
„BITTE? Du hast nicht einmal mit Rupert darüber gesprochen?“
Lily war offensichtlich entsetzt. Dawn senkte ihren Blick und starrte ihre
Schuhspitzen an.
„Ich wollte ja,“ seufzte Dawn. „Aber irgendwie ist immer etwas
anderes passiert oder war wichtiger...und mit der Zeit bekam ich Angst davor
wie meine Freunde darauf reagieren würden. Ich stelle mir oft vor, was sie
nach meinem Geständnis noch von mir halten oder in mir sehen würden..“
„Ich glaube ich weiß wo das Problem liegt,“ Lily legte Dawn
freundschaftlich und tröstend einen Arm um die Schulter. „Ich denke du hast
es für dich selbst noch nicht akzeptiert. So lange du glaubst, dass es ein
Irrtum ist und Willow irgendwann doch noch etwas findet, um diesen Irrtum
aufzudecken, so lange bist du nicht bereit mit den anderen darüber zu reden.
Aber das bringt dich nicht weiter, denn du bist, was du bist.“
„Wahrscheinlich haben sie recht,“ seufzte Dawn, nachdem sie
einen Moment geschwiegen hatte, um Lilys Worte zu bedenken.
Lily lächelte warmherzig. „Und um so länger du wartest, um
so schwer wird es werden und so schlimmer werden die anderen darauf reagieren.
Vielleicht übt Willow Druck auf dich aus...“
„Sie hat versprochen es nicht zu tun,“ sagte Dawn wie ein trotziges
Kind und Lilys Lächeln wurde zu einem gutmütigen Grinsen.
„Das hat sie vielleicht, aber jetzt sieht sie die Dinge wohl
etwas anders. Das darfst du ihr nicht zum Vorwurf machen. Aber ich hätte da
eine sehr gute Idee, um dich ein wenig auf andere Gedanken zu bringen und
vielleicht ist danach dein Kopf wieder etwas freier und du siehst das alles
auch etwas anders... wie wäre es mit einem Kinobesuch?“
„Kino? Mit ihnen?“
„Oh es war nur eine Idee.. wenn du nicht möchtest...“
„Das habe ich nicht gesagt.. es ist nur.. ich war schon sehr
lange nicht mehr im Kino.. das letzte Mal wurden meine Freunde fast von Vampiren
gefressen und Giles drohte mit Hausarrest..,“ Dawn grinste auf einmal. „Okay..
es ist eine gute Idee... aber ich darf den Film aussuchen....“
Um
endlich 'endlos' Zeit für ihre Prüfungen zu haben, war es das beste alles
andere vorher so schnell wie möglich zu erledigen. Einer der Gründe, wieso
Willow gegen ihre Rede bereits alle Zutaten für den Zauber mitgebracht hatte.
Außerdem war es Faith und Xander sowieso eilig mit ihren Anliegen.
Xander zog gerade auf Willows Bitte hin die Vorhänge zu, und Buffy, die von
Willow grob über den Zauber und den Grund für ihn eingeweiht worden war, verschloss
die beiden Türen mit ihrem Zweitschlüssel. Willow brauchte völlige Ruhe.
Faith und Kennedy kämpften widerwillig mit dem großen Tisch, den sie auf Willows
Wunsch hin, zur Seite trugen. Es folgten die Stühle und Sessel, die im Weg
waren und währenddessen bereitete die Hüterin alles für den Zauber vor.
Nachdem Faith mit den Aufräumarbeiten fertig war, wanderte ihr Blick durch
den Konferenzraum. Auf dem Boden war eine Decke mit Karomuster ausgebreitet,
und daneben lag eine einzelne Rose. Rote Kerzen bildeten direkt davor einen
ovalen Kreis, die Willow nun mit einem Streichholz nach einander anzündete.
Danach holte Willow aus ihrer Tasche ein weißes Pulver hervor. Dieses streute
sie in kleinen Mengen über die Kerzenflammen, die dadurch noch mehr aufloderten.
Anschließend machte es sich Willow auf der Decke im Schneidersitz bequem,
und mischte Zauberutensilien in ein größeres Tongefäß. Danach hob Willow die
Rose vom Boden auf, stach sich damit in den Finger, und ihr Blut landete Tröpfchenweise
bei den anderen Zutaten.
Xander und Faith sahen Willow interessiert zu, als diese vorsichtig Magnesiumspäne
in den Kreis aus Kerzen streute. Jeder Handgriff saß. Die letzte Zutat, Rosenblätter,
vervollständigten das ganze Gemisch.
Im ganzen Raum hörte man nur das leise Atmen der fünf Personen, und das lauter
werdende Knistern der Kerzen.
Ein süßlicher Geruch bildete sich. Willow wirkte zufrieden.
„Ich werde euch jetzt zu den Magiern schicken. Ihr dürft euch nicht verlieren,
und Faith ich hoffe, du hast nicht vergessen, dass du auf Xander aufpassen
sollst.“, entgegnete Willow, und zwinkerte Faith zu, die dadurch genervt den
Mund verzog.
„Wieso traust du mir auch nicht!“, zischte Faith zu Xander, und griff nach
seiner Hand.
Schließlich zog sie Xander in die Mitte des leuchtenden Kreises, da Willow
es ihr mit einer Handbewegung deutlich machte.
„Wenn es jetzt etwas laut werden sollte, keine Panik.“, erwähnte Willow beiläufig.
Das einzige Problem waren die restlichen Personen im Gebäude, deswegen hatte
sie vor dem Treffen mit den anderen einen Schalldichtzauber über diesen Raum
gesprochen. So konnte sie sicher sein, dass weder Lily noch Giles dazu kamen
und ihre Konzentration störte.
„Ich hoffe ich verliere nicht noch ein wichtiges Organ.“, Xander lächelte
gequält, und hielt sich mit der freien Hand ein Ohr zu.
Willow sah beiden noch einmal in die Augen, dann schloss sie ihre. Konzentriert
saß sie etwa eine halbe Minute lang wie angewurzelt da. Die ganze Situation
wirkte angespannt, und plötzlich begann sogar Faith’ Herz schneller zu klopfen.
Willow hörte die leisen, wispernden
Stimmen an ihrem Ohr. Sie wusste, dass sie da waren.. jene Wesen, die versuchten
ihr weis zu machen, dass sie zu mehr in der Lage war, dass sie ihre Künste
verschwendete und zu Höherem bestimmt war. Aber sie hatte in England eines
gelernt – sich zu beherrschen und der Verlockung zu widerstehen... als die
Stimmen nur noch ein Raunen war, das sie ohne Probleme ignorieren konnte,
öffnete sie leicht ihre Lippen und begann leise zu flüstern:
«apporter-vous dans un autre monde,
où les magiciens se vendent le temps,
et chaque question résout… »
Sie öffnete wieder ihre Augen und wirkte beruhigt, als sich plötzlich ein
kleines Flackern zwischen der Zaubermischung bemerkbar machte.
Sie beugte sich nach vorne, und pustete drei mal, als würde sie ein Lagerfeuer
damit entzünden wollen. Xander blickte etwas überrascht zu Willow, als diese
bereits eine größere Flamme damit erzeugt hatte.
Willow fasste das Gefäß mit beiden Händen an, und mit Schwung streute sie
die noch verbliebene Mischung, und das übergreifende Feuer auf ihre Freunde
in den Kreis, die schon fast mit Panik reagierten, als das Feuer langsam an
den Spänen zündete.
Kleine
Stichflammen folgten, die sich allmählich zu einer großen Zusammenschlossen,
und nun eine Kuppe bildeten.
„Ainsi, il est…“, rief Willow, und damit platze die Feuerkuppe, ein
ohrenbetäubendes Geräusch machte sich im ganzen Raum breit, und mit einem
letzten lauten Knall, wurde Willow an die Tür geschleudert und Buffy wurde
mit Kennedy einfach zur Seite gerissen.
Der Boden unter ihren Freunden hatte sich schwarz verfärbt, und die Kerzen
hatten sich genauso wie Faith und Xander in Luft aufgelöst.
Lediglich ein wenig weißer Rauch ließ vermuten, dass hier vor kurzem noch
ein Zauber gewirkt wurde.
„Autsch...und ich hoffe mal, dass das gut geht...“ sagte Willow, als sie sich
den aufgewirbelten Staub von ihrer Jeans abklopfte und zurück auf ihren Platz
ging.
Ein Höhlensystem
Einen Moment später
Stille. Ruhe. Geborgenheit. Faith war von weißem Licht umgeben, und eine
angenehme Wärme durchströmte ihren gesamten Körper. So muss es sich wohl anfühlen,
im Himmel zu sein.. schoss es ihr durch den Kopf, schüttelte die Gedanken
allerdings sofort wieder ab.
Plötzlich wurde ihre Hand wieder stärker gedrückt, und sie spürte einen harten
Boden unter ihren Füßen. Sofort öffnete Faith die Augen, und versuchte sich
zu orientieren, blieb mit ihrem Blick aber bei Xander hängen, der starr gerade
aus blickte, und ihre Hand noch immer festhielt.
„Du kannst meine Hand jetzt ruhig los lassen..“ sagte sie leise, und fügte
ein lautstarkes „XANDER!“ hinzu, nachdem er nicht sofort reagierte.
Er zog seine Hand zurück, und ließ seinen Blick dann ebenfalls durch das Gewölbe
gleiten, in dem sie gelandet waren.
„Warst du schon einmal hier?“ fragte er leise und sah sie dabei fragend an.
„Hmm.. kann sein, also an dieser Stelle definitiv nicht. Es scheint allerdings
ein Teil der Höhle der Magier zu sein.. – hoffe ich,“ murmelte Faith, zuckte
mit den Schultern, und setzte sich in Bewegung.
„Warte!“ schrie Xander, und sie blieb sofort stehen. „Woher weißt du, wo wir
hin müssen?“
„Xander, hast du schon mitbekommen, dass wir uns in einer Sackgasse befinden?
Es geht nur in einer Richtung..“, antwortete sie, verdrehte dann kurz die
Augen, und setzte sich wieder in Bewegung.
Er trottete ihr nach, blieb allerdings immer 3 Schritte hinter der Jägerin,
sicher ist sicher.
„Irgendwie ist es unheimlich hier.. es ist so ..
ruhig..“ flüsterte er, bekam von Faith als Antwort aber nur ein leises Nicken.
Sie kamen zu einer Kurve der Höhle. Die Wände bestanden aus massivem Stein,
und das Licht kam aus nicht definierbaren Löchern in der Decke.
„Was sind das eigentlich für Magier?“ fragte Xander die Jägerin, die sich
gegen die Wand gedrückte hatte, und vorsichtig um die Ecke starrte, um sich
zu vergewissern, ob der Weg frei war.
„Das weiß ich auch nicht genau.. sie sind auf jeden Fall irgendwie.. wahnsinnig
und sehr mächtig. Komm, der Weg ist frei!“ flüsterte sie, nickte mit dem Kopf
und bog um die nächste Ecke.
„Und
was hat das alles mit Eve zu tun?“ fragte er wieder, während er ihr folgte.
“Das wollen wir hier gerade herausfinden.. sch.. sei mal ruhig!“ Sie spähte
um die nächste Ecke, und entdeckte einen Vampir, der gelangweilt an der Wand
lehnte, und in die andere Richtung spähte. Er war anscheinend ein Wachposten,
wirkte allerdings mehr als gelangweilt.
In Sekundenschnelle zog sie einen Pflock aus ihrer Hose, sprang um die Ecke,
griff nach dem Vampir, schleuderte ihn gegen die Wand, und verarbeitete ihn
zu Staub, noch bevor er einen Ton sagen konnte.
„Komm, weiter geht’s..“ sagte sie unbekümmert, als wäre gerade nichts geschehen,
und ging weiter.
„Denkst du, sie werden uns wirklich die Wahrheit sagen?“ fragte Xander mit
einem raschen Blick zu dem Häufchen Asche.
“Kannst du auch mal die Klappe halten? Ich habe keine Nerven für deine ständige
Fragerei und ich hab auch keine Antworten auf deine bescheuerten Fragen!“
zischte Faith genervt, erkannte im nächsten
Gang eine Holztür, und bedeutete Xander, dass er sich beeilen sollte.
Streitgeräusche drangen aus dem Innenraum und Faith erkannte nur zu gut die
Stimmen der zwei Magier, die sich hinter dieser Tür über irgend etwas stritten.
Ohne einen weiteren Moment zu zögern holte sie mit dem Fuß aus und trat die
Holztür ein, woraufhin diese splitterte, und in den Raum flog, wo sie mit
einem Knall am Steinboden aufschlug. Überrascht sahen die beiden Magier auf.
Zornig trat Faith ein, gefolgt von Xander, der etwas verloren wirkte.
Faith und Xander staunten nicht schlecht als sie den Raum vor sich sahen –
er wirkte wie eine futuristische Spielhölle. In der Mitte stand ein runder
Tisch, worauf sich die Umrisse einiger Gebäude abzeichneten, und einige leuchtende
Punkte zu sehen waren. Die Magier standen sich gegenüber, und starrten ihrerseits
fassungslos und geschockt Faith an.
An den Wänden befanden sich eine Unmenge von magischen Büchern und Gegenständen,
die Willows Herz einen Freudentanz hätten aufführen lassen. Xander schluckte.
„Na, seid ihr wieder dabei, einige Menschen in Silent Hill zu quälen!?“ schrie
Faith und trat auf den Tisch zu. Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde
bis sie die Kathedrale wieder erkannte, in der sie gegen Eve gekämpft hatte.
Es leuchteten zwei Punkte darin.
Hektisch fuhr der weiße Magier mit seiner Hand über den Plan, worauf hin dieser
verschwand, und trat mit wieder gefundener Selbstsicherheit auf die Jägerin
zu.
„Das geht dich nichts an, Jägerin. Was machst du hier? Du hast hier nichts
zu suchen! Gib uns nur einen Grund, warum wir euch nicht mit nur einem Zwinkern
in Flammen aufgehen lassen sollten?!“ zischte er aggressiv und sah sie verärgert
an.
„Weil dann eine der stärksten Hexen dieser Welt hinter euch her sein würde,
und bei Gott, das wollt ihr sicherlich nicht!“ konterte Xander, der sich nun
neben Faith aufgebaut hatte, und dafür ein überraschtes aber auch unterstützendes
„GENAU!“ von der Jägerin bekam.
„Sie sprechen von der Hüterin..“ mischte sich nun auch der dunkel gekleidete
Magier ein, der Faith die Vision des Reiters „geschenkt“ hatte.
„DAS ist mir schon klar!“ zischte der blonde Magier mit weißer Haut und blauen
Augen seinen Kollegen an, und wandte sich dann wieder Faith zu.
„Na gut, was wollt ihr dann hier?“
„Eve..“ antwortete Xander wie aus der Pistole gestoßen. Die Magier sahen ihn
zuerst nur fragend an, als plötzlich ein Grinsen auf dem Gesicht des weißen
auftauchte.
“Was denn?!“, reagierte Faith prompt aggressiv. „Sag uns sofort, was die Sache
mit Eve auf sich hat. Zuerst werde ich hier in eurem kranken Spiel fast von
ihr getötet, nachdem sie sich in einen Dämon verwandelt hatte, dann treffe
ich sie in Cleveland als Vorgesetzte von Xander hier, und dann stellt sich
heraus, dass sie menschlich ist.. oder auch nicht.“
“Nein, Eve ist nicht Eve!“ sagte der „gute“ Magier, und trat dabei einen Schritt
auf die beiden zu.
„Sei still!“ fauchte die blonde Gestalt wieder, und sah ihn hasserfüllt an.
„Sie haben verdient, es zu erfahren!“ konterte der andere, und gab nicht nach.
„Deine ständige Korrektheit geht mir gehörig auf die NERVEN!“ schrie der weiße
Magier, drehte sich um, und ging genervt in einen der Nebenräume.
Faith und Xander sahen nun den „guten“ Magier fragend an. „Also?“
„Hmm.. also Xander’s Eve ist nicht unsere Eve. Irgendwie schon, aber dann
auch wieder nicht. Es sollte ein kleiner Spaß sein..“ begann er mit der Erklärung.
“Spaß?“ fragte Xander und sah ihn fragend an.
„Ich verstehe nicht ganz..“ gab Faith von sich.
„Nun ja, wir wussten, dass Xander auf Eve treffen würde, und wir wussten,
dass du, Faith, auf Xander treffen wirst, also dachten wir uns, dass es doch
ein kleiner Spaß wäre, dich mit Eve zu überraschen..“
„Das bedeutet was? Ist Eve nur ein Trugbild? Ein Dämon?“ fragte Xander, in
dessen Stimme sich langsam Verzweiflung schlich.
„Wie krank.. wie.. KRANK. Ihr solltet echt mal zum Psychiater für ausgerastete
Magier gehen..“ flüsterte Faith genervt. Was bildeten sich diese zwei Magier
eigentlich ein? Das Leben war kein Spiel. Man konnte nicht einfach so mit
Leuten spielen?
„Nein..wir haben Eve als Vorlage für unsere Eve genommen. Wir haben sie nach
ihr .. erstellt.“
„Und
wieso?“ fragte Faith
„Einfach so. Weil es Spaß macht. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie spaßig
es war, zu sehen, wie du auf Eve getroffen bist.“
„Und meine Vision?“ fragte Faith weiter.
„Welche Vision?“ überrascht sah er sie fragend an.
„Wieso habt ihr mir diese Vision von Eve geschickt?!“ Faith wurde lauter.
„Wir haben dir keine Vision geschickt, zumindest nicht, dass ich wüsste, und
ich weiß eigentlich alles..“
Verwirrt sah Faith den Magier an. Das konnte doch nicht sein. Wenn das eine
echte Vision war, dann bedeutete das doch, dass... OH GOTT!
“Xander.. gehen wir.. sofort!“ sagte Faith, und drehte sich um.
„Moment noch..“ Xander trat einen weiteren Schritt auf den Magier zu. „Also
ist Eve ein normaler Mensch?“ hauchte er.
„Na ja, wer ist schon normal?“ der Magier lachte kurz, brach aber ab, als
Xander seine Hand hob.
„Sie ist menschlich.. ja..“ antwortete er hektisch.
„Komm endlich! Gehen wir!“ sagte Faith, nahm Xander am Arm und verließ mit
ihm den Raum. Sie musste jetzt über einiges Nachdenken, sie konnte nicht auch
noch Ronah und Robin verlieren. Und wenn die Vision nicht von den Zauberern
kam, und auch Eve unschuldig war, dann konnte es eigentlich nur eines bedeuten.
Konferenzraum
Ein paar Minuten später
Lily hatte Dawn, die zur Schule musste, an der Hintertür verabschiedet
und versuchte die Tür zum Konferenzraum vom Flur aus zu öffnen. Sie war verschlossen.
Verwundert runzelte sie die Stirn...
Im
selben Moment versuchte Giles vom Haupteingang aus in den Konferenzraum zu
gelangen und prallte heftig dagegen, als er schwungvoll den Türknauf drehte
und eintreten wollte. Sie war verschlossen?
Giles zog seinen Schlüssel...
...Lily hatte ihren bereits im Schloss stecken und drehte ihn.
Beide öffnete im selben Moment die Tür zum Konferenzraum und
blieben überrascht wie angewurzelt stehen. Langsam ließen die beiden Wächter
ihre Blicke über die konzentrierte Buffy und Kennedy schweifen, die gebannt
auf Willow starrten. Diese saß bereits wieder
mit geschlossenen Augen, angespanntem Gesicht und im Schneidersitz auf dem
Boden. Giles Augen wanderten weiter über die weggestellten Stühle, den verrutschten
Tisch und blieben schließlich an der verbrannten Stelle in der Mitte des Raumes
hängen. Er nahm eine ungewohnte Spannung im Raum wahr. Magie.. sehr viel Magie.
Mächtige Magie... besorgt runzelte sich seine Stirn. Was taten die drei hier?
Ohne ihm etwas davon zu erzählen?
Die beiden Wächter sahen von Willow
weg und ihre Blicke trafen sich kurz, aber verwirrt.
Plötzlich tauchte vor Willow eine schmale, rotglühende Lichtspalte auf, die
breiter und länger wurde, bis Faith und Xander sich hindurchzwängen konnten
und von ihrem Abenteuer zurück in den Raum stolperten. Die Spalte fiel hinter
ihnen zusammen und verschwand mit einem leisen elektrisch aufgeladenen Geräusch.
Willows geschlossene Augen sprangen auf und ihr Blick, noch
leicht von der Macht des Zaubers verschleiert, richtete sich auf Giles. Die
Pupillen waren noch schwarz, nahmen aber schnell ihren grünen Glanz an. Sie
wurde sich auf einmal bewusst, dass sie nicht mehr alleine waren, aber war
natürlich erst einmal darüber erleichtert, dass alles gut gegangen war – gegen all ihre Befürchtungen
schienen Xander und Faith heil zurückgekehrt zu sein. Trotzdem hatte es in
ihrem Inneren leise Stimmen gegeben.. verlockende Stimmen.. Der Zauber war
sehr mächtig gewesen und seit dem finalen Kampf gegen das Urböse hatte sie
nicht mehr so viel Macht einsetzen müssen... bei Giles Gesichtsausdruck jedoch
wurde es ihr ein wenig unwohl und sie blickte zur Seite, suchte mit ihren
Augen Xander und Faith, die beide ein wenig verwirrt drein sahen.
„Was
geht hier vor sich?“, Giles trat in die Mitte, zwischen Willow, Xander und
Faith. Erst jetzt bemerkten auch die anderen, dass sie nicht mehr alleine
waren. Buffy stand auf und trat zu Giles hinüber.
„Wir haben ein wenig Hokuspokus gespielt.“, witzelte Buffy.
„Und unsere kleine Hermine hat ihre Hausaufgaben vortrefflich gemacht.“
Giles blinzelte etwas irritiert und sah dann ernst zu Willow:
„Ja, das kann man sehen und riechen,“ er sah missbilligend
auf Willows Zauberutensilien. „Und fühlen. Aber was genau habt ihr
getan und wieso?“
„Faith und Xander hatten ein kleines Problem,“ erklärte Willow
kühl und stand auf. „Nichts worüber man sich gleich aufregen müsste oder gar
sorgen sollte.“
„Ich bin mir da nicht so sicher...,“ sagte Giles gedehnt. „Ich
vermute, du hast die beiden in eine andere Dimension geschickt?“ Er zeigte
an die Stelle, wo gerade eben noch die Lichtspalte gewesen war.
„Nicht das ich wüsste.. es ist etwas komplizierter und nicht
so einfach zu erklären.“ Willow begann ihre Sachen zusammenzupacken.
„Dann versuch es...,“ begann Giles, wurde aber von Lily unterbrochen.
„Lass doch einfach Xander und Faith erklären, ja?“ Lily sah
ihn bittend an und Giles entspannte sich ein wenig. Er wusste nicht wieso
er gerade eben so ungehalten auf Willow reagiert hatte. Nach all den Monaten
des neu gewonnenen Vertrauens und der Gewissheit darüber, dass Willow sehr
gut mit ihren neuen Fähigkeiten umgehen konnte, sollte Giles es besser wissen.
Doch der Raum war von einer sonderbaren, magischen Elektrizität erfüllt gewesen,
die ihn hatte spüren lassen, wie viel Macht Willow benutzt haben musste, um
Xander und Faith wohin auch immer zu schicken, die ihn sehr überrascht hatte.
Vielleicht war es einfach nur der Umstand, dass er einmal mehr das Gefühl
hatte, dass hier nicht nur Kennedy und Faith versäumt hatten mit ihm über
ihre Visionen und Träume zu reden, die ihn hatten ein wenig verstimmt reagieren
lassen.
„Ich bin noch etwas durcheinander,“ murmelte Xander und setzte
sich zunächst einmal.
„Wieso denn? Sei doch froh? Deine Eve ist abgesehen von Crazy
Cordy der erste normale Mensch, der sich für dich interessiert,“ Faith klang
aufgewühlt und schien nur halb so verwirrt zu sein wie Xander. Doch sie hatte
nicht das Bedürfnis allen mitzuteilen, welche Erkenntnis sie durch ihre kurze
Reise gewonnen hatte. Das war etwas sehr persönliches. Es würde reichen, wenn
Giles und Lily nur das Nötigste erfuhren.
„Würde mir jetzt endlich jemand erklären, was hier passiert
ist?“, Giles kehrte zurück zu seinem ungehaltenen Ton und alle Blicke richteten
sich wieder auf ihn.
“Ich
erzähl ihnen die Kurzfassung, okay?“, sagte Xander mit einem schiefen Grinsen.
„Meine Chefin wurde als Vorlage für ein krankes Spiel benutzt, dass man mit
Faith spielte. Faith hielt meine Chefin gestern für einen durchgeknallten
Killerdämon und war drauf und dran sie krankenhausreif zu prügeln...“
“Was Xander nicht abhielt, mit ihr auszugehen,“ brummte Faith düster, und
dieser warf ihr einen mürrischen Blick zu. “Nein, das Ausgehen mit durchgeknallten
Killerdämonen überlass ich ausnahmsweise mal jemand anderem,“ bemerkte er spitz, bevor er mit seiner Erzählung
fort fuhr: “jedenfalls wissen wir jetzt, dass Eve ein Mensch ist. Was
diese Magier mit Faith’ Träumen zu tun haben, hab’ ich allerdings nicht verstanden.“
„Du hast einen Menschen...,“ fing Giles an, wurde aber von
Willows und Buffys warnenden Blicken
zurückgehalten seinen Vorwurf weiter laut auszusprechen. Faith machte eine
schwere Zeit durch und man musste vorsichtig sein, um die junge Frau nicht
unnötig mehr zu reizen. Sicher hatte es Xanders Chefin überlebt, sonst würden
sie nicht alle so ruhig bei einander sitzen. „Uhm.. ja,“ räusperte sich Giles
und konzentrierte sich auf den anderen Teil von Xanders Erzählung. „Träume?“,
Giles ging zu einem freien Stuhl am Konferenztisch und zog ihn zurück. „Die
Prophezeiungsträume? Und ehm... welche Magier?“ Er ließ sich auf den Stuhl
nieder.
„Es
hat nichts mit den Prophezeiungsträumen zu tun, okay?“ beruhigte Faith, obwohl
sie selbst innerlich sehr aufgewühlt war. „Und wir reden hier von den Magiern
aus Silent Hill.. Monster, Zombies, Dämonen, Kimberly--- Eve... wenn sich
ihr greises Gehirn erinnert?“, Faith lief im Zimmer auf und ab. Buffy grinste
breit bei Faith letzten Worten und vermied es Giles anzusehen, während Lily
mit amüsierten Blick platz nahm und Kennedy Willow half die Reste des Zaubers
wegzuräumen, wobei beide unterdrückt grinsen mussten. „Sie erinnern sich doch?
Ich habe Robin damals allerdings nicht die ganze Wahrheit erzählt. Ich hab’
verschwiegen, dass mir einer der Magier eine verdammte Vision „schenkte“.
Eine Vision über einen Reiter und dieser kehrt in meinen Träumen immer wieder
zurück. Aber ich schätze Buffy hat ihnen davon schon erzählt.“
„Ja, das hat sie in der Tat,“ Giles nickte beipflichtend. „Fahr
ruhig fort.“
„Es gibt nicht viel mit dem ich fortfahren könnte. Manchmal
habe ich den Traum mit den Reitern, manchmal träume ich von Eve, gegen die
ich in Silent Hill kämpfen musste... ich wollt’ von den Magiern nur wissen,
ob sie ein neues krankes Spiel mit mir spielen oder ob es einfach nur Träume
sind. Mehr nicht.“
„Und was kam dabei nun raus?“, meldete sich Kennedy neugierig
zu Wort, die unangenehm an ihren eigenen Traum vor einem Tag erinnert wurde.
„Kein Spiel, nur Träume.“ Und damit log Faith nicht einmal.
Das für sie die Antwort der Magier viel mehr bedeutete, musste niemand interessieren.
Und Xander war zu sehr mit Eve beschäftigt, um verstanden zu haben, um was
es Faith ging.
„Und deswegen solch ein mächtiger Zauber?“
„Nur
ein komplizierter,“ meldete sich Willow leise und verteidigend zu Wort, aber
niemand nahm davon Kenntnis. Wusste Giles, dass dieser Spruch eine Gefahr
der erneuten Verlockung geboten hatte, oder hatte er es einfach nur erahnt?
"Ja,
deswegen ein mächtiger Zauber. Es war einfach notwendig, oder wär’ es ihnen
lieber gewesen, dass Willow den Zauber nicht gemacht hätte, und ich dafür
durchgedreht wäre?" wütend sah Faith den alten Wächter an.
Überrumpelt von der ungewöhnlichen Antwort gab Giles nur ein leises "Äh..
nein natürlich nicht,“ von sich und kramte etwas aus seiner Innentasche heraus.
"Na dann is` ja gut!" murmelte
Faith gedankenverloren.
„Ich
hoffe nur ihr habt diese kleine „Reise“ unbeschadet überstanden,“ fügte Giles
ermüdet hinzu und faltete den Zettel aus seiner Tasche auf. Sie alle im Raum
waren erfahren genug, um zu wissen, wie gefährlich manche Dinge einmal waren.
Er ersparte sich eine belehrende Rede.
„Na ja mir ist ein wenig schwindlig..“, gab Xander zu.
„Und mir brummt der Schädel,“ ergänzte Faith, verstummte jedoch,
als ihr bewusst wurde, dass sie damit nur Giles Bedenken recht gab.
Doch Giles war mit seinen Gedanken bereits einen Schritt weiter.
„Nun.., gut. Wenn wir hier allerdings gerade von Reitern sprechen... ich habe
etwas gefunden, das alle interessieren wird.“
Gebannt starrten die anderen Giles an, der sich die Zeit nahm
seinen Zettel zu studieren, ohne zu bemerken, wie ungeduldig die anderen wurden.
„Giles?“
„Hm?“ Der Wächter blickte fragend zu Buffy auf.
„Würden sie sich einfach etwas beeilen? Wir warten...“
„Oh.. natürlich. Ich wollte nur sicher gehen, dass ihr mir
alle eure ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt... also... gestern hat Buffy ein
altes Buch auf dem Friedhof gefunden, hinter dem eine kleine, unbekannte Gruppe
her war. Einer davon war auf jeden Fall ein Dämon. Wir haben gestern Nacht
herausgefunden, dass dieser Dämon keiner Gattung angehört, die sich mit Grabräuberei
bereichert. Es besteht also die Möglichkeit, dass jemand in Cleveland ist,
der ebenfalls Interesse an diesem Buch hat...“
„Und wieso?“, unterbracht Lily Giles Ausschweifungen.
„Nun, das wissen wir nicht. Ich habe noch nicht herausgefunden,
über was dieses Buch genau handelt. Es gab allerdings ein paar interessante
Abbildungen darin, die offensichtlich unsere Reiter darstellen. Nach dem Buffy
gegangen ist, habe ich weiterhin feststellen können, welche Ziele diese Reiter
verfolgen!“
Diese Neuigkeit schlug wie eine Bombe ein. Es wurde sofern
es möglich war, noch leiser im Raum und Giles konnte sicher sein, dass jeder
an seinen Lippen hing.
„Es gibt in O’Baily’s Buch sehr viele Querverweise, die mir
weiterhalfen. Ich bin mir mit den Übersetzungen hundertprozentig sicher, dass
es sich bei diesen vier Reitern um dämonische Wesen handelt, die zusammen
Vernichtung bringen werden...“
„Erzählen sie uns was neues, Giles,“ murmelte Faith. „Unsere
Träume haben uns das längst verraten.“
„Nun... aber sie haben euch nicht gesagt, woher diese Reiter
kommen werden.. jedenfalls nicht direkt, nur verschlüsselt. Buffy erzählte
mir von einer Pyramide, von Eis und Wasser... Ich dachte zu nächst, es hätte
etwas mit den Elementen zu tun, wobei mir nicht einfallen wollte, für was
die Pyramide steht. Doch dann fand ich einen Hinweis, der leider sehr unvollständig
war. Er erwähnte, dass die Wesen, einmal erweckt, aus vier Richtungen kommen
werden. Mir ist es leider nur gelungen in Erfahrung zu bringen, das drei der
Reiter auf jeden Fall aus Asien, Afrika und Europa aufbrechen werden. Das
ist nicht viel, aber wir haben neue Ansatzpunkte. Wenn ihr mir bei den weiteren
Recherchen helfen würdet, kämen wir vielleicht voran.“
Die Begeisterung hielt sich in Grenzen und Xander sah auf die
Uhr. „Eigentlich wollte ich meinen freien Tag mit etwas.. nun entspannenderem
verbringen... und wo steckt eigentlich
Dawn?“
„Sie ist bereits zur Schule aufgebrochen,“ erklärte Lily. „Aber
wir könnten Andrew anrufen...“
„Der muss arbeiten,“ beeilte sich Xander hastig mitzuteilen und war froh, dass den anderen die Aussage reichte
und niemand nachfragte. Buffy schenkte ihm jedoch einen verständnisvollen
und wissenden Blick.
„Ich hole Robin,“ bot sich Faith an und verschwand ohne auf
eine Antwort zu warten. „Und vielleicht ist Ronah noch da,“ rief sie vom Flur
aus zurück.
Einige Minuten später...
“Könntest du dir dieses Bild einmal genauer betrachten?“, Giles schob Lily
das Buch vom Friedhof zu, dass er an der Stelle aufgeklappt hatte, wo die
vier Reiter um eine Kugel herum abgebildet dargestellt waren. In diesem Moment
kam Robin mit Faith herein, während Xander zusammen mit Kennedy am Buchregal
nach den aufgetragenen Titeln suchten.
„Faith
sagte, sie brauchen Unterstützung?“
„Jeder Zeit, Robin... setzen sie sich und greifen sie zu,“
grinste Buffy und schob dem jungen Wächter ein paar Bücher zu.
„Und nach was suchen wir?“
„Textstellen, die Aufschluss darüber geben, wieso vier Reiter
aus vier verschiedenen Himmelsrichtungen aufbrechen werden, um Vernichtung
über die Welt zubringen.“, fasste Willow trocken das wenige zusammen, das
sie alle selbst wussten.
„Ach ja...,“ Robin setzte sich mit verwirrtem Gesichtausdruck.
„Meine Aufzeichnungen,“ Giles reichte dem Mann einen Notizblock.
„Damit können sie sich ins Bild setzten.“ Robin nahm ihm die Aufzeichnungen ab und begann zu lesen.
„Ich habe das hier noch nie gesehen,“ unterbrach Lily knapp
die Unterhaltung und gab Giles das Buch zurück. Ihre Hand zitterte leicht,
doch niemand bemerkte es. „Sieht aus wie eine Sonne oder der Mond... etwas
zentrales. Vielleicht ist das der genaue Zeitpunkt, an dem die Reiter ihre
Vernichtung beginnen.“
„Wäre durchaus möglich,“ überlegte Giles und wurde von Willow
in seinen Gedankengängen unterbrochen.
„Darf ich’s mal sehen? Vielleicht kann ich es einscannen und
in einigen Foren online stellen.“ Giles reichte das Buch an Willow weiter.
Lilys Blick folgte der Bewegung und in ihrem Inneren tobte die Verzweiflung..
das war das ersehnte Buch, das Regil nicht beschaffen konnte.. so nah und
doch so fern...
„Oh du meine Güte,“ entfuhr es plötzlich Willow. „Das ist keine
Sonne und schon gar nicht der Mond.. ich kenne diese Kugel.. Jedenfalls glaub’
ich es. Sie hat sehr große Ähnlichkeiten mit der Kuppel in der mich D’Hoffryn
festhielt, als er Warren auf Kennedy hetzte. Das sind tatsächlich kleine Energieblitze
oder Strahlen, bei mir waren es allerdings kleine Flammen die um die Kugel
herum züngelten. Und das hier,“ sie deutete auf den Schatten im inneren der
Kugel. „Ist irgendetwas, das festgehalten wird.“
„Bist du dir sicher?“, fragte Giles aufgeregt nach.
„Nicht hundertprozentig, aber doch ja....“
„Ich hab diesem Dämon noch nie über den Weg getraut,“ entfuhr
es Buffy. „Jetzt hab ich wohl endlich einen Grund, ihm mal auf den Zahn zu
fühlen. Sagen sie mir bitte, dass er etwas mit den Reitern zu tun hat.“
„Das würde ich gerne,“ erklärte Giles, „aber dazu reichen die
Beweise nicht. Wir müssen das dringend überprüfen. Vielleicht sieht diese
Kugel auch nur Willows Kuppel ähnlich. Es muss nicht unbedingt etwas bedeuten...“
Buffys
Blick verfinsterte sich. „Ich wüsste jemanden, der uns auf all diese Fragen
ein paar Antworten liefern könnte..“
Black Pearl
früher Nachmittag
Buffy sprang von der Leiter auf den Boden und blickte sich rasch in der
verhältnismäßig gut besuchten Black Pearl um. Viele Tische waren belegt und
Stimmengewirr erfüllte die stickige Luft, trotzdem behielt Buffy den Überblick
über die Tische. Sie fand nach was sie suchte...
„Na sieh mal einer an.. wenn das nicht mein Freund Regil ist....“,
sie trat an einen der hinteren Tische heran,
an dem Regil zusammen mit Mo und zwei spitzohrigen, schlammbraunen Dämonen
Poker spielte.
Der Echsendämon sah überrascht von seinem Blatt auf und als
er Buffy erkannte, fielen ihm prompt die Karten aus der Hand.
„Mann eh... Regil hat Full House...
Junge... dir sind gerade ein paar Dollar durch die Lappen gegangen,“ der Dämon
zu Regils Linken ließ sein schlechtes Blatt sinken. Die anderen beiden waren
offensichtlich schon früher aus dem Spiel ausgestiegen. Regil zischte
erbost und funkelte Buffy mit seinen gelben Reptilaugen an.
„Ihr
kennt euch, kleine Jägerin?“, Mo blickte zwischen Buffy und Regil hin und
her. Etwas beunruhigte ihn... er wusste nur nicht, ob es Regils nervöser Blick
war oder Buffys wütendes Gesicht.
„Oh ja.. wir kennen uns.. warte..,“ Buffy zählte jeden Punkt
mit ihren Fingern mit. „Seit gestern Nacht...eine zerstörte Gruft später...
ein interessantes Buch reicher....“
„Du hast Schwierigkeiten mit der kleinen Jägerin, Regil?“
„Ohm.. nicht wirklich.. wirklich nicht Mo... es ist nichts
ernstes.. nur ne Meinungsverschiedenheit.“
„Na also.. nichts was man nicht regeln könnte, oder?“ Mo sah
fragend zu Buffy, die ihren finsteren Blick nun auf Mo richtete.
„Ich weiß nicht wie gut ihr befreundet seid und ich werde keine
Zeit damit verschwenden es herauszufinden. Ganz gleich wie... ich habe sicher
nicht unser Abkommen vergessen Mo... aber das Abkommen bezieht nur dich und
deine Familie ein. Nicht solche kleine Ratten hier, die nachts auf dem Friedhof
herumschleichen und Bücher suchen, die mit Prophezeiungsträumen zu tun haben.“
Sie ging um den Tisch herum und ehe Regil reagieren konnte hatte sie ihn am
Kragen vom Stuhl gerissen. Der Stuhl fiel polternd um und neugierige Blicke
richteten sich auf Buffy und Regil. „Du kommst mit mir mit...“
„Halt,“
Mo sprang von seinem Stuhl und legte eine seiner großen Hände beruhigend auf
Buffys Schulter. „Du nimmst keinen meiner Kunden einfach so mit. Erstens muss
er noch bezahlen, zweitens wüsste ich gerne, um was genau es geht und drittens
- wo kommen wir denn dahin, wenn wir hier nicht mal mehr sicher vor den Jägerinnen
sind!“
Buffy wandte sehr langsam ihren Kopf zu Mo herum, während Regil
unter ihrem festen Griff herumzappelte. Der düstere Blick der Jägerin überraschte
Mo, aber er hatte nicht vor einfach so zu zusehen, wie Kunden, die sich hier
bei ihm in Sicherheit wogen, von einer Jägerin verschleppt wurden. Jeder wusste,
das eine Jägerin Dämonen den Tod brachte und
niemand konnte mit Sicherheit sagen, dass Regil nicht solch ein Schicksal
ereilen könnte.
Buffy neigte ihren Kopf zur Seite um besser an Mo hinaufblicken zu können.
Als sie sprach, war ihre Stimme leise, aber die Drohung darin war kaum zu
überhören. „Ich wüsste nicht, wie du mich davon abhalten könntest. Und verlass
dich nicht zu sehr auf deine Unantastbarkeit. Ihr könnt alle froh sein, dass
wir diese Bar nicht längst hops genommen haben. Wegen den paar Informationen
alleine, die wir bekommen, verschonen wir euch sicher nicht.“
Die Blicke von Mo und Buffy trafen sich und hielten sich einen
Moment gefangen, ehe Mo stumm einen Schritt zur Seite trat. Es lag keine Angst
in seinen Augen, nur eine Art determinierter Resignation.
Er sah ihnen hinterher, als Regil von Buffy die Leiter nach oben gescheucht
wurde und fällte eine Entscheidung...
An Deck
Ungehindert war Buffy mit Regil an Deck gelangt und wenig darauf erpicht
Rücksicht auf Regils Gesundheit zu nehmen, warf sie den Dämon von sich. Regil
prallte gegen das Führerhäuschen, Holz ächzte und die Planken wankten. Noch
ehe Regil auf die Füße kam, war Buffy an seiner Seite. Sie trat mit ihrem
Stiefel auf seinen Rücken und bohrte ihre Ferse tief in sein Fleisch, um ihn
am Boden zu halten. Er stöhnte auf und versuchte sich zu befreien.
„Jetzt reden wir Klartext... hören wir auf mit den Lügen und dem Spiel ‚ich
erzähl dir nichts’.“, schlug Buffy eiskalt vor und ignorierte die Ausbrechversuche
von Regil.
“Ich hab’ keine Ahnung was du meinst, Jägerin,“ wimmerte Regil und wand sich
unter Buffys Fuß. Es fiel Buffy langsam doch schwer den Dämon unten zu behalten.
So jämmerlich wie er sich gab, hatte Buffy ihn bis lang kraftlos eingeschätzt.
Doch da hatte sie sich wohl geirrt.
Sie bückte sich herunter, packte aus Mangel an Haaren Regil am Kragen und
zog ihn wieder in die Höhe.
„Wer hat dir den Auftrag gegeben nach diesem Buch zu suchen?“
„Das kann ich dir nicht sagen... oh.. nein....nicht...“
Doch
Buffy kümmerte sich nicht um Regils Protest, als sie ihn mit sich schleifte
und ohne zu zögern seinen Kopf hart gegen die Kurbelanlage eines alten, nicht
mehr im Einsatz befindlichen Fischernetzes schlug. „Wir können diese Unterhaltung
auf die harte Tour führen, oder ganz zivilisiert.. das hängt ganz von dir
ab.“
Plötzlich fiel eine schwere Hand auf ihre Schulter und instinktiv griff Buffy
nach hinten, umklammerte das Handgelenk und zog daran mit einem gewaltigen
Ruck, während sie sich zur Seite drehte. Jemand großes und massiges flog über
ihre Schulter und landete auf den Planken, die verdächtig nachzugeben drohten...
„Oh.. mein Gott.. MO... das tut mir leid... ich wusste nicht...“, verlegen
verstummte Buffy und half Mo auf die Füße. „Schleich dich am besten nie wieder
an mich ran.“
„Das hab ich gar nicht getan,“ murmelte Mo verstimmt. „Aber du warst zu beschäftigt
einen meiner Freunde zu zerlegen.“ Mo deutete zu Regil, der noch immer am
Boden lag und sich seinen Kopf hielt.
“Er ist selbst schuld....er muss nur reden...“
“Ich kann nicht...“ stammelte Regil. “Sie...sie werden mich töten!“
Mo half Regil auf die Beine, und sah ihn eindringlich an. “’Sie’ sind
jetzt dein geringstes Problem, Regil. Ich rate dir dazu, dein Gewissen zu
erleichtern, und ich rate es dir im Guten.“
Seltsamerweise schienen diese Worte einen weitaus größeren Effekt auf den
schuppigen Dämon zu haben, als Buffy’s Tritte und Schläge. Er schluckte, sah
Mo furchtsam an, und begann zu erzählen: “Also gut,“ er blickte sich jedoch
noch ein einziges Mal gehetzt um, ehe er fortfuhr: “I-i-ich arbeite für eine
Organisation...die Organisation. Sie macht eine Menge krummer Dinger, aber
ich bin nur ein kleiner Fisch, ein Handlanger. Ich bekomme Befehle, und führe
sie aus. Ein kleines Glied in einer großen Kette, niemand würde mir sagen,
wer hinter einem Auftrag steht...“
“Die Organisation also...“ Als Buffy Mo verwirrt anblickte, begann er zu erklären.
“Von denen haben wir schon gehört. Du kannst sie gerne als das dämonische
Gegenstück zur Mafia bezeichnen. Waffenschieberei, Drogenschmuggel, Schutzgelderpressung,
Prostitution, Auftragsmord... alles dabei.“
Buffy hatte schweigend zugehört und nur kurz erstaunt die Augenbrauen in die
Höhe gezogen, als Mo sie noch etwas konkreter ins Bild setzte. Eine dämonische
Mafia... was es nicht alles gab und mit was das
Böse sie nicht immer wieder zu überraschen verstand. „Und wo finde
ich diejenigen, die wissen könnten, wer hinter einem Auftrag steht?“
“Bitte Zaddik...ich hab’ das alles nicht gewusst,“ flehte Regil. “Es ging
nur um diesen einen Auftrag, ich wollte ein nur bisschen Geld, ich wollte
doch niemals...“
“Beantworte die Frage, Regil.“ Mo’s Stimme klang völlig emotionslos, sein
Gesichtsausdruck unergründlich.
Regil nickte zitternd. “Wie gesagt, sie nennen sich selbst „Die Organisation“
und haben überall einen Sitz. Sie haben sich einen klaren Vorteil damit verschafft, dass sie mit Menschen zusammenarbeiten.
Du findest sie überall. Aber wenn du nach jemanden suchst, der etwas zu sagen
hat, fängst du am besten mit der McGregorian Fischfabrik an.“
„Und wo finde ich die genau?“
“Sie liegt im Grenzgebiet.“
„Und
wie finde ich dort jemanden, der mit etwas zu sagen hat?“, Buffy
hasste es, wenn sie alle Informationen einem aus der Nase ziehen musste.
Aber natürlich hatte sie dank Mo schon mehr von Regil erfahren, als sie gehofft
hatte. Wieso auch immer Regil redete...auch diese Antwort blieb er ihr nicht
schuldig. „Ich.. ich kann dir einen Namen nennen... aber den hast du nicht
von mir....verstanden?“
AKT 3
Fabrikanlage „McGregorian“
Nachmittag
Langsam
trat Buffy auf das große Tor zu, das den Haupteingang der „McGregorian Fischfabrik“
bildete. Es war ein weitläufiges Gelände, und ein großes Bürogebäude befand
sich am Ende des Weges, der von Sträuchern gesäumt war. Soweit stimmte bislang
Regil’s Beschreibung.
Sie wollte das Betriebsgelände schon betreten, als sie vor dem Haupteingang
des Bürogebäudes zwei Sicherheitsmänner erblickte, die langsam auf und ab
wanderten. „Oh.. na das ist ja sehr unauffällig..“, flüsterte die Jägerin
und entschied sich dafür, doch einen Hintereingang zu suchen.
Sie lief das schwarze Eisengitter entlang, bog in eine Seitenstraße ein, und
erkannte in einiger Entfernung die Lieferanteneinfahrt. Sie verlangsamte ihre
Schritte, bog in die Einfahrt ein und lief beinahe gegen das Gittertor, welches
die Einfahrt versperrte.
„Na toll..“, flüsterte Buffy, und lächelte den Sicherheitsbeamten freundlich
an, der ihr gegenüber hinter dem Tor stand.
„Was machen sie hier?“ fragte er hölzern, und sah sie genervt an.
„Ich? Äh.. ich hab mich verlaufen. Ich bin nicht von hier.. wissen sie..“
Buffy lächelte übertrieben. „.. und noch dazu bin ich blond.. da ist Cleveland
einfach zu groß für mich!“
„Verschwinde!“ bellte er wieder, und Buffy zuckte lustlos mit den Schultern.
Unangenehmer Kerl, ging es ihr durch den Kopf, während sie sich von der verschlossenen
Einfahrt entfernte, und wieder den Zaun entlang ging. Nach einigen Metern
blieb sie stehen und sah sich um. Der Wachmann hatte sich eine Zigarette angemacht,
und lehnte nun mit einem zufriedenem Lächeln an seinem Wachhäuschen.
Buffy vergewisserte sich, ob sie irgendeinen seiner Kollegen sah, spannte
ihre Muskeln an, und sprang mit einem Salto über den Zaun hinweg. Sie landete
auf hartem Betonboden und erkannte in ca. 200 Meter einen Stapel von Kanistern.
Ohne eine weitere Sekunde zu zögern hechtete sich die Jägerin hinter das Versteck,
amtete tief ein, und streckte dann ihren Kopf um das rechte Ende des Stoßes,
um die Umgebung auszukundschaften.
Vor ihr erstreckte sich eine ältere Fabrikanlage, die direkt an das alte Bürogebäude
angebaut worden war. Es war einige Stockwerke hoch, und die zum Teil fehlenden
Seitenwände gaben Buffy Einblick in das betriebsame Innere.
Mächtige Maschinen standen in dem alten Stahlgebäude aneinandergedrängt und
neben den Rauchschwaden drang auch noch mächtig viel Lärm aus dem Gebäude.
Die quietschenden Geräusche erinnerten Buffy an das Wimmern eines Kindes.
Hinter diesem Bau befand sich ein großer Lagerplatz, auf dem sich Buffy nun
befand und auf dem jede Art von Ware, die eine Fischfabrik benötigte abgelegt
waren. Buffys Blick verdüsterte sich, als sie zwischen den vielen Arbeitern,
die durch die Gänge des Fabrikgebäudes liefen, echsenartige Dämonen erkannte.
Die Sicherheitsleute waren neben Menschen auch rothäutige Dämonen, so dass
sie nicht im Traum daran gedacht hätte, hier auf Regil’s ‚Verwandtschaft’
zu stoßen. „Kleiner Fisch.. ja, wer’s glaubt,“ stieß Buffy mürrisch aus.
Das meiste auf dem Gelände wurde jedoch von den Menschen erledigt - sie liefen
auf dem Lagerplatz umher, lieferten frische Fische an, holten Kanister voller
Fischpaste wieder ab und betrieben die Verarbeitungsmaschinen. Die Echsendämonen
hingegen rannten die meiste Zeit umher
und gaben irgendwelche Befehle an Mitarbeiter mit niedrigerem Rang weiter
oder hatten in einem anderen Teil der Fabrik zu tun, wo zusätzlich eine große
Anzahl der rothäutigen Dämonen mit Uniformen patrouillierten. Eines war für
Buffy klar – dort hinten wurden sicher keine Fische verarbeitet.
Buffy fand es äußerst interessant, wie viel Arbeit sich einige Dämonen machten,
um ihre wirklichen Absichten zu vertuschen.
Auf einmal stach Buffy ein widerlicher Gestank in die Nase,
der ihr den Magen umdrehte. Sie musste sich fast übergeben, bis ihr bewusst
wurde, dass ihr der penetrante Fischgeruch die ganze Zeit über gar nicht aufgefallen
war. Dafür jetzt um so heftiger.
Nachdem sie sich wieder gefasst hatte, spähte sie wieder um die Ecke, und
fand endlich eine Tür, die in das Gebäude führte. Es gab nur ein Problem.
Zwischen ihr und der Tür befanden sich sicherlich um die 10 Wachleute, die
mehr oder weniger aufmerksam durch die Reihen aufgestellter Fischkanister,
Gefriercontainer und Werkzeugkisten patrouillierten.
„Verdammt...“ fluchte Buffy, und sah sich Hilfe suchend auf dem Gelände um.
Was konnte sie machen? Sie MUSSTE in dieses Gebäude, und jetzt wo sie schon
auf halben Weg drin war, würde sie nicht aufgeben. Auf einmal hatte Buffy
eine Idee.
Sie sprang auf, und trat eine der unteren Tonnen weg. Mit einem lauten Knall
schoss sie aus der Konstruktion, fiel zu Boden, und rollte langsam auf das
Gebäude zu. In der nächsten Sekunde stürzte der halbe Stoß ein. Buffy machte
eine Rolle zur anderen Seite der Lagerfläche, spähte um die Ecke, und erkannte,
dass es funktioniert hatte. Es war völliges Chaos ausgebrochen. Die Sicherheitsleute
liefern alle direkt auf die Stelle zu, an der die Tonnen zu Boden gekracht
waren, und Buffy nutzte den Moment der Unachtsamkeit, lief zwischen den Gefriercontainern
mit toten Fischen und den restlichen Tonnen mit Fischpaste hindurch, sprang
über ein Rohr, lief an einigen Stahlstangen vorbei, und drückte sich dann
ruhig gegen die Wand.
Hatte sie jemand gesehen? Ging der Alarm los? Buffy versuchte angestrengt
etwas zu hören, doch ein Alarm blieb aus. Erleichtert atmete sie aus, drehte
sich zur Tür, und wollte gerade die Türklinke nach unten drückten, als ein
lautes „WER SIND SIE DENN?“ von rechts kam.
Buffy sah erschrocken auf und blickte in das finstere Gesicht eines rothäutigen
Dämons, der die Uniform eines Wachmannes trug.
„Ähm, es ist so. Mein Freund John arbeitet hier, und ich muss ihm unbedingt
eine freudige Nachricht vorbei bringen..“ log sie, griff sich mit der rechten
Hand auf den Bauch und lächelte den Wachmann unschuldig an.
„John Wer?..“ kam eine weitere Stimme hinter ihr hinzu.
„John Doe!“, grinste Buffy den Wachmann vor sich an und hatte gerade noch
Zeit, dem Schlag von hinten auszuweichen, in dem sie eine Rolle nach vorne
machte, und damit genau vor dem ersten Wachmann zum stehen kam.
“Hi..!“ flüsterte sie. Er sah sie verwirrt an, bevor sie ihm kräftig in die
Weichteile schlug. Von einer Sekunde auf die nächste ging schrillend der Alarm
los, und Buffy hörte hysterische Schreie. Schritte kamen auf sie zu...
Die Jägerin starrte in des Gesicht des zweiten Wachmanns, wich einem weiteren
Schlag aus, wurde von hinten gepackt und gegen die Wand geschleudert.
„Au..
das hat weh getan!“ schrie Buffy, als sie wieder auf ihre Füße kam und die
zwei Angreifer wütend anfunkelte. Aus den Augenwinkeln sah sie mindestens
3 weitere Sicherheitsleute, die sich ihrer Position näherten, auch Menschen
waren dabei.
Einer der Dämonen schnaufte wütend, wollte Buffy greifen, und bekam allerdings
nur ihren Fuß ins Gesicht geschlagen. Benommen stolperte er zurück.
„Ich denke ich werde John in den Wind schießen!“ sagte Buffy, drehte sich
um die eigene Achse, erfasste den zweiten Sicherheitsmann, bleib stehen, fasste
nach seinem Hinterkopf, und schlug diesen kräftig gegen die Hauswand. „Richtet
ihm schöne Grüß von mir aus!“ schrie Buffy, lief an einem herannahendem Wachmänner
vorbei und lenkte ihre Schritte Richtung Zaun.
„HALT!“ schrie plötzlich jemand, und ein Schuss wurde abgefeuert. Buffy stand
bereits direkt vor dem Zaun, doch als eine weitere Kugel an einem der Gitterstände
abprallte, blieb sie stehen, und hob die Arme.
Langsam drehte sie sich um, und erkannte, dass einige Meter entfernt der Wachmann
stand, der sie vorhin vom Lieferanteneingang verscheucht hatte.
„Ich sagte dir doch, dass du verschwinden sollst!“ sagte er wütend, während
sich seine Kollegen von hinten näherten.
‚Wenn ich nicht sofort etwas unternehme, bin ich tot..“ schoss es ihr durch
den Kopf, als sie die enorme Anzahl an Wachleuten erblickte.
„Okay.. okay. Wie du möchtest!“ sagte sie plötzlich, ging in die Hocke, und
machte einen Rückwärtssalto über den Zaun. Ein weiterer Schuss zischte durch
die Luft, und verfehlte Buffy nur um haaresbreite, als sie auf der Straße
landete.
Die Sicherheitsleute begannen alle ihre Waffen zu ziehen, und Buffy blieb
nichts anderes übrig, als wie wild um ihr Leben zu laufen.
„Das ist ja richtig in die Hose gegangen..“ flüsterte sie leise und verärgert,
als sie von der Nebengasse den Schusslärm hinter sich ließ, und auf die Hauptstraße
einbog.
Ratsgebäude
Etwas später
„Es
gab einfach keine Möglichkeit reinzukommen,“ regte sich Buffy sichtlich frustriert
auf und schloss damit ihren Bericht über den Versuch in die McGregorian Fischfabrik
einzudringen ab.
„Also
ich weiß nicht... draufhauen und rein... die Methode funktioniert doch meistens?“
Faith schob das Buch vor sich zur Seite und streckte ihren verspannten Körper
ungeniert in alle Richtungen.
„Hey..
du hast die kleine Armee Wachposten vergessen. Die haben bestimmt nicht nur
die Fischkonserven bewacht. Jeder normaler Mensch würde bei dem Gestank um
die Fabrik das Weite suchen. Dafür brauchen sie keine halbe Robocops.“ Buffy
war die ganze Geschichte sehr peinlich, und sie hatte ein enormes Verlangen
sich zu verteidigen. Und das einfaches Drauflosrennen nicht viel brachte,
hatte sie ja selbst erst bewiesen. Faith schenkte ihr ein zuckersüßes Lächeln,
das Buffy mit einem nicht all zu ernst gemeinten bösen Blick erwiderte.
“Und du hast vergessen, dass sie auf mich geschossen haben.“
Während
die beiden Jägerinnen noch darüber zu diskutieren schienen, ob Buffy nun versagt
oder einfach nur Pech hatte, wuchsen Giles Bedenken. Er schien sehr besorgt
über die Tatsache, dass sie es in dieser Stadt nicht nur mit den gewöhnlichen
Finsterlingen zu tun bekamen, sondern zu allem noch mit einem organisierten,
dämonischen Verbrechen. Jedenfalls sprach sein Gesicht Bände und die stark
aneinandergepressten Fingerspitzen, verrieten seine innere Anspannung. „Das
klingt nicht gut.“
„Das
klingt alles andere nur nicht gut,“ bekräftigte Willow, die ihre Recherche
am Laptop abgebrochen hatte, als Buffy außer Atem in den Raum gestürmt war.
„Das sind meiner Meinung nach ein paar Interessengruppen zu viel...“
„Als
hätten wir nicht schon genug Probleme,“ stöhnte Xander und rieb sich die Augen.
„Das ist wie bei der letzten Schlacht um Minas Tirith – kaum hat man eine
Reihe zerschlagen, rücken gleich die nächsten auf.“
„Tja,
nur uns stehen keine toten Krieger zur Verfügung,“ seufzte Willow.
„Dann
müssen wir wohl unsere Recherche ausdehnen,“ fragte Robin etwas überfordert
mit den neuen Informationen und wurde von Ronah, die inzwischen auch zu ihnen
gestoßen war, mit einem breiten Grinsen aufmunternd auf den Arm getätschelt.
Es war offensichtlich, dass es ihr gut tat, auch mal einen Wächter ratlos
zu sehen.
„Wenn
ich das wüsste,“ gab Giles etwas resigniert zu. „Wir haben jede Menge an Informationen,
nur kein Schema in das sie passen würden.“
„Vielleicht
können Faith, Ronah und ich mit Buffy noch einmal los und diese Firma genauer
unter die Lupe nehmen,“ schlug Kennedy vor.
„Nicht
vor Dunkelheit,“ kam Giles Faith zuvor, die sichtlich angetan von diesem Vorschlag
zu einer Antwort ansetzte.
„Richtig,“
stimmte Buffy zu. „In der Nacht haben wir ein paar Vorteile auf unserer Seite.
Und wir haben vielleicht eine Chance ungesehen über die Mauer zu kommen. Willow,“
sie sah zu der Hexe. „Du könntest versuchen im Netz etwas über diese Organisation
herauszufinden. Vielleicht erfahren wir, wo sie überall mitmischen oder einen
Firmensitz haben. Regil bezeichnete sie als „Die Organisation“ und bestätigte,
dass sie mit Menschen gemeinsam arbeiten. Irgendetwas lässt sich sicher finden.“
„Okay.
Ich leg gleich los,“ Willow tippte tatsächlich sofort auf ihrer Tastatur herum
und setzte ihr konzentriertes Gesicht auf. „Ich versuch auch einen Lageplan
der Firma aufzuspüren, vielleicht können wir so eine Schwachstelle finden,
oder einen weiteren Hintereingang über den ihr reinkommt...“
„Fantastisch,“ stimmte Buffy Willows
Plan zu und kam endlich neben Giles am Tisch zur Ruhe. „Wo ist Lily? Und sollten
wir nicht endlich Andrew anrufen? Jede Unterstützung wäre gut.“ Dabei sah
sie Xander eindringlich an.
Der zuckte nur mit den Achseln. “Wenn du meinst. Es sei denn, Klein-Phoebe
ist zu beschäftigt, sich mit Cole-Schatzi in der Unterwelt zu amüsieren.“
Ehe sich jemand wundern konnte, hörten sie Schritte auf dem Flur und kurz darauf steckte Andrew seinen blonden,
verwuschelten Kopf zur Tür herein. „Hab ich gerade meinen Namen gehört?“,
er schien fast ein wenig glücklich über den Umstand, dass man ihn hier brauchte
und kam sichtlich arbeitseifrig an den Tisch getreten. „Ich soll euch einen
schönen Gruß von Dawn ausrichten. Sie war vorhin arbeiten und geht dann mit
Lily ins Kino. Mal abschalten. Sie hat mich gebeten einfach vorbeizuschauen,
um mal anzufragen, ob ihr noch etwas Hilfe von einem Superhelden gebrauchen
könnt. Sie hat mit Buffy vorhin kurz telefoniert und gedacht...“
„Wir
können jede Hilfe gebrauchen, ja,“ fiel Giles ihm ins Wort, ehe Andrews Ausführung
ungebremste Ausmaße annehmen konnte.
„Super..
dann komme ich ja wie gerufen,“ mit einem Grinsen für Giles suchte sich Andrew
einen Platz. Er sah kurz in die Runde und vermied es Xander anzublicken. Es
war ein Stuhl neben Robin frei, doch dadurch würde Andrew genau Xander gegenüber
sitzen und darauf hatte er wenig Lust. Streng genommen blieb Andrew nur die
Möglichkeit sich neben Willow zu setzen oder aber auffällig weit von den anderen
Platz zunehmen – nur um nicht in Xanders Nähe zukommen. Auffallen wollte er
jedoch um keinen Preis und den damit verbundenen, unangenehmen Fragen ging
er nur aus dem Weg, wenn er den Stuhl neben Willow wählte. Für wirklich gefährlich hielt er diese Wahl nicht
mehr, nicht mehr so, wie er es noch vor Wochen oder ein paar Monaten empfunden
hätte.. vieles war passiert, vieles hatte sich verändert.. leider auch einiges
in Bezug auf Xander. Innerlich seufzend ging er zu Willow hinüber.
„Dawn
ist mit Lily im Kino?!?“ Buffy sah fassungslos ihre Freunde an. „Typischer,
gedankenverlorener Teenager,“ seufzte sie jedoch sofort resigniert und beließ
es dabei. Es blieb so oder so keine Zeit übrig, um sich darüber aufzuregen.
Obwohl Dawn wusste, was hier los war. Sie hatten, wie Andrew schon erwähnte,
auf dem Weg von der Fabrik zu Giles am Handy telefoniert. „Ich wüsste nur
zu gerne, was Lily für eine Entschuldigung hat.“
„Vielleicht
fassen sie einfach einmal alles zusammen, was wir bisher haben,“ schlug Robin
Giles vor, der nickte.
„Gut..
dann lasst uns sehen, was wir bereits wissen. Wir haben zum einen von drei
Jägerinnen unterschiedliche Visionen und einen gemeinsamen Prophezeiungstraum
über vier Reiter, die jedes Mal auf dieselbe Weise erscheinen - aus dem Wasser, aus Eis und aus unterschiedlichen Gebäuden. Zu
viert bringen sie Vernichtung, zwei davon durch Wasser und Feuer. Leider wissen
wir nicht, was zwei der Reiter für Zerstörungen bringen werden. Wenn es sich
um Elemente handelt, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass in Anbetracht
ihrer Herkunft und dem was wir bereits wissen – über Feuer und Wasser, nun,
dann könnte einer der Reiter etwas mit Eis und Schnee zu tun haben, aber das
sind noch reine Spekulationen und ein Reiter bliebe übrig. Wenn meine Theorie
stimmt, wäre es möglich, dass er etwas mit der Erde oder der Luft zu tun hat.“
Giles machte eine kurze Pause, damit die Anwesenden sich nicht von der Flut
der Informationen überfordert fühlten.
“Weiterhin haben wir zwei Bücher, in denen die Reiter erwähnt werden – das
Buch, das uns Faith von O’Bailey mitgebracht hat, zählt die Reiter im Zusammenhang
mit den apokalyptischen Reitern auf, unterstreicht jedoch ausdrücklich, dass sie nicht dasselbe darstellen.
Weitere Querverweise haben mich herausfinden lassen, dass alle vier Reiter
von vier unterschiedlichen Kontinenten kommen werden – drei auf jeden Fall
aus Asien, Afrika und Europa. Folglich fehlt uns somit nur noch eine Richtung,
die ich dank fehlender Textstellen nicht ermitteln konnte.“
„Da
gibt es ja nicht mehr viele,“ überlegte Willow laut. „Australien und Amerika?“
Sie fühlte sich im Moment sehr unwohl in ihrer Haut und war sehr froh, dass
sie bei Giles Ausführungen nicht gezwungen war den Wächter anzusehen, sondern
die Suche nach der Organisation an ihrem Laptop verfolgen konnte. Denn leider
wusste sie nur zu gut, dass Dawn sicher der Schlüssel zu einem Teil von Giles
aufgeworfenen Fragen war. Dawn konnte ihm beschreiben, was sie in ihrer Vision
gesehen hatte und somit hätten sie zumindest herausgefunden, welche Art der
Vernichtung der letzte Reiter im Bund bringen würde oder zumindest konnte
Willow mit Giles über ihre Vermutungen offen reden.
Willow
war überzeugt, dass Dawns Vision auf Amerika hinwies. Wieso sonst hätte Dawn
Cleveland zerstört vor Augen gehabt? Aber das konnte sie alles nicht einfach
so behaupten, ohne nicht Beweise zu liefern und die hätten schlicht und einfach
„Dawn“ geheißen...und obwohl Willow am Morgen noch damit gedroht hatte, dem
gesamten Rat reinen Wein einzuschenken, konnte sie jetzt, wieder ein wenig
beruhigter, Dawn nicht so einfach hintergehen.
„Daran
habe ich auch schon gedacht. Aber das werden wir erst herausfinden können,
wenn wir mehr Quellen über die Reiter finden oder ich irgendwie an das fehlende
Textstück komme, in der davon die rede war. Beides erscheint mir im Moment
recht aussichtslos,“ seufzte Giles und blickte kurz auf seine Notizen hinunter.
„Zudem müssen wir einen Code finden, der uns das Friedhofsbuch entziffern
lässt.“
„Ich
hätte da eine Idee,“ meldete sich Andrew leise zu Wort.
„Oh,“
machte Xander auffällig sarkastisch. „Sei nett zu ihr. Einzelkinder haben
es schwer.“
Buffy
stieß Xander neben sich den Ellbogen in die Seite, die den jungen Mann schmerzhaft
das Gesicht verziehen ließen. Andrew jedoch zeigte mit keiner Bewegung im
Gesicht, dass ihn Xanders Spitze getroffen hatte. Er sah einfach weiter unverwandt
Giles an, der aufmunternd nickte.
„Nun...
wenn wir vier Reiter haben... und drei Jägerinnen bereits eine Vision über
einen der Reiter hatten.. dann.. dann besteht doch die Möglichkeit, dass eine
vierte Jägerin eine vierte Vision hatte? Wir müssen sie nur finden...“
„Uhm...
ich muss gestehen, diese Idee hatte ich letzte Nacht bereits verworfen. Buffy
weiß von Emma, dass sie keine Vision hatte und Faith konnte gleiches von Kimberly
und.. uhm.. Vi behaupten. Wie sieht es mit dir aus, Ronah?“, wandte sich Giles
kurz an die dunkelhäutige Jägerin, die den Kopf schüttelte.
„Keine
Reiter, keine Träume.“
“Wie
ich vermutet hatte. Ich schätze, da drei Jägerinnen am selben Ort den Prophezeiungstraum
hatten, bezieht sich alles auf Cleveland. Es besteht nur eine geringe Chance,
dass außerhalb der Stadt eine Jägerin ähnliche Visionen hatte.. außer uns
ist eine weitere Jägerin in Cleveland entgangen.“, fuhr Giles fort. „Und etwas
muss es mit Buffy, Kennedy und Faith auf sich haben. Es ist bestimmt kein
Zufall, dass sie Träume haben und Ronah zum Beispiel nicht.“
„Nun ja, aber Buffy hatte ihre Vision
in Australien, Faith in Silent Hill.. es muss nicht an Cleveland gebunden
sein....“, fügte Andrew kleinlaut hinzu. Er war von seiner Theorie überzeugt,
aber irgendwie wagte er es nicht, weiter zu argumentieren. Er wusste nicht,
was Xander den anderen erzählt hatte, er wusste nicht, ob sie vielleicht sauer
auf ihn waren, und ob es besser wäre, einfach nur still zu sein, damit er
nicht auffiel, und sich ihren Zorn zuzog. Außerdem, Giles musste es doch wissen,
er war schließlich das Alpha Männchen im Wächterrudel.
Als wirklich niemand mehr etwas dazu sagte, sah Andrew verstohlen zu Willow,
die aufsah und ihn anblickte. Sie wussten beide um Dawn, aber Andrew konnte
kaum aufspringen und rufen: ‚Es ist Dawn..’ -- Dawn würde ihm den Kopf abreißen
oder so beleidigt reagieren, dass sie ihn mit Missachtung bestrafen würde,
was unweigerlich dazu führte, dass sie ihn nicht mehr anrief und er nicht
mehr erfuhr, wann die Zentrale zu einer Schlacht blies, oder ein Notfall eingetreten
war...
“Wahrscheinlich willst du nur von den wirklichen Hintermännern oder sollte
ich Mann sagen, ablenken,“ knurrte Xander und erntete von Andrew nun doch
einen verletzten Blick.
Ein betretenes Schweigen breitete sich aus, und die Tatsache, dass niemand
nachfragte, was seine Bemerkung zu bedeuten hatte, bestätigte Xander’s schlimmste
Befürchtungen. Sie wussten es, sie wussten es tatsächlich, und keiner hatte
es für nötig befunden, ihm die Wahrheit zu sagen.
Und Andrew hatte ihn die ganze Zeit angelogen...
Der blonde Junge starrte auf den Tisch, ehe er langsam den Kopf hob. “Wenn
ich weggehen soll, dann sagt mir das bitte gleich,“ Kleinlaut blickte er in
die Runde, und sah in bestürzte Gesichter.
Xander wollte etwas sagen, wurde aber ungehalten von
Giles unterbrochen. “Wie gesagt, wir können jede Hilfe gebrauchen, und wir
haben jetzt Wichtigeres auf der Tagesordnung als Andrew's Privatleben, also
können wir Streitigkeiten bitte später regeln?“
Die beiden jungen Männer nickten stumm und sahen zur Seite.
„Gut... dann kann ich nämlich fortfahren.
Wo war ich... ah ja... wir haben abgesehen von
den spärlichen Informationen eine mögliche Verbindung zu D’Hoffryn auf Grund
einer Abbildung im zweiten Buch, in dem die Reiter um eine Energiekugel zu
sehen sind, die Willow als jene Feuerkuppel erkannte, in der sie der Dämonenkönig
gefangen gehalten hatte. Uns fehlt nur noch die Verbindung oder ein Beweis,
dass eine solche besteht.
“Zu allem wird uns höchst wahrscheinlich ein Dämonen-Mob das Leben und die
Arbeit unnötig erschweren. Sie waren bereits hinter einem der Bücher her.
Es wäre natürlich für uns einfacher, wenn sie nicht mit Menschen gemeinsame
Sache machen würden. In einem Kampf sind sie so klar im Vorteil. Wir müssen
darauf achten wen wir töten oder einfach nur kampfunfähig machen dürfen. Doch
ich schätze, sobald wir herausgefunden haben, wer der Auftragsgeber für die
Suche nach dem Buch war, haben wir eine weitere wertvolle Antwort in unserem
schier unlösbaren Rätsel gefunden.“
„Ich..
eh... würde die vierte Jägerin suchen,“ versuchte
es Andrew trotz eigenem Entschluss erneut.
„Ich
versuche.. nun... ehm... eine aufzuspüren,“ stimmte ihm Willow vorsichtig
zu.
„Schaden
kann es natürlich nicht....,“ gab Giles nach. „Aber ich sehe nur geringe Chancen.“
„Was
ist mit den Münzen,“ warf Robin plötzlich ein. „Willow hat doch diese Münzen
hier gelassen? D’Hoffryn’s Münzen?“
„Ja,
sie sind hier. Im Tresor,“ pflichtete Giles bei.
„Und
hinter ihnen war schon jemand her – Samielle“, erinnerte Buffy. „Wenn sie
denselben Auftraggeber hatte, wie Die Organisation hätten wir ein Rätsel mehr
gelöst...“
„Ja,
nur können die Münzen leider nicht sprechen,“ klagte Faith und stand auf.
„Ich schätze, wir kommen hier einfach nicht weiter.“
„Leider,“
gab Xander mit einem Seufzer von sich und dachte darüber nach, ob er Pizza
spendieren sollte.. einfach nur in Erinnerung an alten Zeiten und weil sie
hier viel zu lange saßen. Sein Magen knurrte bereits kaum überhörbar.
„Aber
wir haben die Münzen und vielleicht haben wir nur etwas übersehen. Sie könnten
der Schlüssel zu unseren Fragen sein. Ich hol’ sie schnell.“ Buffy verließ
den Konferenzraum.
„Gut,
sehen wir uns die Münzen noch einmal an,“ gab Giles nach, wobei Buffy bereits
verschwunden war. „Auf jeden Fall werden wir sehr gründlich sein müssen. Etwas
Großes kommt auf uns zu. Etwas Großen und Unheilvolles.“
Lily
fuhr langsam vor dem Hochhaus vor, in dem Dawn und Buffy wohnten und sah schon
von weiten, dass Dawn vor dem beleuchteten Eingang auf sie wartete.
Für
einen Augenblick meldete sich Lilys schlechtes Gewissen.. da stand der Teenager..
kurz vor der Schwelle des Erwachsenwerdens und sie würde dafür sorgen... nein,
darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Es war das Richtige, das sie tat.
Das richtige, um die alte Ordnung wiederherzustellen. Es war zum besten von
allen.
Wenn sie Zweifel haben sollte, dann nur darüber, ob alles glatt ging. Dawn
durfte keinen Verdacht schöpfen.
„Hi, ein schöner Abend um ihn im Kino zu verbringen, nicht?“ fröhlich riss
Dawn die Autotür auf und setzte sich auf den Beifahrersitz.
„Ja eigentlich fast zu schön um ins Kino zu gehen, meinst du nicht,“ lächelte
Lily und deutete zum Eingang. „Das war sehr leichtsinnig.. du hast für jeden
Vampir eine leichte Beute geboten. Ich wollte doch als Zeichen hupen...“
„Hey.. schon vergessen.. ich bin
ne Jägerin. Einen Vampir hätte ich mit links erledigt.“ Sie zog einen Pflock
zur Hälfte aus ihrer Umhängetasche, damit ihn Lily sehen konnte. „Und hupen
ist keine gute Idee. Die alte Greenwich aus dem dritten Stock sucht
ständig nach einem Grund, um sich über uns zu beklagen. Ihrer Meinung nach
leben Buffy und ich im wilden Chaos. Ohne Sitte und Benimm.“ Dann wurde Dawn
wieder ernster. „Wenn sie den Abend zu schön finden, um ihn mit mir...“
Dawns entsetzter Gesichtsausdruck, löste ein kleines Lächeln
bei Lily aus, ehe sie dem Mädchen ins Wort fiel: „Keine Angst Dawn, es war
nur Spaß. Um nichts in der Welt würde ich das heutige Ereignis verpassen wollen.“
Die feine Ironie in der Stimme der Wächterin entging Dawn vollkommen.
„Sie haben mich eben ganz schön erschreckt. Wissen Sie, ich bin wirklich froh,
dass Sie mir diesen Vorschlag gemacht haben. Seit dem Morgen musste ich immer
wieder über das nachdenken, was Willow und sie gesagt haben. Ich brauche jetzt einfach ne Abwechslung. Und zudem war ich
wirklich schon lange nicht mehr im Kino. Außer dem einen mal in London.“ Traurig
blickte Dawn aus dem Fenster, den vorrüberziehenden Menschen hinterher.
„Und da davor, war ich das letzte Mal mit meiner Mom und Buffy in einem Film.“
Sie schluckte. „Seit Ihrem Tod....“
„Ist nichts mehr wie früher.“ Vollendete Lily den Satz der Jägerin mit Mitgefühl
in der Stimme.
Auf Dawns erstaunten Blick hin erwiderte die Wächterin: „Auch ich habe Menschen
verloren, die mir sehr viel bedeutet haben. Einige mussten viel zu früh gehen..
andere, wie mein Vater wurden mir unerwartet genommen.
Ich verstehe Dich sehr gut und weiß wie es ist einen Elternteil zu verlieren.
Natürlich ist es etwas anderes, wenn man in so jungen Jahren, wie du
und Buffy die Mutter verliert, aber egal wie alt man ist... der Verlust der
Eltern ist immer sehr schwer. Es ändert sich alles, aber nur für einen selbst.
Für Außenstehende geht das Leben weiter wie zuvor. Es wird Beileid ausgesprochen
und nach einiger Zeit haben die meisten es schon verdrängt. Nur man selber
nicht. Denn alles ist anders, man ist auf einmal kein Kind mehr und man weiß
unweigerlich, dass man jetzt wirklich alleine auf sich gestellt ist.“
„Ja, das stimmt wohl. Es sei denn, man hat eine große Schwester, die sich
um einen kümmert.“ Dawn verdrängte die traurigen Gedanken und war für Lilys
Worte dankbar. Sie nahmen nicht die Erinnerungen, aber das mussten sie nicht
unbedingt. „Auf jeden Fall finde ich es toll, dass wir heute zusammen ins
Kino gehen. Hm... ich habe mich für Troja entschieden. Für mich Brad Pitt
und für sie den geschichtlichen Hintergrund... klingt das nach einem Kompromiss?“
Lily
musste lachen. „Dawn - ich bin nicht
so alt und trocken, wie du vielleicht glaubst.“
„Also nein.. ich hab sie nie für trocken und langweilig... äh, also nein..
ich hab das wirklich nicht geglaubt. Das haben die anderen... ach herrje,“
unterbrach sich Dawn verlegen, als sie bemerkte, dass sie sich in eine recht
unmögliche Situation hinein manövriert hatte.
Seufzend gab Dawn ihren missglückten Entschuldigungsversuch
auf. „Welchen Filmvorschlag haben
sie denn?“
„Ich wollte dir ja die Wahl überlassen, wobei ich natürlich eher an einen
ruhigeren, aussagekräftigeren Film gedacht habe, etwas mit Tiefgang, ohne
viel Special Effects und vor allem mit mehr Nähe an der Vorlage...“, mit jedem
Wort von Lily wurde das Gesicht der Jüngeren länger....
„Aber ich denke, dass uns sicher etwas Geschichtsunterricht mit viel Popcorn
nicht schaden wird.“ Meinte Lily schließlich mit einem breiten Lächeln im
Gesicht.
Grinsend setzte sich Dawn noch bequemer in den Sitz und fing an die Autofahrt
zu genießen. Das konnte ja nur ein super Abend werden.
Wie falsch hatten doch die anderen Lily immer eingeschätzt, für Dawn war sie
einfach cool.
Ratsgebäude
zur selben Zeit
“Ich
finde hier absolut nichts über Die Organisation“, stöhnte Willow und klapperte
auf der Tastatur herum. „Irgendwie gehe ich falsch
an die Suche heran. Oder sie sind so vorsichtig, dass man ihnen wohl
nichts nachweisen kann.“
„Wie wäre es mit den Polizeiakten,“ warf Robin ein. „Vielleicht
gibt’s ein paar unaufgeklärte Mordfälle? Serieneinbrüche....“
„Und wie sollte uns das weiterhelfen?“ Faith hatte so ihre
Zweifel, ob sie wirklich mit dem Verfolgen dieser Spur vorankamen. Diese Dämonen
waren sicher nur ein kleines Glied in der Kette, die einen Auftrag ausgeführt
hatten und wenn sie mit Kennedy und Buffy jemanden auftreiben konnten, der
ihnen darüber Informationen gab, hatten sie doch alles was sie wissen mussten.
Unnötig Energie zu verschwenden konnten sie sich einfach nicht erlauben.
„Ich versuch’s jetzt bei der Stadtverwaltung. Wenigstens den
Lageplan werde ich doch finden...“
„Sie sind weg!“
Alle sahen überrascht zu Buffy auf, die mit fassungslosem Gesicht
zurück aus Giles Büro kam. „Die Münzen.. sie sind einfach weg...“
Kino
Am Abend, etwas später
„Was
darf es sein?“ fragte der freundliche Verkäufer und lächelte Dawn mit seinen
dunkelblauen, tiefen Augen an.
„Hmm..“, unsicher betrachtete sie die Preisliste, und wanderte dann mit ihrem
Blick zu Lily, die neben ihr stand und verträumt ins Nichts starrte. Dawn
räusperte sich, woraufhin Lily hoch schreckte, Dawn verwirrt ansah, sich dann
aber wieder fasste, und sie anlächelte.
“Nimm dir ruhig was du willst. Heute soll ein ganz besonderer Tag sein..“
„Danke!“ Dawn überlegte noch kurz und nickte dann lächelnd.
„Popcorn XXL, bitte!“
„Wow.. okay.“ antwortete der Verkäufer, grinste, gab es in die Kasse ein und
kümmerte sich um das Popcorn, während Lily das Geld auf die Theke legte.
“Der Rest ist für sie.“ Lily nickte dem Verkäufer zu, und sah auf die Uhr,
und blickte dann zum Eingang des Saales, in dem der Film gespielt wurde.
Plötzlich drückte ihr Dawn die XXL-Tüte in die Hand, und sah nervös zwischen
dem Kinosaal und der Toilette hin und her.
„Ich bin gleich wieder da.. ich muss nur noch schnell auf die Toilette.. !“
Dawn verlangsamte ihre Schritte und wollte nach der Türklinke greifen, als
die Tür aufflog und zwei junge Frauen lachend aus dem Raum kamen. Sie blickte
noch einmal kurz in Lily’s Richtung und musste lächeln, als sie die Wächterin
nervös vor dem Saaleingang stehen sah, mit dieser riesigen Popcorn-Tüte in
der Hand. Einige Leute ließen bereits ihre Karten entwerten
und betraten den Vorführraum.
Langsam ließ Dawn die Tür hinter sich ins Schloss fallen und durchschritt
den mit kalten, hellgrünen Fliesen ausgestatteten Raum. Die erste Kabine war
besetzt, und da auf dem Boden der zweiten eine Flüssigkeit klebte, von der
Dawn nicht einmal wissen wollte, wo sie her kam, trat sie in die dritte, schloss
die Tür hinter sich, und setzte sich auf die Toilette.
Stille. Dawn atmete tief ein. Wie wohl der Film sein würde? Sie hatte ja nicht
wirklich viel gutes darüber gehört.. aber andererseits, wer sah sich Troja
schon wegen der Story an? Dawn musste lächeln, erschrak aber kurz, als eine
Spülung betätigt wurde, und das Wasser laut vom Spülkasten in die Schüssel
in die Abwasserrohre schoss.
Das Schloss der ersten Tür wurde aufgesperrt und die Tür aggressiv aufgestoßen.
Laute und hektische Schritte bewegten sich auf den Ausgang zu, und nachdem
diese Tür ebenfalls aufgerissen wurde, und anschließend wieder ins Schloss
viel, herrschte wieder tödliche Stille im Raum.
Dawn stand auf, zog sich die Hose hoch, und drehte sich langsam um. Warum
war es hier eigentlich so leise? War das hier nicht eines der größten Kinos
von Cleveland? Sie war hier immerhin auf einer Frauentoilette.. sollte da
nicht etwas mehr los sein? Dawn zuckte mit den Schultern und betätigte die
Spülung.
Laut rauschte das Wasser wieder durch die Leitungen, während schwere Schritte
durch den kleinen Raum hallten. Ein Schatten wanderte unter den Türschlitzen
ihrer Kabine vorbei, doch sie konnte dank der Spülung weder etwas hören, noch
was sehen, da sie mit dem Rücken zur Tür stand.
Dawn drehte sich wieder um, griff nach der Türklinke, und öffnete sie langsam.
Sie war noch immer alleine, wie sie mit einem raschen Blick feststellen konnte,
ließ die Tür nach hinten schwingen und trat aus der kleinen Kabine heraus.
--- Hinter der Tür wanderte ein diabolisches Lächeln auf das Gesicht des Echsendämons.
Dawn sah auf die Uhr, und stellte geschockt fest, dass der Film gleich angefangen
würde. Schnell lief sie auf die Waschbeckenreihe zu, hielt die Hände vor den
Sensor, und wusch sich die Hände.
Plötzlich stellten sich ihre Nackenhärchen... etwas sagte ihr, dass sie nicht
mehr alleine war... Irgendetwas stimmte hier nicht. Ihre Jägerinnensensoren
waren angesprungen. Hier war ein Dämon in der Nähe.
Panisch sah Dawn auf, und erkannte geschockt im Spiegel, dass etwas hinter
ihr stand. Die Haut des Dämons war grün, und statt Ohren besaß die Kreatur
Kiemen. Die gelben Augen starrten sie zielsicher an und Dawn musste entsetzt
auf die spitzen Reptilienzähne starren.
Dawn wollte aufschreien, sich umdrehen, und dem Dämon ihre Rechte in das Gesicht
schlagen, doch nichts davon konnte sie in die Tat umsetzen, da ihr die Kreatur
auf einmal ein Tuch mit Chloroform auf ihren Mund drückte und für sie die
Welt von einem Augenblick auf den anderen schwarz wurde.
----
Lily stand mit den Karten in der einen und der Popcorn-Tüte in der anderen
Hand vor dem nervösen Kartenabreißer. Ungeduldig klopfte ihre rechte Fußspitze
immer wieder auf den Steinboden.
„Ma’am, es wird wirklich Zeit..!“ nervte der junge Mann, und erntete einen
abwertenden Blick von der Wächterin.
„Ja ja..“ antwortete Lily gereizt. „Dann starten sie halt den Film. Wir kommen
später nach. Ich weiß ja selbst nicht, was da so lange dauert..!“ Lily zuckte
mit den Schultern, warf ihm einen weiteren, abwertenden Blick zu, und ging
dann Richtung Toilette davon.
Giles, gefolgt von Buffy, Xander, Willow, Kennedy, Faith, Andrew,
Ronah und Robin, kamen in das Kino gestürmt. Ungeachtet
der wenigen wartenden Personen auf eine der zahlreichen Abendvorstellungen,
blickten sie sich nervös und besorgt suchend um, bis sie Lily fanden,
die sie gerade auch entdeckte und sichtlich aufgelöst auf Giles zueilte.
„Wie bin ich froh, euch zu sehen...“
„Was ist passiert,“ verlangte Buffy sofort von Lily zu erfahren
und trat mit düsterer Miene neben Giles. Es war schwer zu sagen, ob sie einfach
nur über Dawns Verschwinden aufgebracht war oder mehr über den Umstand, dass
es unter Lilys Obhut passiert war.
„Das weiß ich nicht genau,“ Lily schien den Tränen nah zu sein
und Giles legte seinen Arm um sie und zog sie an sich heran.
„Beruhig dich erst einmal und erzähl uns dann was passiert
ist.“
Lily genoss für einen Moment Giles Nähe, und ließ sich von
ihm schutzgebend halten, ehe sie sich von ihm löste. Ein wenig beruhigter
strich sich Lily eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah Buffy nervös an.
„Dawn wollte schnell auf die Toilette. Wie hatten noch ein paar Minuten bis
zum Filmanfang und ich habe vorne,“ sie zeigte zur geschlossenen Tür in den
Vorführraum 2. „An der Tür auf sie gewartet. Als sie nicht kam und der Türsteher
mich darauf hinwies, dass der Film anfinge, bin ich sofort nachsehen gegangen.
Aber Dawn war nicht im Raum. Ich habe die ganze Zeit die Tür im Auge behalten
- sie ist auf keinen Fall unbemerkt herausgekommen...und es waren nur ein
paar Minuten vergangen zwischen ihrem Verschwinden und der Zeit, in der ich
nachsehen ging“, Lily holte Luft und dieses Mal konnte sie einen aufgebrachten
Schluchzer nicht unterdrücken. „Alles was ich gefunden habe ist Dawns Tasche
hier,“ sie hielt die Tasche hoch und Buffy riss sie ihr sofort aus den Händen,
um im Innern nach einem Hinweis zu suchen. Aber außer Taschentücher, einem Pflock und Dawns Geldbörse fand sie nichts darin.
„Es
tut mir so unendlich leid,“ flüsterte Lily und ließ sich erneut von Giles
in den Arm nehmen.
Buffy sah entschlossen in die Runde. „Davon kommt Dawn nicht zurück. Ich mache
mich sofort auf die Suche.“
„Das ist keine gute Idee,“ wandte Giles vorsichtig ein.
„Ach nein? Soll ich hier herumstehen und darauf warten, dass
jemand eine Idee hat, wo Dawn sein könnte? Schließlich ist es nichts neues,
dass Dawn verschwindet. So langsam bekomme ich im Suchen ungewollt Übung.“
„Das hier ist anders. Dawn wird wohl kaum Lily hier einfach
so stehen lassen und türmen. Welchen Grund sollte sie haben?“, mahnte Willow
die aufgebrachte Buffy.
„Das weiß ich, Will... ich möchte es nur nicht laut aussprechen..
oder darüber nachdenken was alles passiert ist. Ich bleibe jedenfalls nicht
hier und warte ab, bis man mir eine schlechte Nachricht an der Haustür überbringt...“
„Natürlich nicht,“ mischte sich Lily etwas beruhigter ein.
“Aber vielleicht habe ich in meiner Panik etwas übersehen.. auf den Toiletten.“
Ohne auf die anderen zu warten, drehte sich Buffy herum, um
sofort nachzusehen.
„Meine Güte,“ stöhnte Giles. „Wenn Dawn etwas passiert ist...“
„Wird Buffy mir die Schuld geben. Ich ... wie...“, Lily wirkte
niedergeschlagen. „Es hätte doch nur ein schöner Abend werden sollen, um Dawn
etwas aufzuheitern.“
Buffy kam mit versteinertem Gesicht zurück. „Nichts.. da ist
absolut nichts.. keine Kampfspuren, keine Fußabdrücke, keine Gewalteinwirkung..
nur ein offenes Fenster...“
„Das bedeutet doch unter Umständen was gutes,“ meinte Andrew
und blickte nervös zwischen Buffy, Giles und Lily hin und her. Dawn konnte
nichts passiert sein.. sie war eine Jägerin... wie gerne hätte er das Buffy
zur Beruhigung gesagt... doch er war an sein Versprechen gegenüber Dawn gebunden.
„Oder aber, dass Dawn doch andere Pläne hatte,“ Faith lehnte
an einem Süßigkeitsautomat und betrachtete sich das Geschehen aus einer gewissen
Distanz.
„Ich hätte... einen Vorschlag... falls Dawns Verschwinden unnatürlich
war oder jemand nun... vielleicht war jemand hinter ihr her, wegen ihrer wahren
Existenz als Schlüssel... oder aus welchen Gründen auch immer... jedenfalls
hätte ich ein paar Informanten an der Hand, die ich deswegen befragen könnte....“,
schlug Lily vorsichtig vor.
„Dann sollten wir sofort aufbrechen,“ Buffy wollte keine weitere
Zeit vergeuden.
„Das ist keine gute Idee. Sie sind sehr misstrauisch und scheu..
eine fremde Person in meiner Begleitung und wir erfahren absolut nichts. Ich
habe sehr lange gebraucht, um Vertrauen zu gewinnen. In einer Stunde wissen
wir bereits mehr...“
“Das ist doch verrückt.. in einer Stunde kann Dawn bereits tot sein,“ fuhr
Buffy auf und sah hilflos zu Giles, dessen Gesichtsausdruck jedoch deutlich
machte, dass er Lilys Vorschlag in Betracht zog.
„Es klingt vernünftig,“ meldete sich nun auch Xander zu Wort.
„Und was haben wir schon zu verlieren?“
„Wie wär’s zum Beispiel mit - Dawn!?“, giftete Buffy.
„Ich könnte inzwischen versuchen Dawn mit einem Ortungszauber
aufzuspüren,“ schlug Willow vor, um Buffy zu beruhigen.
Buffy wirkte nicht sehr überzeugt, gab aber schließlich nach.
„Okay.. eine Stunde... falls wir bis dahin nicht mehr wissen oder Sie nicht
zurückkommen, mach ich mich selbst auf die Suche...“
Zwei rothäutige Dämonen standen mit Maschinengewehren links
und rechts zur Seiten eines runden Durchgangs, der vom Felsenflur in einen
kleinen Höhlenraum führte. Drinnen im Raum erhellten Fackeln an den Wänden
die Umgebung und gaben den Blick frei auf einen Tisch, auf dem einige beschriebene
Blätter lagen, auf einen Stuhl und auf eine kleine Pritsche auf der eine bewusstlose,
gut verschnürte und geknebelte Dawn lag.
Schritte hallten plötzlich durch den Flur und kamen rasch näher.
Die beiden Dämonen nahmen Haltung an, entsicherten aber ihre Gewehre. Kurz
darauf tauchte Regil, der Echsendämon, bei den Wachleuten auf und warf einen
hastigen Blick ins Innere. Die Dämonen entspannten sich wieder und senkten
ihre Waffen.
“Sie ist noch nicht da?“
„Kommt in den nächsten Minuten,“ brummte einer der Dämonen,
ohne viel von seinem Gesicht verzogen zu haben.
„Ich.. ich warte,“ schluckte Regil sichtlich nervös und trat
von einem Bein auf das andere, während die beiden Wachposten unbekümmert weiter
Dawn bewachten.
Ratsgebäude
40 Minuten später
„Ich
werd hier drinnen noch wahnsinnig,“ Buffy lief nervös auf und ab, während
ihre Freunde geschockt über Dawns Verschwinden schweigend um den Tisch saßen.
Alleine Giles beschäftigte sich mit einer Tasse Tee. „Wenn Lily sich nicht
bald meldet...“
„Gib ihr Zeit,“ bat Giles mit leiser Stimme und drehte die
Tasse in seinen Händen. „Sie hat noch zwanzig Minuten...“
„Zwanzig zu viel,“ brummte Buffy und lief weiter auf und ab.
„Ich würde ja sehr gerne helfen,“ Willow blickte ratlos auf die Karte von Cleveland
hinunter, die vor ihr lag. „Aber etwas oder jemand stört den Ortungszauber.
Ich kann Dawn nicht finden.“ Dabei ließ sie ihre Finger über die Karte schweben
und berührte verschiedene Bereiche. Ein Licht glühte schwach auf und erlosch
sofort wieder. „Ich kann nicht einmal uns orten.“
„Vielleicht ist sie nicht mehr in der Stadt,“ überlegte Robin.
„Aber uns sollte ich zumindest finden,“ gab Willow zu bedenken.
„Richtig,“ stimmte Giles alarmiert zu. „Also ist jemand in
der Stadt der mächtig genug ist, deine Magie zu stören.“ Die beiden sahen
sich düster an. Sie wussten beide, dass das nichts gutes bedeuten konnte.
„Ich denke wir sollten uns beruhigen und warten,“ versuchte
es Xander. „Wir können uns doch auf Lily verlassen. Wenn sie sagt eine Stunde,
dann wird sie nur eine Stunde brauchen. Sie mag doch Dawn und es liegt ihr
etwas an ihr...“
„Genau... Lily weiß schon was sie tut. Sie hat schließlich
Erfahrung,“ fügte Kennedy hinzu.
„Und wir wissen ja noch gar nicht, was mit Dawn genau passiert
ist. Vielleicht war ja irgendetwas oder wer in der Toilette, das sie verfolgen
musste.. ein Vampir vielleicht,“ überlegte Xander.
„Ein Vampir?“ Buffy klang wenig beruhigt. „Wieso sollte sie
ihm nachgehen? Sie weiß doch wie gefährlich das ist.“
„Na ja, sie hat viel gelernt..,“ wandte Willow hastig ein und
schoss Xander einen wütenden Blick zu. Xander blickte überrascht zurück und
sein Blick schien zu sagen ‚Was denn.. du wolltest es doch sowieso nicht mehr
geheim halten.’
„Aber das alleine macht sie nicht zu einer Jägerin, die einfach
mal so schnell aus dem Toilettenfenster springt und einen Vampir hinterher
rennt.“ Buffy blieb stehen und sah ihre beiden Freunde an. Diese fochten gerade
stumm ein kleines Gefecht aus, das Buffy sofort misstrauisch werden ließ.
Die beiden wurden sich plötzlich bewusst, dass Buffy verstummt war und sie
merkwürdig anschielte.
„Eh...“ „Uhm..“ machten Xander und Willow gleichzeitig verlegen
und zogen damit auch noch die Blicke der anderen im Raum auf sich.
„Ihr verheimlicht uns doch was,“ entfuhr es Buffy merkwürdig
ruhig.
„Na ja.. wenn ich dir jetzt sage, dass Dawn, also dass sie
nun...sehr gut auf sich aufpassen kann? Pflöcke, Schwerter und so und eh..
sie hatte Träume? Träume mit Pferden.. was würde euch das sagen?“, Willow
blickt nervös zwischen Giles und Buffy hin und her, die wie vom Donner gerührt
die Hexe anstarrten.
Die
beiden Dämonen vor Dawns Höhle entsicherten erneut ihre Waffen, als sie die
Schritte hörten und Regil schielte nervös in beide Richtungen des Flurs. Aus
der Dunkelheit trat Lily hervor, ein wenig abgehetzt, aber mit einem zufriedenen,
breiten Grinsen im Gesicht. Die drei Dämonen entspannten sich wieder.
Lily ging gefolgt von Regil sofort in die Höhle ohne ein Wort mit den anderen
zu wechseln und betrachtete sich Dawn. Alles lief endlich nach Plan.. alles
würde gut werden...
„Die Münzen,“ flüsterte Regil mit Respekt und händigte Lily
den roten Beutel aus. „Und hier ist die Abschrift des Zaubers. Es hat einiges
gekostet...“
„Der Preis spielt keine Rolle...“
„Er wird sich freuen, dass zu hören,“ Regil gab ihr das Blatt
und trat zurück.
„Bringt sie nach drüben,“ rief Lily nach draußen und die Wachen
kamen herein, um den Befehl auszuführen. Lily überwachte, wie Dawn aufgehoben
wurde und folgte ihnen schließlich. Die Dämonen trugen Dawn über einen Steinflur
in eine große, runde Höhle, deren Decke sich in der Dunkelheit verlor und
selbst die vielen Fackeln kamen nicht gegen diese Schwärze an.
„In die Mitte mit ihr. Und nehmt ihr die Fesseln ab,“ die Dämonen
richteten ihre Schritte nach dem neuen Befehl aus und legten Dawn an der gewiesenen
Stelle auf den kalten Steinboden ab. Mit einem Messer befreiten sie die regungslose
Dawn von Fesseln und dem Knebel. Lily trat inzwischen an ein kleines Samtpodest
heran, das nicht unweit von Dawn stand und ließ die Münzen aus dem Beutel
darauf fallen.
Es war gut, dass Dawn noch immer bewusstlos war. Ohne Widerstand würde es
Lily ein Leichtes sein, das Mädchen in der Energiekuppel einzuschließen. Sie
legte die Zauberabschrift auf einen kleinen Tisch neben dem Podest ab und
suchte in einem Berg von Aufzeichnungen und Schriftrollen nach dem entsprechenden
Zauber, den sie als erstes benutzen musste. Als sie gefunden hatte was sie
suchte, wandte sie sich herum und taxierte Dawn mit ihren Augen.
Es
dauerte einen Moment, ehe Lily begann mit lauter Stimme die Zauberformel in
einer fremden, hartklingenden Sprache herunterzulesen. Schließlich griff sie
nach einem Pinsel, der in einer roten Flüssigkeit steckte und bespritzte damit
die Münzen auf dem Podest und anschließend damit auch Dawn. Dann las sie den
Zauberspruch zu ende und trat etwas zurück.
Die Münzen begannen auf einmal zu glühen und zu vibrieren.
Leise klirrten sie gegeneinander und kamen erst wieder zur Ruhe, als ein gelb,
rotes Licht von ihnen in die Höhe schoss. Der magische
Strahl erreichte jedoch nicht die Decke der Höhle und verlor sich einige
Meter über Lilys Kopf in der Dunkelheit.
Lily
rief ein einziges Wort in der fremden Sprache, machte eine rasche, runde Handbewegung,
als würde sie dem Licht den Weg weisen wollen und der Lichtstrahl begann zu
wandern, tastete die Höhle Zentimeter nach Zentimeter aber, bis er fand, was
er suchte... Dawn.
Der gelb rote Strahl umschloss Dawn bis eine glühende Hülle
aus Energie um die junge Jägerin herum entstand. Erst als sie vollständig
umschlossen war, legte Lily Pinsel und Papier zur Seite und trat näher heran.
Die Energiekuppel erhob sich in diesem Moment und mit ihr Dawn in ihrem Inneren,
bis sie in der Mitte der Kuppel schwebte. Der Lichtstrahl schien seinen Dienst
getan zu haben, denn er fiel augenblicklich in sich zusammen und erlosch.
Zur selben Zeit gewann Dawn endlich den Kampf gegen ihre Bewusstlosigkeit
und öffnete ihre Augen. Zunächst sah sie nichts... nur Dunkelheit. Doch schnell
gewöhnten sich ihre Augen wieder an ihre Umgebung und sie nahm dunkle Schatten
wahr, die sich um sie herum zu bewegen schienen. Als sie ihren Kopf ein wenig
zur Seite drehte, fühlte sie sich wie in einem Rundumkino – überall bewegte
sich etwas und nur langsam erkannte Dawn darin die Höhle, die Dämonen
und noch jemanden, der ganz in ihrer Nähe stand.
Ganz langsam realisierte Dawn, dass sie umgeben war von einer Hülle, die aus
Energie bestand und als sie ihre Finger vorsichtig danach ausstreckte, knisterte
es gefährlich, aber Schmerzen blieben aus. Leider auch das Gefühl, dass ihre
Finger leicht durch die Hülle schnitten und auf der anderen, sicheren Seite
herauskamen...
„Hallo Dawn... ich hoffe du hattest viel Spaß im Kino?“
Im ersten Moment wusste Dawn nicht, woher die Stimme kam, ob
sie nur in ihrer Einbildung oder in den merkwürdigen Bildern vor ihr entstanden
war, dann begriff sie langsam... aber unvermeidbar.... Lily... die Gestalt
vor ihr war Lily... langsam wanderten Dawns Augen in die Richtung der Stimme.
Ratsgebäude
kurz darauf
“Eine
Jägerin? Dawn?“, Buffy ließ sich geschockt auf einen freien Stuhl fallen.
Es war ihr unvorstellbar, wie sie das nicht hatte sehen können.
„Na sieh mal einer an,“ grinste Faith. „Ich hätt’s ahnen sollen.
Sie hat damals gewaltigen Schneid auf dem Geisterschiff bewiesen.“
“Das ist unmöglich,“ hauchte Giles. „Sie hat in Sunnydale nie Anzeichen von
besonderer Kraft und Energie gezeigt. Sie war wissbegierig und eine große
Hilfe bei den Recherchen...“, er verstummte, als ihm plötzlich der Zwischenfall
in London wieder in den Sinn kam.. Dawn hatte sich mit Vampiren angelegt und
war gut davon gekommen... knapp aber unverletzt....vielleicht hatte das nicht
nur daran gelegen, dass Willow und er rechtzeitig aufgetaucht waren. Und wenn
er genauer darüber nachdachte, hatte Dawn oder Willow in letzter Zeit immer
dafür gesorgt, dass sie bei einem größeren Einsatz kämpfen durfte.
„Buffy hat recht,“ gab Willow kleinlaut zu. „Aber das ganze
ist ziemlich kompliziert und wir haben im Moment wohl kaum die Zeit darüber
zu diskutieren..“
“Allerdings,“ noch immer leicht benommen von der Neuigkeit sah Buffy zu Giles,
dann wieder zu Willow. „Ich meine.. ich hätte das doch bemerken müssen.. ich
bin ihre Schwester....“
„Und ich.. ein Wächter,“ fast genauso fassungslos starrte Giles
Willow an. „Wächter bemerken so etwas... ich hätte es kommen sehen sollen...“
„Nein... Dawn war sehr vorsichtig,“ erklärte Willow. „Ich kann
verstehen, dass ihr darüber schockiert seid und vielleicht auch etwas verstimmt..
schließlich wusste ich das schon sehr lange.... aber wenn wir uns jetzt darauf
konzentrieren wollen, Dawn zu retten, sollten wir davon absehen darüber zu
diskutieren...“
„Sicher...,“ plötzlich sprang Buffy von ihrem Stuhl hoch. „Vielleicht
hat ein Dämon Dawn entführt, weil sie ne Jägerin ist?“
„Das wäre durchaus denkbar,“ räumte Robin ein, der sich aus dem Gespräch herausgehalten hatte. Er war
zwar auch ein Wächter, aber mit weniger Erfahrung als Giles und wer konnte
ihm schon sagen, ob ein Wächter tatsächlich erkennen musste wer eine
Jägerin war und wer nicht?
„Ich
hab’ so ein Gefühl,“ murmelte Buffy. „Und zwar kein Gutes.. Erst die Sache
mit dem Grab, das Buch, dann verschwinden die Münzen, jetzt Dawn.. ich warte
nicht mehr länger auf Lily.. ich denke, wir fangen bei der Fischfabrik an
und holen uns selbst Informationen.“
„Ich bin dabei,“ Faith stand auf und Ronah mit Kennedy ebenfalls.
„An die Waffen!“, Buffy öffnete den Waffenschrank und war bereit
sich von niemanden mehr von ihrem Vorhaben abbringen zu lassen.
„Buffy, bitte... das eine hat sicher nichts mit dem anderen
zu tun. Falls Lily zurückkehrt und wertvolle Informationen über Dawn hat,
bist du nicht hier...,“ versuchte es Giles mit gemischten Gefühlen. Wenn es
um Dawn ging, hatte Giles vor Jahren eine schmerzhafte Lektion von Buffy erteilt
bekommen – seid dem hielt er es für sehr ratsam sich herauszuhalten.
“Vielleicht.. vielleicht auch nicht.. ich muss irgendetwas tun... sonst werde
ich verrückt. Ihr seid ja noch da, falls mit Dawn etwas passiert sein sollte,
das mit dem ganzen anderen nichts zu tun hat. Ich muss mich jetzt einfach
beschäftigen,“ sagte Buffy bestimmt und ließ
sich nur noch einmal kurz aufhalten, als Willow aufstand und sie zurückrief.
„Wartet.. nehmt das hier mit,“ Willow übergab Buffy einen Ausdruck.
„Ich hab’ doch noch nen Lageplan gefunden. Es gibt zwei Möglichkeiten.. entweder
hier auf der Rückseite, über diese Tür, wobei ich nicht sagen kann, wie viele
Wachtposten dort stehen, oder ihr versucht es über diese Feuerleiter hier,“
sie zeigte auf einen Punkt. „und übers Dach.“
„Dach klingt doch gut,“ Buffy nahm Willow das Blatt ab, faltete
es und ließ es in ihrer Hosentasche verschwinden.
Schweigen begleitete die drei Jägerinnen, als sie das Gebäude
verließen.
In der Höhle...
„Lassen sie mich hier sofort raus,“ schrie Dawn aufgebracht
und versuchte durch die Hülle nach draußen zu gelangen. Aber es war so vergeblich
und hoffnungslos, wie bei ihrem ersten zarten Versuch. Nur wollte sich Dawn
das nicht eingestehen. Gestorbene Hoffnung war immer eine Niederlage und ein
Sieg für den Gegner und das war Lily wohl.. der Feind... die Böse in diesem
Spiel von dem sie noch nichts wussten.
„Das wird kaum möglich sein, Dawn,“ erklärte Lily nachsichtig.
„Jedenfalls nicht in deiner jetzigen Form.“
„Ich verstehe nicht.. was.. was hab’ ich ihnen denn getan?“
„Nichts, Dawn. Und glaube mir, dieses Opfer fällt mir nicht
leicht – ich habe dich wirklich gerne, aber
ich habe keine Wahl. Du wirst für eine sehr große Sache geopfert...“
Dawn schloss die Augen und fühlte sich zurückversetzt in eine
Zeit, als eine verrückte Göttin hinter ihr her gewesen war. „Was haben sie
mit mir vor,“ flüsterte sie und ahnte doch, was der große Plan von Lily war.
„Ich werde die Linie der Jägerin schließen.“
Erstaunt blickte Dawn wieder in Richtung Lily. Das klang eben
nicht nach „Dimension öffnen“... „Ich verstehe nicht...“
„Natürlich
tust du das nicht,“ Lily wandte sich herum und ging hinüber auf die andere
Seite der Höhle, wo auf einem weiteren Tisch unzählige Zauberutensilien standen.
Dawn hörte ihre Schritte dumpf im Inneren der Kuppel hallen und versuchte
gegen die Tränen anzukämpfen. Denn wenn sie es genau nahm, saß sie hier ohne
Aussicht auf Rettung fest. Jeder ihrer Freunde glaubte sie im Kino mit Lily.... sicher
aufgehoben, bei einem guten Film mit warmem, süßem Popcorn, einem riesigen
Becher Coke.... eine Träne lief Dawn über die Wange... es hätte ein
schöner Abend werden können... ein sehr schöner.... Lily schien doch nicht
so cool zu sein, wie Dawn geglaubt hatte... schlimmer noch... Buffy schien
mit ihrem Misstrauen gegenüber der Wächterin immer im Recht gewesen zu sein...
Lily griff nach einem Totenschädel, dessen Kopfplatte herausgesägt
worden war. Eine blubbernde, galleartige Flüssigkeit brodelte darin. Sie kehrte
damit zurück zum Podest, nahm die Münzen herunter, die ihren Dienst getan
hatten und ersetzte sie gegen den Totenschädel.
„Es wird nicht weh tun. Das verspreche ich dir,“ sagte Lily
über die Schulter an Dawn gerichtet und ging erneut durch die Höhle.
„Ich hab keine Ahnung was sie hier für ein krankes Spiel spielen,
aber Buffy und Giles werden sie bestimmt nicht länger täuschen können,“ rief
Dawn aufgebracht. „Und wenn sie erst herausgefunden haben, was sie getan
haben, werden sie sich wünschen uns nie über den Weg gelaufen zu sein.“
Lily brachte weitere Dinge, die Dawn nicht erkennen konnte
herüber.
„Meine liebe Dawn... das was ich hier tue, tue ich für uns
alle. Ich habe Opfer mit einberechnet und wenn eines davon ich selbst sein
sollte, so soll es geschehen. Ich werde nicht davor zurückschrecken. Mein
Ziel ist viel zu wichtig. Es geht einfach nicht an, dass diese Welt, die Welt
von Wächtern und Jägerinnen auf den Kopf gestellt wurde, nur weil eine kleine
Gruppe Menschen in einem gewaltigen Land beschlossen hat, das dies zur Rettung
der Menschheit dienlich sei.“
Es ging hier um Willows Zauber? Die Umkehrung der Gesetze durch
Buffy? Wieso war dann sie hier? Wollte sich Lily etwa dafür rächen? Dann müsste
doch Buffy hier sein oder Willow?
„Ich schätze, du hast ein Recht auf die Wahrheit,“ Lily stand
plötzlich ganz nah an der Kuppel und Dawn wäre gerne zurückgewichen, doch
die Schwerelosigkeit hielt sie fest. „Du kannst es ja niemanden mehr erzählen.“
„Das
nenne ich Großzügigkeit,“ murmelte Dawn sarkastisch.
„Nennen wir es ... die Wiederherstellung
der alten Gesetze. Eine Jägerin in der Hand und unter der Kontrolle
von vielen Wächtern,“ redete Lily unbeeindruckt fort. „Sieh uns an... wir
haben nichts unter Kontrolle. Junge, unerfahrene Frauen und Männer werden
rekrutiert, um eben so unerfahrene junge Mädchen zu leiten und zu lenken,
damit sie das Böse auf der Welt bekämpfen. Rupert blickt optimistisch in die
Zukunft, aber übersieht dabei wie viele kleine, rote Fähnchen auf der Weltkarte
in London die blauen ersetzen. Tote Jägerinnen, tote Wächter – gestorben aus
Unfähigkeit. Nicht immer zählt Quantität im Kampf.“
Lily trat weg von der Kuppel und warf einige Zutaten in die
brodelnde Masse im Totenschädel. Es zischte und Rauch stieg auf.
„Die Probleme werden immer mehr, die jungen Dinger nehmen sich
immer mehr heraus und ein Wächter kommt auf zehn Jägerinnen in seinem Umkreis.
Und hat es was gebracht? Sind Vampire bereits ausgerottet? Dämonen vor dem
Aussterben bedroht? Nicht das ich wüsste,“ wieder rührte Lily etwas in die
Masse, dieses Mal stieg eine Stichflamme in die Höhe und verschwand in der
Dunkelheit über ihnen. „Oh Rupert und seine fantastischen Ideen.. sein Reformationswahn...
alles verrückte Ideen, die uns nicht weiterführen. Sie bringen uns weg vom
alten Kurs, von Dingen, die unsere Vorfahren mühsam aufgebaut haben. Ich kann
und werde es nicht zulassen, dass unser Erbe so in den Schmutz gezogen wird...“
„Okay.. okay.. ich glaube ich hab verstanden was ihr krankes
Gehirn vorhat. Ehrlich gesagt.. ich bin wirklich froh, dass es nicht schon
wieder die alte Leier vom Weltuntergang ist.. aber .. welche Rolle spiele
ich dabei?“ Dawn gab sich mutiger, als sie sich fühlte. Aber sie wollte auf
keinen Fall Lily zu verstehen geben, dass sie Angst hatte.
„Du bist der Schlüssel,“
Lily kicherte. „Im wahrsten Sinne des Wortes.“ Sie griff nach einem Buch und
trat wieder näher an Dawns Kuppel heran. „Das hier ist eine sehr alte Prophezeiungsschrift aus der Sammlung meines Vaters. Er sprach
oft davon, dass eines Tages das Gleichgewicht zwischen Böse und Gut gestört
werden würde und wir immer darauf vorbereitet sein müssten. Der einzige Weg
sei die Schließung der Linie der Jägerin.. ich habe nie verstanden was er
damit meinte, bis ich die Prophezeiung
nach seinem gewaltsamen Tod und eurer Schlacht gegen das Urböse in seinem
Tresor fand – die Rede darin ist von einem Schlüssel, einer Jägerin, die das
Gute und das Böse in sich trägt – sie alleine kann Chaos auf der Erde verhindern.
Ich irre mich sicher nicht, in dem was ich übersetzt habe. Wäre mir allerdings
deine Schwester nicht zuvor gekommen, besäße ich jetzt ein Buch, das mir mehrere
Fragen beantworten könnte...“
„Das
Buch? Das waren sie? Sie haben diese Mafia-Fieslinge beauftragt.“
„Wer sonst. Und nicht nur diese...“
„Samielle,“ hauchte Dawn entsetzt.
„Oh ja.... sie hätte mir einen großen Teil der Arbeit abnehmen
sollen.“
„In dem sie meine Freunde killt?“
„Sie standen mir im Weg,“ erklärte Lily völlig ruhig. „Es war
ein guter Plan. Jetzt leben sie noch und könnten eine Gefahr für mich werden.“
„Ich will ja nicht schadenfreudig klingen.. aber das geschieht
ihnen ganz recht.“ Dawns Enttäuschung und Lähmung über Lily und ihre Taten wich einer gesunden Portion Wut. „Sie wollen mich
also als Schlüssel?“, Dawn schluckte. Sie wusste nur zu gut, was das letzte
mal passiert war, als jemand deswegen hinter ihr her gewesen war.
„Falsch.. ich habe dich bereits,“ in diesem Moment
hob Lily den Totenschädel in die Höhe, schrie laut: „Enthülle dein wahres
Gesicht“ und warf den Schädel in die Kuppel. Er drang mit einem dumpfen schlürfenden
Geräusch in die Wände ein, während Dawn krampfhaft versuchte ihm auszuweichen
und mit geweideten, schreckerfüllten Augen zusehen musste, wie die Flüssigkeit
sich über sie ergoss... es gab einen lauten Knall und die Kuppel
schien als würde sie sich aufblähen und gleich zerplatzen wollen.
Im Inneren fühlte sich Dawn wie gelähmt und langsam sah sie
wie ihre Hände von einem Licht durchströmt wurden, das zu pulsieren schien.
Wie an jenem Morgen in der Schule...
Die
Kuppel verschwand bereits mit dem oberen Teil in der Dunkelheit. Bunte Lichter
tanzten über die Wände der Kuppel und mischten sich zu warmen Farben.
Erneut gab es einen ohrenbetäubenden Knall und die Kuppel fiel mit einer farbenfrohen
Lichtexplosion und –regen in sich zusammen, bis sie wieder auf die alte Größe
geschrumpft war.
Lily hatte den Kopf instinktiv eingezogen und als sie sich
wieder aufrichtete, um nach Dawn zu suchen, tanzten im Inneren der Kuppel
bunte, glitzernde Lichter, die sich in der Mitte zu sammeln schienen, nur
um sich dann wieder abzustoßen, herumschwirrten, sich wieder zu einer Kugel
formten, dann einen langen Schweif bildeten, durch den Energie floss, und
auf die Kuppelwand zuflogen. Etwas knisterte, doch die Wände hielten. Dawn,
oder was Dawn nun war, konnte nicht entkommen...
Firmengelände McGregorian
Nachts
Langsam
zogen sich die großen Wolkenmassen über dem Himmel
zusammen, die nur spärliches Mondlicht auf die Landschaft hindurch ließen.
Gespenstische Schatten zogen sich durch die Landschaft, während der Wind sanft
in die Zweige der Bäume fuhr, deren erste, vielversprechende Knospen, sich
den Weg an die frische Luft erkämpft hatten.
Langsam fuhr ein Wagen an den Rand einer leblosen Straße, die sich an der
Grenze des Hafens und Wirtschaftsviertels befand. Das Licht des Wagens wurde
abgeschaltet, 4 Türen wurden geöffnet und 4 Fußpaare stiegen aus dem Fahrzeug....
...die vier Jägerinnen trafen sich vor der Motorhaube des Autos und Buffy
legte die Karte auf. Sie verweilte und suchte nach der Straße, auf der sie
geparkt hatten, bekam aber gar nicht die Chance, sie selbst zu finden, da
Ronah schon ihren Finger auf der richtigen Stelle hatte.
Überrascht sah Kennedy die dunkelhäutige Jägerin an.
„Erfahrung.. !“ antwortete diese, und lächelte dabei Faith an, die besorgt
auf das große Firmengelände blickte.
„Okay.. also..“ begann Buffy, und deutete mit einem ihrer Finger auf eine
Stelle des Zaunes.
„.. hier bin ich heute Vormittag eingedrungen. Gleich dahinter stehen ne menge
Tonnen, hinter denen wir uns verstecken könnten..“
„Gut..“ antwortete Faith, und widmete sich nun ganz dem Plan, und fuhr fort
„.. da du heute bei diesem Hintereingang gescheitert bist..“ Faith deutete
auf eine rot eingekreiste Tür, „hat Willow gesagt, dass wir die hier versuchen
sollten..“ Faith wanderte mit dem Finger etwas weiter und blieb bei einem
grünen Kreis hängen.
„Oder über’s Dach,“ gab Buffy zu bedenken.
“Versuchen wir’s erst hier. Ist einfacher,“ bestimmte Faith knapp.
„Gut..
dann nichts wie los..“ sagte Kennedy, schritt zum Kofferraum des Wagens, und
öffnete ihn.
Die anderen Jägerinnen folgten ihr und während sich Ronah den Plan nahm, und
einsteckte, fing Buffy ein Kurzschwert und Faith eines ihrer Messer auf. Kennedy
reichte Ronah eine Armbrust, und nahm sich selbst die Axt. Sie nickten sich
zu, Kennedy schloss den Kofferraum, Faith sperrte Giles’ Auto per Funkschlüssel
ab, und dann liefen sie los.
Scheinwerferlicht geleitete sie über den schäbigen
Boden der Fischfirma, während Faith, Buffy, Kennedy und Ronah nach der Reihe
über den Zaun sprangen, und sich hinter der zum Teil wieder aufgebauten Tonnenwand
versteckten. Sie sprachen kein Wort, immerhin hatten sie schon alles besprochen.
Sie mussten vorsichtig sein, und durften keine Fehler machen. Er würde unweigerlich
dazuführen, dass ihnen wichtige Informationen verloren gingen und für’s erste
reichte es ihnen vollkommen, dass Dawn verschwunden war ohne Anhaltspunkt
darauf, wer dahinter steckte.
Kennedy deutete mit ihrer Hand nach rechts Richtung Bürogebäude und machte
die anderen auf die Sicherheitsleute aufmerksam, die auch zu dieser Zeit noch
ihre Runden zogen. Buffy spähte auf der anderen Seite der Tonnenwand hervor,
konnte den Eingang, den sie heute schon einmal versucht hatte, erblicken,
und entdeckte dort ebenfalls zwei Wachen. Sie versuchte die Tür zu erspähen,
die ihnen Willow empfohlen hatte, und wurde ihrer kurz gewahr, als ein Suchschweinwerfer
sie erfasste.
„Jetzt!“ flüsterte Buffy, sprang hoch und lief durch die Dunkelheit zu ihrem
nächsten Ziel; einem Kühlcontainer. Die drei folgten ihr, und Ronah konnte
Kennedy gerade noch davor bewahren, von einem der Lichtpegel erfasst zu werden.
„Dort..“, flüsterte Faith und deutete an Buffy’s Kopf vorbei.
„Verdammt..!“ fluchte Buffy leise, als sie unter dem Licht der kleinen Glühbirne,
die über der Tür montiert war, 4 bewaffnete, rothäutige Wachen stehen sah.
„Na toll, also doch Plan B.!“ flüsterte Kennedy und warf ihre Axt entnervt
von einer Hand in die andere.
Buffy, Faith und Kennedy starrten Ronah an, die zu erst gar nicht wusste,
was die anderen von ihr wollten, als ihr einfiel, dass sie ja die Karte eingesteckt
hatte. Sie nahm sie aus ihrer Tasche und faltete sie auf, während Kennedy
eine Taschenlampe aus ihrer Tasche nahm, und den Lichtpegel auf die Karte
lenkte.
„Denkt ihr nicht, dass sie uns sehen werden?“ flüsterte Faith und sah sich
besorgt um.
“Nein, wir sind durch den Container geschützt..!“ flüsterte Buffy und sah
auf die Karte.
„Okay, wir sind hier..“, begann Ronah und deutete mit einem ihrer Finger wieder
auf eine Stelle, die sich im hinteren Teil des Lagerplatzes befand. „.. die
Feuerleiter, um auf das Dach zu kommen ist nicht weit von hier, oben angekommen
suchen wir uns diese Dachluke, dann sollten wir drin sein..!“ sie sah fragend
in die Runde. Die Jägerinnen nickten sich zu, und während Ronah die Karte
wieder einsteckte, ließ Kennedy die Taschenlampe wieder in ihrer Hosentasche
verschwinden.
Als sich ihre Augen wieder an die Dunkelheit gewohnt hatten, spähte Faith
um die Ecke des Containers und dachte nach einigen Sekunden die Konturen der
Leiter in einiger Entfernung auszumachen.
„Gut, da vorne ist die Leiter, aber passt auf, zwischen uns und ihr befindet
sich ein Rohr, also stolpert nicht..,“ flüsterte die dunkelhaarige Jägerin,
und lief dann los. Mit einem Sprung hatte sie das Rohr überwunden, rollte
sich ab, sprang hoch und starrte entsetzt in das erschrockene Gesicht eines
rothäutigen Wachmannes.
Buffy landete neben ihr, als Faith in sekundenschnelle die Arme noch oben
riss, und dem Dämon das Genick brach. Leise fiel er in dem Augenblick zu Boden,
als Ronah und Kennedy bei der Leiter angekommen waren. Sofort stiegen sie
so leise wie möglich das alte Stahlgerüst nach oben.
Oben angekommen ließ Buffy ihren Blick über das luftige Dach gleiten. Es waren
rund 5 Oberlichtfenster zu sehen, aus denen Licht drang, und sonst nichts.
„Ich dachte es gebe eine Luke?“, fragte Buffy entsetzt.
„Scheint nicht zu stimmen,“ kommentierte Faith trocken. „Nehmen
wir doch eines der Fenster...“
Gefolgt von Faith, Kennedy und Ronah blieb Buffy bei einem der Oberlichter
stehen und sah vorsichtig zu erst einmal durch das Glas in den Raum, der darunter
lag.
“Laut Plan ist das der Konferenzraum..!“, warf Ronah ein, und Buffy erinnerte
sich plötzlich daran, wie sie vor einigen Jahren mit Angel in das Büro des
Bürgermeisters eingebrochen war. Sie würde wohl ein Leben lang von Déjà vus
verfolgt werden. „Laut Regil wird hier ein Wachmann vorbeikommen,“ erinnerte
Buffy und Faith blickte auf ihre Uhr.
„5..
4... 3... 2... 1..“, flüsterte sie, und starrte gespannt in den Raum, als
die Tür plötzlich geöffnet wurde, und ein Wachmann den Raum betrat.
„MR12 – Alles klar..!“ sprach dieser in sein Funkgerät und verschwand dann
wieder.
Schweigend ließen die vier Jägerinnen ein paar Sekunden verstreichen, ehe
Buffy das Kommando gab.
“Okay... los geht’s..!“ Buffy hatte mit einem einzigen Tritt mit der Ferse
das Glas eingeschlagen und die Jägerinnen sprangen in den großzügig angelegten
Konferenzraum.
„Wow.. vielleicht sollten wir Giles einen anderen Innenarchitekten empfehlen..“
flüsterte Buffy, und strich sich ihre Haare aus dem Gesicht. „Okay, ab hier
bin ich wieder an der Spitze. Ich weiß wo wir hin müssen, also folgt mir..!“
Buffy öffnete die Tür und spähte in den Gang.
“Beeil dich, wir wissen nicht wann der Wachmann mit seiner Runde hier wieder
ankommt...,“ drängte Faith und sah ungeduldig auf ihre Uhr.
Buffy nickte, und lief gefolgt von den anderen den Gang entlang. Sie öffnete
die Tür zum Treppenhaus und die Jägerinnen liefen ein Stockwerk tiefer. Leise
öffnete Buffy die Tür, wurde aber von einem Wachmann überrascht, der auf der
anderen Seite mit dem Rücken der Tür zugewandt stand und eine Zigarette rauchte.
Ohne eine weitere Sekunde zu zögern fasste ihn Buffy, zog ihn mit einem Ruck
in das Treppenhaus, schleuderte ihn an den anderen vorbei, sodass er auf die
gegenüber liegende Wand krachte, und nickte Kennedy zu. Diese ließ ihre Axt
durch die Luft sausen und köpfte den Dämon, woraufhin dieser reglos am Boden
liegen blieb.
Buffy spähte ein weiteres mal auf den Gang und erkannte noch weitere rothäutige
Dämonen auf dem Gang.
„Verdammt.. ich denke wir müssen uns hier durch prügeln.. !“ fluchte Buffy.
Die Zeit verging, und das war eines der wenigen Dinge, die sie nicht hatten.
„Gut, wozu sind wir sonst Powerfrauen mit heißen Körpern?“ Faith zwinkerte
Buffy lächelnd zu, zog das Messer aus der Scheide, die sie umgebunden hatte,
und trat, gefolgt von Buffy, Kennedy und Ronah auf den Gang.
“Na, meine Süßen, ist euch langweilig?“ schrie Faith und lenkte damit die
Aufmerksamkeit der Sicherheitsleute uneingeschränkt auf sich.
Ratszentrale
Zur selben Zeit
Müde,
grüne Augen verfolgten den Textlauf auf dem Laptop und erst als Giles eine
dampfende Tasse Tee neben Willow abstellte, blickte sie auf. Jedoch mit einem
dankbaren Lächeln für die kurze Unterbrechung. Ihr
tat alles weh und die Augen brannten. So hatte sich Willow den heutigen Tag
nicht vorgestellt. Eigentlich hatte sie nur ihren Freunden einmal die
Augen über ihren Stress öffnen wollen, dann hätte der Zauber für Faith folgen
sollen und am Ende wäre sie heimgegangen, um zu lernen. Nun... sie seufzte
und wandte sich wieder ihrem Monitor zu.
Im Raum herrschte völlige Stille, die nur von Zeit zu Zeit
von einem Rascheln unterbrochen wurde, wenn jemand weiterblätterte. Hin und
wieder gähnte jemand leise oder stand auf, um sich die Beine zu vertreten.
Giles nahm wieder Platz und ließ seinen Blick über seine Freunde, Kollegen
und Mitstreiter schweifen. Sie wirkten alle müde, frustriert und am Ende ihrer
Kraft. Sie waren nicht wirklich vorangekommen. Es gab keine neuen Erkenntnisse.
Und das schlimmste – Lily war nicht zurückgekehrt. Giles versuchte zwar es
sich nicht anmerken zu lassen, aber seine Sorge um Lily stieg von Minute zu
Minute. Das Ganze wurde ihm nicht sonderlich mit Buffys Sondereinsatz in der
Fabrik erleichtert. Und sie saßen hier fest und waren zum Warten verdammt.
Los stürmen und Lily zu suchen war eines der vielen Dinge, die Giles jetzt
am liebsten getan hätte, aber er konnte schlecht das tun, was er bei Buffy
zuvor kritisiert hatte.
Xander fuhr plötzlich hoch und blinzelte mit seinem gesunden Auge. War er
gerade eingenickt? Peinlich.. hatte es jemand bemerkt? Er sah sich rasch im
Raum um, aber jeder bis auf Willow und Giles, hatte seinen Kopf in einem der
Bücher vergraben. Und Giles blickte in eine andere Richtung... gut... dann
konnte er ja jetzt weitersuchen...
Durch
das Strecken seiner Glieder versuchte Andrew sich wach zu halten. Ständig
wurden seine Augenlider schwerer und die Buchstaben verschwammen vor seinen
Augen. Er verstand nicht, nach was sie suchten, noch konnte er verstehen,
wieso niemand aufbrach, um Lily zu suchen oder was viel wichtiger war – wieso
niemand nach Dawn suchen wollte. Sicher – sie hatten keine Anhaltspunkte bis
auf die Fabrik und alle wollten auf Buffy warten... trotzdem war es Andrew
unverständlich.... Aber im Moment hielt er es für das Klügste, ein wenig kürzer
zu treten, um unauffällig zu bleiben. Insgeheim rechnete er immer noch damit,
dass Buffy oder Giles ihn wieder für böse halten, und ihn rauswerfen würden.
Robin legte sein Buch auf einen großen Stapel gelesener Bücher und griff nach dem nächsten. Er verstand zwar zum größten Teil nach was sie suchten, aber die gesamte Literatur gab nichts her. Sie brauchten weitere Quellen, da war er sich ziemlich sicher, aber natürlich mussten sie erst einmal mit dem Vorlieb nehmen, was sie hatten.. egal wie lange es noch dauern würde, aber vielleicht kamen die Jägerinnen bald zurück und sie hatten einen Anhaltspunkt...
Willow blickte erleichtert auf die
Recherche-Ergebnisse - vielversprechend wenig und Willow war froh darüber,
dass sie die Suche soweit hatte eingrenzen können, dass sie im ganzen
nur 3 Seiten durchblättern musste. Sie klickte einen der Links an und überflog
die Seite. Ein kleines, erleichtertes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht und
sie blickte voller Freude auf. „Leute ich glaub ich hab hier etwas....war
nicht einfach zu finden, aber die Suche war es wert - es ist eine Übersetzungshilfe
für unsere merkwürdigen Schriftzeichen in diesem Friedhofs-Buch. Es wurde
mit einem Verschlüsselungscode geschrieben.“
McGregorian
Bürogebäude
Eine Sekunde später
Die
Jägerinnen spurteten an den überraschten Wachleuten vorbei und steuerten auf
einen Wartebereich zu, der als Nische den Flur erweiterte und mehr Platz zum
Kämpfen bot.
„Verteilen“, rief Buffy und die anderen drei suchten sich schnell
eine gute Position. Schon waren die Wachleute da und offensichtlich von ihrer
Überraschung befreit, griffen sie an.
Buffy schleuderte ihren rechten Fuß nach oben und verpasste ihrem Angreifer
einen heftigen Schlag auf den Vorderkopf. Benommen taumelte er kurz nach hinten,
und fiel plötzlich tot zu Boden. Buffy erkannte den Pfeil, der seinen Kopf
durchbohrt hatte, und nickte Ronah zu.
Kennedy wich einem Schlag aus, indem sie sich bückte, wieder hoch ging, und
dem Dämon ihre Rechte ins Gesicht schlug. Unbeeindruckt wollte er nach ihr
greifen, wurde aber stattdessen von ihr ergriffen und heftig gegen die Wand
geschlagen. Holz splitterte. Kennedy holte mit der Axt aus und schlug dem
dämonischen Wachmann eine tödliche Kerbe in den Schädel.
Faith bekam einen heftigen Schlag in den Bauch, woraufhin sie dem Wachmann
die Füße weg trat. Unsanft landete er am Boden, und tastete hektisch nach
seiner Waffe. Nervös wollte er sie aus dem Halfter ziehen, Faith riss sie
ihm jedoch sofort aus der Hand und schoss ihm ein Loch zwischen die Augen.
“Gut, weiter geht’s!“ schrie Buffy und lief auf einen weiteren Dämonen zu.
Dieser zog sofort seine Schusswaffe, zielte auf Buffys Kopf, und drückte ab.
Die blonde Jägerin konnte sich durch eine Rolle nach vorne retten, und als
sie vor ihm wieder aufsprang, schlug sie ihm mit dem Schwertgriff heftig ins
Gesicht. Blut spritzte, als die Nase des rothäutigen Wachmanns brach. Er knurrte
die Jägerin an, verstummte jedoch, als sie ihm ihr Schwert in den Magen stieß.
„Ich
hab heute keine Zeit für blöde Spielchen..,“ flüsterte sie, als sie das Schwert
aus dem Dämon zog und ihren drei Gefährtinnen folgte, die bereits weitergelaufen
waren und auf sie an der nächsten Biegung warteten.
„Buffy, duck dich!“ schrie Ronah plötzlich, und Buffy ging nach unten, als
auch schon ein Pfeil aus Ronah’s Armbrust in den Brustkorb des Dämons einschlug,
der genau hinter Buffy aus einem der Büros gekommen war. Es war einer der
Echsendämonen, und er starrte geschockt auf den Pfeil hinunter.
„Ihr werdet sterben!“ schrie er los, und wollte sie angriffen, wurde jedoch
von Buffy gestoppt, die ihm ohne zu zögern den Kopf abgeschlagen hatte.
„Buffy, welche Tür ist es?“ Faith deutete auf einige Türen, die hinter der
Biegung lagen.
„Sucht nach einer hinter der ein gewisser Tegul sitzt,“ Buffy
wusste leider nicht, ob er menschlich oder dämonischer Natur war. Das hatte
Mo ihr nicht sagen können. Bei dem Namen tippte Buffy jedoch stark auf dämonisch.
Faith spurtete los und sah von links nach rechts, um die Namensschilder zu
lesen. Plötzlich blieb sie stehen und deutete auf eine Tür zu ihre Linken.
Die anderen drei eilten an ihre Seite. Ein Namensschild behauptete das ein
gewisser M. Tegul sein Büro hier hatte. Faith und Ronah standen links, Kennedy
rechts von der Tür, während Buffy langsam vor die Tür selbst trat, tief Luft
holte, ihre Muskeln anspannte und dann mit einem gezielten Tritt auf das Schloss,
die Tür krachend aus den Angel warf, woraufhin sie quer durch den Raum flog
und gegen die gegenüberliegende Wand knallte...
Ratsgebäude
zur selben Zeit
Verfolgt von den neugierigen Blicken der anderen, tippte Willow auf ihrer
Tastatur weiter. „Moment...,“ Willow klickte einen Link an, um anschließend
die Schriftzeichen vom Buchrücken einzugeben. Sie bekam ein „Cavaleiros da
morte“ angezeigt, das sie sofort an die anderen weitergab.
“Hm... portugiesisch,“ klärte Giles die Anwesenden auf. „Die Reiter des Todes...“
„Na wunderbar.. da habe ich etwas gefunden und es ist portugiesisch,“
beschwerte sich Willow an ihren Laptop gewand.
„Wer
braucht das schon außer den Brasilianern?“, fragte Xander müde.
„Die
Portugiesen, Xander?“, bot Giles hilfreich an und konnte dann jedoch die Enttäuschung
unter den Anwesenden etwas schmälern, als er weitersprach. „Es ist nicht so
tragisch, wie du denkst. Ich spreche und lese ein wenig portugiesisch.“ Niemand
im Raum schien sichtlich überrascht, über Giles Enthüllung und er fuhr fort.
„Eine Übersetzung wäre möglich. Es würde natürlich etwas länger dauern, ich
habe die Sprache schon sehr lange nicht mehr benutzt...,“ gab Giles zu bedenken,
als sich Hoffnung in den Gesichtern zeigte.
„Ich nehme an, sehr viel länger, da wir den verschlüsselten
Text erst noch ins Portugiesische umsetzen müssen,“ gab Robin zu bedenken.
„Richtig, aber mit der heutigen Technik ist das schnell passiert,“
versprach Willow. „Ich kann an der Uni das Buch einscannen und durch ein Codierungsprogramm
laufen lassen. In einem Tag haben wir alles.“
„Sehr schön,“ freute sich Giles auf seine zurückhaltende Art.
„Aber für den Moment würde mich der Text bei der Abbildung mit der Kuppel
sehr interessieren...“
„Moment,“ Willow blätterte im Buch weiter und griff nach Stift
und Papier. Giles stand inzwischen auf und trat zu ihr. Die Zeit arbeitete zwar gegen sie, aber so viel Zeit
musste jetzt einfach sein. Es vergingen ein, zwei Minuten, ehe Willow ihm
das Blatt Papier zuschob. „Bitte, fertig.“
Giles nahm die Übersetzung des Codes in die Hände, rückte seine Brille zurecht
und runzelte konzentriert die Stirn. „Ich befürchte, dass Buffy mit ihren
Vermutungen über den Zusammenhang zwischen dem Buch, den Grabräubern und der
Fabrik recht hatte.“
„Machen sie es nicht so spannend,“ trieb Xander Giles an.
„Wer auch immer das Buch wollte, schien zu wissen, was da drinnen
stand. Die Kuppel wird hier nämlich damit beschrieben, dass sie durch Magie
erzeugt wird. Dazu sind Goldtaler aus Arashmahar
notwendig,“ Giles hatte wirklich Mühe zu übersetzen und beschränkte
sich darauf den anderen nur sinngemäß mitzuteilen, was er entzifferte.
„Soweit die Verbindung zu D’Hoffryn,“ sagte Willow.
„Was nicht bedeuten muss, dass er damit wirklich etwas zu tun
hat,“ merkte Robin an.
„Und darum lässt er die Münzen zufällig hier?“, fragte Andrew
in die Runde.
„Ich denke in diesem Fall werden wir D’Hoffryn wohl fragen
müssen,“ sagte Willow und blickte kurz zur Seite, zu Giles, der stumm nickte.
Giles war nicht entfallen, dass Willow ihn vor längerem darum gebeten hatte,
sich an den Dämonenkönig wenden zu dürfen, falls Lilys Versuche ihr als Hüterin
zu helfen scheiterten. In diesem Fall war es vielleicht gar keine schlechte
Idee, wenn Willow ein wenig früher diese Hilfe bei D’Hoffryn suchte. Auch
wenn er seine Zweifel hatte.. aber eine Antwort auf die Münzen hätte er zu
gerne erfahren.
“Gut, dann wissen wir ja jetzt, für was diese Münzen gut sind und was derjenige,
der hinter ihnen her ist oder war, vorhat,“ sinnierte Robin.
„Nicht ganz,“ unterbrach Giles und als er von dem Blatt aufsah,
hatte sich eine tiefe Furche zwischen seinen Augenbrauen gebildet. „Diese
Kuppel dient dazu, jemanden festzuhalten, ihn gefangen zu nehmen...“
“Genau das, was D’Hoffryn mit mir machte,“ pflichtete Willow bei, erntete
aber von Giles einen ärgerlichen Blick über die Unterbrechung.
„Aber das ist unwesentlich,“ fuhr Giles schließlich fort. „Wenn
ich es richtig verstanden habe, ist das ganze eine Anleitung, um mit Hilfe
von gefangener, unreiner... halt nein..,“ Giles murmelte zwei Worte vor sich
hin, ‚pujo’ und ‚sujo’, die den anderen
natürlich nichts sagten, aber trotzdem gebannt an seinen Lippen hingen. „Hm...
sujo.. rein.. nein.. nein.. halt.. ich habe es... rein.. pujo bedeutet rein...
das also mit Hilfe von gefangener, reiner Energie ein Schlüssel zur Verfügung
steht, um die vier Reiter des Todes zu befreien...“, Giles Stirn glättete
sich, als er langsam zu begreifen begann...
„Jemand will Dawn umbringen,“ sprang Andrew aufgebracht von
seinem Stuhl auf. „Wir müssen sofort etwas tun...“
„Wir dürfen jetzt nicht den Kopf verlieren,“ hob Giles beruhigend
die Hände, auch wenn er glaubte sie zittern zu fühlen. „Es besteht zwar die
Möglichkeit eines Zusammenhangs zwischen
Dawns Entführung, den Münzen, dem Buch...“
„Natürlich tut es das,“ ereiferte sich Andrew. „Wieso sollen
wir es leugnen? Davon wird es auch nicht besser. Rufen wir Buffy an....“
„Andrew hat recht,“ musste Xander nicht gerade leichtherzig
Andrew zupflichten. Er sah dabei jedoch nicht zu seinem ehemaligen Mitbewohner.
„Wir wissen alle was das bedeutet... jemand hat Dawn entführt und die Münzen
gestohlen, um sie in ihre reine Form umzuwandeln und diesen Cowboys in die
Freiheit zu verhelfen.“
„Und wenn wir Buffy in einem heiklen Moment erwischen? Wir
könnten sie leicht mit einem Anruf und Klingelgeräusch verraten,“ gab Robin
zu bedenken.
Giles war aufgestanden, um das Telefon vom Flur zu holen. Es ging um Dawn
und Buffy würde es ihnen sicher nicht verzeihen, wenn sie ihr die Neuigkeiten
zu spät mitteilten. Ein Versuch war es wert.
Er kam gerade zurück, als Robin seine Meinung kund tat und wählte bereits
Buffys Handy-Nummer. „Wir müssen es versuchen. Xander und Andrew haben recht.
Buffy würde es uns nie verzeihen, wenn dadurch Dawn erst recht in Gefahr gebracht
wird.“ Ein Freizeichen war zuhören,
dem sofort die Mailbox-Stimme folgte. Giles verzog das Gesicht und sprach
Buffy eine kurze Nachricht darauf. Er bat sie schlicht um einen Rückruf, und
legte wieder auf. Kurz spielte er mit dem Gedanken Lily anzurufen, aber egal
was es war, das sie aufhielt.. sie würde es ihnen schon ...
Er musste jetzt an andere Dinge denken... planen und Befehle
erteilen, sich auf das wesentliche konzentrieren...
„Willow.. versuch einen Zauber zu finden, mit dem wie Dawn wieder zurückverwandeln
können, falls wir zu spät sind,“ wies Giles Willow an, die ihn ungläubig anblickte.
Sie wussten beide, dass solch ein Zauber kaum existieren konnte und das sagten
auch Willows Augen. „Gut.. versuche.. versuche an Informationen heranzukommen,
wie diese Mönche Dawn in einen Menschen verwandeln konnten...vielleicht gelingt
es uns so weiterzukommen. Ich versuche in dem Buch etwas zu finden...,“ Giles
schob seine Zweifel über Erfolge zur Seite, so wie die leise Stimme, die ihm
zuflüsterte, dass solch ein Zauber für Willow eine gewisse Gefahr bedeuten
konnte... es galt jetzt Dawn zu retten, oder zumindest Buffy schlimme Nachrichten
zu ersparen, wenn sie das Schlimmste verhindern konnten.
In der Fabrik, im Büro – etwas später
Während
Ronah einen neuen Pfeil in ihre Armbrust einspannte, sah sie grimmig zu dem
echsenartigen Dämon, der ihnen entgeistert entgegeben blickte und wohl nicht
so recht wusste, wie ihm geschah.
Kennedy, die rechts neben ihr stand, lächelte, und starrte Tegul ebenfalls
unverwandt an, während sie ihre Axt von einer Hand in die andere warf.
Die Drohung war eindeutig und Tegul hatte es nicht einmal gewagt, vor Schreck
von seinem Stuhl aufzuspringen. Er war nicht einmal in der Lage gewesen, um
Hilfe zu schreien.
Jetzt war er erst recht nicht mehr in der Lage – denn Faith sah Tegul bedrohlich
an, während sein Gesicht sich nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt befand,
als sie langsam ihren Griff um seinen Hals verstärkte und ihn vom Boden hob.
„Also, du Urwaldechse..,“ begann Buffy und ging in dem Büro langsam auf und
ab. Der Dämon folgte ihr mit seinen Augen. Er zeigte keine Spur von Angst.
„Ich will gleich vorweg sagen, dass es nur in DEINER Hand liegt, wie lange
dies dauert.. und wie schmerzhaft es wird...“, die blonde Jägerin blickte
kurz zu ihren Kampfgefährtinnen und funkelte dann den Mafioso-Dämon wieder
aggressiv an.
„Du kannst mich mal, BLONDY! Ihr könnt mich alle mal.. Ich bin Schmerzen gewohnt,
ihr macht mir keine Angst mit..,“ bellte er los, wurde aber unterbrochen,
als Faith ihre freie Hand zu einer Faust ballte und in sein Gesicht schlug.
„Fangen wir das ganze noch einmal von vorne an.. hi, ich bin Buffy, eine Jägerin
und das hier.. nun sind ebenfalls Jägerinnen,“ Teguls gelbe Echsenaugen begannen
auf eine merkwürdige Art zu leuchten. Buffy fasste es als Angst oder Erkenntnis
auf. Nichts, das sie ablenkte. „Und wir würden gerne wissen, wieso ihr euch
so sehr bemüht habt, um ein spannendes, magisches Buch zu bekommen,“ versuchte
Buffy den Dämon zum Reden zu bewegen und ging langsam auf ihn zu.
„Welches Buch? Das mit den Zauberern?“ fragte er und sah Buffy gespielt verwirrt
an.
„Du weißt genau welches Buch ich meine..!“
„Also wenn du von mir wissen willst, wieso so viele Leute hinter Harry Potter
her sind.. Mädchen, da fragst du den falschen..!“ Auch für diese Antwort kassierte
er wieder einen starken Schlag ins Gesicht. Blut lief ihm aus der Nase...
„Wir spielen hier keine Spielchen mehr..!“ Buffy war dabei, die Geduld zu
verlieren, und griff nach ihrem Kurzschwert.
„Ich werde kein Wort sagen! Lass mich endlich los!“ der Echsendämon versuchte
Faith zu treten, und ließ einen Schrei los, als sich plötzlich ein Pfeil ungefähr
2 Zentimeter neben ihm in die Wand bohrte! Ronah lächelte ihn böse an und
legte den nächsten Pfeil nach.
„Okay..
okay.. wir wollen ja nicht übertreiben.. !“ schrie er, während sich seine
Stimme immer mehr mit Panik füllte und dabei zusah, wie Ronah die scharfe
Waffe erneut auf ihn richtete.
Faith sah ihn schief an und wollte ihm schon wieder eine scheuern, als er
plötzlich schrie.
„ES WAR EIN MENSCH, KEIN DÄMON! Eine Frau, mittleren Alters, attraktiv..“
murmelte er, und holte tief Luft, als Faith ihren Griff lockerte, und seine
Füße wieder den Boden berührten.
„Weiter!“ forderte ihn Buffy auf, als er jedoch weiter stumm auf den Boden
starrte, und sich den Hals rieb, sprang sie plötzlich auf ihn zu, schlug ihm
ihre Linke ins Gesicht, und setzt ihr Schwert an seinen Hals an.
„ICH SAGTE WEITER!“ Langsam verlor sie die Geduld. Wenn sie jetzt etwas nicht
brauchte, dann ein Dämon, der in Anbetracht der Überzahl von Jägerinnen versuchte
den Helden zu spielen.
„UND WENN ICH DAS TUE, BIN ICH MORGEN TOT!“, warf Tegul Buffy an den Kopf.
Buffy verstärkte den Druck ihrer Waffe auf seine Kehle. Ein Tropfen Blut quoll
aus einer feinen Schnittwunde hervor und fiel auf die Klinge herunter.
„Du kannst noch immer das Weite suchen, dann finden dich die
Bosse nicht,“ sagte sie ohne Mitgefühl. „Aber du kannst auch gerne hier und
jetzt durch die Hand einer Jägerin sterben.“
Teguls Augen suchten die von Buffy und darin lag so viel Entschlossenheit,
dass er ein Einsehen hatte. Sterben wollte er nicht.. nicht in dieser Nacht
und nicht für eine menschliche Person, die für den Auftrag bezahlt hatte.
Es war nichts, das die Familie betraf.
„Eine.. Wächterin..! Es war eine Wächterin,“ flüsterte er in
sich hinein, und Buffy ließ geschockt von ihm ab. Entsetzen zeichnete sich
in ihrem Gesicht ab, und sie war kurz davor, die Waffe aus ihrer Hand fallen
zu lassen.
“Lily.. Lily Usher?“ fragte sie in dunkler Vorahnung. Als der Dämon nur stumm
nickte, verlor sie vollkommen ihre Beherrschung und schlug mit blinder Wund
gegen die Holzwand, die splitternd nachgab und ein großes Loch hinterließ.
„Ich habe es gewusst,“ presste sie zornig hervor, atmete dann ein paar Mal
tief durch und wandte sich etwas ruhiger ihren Kampfgefährtinnen zu.
„Gehen wir.. wir müssen sie finden..!“ sie lief an den drei Jägerinnen vorbei,
denen der Schock ebenfalls ins Gesicht geschrieben war, wurde dann jedoch
noch einmal von einem lauten Lachen Teguls aufgehalten.
„Ihr werdet sie nie finden. Nicht rechtzeitig! Sie ist dabei einen glorreichen
Plan zur Tat umzusetzen, und das könnt auch ihr nicht mehr ändern!“ spottete
Tegul, der von einer Sekunde auf die andere sein Selbstbewusstsein wieder
gefunden hatte.
„Welchen?“ fragte Kennedy geschockt, umgriff ihre Axt fester und trat drohend
auf ihn zu.
„Hmm, wenn ihr noch ein bisschen wartet, müsstet ihr es eigentlich auch selbst
herausfinden können, denn dann kann ich drei von euch töten.. einfach so.“
Er lachte laut in sich hinein. ‚Ohh jaa, Ms. Usher machte den Zauber rückgängig.
Sie schließt gerade die Linie der Jägerinnen.. und dann wäre es mit diesen
vorlauten Gören ein für alle mal vorbei’
Buffy stürmte wieder an Kennedy vorbei, schlug Tegul ein weiteres mal und
bellte ihn an „Wovon redest du?“
Als Tegul nach seiner Nase tastete und das Blut auf seiner Hand bemerkte,
blickte er hoch und sah die blonde Jägerin kurz schockiert an. Dann schüttelte
er den Kopf.
„Wir könnten ihm ja den Bauch aufschlitzen..“ sagte Faith während sie näher
an Tegul heran trat, ihr Messer zog und mit ihrem Finger an der scharfen Klinge
entlang fuhr. „..das würde mir gefallen..!“
Entsetzt starrte der Dämon die dunkelhaarige Jägerin an. Meinte sie das ernst?
ERNST? Würde sie das tun? Irgendwie sah sie ja recht wahnsinnig aus. War ihm
das Geschäft mit Lily Usher sein Leben wert? Gott.. NEIN!
„Okay.. wartet..!“ er hob abwehrend seine Hände. „Die Wächterin, Ms. Usher,
ist draußen beim Erie See. Bei den Felsen gibt es ein Höhlensystem.. Cliffords-Klippe...
dort bereitet sie etwas für einen großen Zauber vor. Etwas gewaltiges... mit...,“
er sah kurz zur Jägerin und grinste breit. „Etwas für das sie einen bestimmten
Schlüssel braucht. Reine Energie. Mehr weiß ich nicht.. ehrlich..!“ ängstlich
sah er die vier Jägerinnen an. Mehr musste Buffy auch nicht wissen. Sie hatte
verstanden und kaltes Entsetzen nahm von ihr Besitz.
Faith nickte, sah Buffy an, und bedeutete dann Kennedy und Ronah mit einer
Kopfbewegung, dass es Zeit war, zu gehen.
Buffy griff beim gehen nach ihr Handy. Sie musste sofort Giles anrufen. Sie
sah, dass er sie bereits versucht hatte anzurufen. Offensichtlich hatte sie
es im Kampfgetümmel überhört. Sie wandte sich an der Tür noch einmal kurz
zu Tegul herum. Es gab noch etwas zu klären, mit dem sie vielleicht auch diesen
Ganoven das Handwerk legen konnte. „Hast du hier eigentlich das sagen?!“
„Hier.. ja. Aber das Gesamtbild wirst du nie verstehen, dumme Jägerin!“
Buffy lächelte kurz, umfasste den Griff ihres Schwertes und lief den anderen
dreien nach. Sie hatte nicht wirklich damit gerechnet auch noch gleich die
ganze Mafia-Bande hochzunehmen.
In der Höhle
zur selben Zeit
Lily betrachtete noch immer fasziniert das Lichtspiel im Inneren der Kuppel, das sich auf ihrem Gesicht widerspiegelte, als einer
der Echsendämonen zu ihr trat und ihr etwas ins Ohr flüsterte. Eine Sorgenfalte
bildete sich auf Lilys Stirn und sie blickte rasch auf ihre Armbanduhr..
meine Güte.. sie hatte die Zeit vollkommen vergessen und sich hier zu lange aufgehalten. Buffy würde sicher wahnsinnig vor
Ungeduld sein und sie wollte sich nicht ausmalen, wie das Empfangskomitee
bei Rupert im Haus aussah. Langsam bedauerte sie ihren Plan, Buffy und Giles
angerufen zu haben, um weiter als die Unschuld dazustehen. Das konnte auch
leicht nach hinten losgehen.
Sie sah den Dämon an und nickte zustimmend. Daraufhin wandte der Dämon seine
Schritte Richtung hintere Höhle, wo einige der Echsendämonen herumlungerten
und eigentlich darauf achten sollten, dass Lily ungestört blieb.
„Wir brauchen ein paar Männer bei der Fabrik. Jemand macht
dort Schwierigkeiten...,“ er gab einen winkenden Befehl und fünf Dämonen folgten
ihm, während der Rest weiter zu Lilys Unterstützung blieb.
Lilys Augen folgte den Männern mit gemischten Gefühlen, denn
sie hatte sich gerade damit einverstanden erklärt,
dass die Hälfte der Leute zurück zur Fabrik kehrten. Diese fünf waren die
letzten gewesen, die man brauchte. Allerdings wusste Lily auch, dass ihr keine
Gefahr entdeckt zu werden drohte.
Und wenn sie jetzt noch dafür sorgte, dass Giles’ oder Buffy’s Bedenken zerschlagen
wurden, lief alles wieder nach Plan. Sie griff nach einem Handy und verließ
die Höhle. Hier drinnen würde sie keinen Empfang bekommen...
Ratsgebäude
Eine Sekunde später
Das Klingeln des Telefons riss jeden
aus seiner Konzentration heraus und nervöse Blicke folgten Giles Bewegung,
der sich nach vorne beugte, und den Hörer in die Hand aufnahm. Vielleicht
rief Buffy zurück...
„Ja?“, Giles Stirn runzelte sich kurz, dann entspannten sich seine Gesichtszüge. „Lily,“ flüsterte er den anderen zu, eine Hand über den Hörer. Dann nahm er sie wieder herunter und fragte besorgt: „Wo steckst du um alles in der Welt? Wir machen uns sorgen.“
„Das müsst ihr nicht. Es hat einfach länger gedauert. Tut mir sehr leid. Sag das Buffy, falls sie sauer auf mich ist. Aber die Informanten waren nicht sehr kooperativ. Es hat mich sehr viel Überredungskunst gekostet, um überhaupt etwas zu erfahren.“
„Buffy ist unterwegs.. sie wollte
nicht länger warten. Und wir haben auch ein paar interessante Dinge herausgefunden...
die dich interessieren werden. Und? Was hast du herausgefunden?“
„Dawn wurde entführt, weil man sie als Schlüssel einsetzen möchte. Aber das war auch schon alles..“.
„Das wissen wir bereits.“
“Das.. das wisst ihr schon,“ in Lilys Stimme schwang ein Hauch Panik mit, doch Giles bemerkte es nicht oder hielt es für Enttäuschung.
„Wir konnten das Buch vom Friedhof übersetzen,“ informierte Giles Lily. „Es tut mir leid, falls deine Arbeit umsonst war...“
„Nein ist schon in Ordnung. Ich
bin in einer halben Stunde bei euch.“
“Sei vorsichtig,“ mahnte Giles sichtlich erleichtert, dass es Lily gut ging
und sie sich kurz gemeldet hatte. Die beiden verabschiedeten sich neutral,
dank der anwesenden neugierigen Ohren und Giles legte auf.
Im selben Moment als er auflegte klingelte erneut das Telefon in seiner Hand.
Vor Schreck hätte es Giles fast fallen
gelassen.
„Ja?“, meldete er sich vorsichtig,
fast in Erwartung, dass es noch einmal Lily war.
„Giles? Ich bin’s - Buffy. . hören sie.. falls Lily in ihrer Nähe ist und sie nicht sprechen können, dann sagen sie jetzt einfach „okay“....“
„Eh... b-bitte?... Nein, nein sie ist nicht gekommen wir habe nur eben telefoniert und ich muss dir etwas dringendes...“
„Es ist Lily... Lily hat Dawn!“
Giles Gesichtszüge entgleisten, in seinem Kopf herrschte auf einmal eine überraschende Leere, und sein Mund fühlte sich trocken an, während Xander, Andrew, Willow und Robin ihn neugierig und bestürzt zugleich anstarrten. Sie ahnten, dass Giles gerade keine guten Nachrichten erhalten hatte.
Dann, als Buffy weitersprach, stürzten tausend Gedanken gleichzeitig auf ihn ein. Einer davon war die leise Hoffnung, dass sich Buffy falsch ausgedrückt hatte und nichts weiter damit sagen wollte, als das Lily Dawn bereits sicher in ihrer Obhut hatte, aber dann hätte Lily sicher gerade eben am Telefon etwas dazu gesagt... und ihr Fernbleiben ergab auch auf einmal Sinn und... und ... und....
„..Ich hab jetzt keine Zeit um näheres zu erklären, Giles.
Wir müssen uns beeilen... fahren sie raus zum See.. wir treffen uns bei den
...Cliffords-Klippen....“
In der Höhle
Mit dem Wissen, dass sie niemals in einer halben Stunde bei Giles sein würde,
begann Lily in aller Ruhe vor der Energiekuppel mit Blut Kreise, Linien, Striche
und Punkte zu einem wirren Gebilde zu vereinen. Sie trat zurück, begutachtete
zufrieden ihr Werk und wünschte sich, dass sie Giles nicht nach Dawns Entführung
angerufen hätte. Das verkomplizierte nur alles und sie kam in Zeitnot. Aber
die Hoffnung, dass nach dem sie getan hatte, was getan werden musste, nie
jemand erfuhr, wer dahinter steckte - sie und Giles hätten vielleicht eine gemeinsame Zukunft vor sich
liegen – hatte sie ein paar unüberlegte Schritte machen lassen. Denn gegen
all ihre Pläne die Freunde um Dawn herum zu beseitigen, um ein leichtes Spiel
zu haben, hatte sie entdecken müssen, dass sie Giles tatsächlich liebte...oder
noch immer liebte. Es war anders als damals, als sie jung und frisch verliebt
blauäugig in die Zukunft blickten. Vielleicht
würde diese Liebe ihr größter Fehler werden, aber im Moment schien
noch alles so zu verlaufen, wie sie es geplant hatte.
Lily griff in einen Jutesack und holte einen wild zappelnden
Hahn hervor. Es war schwierig ihn ruhig zu
halten, aber schließlich konnte Lily ohne mit der Wimper zu zucken
ihm die Kehle aufschlitzen. Sie ließ sein Blut in die Mitte des gemalten Bildes
tropfen und murmelte dabei eine weitere Zauberformel. Langsam begannen die
gemalten Linien und Zeichen zu glühen, sobald das
Blut des Hahns, dank dem Zauber, zielgenau von der Mitte des Bildes aus über
die Linien lief.
Kaum glühte auf diese Weise das gesamte Bild, griff Lily nach der Abschrift,
die ihr Regil besorgt hatte. Es gab darauf noch einen zweiten, kleineren Zauberspruch,
der jedoch so vieles bewirken sollte...
Sie trat in die Mitte des blutroten Kreises, schloss die Augen und sammelte
sich. Es waren genau fünf Textzeilen, die sie zu lesen hatte.. dann würde
es vollbracht sein. Es würde wieder nur eine Jägerin auf dieser Welt existieren
und die Wächter bekamen ihren alten Einfluss zurück.
Mit wieder geöffneten Augen begann Lily erneut zu lesen:
Die Energiekugel begann zu knistern und die bunten Lichter
darinnen tanzen wild umher.
“Ihr Mächte des Feuers“
Ein Lichtblitz zuckte aus der Kugel hervor und die farbenfrohe
Hülle nahm einen hellen, roten Farbton an.
“Ihr Mächte des Wassers“
Ein zweiter Blitz folgte und auf einmal schien in der Hülle
der Kugel Bewegung gekommen zu sein, als würde im Inneren Wasser fließen...
“Ihr Mächte des Eises“
Der Boden der Höhle begann zu vibrieren und die Hülle wurde glasklar.
Lily setzte zum letzten Spruch an, als sie aus einem der Tunnelgänge
lauten Lärm hörte. Die Dämonen bei ihr entsicherten fast gleichzeitig ihre
Maschinengewehre und eilten durch die Höhle zum Ausgang, durch den sie den Lärm kommen hörten. Lily öffnete
wieder den Mund, verstummte aber jäh, als ein Schuss durch die Höhlengänge
hallte und kurz darauf weitere folgten...
Xander’s Wagen
Zeitlich etwas vor den Schüssen in der Höhle...
“Ich kann nicht... unfassbar...,“ stammelte Giles hilflos, während er neben
Xander in dessen Wagen saß und sich krampfhaft am Haltegriff festklammerte
– Xander fuhr ein wenig schneller als erlaubt.. viel schneller und entsprechend
schlitterte der Wagen um die Kurven.
„Lily... ich... ich... unfassbar....“
Willow, eingequetscht zwischen Robin und Andrew auf der Rückbank,
griff nach vorne und tätschelte Giles Schultern. Kein Trost, dass wusste sie,
aber er sollte wissen, dass sie hier waren und seine Überraschung, seinen
Schock, mit ihm teilten. Doch Giles spürte die nette Geste nicht einmal und
es war schwer zu sagen, ob die Blässe in seinem Gesicht davon kam, dass Xander
um eine Kurve schlitterte und mit der hinteren Stosstande die Leitplanke streifte
- eine Leitplanke die normalerweise dafür sorgen sollte, das man nicht die
zehn Meter hohen Klippen in die Tiefe stürzte - oder aber wegen der Wahrheit
über Lily entstanden war.
Wahrheit?, grübelte Willow. Sie wussten ja nicht einmal wieso
die Wächterin Dawn entführt hatte.. was genau sie mit ihr als Schlüssel plante....was
hatte sie davon, wenn sie die vier Reiter befreite und damit der Welt den
Untergang brachte? Giles musste sich furchtbar fühlen und Willow beschloss
ihre Fragen, die ihr auf der Zunge brannten einfach noch eine Weile für sich
zu behalten.
„Wir sind gleich da,“ sagte Xander mit etwas Panik in der Stimme.
Sein eigenes Fahrmanöver schien auch ihn erschreckt zu haben.
„Hoffentlich,“
stöhnte Robin und hielt sich ebenfalls
am Haltegriff fest. „Sonst werden wir Buffy und den anderen keine große Hilfe
sein.“
In seinen Gedanken war Andrew bei Dawn und der Hoffnung, dass Buffy alles
richten würde. Sie war doch die Heldin. Ganz gleich wie viele Jägerinnen es
noch gab.. früher hatte Buffy immer alles in Ordnung gebracht.. aber nein
– wenn er genauer darüber nachdachte... Buffy
war nicht da gewesen, um Willow davon abzuhalten Warren zu töten oder ihn
davon zu bewahren Jonathan zu killen, sie hatte es auch nicht geschafft, Faith
zu retten, als sie Hilfe brauchte, sie hatte auch nicht verhindern können,
dass beim Kampf gegen den Bürgermeister Mitschüler ums Leben kamen oder bei
ihrer letzten Schlacht... Anya.. die anderen Jägerinnen... -
vielleicht kamen sie jetzt zu spät und Buffy konnte auch nichts mehr
für Dawn tun.. der Gedanke war zu schrecklich und Andrew versuchte sich mit
fiesen Racheplänen an Lily abzulenken.. aber er war zu deprimiert und enttäuscht
über Lilys wahres Gesicht, um sich wirklich schmerzhaftes für sie einfallen
zu lassen.
„Unvorstellbar, dass ich ihr vertaut
habe... Unverschämtheit, dass sie uns vorhin auch noch anrief und unschuldig
tat... und... oh du meine Güte..,“ Giles Gedanken wanderten an all die Momente
zwischen ihnen zurück, in denen sie sich sehr nahe gewesen waren. Er fühlte
sich benutzt ... und das war kein schönes Gefühl. Es war ihm kein fremdes
Gefühl. So ähnlich hatte er sich das letzte Mal gefühlt als Buffy ihm
die Wahrheit über Jenny sagte.. doch das war etwas anderes gewesen. Jenny
hatte niemand mit ihrer Täuschung töten wollen, dass war bei Lily ganz anders..
Samielle.. Willow und Faith.. die Jägerinnen...Dawn
„Okay.. da vorne steht ihr Wagen, Giles. Wir sind da,“ sie
erkannten in der Ferne vier dunkle Schemen, die auf sie zu warten schienen.
Xander fuhr mit abgeschalteten Licht näher heran und stellte
den Motor ab. Man konnte nie wissen, wer in der Nähe war.
Kaum waren sie ausgestiegen und mit Waffen aus dem Kofferraum
eingedeckt, kamen Buffy und die anderen
näher, um sie einzuweisen. Allen voran Buffy mit einem düsteren Gesichtsausdruck
und Entschlossenheit in ihren Augen.
Höhle
aktuelle Zeit
Lily sah hin und her gerissen zwischen der Zauberformel, der
Kuppel und dem Durchgang der Höhle hin und her. Der Tumult wurde lauter und
sie hörte weitere Schüsse. Es wurde gekämpft... meine Güte... Lilys Blick
wurde panisch. Hatte man sie doch entlarvt? Aber wie nur... die Fabrik.. die
Schwierigkeiten in der Fabrik.. Buffy!!! Sie war dort gewesen und hatte sich
Informationen beschafft – das hatte Rupert vorhin mit „Unterwegs“ gemeint....
man konnte sich nicht einmal mehr auf Leute verlassen, die man bezahlte. Wut
zeichnete sich in Lilys Gesicht ab. Sie musste jetzt nachdenken. Sie durfte
nicht panisch abbrechen.. es war nur noch ein Satz, der fehlte... oder war
der Zauberspruch bereits hinfällig weil sie unerbrochen hatte? Wenn es doch
Buffy war und sie noch nichts von ihrem Verrat wusste, war es auf jeden Fall
sehr ratsam zu verschwinden.. aber Dawn... sie wusste wer dahinter steckte...
Lily blickte auf das Innere der Kugel und lächelte breit.. Dawn existierte
nicht mehr.. sie konnte nichts verraten, weder über sie noch über ihren Plan...
trotzdem – Lily entschloss sich dazu zu verschwinden. Wut über die Niederlage
war noch zu milde für das, was Lily empfand. Hier war sie ihrem Ziel so nahe
gewesen....
Ihr Vorteil, die Höhlengänge genau zu kennen,
kam Lily nun zu Gute. Sie wählte den kürzeren Weg in die Freiheit, nahm noch
rasch einige wichtige Papiere vom Tisch mit und verschwand in der Dunkelheit....
Am Höhleneingang, einige Minuten davor...
„Okay Leute, los geht’s!“ schrie Buffy, nickte Faith, Kennedy und Ronah
zu, die direkt hinter ihr standen, und lief los.
Robin,
Giles, Andrew, Xander und Willow folgten den Jägerinnen nach geringem Abstand,
und kamen kurz nach ihnen beim Eingang zum großen Höhlensystem an.
„Verteilen!“ schrie Buffy, machte einen Rolle nach vorne, und trat dem ersten
Wachmann sofort den Boden unter den Füßen weg. Überrascht fiel er zu Boden
und kam nicht einmal dazu, nach seiner Waffe zu greifen, bevor die blonde
Jägerin ihm mit einem heftigen Tritt das Genick brach.
Sie blickte auf und erkannte Faith, die gegen zwei rothäutige Dämonen auf
einmal kämpfte, während Ronah sich hinter einem großen Stein vor den Schüssen des Dämons versteckte.
„Na Prima.. !“ flüsterte Buffy, als sie die herannahende Verstärkung entdeckte,
die aus der dunklen Höhle auf sie zu kam. Zu ihrer mehr oder wenig freudigen
Überraschung trugen sie nur einige Schusswaffen
bei sich, der Rest musste sich mit Schwertern begnügen.
„Robin, runter!“ schrie Buffy und bewahrte den jungen Wächter davor, von einer
Kugel getroffen zu werden, die ein Wachmann hinter ihm abgeschossen hatte.
Ohne eine weitere Sekunde zu zögern hatte er sich schon umgedreht, sprang
hoch und knallte seinem Angreifer seinen linken Fuß kräftig ins Gesicht. Dieser
stolperte benommen nach hinten und fiel genau in Andrew’s Schwert, der es
grinsend wieder aus dem toten Körper heraus zog.
Buffy ließ sich nicht weiter ablenken und lief an Kennedy vorbei, die gerade
gegen die harte Steinwand der Höhle geworfen wurde, während Faith den zweiten
ihrer Angreifer nieder streckte.
„DAWN?!“ schrie Buffy während sie den Gang entlang lief und den großen Kampf
etwas hinter sich ließ. Es wurde dunkler und Buffys Augen brauchten einige
Sekunden, um sich an die veränderten Lichtbedingungen zu gewöhnen, als sie
plötzlich ein lautes Klicken hörte, worauf ein lauter Schuss folgte.
Ein heftiger
Schmerz durchzuckte ihren Arm, als die Kugel ihren linken Arm streifte und
dabei die Haut aufriss. Erbost fuhr Buffy herum, zog ihr Kurzschwert, holte
aus, und köpfte den rothäutigen Wachmann ohne mit der Wimper zu zucken. Die
Zeit lief. Es würde knapp werden..
Kennedy schrie ein weiteres mal laut auf, als sie von ihren Angreifern wieder
gegen die harte Steinwand geschleudert wurde. Schmerzen durchzuckten ihren
gesamten Körper. Sie versuchte an ihre Axt heran zu kommen, erreichte diese
aber nicht.
‚Oh Gott.. ich sterbe.. WILLOW!’ schoss es ihr durch den Kopf, und im nächsten
Moment gingen ihre Angreifer in Flammen auf. Willow stand noch immer im Höhleneingang
und sah besorgt zu Kennedy.
‚Alles in Ordnung?’ hörte sie plötzlich die Stimme der Hexe in ihrem Kopf.
Die Jägerin nickte, griff nach der Axt, und widmete sich dem nächsten Dämon.
Giles stand neben Willow, während er besorgt das Kampfgeschehen beobachtete.
Buffy war bereits im hinteren Teil der Höhle verschwunden. Besorgt blickte
er zu Kennedy. Wenn Willow nicht gewesen wäre, wenn sie nicht Magie eingesetzt
hätte, wäre sie jetzt wahrscheinlich tot. Willow hätte dies nicht tun sollen,
schoss es ihm durch den Kopf. Sie muss ihre Kräfte für das Ritual aufsparen.
Giles wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ein lauter Schrei von Robin
durch die Höhle hallte. Eine große Schnittwunde klaffte an dessen Wange. Giles
beobachtete, wie sich Xander zwischen den jungen Wächter und den Dämon schob,
ausholte und dem Dämon einen Arm abtrennte. Den Rest erledigte Ronah, die
der Rothaut von hinten das Genick brach.
„Gut, weiter geht’s!“ schrie Giles, nickte Willow zu und schritt durch den
Höhleneingang. Er war froh, dass sie so eine effektive Kampftruppe hatten.
Wenn sich nur Buffy um diese Dämonen hätte kümmern müssen, stünden Dawns Chancen
noch bedeutend schlechter.
Schneller als gehofft drängten sie ihre Angreifer zurück, bis sie einen großen,
unregelmäßigen Höhlenraum erreichten. Buffy betrat als erste den Raum und
während sie dem Dämon vor sich mit einem Stich den Unterleib bis zum Hals
hinauf aufschlitzte, erblickte sie die Energiekugel in der Mitte. Meine Güte...
war das etwa Dawn? War das ihre Schwester.. die richtige Dawn? Ihr blieb der
Atem weg, als sie ihre Waffe fallen ließ und fassungslos auf die Energiekugel
zu trat. Sie bemerkte nicht, wie ihre Freunde hinter ihr die übrig gebliebenen
Feinde unschädlich machten und ein kleiner Teil davon das Weite in den angrenzenden
Höhlen suchte. Sie sah nur diesen Energiekomet, der im Inneren der Kugel herumflog.
Willow und Giles traten, gefolgt vom Rest, hinter Buffy, die sie jedoch nicht
bemerkte. Buffy konnte es einfach nicht glauben. Sollte es das gewesen sein?
„Na, da hast du dich ja großartig vor ’ner Aussprache gedrückt!“ flüsterte
Buffy leise und vorwurfsvoll, während sie die Energiekugel ungläubig anstarrte.
„Heb dir das für später auf, Buffy, wenn Dawn wieder Dawn ist!“, sagte Willow
sanft neben Buffy und musste selbst fasziniert in
das farbenfrohe, lebendige Innere blicken.
Erstaunt wanderten Buffys Augenbrauen in die Höhe, während Giles ihr in einer
beruhigenden und tröstenden Geste eine Hand auf die Schulter legte. Buffy
war unendlich dankbar dafür, wobei sie sich durchaus sehr gut vorstellen konnte,
wie schlecht sich Giles in Bezug auf Lily fühlen musste und selbst Trost gebrauchen
konnte.
Die anderen hatten damit begonnen ihre Waffen zu reinigen,
an denen Dämonenblut klebte, nur um nicht der Wahrheit ins Auge blicken zu
müssen – zu spät für Dawns Rettung gekommen zu sein.
„Also gut,“ Kennedy ergriff als erste wieder das Wort und trat
neben Willow. „Du willst damit sagen, dass du eine Möglichkeit, eine Chance
für Dawn gefunden hast?“
„Die habe ich,“ bestätigte Willow entschlossen. „Es ist nicht
einfach und gefährlich. Das sage ich
nicht nur, um euch nun eh.. zu beeindrucken, sondern nur, damit ihr euch im
Klaren über die Risiken seid. Wenn wir alles richtig machen und beachten,
bekommen wir Dawn zurück. Ein kleiner Fehler und ihr werdet nicht nur für
Dawn ein leeres Grab schaufeln müssen....,“
Buffy blickte entsetzt zu ihrer Freundin. „Das.. können wir
nicht zulassen. Ich meine natürlich Dawn.. sie ist mir wichtig und das wisst
ihr, aber wenn es zu riskant...“
„Es geht um Dawn, Buffy,“ erinnerte Willow mit einem müden
Lächeln. „Ich meine... vor wenigen Wochen wärst du über Leichen gegangen um
für sie alles zu tun...“
„Das würde ich noch immer. Aber ich habe auch eingesehen, dass
manche Leichen nicht nötig sind.... es gibt sicher auch noch einen anderen
Weg...“
„Nein den gibt es nicht,“ mischte sich jetzt auch Giles ein
und nahm seine Hand von Buffys Schultern. „Wir brauchen für das Ritual absolute
Ruhe. Am besten gehen alle bis auf Willow und mir selbst hinaus oder sucht
die Höhlendurchgänge ab... auf keinen Fall brauchen wir Störung oder Ablenkung.
Willow muss ein geistiges Portal öffnen und sich von ihrem Körper trennen.
Nur so gelangt sie an den Ort, an dem Dawn ist.“
„Sie ist doch hier,“ Faith zeigte auf die Kuppel.
„Ja und nein,“ erklärte Giles ruhig. „Ein Teil ja, ein anderer
Teile befindet sich auf einer vollkommen anderen Ebene, die wir nicht verstehen.
Dieses geistige Portal wird Willow und Dawn zu einem Wesen führen, dass darüber
bestimmen kann, was mit Dawn geschieht.“
„Ein Lichtwesen,“ fuhr Willow anstelle von Giles fort. „Giles
muss mir helfen, da er der einzige ist, der dieser Sprache mächtig ist und
ich mir sicher sein kann, dass er nicht durch einen Fehler alles zum Scheitern
verurteilt.“
„Okay.. soweit klar,“ meldete sich Kennedy zu Wort. „Aber ich
lass dich hier nicht alleine mit Giles einer geistigen Konzentration ausgesetzt,
die euch leicht angreifbar macht. Ich bleibe hier, der Rest kann gehen.“
Es
entstand ein kurzer Tumult als alle auf einmal durcheinander quatschten und
jeder den anderen davon überzeugen wollte, wieso sie hier bleiben wollten,
anstatt Giles Bitte nachzukommen.
„Hey..,“ rief Giles auf einmal laut dazwischen und brachte
die Anwesenden zum Schweigen. „Ich denke es ist Willows und meine Entscheidung....
und wenn Kennedy hier bleiben möchte und Willow einverstanden ist, ist das
in Ordnung. Der Rest... geht bitte!“
Willow hatte Kennedy bei Giles Worten angesehen und warm gelächelt.
Kennedy fasste das als Zustimmung auf und suchte sich einen guten Platz in
der Höhle, von dem aus sie glaubte alles im Blick zu haben. Xander, Ronah
und Faith brachen auf, um die hinteren Höhlengänge zu durchsuchen, während
Buffy mit Robin und Andrew draußen im Freien nachsehen wollten, ob sie nicht
mit neuem, überraschendem Besuch rechnen mussten.
Giles und Willow nahmen endlich alleine am Rand des von Lily gemalten Blutkreises platz. Kaum hatten sie eine
bequeme Position gefunden bekam Giles von Willow das Buch mit dem Zauberspruch
gereicht. Sie hatte es mit einem Lesezeichen versehen und Giles schlug die
entsprechende Stelle auf, während Willow anfing für das notwendige Ritual
alles vorzubereiten. Sie griff in die Umhängetasche, die sie bei sich getragen
hatte und hervor kam ein Tütchen mit zwei Haaren darinnen. Eines war hellblond,
ein anderes eher dunkel. „Ich schätze das ist genug DNA von Buffy und Dawn,“
sie holte die beiden Haare heraus und legte sie in eine Messingschale, die
sie inzwischen ausgepackt hatte. Giles nickte zustimmend.
Als nächstes suchte Willow in ihrer Tasche nach
dem Weihrauchkraut, das im getrockneten Zustand, verbrannt, eine hervorragende
und wichtige Zauberzutat darstellte. Auch dies wanderte in die Schale. „Ich
hoffe es geht alles gut. Ich hoffe vor allem, wir können den Zauber durchbrechen...,“
Willow klang sehr unsicher und Giles fand es an der Zeit die doch so mächtige
Hexe an ihre Macht zu erinnern.
“Willow,“ er griff nach ihrer Hand, die gerade Blut einer Schlange in die
Schale schüttete. „Du tust das Richtige und ich bin hier, damit nichts schief
geht. Du schaffst das schon. In den letzten Monaten ist doch auch
alles gut gegangen....“
„Ich weiß, doch, Giles.“ Sie zog ihre Hand zurück und legte
Kerzen, Streichhölzer und ein Reagenzglas mit einer sonderbaren braunen, Flüssigkeit
neben die Schale. „Aber wenn Lily in der Lage war, meinen Ortungszauber zu
unterbinden, und das hier erschuf,“ sie zeigte auf
den magischen Kreis und auf die Kugel, „dann weiß ich nicht, wer hier die
mächtigere Hexe ist.“
„Wir wissen nicht, ob Lily das aus eigener Kraft
getan hat. Noch wissen wir überhaupt etwas... feg die Zweifel zur Seite....“
Willow nickte stumm. Viel anderes blieb ihr ja nicht übrig.
„Ich bin gleich soweit. Sobald ich anfange mir die Zeichen aufzumalen, müssen
sie zu lesen beginnen. Ich werde als erstes den magischen Kreis durchbrechen
müssen, um Dawn dort zu erreichen wo sie ist,“ Giles nickte und sah dann dabei
zu wie Willow selbst mit einem Zauberspruch beschäftigt, die Zutaten verrührte,
zermahlte, vermischte und am Ende entzündete. Es war kein großes Feuer, keine
Stichflamme und kein magisches Licht, dass den Zauber bekleidete, aber die
Zutaten, die brannten, zerfielen schnell in sich zusammen, vermischten sich
zu einer Flüssigkeit, die zu kochen begann, während noch immer eine kleine
Flamme züngelte.
Als
die Flamme erlosch, tauchte Willow ihren Finger in die heiße Flüssigkeit und
nickte Giles zu. Während er in einer weichen, sing sang Stimme den Spruch
vorlas, begann sich Willow auf ihre Stirn, Nasenrücken, Wangen, Hals, Hände
und Unterarme Runen zu malen. Die Flüssigkeit war heiß und die Hexe hatte
Mühe gegen den Schmerz anzukämpfen, aber im Vergleich zu anderen Zaubern war
es auszuhalten.
Giles Worte wurden von einem ständig lauter werdenden Knistern
der Energiekugel begleitet und Kennedy wich automatisch von ihr etwas zurück.
Giles Stimme wurde lauter und härter, Willows Körper begann sich aufzubäumen,
ihre Augen nahmen einen fiebrigen Glanz an und die Energiekugel schickte kleine,
feine Blitze aus ihrem Inneren, die sich in der Dunkelheit über ihnen verloren.
Ein Wind fegte auf einmal durch die Höhle, der unvorstellbar stark war ...
Kennedy sah fragend zu Giles und Willow hinüber, die völlig konzentriert waren
und die Jägerin musste sich damit zufrieden geben, dass sie sich eigentlich
schon lange nicht mehr über die Begleiterscheinungen von Magie wunderte.
Sowohl Willows aufgemalte Runen, als auch der blutige Kreis
von Lily glühten plötzlich in einem warmen, hellen Licht auf und in diesem
Moment fiel die Energiekugel in sich zusammen. Nicht plötzlich und auf einmal
sondern so, als würde ihr Luft entweichen und einen gigantischen Ball schrumpfen
lassen. Giles verfolgte alles mit wachsamen Augen und als er die letzte Zeile
vorlas, geschahen die Dinge sehr schnell und auf einmal – der Lichtkreis erlosch,
die Energiekugel verschwand mit einem deutlich vernehmbaren „Plong“, Willow
fiel nach hinten in einen tiefen Schlaf um, und die blutigen, roten Linien
und Kreise auf dem Boden lösten sich in Nichts auf.
Wo auch immer Willow nun war... sie hatten es geschafft. Jedenfalls
für den Moment.
„Willow.. meine Güte,“ Kennedy eilte zu der schlafenden oder
auch ohnmächtigen Willow und kniete neben ihr. „Ihr geht es doch gut? Ich
meine.. das gehört dazu?“
„Natürlich,“ nickte Giles ruhig. „In zehn Minuten etwa sollte
sie wieder hier bei uns sein, mit oder ohne Dawn. Länger Zeit lassen wollte
ich ihr nicht... falls sie nicht von alleine kommt, müssen wir sie zurückholen.“
„Das geht?“, fragte Ken voller Hoffnung.
„Oh ja.. wir müssen nur die Ritualrunen von ihr abwaschen....“
Kennedy’s Gesicht entspannte sich wieder ein wenig, während
sie Willow eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich.
Irgendwo in der Dunkelheit
Willow
trat aus vollkommener Dunkelheit direkt hinein in gleißendes, helles Licht.
Geblendet schloss sie ihre Augen und öffnete sie erst nach ein paar Sekunden wieder langsam. Es tat noch immer in
den Augen weh, aber sie konnte sie zumindest öffnen und ihre Umgebung besser
wahrnehmen. Sie war umgeben von vielen Farben. Sie spürte Wärme, Frieden,
Geborgenheit und Gelassenheit. Bunte Lichtschweife schossen über ihren Kopf
hinweg, knisternde Energiekugeln jagten sich und stoben an Willow vorbei.
Energie in der Luft knisterte und ließ Willows Haare sich wie bei einem leichten
Windstoss hin und her bewegen.
Es gab keinen Weg, keinen Pfad und Willow wusste nicht wohin
sie gehen sollte, um Dawn zu finden. Schüchtern rief sie ihren Namen und erreichte
damit nur, dass die tanzenden Lichter offensichtlich angst vor ihr bekamen
und in einem wilden Durcheinander vor ihr zurückwichen. Damit gaben sie Willow
unfreiwillig den Blick auf eine weitere dunkle Spalte frei, wie die, durch
die sie eben erst getreten war. Darauf ging Willow nun zu.
Vorsichtig trat sie hindurch. Sie befand sich wieder umgeben
von einer schweren Düsternis, in einem Raum oder an einem Ort, der frei von
Zeit zu sein schien.. und doch .. dort... am Ende... schien ein kleiner Lichtpunkt
zu tanzen.
Ihr Herz klopfte schneller, als sie zu hoffen wagte, dass es
Dawn sein konnte. Schnell schritt sie darauf zu und sah beruhigend wie der
Lichtfleck größer wurde, bis sie vor einer Energiekugel mit Kometenschweif
stand, durch den viele Farben wie bei einem Regenbogen hindurch zu fließen
schienen.
„Dawn?“, fragte sie vorsichtig und ohne zu Wissen warum sie
es tat. Es war ein Instinkt. Die reine Energie hüpfte vor ihr auf und ab,
anstatt wie die anderen zu fliehen. Ein gutes Zeichen.
Plötzlich blähte sich die Energiekugel auf – Willow trat hastig zurück und
musste dann doch erleichtert aufatmen, als sich daraus ein menschlicher Umriss
formte. Langsam kristallisierte sich Dawns menschliches Antlitz heraus und
Willow erkannte den Teenager sofort, obwohl eine strahlende Lichthülle Dawn
umschloss und ihr Körper oder das was er sein sollte, von fließender Energie
durchströmt wurde.
„Gott.. Willow?... Du kannst dir nicht vorstellen... wo bin
ich hier eigentlich?“ Dawn wirkte so, als würden ihr ein paar entscheidende
Momente der letzten Minuten fehlen und Willow beschloss das nachzuholen. „Und
wieso kann ich wieder sprechen?“
Vor der Höhle
Giles trat auffällig laut aus der Höhle, um Buffy, Andrew und Robin zu erkennen
zu geben, dass es nicht der Feind war, der da kam. Trotzdem richtete sich
eine Schwertklinge gefährlich nah auf seinen Adamsapfel.
„Oh Giles, sie sind’s,“ Robin senkte die Waffe.
„Wie geht es Willow?“, Buffy trat hinter einem Felsen hervor,
gefolgt von Andrew.
„Ich denke gut. Es hat alles funktioniert. Wenn wir großes
Glück haben, wird Dawn bald wieder bei uns sein.“
„Sie meinen, sofern Lily nicht durchgeführt hat, was sie vorhatte?“
Giles
nickte stumm zu Buffys Frage und wurde von einem Klingeln an einer weiteren
Antwort gehindert. Drei Augenpaare wanderten anklagend zu Andrew, der mit
schulbewusster Miene sein Handy hervorzog und tatsächlich so mutig war auch
noch dran zu gehen.
„Ja? – Oh.. einen Moment....,“ Andrew reichte Giles den Hörer.
„Es ist Angel. Für sie.“
„Für mich?“, überrascht nahm Giles Andrew den Hörer ab. Buffy
sah ihn fragend an, aber Giles konnte
nur mit den Schultern zucken. Die gleiche Reaktion bekam sie von Andrew.
Während Giles mit dem Handy ein paar Schritte von ihnen wegtrat,
sahen sie ihm neugierig hinterher.
„Angel? Entschuldigen Sie, die Verbindung ist hier etwas schlecht.“
Neben der Überraschung schwankte auch Erstaunen in Giles Stimme mit und er
war sich des fragenden Blicks von Buffy in seinem Rücken durchaus bewusst.
„Oh.. und wie kann ich ihnen dabei helfen?“
„Sagen sie mir wo und wie ich Willow erreichen kann.“
Giles musste einen Moment nachdenken. Nach dem sie Andrew nach L.A. geschickt
hatten, um wegen der Jägerin Dana behilflich zu sein, hatte er mit sehr gemischten
Gefühlen Andrews Bericht über die Dinge, die dort in L.A. passieren, vernommen.
Er war sich nicht sicher ob sie noch immer Angel vertrauen konnten.
„Uhm.. Willow ja.. das ist nicht möglich. Sie ist im Moment
auf dem Himalaja.
„Himalaja? Ich dachte sie wäre
in Südamerika.„Nun gut... schauen sie,” Angel seufzte schwer.
Giles sah über die Schulter und schenkte Andrew einen bösen Blick, den der junge Mann nicht mitbekam. Andrew hätte ihm ruhig verraten können, was er für Lügenmärchen Angel aufgetischt hatte, nachdem er beschloss, Angel misstrauisch zu begegnen. Er musste das schleunigst wieder gerade biegen.
„Nicht auf dieser Ebene, Angel.“
„Was meinen sie mit nicht auf
dieser Eben?“
„Sie befindet sich im Moment in einem Stadium, der es nicht erlaubt sie ans Telefon zu holen. Sie ist auf einer Reise auf einer anderen Ebene.“
„Aha – sie meinen also astrale
Projektion? Besteht eine Möglichkeit sie mit dieser astralen Projektion nach
L.A. zu bekommen?“
„Ich denke nicht..,“ Giles wurde sich etwas unsicher. Angel klang verzweifelt.
„Giles... das ist ein Notfall!“
„Sicher,“ brummte Giles, der im Kopf eigentlich ganz andere Sorgen hatte, als darüber alleine zu entscheiden, ob sie Angel trauen konnten oder nicht. Und welcher Notfall konnte schon wichtiger als Dawn sein. „Warten sie einen Moment...“
„Nein. Nein, ich werde nicht
- halten sie mich nicht hin.“
Giles hörte nicht mehr Angels Protest, als er den Hörer sinken ließ und sich unschlüssig herumdrehte. Es wäre leicht gewesen jetzt Buffy zu fragen was sie tun sollten, aber möglicherweise hätte er ihr vielleicht auch Spike erklären müssen, um sie ins Bild darüber zu setzen, was Andrew alles für Informationen mit aus L.A. gebracht hatte. Er musste das jetzt für alle alleine entscheiden. Er nahm wieder den Hörer ans Ohr.
„Hören sie, Angel. Arbeiten sie noch immer für Wolfram und Hart?“
“Ja, ich arbeite noch immer bei Wolfram & Hart. Was hat das mit dem ganzen zu tun?“
“Ich schätze sehr viel. Sie wissen für was Wolfram und Hart
steht, oder nicht? Und wir wissen es auch... niemand kann uns sagen, ob sie
noch ehrlich spielen oder in eine andere Liga gewechselt sind...“
„Oh ja.. ich verstehe,“ hörte Giles Angel noch sagen
bevor ein lautes Krachen und Scheppern ihn annehmen ließ, dass Angel vor Wut
den Hörer gegen die Wand geworfen hatte.
Die andere Ebene
“Ich hab den Zauber von Lily gebrochen. Jenen Zauber der dich an deine Energieform
im Inneren der Kuppel band. Du wurdest dadurch an den Ort geschickt, von dem
du eigentlich kommst. Darum kannst du auch auf einmal wieder kommunizieren
und Formen annehmen, die du möchtest,“ erklärte Willow Dawn, während sie gemeinsam
zurück zu jener Spalte gingen, durch die Willow gekommen war. „Buffy hat uns
zwar nicht mehr rechtzeitig informieren können, aber uns ist es zum Glück
gelungen, eine Lösung zu finden. Giles war zwar der Meinung, dass wir dich
selbst zu Dawn machen müssen, aber Robin hatte den rettenden Einfall. Wir
brauchten nur herauszufinden, wo wir nach anderen Schlüsseln oder nach reiner
Energie zu suchen haben und dorthin musste ich dann reisen.“
„Klingt.. sehr spirituell,“ meinte Dawn und ihre Energiehülle
knisterte.
„Ist es auch,“ lächelte Willow. „Wir bekamen von London eine
Abhandlung aus einem neu eingetroffenen Buch über reine Energie und ihre Herkunft
zu gefaxt. Wir hatten ungemeines Glück, dass jemand dieses Buch für so wichtig
hielt, dass er es von einem Basar mitbrachte. Jedenfalls wird dort ein Lichtwesen
erwähnt... ein mächtiges Wesen. Der Hüter über alle reine Energie.. über Wesen
wie dich.“
„Und er kann mich zurückverwandeln?“
„Er kann es.. wenn er will,“ räumte Willow ein.
„Woher wusstest du, wie du Lilys Zauber durchbrechen musstest?“
„Wir haben das Buch von Buffy geknackt. Wir wissen nun, dass
mit dir die Reiter aus euren Träumen befreit werden können.“
„Das heißt... Moment... ich glaube Lily weiß von diesen Reitern
nichts. Sie wollte nur wieder eine Jägerin auf dieser Erde haben und dafür
brauchte sie angeblich mich.“
„Davon hören wir glaub ich jetzt zum ersten Mal. Aber heb dir
deine Variante für später auf. Wir haben nicht mehr sehr viel Zeit.“ Sie traten
durch die Spalte und Willow schloss ihre Augen.
„Was hast du vor?“
„Wir
suchen das Lichtwesen... shht...,“ sie konzentrierte sich, murmelte etwas
und auf einmal wurde die Dunkelheit um sie herum durchbrochen von einem sonderbaren,
mint grünem Licht, das in einer Spirale auf sie zukam und seinen Radius immer
mehr erweiterte, bis Dawn und Willow davon erfasst und in sein Inneres eingesaugt
wurden. Ein Tosen begleitete den Wirbel und verschluckte Willows Schrei und
Dawns hektisches Energieknistern.
Auf der anderen Seite wurden sie unsanft vom Lichtstrudel wieder
ausgespuckt.
„Wow.. was war das denn?“
„Lichtgeschwindigkeit,“ witzelte
Willow ohne Ahnung, und stand etwas schwankend auf. Dawn stand bereits oder
noch immer, und sie sah nicht so mitgenommen aus wie Willow. Möglicherweise
war für sie die Reise als Energiestrom einfacher gewesen als für Willow
in Fleisch und Blut.
„Also.. wer genau ist dieses Lichtwesen?“
“I C H“
Die Stimme war unbeschreiblich… sie schien von überall zu kommen,
sie war warm und glasklar und weckte Vertrauen. Als sich Willow und Dawn suchend
umblickten wurden sie einem übergroßen Kopf gewahr, der über ihnen schwebte
und doch zeitgleich auch neben oder hinter ihnen war.
Willow wurde beim Anblick des Lichtwesens ein wenig an die
Vorstufe einer Computeranimation erinnert, verwarf den Gedanken daran aber
sofort wieder.
Sie konnten durch seine glühende Regenbogenkontur hindurchsehen,
wobei da nichts war außer Schwärze.
„Angel? Was um alles in der Welt wollte Angel?“, Buffy holte
zu Giles auf, der, nachdem er Andrew sein Handy gereicht hatte, zur Höhle
zurückschritt.
„Hilfe.“
„Was für Hilfe...?“
„Lass uns später darüber reden ja? Willow und Dawn sind jetzt
wichtiger...“
„Einverstanden... aber ich werd’s nicht vergessen.“
„Oh da bin ich mir sehr sicher,“ murmelte Giles und führte
die drei zurück zu Willow, die noch immer am Boden lag, Kennedy an ihrer Seite.
Die anderen waren noch nicht zurück.
„Und wer ist ich,“ flüsterte Dawn mit einem Knistern in ihrer
Stimme.
„I C H B I N I C H.“
Willow
verdrehte die Augen. Götter hatten immer eine recht seltsame Art.
„Er hat keinen Namen,“ flüsterte Willow Dawn zu. „Er ist...
ein Lichtwesen. Oder besser gesagt DAS Lichtwesen. Ein Lichtergott.
Der Lichtgott.“
„Das hast du mir schon erklärt,“ flüsterte Dawn ungehalten
zurück.
„R I C H T I G,“ der glühende Kopf schien zu nicken. Gute Ohren
hatte er also...
Plötzlich lösten sich seine Konturen auf und tausend bunte
Lichter schossen durch den Raum, sammelten sich zu einer gigantischen Kugel,
die auf einmal in sich zusammenfiel, als die Lichter anfingen unterschiedliche
Formen zu bilden.
Erstaunt
verfolgten Willow und Dawn das Lichtspiel, ehe der Kopf wieder vor ihnen Form
annahm.
„DU SIEHST – ICH HABE VIELE FORMEN. ICH BIN DA
UND AUCH WIEDER NICHT. ICH WAR DA, ALS DIE UNIVERSEN SICH ERSCHUFEN UND ICH
WERDE DA SEIN, WENN SIE SICH ZERSTÖREN.“
Willow beschloss mutig zu sein und ihr Anliegen
vorzubringen. „Wir sind da...“
„WEIL IHR EINES MEINER WESEN ZURÜCKHABEN WOLLT.
ICH WEISS. TRITT VOR.“
Willow
nickte Dawn zu, die unsicher vortrat, begleitet vom Knistern ihrer Energiehülle.
„DU HÄNGST AN DEINEM MENSCHLICHEN BILD, NICHT WAHR?
ES IST KAUM ZU ÜBERSEHEN. DU WILLST WIEDER SO SEIN WIE DIE ANDEREN?“
„Ja, ja, das möchte ich,“ Dawn war durcheinander
und auch sehr eingeschüchtert. Man begegnete nicht jedem Tag jenem Wesen,
dass für einen verantwortlich war. Man reiste auch nicht einfach so einmal
dorthin, von wo man kam...
Ihre letzten Erinnerungen gingen zurück zu Lily und wie sie ihr erklärte,
was sie mit ihr vorhatte. Danach war ihr Inneres erfüllt gewesen von Ruhe
und Geborgenheit. Wie in ihrem Traum... es war genauso gewesen. Dann hatte Willow
ihren Namen gerufen und sie daran erinnert, wer sie eigentlich war oder zu
sein glaubte. Hier vor diesem Lichtergott wusste Dawn auf einmal gar nichts
mehr.
„BIST DU DIR DA SICHER? ES WERDEN IMMER MÄCHTE
VERSUCHEN EINEN DER SCHLÜSSEL ZUFINDEN UND ZU VERWENDEN. DU WIRST IMMER EINE
GEJAGTE SEIN.“
Dawn
schluckte, sah kurz zu Willow, nickte dann aber doch entschlossen. „Ja, das
weiß ich inzwischen.“
„DU WIRST DICH EINES TAGES ENTSCHEIDEN MÜSSEN,
WAS DU SEIN WILLST. WIRST DU DAFÜR BEREIT SEIN?“
„Ich.. ich weiß nicht... genau, was damit gemeint
ist?“
„DU
KANNST NICHT IMMER DEM KAMPF VON GUTEN UND BÖSEN EINFLÜSSEN IN DIR AUSFECHTEN.
JÄGERIN, SCHLÜSSEL, MENSCH....
FINDE ZU DIR...“
„Das ist leicht gesagt, aber wie und wann....?“
„DAS MUSST DU SELBST ENTSCHEIDEN...“
„Sehr hilfereich.“ flüsterte Willow grimmig, aber sie war nicht
hier um Rätsel zu lösen, sondern um Dawn zurückzubringen.
„Muss ich mich jetzt entscheiden,“ fragte Dawn vorsichtig.
„DIE ZEIT IST DAFÜR NOCH NICHT REIF. NEIN... DU WIRST NOCH
GEBRAUCHT...“
„Das
heißt, wir bekommen Dawn zurück?“ Willow trat neben Dawn.
„ES SPRICHT VIELES DAFÜR UND WENIG DAGEGEN. ABER
ICH KANN DIES NUR EINMAL FÜR SIE TUN... PASST AUF SIE AUF, SONST KEHRT SIE
FÜR IMMER HIER HER ZURÜCK NACHHAUSE...“
Nachhause... das klang so befremdend und doch wusste
Dawn ganz genau, was er damit meinte und wie sich das zuhause anfühlte.. sehr
gut.. aber sie wollte jetzt noch nicht ihre Existenz als Schlüssel akzeptieren,
jedenfalls nicht so, dass sie deswegen hier bleiben wollte. Es gab als Mensch
so vieles mehr, das ihr Spaß bereitete und noch ausprobiert werden musste...
sie wollte zurück....zu Buffy, ihren Freunden, Shin...
„IHR BEKOMMT UM WAS IHR GEBETEN HABT.“
Die Konturen lösten sich wieder auf und die kleinen Regenbogenlichter
umschlossen Dawn, bis sie nur noch aus sich hektisch bewegenden Lichtern bestand. Einem Imker
gleich, der voller Bienen war. Die Lichter vereinten sich zu einer einzigen
durchsichtigen Hülle, helles grünes Licht durchströmte sie und Willow konnte
Dawn nicht mehr in ihnen erkennen. Das grüne Licht wechselte zu den Regenbogenfarben
zurück und auf einmal flogen die Lichter zurück in die Mitte des Raumes und
ließen Dawn in Fleisch und Blut zurück.
Erstaunt besah sich der Teenager seinen festen, sichtbaren
Körper, an dem alles wieder so echt wirkte. Mit einem breiten Lächeln strahlte
sie Willow an. Willow umarmte Dawn überglücklich und überschwänglich. Die
Erleichterung beider junger Frauen war groß.
„NUN GEHT..“
„Einfach so.. gehen..,“ fragte Willow erstaunt, die mit mehr
gerechnet hatte und löste sich von Dawn. Etwas mehr mit Getöse.. effektvolleres..
wobei ihr es inzwischen für einen Tag voll mit Magie und Effekten reichte.
„JA.“
Willow und Dawn sahen sich hilflos an, aber kehrten dem Wesen
den Rücken, um den Weg zurückzugehen, den sie gekommen waren.. auch wenn die
Reise durch die Lichtspirale Willow ein wenig angst machte.
„WARTET... ICH HABE ETWAS IN MEINEM SCHLÜSSEL GESPÜRT...
ANGST, FRAGEN, VERZWEIFLUNG. ICH HABE
KEINE ANTWORTEN FÜR DICH, ABER ICH HABE EINEN NAMEN – SUCHE DEN UNSTERBLICHEN.“
„Nach... wem...,“ doch ehe Willow nachhaken konnte,
ertönte im Raum ohrenbetäubendes Getöse, der Lichtstrudel erfasste die beiden
und saugte sie aus dem Raum, während sich der Kopf wieder auflöste und zu
einem großen Lichtball wurde...
Willows Körper bäumte sich im Arm von Kennedy auf, ein Blitz
schlug aus dem Nichts in die Schale ein, in der Willow ihre Ritualfarbe angerührt
hatte, die Runen auf ihrer Haut begannen erneut zu glühen und Kennedy ließ
ihre Freundin überrascht auf den Boden gleiten. Unsanft schlug Willow mit
dem Kopf auf.
Erschrocken
darüber wollte Ken schnell wieder zu Willow eilen, doch der Körper bäumte
sich erneut so heftig auf, ehe gefolgt von einem grellen Lichtstrahl, Willow
die Augen öffnete und panisch nach Luft schnappte.
„Willow. Du lebst..,“ Kennedy kniete sofort wieder an Willows
Seite. „Falls dir der Kopf weh tun sollte .. sorry,“ unsicher lächelte die
Jägerin ihre Freundin an und umarmte sie.
„Oh... ich dachte eigentlich, eine geistige Reise
wäre nicht mit Schmerzen verbunden,“ stöhnte Willow und ließ sich von Kennedy
auf die Füße helfen.
„Dawn?“... fragte Buffy vorsichtig und ängstlich.
Willow zeigte auf die Stelle, an der der helle Lichtstrahl noch immer weilte.
Sie
traten näher heran und sahen im Strahl regenbogenfarbige Lichttropfen tanzen.
Fasziniert sahen sie dem Spiel zu, bis der Strahl mit einem Puff vor ihren
Augen so schnell verschwand wie er aufgetaucht war. An seiner Stelle blieb
Dawn zurück, die benommen am Boden lag und in die Dunkelheit mit offenen und
etwas wirren Augen blickte.
„Dawn..
alles in Ordnung?“, Giles kniete neben dem Mädchen und fühlte ihren Plus.
„Sie lebt...“. Buffy ließ sich erleichtert auf Dawns andere Seite nieder,
während Giles wieder aufstand.
"Sie...lebt,“ stammelte Andrew, und brach an Dawn's anderer Seite in
die Knie. "Du lebst", wiederholte er mit zitternder Stimme, und
versuchte seine Fassung wieder zu gewinnen.
Dawn blickte zu ihm hoch, und ein müdes Lächeln huschte über ihr Gesicht "Ich
hab' dir doch versprochen, dass ich nicht sterben werde."
Xander, Ronah und Faith kamen aus
einem der vielen Höhlengänge zurück, etwas müde und schmutzig, aber beim Anblick
von Dawn sichtlich erfreut. Xander war als erstes von ihnen bei Dawn und ließ
sich auf die Knie nieder. Sanft streichelte er ihr über die Stirn. „Dawnie..
hey.. schon zurück? Wir haben glatt das Spektakel verpasst. Du hast uns einen
gehörigen Schrecken eingejagt.“
„Ich euch? Da fragt mal mich....“, stöhnte der
Teenager. Ihre Augen waren wieder klar und sie hob ihre Hand vor ihre Augen.
„Gott sei Dank.. ich bin noch immer sichtbar.. piekst mich mal einer?“ Xander
zwickte ihr in die Wange. „AUA.. das fühlt sich echt an....“
„Oh Dawn,“ Buffy beugte sich über ihre Schwester und umarmte
sie. Lange währte die Umarmung und die Umstehenden schwiegen dazu, um den
Moment nicht zu zerstören. Dann löste sich Buffy auf einmal von ihrer Schwester,
stand auf und blickte streng zu ihr hinunter.
Dawn war ein wenig verunsichert. Gerade eben dachte sie alles wäre jetzt wieder
in Ordnung.. abgesehen von Lily ... meine Güte.. sie musste den anderen davon
erzählen.. halt sie wussten ja bereits Bescheid....da waren so viele Dinge,
die sie Buffy gerne sagen wollte und musste, vor allem das mit ihr als Jägerin...
aber als sie so Buffys verändertes Gesicht sah, wurde ihr klar, dass Buffy
bereits alles wusste.
"Junge Dame, ich glaube wir müssen
uns dringend über ein paar Dinge unterhalten!"
Lily’s
VO: „Befreit ist der eine, der Schlüssel und vereint sei seine Macht“
„Wir sollten hier nicht filmen, wir haben keine Drehgenehmigung!“ flüsterte
John Smith seinem Freund zu, der stur auf den
Koffer starrte, den er vor sich geöffnet hatte.
Er fasste hinein, griff nach der Digi-Cam und stand auf.
„Ach mach dir nicht ins Hemd“ sagte er und drehte sich um. „Ich will doch
nur den Sonnenaufgang filmen.“
„Oh ja, und den ganzen Rest hier, um es in unserem Film zu verwenden.“ Antwortete
John und sah Jimmy genervt an. Wieso hatte er sich auf die ganze Sache nur
eingelassen? Er hasste Risiken und diese gesamte Aktion war einfach nichts
für ihn.
„Los.. geh mit Claire nach oben und spielt die Mordszene..!“ Jimmy zwinkerte
Claire zu, die genervt an dem Kameramann vorbei ging und mit John langsam
die Stufen der Pyramide nach oben ging.
Gleicher Ort, eine Minute später
Lily’s VO: “Ihr Mächte des Feuers“
„Wooaaahh..“ rief Claire, als die Pyramide zu zittern beginn, und die Sandkörner
langsam die alten Stufen herunter rieselten.
„Was ist denn jetzt los?“ flüsterte John und sah sich verwirrt um.
“Macht euch keine Sorgen. Baut es in die Szene ein. Das ist genial!“ schrie
Jimmy und versuchte die gesamte Pyramide ins Bild zu bekommen.
Nun begann auch der Boden rund um die Pyramide zu zittern, und Jimmy konnte
nur mit Müh und Not stehen bleiben.
Es ertönte ein lauter Knall und irgendetwas in dem alten Gebäude schien zerbrochen
zu sein. Die Spitze sackte ein, und einige Stufen brachen auseinander.
„Oh mein Gott..!“ schrie Claire, stolperte, knallte mit dem Gesicht hart auf
den alten Steinen auf und blieb regungslos liegen. Ein weiterer, lauter Knall
ertönte und plötzlich flogen überall Steine durch die Luft. Jimmy ließ die
Digi-Cam zu Boden fallen, und versuchte zu fliehen, als die Pyramide in sich
selbst zusammen fiel und seinen Freund John für immer in sich begrub.
Jimmy wurde von einem mächtigen Steinbrocken begraben, als sich ein mysteriöses
Wesen brüllend aus den Trümmern erhob.
---
China, fast zur selben Zeit
„Okay,
wenn sie mir nun bitte folgen würden..!“ die junge Frau sah die Touristen
freundlich an und führte sie von der Treppe aus weiter hinein in den Tempelraum,
die dies mit einem lauten „OOOHHH!“ und einem
weiteren „AAAHHHH!“ betraten.
„Entschuldigung, Ma’am?“
Die junge Chinesin fuhr herum und sah in das Gesicht einer hoch gewachsenen,
ca. 17-jährigen Amerikanerin, die sie verzweifelt ansah.
“Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Ich müsste ganz schnell auf die Toilette..!“ flüsterte sie und griff sich
instinktiv auf den Magen. „Mir geht es nicht gut..!“
Besorgt und verständnisvoll zeigte die Touristenführerin der jungen Frau den
Weg zur Toilette, als plötzlich dumpf das Gebäude zu zittern begann.
Lily’s VO: “Ihr Mächte des Wassers“
„Oh Gott.. was ist hier los?“ fragte die junge Touristin, doch auf dem Gesicht
der Chinesin zeichnete sich schon eine dunkle Vorahnung ab. Der Tempel begann
immer heftiger zu beben, und sie konnte sich nur mit einem Sprung vor dem
Tod bewahren, als ein Dachbalken von der Decke knallte.
„Folgen sie mir! Nichts wir raus!“ schrie die Führerin, schnappte sich die
Hand des Mädchens und stolperte aus dem bebenden Gebäude.
Große Gruppen von Leuten flüchteten aus dem kleinen Kloster, während es immer
heftiger durchgeschüttelt wurde, und die Schreie der Mensch immer lauter wurden.
Plötzlich schien das Kloster mitsamt der kleinen Insel, auf der es stand,
in der Mitte auseinander zu brechen. Das Kloster fiel wie ein Kartenhaus in
sich zusammen, während die Leute, die sich noch rechtzeitig über die Steinbrücke
an Land retten konnten, geschockt mitansehen mussten, wie einige wenige Touristen,
die noch im Kloster waren, von Mauerstücken erschlagen wurden, oder in den
Wassermassen, die das Gebäude fluteten, ertranken.
„HILFE! WIESO hilft ihnen denn keiner!“ schrie das 17-jährige Mädchen hysterisch,
dass zusammen mit der Touristenführerin noch rechtzeitig fliehen konnte, und
nun mehr oder weniger sicher an Land stand.
Mittlerweile war die Insel komplett in dem See verschwunden, und das Wasser
brodelte, als würde es kochen.
In dem Moment, in dem plötzlich eine 10 Meter hohe Wasserfontäne aus dem See
schoss, schrieen sich die Überlebenden die Seele aus dem Hals, und begannen,
um ihr Leben zu laufen.
„Oh mein Gott, er wurde befreit..“ flüsterte die Reiseführerin, die als einzige
am Ufer stehen geblieben war, und voller Entsetzen auf die Kreatur blickte,
die sich auf dem Rücken eines gewaltigen Pferdes aus dem Wasser erhob.
Island, fast zur selben Zeit
Lily’s VO:
“Ihr Mächte des Eises“
„CHRIS?“ schrie die junge Frau panisch in die kalte Luft.
Chris blieb stehen und drehte sich genervt um. Was war denn jetzt schon wieder
los? Sie mussten weiter. Hier wurde es immer kälter und es dauerte noch ungefähr
eine halbe Stunde, bis sie bei ihrem Basiscamp ankommen würden.
„Was ist los?“ schrie er durch den Wind. Schneeflocken wehten an ihnen vorbei,
und gewährten ihnen nur eine Sicht von ca. 10 Metern. Der Schneesturm war
jetzt schon stark, und es sah definitiv nicht danach aus, als würde er in
naher Zukunft abschwächen. Eigentlich seltsam für die Jahreszeit, dachte
Chris und rieb sich das kalt gefrorene Gesicht. Schnee und Wind waren nichts seltsames auf der Insel, aber nicht so heftig
im Frühling.
„Irgendwas stimmt hier nicht...!“ Panisch deutete Liz auf einen kleinen Spalt,
der sich einige Meter von ihnen entfernt, im Boden befand. Weißer Rauch stieg
aus dem sich immer mehr ausbreiteten Riss, und ließ Liz’s Angst immer mehr
steigen.
Chris verdrehte genervt die Augen.
“Ach was. Das ist eine unterirdische Quelle. Jetzt komm!“
„Nein.. das war.. letztens.. also vorhin.. noch nicht da.. MEIN GOTT!“ schrie
Liz, als es plötzlich laut donnerte und der Boden weiter aufbrach.
Chris schrie, kämpfte sich zu Liz vor und zog panisch an ihrem Anzug. „Komm
schon.. wir müssen hier weg!“
Völlig abwesend starrte sie auf die entstandene Spalte. Heißer Rauch stieg
aus dem Loch, während sich das Eis am Rand langsam in Wasser verwandelte.
„LIZ!“ schrie er wieder, doch sie hörte ihn nicht. Nicht mehr. Es wäre auch
unsinnig gewesen, denn es war sowieso zu spät.
Ein weiteres Mal wurde die Luft von einem lauten Donnern erfüllt, als der
Eisboden unter den Füßen von Liz und Chris weg brach, und die beiden mit anhaltenden
lauten Schreien in die Tiefe stürzten.
Heißer Dampf umspielte den Dämon, der auf dem breiten Rücken seines Pferdes
durch das Eis brach und mit einem lauten, dumpfen Lachen, das in der unbesiedelten
Gegend widerhallte, in die Höhe schoss, während unter ihm die Schneeschicht
immer weiter in sich einbrach und in dem großen Spalt in die Tiefe rutschte.
Grrarggghhhhh