8.
Staffel, Folge 8
„Checkmate“
von Nightfever
Co-Autoren: Yamato, Mel, Cthulhu
Länge: ca. 55
Seiten
Autor: Nightfever
Co-Autoren: Yamato, Mel, Cthulhu
Bilderstellung: Chris
Credits:
Projekt 8 ist ein Projekt von slayerfanfic.de mit spezieller
Unterstützung durch buffy-online.com als auch slayerzone.de, slayerworld.info,
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Disclaimer: Die virtuelle, achte Staffel baut auf das von Joss Whedon
erschaffene Buffy-Universum auf. Sie wurde von Fans für Fans geschaffen, ohne
dem Ziel damit Geld zu verdienen. Das Universum und seine Charaktere sind das
alleinige Gedankengut von Joss Whedon, Mutant Enemy, FOX, WB und Paramount.
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Giles (V.O.): Bisher bei Buffy....
Buffy kämpft mit einem Dämonen-Ninja, reißt ihm die Maske ab ... lila
und grüne Tätowierungen kommen zum Vorschein - 8.01
Der Djinn erfüllt Xanders Wunsch nach Karriere - seine attraktive Sekretärin
lehnt sich lüstern zu ihm herüber: "Was ich damit meine, Liebling, wenn
ich jemanden in einen Sarg lege und begrabe, obwohl er noch nicht tot ist,
führt es schlussendlich doch wieder zu dem Ergebnis, dass in dem Grab eine
Leiche liegt." - 8.04
Kennedy wirft Andrews Schlüsselanhänger in einen Brunnenschacht. - 8.06
Kan Hrsing in der Tiefgarage zu Marvin/Iah K'uru: "Es bedarf immer eines
Menschen dem man die Sache anhängen kann" - 8.06
Marvin wird von Buffy getötet als er Shin und Dawn angreift - 8.06
Sina wird in ihrem Zelt getötet, ihre Mörderin verwandelt sich in eine Krähe
und fliegt davon - 8.07
++++
TEASER
TOKIO, Oktober 2003
Japanische Firma, Konferenzraum, nachts.
Es herrschte erwartungsvolle
Stille in dem kleinen Raum, der mit seiner sterilen Atmosphäre an einen Operationssaal
erinnerte. Rund um den gläsernen, rechteckigen Tisch hatten sich acht Personen
verteilt, jeweils vier Frauen und vier Männer asiatischer Herkunft. Ihre grauen
Anzüge unterstützten die kalte Stimmung und ihre angespannten Gesichter waren
zwei weiteren Männern in weißen Kitteln zugewandt, die anhand einiger Tafeln
und Gegenständen, augenscheinlich etwas zu erklären hatten.
Währenddessen versammelten sich einige schwarz gekleidete Gestalten in
Kampfanzügen auf dem flachen Dach des Gebäudes und prüften ein letztes mal die
Stabilität ihrer Seile, welche mit Hilfe von Haken am schmalen Rand des Daches
befestigt waren. Lautlos warfen sie sich Blicke und Zeichen zu, bis sie sich,
wie auf Kommando über den Rand schwangen und sich vorsichtig an der Hauswand
entlang abseilten.
Niemand der Anwesenden in dem Konferenzraum schien die schwarzen Schatten zu
bemerken, die sich von außen immer weiter der gewaltigen Fensterfront näherten,
denn zu gespannt blickten sie alle auf die Herren in den Kitteln, die nun
begonnen hatten ihr brisantes Material auszupacken und mit knappen Worten etwas
dazu sagten. Und selbst wenn auch nur einer in das Glas geschaut hätte, so wäre
nichts zu sehen gewesen außer dem eigenen Spiegelbild, da es draußen bereits
dunkel war und die Scheiben nur reflektierten was ihnen das Neonlicht des
Raumes vorgab.
Ein letztes Mal verständigten sich die Ninjas mit Zeichen als sie die Glasfront
erreicht hatten und entschlossene, eindeutig asiatische Augen blitzten kalt
durch die Augenschlitze der Masken hinein in das Gebäude, bevor sie Schwung
nahmen und durch das Fenster brachen.
Innerhalb von Sekunden war das Licht gelöscht und man hörte nur die dumpfen
Kampfgeräusche, unterbrochen von dem Knirschen zerbrechender Möbel und einigen
Schmerzensschreien.
Eine Tür öffnete sich und blendendes Licht fiel durch den Rahmen, als eine der
Frauen im grauen Anzug auch schon hinausstürzte, gefolgt von einigen der
schwarz gekleideten Kämpfer.
In ihrer Hand hielt sie ein kleines Reagenzglas mit lilafarbigem Verschluss und
hektisch sah sie sich in dem Gang um, bevor sie, so schnell sie konnte, weiter
rannte und eine der Türen aufstieß, die zu einem Treppenhaus führte. Sie hörte
die Schritte hinter sich und nahm gleich mehrere Stufen auf einmal um nach
unten zu gelangen. Ein paar mal stolperte sie beinahe, doch sie hörte ihre
Verfolger im Nacken und ihr verzerrtes Gesicht verzog sich zu einem abfälligen
Grinsen während sie weiter flüchtete.
Endlich war sie im Erdgeschoss angekommen und ein Tritt öffnete ihr die Tür zu
der kleinen Eingangshalle, wo sie auch schon abrupt stehen blieb, denn 3
weitere Ninjas hatten sie nun umringt und ganz offensichtlich schon erwartet.
Hinter ihr war wieder das Geräusch der schweren Tür zu hören und ohne
hinzusehen, wusste sie, dass ihre Verfolger gekommen waren.
Vorsichtig warf sie einen verstohlenen Blick auf das kostbare Glas in ihrer
Hand, als sich ihre Gestalt auch schon zu verändern begann.
Ihr ganzer Körper schien
zu wachsen und die kleinen, zarten Hände, die noch vor wenigen Sekunden das
Reagenz hielten, verkrümmten sich zu groben Klauen. Das Gesicht wurde flacher
und ein lippenloses Maul bildete sich dort, wo eben noch ein Mund gewesen
war. Statt einer Nase prangten nun einige Löcher mitten in der Fratze und
ein drittes Auge bildete sich etwas oberhalb der beiden anderen, deren gelbe
Farbe und Form an denen von Katzen erinnerten. Sogar die Kleidung verschwand
und machte Platz für eine kuttenähnliche Robe.
Vorsichtshalber wichen die schwarzen Angreifer einen Schritt zurück, als auch
schon ein greller Lichtstrahl aus dem 3. Auge des Dämons einen der schwarzen
Krieger zu Boden schleuderte. Durch den Treppengang und aus einem der Aufzüge
kamen nun einige Männer hinzu, deren Gestalten sich sofort in die von lippen-
und nasenlosen Monstern verwandelten.
Die überrumpelten Ninjas sahen sich gezwungen gegen sie anzutreten, da diese
sofort angriffen und versuchten einen schützenden Kreis um ihre Anführerin
zu ziehen.
Endlich schaffte es einer der Angreifer sich bis zu dem weiblichen Dämon durchzukämpfen,
als auch schon ein weiteres Funkeln aus ihrem dritten Auge reichte um ihn
einige Meter zurückzuschleudern, wobei durch den glühenden Blitz Teile der
Maske zerrissen wurden.
Glasige Augen einer toten Asiatin blickten nun anklagend in das Kampfgewühl
und während ihr Kopf kraftlos zur Seite fiel, ließ die zerfetzte Maske den
Blick frei auf lila und grüne Tattoos, die
die Schläfen der Ninjakriegerin zierten, während um sie herum ihre Brüder
einen schier aussichtslosen Kampf fochten.
Unbeeindruckt verließ der Dämon mit dem Reagenzglas in der Klaue nun die kleine
von Kampfschreien erfüllten Halle und während sich ihre Gestalt wieder in
die kleine menschliche Japanerin verwandelte, erreichte sie im Schutz der
Dunkelheit den dunkelblauen Mercedes auf dem Parkplatz vor dem Gebäude.
Nachdem sie
sich vergewissert hatte, nicht verfolgt zu werden, startete sie den Wagen,
um an der nächsten Ecke schon wieder anzuhalten.
Behutsam packte sie das kleine Reagenzglas in ein gut ausgepolstertes Päckchen,
welches auf dem Rücksitz bereit gelegen hatte und verklebte sorgfältig die
braune Pappe. Eine Weile suchte sie hektisch in dem Handschuhfach herum, bis
sie endlich mit einem bösen Lächeln auf den Lippen einen Filzschreiber hervorzog
und mit großen Blockbuchstaben eine Adresse auf das Päckchen kritzelte: Barker Cooperation, Cleveland, USA
CLEVELAND,
Gegenwart
Barker Cooperation Gebäude, mittags.
Für einen Moment verharrte Xander
vor dem Gläsernen Gebäude und starrte die 30 Stockwerke hinauf um dann in
dem sich spiegelnden Material der Eingangstür noch einmal den korrekten Sitz
seiner Krawatte zu überprüfen.
Vorsichtig zählte er in Gedanken ein paar Zahlen rückwärts um seine blanken
Nerven zu beruhigen, denn es war sein erster Auftrag dieser Art und wenn er
es vermasselte, dann sicherlich auch sein letzter.
Es galt einen Immobilienblock an die Barker Cooperation zu verkaufen und so
sehr es ihn auch freute endlich mit solchen Aufgaben
betreut zu werden, so war es doch eine Premiere und die Nervosität entsprechend
groß. Seine Firma war nur ein winziger Teil im Getriebe dieses mittleren Imperiums
und doch war er sich der Bedeutsamkeit seines ersten Einsatzes durchaus bewusst.
Ein kurzer Blick auf die Armbanduhr machte ihm klar, das er sich beeilen musste
und Xander versuchte nun im Spiegel ein paar ‚wichtige’ Gesichtsausdrücke
aufzusetzen um sich dann aber doch dafür zu entscheiden, dass das keine Gute
Idee war, denn ein Mann im Anzug, der nun aus der großen Tür trat, sah ihn
verwundert an.
„Guten Morgen!“ Grüßte Xander ihn freundlich, betrat nur schwer durchatmend
das Gebäude und schwenkte dabei seine lederne Aktentasche, während er gar
nicht mehr bemerkte wie ihm der Unbekannte fragend nachsah.
In der gigantisch wirkenden Eingangshalle trat er auch gleich zielsicher auf
den Informationsstand zu, wo eine viel zu aufdringlich geschminkte junge Frau
mit einem Headset auf dem Kopf gelangweilt immer wieder auf einige Knöpfe
drückte und ihren: „Barker Cooperation – Moment ich verbinde“ Spruch aufsagte.
„Ich habe einen Termin, wo finde ich Ms. Cronenberg?“ Unterbrach Xander sie
kurz und legte ihr mit eingeübtem lockern Schwung aus dem Handgelenk eine
seiner wenigen, und nur für diesen Zweck hergestellten Visitenkarten auf die
Theke.
Die Brünette klimperte kurz mit ihren künstlichen Wimpern, beachtete die Karte
nicht weiter und flötete ihm ein ‚21. Stock’ entgegen, um sich dann sofort
wieder ihren Telefonaufgaben zu widmen.
Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte sich der junge Mann ob er die Karte
wieder an sich nehmen sollte oder nicht, entschied sich dann aber diese zu
opfern und drehte sich zu den Aufzügen herum.
Es dauerte auch nicht lange bis sich eine der vier Türen auch schon mit einem
leisen ‚Pling’ öffnete und eine Schar junger Frauen
mit Aktenordnern unter den Armen freiließ, so dass er nicht umhin kam der
geballten Ladung Weiblichkeit hinterherzublicken und beinahe vor die sich
wieder verschließende Aufzugtür stieß.
Reiß dich zusammen, schimpfte er sich selbst und suchte nun konzentriert
nach dem Druckknopf mit der Nr. 21. Beinahe lautlos und kaum spürbar bewegte
sich der Fahrstuhl nach oben und im Spiegel der Rückwand munterte Xander seinem
Abbild mit einem „du schaffst das schon“ auf.
Es war ‚die’ Gelegenheit mehr aus seinem Job zu machen. Mehr Einfluss zu haben,
Geld zu verdienen… Anya wäre stolz
auf ihn gewesen….
Das plötzliche Stocken des Fahrstuhls unterbrach seine Gedankengänge und ein
Blick auf die Leuchtziffer sagte ihm dass es erst der 6. Stock war. Eine attraktive
Blonde mit eindeutig zu engem knielangem Rock unter dem sich weibliche Rundungen
provozierend abhoben trat zu ihm in den engen Raum. Die Haarfarbe erinnerte
ein wenig an Anya wenn sie grade mal blond war.
Wie war eigentlich ihre wirkliche
Farbe gewesen? Im Grunde hatte ihn das nie wirklich interessiert… Seufzend
versuchte er die aufkommenden schmerzenden Erinnerungen zu verdrängen und
holte sich seine Aufgabe wieder zurück ins Gedächtnis.
Er musste es schaffen diese Immobilien zu verkaufen, und zwar zu einem akzeptablen
Preis. Sein Chef hatte ihm eingebläut wie wichtig der Auftrag war und die
Geschäfte waren eh nicht besonders rosig.
Er verstand zwar immer noch nicht warum grade er ausgesucht worden war, aber
Xander fragte nicht weiter nach. Jeder hätte sich um den Job gerissen, denn
wenn er es schaffte ein positives Ergebnis zu bringen war die nächste Gehaltserhöhung
so gut wie sicher…
„Hallo? “ Irritiert ließ Xander seinen Blick nun nach oben in das sonnenbankgebräunte
Gesicht des Mädchens wandern. “Wollten sie hier heraus?”
21. Stock. Wie lange hatte er geträumt?
Noch ein wenig verwundert stolperte er hinaus in den durch das kalte Neonlicht
beinahe steril wirkenden Büroraum, wo ein geschäftiges Treiben herrschte.
Am Ende des Großraumbüros sah man verschlossene Türen mit Namensschildchen
und so beschloss er sich bis dahin durchzukämpfen.
Eve Cronenberg. Der Name klang schon
so streng. Zweifellos war es eine dieser Karrierefrauen. Optisch auf männlich-herb
getrimmt, bestimmt schon in den späten Vierzigern, dazu eiskalt und mit Sicherheit
unverheiratet...
Vor seinem geistigen Auge entwickelte sich die passende Phantasiegestalt dazu
und eine Gänsehaut überzog ihn während er sich Schritt für Schritt der Tür
mit dem passenden Namenzug näherte.
Graues Kostüm, schwarzes Brillengestell
und hochgesteckte aschblonde Haare. Harvard-Universitätsabschluss-Diplom an
der Wand und diverse Photos von Nichten, Neffen und der heimischen Katze auf
dem Schreibtisch. Dazu ein Portrait des Firmengründers... Vielleicht war doch
nicht so eine gute Idee gewesen den Job anzunehmen. Ganz sicher hasste sie
Männer wie ihn!
Die ersten Schweißperlen rollten seine Stirn entlang als sich die mausgraue
Gestalt seiner Einbildung in eine riesige Schlange verwandelte und ihre spitzen
Zähne…
„Kann ich ihnen helfen?“ Erschrocken wich Xander einen Schritt zurück, denn
seine Phantasie hatte Form angenommen.
Vor ihm stand tatsächlich eine ältere, streng aussehende Frau mit grau gesträhntem
Dutt, Brille und grauem Chanelkostüm.
„Ich ähm…“ War es wirklich so hieß
in diesem Raum? Nervös fingerte Xander nach einer der Karten und reichte
mit feuchten Händen eine davon an die Schlange vor ihm.
„Ach sie sind der Termin von Eve. Warten sie bitte, ich melde sie an.“ Erleichtert
ließ sich der junge Mann auf eine der Bänke vor der Tür fallen du wischte
sich mit dem Ärmel seines teuren Anzugs über die schweißnasse Stirn, misstrauisch
beäugt von einer der vielen Bürodamen, die direkt vor ihm an einem Kopierer
stand.
Gab es überhaupt Männer in diesem
Haus?
„Kommen sie herein.“ Bat die Schlange ihn nun, nachdem sie aus dem dunklen
Loch wieder herausgetreten war um die Beute nun ihrer Herrin zu überlassen.
Xander, du solltest mal zum Psychiater, dachte er bei sich. Riss sich zusammen
und betrat mit klopfendem Herzen das helle Büro, während sich hinter ihm die
Tür wieder schloss.
Kein Diplom an der Wand, war das erste was ihm auffiel, dafür verschiedene
Drucke diverser Expressionisten. Überhaupt schien er wieder nur an eine Sekretärin
geraten zu sein, denn die Frau um die 30, welche grade dabei war einige Akten
in dem Regal an der Wand zu verstauen, sah alles andere als nach einem Karrieredrachen aus.
Ein runder Tisch auf dem einladend einige Getränke und Akten verteilt lagen
war der Mittelpunkt des Raumes und die komplette Fensterfront zeigte einen
Ausblick auf die anderen Wolkenkratzer der Umgebung. Abschätzend trat die
blonde Schönheit nun auf ihn zu taxierte misstrauisch den jungen Mann vor
sich.
„Hallo! Ich bin Eve Cronenberg, aber nennen sie mich Eve.“ Damit reichte sie
ihm kühl ihre Hand.
„Alexander Harris, nennen sie mich Xander.“
Ups, hoffentlich war das kein Fehler.
Warum gab es kein Handbuch für solche Sachen? Tipps und Tricks für angehende
Karrieretypen...
Er hatte keine Ahnung ob das so üblich war, aber nun war es zu spät.
„Haben sie alles dabei?“ Ihr abschätzender Blick fiel auf seine lederne Mappe
und Xander brachte ein vorsichtiges Nicken zustande ohne seine Augen, oder
besser gesagt sein Auge von der schönen Frau vor ihm
zu nehmen, die ihm merkwürdigerweise sehr bekannt vorkam. Immer noch
hielt er ihre Hand als es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen fiel… Das
war die gleiche Frau aus seinem Karrierewunsch des Dschinns und mit einem Ruck
entzog er seine Hand um sich misstrauisch umzusehen.
„Dschinn?“ Seine Nackenhaare stellten sich
hoch und wieder überkam ihm das Verlangen sich zu zwicken. War das alles noch
der gleiche böse Wunschtraum? Oder handelte es sich um einen Zufall?
Die blonde Frau
vor ihm blinzelte ein wenig verwirrt und betrachtete Xander mit einem Blick aus
Misstrauen und Nachsicht.
„Was
meinten sie bitte?“
Erschrocken
fuhr er zusammen und schüttelte die wirren Gedanken aus seinem Kopf. „Ähm …
Dschinn…ja… Gin… Ginger Ale… Ich frage mich ob sie auch zufälligerweise auch Ginger Ale
dabei haben?“ Und deutete demonstrativ auf die sorgfältig aufgestellten
Getränke.
„Nein, aber ich lasse Ihnen
gerne etwas…“
„Nein, nicht nötig, vielen Dank.“ Endlich fühlte Xander, dass er sich wieder
unter Kontrolle hatte und schenkte der entzückenden Blonden ein strahlendes
Lächeln.
„Dann nehmen sie doch bitte Platz….Xander.“ Lächelte sie nun gekünstelt zurück
und winkte einladend mit der Hand zu dem Tisch herüber. „Die Herren Smith
und Jones kommen auch jeden Moment dazu.“
Ok, warten wir mal auf Kid und
Hannibal, dachte er noch belustigt über diese besonders 'ausgefallenen' Nachnamen, konzentrierte sich dann
aber wieder auf seine Aufgabe und packte mit feuchten Händen die ersten
Unterlagen auf die glänzende Tischplatte…
Opening
Credits
Buffy und Dawns Wohnung, früher Nachmittag
Dawns Zimmer
Behutsam rollte der Teenager das riesige Poster aus und starrte
einen Augenblick lang verwirrt auf das große männliche Gesicht, welches ihr
von dem glänzenden Papier entgegenlächelte.
"Na, wie findest du ihn?“ Erwartungsvoll war Andrew auf dem Bett - zur
Zeit die einzige Sitzgelegenheit im Raum, denn das Zimmer war noch nicht vollständig
eingerichtet - ein Stück zu ihr hingerutscht, und lauerte nun gespannt auf
die Reaktion des Mädchens.
"Oh...ja… wundervoll! Danke, Andrew. Er ist…“
"Captain Archer,“ unterbrach der blonde Junge sie mit einem hingebungsvollem
Seufzer um gleich darauf schmachtend die Augen zu verdrehen, und auf die noch
kahlen Wände des Zimmers zu blicken. "Wo hängen wir ihn denn auf? Direkt
über dem Bett? Oder lieber an der Tür?“
Gespannt wartet er auf Antwort,
doch Dawn biss sich auf die Unterlippe und dachte angestrengt nach. 'Am liebsten auf der Rückseite vom
Schrank', dachte sie bei sich, wusste aber, dass sie ihn verletzen
würde, wenn sie den Gedanken laut aussprach. "Ich glaube, die Tür ist
der beste Platz für ihn,“ stimmte sie Andrew zu, dessen Augen nun aufstrahlten.
'Zumindest kann ich
dann immer noch eine Jacke darüber hängen, wenn unerwartet einer meiner Freunde
auftauchen sollte…', überlegte sie, doch im gleichen Augenblick plagte sie
wieder ihr schlechtes Gewissen, so undankbar ihm gegenüber zu sein.
Worüber machte
sie sich eigentlich Sorgen? Sam, Josh, und Mara würden garantiert nicht schlechter
von ihr denken, wenn sie zugab, dass sie Enterprise Fan war, und was oberflächliche
Schönlinge a la Leroy anging, die gehörten nun endgültig der Vergangenheit
an.
"Stimmt, lieber Tür..." überlegte Andrew. Plötzlich nahm sein Gesicht
einen schelmischen Ausdruck an. "Oder lieber doch Bett, dann kannst du
deinen Freund damit eifersüchtig machen!" Vorsichtshalber rückte er ein
Stück von Dawn weg, als befürchte er, sie werde ihn kitzeln, oder mit Kissen
bombardieren.
Doch Dawn verdrehte nur die Augen, und grinste dann ebenso schelmisch zurück.
"Aber natürlich, klar! Und dann erzähl' ich ihm, dass er total uncool
ist, und dass - wie hieß der Kerl noch mal - Lex Luthor ein viel besserer
Supergangster ist, als er, und dass er mir gefälligst ' ne Raumstation zum
Geburtstag schenken soll, wenn ich aufhören soll, zu schmollen..."
Sie duckte sich mit atemberaubendem Reflex unter einem Kissen hinweg, welches
soeben angeflogen kam. "Wach auf, Andrew, Shin ist viel zu reif und erwachsen,
als dass man ihn ärgern, oder überhaupt aus der Ruhe bringen könnte. Er ist...was?
Was ist los?" fragte sie leicht genervt, als Andrew, anstatt den Beleidigten
zu spielen, wie sie eigentlich erwartet hatte, in ein Kichern ausbrach.
"Du gibst es also endlich zu?" fragte Andrew, der sich kaum beruhigen
konnte. "Dass Shin dein Freund ist, meine ich?"
Dawn wurde rot. "Ich gebe überhaupt nichts zu," protestierte sie.
"Wir waren nur auf dem Halloween Ball...."
"...wo ihr euch beinahe geküsst habt," unterbrach Andrew.
"...und einmal nach der Arbeit zusammen essen." setzte Dawn den
Satz fort.
"...wo ihr euch tatsächlich geküsst habt," stellte Andrew amüsiert
fest.
"Küsschen," verbesserte Dawn. "Es war nur ein Küsschen, nichts
weiter, und wenn du nicht bald aufhörst, mich zu ärgern, erzähl' ich dir gar
nichts mehr," drohte sie, was Andrew aber nicht im mindesten beeindruckte.
"Erstens ärgerst du mich noch viel mehr, und zweitens ist es deine eigene
Schuld, wenn du dich ärgern lässt, du musst halt auch so 'reif und erwachsen'
werden, dass es dir nichts mehr ausmacht," grinste er zurück. "Und
drittens wollte ich nicht einfach eine Raumstation, sondern einen Todesstern,
das ist ein Riesenunterschied! So einen zum Zusammenbauen, du weißt schon,
die gibt es als Modell, aber ich bin nicht mehr dazu gekommen, ihn fertig
zu bauen, weil Buffy unser Versteck gefunden hat, und wir weg mussten und
so weiter." Er verzog traurig das Gesicht.
"Aber es war eh nur ein alter mit dem Neue-Hoffnung-Design, und ich wollte
den aus 'Rückkehr der Jedi Ritter'", fügte er hinzu, um sich wieder aufzumuntern.
"Ist ja gut," seufzte Dawn. Das Letzte, was sie jetzt brauchte,
war eine von Andrew's Sci-Fi Debatten. Eigentlich wollte sie viel lieber weiter
über Shin reden, selbst auf die Gefahr hin, damit aufgezogen zu werden. Es
gab nicht all zu viele Leute, die sich ihre Ausführungen über Shin bis ins
kleinste Detail anhören konnten, ohne irgendwann gelangweilt abzuschalten.
Aber dieselbe unerschöpfliche Geduld, die Andrew ihr abverlangte, wenn er
von seinen Lieblingsserien schwärmte, legte er selbst auch an den Tag, wenn
sie mit ihren Schwärmereien von Shin anfing.
Doch es gab etwas anderes, das sie ihm sagen wollte, und sie hatte es schon
viel zu lange vor sich her geschoben.
Schon lange hatte sie überlegt, wie sie es Andrew beibringen sollte. Natürlich
gab es unzählige Beispiele und Anregungen aus allen möglichen Filmen und Serien,
die sie verwenden konnte, aber das machte es auch nicht einfacher.
Und obwohl sie Andrew mittlerweile ziemlich gut kannte, hatte sie nicht die
geringste Vorstellung davon, wie er reagieren würde. Vielleicht fand er es
ja spannend, und abenteuerlich, oder aber er würde sich Sorgen um sie machen.
Vielleicht konnte er auch Buffy und Giles gegenüber nicht die Klappe halten,
aber nein - das war eher unwahrscheinlich. Im Laufe der letzten Wochen und
Monate hatte Andrew ihr so vieles anvertraut, das er noch niemand anderem
von den Scoobies erzählt hatte, er war also durchaus in der Lage, Geheimnisse
zu bewahren.
Sie musste schon ziemlich lange geschwiegen haben, denn Andrew sah sie erwartungsvoll
an. "Was gibt es denn?"
Sie holte tief Luft: "Andrew, es gibt da etwas, das ich dir noch nicht
erzählt habe. Etwas über mich!"
Barker Cooperation Gebäude, früher Nachmittag
Die
Typen sahen aus als wenn sie einem ‚Men in Black’ Film entsprungen, allein
die Sonnenbrillen fehlten den, mit finsteren Mienen ausgestatteten Herren,
deren Mimik wohl keinerlei Gefühlsregung zuließ.
Xander wurde sichtlich unwohl nach dem Eintreten der Gestalten und ein ungutes
Gefühl baute sich in ihm auf. Nach der kurzen und knappen Vorstellung setzen
sich die Männer beinahe synchron hin und griffen ebenso gleichzeitig nach
den vor sich liegenden Akten, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Dazu sahen
sie sich in Körperbau uns Haarfarbe auch noch verblüffend ähnlich.
Seine Frage nach ihren Neutralisatoren herunterschluckend legte sich sein
Blick wieder auf Eve, die immer noch das gleiche künstliche Lächeln hatte
wie zu Beginn ihrer Begegnung.
Sie hält mich für einen Idioten, schoss es Xander durch den Kopf und sein
Kragen wurde wieder deutlich enger.
„Nun, ich habe mir die Architektenpläne angesehen. Der Komplex wäre also für
Wohnungen und Büros gleichermaßen ausgerichtet, allerdings ist die Lage ja
nicht besonders günstig, ich frage mich ob...“
„Ja, aber dafür sind die Baukosten extrem niedrig gehalten. Man sollte bedenken,
dass es sich um ein Neubaugebiet handelt. Jegliche Infrastruktur ist ja noch
im Aufbau. In der Gegend ist ein Einkaufszentrum geplant, Schulen, Kindergärten,
Highwayanbindung…“
Unterbrach Xander die Blonde und schluckte den Rest von dem herunter was er
sagen wollte.
Himmel noch mal, man spielte seine Trümpfe nicht sofort aus und er predigte
alles herunter. Jetzt hatte er beinahe alles an Vorzügen in einem Satz erzählt,
dabei hatte er sich doch so gut einstudiert um in kleinen ‚Häppchen’ den kompletten
Block so schmackhaft wie möglich zu gestalten.
Ein wenig perplex zog seine Verhandlungspartnerin ihre perfekt gezupften Augenbrauen
in die Höhe um sich gleich wieder ein amüsiertes Lächeln aufzusetzen. „Oh,
ich bin sicher, dass diese Überlegungen von der Chefetage in Erwägung gezogen
wurden.“
Xander unterdrückte den aufkeimenden Wunsch mit seiner Stirn auf die Tischplatte
zu knallen und schluckte sein Stöhnen herunter. Irritiert sah er zu wie die
beiden Männer in den schwarzen Anzügen nun wieder im Gleichklang nach den
bereitgestellten Getränken griffen und auch seine Hand zuckte nach vorne um
sich eine der kleinen Mineralwasserflaschen zu nehmen.
Sein Hals war trocken und er fühlte förmlich wie Eve ihn weiterhin belustigt
für einen kompletten Vollidioten hielt.
„Vielleicht gehen wir zunächst einmal gemeinsam die Baukostenplanung durch...Xander.“
Sie sprach seinen Namen so sanft aus, wie man zu einem kleinen Kind sprach,
dem man die Hausaufgaben zum x-ten Mal erklärte und das männliche Duo schlug
synchron die Akten auf…
Kostenaufstellung, wo war die Aufstellung?
Xander wühlte fahrig in seinen Unterlagen herum und wischte mit einem eleganten
Zug erst einmal die Hälfte der losen Blätter hinunter auf das gebohnerte Parkett,
wo sie fröhlich in verschiedene Richtungen unter den Tisch rutschten.
„T’schuldigung“ Seufzte er gequält auf und sank auf die Knie um mit hochrotem
Kopf die Papiere wieder einzusammeln. Unter der sicheren Platte des Konferenztisches
lockerte er zunächst den würgenden Knoten seiner Krawatte und schickte ein
Stoßgebot gegen Himmel, das dieser Tag schnell enden würde, oder das wenigstens
sich der Boden öffnete um ihn in die verdiente Hölle zu saugen.
Alles war besser als sich hier weiterhin
zum Affen zu machen.
Der blonde Schopf von Eve tauchte nun ebenfalls unterhalb der Tischkante auf
und sie ließ eine reihe weißer Zähne blitzen während sie ihn überfreundlich
ihre Hilfe anbot.
Auch das noch.
„Nein danke“ krächzte er gequält auf und grabschte nach dem letzten losen
Blatt um sich ruckartig wieder aufzurichten, nicht ohne schmerzhaft mit dem
Hinterkopf an die Kante der Tischplatte zu stoßen.
Nachdem er sich wieder gesetzt hatte fühlte er vorsichtig nach der wachsenden
Beule an seinem Schädel und biss sich auf die Lippen damit kein Schmerzlaut
aus der Kehle nach außen drang.
„Alles in Ordnung?“ Eves fürsorgliche Stimme drang an sein Ohr und ohne sie
anzusehen nickte Xander nur bejahend um sofort wieder die Suche nach der Kostenaufstellung
zu beginnen, währen Smith und Jones immer noch regungslos zu ihm herüberstarrten,
allerdings glaubte Xander nun ein amüsiertes Funkeln in ihren Augen gesehen
zu haben
… natürlich synchron…
Erleichtert und triumphierend hielt er endlich die gesuchte Akte in der Hand
und begann, dem spöttischen Blick der blonden Frau immer noch ausweichend,
ablenkend die einzelnen Posten zu erörtern…
Nach einer weiteren Stunde fühlte er nur noch sein weißes Hemd unangenehm
auf seinem Rücken kleben und den dringenden Wunsch sich in Alkohol zu ertränken.
Sein Jackett hang inzwischen auf seiner Stuhllehne und auch seine Krawatte
baumelte locker vor dem geöffneten obersten Hemdknopf. Allein Smith und Jones,
die schweigsamen Beobachter, schienen in keinster Weise gestresst zu sein,
sondern kritzelten nur gleichzeitig immer wieder kleine Notizen auf ihre Akten.
Sogar Eve wirkte jetzt angespannt und hatte sich inzwischen direkt neben Xander
gesetzt, der ihr anhand einiger Daten nun die Prognosen für die Entwicklung
des Stadtviertels erklärte.
Ihr Parfum kitzelte ihn provozierend in die Nase und er vermied es tapfer
seiner Sitznachbarin in den Ausschnitt ihrer Bluse zu schauen wenn sie sich
grade wieder über eine der Aufstellungen beugte. So langsam sehnte er sich
den Drachen seiner Phantasie zurück den er erwartet hatte, denn die attraktive
Ausstrahlung von dieser Cronenberg brachte ihn ganz schön aus dem Konzept
in seinen Bemühungen als vollwertiger Verhandlungspartner dazustehen.
Gott sei Dank waren ihm keine weiteren Missgeschicke mehr passiert, außer
das er mehrmals einige Fachausdrücke nicht verstanden hatte, die er aber gut
überspielen konnte, indem der einfach ein anderes Thema anschnitt.
Eve zog ihren Stuhl noch ein wenig näher an ihn heran und Xander hoffte inbrünstig
das sein Deo nicht versagte, denn kalte Schweißbäche liefen in Rinnsalen seine
Wirbelsäule hinunter, als ihre Schulter unbeabsichtigt die seine traf.
„Das sind doch alles Spekulationen Xander, wir…“ Das leise Klopfen an der
Tür unterbrach ihren Redeschwall und die graue Maus, die Xander angemeldet
hatte lugte vorsichtig um die Ecke.
„Eve, Telefon, es geht um ‚sie wissen schon’“ räusperte sie sich unterwürfig
und war auch nicht verwundert als die Anzugträger gleichzeitig aufsprangen
und ‚Wir kümmern uns darum’ meldeten.
Eve nickte nur zustimmend und steckte ihren Kopf wieder herunter zu Xander
wobei ihr Atmen seinen feuchten Nacken streifte und er knirschend die Zähne
aufeinander rieb.
Es durchzuckte ihn beinahe wie einen Stromschlag als sie auch noch ihre Hand
auf seine Schulter legte.
„Sollen wir eine kurze Pause machen? Ich lasse Kaffee aufsetzen wenn sie möchten.“
Im letzten Augenblick verkniff er sich die Frage nach einem kalten Bier und
nickte nur ergeben während er ihr mit seinem Blick folgte.
Es war das erste Mal das er sich von einer Frau so angezogen fühlte seit… nein…
der Schmerz der Erinnerung durchzuckte ihn und vor seinem geistigen Auge folgte
ein Ablauf seiner bisherigen Missgriffe in Punkto Frauen ab. Außerdem sollte
dieses Prachtweib nach seinem tollen Einstieg hier mit Sicherheit nichts mehr
mit ihm zu tun haben wollen.
Er schätzte sie gut 10 Jahre älter als sich, aber das störte ihn nicht im
Geringsten. Anya war, wenn man es genau nahm weit über 1000 Jahre älter gewesen
und wenn…. er nicht augenblicklich aus diesem Zimmer kam würde er bestimmt
etwas Dummes sagen.
„Ich muss hier raus.“
„Bitte?“ Eve zwinkerte ungläubig in Xanders Richtung und legte ihren Kopf ein
wenig schräg, als ob sie nicht ganz verstanden hätte.
„Ähm.. Toilette… Wo kann ich mich kurz mal ein wenig frisch machen?“
„Aus der Tür hinaus und dann links…“ Weiter kam sie nicht, als der junge Mann
auch schon an ihr vorbei aus dem Raum stürmte.
Irgendwo in Cleveland, nachmittags
Buffy
blinzelte in die Sonne, die sich vorwitzig zwischen den Gebäuden
hervorgestohlen hatte und die Jägerin musste ihre flache Hand an die Stirn
legen um nicht geblendet zu werden, während sie suchend in die schmale Gasse
spähte.
Außer jeder Menge Unrat, der um die vereinzelten Mülltonnen lag und ein paar
Katzen, welche sich lautstark um vergammelte Essenreste stritten, war aber
nichts zu entdecken.
Seufzend steckte sie ihre Fäuste wieder in die Hosentaschen und kickte
gelangweilt eine Blechdose vor sich her, die scheppernd über die recht
menschenleere Straße rollte. Eigentlich war es eine Schnapsidee gewesen auf
Streife zu gehen, aber nur dumm in der Wohnung herumzuhocken hatte auch keinen
Spaß gemacht, also hatte sie gehofft in der nicht grade vertrauenswürdigen
Hafengegend ein paar tagaktive Dämonen zu erwischen.
Seit über einer Stunde lief sie nun durch das Viertel, in dem es nichts, aber
auch gar nichts Außergewöhnliches gab, wenn man von ein paar wenigen wirklich
gut gemachten Graffitis absah, welche die Häuserwände zierten.
Hin und wieder begegnete sie einigen Jugendlichen, dessen anzügliche Kommentare
sie einfach ignorierte, oder wurde von Obdachlosen um ein paar Cents
angebettelt. Missmutig beförderte sie die Dose mit einem gezielten Kick in den
nächsten Vorgarten und entschloss sich nach Hause zu gehen, als ein dumpfer
Schrei ihre Aufmerksamkeit forderte.
Der blonde Schopf ruckte hoch und ein Lächeln umspielte ihre Lippen, während
sie die Straße herunter rannte, um auch gleich in die nächste Gasse einzubiegen
aus der sie den Laut vermutet hatte.
Ein einziger Blick genügte um die Situation richtig zu erfassen, denn ein unbekannter
Mann lag im Dreck des Hinterhofs, während vier Andere heftig auf den schon
Kampfunfähigen einprügelten.
Ok, ein Überfall ist besser als gar keine Arbeit, schoss es ihr durch den Kopf,
als sie den ihr am nächsten stehenden Schläger auch schon am Kragen und gegen
die Hauswand geschleudert hatte, wo er benommen liegen bleib.
„’N Mädchen!“ höhnte einer der Drei Übrigen kichernd, während er von dem Opfer
abließ, das nur noch schützend seine Arme um den Kopf verschränkt hatte und
eine Blutspur auf dem dreckigen Boden verriet, das es bereits schwerer verletzt
war.
Der Moment der Unachtsamkeit kostete sie einen schmerzhaften Kinnhaken und die
drei jungen Männer umkreisten nun sie statt den Verletzten, der wimmernd
versuchte auf die Beine zu kommen.
Blitzschnell hatte sie einem weiteren Angreifer die Beine weggezogen und dem
nächsten mit einem gezielten Schlag der Faust die Nase gebrochen, welche er
sich nun mit beiden Händen festhielt und Blut zwischen den Fingern hervorquoll.
Die übrig Gebliebenen stellten sich allerdings als härtere Gegner heraus und
Buffy hatte alle Hände und Beine voll zu tun sie sich auf Distanz zu halten.
Endlich gelang es ihr den Einen in den Schwitzkasten zu nehmen, als dieser sich
mit einem Mal zu verändern begann. Die Nase bildete sich zurück und ließ nur
einige Löcher übrig, während sich der Mund zu einem lippenlosen Maul
vergrößerte aus dem ein furchtbarer Gestank strömte und aus den Ärmeln
klauenartige Hände wuchsen.
„Was haben wir denn da? So was wie dich hab ich doch schon mal gesehen?“ Kicherte
Buffy und ruckte einmal seinen Kopf so weit nach rechts bis sie es brechen
hörte und der Körper des Dämons schlaff zu Boden sank.
Zwei der Angreifer machten
sich nun schnellstens davon und nur derjenige, den sie anfangs an die Wand
geschleudert hatte starrte mit entsetzt aufgerissen Augen auf die Leiche des
Dämons. Ein einziger Griff der Jägerin genügte um den jungen Mann in die Höhe
zu ziehen und an die Hauswand zu nageln. „W.. W.. Was ist das?“ Sein zitternder
Finger deutete auf das Monster auf der schmutzigen Erde und sein fassungsloser
Blick suchte nach einer plausiblen Erklärung.
„Nun, ich hatte eigentlich gedacht, dass du mir das erklären kannst.“ Hoffte
Buffy und drückte ihn noch ein wenig fester an die Betonwand, so dass nur
noch seine Zehenspitzen den Boden berührten. „Ich hab keine Ahnung, ehrlich.
Das war ein Job! Mike und ich sollten dem Typ
da eine Lektion erteilen.“ Die Stimme des Jungen, der kaum dem Teenager Alter
entwachsen war, heulte gequält auf und immer noch brachte er es nicht fertig
seinen Blick von der Leiche zu lösen.
„Das ist ein Trick, oder? Mike hat gleich gesagt, dass diese Typen nicht echt
sind, aber es brachte `ne Menge Geld. Oh mein Gott, was ist das?“ Echte Verzweifelung
sprach aus seiner Stimme und Buffy lockerte ihren Griff etwas, als sie sich
zu dem Verletzten umdrehte, der sich nun stöhnend aufrichtete um gleich wieder
auf die Knie zu fallen.
Buffy ließ den Jungen los, der sich auch gleich aus dem Staub machte und half
dem Opfer sich wieder hin zu legen.
„Bleiben sie ruhig, ich hole Hilfe.“ Flüsterte sie ihm beruhigend zu und zog
ihr Handy aus der Tasche um den Rettungsdienst zu rufen, während sie dem letzten
der Angreifer nachsah, der stolpernd aus der Gasse verschwand.
Barker Cooperation Gebäude, nachmittags
Die
Tür fiel mit einem Klicken hinter ihm ins Schloss und erleichtert lehnte sich
Xander für eine Sekunde gegen den Rahmen, bemerkte aber sofort den misstrauischen
Blick der grauen Schlange, die mit einer leeren Glaskanne wohl grade auf dem
Weg war Kaffee zu kochen.
„Die
Toiletten sind hier gleich die 2. Tür links den Gang entlang.“
Hatte sie
etwa gelauscht? Xander nickte nur dankbar und hastete gleich weiter. Was er nun
brauchte war eine kalte Ladung Wasser im Gesicht und einen Urlaub auf Hawaii.
Seltsamerweise
war das große Büro nun fast menschenleer und ein Blick auf die Uhr verriet ihm,
dass die meisten wohl schon Feierabend gemacht hatten.
War er wirklich schon so lange hier?
Nachdenklich öffnete er den vermeintlich richtigen Zugang und fand sich in
einem Flur wieder, in dem weitere Türen links und rechts abzweigten und vor
allem eine ins Auge stach, dessen Rahmen mit einem gelben Absperrband verklebt
war. Der Name auf dem Türschild war schon entfernt worden, aber man konnte noch
deutlich die helleren Schatten erkennen, wo die Buchstaben eingefügt waren:
Michael Voorhees
Mit
zusammengezogenen Augenbrauen und einem weiteren Blick über seine Schulter,
welcher ihm bestätigte, das er wirklich
allein war, richtete er wieder sein Augenmerk auf das schlecht verklebte
Polizeisperrband und lächelte als er mit einem einzigen vorsichtigen Handgriff
die Tür zu dem Büro öffnen konnte ohne die Folie auch nur anzukratzen.
Die Neugier
übermannte ihn nun aufgrund seiner jahrelangen Erfahrungen und eine kleine
Stimme wollte unbedingt herausbekommen was denn Schlimmes bei einer so
ehrenwerten Gesellschaft wie die Barker Cooperation passiert sein konnte.
Behutsam
schlüpfte Xander nun durch das Band hinein in das kleine Büro, welches sich kaum
von den Klischees unterschied die man im
Fernsehen sah. Ein fensterloses Loch mit einer Plastikpflanze, ein einsamer
Bürotisch mit einem Laptop und ein, für so ein Büro altmodisch wirkendem
Telefon. Einzelne Bilder standen auf dem Schreibtisch und eine aufgezogene
Schublade zeugte noch davon, das hier alles durchsucht worden war, sogar der
Papierkorb aus Drahtgeflecht, lag noch umgestülpt auf dem Boden und der
spärliche Inhalt war auf dem Teppichboden verteilt.
Das Modell
des Schreibtisches kam ihm bekannt vor, denn solche hatte er als Schreiner in
Sunnydale manchmal herstellen müssen
und nachdem er ergebnislos versucht hatte den Laptop einzuschalten kam ihm eine
Idee.
In manchen dieser Tische waren, auf besonderen Wunsch der Kunden, kleine
Geheimfächer eingebaut worden und tatsächlich fand er auch schon nach kurzem
Suchen oberhalb der Schublade eine kaum mit den Fingerspitzen spürbare
Verriegelung.
Mit einem
breiten Lächeln drückte Xander diese nun etwas und er konnte mit den Händen in
das kleine Fach tasten, wo er auch eine, nur in Papier verpackte CD fand, als
er auch schon von Geräuschen aufgeschreckt wurde.
Himmel, wie
sollte er erklären was er hier machte? Außerdem wartete Eve sicher schon auf ihn
und genauso vorsichtig wie er hineingekommen war, verließ er mit der CD in
seiner Hosentasche das Büro wieder. Kaum hatte er den sich einige Schritte
entfernt als er auch schon mit einem Mann zusammenstieß, der ihn freundlich,
aber sehr bestimmt fragte was er denn suchte. Offensichtlich war er wohl einer
der höheren Angestellten, denn sein Anzug, das perfekt zurückgekämmte
graumelierte Haar und auch die teure Armbanduhr ließen darauf schließen.
„Ich, ich …
hab mich verlaufen.“ Eine bessere Ausrede fiel ihm nicht ein und unsicher
verzog Xander seine Lippen zu etwas, was wohl ein freundliches Lächeln
darstellen sollte. „Ich wollte auf die … doch dann war da keine… und ich bin
wohl falsch abgebogen... und jetzt muss ich dringend zurück zu meinem Meeting…“
Ein eisiger Schauer überzog Xanders Rücken als er in die kalten Augen seines
Gegenübers blickte und alle seine Alarmsirenen im inneren schrillten los,
wurden aber abgeschüttelt und unterdrückt als ihm die rettende Ablenkung
einfiel.
„Sie können
mir nicht zufälligerweise sagen wo das Büro von Eve Cronenberg ist?“ Die
misstrauisch verzogene Stirnfalte des Mannes vor ihm vergrößerte sich, doch
schon zeigte er dem jungen Mann vor ihm eine blenden weiße Zahnreihe, was
Xander wieder zusammenzucken ließ, da er im gleichen Augenblick das Gefühl
hatte wie eine Maus in der Fall zu sitzen.
„Aber
gerne, ich war sowieso auf dem Weg dorthin.“ Der Arm des Mannes vor ihm in dem
blendet sitzendem Designeranzug wies ihm den Weg den Gang wieder herunter und
Xander fragte sich ob der Unbekannte ihm seine faule Ausrede überhaupt
abgekauft hatte, aber letztendlich zuckte er mit den Schultern und fühlte
lächelnd nach seine ‚Beute’ in der Hosentasche.
Eve schien
schon auf ihn gewartet zu haben und zuckte sichtlich zusammen als sie sah mit
wem Xander da im Schlepptau das Büro betrat. Sofort sprang sie auf und man sah
direkt wie ihr Gesicht eine spur blasser wurde und sie ihre straffe Haltung
veränderte. „Oh.“ Hauchte sie erschrocken auf und beeilte sich Augenblicklich
Xander ihrem Chef vorzustellen …
Aha, dachte
Xander schmunzelnd bei sich als er seinem Wegweiser freundlich die kalte Hand
schüttelte.
Gibt es
doch etwas wovor sogar Karrierefrauen Angst haben… und nachdem sich dieser
Mr. Romero wieder entfernt hatte,
nahmen sie sofort ihre Verhandlungen wieder auf, doch spürte Xander immer
noch die kalte Atmosphäre die Romero in dem Raum hinterlassen hatte
Ratsgebäude, abends
"
Moment....ich habe das jetzt richtig verstanden? Dämonen, die sich als Menschen
tarnen können und normale Menschen terrorisieren gemeinsam die Umgebung?"
Giles' Gesichtsausdruck zeigte leichte Verwirrung. In einem Anflug von Schadenfreude
genoss Buffy diesen Gesichtsausdruck, zeigte er doch, dass Giles nun wirklich
nicht der allwissende Wächter war, der zu sein er doch gern vorgab...zumindest
ihr und ihren Freunden gegenüber.
Doch gleich darauf schob sie den Gedanken erschrocken zur Seite. Jetzt war
nicht unbedingt die Zeit, über ihr Verhältnis zu Giles nachzudenken, es gab
Dämonen aufzuhalten.
" Eigentlich wusste der arme Kerl gar nicht, was los war. Die Dämonen
haben ihn wohl angeheuert. Er wusste nicht, worauf er sich einließ."
"Na ja, immerhin hat er sich auf einen Überfall eingelassen. Das reicht
doch schon....." murmelte Lily, bevor sie den Stapel staubiger Bücher
auf den Tisch stellte.
Buffy und Giles saßen am Tisch, der den Hauptraum in der neuen Wächterzentrale
dominierte.
Die Jägerin würdigte Lily nur eines kurzen Blickes, es entging ihr allerdings
nicht, dass Giles' Blick länger auf Lily verweilte als selbst unter Bekannten
normal war.
Der Gedanke ließ Buffy innerlich schaudern. Nicht nur, dass Giles einfach
zu....ja, zu alt war...nein, es war auch der Umstand, dass er sich mit einer
Wächterin angefreundet hatte....in der Vergangenheit wohl auch mit ihr intim
gewesen war....deren Ansichten und Ziele Buffy noch immer nicht klar waren.
Und Buffy hätte nicht lang als Jägerin überlebt, hätte sie nicht schnell gelernt,
dass in so einem Fall äußerste Vorsicht geboten war.
Aber was sollte sie dagegen unternehmen? Giles darauf ansprechen? Das war
nach ihren letzten Gesprächen nicht gerade die ideale Lösung. Dazu kam noch,
dass sie sich zunehmend fragte, wie sie und ihr ehemaliger Wächter überhaupt
noch zueinander standen.
Es war auf jeden Fall kaum zu übersehen, dass sie sich in den letzten Monaten
- eigentlich schon den letzten Jahren - sehr voneinander entfernt hatten.
Und mittlerweile schien diese Tendenz ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht
zu haben.
"Gut, aber das hilft uns nicht weiter. Wir sollten erst einmal herausfinden,
was für einen Nutzen sie davon haben, Menschen auf Raubzüge mitzunehmen."
Noch während er dies gesagt hatte, hatte Giles sich bereits ein Buch gegriffen
und wischte gewissenhaft den Staub vom ledernen Einband.
Lily nickte bedächtig. Sie hatte sich Buffy gegenüber hingesetzt und blickte
nachdenklich drein. " Waren diese Gestaltwandler schwach? Es wäre ja
möglich, dass sie Menschen einfach als Verstärkung dabeihaben wollten."
Buffy schüttelte
bestimmt den Kopf. "Auf keinen Fall. Die Dämonen hätten das ganze auch
allein durchziehen können. Sie waren auf jeden Fall stärker als ein Mensch
- oder ein durchschnittlicher Vampir."
Giles runzelte die Stirn und Buffy konnte regelrecht sehen, wie es in seinem
Kopf arbeitete.
Allerdings war nur ein Teil seiner Aufmerksamkeit tatsächlich bei dem derzeitigen
Dämonenproblem. Ein nicht unbeträchtlicher Teil seines Denkens galt Lily.
Und auch wenn er sich bemühte, in Buffys Gegenwart nichts davon zu zeigen,
so erfüllte ihn der Gedanke an die neue Verbindung, die zwischen ihm und seiner
Kollegin entstanden war, mit einer Wärme, die er lange Zeit vermisst hatte.
Es tat fast zu gut, um sicher zu sein. Vielleicht war es ein Resultat seiner
langen Arbeit als Wächter und der Erfahrungen, die er und auch Buffy und ihre
Freunde gemacht hatten, dass sich immer noch nagende Zweifel in seine Gedanken
schlichen. War es wirklich eine gute Idee, sich auf eine engere Beziehung
einzulassen? In seiner Position, mit seiner Verantwortung?
Es waren keine einfachen und insbesondere keine bequemen Fragen. Aber waren
seine Probleme je einfach und bequem zu lösen gewesen?
Der Wächter betrachtete erneut Lily und ließ seinen Blick dann zu Buffy schweifen.
So kompliziert diese Geschichte mit Lily auch sein mochte, Buffys Haltung
stellte ihn vor noch größere Fragen. Warum benahm sie sich so ihm gegenüber?
Er hatte doch nichts falsch gemacht. Sein Interesse galt nach wie vor ihrem
Wohl und dem der Menschen um ihn herum. Warum sah sie das bloß nicht? Es musste
doch möglich sein, diese Schale zu knacken, die sie um sich herum gebaut hatte.
Es war ihm doch schon früher gelungen, ihre Probleme beim Namen zu nennen.
Oder hatte er sich diese Chance ein für allemal verspielt?
"In ihrer menschlichen Gestalt unterschieden sie sich nicht von Menschen?"
fragte er, um sich wieder auf das eigentliche Problem besinnen zu können.
"Ich hab' keinen Unterschied sehen können, bis sie sich verwandelt haben."
Lily runzelte die Stirn. Es war offensichtlich, dass sie zu einem Schluss
kam, der ihr selbst nicht behagte. " Aber das würde bedeuten, dass jeder
einer von ihnen sein könnte."
Buffy grübelte für einen Moment darüber nach, bevor sie erwiderte: "Das
hängt davon ab, ob sie jede Gestalt annehmen können oder nur eine, die nicht
schon existiert. Giles, haben Sie schon etwas?"
So plötzlich angesprochen, fuhr der Wächter leicht über seinem Buch zusammen,
besann sich aber schnell wieder. Hatte er seine Gedanken schon wieder schweifen
lassen?
Es wurde wirklich höchste Zeit, dass manche Dinge klarer wurden.
"Gestaltwandelnde Dämonen gibt es leider mehr als uns lieb ist. Von Vampiren,
die sich als Menschen tarnen können bis zum klassischen Doppelgänger, der
jede Gestalt annehmen kann. Und dann haben wir noch bestimmte feenartige Kreaturen,
die...." Plötzlich stoppte er, als ein schrecklicher Gedanke ihn durchzuckte.
Wenn diese Wesen jede menschliche Gestalt annehmen konnten...und wenn Buffy
sich so sonderbar verhielt...der Gedanke ließ alles in ihm sich zusammenziehen.
Es war nicht möglich...es konnte nicht möglich sein...es durfte nicht möglich
sein!
Buffy war verwirrt.
Was hatte Giles denn jetzt schon wieder? Sein Verhalten hatte sich zunehmend
verändert, seit Lily dazugekommen war. Und wenn diese Wesen jede menschliche
Gestalt annehmen konnten.... Dann war eines von ihnen vielleicht bereits hier...in
diesem Raum.
Sie starrte Lily an und diese blickte ruhig zurück, vielleicht ein leises
Fragen in ihrem Blick.
So saßen sie mindestens fünf Minuten, jeder mit sich selbst und der kleinsten
Bewegung der beiden anderen beschäftigt.
Schließlich aber stand Buffy auf. "Sie wissen ja, ich bin nicht so eine
Spezialistin auf dem Gebiet der Recherche. Vielleicht sollten Sie das erstmal
übernehmen. Wenn’s zuviel wird, können Sie Willow fragen. Ich habe leider
noch zu tun. Nehmen Sie's mir bitte nicht übel, wenn ich Sie jetzt allein
lasse." Mit einem mehr gezwungenen als echten Lächeln marschierte sie
auf die Tür zu.
Giles stand halb auf, wollte sie zurückrufen, sie um Verzeihung bitten...doch
wofür? Für einen Gedanken? Seine Geste verwandelte sich erstaunlich schnell
in eine fast wegwerfende Handbewegung, als sie die Tür hinter sich schloss.
Barker Cooperation Gebäude, selber
Abend
Die Sonne versank hinter der Skyline Clevelands und wehmütig schaute Xander
Harris durch das große Fenster den letzten Sonnenstrahlen hinterher. Den ganzen
Nachmittag hatten Eve und er mit Statistiken und Aufstellungen verbracht und
immer noch war kein Konsens erzielt worden. Sein Haar war nun wirr geworden
weil er wer weiß wie oft seine Hände darin vergraben hatte und auch Smith
und Jones waren ein paar Mal auf und wieder abgetaucht, was er aber nur am
Rande mitbekommen hatte, da Eve ihn völlig in Beschlag genommen hatte.
Immerhin
standen seine Chancen ziemlich gut, denn trotz der zähen Verhandlungen war es
ihm gelungen gute Überzeugungsarbeit zu leisten und zumindest hatte er noch
keine Absage bekommen, statt dessen schlug Eve ihm nun vor, die ganze weitere
Arbeit auf morgen zu verschieben und mit letzter Kraft brachte er ein Nicken
zustande und schlug seine Hand vor den Mund um ein Gähnen zu verbergen, während
er seine wild über den Tisch verstreuten Unterlagen wieder zu einem korrekten
Stapel einsammelte und in seiner Ledermappe verstaute. Auch Eve schien nicht
mehr so fit zu sein, denn eine Haarsträhne hatte sich aus ihrer Frisur gelöst,
welche sie nun immer wieder pustend aus dem Gesicht blies um auch ihre Akten
wieder zu ordnen.
„Ihr
Kugelschreiber.“ Xander nahm den Stift mit der bekannten Barker Coop.-Signatur
hoch und hielt ihn höflich der blonden Frau entgegen, doch die schüttelte nur
lächelnd den Kopf.
„Behalten sie ihn.“ Flüsterte sie und sah zu wie Xander den Stift in der
Innentasche seiner Jacke verschwinden ließ.
Das Büro
war bereits verlassen als sie aus der Tür in Richtung der Fahrstühle traten und
galant ließ er ihr den vortritt als sich die Türen surrend öffneten. Jetzt hieß
es nur noch die Augenblicke aushalten die der Aufzug bis in die Tiefgarage
brauchte, dachte er erleichtert und Xander hatte bereits das Gefühl einen
Gesichtskrampf zu bekommen wenn er weiter zu Eve herüberlächeln musste um die
peinlichen Augenblicke des Schweigens zu überbrücken.
Die
Sekunden verstrichen quälend langsam und Xander hatte das Gefühl die blinkenden
Anzeigen der Nummern über der Tür des Fahrstuhls bräuchten Ewigkeiten um
endlich anzuzeigen das sie wenigstens ein weiteres Stockwerk tiefer gekommen
waren, als auch schon das Licht zu flackern begann und der Aufzug mit einem
Ruck zustehen kam.
„Das auch noch.“ Entfuhr es ihm gequält und es dauerte einige weitere Sekunden
bis sich endlich die Notbeleuchtung einschaltete.
Eve hatte begonnen den Notrufknopf zu drücken, doch es kam kein Ton aus der
Gegensprechanlage und seufzend suchte nun ihr Blick hilfesuchend den von
Xander, der begonnen hatte seine Fingerspritzen durch den Türspalt zu quetschen
um so vielleicht die Türen ein wenig Auseinanderzubekommen.
„Was nun?“ Ihre Stimme klang ein wenig nervös
und obwohl Xander es eigentlich recht interessant fand mit einer attraktiven
Frau in einem Fahrstuhl festzusitzen, so überkam ihn doch auch gleichzeitig ein
ungutes Gefühl.
„Haben
sie ihr Handy dabei?“ Fragte er hoffnungsvoll, doch Eve schüttelte nur den
Kopf und zischte ein gequältes „In den Aufzügen gibt es kein Netz“, während
er langsam vor Anstrengung einen roten Kopf bekam, doch es gelang ihm endlich
seine Finger so weit in den Spalt zu quetschen dass er mehr Druck auf die
Türen ausüben konnte, sie endlich nachgaben und mit einem Surren zu einem
halben Meter breiten Spalt Auseinanderfuhren.
Mit einem triumphierenden Grinsen verzog er
seinen Kopf hinüber zu Eve, doch die starrte nur mit weit aufgerissen Augen zu
dem Ausgang herüber. „Na wer sagt’s denn?“ Immer noch wartete Xander auf ein
Wort des Lobes, doch stattdessen sah er nur wie sich das Gesicht von Eve in
eine Grimasse verzog und sie ihren Mund zu einem entsetzten Schrei öffnete.
Jetzt endlich drehte sich auch Xander wieder um und wich erschrocken einen
Schritt zurück in den Fahrstuhl hinein.
Akt II
Barker Cooperation Gebäude, nur wenige Sekunden später...
Das merkwürdige
Geschöpf, was man nur bruchstückhaft durch den Spalt der Aufzugtüren erkennen
konnte, wirkte wie aus einem schlechten Alienfilm entsprungen. Es war über zwei
Meter groß, wobei es auf einer Art Tier zu sitzen schien, dessen Kopf mit viel
Phantasie an den eines Seepferdchens erinnerte, wenn nicht diese
messerähnlichen Spitzen aus dem verformten Kopf geragt wären. Sein Körper war
beinahe skelettiert, außerdem war es nicht besonders
groß, so dass es ein sehr groteskes Bild war. Auch die Figur, die darauf saß,
war alles andere als vertrauenswürdig. Da wo sich der Mund befinden sollte, war
ein großes rundes Loch mit kurzen, haiähnlichen Zähnen und anstatt einer Nase
waren oberhalb des Mauls kleine Vertiefungen zu erkennen. Statt einer Hand
hatte es rasiermesserscharfe Greifzangen wie ein gigantisches Insekt und eine
davon machte sich grade daran das innere der Kabine zu erkunden.
Endlich hatte
Xander sich einigermaßen gefasst und trat immer wieder gegen die Klaue des
Dämons, bis jener sie vorerst zurückzog und die beiden Insassen nun
geistesgegenwärtig versuchten die Türen wieder zu schließen.
Gemeinsam
gelang es ihnen den Spalt so weit zu schließen, das der Dämon es nicht mehr
schaffte seine riesigen Zangen hindurchzuquetschen, doch stattdessen näherte
sich der furchterregende Kopf dem Spalt, als wenn er nachsehen wollte wer
ihm da Paroli bot.
Mit letzter
Kraftanstrengung schoben Eve und Xander an den Türen, doch nun hatte das
Monster seinen Schädel so weit hinein geschoben das er wie ein Puffer wirkte.
„Haben sie eine Waffe?“ Hoffnungsvoll schielte Xander zu der blonden Frau
hinüber, der das Entsetzen immer noch im Gesicht geschrieben stand, doch er
bekam keine Antwort, was er auf ihren Schockzustand schob.
Mit der
Schulter warf er sich nun weiter gegen die Tür, fingerte in seiner Jackentasche
nach dem Kugelschreiber und stieß mit aller Kraft in das Gesicht des Dämons. Er
hatte ein Auge erwischen wollen, doch auch der Treffer unterhalb verfehlte
seine Wirkung nicht und die Aufzugtüren schlossen sich nachdem der Schädel
verschwunden war und nur ein lautstarkes Brüllen und Klopfen anzeigte, dass da
ein Monster auf der anderen Seite stinksauer war.
„Raus
hier!“ Brüllte Xander Eve an, doch die schien immer noch zu geschockt zu sein,
denn sie starrte auf die geschlossenen Türen ohne auch nur ein Wort zu sagen.
„Wir müssen hier heraus.“ Jetzt hatte Xander sie an die Schulter gefasst und endlich
schien sie zu begreifen, denn er hatte mit seinem Finger nach oben zu der
Deckenklappe gezeigt. Das Metall der Türen schien sich mehr und mehr unter den
Schlägen des Dämons zu verformen und viel Zeit hatten sie sicherlich nicht mehr
bis es dem Monster gelang wieder einzudringen.
Es kostete
Xander einige Mühe Eve so hoch zu heben dass sie die Deckenluke öffnen konnte
und sie sich hindurchschieben konnte, doch noch eine größere Kraftanstrengung
war es, sich selber mit Hilfe der Frau hochzuhangeln und ächzend schob er
seinen Oberkörper durch die Luke.
Im Geiste
schwor er sich ab sofort mehr Sport zu betreiben, aber viel Zeit zum Ausruhen
gab es nicht, denn das Knirschen von Metall zeigte an, das der Dämon es beinahe
geschafft hatte. Es gelang ihnen die Türen über ihnen zu öffnen und über das
dunkle Treppenhaus die Stockwerke hinunter bis in die Tiefgarage zu rennen, wo
sie hinter sich die Tür zuschlugen und sich erst einmal schwer atmend dagegen
lehnten.
„Was war
das?“ Eve hatte während der Aktion kein Wort gesagt und so war Xander für einen
kurzen Augenblick beinahe erschrocken als sie endlich ihre Sprache wieder
gefunden hatte. „Ich weiß es nicht.“ Er wusste es wirklich nicht, aber konnte
er ihr sagen das diese Welt nur so wimmelte von Dämonen, Vampiren, Hexen und
Phantasiegestalten?
Der Strom
schien in dem ganzen Gebäude ausgefallen zu sein, denn auch in der großen Halle
der unterirdischen Garage war nur ein dämmriges Notlicht und so schwiegen sie
noch eine Weile an der Tür gelehnt, vorsichtig
lauschend und endlich schienen sie zu begreifen das sie nicht verfolgt wurden.
„Vielleicht haben wir uns das nur eingebildet…“ Xander spürte das sie nicht mit
ihm, sondern mit sich selbst sprach und während er sie vorsichtig am Arm
gefasst bis zu ihrem Wagen begleitete überlegte er sich die richtigen Worte.
Vielleicht war es gut so dass sie glaubte es wäre nur eine Halluzination
gewesen… „Ja, sicher. In engen Räumen wird die Luft schnell knapp und das
Kohlenmonoxid lässt einen Dinge sehen…“
Die
Erklärung war mehr als lahm, das wusste er, denn sie hatten sich ja nur Minuten
in dem Aufzug aufgehalten, doch schien es Eve zu genügen, denn sie atmete
erleichtert auf. „Ja, das wird es gewesen sein, aber trotzdem danke.“ Flüsterte
sie und öffnete die automatische Verriegelung ihres Rovers.
Xander
wartete noch bis sie eingestiegen und losgefahren war, er stand auch noch eine Weile da und starrte
den roten Rücklichtern hinterher bis er ganz sicher war das nichts mehr
passieren konnte und machte sich dann auf ebenfalls die Garage zu verlassen,
denn sein Wagen stand draußen vor dem Gebäude.
Nachdenklich
fühlte er nach der CD in seiner Hosentasche und sah sich ein paar Mal unsicher
in dem diffusen Dunkel um, denn immer wieder hatte das Gefühl das ihn jemand
beobachtete, doch war nie etwas zu entdecken und als er endlich aus der
Auffahrt ins Freie trat, ging hinter ihm auch die Beleuchtung wieder an und man
hörte das Summen der Belüftungsanlage….
New York, State. Nächster Morgen.
Irgendwo auf einer Straße
„Was ist los? Wieso fährst du langsamer,“ Faith kam aus dem hinteren Busteil
nach vorne zu Robin und rubbelte sich die Haare trocken. Das kleine, eingebaute
Bad war zwar verdammt eng, aber noch immer eine gute Alternative zu kalten
Bachflüssen. „Wir sind spät dran. Du weißt, wir haben Vi und Ronah versprochen
sie pünktlich am Motel abzuholen.“
„Ich weiß.. aber sag das denen dort,“ der Bus kam zum Stillstand. Faith sah,
was Robin meinte: Ein Stau. Mitten auf einer ruhigen Interstate durch das
Hinterland. Eine Kurve verwehrte ihnen den Blick auf den Grund des Stopps.
„Ein Stau?“ Faith setzte sich
hinter ihn und ließ ihren Kopf hängen, während sie sich die Haare bürstete.
„Ach ich mag es wirklich, wenn mein Mädchen klug ist,“ grinste Robin über
die Schulter und bekam einen harten Stoß in den Rücken. „Entschuldige,“ grinste
er weiter und stellte den Motor ab. „Das hat weh getan,“ merkte er entrüstet
an, bekam aber von Faith kein Mitleid.
„Ich wüsste gerne den Grund dafür,“ sorgenvoll blickte Faith durch die Scheibe.
Die Kolonne stand und nichts bewegte sich.
„Ein Unfall, denke ich. Es wird sich sicher in ein paar Minuten auflösen.“
...ein paar Minuten später.
Die Wagenkolonne hatte sich wieder in Bewegung gesetzt und der Bus passierte
die Kreuzung. Vor ihnen lag eine Straßensperre. Polizeiautos, die quer über
die Strasse geparkt standen, ließen nur eine schmale Fahrspur frei. Die Cops
kontrollierten auf beiden Straßenseiten Wagen für Wagen. Einige wurden durch
gewunken, andere angehalten...
„Eine Straßensperre?“ Faith Stimme überschlug sich ungewohnt panisch
„Ja, aber was...“, Wood sah sie irritiert an.
„Wenn ich nicht am Krater von Sunnydale für tot erklärt wurde, werde ich sicher
steckbrieflich gesucht.. schon vergessen?“
„Nein, natürlich nicht. Aber jetzt beruhig dich doch erst einmal. Wir wissen
doch noch gar nicht, nach was sie suchen. Angel hat dir einen gefälschten
Pass besorgt... das wird schon schief gehen.“
„Eben. Und mit was für einem tollen Namen.. oh wir sind an der Reihe...“.
Ein Beamter trat vor und hob die Hand. Robin trat auf die Bremse und ließ
die Tür beim Einstieg aufgleiten.
Ratsgebäude, selbe Zeit
“Es, es,
es war... gigantisch,“ übertrieb Xander unverschämt maßlos, während er es
genoss die ungeteilte Aufmerksamkeit von Giles, Lily, Buffy und Willow zu
haben.
„Gigantisch groß oder eher gigantisch stark?“, fragte Buffy
neckend nach und grinste Xander breit an.
„Beides,“ beteuerte Xander mit ernster Miene, dem
man während der Berichterstattung über sein Abenteuer des vergangenen Tages den
Schrecken hatte ansehen können, dem ihm das Monster versetzt hatte. „Jedenfalls
weiß ich jetzt, wie die Helden jedes Mal leiden müssen, wenn sie versuchen
durch diverse Lüftungsschächte, Fahrstühle oder Gänge zu fliehen.“ Xander griff
nach der CD in seiner Hosentasche und zog sie hervor. „Und es dann erst in der
letzter Minute schaffen.“
„Wir sind Helden,“ erinnerte Willow überzeugt und lächelte
verschmitzt. Ja, das waren sie. Tag für Tag in allen Situationen. Nur so
richtig bewusst war es ihnen nie. Kurz herrschte nachdenkliches Schweigen im
Raum, ehe sich Giles mit einem Räuspern die Aufmerksamkeit stahl.
„Also wenn ich es richtig verstanden habe, wurdest du und
diese Frau von einem riesigen Wesen, Monster oder Dämon angegriffen. Es war nicht
vorher ein Mensch und hat sich auch nicht in einen Dämon vor euren Augen
verwandelt. Der Grund für den Überfall ist dir genauso unerklärlich wie uns..
und du hast diese CD?“
„Genau,“ grinste Xander, der ehrlich erleichtert war, dass
Giles nicht wie üblich sofort die Antwort und Lösung parat hatte, er, Xander,
dafür etwas in Besitz hatte, das vielleicht wertvoll für sie war. Er wedelte
mit der CD herum, die noch immer in der einfachen Papierhülle steckte. „Ich war
so neugierig und habe sie mir zuhause mal angesehen. Aber leider ist da nichts
drauf, was ich hätte entziffern können. Ich glaub das ist ein Code oder so?“ Er
reichte Willow die CD, die ihren Laptop bereits betriebsbereit vor sich stehen
hatte. Willow legte die entpackte CD ein und öffnete sie. Gespannte Gesichter
blickten in ihre Richtung. Doch Willow erkannte sofort, dass sie genau wie
Xander nicht viel entziffern konnte. Wobei das noch stark untertrieben war.
Genaugenommen konnte sie damit gar nichts anfangen.
„Ich bin mir nicht sicher... Giles, Lily?“ Willow drehte den
Laptop den beiden Wächtern zu und erhoffte sich Antworten. „Sieht eher aus wie
etwas dämonisches.“
Giles rückte an seiner Brille herum und fühlte sich nicht
sehr sicher darin, Willow zu zustimmen. Er sah fragend zu Lily, die
konzentriert über die Zeilen flog, als würde sie etwas darin erkennen. Doch
schließlich schüttelte auch sie den Kopf und Giles zuckte mit den Schultern.
„Dämonische Zeichen,“ sagte Lily dann doch überraschend.
„Aber ich könnte nicht sagen, ob es sich um eine Sprache handelt, um Symbole
oder um einen Code.“
„Na prima.. dann holt Andrew,“ schlug Buffy optimistisch
vor. „Er konnte doch schon einmal
dämonischen Text übersetzen?“
„Er muss arbeiten,“ erklärte Xander enttäuscht. „Zudem hatte
er es gestern Abend schon versucht. Fehlanzeige.“
„Dann bleiben uns nicht viele Möglichkeiten,“ sagte Buffy
grimmig. „Xander... wie hieß der Typ, aus dessen Zimmer du diese CD hast?“
„Michael Voorhees und das Büro war mit einem Polizeiband
abgesperrt. Irgendwas ist da ziemlich faul dran.“
„Willow? Klemm dich hinter den Code oder was auch immer das
ist. Such am besten im Netz alles mögliche über diesen Kerl heraus und über die
Barker Cooperation. Und du Xander hältst heute die Augen offen, wenn du zur
Firma gehst. Wäre doch gelacht, wenn wir dort keine Leichen im Keller finden
würden. Giles, Lily...,“ sie sah zu den beiden Wächtern. „Sie beide sollten
mehr über unsere Gestaltenwandler herausfinden und ich.. ich versuche wenn Dawn
von der Schule nachhause kommt mit Kennedy zusammen die Stadt vor den Dämonen
zu beschützen.“
„Kennedy schläft
noch,“ murmelte Willow über ihre Tasten hinweg, während sie bereits in Suchmasken
verschiedene Begriffe eingab und sich in einem Extrafenster als Hacker versuchte,
um auch die Polizeiakten von Cleveland ein wenig durchzuforsten. „Sie hatte
gestern Nacht ne’lange Patrouille.“
„Wer nicht,“ murmelte Buffy und nickte. „Dann eben, wenn sie
fit ist. Zwei Jägerinnen sind im Moment wohl wirklich von Nöten.“
„Oh,“ Willow sah aus ihrer angespannten Konzentration auf.
„So viel zum Thema Leichen im Keller. Ich bin hier auf einen Zeitungsartikel
gestoßen, in dem von Voorhees die Rede ist. Er wurde vor etwa einem Monat bei
einem Raubüberfall getötet. Wartet einen Moment...,“ Willow wechselte zum
Polizeisystem über und gab den Namen mit einer wagen Zeitangabe ein. Kurz darauf hatte sie die notwendigen
Eintragungen auf dem Bildschirm. „Merkwürdig.. er wurde im firmeneigenen
Parkhaus überfallen, zusammengeschlagen und mit einem Genickbruch getötet. Die
Polizei spricht von einem Raubüberfall. Einer der Verdächtigen konnte verhaftet
werden, der zweite Täter ist auf der Flucht. Ah.. es gibt ein Phantombild..
einen Moment,“ sie war auf eine Sicherheitsabfrage gestoßen und inzwischen
standen Xander und Buffy neugierig hinter ihr und verfolgten ihre Aktivitäten
auf dem Monitor.
“Nun, dass muss nicht unbedingt etwas mit den Ereignissen
von Gestern zu tun haben,“ gab Giles zu bedenken. „Und schon gar nicht mit
dieser geheimnisvollen CD.“
„Nein, aber welcher geldgierige Junkie würde einen Mann mit
einem Genickbruch töten? Messer sind schneller und verlässlicher,“ warf Buffy
ein. „So etwas tun eher Vampire oder starke Dämonen. Da ist etwas nicht ganz
koscher.“
„Mistding,“
schimpfte Willow, als ihr erster Versuch schief ging. „Entschuldigt,“ sie
tippte weiter auf ihrer Tastatur herum. „Ah.. aber jetzt... bitte schön,“ sie
gab etwas ein, der Zugang wurde bestätigt und ein Phantombild baute sich auf.
„Hey Moment... den kenne ich doch,“ Buffy beugte sich etwas
weiter nach vorne. „Das ist der Kerl, der Dawn und ihren Kollegen an Halloween
angegriffen hatte.“
„Dieser Iah K'uru Dämon?“, wunderte sich Giles. Buffy nickte. „Was hat der mit einem Barker-Angestellten zu schaffen?“ Giles nahm die Brille ab und sein Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an.
„Ich hab’ da eine böse Vorahnung...,“ sagte Buffy ernst.
„Der Überfall letzt am Hafen.. das war auch ein Duo. Ein Mensch und ein Iah K'uru
Dämon. Jedenfalls hat sich nur einer davon verwandelt und wenn diese Dämonen
immer so zu Werke gehen, weiß ich zumindest, wieso dieser Typ,“ sie zeigte auf
dem Monitor. „Noch frei herumlief.“
„Aber natürlich,“ Giles Stirn zog sich kraus und er rieb sich
an den Schläfen. „Einen Raubüberfall oder eine Schlägerei vorzutäuschen, ist
das beste, was man in Cleveland tun kann, um kein großes Aufsehen zu erwecken.
So etwas kommt in einer Stadt wie Cleveland häufig vor. Nur eine weiter Zahl in
der Statistik. Niemand stellt große Fragen. Wenn es Zeugen gebe, würde die
Polizei nach Menschen fahnden, nicht nach Dämonen. Die Frage ist nur, wieso
sich diese Dämonen solche Mühe geben. Suchen sie ihre Opfer zufällig aus?
Steckt ein Plan dahinter? Was hatte das mit dem Überfall auf Xander gestern zu
tun?“
„Ich schätze, dass sind alles Fragen, auf die uns unsere
Bücher keine klaren Antworten geben können,“ seufzte Lily.
Plötzlich klingelte ein Handy los und unterbrach die Gedankengänge. Xander,
Willow, Lily und Buffy griffen zeitgleich nach ihrem Handy und starrten auf das
Display. Giles schüttelte sichtlich amüsiert und ohne Verständnis den Kopf
darüber.
„Es ist meines,“ gab Xander Entwarnung und nahm ab. „Ja?“ Es
war Eve am anderen Ende, die ihm erklärte, dass sie sich heute nicht, wie
vereinbart, in der Firma treffen könnten.
„Defekte Leitungen,“ erklärte sie Xander. „Deswegen gab es
gestern Abend auch Probleme mit dem Licht und den Fahrstühlen. Unser
Reparaturteam kümmert sich bereits um alles. Aber Sie verstehen bestimmt, dass
der Lärm und die vielen Menschen im Moment ein konzentriertes Arbeiten
unmöglich machen?“
Xander gab mit erhobener
Hand seinen Freunden ein Zeichen, dass es einen Moment dauern konnte und wandte
sich von ihnen ab, um ein paar Schritte in den hinteren Teil des Raumes zu
gehen. „Ja sicher, natürlich. Aber wo sollen wir uns dann treffen?“ Xander kam
das alles sehr merkwürdig vor. Defekte Leitungen erklärten nämlich nicht das
Monster, das sie gejagt hatte.
„Die Barker Cooperation hat einen Konferenzraum in einem Hotel gemietet. Dort
haben wir mehr Ruhe.“
„Hm..,“ Xander wusste
nicht, was er davon halten sollte. Das Gebäude von „BC“ war so riesig, dass
sich doch sicher ein ruhiges, billiges Plätzchen finden ließ, um zu arbeiten?
Oder hatte Eve etwa etwas ganz anderes im Sinn? Etwas, das einen Sektkübel,
durchsichtige Spitzenhemdchen und ein großes, breites Bett einschloss? Himmel,
Mann, reiß dich zusammen, ermahnte sich Xander selbst und grinste, während
seine Hand mit dem Handy darin feucht wurde. „Ja... uhm... okay.“
„Ein bisschen
überraschend, ich weiß,“ entschuldigte sich Eve mit einer zuckersüßen Stimme
und gab Xander die Adresse des Hotels durch.
„Kein Problem.
Bis später dann,“ er drückte das Gespräch nach der Verabschiedung weg und
rieb sich nachdenklich die Stirn. Er wusste noch immer nicht, ob er Eve für
umwerfend verführerisch oder gemein gefährlich halten sollte. Und dann diese
Aktion mit dem Konferenzraum in diesem Hotel... sein Verstand, jedenfalls
der Teil der nicht an das Sexabenteuer in einer noblen Hotelsuite dachte,
ermahnte ihn zur Vorsicht und er beschloss Eve näher unter die Lupe zunehmen.
Schaden konnte es bestimmt nichts. Nicht bei seiner Erfahrung mit Frauen.
Und jetzt, da er wusste, dass so gut wie jeder um sie herum ein Dämon sein
konnte, der sich als Mensch tarnte, war erst recht
Vorsicht groß zu schreiben. Er drehte sich wieder zu seinen Freunden herum.
„Tut mir leid Leute, die Arbeit ruft. Gebt mir unbedingt
bescheid, falls ihr noch mehr herausfindet.“
Xander verließ das Wächterhaus und überließ seine Freunde den Rätseln. Willow
tippte wild auf ihrer Tastatur herum und fluchte leise.
„Ich schätze das geht noch eine Weile,“
Buffy trat zu Giles und Lily. „Vielleicht geh ich jetzt schon los und
seh’ mich mal auf der Strasse um.“
Giles wollte ihr gerade zupflichten, als es an der Tür läutete. Noch immer ein recht unvertrautes Geräusch in diesem Haus. „Ich gehe schon,“ sagte Giles und trat, von Buffy schweigend begleitet, die am Gehen war, auf den Flur hinaus. Als er die Tür öffnete blickten sie beide in die Gesichter zweier junger Männer, die etwas unschlüssig wirkend da standen und ihm erleichtert entgegen blickten.
“Ja bitte?“
„Mister Giles?“ fragte der größere der beiden.
„Ja.. und wer sind sie?“
„Oh.. mein Name ist Theodore Baldwin und das hier ist Isaac
Callagher. Wir sind uhm.. wir haben letzte Woche telefoniert.“
„Natürlich! Entschuldigen sie,“ Giles lächelte und reichte
den beiden Männern die Hand. „Die beiden jungen Wächter. Ich habe völlig
vergessen, dass sie heute vorbeikommen wollten.“ Giles hatte ganz andere Dinge
im Kopf, als die Probleme zweier unerfahrener Wächter, die mit ihren Jägerinnen
nicht klar kamen, aber das war nun einmal seine vorrangige Arbeit.. sich um den
Rat zu kümmern und deshalb bat der die beiden Männer mit einem freundlichen
Lächeln einzutreten und ihm zu folgen. Buffy blieb für einen Moment in der
offenen Türe stehen und sah nachdenklich den drei Männern nach, ehe sie sich
einen Ruck gab und ging.
New York State, etwas später
Straßensperre
“Milli Rogers?“ Der Polizist sah skeptisch auf den Pass, dann zurück zu Faith,
die versuchte so unschuldig wie möglich zu lächeln.
„Stört Sie etwas an meinem Namen?“ Faith wusste, dass sie freundlicher sein
sollte und wich Robins warnenden Blick aus. Ihr Rolle als Milli Rogers, dem
naiven Ding aus dem Südwesten, waren sie wie oft schon durchgegangen? Sie
hatte ja von Anfang an gewusst, dass ihr das nicht liegen würde.
„Nein... nur uhm....,“ wieder sah der Cop das Foto an, auf dem die Passbesitzerin
kurzes, rotes Haar trug.
„Oh... ich habe mir meine Haare inzwischen nicht wieder gefärbt und sie mir
ein wenig wachsen lassen,“ grinste Faith und drehte ihren Kopf ein wenig,
damit ihr Gesicht etwas aus dem Tageslicht kam und der Polizist ihr endlich
Glauben schenkte. Tatsächlich reichte er ihr den Pass zurück. Der misstrauische
Ausdruck blieb. „Finden Sie nicht, dass mir das viel besser steht?“ Sie nahm
sich vor Angel einmal genauer zu befragen, woher der Pass kam. Falls sie Angel
je wieder sah.
„Eh sicher, ja.... und Ihr Pass, Sir?“
Robin nickte und griff nach
vorne auf die Ablage, wo er den Pass bereit gehalten hatte. Der Cop griff
danach, warf einen Blick darauf und nickte. „Nun gut, Mister Wood... Miss
Rogers... wohin geht die Reise?“ Er warf einen neugierigen Blick nach hinten
in den Bus.
„Wir sind auf dem Weg nach Ohio. Freunde besuchen. Millis Verwandte. Wir sind
verlobt. Und wollen das feiern.“ Log Robin unverschämt gelassen.
Faith trat, um Robins Worte zu unterstreichen hinter ihn, legte ihre Arme
um seinen Hals und lächelte so nett wie möglich. „Er ist ja so romantisch.“
„Aha...,“ der Cop schien kein weiteres Interesse daran zu haben, was Millli
und Robin vorhatten, sondern warf einen kurzen Blick durch den Bus. „Netten
Bus haben Sie da.. würde es Sie stören, wenn ich kurz einen Blick nach hinten
werfe?“
Faith wollte auffahren, doch Robin hielt sie am Arm zurück und schüttelte
rasch den Kopf. „Nein.. tun Sie nur was Sie nicht lassen können. Was ist hier
eigentlich los?“ versuchte Robin ein wenig den Polizisten abzulenken, während
Faith das Interesse verlor und dem jungen Cop auf der Strasse absichtlich
einen aufreizenden Blick schenkte, bevor sie sich gelangweilt, aber innerlich
doch amüsiert, abwandte. Sie schien es noch immer drauf zu haben. Robin hin
oder her.
„Nichts ernstes. Wir fahnden nur nach jemandem.
Interne Sache,“ gab der Mann wenig geschwätzig von sich und kam wieder nach
vorne. „Gab ein paar nächtliche Übergriffe, Überfälle mit Todesfolge. Sie
haben Schlafstätten für mehr als zwei Personen... sie scheinen nicht immer
alleine zu reisen?“
Faith wurde wieder hellhörig. Die Sicherheit in der sie sich gewogen hatte,
war verflogen. Um nicht nervös auf und ab zu gehen, nahm sie in der Sitzreihe
platz. ‚Verdammt’ ... daran hatten sie natürlich nicht gedacht. Gott sei Dank
lag nirgends etwas verdächtiges herum.. wie ein Morgenstern oder eine Armbrust...
“Uagh,“ kam es erstickt über Faith’ Lippen und sowohl Robin als auch der Polizist
sahen sie alarmiert an. Als Faith Hinterteil die Sitzbank berührt hatte, war
sie auf etwas gefährlich Spitzes zu sitzen gekommen. Ihre Hand ertastete einen
Pflock und obwohl sie vor Schmerz lieber laut aufgeschrieen hätte, zwang sie
sich zu lächeln, damit der Cop nicht noch misstrauischer wurde. „Kopfschmerzen,“
keuchte sie statt dessen, froh, dass der Pflock unbemerkt geblieben war. Auch
wenn ihr dafür der Hintern noch eine Weile schmerzen würde.
„Milli leidet unter Migräne,“ sprang Robin ein. „Und hat zudem eine große
Familie. Stammen alle aus Texas,“ Robin gingen langsam die Ideen aus, aber
hielt tapfer gegen die Fragen an. Auch wenn er nicht wusste, was mit Faith
los war. „Wir sammeln unterwegs noch die eine oder andere Kusine ein, die
am Fest teilnehmen wird. Da ist jedes Bett gut.“
„Hm...,“ der Cop schien nicht wirklich überzeugt, aber es gab in dem Bus nichts,
was verdächtig war oder wo man eine Bande Diebe, Mörder und Räuber verstecken
konnte. Egal wie merkwürdig die beiden waren. „Na gut... nur noch eine Frage...
Ihr Bus...nicht gerade eine sehr alltägliche Lackierung.“
„Sie wissen doch wie das so läuft.. alte Modelle werden aus staatlichen Einrichtungen
ausrangiert... Leute mit wenig Geld kaufen den Schrott auf,“ stotterte Robin
zusammen. „Steckt viel Zeit und Arbeit drin. Nur fehlt’s für eine Umlackierung.“
Der Cop nickte, als wüsste er von was Robin sprach und tippte sich an seine
Schirmmütze. „Dann passen Sie mal schön auf Ihr Schmuckstück auf und weiterhin
noch eine gute Reise.“ Mit diesen Worten verließ er den Bus und winkte sie
durch die Straßensperre.
Faith zog den Pflock unter sich hervor und hielt ihn Robin anklagend unter
die Nase, während sie sich mit der freien Hand die schmerzende Pohälfte rieb.
Robin lachte auf und ließ den Motor wieder anspringen.
Ratsgebäude, Mittag
“Kommen sie beide gut nachhause,“ Giles schüttelte Baldwin und Callagher die
Hände, die sich daraufhin verabschiedeten und den Konferenzraum verließen. Lily
und Giles blieben alleine zurück. Für einen Moment war nur das leise, aber
stetige Rauschen von Willows verlassenem Laptop zuhören, die eine kurze Pause
gemacht hatte, um sich etwas zu Essen zu besorgen.
“Da siehst du mal, was alles passiert, wenn man beginnt
Altbewährtes über Bord zu werfen,“ unterbrach schließlich Lily das Schweigen.
Giles schüttelte missbilligend den Kopf und öffnete ein Fenster. Er hatte
Kopfschmerzen und schob es eher der schlechten Luft im Raum zu - diese
Klimaanlagen waren die Hölle - als der
Tatsache, dass ihm die vielen kleinen und vor allem unnötigen Probleme junger
Wächter langsam zu nerven begannen.
„Was können wir sonst tun? Sicher sind die meisten Wächter
noch zu jung für ihre Aufgaben und den meist nicht viel jüngeren Jägerinnen in
Autorität unterlegen. Aber wir haben nicht mehr so viele Leute, wie wir
brauchen könnten.“ Giles setzte sich an den Tisch und
sah etwas frustriert zu Lily auf. „Und die Schwierigkeiten der beiden eben sind
mir nichts Neues. Ich bekomme viel Berichte dieser Art zugeschickt.“
„Das
weiß ich doch,“ seufzte Lily, dann sah sie ihn lange und nachdenklich an,
als wäre sie sich über ihre nächsten Worte nicht sicher. Schließlich gab sie
sich einen Ruck. „Hast du dir nicht manchmal schon die Frage gestellt, ob
es nicht besser wäre, wieder alles rückgängig zu machen? Wie leicht wieder
alles wäre, wenn es nur eine Jägerin gebe?“ Lily trat hinter Giles und legte
ihn sanft die Hände auf die Schultern, als wollte sie dafür sorgen, dass ihre
Worte ihn nicht zu sehr aufbrausen ließen.
Giles ließ sich jedoch ihre Frage kurz durch den Kopf gehen,
ehe er ihr antwortete. „Sicher habe ich das,“ seufzte er leise. „Aber die
Konsequenzen für den Kampf gegen das
Böse wären viel zu viele. Wir haben endlich die reale Chance etwas
auszurichten und egal welcher Bösewicht das Ende der Welt plant... es kann mit
einer Armee an Jägerinnen abgewendet werden.“
„Da magst du recht haben,“ Lily begann Giles verspannte
Schultern zu massieren. Sie genossen beide für einen Moment die alte neu
erblühte Intimität und hingen dabei ihren Gedanken nach.
„Vielleicht sollten wir etwas im Auswahlverfahren ändern,“
begann Lily auf ein neues. „Damit wir den Wächtern, die noch nicht so weit sind
ein wenig mehr Zeit verschaffen, um sie besser auszubilden?“
„Und wie genau sollte das gehen? Wir haben nicht die Zeit.
Wir entdecken in einer Woche mehr Jägerinnen, als das wir mit Wächtern
nachkämen. Ich möchte nicht das Leben eines der Mädchen dadurch riskieren, das
wir ihren Wächter erst noch lang auf seine Aufgabe vorbereiten.“
„Aber irgendwann haben wir sie alle gefunden und dann ist
auch wieder die Zeit da, um sich Zeit für die Regeln zu nehmen.“ Lily löste
sich von Giles und sah zum Fenster hinaus. Eine Krähe landete auf einen der
beiden Bäume im Garten und begann ihr Gefieder zu putzen.
„Wieso beschleicht mich auf einmal das Gefühl, dass dir
unsere Situation nicht gefällt? Würdest du es wirklich gerne rückgängig machen?
Buffy oder Faith wieder alleine dem Wahnsinn aussetzen?“ Giles stand auf und
trat zu Lily hinüber.
„Nein.. nein das meine ich nicht.. ich meine nur... ach vergiss es einfach. Es war nur so ein Gedanke.“
Giles sah Lily aufmerksam an, bis die Wächterin ihren Blick
abwandte. Ihre Fragen und Zweifel waren sicher berechtigt und es hatte eine
Zeit gegeben, in der ihn ähnliches geplagt hatte. Aber im Gegensatz zu Lily
wusste Giles, was es bedeutete mit einer Jägerin alleine zu versuchen das Böse
aufzuhalten. Da nahm er im Moment lieber all die kleinen Probleme im Kauf, die
sie hatten. Lily räusperte sich verlegen und mit der Frage nach Tee versuchte
sie abzulenken, bevor Giles noch mehr unangenehme Gegenfragen stellen konnte.
„Hättest du auch Lust auf einen Tee? Oder ... oder auf etwas anderes?“ Fügte
sie gedehnt hinzu und sah zur Hintertüre die nach oben führte.
Giles lächelte amüsiert und
während durch das offene Fenster eine herbstlich kühle Briese hereinwehten,
legten Lily und Giles ihre Unstimmigkeiten fürs erste auf Eis, um nach oben
zu gehen.
Willow trat mit düsterem Gesichtsausdruck in den Raum. Sie war zurückgekehrt
und hatte das Gespräch zwischen Giles und Lily verfolgt. Es hatte ihr nicht
gefallen. Nein, überhaupt nicht. Sie verstand auf einmal Buffys Sorgen besser,
die sie ihr vor etwa einem Monat anvertraut hatte und nahm sich vor, ein wenig
ernster Lily und Giles im Auge zu behalten. Aber Buffy würde sie davon zunächst
nichts berichten. Es war besser sich erst einen Überblick über das weitere
Vorgehen im Rat zu verschaffen, bevor sie allen von Lilys Ansichten erzählen
würde.
Sie packte ihre Tüte vom Supermarkt
auf den Konferenztisch und zuckte zusammen, als die Krähe vom Baum auf den
äußeren Fenstersims mit einem tiefen Krächzen flatterte. ‚Mistvieh,’ dachte
sie eher über sich und ihre Schreckhaftigkeit verärgert. Dann fiel ihr Blick
auf den Laptop. Sie hatte plötzlich eine Idee, wie sie vielleicht den Inhalt
knacken konnte. Sie nahm die CD-ROM aus dem Laufwerk und legte sie vorsichtig
neben sich ab. Dann griff Willow nach ihrer Tasche und suchte in ihrer herum.
„Wenn ich dich jetzt nicht dabei habe...oh...,“ sie sah auf zur Türe. Die
CD-ROM, die sie suchte, hatte Willow vor ein paar Wochen Lily ausgeliehen,
die das sich darauf befindende Verzeichnis verschiedener Dämonensprachen ein
wenig überarbeiten wollte. Wahrscheinlich lag die CD-ROM noch in Giles Büro.
Willow verließ den Raum und warf der Krähe einen
misstrauischen Blick zu, die ihren Kopf schräg legte und Willow mit ihren Augen
zu verfolgen schien. Willow war die Situation zu unheimlich, um den Vogel zu
verscheuchen. Er würde sicher schlau genug sein, um nicht in den Raum zu
fliegen.
Kaum war Willow gegangen sprang die Krähe vom Sims nach
innen auf den Boden. Ihr Krächzen war vom Boden aus zu hören, während das
Rascheln von sich plusternden Gefieder den Raum erfüllte. Dann war es auf
einmal wieder still im Raum und hinter dem Tisch erhob sich plötzlich die
Gestalt von Samillie, der asiatischen Schönheit, die sich hinter der Krähe zu
verstecken schien.
Sie ging um den Tisch herum, bis sie Willows Laptop
erreichte. Ihr Blick fiel auf die CD-ROM daneben. Die Frau streckte ihre Hand
nach der Scheibe aus, als wollte sie danach greifen, doch sie berührte sie nur
sanft mit ihren Fingerspitzen. Ein pulsierendes, orange farbiges Licht glomm
zwischen ihren Fingerspitzen und der Scheibe auf und erlosch wieder als sie
ihre Hand zurückzog.
Hotel, Konferenzraum, Mittag
Die Unterlagen waren
schon ausgepackt und lagen auf dem Holztisch als Xander zum wiederholten Male
auf die Uhr blickte. Es war erst eine Minute vergangen seitdem er das letzte
Mal aus dem Fenster geschaut hatte und
er lächelte grimmig, denn Eve schien sich zu verspäten. Seine
Enttäuschung darüber, dass sich das nette, lauschige Liebesnest seiner Fantasie
doch nur ein normales Konferenzzimmer war, hielt sich in Grenzen, denn immer
wenn er mit Hilfe seiner Einbildungskraft mit Eve darin ‚zur Sache’ kam,
verwandelte sie sich in ein Menschenfressendes Monster … Was immer auch hinter allem stecken sollte,
er war gewillt es herauszufinden und seine Nervosität wuchs. Die Verhandlungen
waren jetzt zweitrangig geworden, auch wenn er diese immer noch zum Abschluss
bringen wollte, so war ihm der Ausgang letztendlich egal geworden.
Als sie
endlich mit Smith und Jones auftauchte, waren weitere zehn Minuten vergangen
und nach der kurzen Begrüßung bei der kein Wort über die Vorfälle verloren
wurde, begannen sie gleich ihre Besprechung wieder bei dem Punkt aufzunehmen
bei dem sie am Vortag aufgehört hatten.
Nachdenklich
musterte Xander seine Verhandlungspartnerin und bemerkte auch die dunklen
Augenringe. Sie schien also schlecht geschlafen zu haben… Ob sie wirklich eine
von diesen Kreaturen war? Auf ihn wirkte sie eher wie ein Mensch der krampfhaft
ein furchtbares Geschehen verdrängte und unkonzentriert überflog er eines der
Blätter die sie ihm gereicht hatte, wo einige Kostentabellen aufgelistet waren.
Smith und
Jones sahen genauso aus wie Tags zuvor und sie schienen auch die gleichen
Anzüge zu tragen. Schweigend wie immer verfolgten sie scheinbar aufmerksam die
Verhandlungen weiter und kritzelten wieder Notizen auf die gezückten Blöcke.
Das einzige was ins Auge stach, war der rote Kratzer auf der Wange von Jones,
der wie eine schlecht verheilte Narbe aussah und Xander bemerkte auch nicht das
böse Funkeln in seinen Augen wenn sein Blick auf ihn fiel….
Act III
Cleveland Rides Zentrale
“Hier, fang!“
Fast hätte sie Shin unvorbereitet erwischt. Aber auch nur fast, denn er fischte
den Fahrradschlüssel in letzter Sekunde aus der Luft, bevor er auf dem Boden
aufschlagen konnte. “Das nächste Mal warte ich, bis du mit dem Rücken zu mir
stehst,“ drohte sie spielerisch.
Shin grinste nur, sperrte sein Rad ab, und wandte sich dann ihr zu. “Willst
du gleich nach Hause, oder hast du noch Lust, was zu machen?“
Bedauernd schüttelte Dawn den Kopf. “Heute hab‘ ich noch was vor – tut mir
leid!“ Sie überlegte, wie sie Shin am besten von ihrer Verabredung mit Andrew
erzählen sollte, ohne das dieser es in den falschen Hals bekam. Sie wollten
heute Abend ins Planetarium gehen, hoffentlich dachte Shin dann nicht...
Vincent und Gregory rissen sie
aus ihren Gedanken. Die beiden Jungen hatten schon eine Weile am Eingang herumgetrödelt,
offensichtlich warteten sie darauf, dass sich die Zentrale leerte. Wollten
sie wieder etwas von Shin?
Misstrauisch beobachtete Dawn, wie die zwei Schlägertypen näher kamen. Ihrer
Meinung nach, hatte Shin einen Fehler gemacht, als er Trust wegen des Vorfalls
nicht Bescheid gegeben hatte. Mit Sicherheit würde es wieder Ärger geben,
die beiden warteten nur auf die richtige Gelegenheit.
“Nicht viel los, im Moment.“ Wieder einmal war Shin die Ruhe selbst. “Aber
wartet erst mal die Weihnachtszeit ab, da verschickt die halbe Welt Päckchen.“
“Na, solang‘ wir die Überstunden bezahlt kriegen...“ Vincent zuckte die Schultern.
“Mir soll’s recht sein.“
Dawn traute ihren Ohren nicht. War das Konversation, was die da betrieben?
Mit Sicherheit steckte irgendeine Teufelei dahinter, Shin sollte sich besser
vorsehen.
“Nee, Trust ist nicht geizig damit,“ fuhr Shin fort, “das Einzige, was er
absolut nicht durchgehen lässt ist, wenn wir bei den Fahrten trödeln. Da wird
er fuchsteufelswild...“
‘Jungs,‘ dachte Dawn fassungslos, als Shin und die anderen weiterredeten,
als ob nichts gewesen wäre. Erst schlagen sie sich fast, und jetzt das...da
sollte noch jemand schlau draus werden!
“Hey, Dawn! Hallo, Shin!“
Andrew war aufgetaucht, und Dawn fiel es siedendheiß
ein, dass sie Shin noch gar nichts von ihrer Verabredung erzählt hatte. Jetzt
würde er es garantiert missverstehen.
“Uhm...Andrew kennst du noch, oder?“ fragte sie verlegen. “Wir wollten....uhm!“
“Ins Planetarium,“ setzte Andrew den Satz fort. “Die haben da nen ganz neuen
Projektor mit 3D Effekten, und ein Soundsystem, das...“
Shin grinste in sich hinein, als Andrew anfing, über technische Details zu
reden. Wie es schien, war dieser Junge zu beschäftigt, seine Aufmerksamkeit
einem Planetariumsprojektor zu widmen, um zu merken, mit was für einem zauberhaften
Mädchen er da eigentlich ausging.
“Wir sehen uns dann morgen,“ meinte Dawn immer noch ein wenig verlegen, als
sie mit Andrew die Zentrale verließ. Shin blickte ihr noch hinterher, bis
ihr wippender Pferdeschwanz hinter der Eingangstür verschwunden war.
“Er ist älter als du,“ meinte Gregory abschätzend. “Die Mädchen stehen auf
ältere Jungs.“
“Sag mal...“ fragte Vincent plötzlich, “hast du Ärger mit ‘nem Kerl namens
Marvin? Von der Lincoln High School?“
“Inzwischen geklärt,“ gab Shin zurück. Dass Marvin erstens ein Iah Kuru Dämon,
und zweitens Geschichte war, behielt er natürlich für sich.
“Solltest dich vorsehen.“ Vincent sah Shin nicht an, als er weitersprach.
“Der Typ hat uns damals ne schöne Stange geboten, dass wir... dir ‘ne Lektion
erteilen. Der hat’s echt auf dich abgesehen...“ er brach ab, und wandte den
Blick Gregory zu, welcher ihn erschrocken ansah. “Na ja, wir sollten dann
mal.... sehen uns morgen!“
Und ohne ein weiteres Wort stapften die beiden in Richtung Tür davon. Nachdenklich
blickte Shin ihnen hinterher, ein leises Lächeln umspielte seine Lippen....
New York State
Wald, Nachts.
„Ich sollte
daran denken, dass ich Robin in den Arsch trete, wenn ich mir hier etwas abfriere,“
schimpfte Faith frustriert in die Nacht hinaus, während sie durch das Dickicht
spähte. Unter ihr stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite am Seitenstreifen
ein Streifenwagen geparkt. Die Fahrertüre stand offen und weit und breit war
niemand zu sehen. Vielleicht hatte ja Robin doch recht, dachte Faith und zog
ihre dünne, aber schicke Lederjacke enger um ihren wohlgeformten Körper und
leckte sich über die Lippen, die spröde von der Kälte waren. Auch wenn sie
noch immer der Meinung war, dass sie hätten weiterfahren sollen, nachdem sie
Ronah und Vi eingesammelt hatten. Stattdessen waren sie in der Gegend geblieben,
weil Robin der Meinung war, etwas wäre nicht ganz „koscher“.
Faith verließ ihren sicheren Ort und schlitterte den Hang hinunter. Ein Blick
in das Innere des Wagens gab ihr keinen Aufschluss darüber, was hier passiert
war. Besorgt und alarmiert wollte sie um die Rückseite herum gehen, als sie
stutzte – eine Schleifspur war zu erkennen. Die Jägerin folgte ihr vom Wagen
weg und zog ihren Pflock, als die Spur in den Straßengraben führte. Sie sprang
nach unten und lauschte in die Stille des Waldes. Ein Ast knackte, Laub raschelte...
Faith Atem ging schneller, ihr Herz pochte wild gegen die Brust und sie spürte
das Adrenalin in ihrem Körper steigen. Jeder Muskel in ihrem Körper war angespannt
und ihre Sinne achteten auf jedes Geräusch, als sie weiter ging. Die Schleifspur
war hier unten im Dunkeln nicht mehr zu sehen und sie folgte ihrem Instinkt.
Als vor ihr ein Heckengürtel auftauchte, war sich Faith kurz ihres Instinktes
nicht mehr sicher, weil sie nirgends einen Durchgang entdecken konnte. Sie
jagte gerne alleine, aber sie hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn Robin
sie in Gruppen los geschickt hätte. Statt dessen suchte jede von ihnen eine
andere Stelle ab, die im Radius der Straßensperre vom heutigen Tag lag.
Ein plötzliches Rascheln in den Hecken machte Faith stutzig, aber ehe sie
reagieren konnte, rannte sie gegen einen Körper, der groß und massig vor ihr
stand. Als die Jägerin aufsah, blickte sie in das Gesicht des Cops vom Morgen,
der ein paar Fragen zu viel für ihren Geschmack gestellt hatte. Er wirkte
genau so überrascht wie sie.
„Wie.. Milli.. richtig?“ Sie nickt gezwungen. Er konnte sich noch an sie erinnern.
Das war kein gutes Zeichen. „Was machen Sie denn noch hier?“
„Hm... Sie sollten vielleicht nicht so viele Fragen stellen?“ Ihr Blick fiel
auf den Kragen des Mannes und entdeckte dort einen Blutstropfen. Den Pflock,
den sie hinter ihrem Rücken versteckte, umgriff sie ein wenig fester.
Er lachte. „Es ist nicht sicher in der Gegend. Nicht mehr.“
„Ja, so etwas dachte ich mir auch. Was ist passiert?“ Sie zeigte zurück zur
Strasse.
„Irgendein Scherzkeks hat die Wache angerufen und behauptet hier draußen etwas
Verdächtiges gesehen zu haben. Natürlich war da nichts. Aber vorsichtshalber
habe ich mich umgesehen.. nur...,“ er rieb sich über die Stirn. „Glaube ich
irgendetwas vergessen zu haben...“, ein nachdenklicher Blick machte sich in
seinem Gesicht breit. „Ich bin ausgestiegen, habe mich nach der Stablampe
gebückt...und dann... weiß ich nichts mehr.“
“Ich kann Ihrem
Gedächtnis bestimmt auf die Sprünge helfen.“ Noch ehe der Cop etwas sagen
konnte, hatte ihn Faith gepackt, an sich gezogen und den Kragen zur Seite
gezerrt. Die Blutflecken hatten von Anfang an Misstrauen in ihr geweckt. Jetzt
hatte sie die Gewissheit - zwei hässliche, tiefe Bisswunden zierten den Hals
des Mannes. Offensichtlich hatte man ihn am Wagen überfallen und sie war dazwischen
gekommen... hier mussten noch die Täter sein. „Essen auf Rädern,“ murmelte
Faith gefolgt von einem: „Shit.. Vampire.“
„Was...?“
Faith nahm sich keine Zeit für Erklärungen und stieß den Polizisten zur Seite,
als sie spürte, dass sie nicht mehr alleine waren – ein Ring Vampire hatte
sich aus der Dunkelheit des Dickichts ums sie herum gebildet. Faith blickte
in die vampirisierten Gesichter und verfluchte Robin und seine Schnapsideen,
die er den ganzen Tag lang hatte.
Hotel, Konferenzraum, selbe Zeit
Er hatte es geschafft! Es war wirklich geschehen!
Immer noch
starrte Xander beinahe ungläubig auf das wertvolle Papier in der Hand, welches
ihm bestätigte das seine Firma den Komplex an die Barker Cooperation verkauft
hatte und ein wohliges Gefühl der Zufriedenheit machte sich in ihm breit.
Wie hatte er es nur vollbracht die
zähe Verhandlung zu überstehen?
Beinahe
übersah er die gestreckte Hand von Eve, die ihm zu seinem Erfolg gratulierte und
immer noch zwinkerte Xander ungläubig als er nach ihr
griff und die Glückwünsche entgegen nahm. Für einen Moment musste er an Anya
denken und wie stolz sie auf ihn gewesen wäre, doch wie immer verdrängte er den
schmerzhaften Gedanken wieder in eine entfernte Ecke seines Kopfes.
Smith und
Jones waren schon fort und er fragte sich wann sie überhaupt verschwunden
waren, denn er konnte sich kaum daran erinnern dass sie sich verabschiedet
hatten, aber das war in Anbetracht der Situation auch völlig nebensächlich.
Erleichternd
lachend kramten Eve und Xander wieder ihre Unterlagen zusammen, wobei Xander
besonders behutsam mit dem kostbaren Papier umging, welches für ihn der
schriftliche Beweis darüber war, das es wirklich
vorbei war und er den Vertrag abgeschlossen hatte. Sie waren fast fertig, da durchdrang das
durchdringende Piepen eines Handys die aufgeräumte Stimmung und Eve entschuldigte sich kurz um mit dem
Telefon auf den Flur zu gehen.
„Ja?“ Anhand der
Nummer auf dem Display war ihr sofort klar um wen es sich bei dem Anrufer
handelte und ihre Stimme hatte einen unterwürfigen Ton angenommen… „Ja, der
Vertrag ist abgeschlossen Mr. Romero, genauso wie sie gesagt haben, Sir.“
Wieder wartete sie eine Weile und lauschte angespannt in den Hörer. „Aber
natürlich, wie sie wünschen.“ Damit beendete sie das Gespräch und starrte noch
einen Moment stirnrunzelnd auf den kleinen Kasten in ihrer Hand, doch dann
drehte sie sich wieder seufzend herum um das Besprechungszimmer zu betreten.
Nun, wenn der Chef meinte sie sollte ihn noch hinhalten bis er sich wieder
meldete, dann würde sie das auch tun…
Xander war
fertig und zog sich grade seine Jacke an als Eve wieder hereinkam und ein
strahlendes Lächeln aufgesetzt hatte. „Das war mein Boss“ erklärte sie
freundlich und schob das Handy zurück in ihre Handtasche. „Ich habe für heute
frei bekommen und frage mich ob wir nicht auf unseren Erfolg anstoßen sollten?
Was halten sie von einem Imbiss im Blue Rider? Natürlich auf Kosten der Barker
Cooperartion, sozusagen als Dankeschön für den guten Abschluss?“ Überrumpelt
zog Xander scharf die Luft ein und verkniff sich ein breites Grinsen. Die ganze
Zeit hatte er überlegt wie er Eve im Auge behalten konnte um mehr
herauszubekommen und jetzt wurde ihm diese Möglichkeit praktisch auf dem
Silbertablett serviert. „Aber gerne.“ Erwiderte er höflich lächelnd und hielt
ihr galant den angewinkelten Arm entgegen.
Das lief
alles viel besser als er erwartet hatte…
New York State, Waldstück , ein paar Minuten später...
Faith taumelte unter dem Schlag eines breitschultrigen
Rockers zurück, fiel gegen eine blonde Vampir-Frau und wurde von ihr zurück
in den Kreis gestoßen. Die Vampire ließen sich Zeit und Faith stellte ihre
Intelligenz nicht weiter in Frage. Sie schienen sich hier zu einer kleinen
Band zusammengerauft zu haben und machten die Gegend unsicher. Offensichtlich
hatten sie nicht einmal mehr Respekt vor den Gesetzeshütern.
Faith versuchte
alle im Auge zu behalten und bereitete sich auf alle Möglichkeiten vor.
Drei Vampire brachen aus dem Kreis aus und griffen sie an. Faith empfing den
ersten mit einem Kick gegen die Brust, der ihn zurückwarf, noch bevor er mit
seiner Nagel besetzten Latte hatte ausholen können. Den zweiten konnte sie
mit einer im Sprung ausgeführten Drehung gegen die Körperseite aus dem Gleichgewicht
bringen. Der dritte jedoch hatte ihre Ablenkung genutzt und stieß ihr das
Schlagende eines Baseballschlägers von hinten in die Niere. Faith stöhnte
auf, griff sich an den Rücken und wirbelte herum. Doch der Schmerz war stark
genug, um sie in die Knie zu zwingen. Sie keuchte und ehe sie sich wieder
fing, schlug ihr der Angreifer den Schläger gegen den Kopf. Sie fiel zur Seite,
rollte sich aber sofort aus der Reichweite des Vampirs. Sein nachgesetzter
Tritt ging ins Leere, keine fünf Zentimeter neben Faith Kopf. Sie sprang in
die Höhe, fühlte sich schwindlig und versuchte das taube Gefühl in ihrem Kopf
abzuschütteln. Dann sorgte sie dafür, dass das höhnische Grinsen des Vampirs
zu einer Fratze wurde, als sie ihm mit voller Wucht zwischen die Beine trat.
Der Vampir sackte nach vorne über, keuchend und nach Luft ringend, während
Faith ihm den Pflock durch den Rücken stieß. Mit einem lauten Knall löste
sich der Vampir in Staub auf.
„Okay... möchte noch jemand von mir bedient
werden?“
Vampir eins und zwei hatte sich inzwischen zusammengetan
und griffen sie gleichzeitig an. Faith lächelte.. noch einfacher konnte sie
es ihr wirklich nicht machen. Sie sprang zur Seite, rollte sich über die Schulter
ab und war somit hinter die Vampire gekommen. Ehe die Mitstreiter ihren Leuten
eine Warnung zurufen konnten, hatte Faith einen der beiden gepfählt und gleichzeitig
dem anderen in die Kniekehle getreten. Er knickte ein und Faiths Arm schlang
sich um den Hals des Vampirs. Sie hatte ihn fest ihm Griff, zog ihn an sich,
auch wenn er sich tapfer wehrte. Letztendlich drang Faith Pflock in sein Herz
ein. Staub regnete auf sie nieder.
Drei waren erledigt und Faith blickte siegesbewusst um sich. Die Vampire zeigten
sich nicht beeindruckt und der Kreis zog sich zusammen. Faith wusste, dass
sie gegen die kleine Übermacht keine guten Chancen hatte. Aber da musste sie
jetzt durch. Sie wartete nicht ab, bis erneute Angreifer auf sie zustürmten,
sondern suchte sich ihre Opfer selbst aus. Allerdings wusste Faith, dass sie
keine Zeit hatte, alle zu pfählen. Sie musste sich darauf konzentrieren, zu
entkommen. Sie warf einen kurzen hilflosen Blick auf den Polizisten, über
den sich drei Vampire her machten. Für ihn würde sie nicht mehr viel tun können.
Sie riss sich los, stürmte auf die blonde Vampir-Frau
zu, trat ihr gegen die Kniescheibe, schlug ihr die Handkante ins Genick und
beförderte einen weiteren Vampir mit einem Schlag auf den Kehlkopf ins Reich
der Träume. Sie setzte dazu an ihn zu pfählen, als sie von hinten an den Oberarmen
gepackt wurde. Sie trat wütend mit den Füssen in die Luft, als man sie in
die Höhe zerrte und sie sich von zwei Vampiren als gefangen genommen betrachten
musste.
“Probleme?“ Robins Stimme! Faith
wandte ihren Kopf und sah ihren Wächter und Geliebten außerhalb des Kreises
mit Ronah und Vi stehen. Abgesehen davon, dass sie noch immer über seine Ideen
sauer war, war sie ganz froh alle zu sehen. Vor allem ihn und die beiden Waffen,
die er links und rechts in den Händen hielt.. zwei Streitäxte.
“WO WART IHR NUR SO LANGE?“ Viel mehr Zeit zum Reden und zum Erklären hatten
sie nicht, denn die Vampire hatten die Ankömmlinge bemerkt und ein Teil wandte
sich den dreien zu. Robin hielt sich nicht lange auf, sondern schlug sich
eine Bresche durch die Angreifer, während Faith zur Seite geschleift wurde.
Robin war schnell bei ihr, schlug einem der Vampire den Kopf mit der Axt ab
und pfählte den anderen mit dem Holzgriff. Faith flog zu Boden.
„Ich bin beeindruckt,“ lächelte sie erleichtert.
Gleichzeitig war ihr es ungemein peinlich, Robin gegenüber so viel Schwäche zu
zeigen. Sie war stark, sie kannte keine Angst oder Furcht und konnte doch nicht
verhindern, dass ihre Knie leicht zitterten, als sie sich von Robins helfender
Hand in die Höhe ziehen ließ.
„Gern geschehen. Und hier.“ Er reichte ihr die Axt. „Machen wir sie fertig?“
“Aber auf jeden Fall,“ und damit stürzten sich Faith und Robin zurück in die
Schlacht, bei der Vi und Ronah bereits alle Hände voll zu tun hatten.
Irgendwo
in Cleveland
Da hatte Willow ja was Schönes mit
ihrer Warnung vor menschlich aussehenden Dämonen angerichtet…Sie war noch am
Schlafen gewesen als der Anruf kam und danach hatte sie sich sofort aufgemacht,
um erneut auf Patroullie zu gehen, trotz aller Warnungen die ihr ihre Freundin
mit auf den Weg geben wollte.
Jetzt starrte sie den Zeitungsverkäufer schon seit einer Minute
durchdringend an, als wenn die komische Gestalt sich gleich in einen Dämon
verwandeln würde… Woher soll man denn auch erkennen wer einer von diesen
Monstern ist und wer nicht? Zugegeben, der Mann sah wirklich nicht
vertrauenswürdig aus, schäbig, und unrasiert, dazu roch er noch als wenn er der
eifrigste Kunde des hinter seinem Zeitungsstand liegenden Spirituosenladens
wäre.
Kennedy gelang es endlich ihren fragenden Blick von der Figur abzuwenden,
denn dieser grinste sie schon genauso
lange merkwürdig an.
Sicher fühlte er sich geschmeichelt.
Eine Gänsehaut überzog ihre Arme und zornig wischte sie sich eine
vorwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht, bevor sie entschlossen weiterging.
Nur ein paar Querstraßen weiter wurde sie auch schon wieder aus ihren Gedanken aufgeschreckt, da vor ihr, aus einer
Art Einfahrt ein klagendes Gejammer, gemischt mit einem dumpfen Knurren zu
hören war.
"Ich
wollte das nicht, bitte glaub mir, bitte tu mir nichts!“
Das Klagen des jungen Mannes hallte in ihren
Ohren wieder und ohne zu zögern, rannte Kennedy los, bog um die Ecke und griff
das seltsam aussehende, schleimige Wesen an, welches mit seinen Glibberarmen
nach dem armen Jungen packte. Ihre geballte Faust verschwand nahezu in der
wabernden Masse, die einen Kopf darstellen sollte und prallte zurück als wenn
sie gegen eine Gummiwand geschlagen
hätte.
„Uh….“
Ihr ärgerliches Stöhnen war nicht auf den weichen Schlag gemünzt, sondern
auf den jungen Mann, der nun auf ihren Rücken eintrommelte. „Lass sie sofort
los!“ Brüllte er die überraschte Jägerin an, der nichts anderes übrig blieb
als erschrocken zurückzuweichen.
Ein paar Mal schob sie abwehrend seine
trommelnden Fäuste weg und hörte ein leises Klirren als wenn irgendetwas auf
den Boden gefallen wäre, aber sie konnte sich nicht darauf konzentrieren, denn
das schleimige Wesen begann nun verzückt mit einer Mädchenstimme auf den Jungen
einzureden.
„Oh George, du hast mich gerettet, das hätte
ich nie gedacht! Du bist so tapfer…“ Kennedy schloss ihre Augen als sich der
männliche Teenager zu dem Glibbermonster umdrehte und es zärtlich in den Arm
nahm.
„Jessica, ich liebe dich doch, egal wie du
aussiehst…“ Säuselte es in ihren Ohren und Kennedy schluckte eine abwertende
Bemerkung herunter. Zu ihrem Glück entfernten sich die Beiden schnell, so dass
sie nicht auch noch andere Liebesbezeugung mit anhören oder schlimmer noch: mit
ansehen musste. Kopfschüttelnd sah sie dem turtelnden Liebespaar noch zu wie es
um die Häuserecke verschwand, dann wollte sie auch gehen, doch ihr Schuh stieß
an etwas Klimperndes. Überrascht stellte sie fest, dass es die gleiche Art Schlüsselanhänger
wie von Andrew war, doch kaum hatte sie das kleine Raumschiff aufgehoben, löste es sich auch schon in
kleine Staubpartikel auf….
Auf der Strasse vor dem „Blue Rider“
“Um ehrlich zu sein... es macht mir ein bisschen Angst.“
Sie ließen sich langsam zusammen mit dem Besucherstrom hinaustreiben und Dawn
atmete tief die frische Luft ein, denn im Planetarium war es durch die Zuschauermenge
doch ein wenig warm und stickig geworden. Ihre Hand hielt den Ärmel von Andrew
fest, der in der Menge sonst verloren gegangen wäre und es dauerte ein paar
Minuten bis sie endlich frei auf der Straße standen.
“Aber warum denn? Weil ich jetzt stärker bin, als du?“ lachte Dawn. Sie boxte
ihn neckisch in den Arm. “Dazu brauch ich ganz bestimmt keine Jägerinnenkräfte!“
Aber Andrew blieb ernst, und ging nicht auf den Witz ein. “Na ja, weißt du...“
überlegte er, “es ist so...Anakin Skywalker-mäßig. Zuerst ein normaler – wenn
auch nerviger Junge, dann kommen die Jedi-Kräfte, und schwups – ist er plötzlich
Darth Vader, und will die Welt beherrschen. Und so was geht nie gut aus...“
“Halt, Auszeit!“ Dawn formte mit den Händen das T-Zeichen, und hielt es Andrew
unter die Nase. “Ich bin immer noch dieselbe, wie vorher! Nix mit Weltherrschaft
und komischen Atemgeräten. Und jetzt, nach Buffy’s großer Nummer bin ich nicht
mal übermäßig auserwählt! Ich bin nur eine Jägerin von Hunderten, das ist
alles!“
“Trotzdem.“ Immer noch ein wenig nervös, trat Andrew von einem Fuß auf den
anderen. “Macht macht komische Dinge mit den Menschen. Sie verändern sich....“
“Richtig, ihnen wachsen
Hörner und Haare und sie laufen nachts jaulend durch den Park,“ kicherte Dawn.
“Nee – warte, das waren die Rockmusiker! Ach komm schon, Andrew,“ versuchte
sie ihn aufzumuntern, “ich bin wirklich kein Neuling in dieser Sache. Als
Ex-Energieball und Jägerinnenschwester hab ich schon alle Arten von kosmischer
Kräften live erlebt und, du kannst mir glauben, ich weiß auch, was damit alles
schieflaufen kann. Die Sache mit Faith, selbst wenn ich damals erst zwölf,
und außerdem gar nicht wirklich dabei war – und dann die Sache mit Willow...“
Beide schwiegen für einen Moment, als sie weiter die Straße entlang gingen
und hingen ihren Gedanken nach. Die Vergangenheit hatten sie schon zu oft
durchgekaut, als dass es dazu noch viel Neues zu sagen gäbe, aber trotzdem,
manche Dinge kamen immer wieder hoch.
“Etwas verstehe ich aber immer noch nicht, “ überlegte Andrew, und sein Gesicht
hatte einen grüblerischen Ausdruck angenommen. “Warum hat Tara Willow ausgerechnet
dann im Stich gelassen, als sie diese ganzen Probleme mit der Magie hatte?
Ich meine, warum ist sie nicht bei ihr geblieben, und hat ihr geholfen?“
“Sie hat sie nicht im Stich gelassen!“ protestierte Dawn heftig. Das Mädchen
überlegte eine Weile, während sie gemeinsam weitergingen. “Weißt du, manchmal
muss man einen Menschen verlassen, obwohl man ihn liebt. Oder gerade weil.“
“Aber das ergibt doch keinen Sinn!“
“Natürlich ergibt das Sinn!“ Dawn war selber erstaunt über ihre Einsicht,
denn sie konnte sich nur allzu gut erinnern, wie sehr auch sie damals unter
der Trennung der beiden Hexen gelitten hatte. Ein Seufzer entflog ihren Lippen
und sie betrachtete Andrew, der, seine Hände tief in den Taschen vergraben,
angestrengt über ihre Worte nachdachte.
“Ich verstehe es nicht,“ wiederholte er schließlich hilflos. “Ich verstehe
es einfach nicht.“
“Na dann wird’s aber Zeit!“ Dawn erschrak, als sie bemerkte, wie scharf ihre
Stimme geklungen hatte, aber sie würde jetzt keinen Rückzieher mehr machen.
Seinen Freunden sagte man die Wahrheit, selbst wenn sie unangenehm war. “Hör
mal, ich will hier bestimmt nicht die Expertin rauskehren, aber langsam sollten
dir echt mal ein paar Dinge klar werden! Liebe heißt nicht, jemandem wie ein
kleiner Hund hinterherzulaufen, und zu allem ja und amen zu sagen. Das ist
kindische Schwärmerei, nichts weiter!“
Sie blieb stehen und sah Andrew eindringlich an. “Gerade, wenn man jemanden
liebt, muss man auch in der Lage sein, sich ihm entgegenzustellen! Eigene
Entscheidungen zu treffen! Und nicht tatenlos dabei zusehen, wie der andere
mit dem Kopf voran in die Katastrophe stürzt, und dabei weiß Gott wie viele
Menschen mitreißt!“
Andrew senkte den Kopf, und für einen Moment glaubte sie, er sei wieder beleidigt.
Seine Augen glänzten verdächtig, aber er heulte nicht los, und beschwerte
sich auch nicht, dass sie ihn angefahren hatte. Als er den Blick wieder hob,
und ihr in den Augen sah, brachte er ein mühsames kleines Lächeln zustande.
“Du musst wirklich eine Jägerin sein, du redest schon genau, wie Buffy!“
“Okay, wenn die Welt das nächste Mal untergeht, halt‘ ich die Predigt,“ schlug
sie vor, und der Gedanke daran, dass Buffy immer noch nicht Bescheid wusste,
versetzte ihr einen leisen Stich. Andrew dagegen schien sich wieder gefangen
zu haben, auch wenn sie sicher war, dass er ihre Worte so bald nicht vergessen
würde.
“Hoffen wir bloß, dass bis dahin noch viel Zeit ist...“ weiter kam Andrew
nicht, denn sein Blick fiel durch das niedrige Fenster einer neuen Künstlerbar
und Dawn konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie sah, was er da
entdeckt hatte. Durch das getönte Glas sah man etwas verzerrt, Xander an einem
der vielen kleinen Tische sitzen, ganz offensichtlich schwer in ein Gespräch
mit einer äußerst attraktiven blonden Frau vertieft.
“Das ist das Blue Rider, ein nagelneuer Trendladen, sieh dir mal die ganzen
Bilder an den Wänden an,“ flüsterte Dawn ihrem Freund zu, doch der hatte nur
Augen für seinen Wohngemeinschaftspartner und dessen Begleitung. “Die sieht
gut aus, nicht wahr?“ kicherte das Mädchen,
und versuchte Andrew von dem Fenster weg zu ziehen. Auf keinen Fall wollte
sie, dass Xander sah, wie sich zwei junge Leute die Nasen an der Scheibe platt
drückten.
“Meinst du, das
ist was Ernstes?“ Seine Stimme schwankte zwischen Entsetzen und Trauer hin
und her und sein Atem ließ das kleine Fenster beschlagen.
“Oh, ich hoffe doch!“ Neugierig beäugte Dawn die blonde Schönheit. “Wenn er
selbst eine Freundin hat, dann hört er vielleicht endlich mit seinen albernen
Versuchen auf, uns miteinander zu verkuppeln.“
“Meinst du wirklich?“ fragte Andrew hoffnungsvoll. “Das wär natürlich gut,
jedes Mal, wenn ich versuche, es ihm zu erklären, fängt er wieder an, mich
zuzutexten. Darüber, dass ich verantwortungsbewusst werden, und eine Freundin
haben, und weniger Star Trek gucken soll.“ Er zog die Stirn in Falten. “Vielleicht
ist Xander ja in Wirklichkeit auch eine Jägerin, oder er ist nur zu lange
mit Buffy zusammengewesen...“
“Ich weiß auch nicht, was eine Freundin und weniger Star Trek mit Verantwortungsbewusstsein
zu tun haben sollen.“ Dawn zuckte mit den Schultern. “Ich denke eher, es geht
um was ganz anderes. Weil... es war doch immer Xander’s größter Wunsch, mit
Anya ein glückliches und einigermaßen normales Leben zu führen. Und jetzt,
wo dieser Traum zerstört wurde, will er irgendwie, dass du dieses Leben führst...an
seiner Stelle sozusagen.“
“Wie kommst du denn auf die Idee?“ Andrew blickte weiter in den Raum, wo die
blonde Frau gerade über irgendetwas was Xander gesagt hatte, lachte. “Ach
so, du meinst, so wie Buffy immer das normale Leben für dich wollte, das sie
selbst niemals haben konnte.“
“Ganz genau.“ Dawn nickte. “Aber bei mir hat es nicht funktioniert, wie du
siehst, und bei dir wird es das auch nicht. “
Sie lächelte. “Aus dir wird nie ein normaler Mensch werden, der mit Ehefrau
und fünf Kindern vor der Glotze hockt, und sich statt Star Trek die Sportschau
ansieht. Und das ist auch ganz gut so.“
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn spontan auf die Wange.
“Prima. Erst anschnauzen, dann abbusseln!“ Andrew rollte mit den Augen. “Warum
kommen mir diese Methoden nur so wahnsinnig bekannt vor?“
“Hey!“ protestierte Dawn. “Es gibt einige Leute, mit denen möchte ich bitte
nicht verglichen werden, okay?“
Andrew blickte zurück zum Fenster, wo Xander und die Schönheit in Blond mit
ihren Gläsern anstießen. “Okay, vielleicht hast du recht, was Xander angeht,“
wechselte er das Thema, “aber ich meine, wäre das fair Anya gegenüber, wenn
er so einfach...ich meine, egal wo sie jetzt ist, sie müsste doch fürchterlich
eifersüchtig sein...“
“Hey, es ist doch O. K. wenn Xander sich wieder mit anderen Frauen trifft,
vielleicht ist das ja auch nur eine Arbeitskollegin,“
lenkte Dawn ein. “Außerdem kann man doch nicht sein Leben lang hinter jemandem
her trauern! Irgendwann muss man sich doch auf die Suche nach jemand neuem
machen...“ sie brach ab, als sie den Ausdruck auf Andrew’s Gesicht
bemerkte, und fügte hinzu: “Anya hätte es auch so gesehen, da bin ich mir
sicher.“
Wieder versuchte sie ihn weiterzuziehen, doch Andrew stand wie angewurzelt.
Endlich huschte so etwas wie ein Lächeln über sein Gesicht und er rückte ein
wenig von dem Glas ab, denn auch er wollte nicht unbedingt gesehen werden
und Xanders Blick war ein wenig in ihre Richtung gewandert.
“Genug gepredigt für heute,“ lachte Dawn aufmunternd, und endlich löste sich
Andrew von seinem Platz und sie gingen langsam weiter. “Lass uns über die
letzte Enterprise Folge reden!“ raunte das Mädchen ihm zu und hakte sich mit
einem Augenzwinkern bei ihm ein.
Blue Rider
Mit viel Glück hatten sie noch einen Tisch im Blue Rider ergattert und
eine Hand von ihm lag immer noch auf der ledernen Aktenmappe mit dem wertvollen
Dokument.
Xander war es mehr als feierlich zumute und für einige Augenblicke
hatte er sogar vergessen, dass er Eve ursprünglich im Auge behalten sollte und
genoss einfach das nette Beisammensein mit einer schönen Frau. „Also ich finde
es wirklich nett hier, meinen sie nicht auch? Wenn man bedenkt wie der Laden
vorher ausgesehen hat, da haben sich die neuen Eigentümer wirklich mühe
gegeben.“ Eve betrachtete immer noch die Drucke an der Wand hinter Xander, der
nur zustimmend nickte und sich innerlich fragte, wie man mit solchen abstrakten
Gekritzel tatsächlich Geld verdienen konnte.
„Nun, ja, sehr …. interessant. Aber ich lebe noch nicht so lange in
Cleveland, daher weiß ich nicht wie es hier früher aussah.“
„Wo kommen sie denn ursprünglich
her?“
„Sunnydale, Kalifornien,“ antwortet er ihr und musterte das hübsche
Gesicht, ob er ihr damit irgendeine Reaktion hervorzaubern konnte, doch ihre
Miene zeigte nur ehrliches Interesse.
„Oh, das ist ja sehr interessant, war es nicht ein Schock aus dem
sonnigen Kalifornien ins kalte Ohio umzuziehen? Was hat sie hier her getrieben?
Beruf? Familie?“ Ihre Finger
umschlossen das Weinglas mit perfekt manikürten Fingern und vorsichtig hob sie
es an, denn instinktiv hatte sie gemerkt dass ihm ihre Frage unangenehm war.
„Auf unseren guten Abschluss.“ Prostete sie Xander zu und der erwiderte
die Geste mit seinem Glas.
Nachdem sie sich eine Weile über das Wetter unterhalten hatten,
nestelte Eve auf einmal in ihrer Handtasche herum und Xander zuckte nervös
zurück. Holte sie jetzt eine Pistole oder ein Messer heraus? Hatte er sich
doch getäuscht? Doch statt einer Waffe klappte sie nur ihren Taschenspiegel
auf und kontrollierte kurz ihr Make up. Ihr entging das erleichterte Gesicht
ihres Tischpartners nicht und lächelte ihm zu. „Das war ihre erste
Verkaufsverhandlung, oder?“
„Sagen sie es ruhig, ich hab mich benommen wie der letzte Idiot.“
Seufzte er laut und wartete auf ihre Bestätigung, aber sie lachte nur laut auf.
Für einem Moment glaubte Xander sich plötzlich seltsam beobachtet, aber
ein Blick über die Schulter zeigte ihm nur andere Paare, die essend oder
trinkend an den Tischen um sie herum saßen und sie nicht weiter beachteten.
„Oh nein, das war es nicht, sie waren wirklich wundervoll.“ Überrascht
blinzelte Xander und traute seinen Ohren kaum.
Ob sie
wirklich die Verhandlungen meinte, oder den Vorfall im Aufzug? Sie
hatte ihn mit keinem Wort mehr erwähnt und wieder keimten Zweifel in ihm hoch
ob sie nicht doch irgendwie mit dieser Dämonen-Sache zusammenhing. Geschickt war
sie jeder Anspielung ausgewichen und Xander ärgerte sich schon das sie so wenig
über sich verriet.
Endlich war auch ihr Essen gekommen und misstrauisch betrachtet Xander
den undefinierbaren mit einem Salatblatt und einem Stück Orange verzierten
Happen, der ihm auf einem viel zu großen Teller serviert wurde. Dummerweise
hatte er einfach das gleiche ausländisch klingende Essen genommen, das Eve
bestellt hatte und er bereute nun zutiefst nicht einfach ins nächste Pizza Hut
gegangen zu sein, da kannte er sich wenigstens aus.
„Das Huhn ist einfach delikat hier.“ Flüsterte Eve ihm verzückt zu
während sie ihre Servierte entfaltete und Xander es ihr nachmachte. Gut das er
gewartet und nicht dem ersten Impuls nachgegeben hatte sich das Tuch in den Kragen
zu stopfen. „Einfach fantastisch finden sie nicht? Später am Abend treten auch
Künstler auf, oder Gruppen spielen Musik, ich kann es ihnen nur empfehlen.“
Hielt Eve das Gespräch aufrecht, während sie begann mit ihrer Gabel etwas von
der Masse, was laut ihrer Aussage Huhn sein sollte,
aufspießte.
Zu Xanders Überraschung schmeckte es gar nicht so schlecht, war aber
für seine Belange viel zu wenig, doch er verkniff sich eine abwertende
Bemerkung, sondern lobte die gute Küche. Sie waren kaum fertig als auch schon
Eves Handy wieder sein durchdringendes Piepen erschallen ließ und sie
entschuldigte sich mehrmals, drückte aber hektisch den Annahmeknopf, als sie
auf das Display sah.
Xander verstand nichts von dem Gespräch, bemerkte aber ihren angespannten
Gesichtsausdruck und auch ihre Stimme hatte wieder diesen devoten Ausdruck
bekommen. „Aber sicher Sir. Ja…ja…..Nein, das macht nichts, ich werde sofort
kommen.“ Damit schien das Gespräch auch schon beendet zu sein und Eve sah sich
suchend nach dem Kellner um. „Ich muss doch noch einmal ins Büro. Mein Chef
braucht dringend noch eine Kopie der Unterlagen, macht es ihnen viel aus mich
noch einmal zu begleiten? Es tut mir ja so leid, aber…“
„Nein, das geht schon in Ordnung, ich fahr sie.“ Xander verstand zwar
nicht so ganz warum das so dringend war, aber er wollte ihr auch nicht die Bitte ausschlagen. Vielleicht gelang es
ihm ja so, doch noch mehr über Eve herauszubekommen.
Act IV
Barker Cooperation Gebäude, etwas später
Ein kalter Schauer
überfiel Xander, als er mit Eve das menschleere Gebäude der Barker Cooperation
betrat und seine Nackenhaare stellten sich auf, während sie an den Aufzügen
vorbei, zum Treppenhaus gingen.
Ohne Worte
schienen sich beide einig, dass es wohl besser wäre auf den Fahrstuhl zu
verzichten und zu Xanders Erleichterung war es auch nur ein Stockwerk, das sie
bewältigen mussten. Auch Eve schien
merkwürdig befangen und unsicher sah sie zu ihm herüber, während sie dem Echo
ihrer Schritte lauschten die durch das Treppenhaus schallten. Die Atmosphäre
war auch so mehr als unheimlich, als sie den Aufgang wieder verließen, denn nur
eine schwache Notbeleuchtung erhellte die leeren Gänge und warf seltsame
Schatten auf die Wände.
„Hier ist es.“ Flüsterte Eve und es
waren ihre ersten Worte seit dem sie in das Hochhaus gekommen waren und zeigte
auf eine Tür am Ende des Ganges. Erleichtert betraten sie das große Büro und
Eve fingerte nach dem Lichtschalter, der den Raum sofort taghell machte und
sofort die unheimliche Stimmung verschwinden ließ. „Seltsam, er wollte doch auf
uns warten.“ Wunderte sie sich und setzte sich erleichtert seufzend auf einen der beiden Drehstühle vor dem
großen Schreibtisch, der mitten im Raum stand.
„Ich denke
wir warten einen Moment.“ Meinte Xander unsicher und sah auf seine Armbanduhr.
Sein Gefühl sagte ihm ganz deutlich dass etwas nicht in Ordnung war und er
versuchte aus der großen Fensterfront nach draußen zu blicken, doch er sah nur
sein eigenes Abbild in dem spiegelnden Glas, als er auch in der Reflektion sah
wie die Tür aufgerissen und wieder zu geworfen wurde. Blitzschnell hatte Xander
sich umgedreht und starrte nun zusammen mit Eve erschrocken auf Smith, der
einen sehr verstörten Eindruck machte, was nicht zuletzt durch sein lautes
Kreischen verursacht wurde.
„Hilfe,
helfen sie mir, es ist hinter mir her!“ Schrie er, sah sich hektisch um und
verschwand hinter dem Schreibtisch um Deckung zu suchen. Eve war aufgesprungen
und instinktiv zu Xander gelaufen, als auch schon ein Poltern erklang und die
Tür mit einem gezielten Schlag aus den Angeln kippte.
„Oh nein….“
Xander traute seinen Augen kaum, als er sah wie Jones auf dem skelettierten
Reittier sitzend, siegessicher, langsam in das Büro kam. Seine Gestalt schien
sich zu verändern, beinahe so als wenn er aus Wachs wäre, zerschmolz zu einer
neuen, alptraumhaften Figur und das böse Funkeln der nun glühenden Augen
verstärkte sich. Arme wurden zu Greifzangen und da wo sich einst Mund und Nase
befanden, waren nur noch ein rundes, zahnbewehrtes Maul und kleine Löcher.
„Oh
mein Gott.“ Hauchte Eve neben ihm entsetzt auf und man hörte Smith unter dem
Schreibtisch leise wimmern. Zielsicher, aber langsam lenkte das Monster nun
auf Xander zu, der immer noch, beinah erstarrt auf den Dämon vor ihm sah.
Natürlich! Der Kratzer auf seiner Wange! Warum war er nicht gleich darauf
gekommen? Es war die Narbe von dem Stich mit dem Kugelschreiber gewesen und
jetzt wollte das Mistvieh Rache…
Eve war inzwischen hinter seinem Rücken verschwunden und im letzten Augenblick
wich Xander der krabbenähnlichen Greifzange aus, die einstmals ein Arm gewesen
war, fingerte geistesgegenwärtig nach
der fast mannshohen Palme, die neben ihm in einem
Blumentopf stand, riss sie mit einem kräftigen ruck heraus und drosch auf die
Zangen ein, welche nach ihm griffen.
„Raus
hier!“ brüllte er Eve hinter sich zu und sie schien sofort zu reagieren und
schlüpfte an dem Monster vorbei Richtung Tür. So langsam ließ das Gewächs seine
Blätter und Xander hatte nur noch den Stiel der Pflanze in der Hand, als auch
Smith unter dem Tisch nun zu begreifen schien, dass er eine Fluchtmöglichkeit
bekam. So schnell er konnte, krabbelte er hervor und stieß dabei Eve zur Seite
die immer noch mit entsetzt aufgerissen Augen im Rahmen stand und auf das
blickte, was mal Jones gewesen war. Ein paar Mal hätten die Zangen Xander
beinahe schon erwischt, denn ein Ärmel seines Anzugs war bereits zerrissen und
eine blutige Schramme verlief quer auf seinem Oberarm, aber immer noch prügelte
er mit den spärlichen Überresten der Palme auf das Untier ein.
Endlich
ging ein Ruck durch Eve hindurch und sie begann, aus dem Regal neben dem
Türrahmen, Aktenordner, Bücher und Bilderrahmen zu ziehen und nach dem Monster zu werfen. Ein paar Mal traf sie
das Reittier, doch der letzte Wurf mit einer metallenen Figur klatschte an den
Schädel seines Reiters und mit einem zischenden Geräusch drehte sich der Dämon
kurz zu ihr um. Das war die Gelegenheit für Xander unter den Greifzangen und
dem schnappenden Mauls des Reituntersatzes durchzutauchen und wütend brüllend
drehte sich das Monster herum, um ihn noch zu packen, was ihm aber nicht
gelang. Xander war bereits an dem Dämon vorbei und schwerfällig wendete sich
das Tier mitsamt Reiter um die Verfolgung aufzunehmen, da schob ihm Xander geistesgegenwärtig
einen der Drehstühle direkt für die knöchernen Hufe, so dass es stolperte und
quiekend zu Boden ging.
Ohne auch
nur nachzudenken, packte Xander Eve am Arm und zog sie rennend den Gang entlang
hinter sich her, als er auch schon sah wie Smith hinter einer der vielen Türen
verschwand und sie ihm einfach folgten. Der Raum war dunkel und schwer atmend
ließen sie sich gegen die Tür fallen, welche sie schnell hinter sich
geschlossen hatten.
„Wir sollten
etwas davor stellen, dann kann es nicht herein.“ Quiekte aus dem Dunkel die
Stimme von Smith, doch Xander zog nur Eve nach unten zu sich auf den Boden und
zischte ein „Schhhhhhhhhhh….“ Zu Smith herüber, der augenblicklich verstummte.
Von draußen erklang eine Art Hufgetrappel, das den Gang auf und abklapperte und
in dem dunklen Raum, trauten sich die drei Flüchtlinge kaum zu atmen. Doch
endlich schien sich das Stampfen zu entfernen, bis nur noch Stille war…
Es dauerte
noch einige Minuten bis sie sich so weit beruhigt hatten um nach einem
Lichtschalter zu suchen und grell flammte das helle Neonlicht auf, während Eve
immer noch mit einem Ohr an dem Türblatt lauschte, in Erwartung das sie jeden
Augenblick aufgehen könnte und das Monster über sie herfallen würde.
Sie
befanden sich in einem kleineren Vorzimmer und am anderen Ende befand sich eine
weitere Tür auf die Xander nun sachte zusteuerte. „Wo führt die hin?“ Flüsterte
er Eve zu, doch die zuckte nur ratlos mit den Schultern.
„Zu einem
Konferenzraum, von da kommt man in die Kaffeeküche und von der aus kann man in
einen anderen Flur.“ Smith schien sich wieder einigermaßen gefangen zu haben
und nur sein Unterkiefer zitterte noch vor Erregung. Xander wollte lauschen,
doch er hörte kaum etwas, da sein Herz viel zu laut klopfte und sein Atem
pfeifend ging, also drückte er ganz vorsichtig die Klinke herunter, als ihm das
Türblatt auch schon entgegenkam und heftig an sein Kinn stieß. Er taumelte ein
wenig zurück und sah in das entsetzte Gesicht von Eves Sekretärin. Sie schien
immer noch das gleiche graue Kostüm zu tragen auch ihr Dutt war noch genauso
stramm wie Xander ihn in Erinnerung hatte und wieder schüttelte es ihn bei
ihrem schlangenähnlichen Anblick, was aber auch an seinem schmerzenden Kinn
liegen konnte, das er sich nun rieb.
Er wollte
grade danach fragen was sie hier suchte, als sie auch schon zu Eve herübersah
und ein erschrockenes Krächzen aus ihrem Hals kam, während sie mit erhobenen
zitternden Finger auf ihre Chefin zeigte. „Da… die ist eine von denen!“ Schrie
sie los und Xander drehte sich fragend zu Eve herum, die immer noch an der
anderen Tür stand und fassungslos herübersah…
Ratsgebäude, selbe
Zeit
Willow saß noch immer
mit hoch konzentriertem Gesichtsausdruck vor ihrem Laptop und durchforstete
geduldig die Dämonendatenbank, die sie am Nachmittag aus Giles Büro geholt
hatte. Bis jetzt war sie auf nichts gestoßen, das ihnen weiterhalf.
Giles und Lily waren beide vor längerer Zeit recht gut gelaunt
zurückgekehrt und die gute Laune hielt noch immer an, obwohl sie seit gut zwei
Stunden ohne das geringste Ergebnis in Büchern schmökerten. Willow irritierte
das zwar, aber sie verschwendete keinen weiteren Gedanken dafür, um sich auf
ihr Problem weiterkonzentrieren zu können.
Buffy war von einer erfolglosen Patrouille zurückgekehrt und half ihnen
mit der Suche nach Informationen, in
dem sie einige Ausdrucke von Willow durchging. Als sich die Tür zum Raum
öffnete, war jeder der Anwesenden für die kleine Ablenkung dankbar. Es war
Kennedy, die später als Buffy von ihrem Patrouillengang zurückkehrte.
„Wie sieht es bei euch hier aus?“, erschöpft ließ sich Kennedy neben
Willow in einen Stuhl sinken. „Also ich habe nichts entdeckt, die Patrouille
hätte ich mir wirklich ersparen können.“
“Bei uns sieht es nicht viel anders aus,“ sagte Willow kleinlaut und ließ ihr
Laufwerk aufgehen, um die CD herauszuholen. „Egal wo wir suchen – Fehlanzeige.“
Sie griff nach der Scheibe, die ihnen Xander am Morgen übergeben hatte und
legte sie noch einmal ein. Sie wusste nicht wieso sie
das tat, aber Willow hatte das Gefühl irgendetwas neues ausprobieren zu müssen.
Auch wenn sie nur zu gut wusste, dass sich an dem Zustand der CD-ROM nicht viel
geändert hatte. „Zwei, drei dämonische Sprachen sehen ähnlich aus wie das, was
wir auf der CD haben, ich prüf das mal.“ Sie klickte die CD-ROM an und
plötzlich begannen über ihren Monitor Zahlen- und Buchstabenketten zu
laufen. Völlig perplex starrte sie auf den Laptop, während die anderen sich
weiter unterhielten.
„Nun, jede Spur ist besser als gar keine,“ Lily legte ihr Buch zur Seite,
streifte Giles neben sich mit einem liebevollen Blick und sah zu den beiden
Jägerinnen. „So lange wir nicht wissen, wieso diese Dämonen in dieser Stadt
sind, solltet ihr die Augen sehr gut aufhalten.“
„Tun wir irgendetwas anderes?“, fragte Buffy unfreundlich zurück und nur
dank Willows plötzlichem Aufschrei wurde aus der patzigen Bemerkung kein
Streit.
„ICH GLAUB’ ES NICHT,“ Willows Stimme überschlug sich. „Und ich weiß nicht, wie
ich das gemacht habe.. aber, aber, aber schaut...der Text.. ich, wir können ihn
lesen. Dabei hab ich nur die CD eingelegt...da war keine Hexerei oder so
dabei,“ schob sie vorsichtig hinterher.
„Das ist doch fantastisch,“ lobte Kennedy und Buffy stieß erleichtert die
Luft aus, ehe sie ein „Gott sei Dank“, hinterher schob.
Giles stand auf und trat hinter Willow, auf deren Monitor noch immer eine
Kette von Zahlen, Buchstaben und Zeichen durchlief, bis der Curser das Ende des
Bildschirms erreichte und der Buchstabensalat verschwand. Willow drehte den
Laptop etwas, damit auch die anderen sahen, was sich tat.: Vor ihnen nahm das
Zeichen form an, das sie bereits vor Wochen schon einmal gesehen hatten.. ein
lila farbiger Hintergrund und ein weißes Zeichen in Form eines Krummstabes. Sie
sahen sich überrascht an und Willow klickte mutig auf das Logo. Die CD-ROM
wurde im Laufwerk gelesen und kurz darauf befand sich Willow in einem Menü, das
als Inhaltsverzeichnis zu dienen schien.
„So viel zu Mo’s ‚Fehlalarm’,“ sagte Buffy mit kritischem Blick auf
Kennedy, die unschuldig mit den Schultern zuckte. Sie konnte schließlich nichts
für ihre Informanten. „Und ich glaube, das sind ein paar Informationen zu
viel,“ stöhnte Buffy.
Giles schob seine Brille nach oben, um besser auf dem Monitor lesen zu
können. „Das wird sicher ein paar Tage dauern, bis wir es ausgewertet haben.“
„Fasst doch einfach das Wesentliche
zusammen,“ schlug Lily vor. „Für den Gesamtüberblick?“
„Wenn das so einfach wäre,“ seufzte Willow und klickte sich über den
ersten Link in eine Übersicht. „Gut.. einen Moment,“ sie und Giles überflogen
langsam den Text. Es war eine kleine Einführung, die sich fast wie ein
Werbetext las. „Scheint zur Anwerbung zu dienen?“ sagte Willow mit fragendem
Blick zu Giles.
Der Wächter nickte. „Hier geht es offensichtlich um einen Dämonenclan,
der sich HtoGrom nennt,“ er sah kurz fragend zu Lily, die jedoch den Kopf
schüttelte. Ihr war der Name fremd. „Ich glaube, ich habe einmal etwas über ihn
gelesen. Er ist sehr alt und seine Gründung geht viele Jahrhunderte zurück.
Leider bin ich mir nicht ganz sicher darüber, wo ich das gelesen habe. Das
liegt ebenfalls einige Jahre zurück,“ resignierte Giles.
“Na ja, vielleicht steckt ja alles, was wir brauchen hier in der CD. Wenn ich
das hier richtig interpretiere wollen sie Einfluss und Macht erlangen. Und sie
werben mit freien Stellen in großen Wirtschaftsbereichen, Firmen, Konzerne..
alles dabei,“ Willow klickte einen Unterlink an. „Oh... Firmen, die
überall auf der Welt verstreut sind.“
„Hm,“ Giles rückte seine Brille zu recht. „Langsam ergibt das Ganze ein
Bild. Dieser Clan scheint freie Stellen mit seinen Leuten, die sich als Mensch
tarnen können, zu besetzten. Sie arbeiten sich hoch und dann schlagen sie zu –
sie übernehmen die Firma und damit ein Stück mehr Macht.“
„Aber das erklärt nicht den Überfall am Hafen oder die Sache mit Xanders
Kollege,“ gab Buffy zu bedenken.
„Es ergibt einen Sinn, wenn dieser Voorhees im Besitz dieser CD-ROM war
und mit einer Veröffentlichung drohte, oder so dumm war und die Dämonen damit
erpresst hatte,“ überlegte Giles. „Und es ist auch gut möglich, dass sich
dieser Clan nicht immer ganz legaler Mittel bedient, um Fuß in einer Firma zu
fassen, wie zum Beispiel unliebsame Menschen aus dem Weg zu räumen oder
einzuschüchtern.“
Willows erleichtertes Seufzen unterbrach Giles Überlegungen. Irritiert
blickten alle zu der Hexe. „Ich habe gerade herausgefunden, dass diese Dämonen
immer nur dieselbe Gestalt annehmen können. Das heißt wohl... wir können uns
entspannen. Keiner von uns oder den wir kennen ist einer von ihnen.“ Es war
kurz unangenehm still im Raum, als jedem der Anwesenden klar wurde, dass sie
wohl alle schon denselben Gedanken hatten, den Willow gerade laut ausgesprochen
hatte und mit den Informationen als unsinnig entlarvte.
„Sie scheinen viel Zeit zu haben,“ bemerkte Willow schließlich. „Ich
meine wenn sie versuchen sich auf legalem Weg hochzuarbeiten.“
„Oder dumm,“ wandte Lily ein. „Oder einfach nicht ganz so mächtig wie wir
befürchten. Ich bezweifle, dass ein Dämonenclan mit einer Armee von Dämonen so
lange warten würde, um wirtschaftlichen Einfluss zu erlangen. Sie würden sich
nehmen, was sie wollen.“
„Durchaus richtig,“ Giles deutete Willow mit dem Finger einen Link
anzuklicken, der sein Interesse geweckt hat. „Aber wenn sie einfach nur sehr
schlau und gerissen sind? Eine langsame, schleichende Übernahme erweckt kein
Aufsehen. Und niemand von uns weiß, wie viele Firmen, die wir kennen, schon
Jahre lang in ihrem Besitz sind.“
Buffy starrte die Pepsi-Dose in ihrer Hand entsetzt an und schluckte die
Flüssigkeit hart hinunter. „Igitt... es würde aber zu mindest manche
Geschmacksverirrung erklären,“ sie grinste. „Cola mit Vanille-Geschmack, Mars
mit weißer Schokolade, Fett freie Chips...,“ zählte sie nicht ganz ernst auf
und erntete von Giles einen langen Blick, der sie zwar verstummen ließ, aber
ihr nicht das Grinsen nahm.
„Es würde mich allerdings interessieren, wer welche Rolle in dieser
Gruppierung spielt,“ Giles überflog bereits den Text auf dem Monitor.
„Hm...sieh an.“
Alle warteten gespannt, bis
Giles weitersprach, doch der Wächter las geduldig für sich und schüttelte
dann den Kopf. „Sehr interessant,“ murmelte er ein weiteres Mal mit gerunzelter
Stirn und sah kurz zu den anderen. An ihren Gesichtern las er deutlich ab,
dass sie ungeduldig auf Einzelheiten warteten. Verlegen lächelnd räusperte
sich Giles und begann. „Hier haben wir den Beweis, dass der Clan durchaus
als gefährlich und intelligent einzuschätzen ist. Sie haben ihre innere Struktur
wie ein Schachspiel organisiert. Sie reden von „Bauern“ -
unsere Iah K’urus - die dem Clan nur für das Grobe zu dienen
scheinen. Für die Schmutzarbeit. Es gibt noch ein paar andere, die aber im
Moment nicht wirklich erwähnt werden. Sie werden hier als höhere Figuren bezeichnet,
die sich auf magischem Weg weiterentwickeln. Kannst du gerade mal...,“ er
zeigte auf eine unterstrichene Stelle für Willow, die darauf klickte. Doch
dahinter verbarg sich leider keine weiteren Ausführungen über diese höhere
Figuren. Giles stieß enttäuscht die Luft durch die Nase aus. „Fehlanzeige.
Keine weiteren Informationen,“ erklärte er den anderen. „Aber ein paar nette
Bilder von den anderen „Figuren im Spiel“. Kannst du sie ausdrucken?“ Willow
nickte und kam sofort Giles Bitte nach. Auf dem Monitor war das Bild jenes
Dämons zu sehen, der Xander als „wilder Reiter“ in der Firma begegnet war.
„Hier haben wir ein Exemplar, das auf der CD als schnell und guter Kämpfer
bezeichnet wird. Sie nennen ihn selbst „Springer“. Darunter ist ein Dämon
zu sehen, der „Turm“, der mich mit seinen breiten Schultern und seiner Grobschlächtigkeit
an einen Riesen erinnert. Er wird als kräftig, aber schwerfällig bezeichnet.
Oh und hier haben wir die „Läufer“,“ Willow war für Giles weiter nach unten
gescrollt und reichte die Ausdrucke inzwischen herum.
„Der sieht wirklich nett aus mit seinen drei Augen,“ Willow betrachtete
sich das Abbild eines der Läufer. „Ich glaube die Information darunter.. die
mit ‚können Magie anwenden’, klingt nicht so gut?“
„Wenn wir wenigstens wüssten wie viel Magie sie beherrschen... aber dazu
steht hier leider auch nichts.“ Giles deutete auf den Dämon unter dem „Königin“
stand. „Das hier beunruhigt mich mehr.“ Giles räusperte sich, um den anderen
den Text vorzulesen: „’Jedes ‚Spiel’ wird von einer Königin geführt, die
kämpfen und Magie verwenden kann.’ Sie scheint die mächtigste Figur zu sein und
es gibt mehrere von ihr. Möglicherweise ist sie jene Person, die bereits in
einer Firma die höchste Stellung erlangt hat und allen anderen Anweisungen
geben darf.“
„Also ich bin ja wahrlich kein Schachexperte,“ meldete sich Buffy zu
Wort. „Aber gehört zu einem Spiel nicht auch ein König?“
„Das haben wir gleich..,“ Willow scrollte weiter. „Hier... hm... es gibt
ihn tatsächlich. Aber nur ein einziges Mal. Nicht so wie die Königin. Er steht über allen und über allem. Aber natürlich fehlen
auch hier nähere Informationen.“
„Na ja, wir können nicht alles haben,“ grinste Kennedy. „Und was wir
haben ist doch schon eine ganze Menge.“
„Ich glaube ich habe hier etwas, dass uns gar nicht gefallen wird,“
unterbrach Willow Kennedy. „Hier ist ein Bericht verzeichnet, der von einer
Firma in Tokio berichtet. Der Clan wollte ihn übernehmen, aber hm...,“ Willow
runzelte die Stirn. „Ich verstehe das nicht ganz.. etwas oder jemand hat die
Übernahme durch sein Eingreifen verhindert. Es wird hier als „Stahl“
bezeichnet.“ Willow sah auf. „Vielleicht ist das ein Entschlüsselungsfehler?“
„Oder die Dämonen sind aufzuhalten in dem man Waffen aus Metal
vorzugsweise aus Stahl einsetzt,“ schlug Buffy vor.
„Was in der Tat nichts ungewöhnliches wäre,“ bestätigte Giles Buffys
Worte. „Viele Dämonen sind durch bestimmte Gegenstände zu töten oder zu
besiegen.“
„Spitze, dann haben wir doch schon einmal etwas gegen sie in der Hand,“
triumphierte Kennedy.
„Was durchaus gut ist,“ nickt Willow. „Hier ist nämlich auch eine Liste
von Firmen dabei, die der Clan übernehmen möchte...oh...,“ Willow wurde blass,
als ihr Blick auf ‚Barker Cooperation’/Cleveland fiel.
„Was ist denn?“ Buffy stand auf und sah über Willows Schulter, die in
Sorge um Xander nur mit dem Finger auf die besagte Stelle auf dem Monitor
deuten konnte.
„Verdammt,“ Buffy sah zu den anderen. „Barker Cooperation.“ Bestürzte
Gesichter sahen Buffy an als sie langsam realisierte, dass Xander in Gefahr
war. Vielleicht war sein heutiger Termin schon der Tag der großen Übernahme.
Sie mussten etwas tun.
Barker Cooperation Gebäude
Verwirrt sah Xander zu
Eve herüber, deren Hand erschrocken an ihren Hals gefahren war als wenn sie
nicht begreifen könnte was da grade geschah.
„Das ist
ein Monster, tötet sie!“ Keifte die graue Schlange hinter ihm auf, hielt nun
abwehrend ihre Arme vor ihr Gesicht, als wenn sie sich vor einem grauenhaften
Anblick schützen müsse und Eve tastete sich ängstlich an der Wand entlang.
Auch Smith hatte einen gehässigen Gesichtsausdruck bekommen, als er zu ihr
herübersah.
„Bleib weg von mir!“ Kreischte es hinter dem immer noch bestürztem Xander auf und die Sekretärin begann ruckend eine
kleine Schublade aus einem Metallschrank zu ziehen um damit nach Eve zu werfen.
Ihre Kraft schien jedoch nicht so weit zu reichen, da sie direkt vor Eves Füße
fiel und ihren Inhalt über den Boden verteilte. Endlich ging ein Ruck durch
Xander, der die Situation aber immer noch nicht ganz durchblickte.
„Halt, warten sie“ Schrie er die ältere Frau an und stoppte damit einen
weiteren Versuch mit Schubladen nach Eve zu werfen, doch nun kam ihm Smith in
die Quere.
„Wir sollten sie schnappen, bevor sie sich auch verwandelt.“ Geiferte er los
und griff nach einem Brieföffner, der auf dem kleinen Schreibtisch des Vorraums
lag. Blitzschnell war Xander bei ihm und verhinderte erst einmal dass er sich
damit auf Eve stürzte, welche inzwischen beinahe die andere Tür erreicht hatte,
wo die Angestellte schon wieder begann eine der Laden aus dem Schrank zu
nesteln.
„Verdammt noch mal, halt!“ Brüllte Xander wieder, stieß Smith zur Seite und
entwand im letzten Augenblick der grauen Schlange ihr Wurfinstrument.
Eve hatte es endlich geschafft an ihrer Sekretärin vorbei in den dahinter
liegenden Raum zu entkommen, während Xander sich abmühte die erregten Gemüter
von Smith und der Frau zu beruhigen.
„Wartet,
welchen Beweis haben sie das sie wirklich ein Dämon ist?“ Fragte er laut und
ließ dabei keinen der Beiden aus dem Blick, die sich fragend ansahen. Aus dem
Augenwinkel erkannte er, dass Eve nun außer Reichweite in dem Dunkel des
anliegenden Konferenzraums verschwunden war und die Tür wie in Zeitlupe hinter
ihr ins Schloss fiel.
Aufatmend hob er nun seine Hände, so dass die anderen
gewarnt waren, nicht voreilig zu handeln, als auch schon sein Handy in der
Tasche eine lustige Melodie von sich gab. Seine Hände bewegten sich auf und ab
und deuteten den Beiden sich erst einmal zu beruhigen und zog dann, als er sah
dass sie keine Anstalten machten Eve zu folgen, das kleine Gerät aus der Tasche
um das lästige Klingeln abzustellen. Die Nummer auf dem erleuchteten Display
reichte allerdings um festzustellen dass es Willow war, die da am anderen Ende
der Leitung versuchte ihn zu erreichen und mit einem weiteren warnenden Blick
zu der Sekretärin und Smith, nahm er das Gespräch an…
Ratsgebäude
Willow hörte es in der Leitung klicken und zu ihrer großen Erleichterung
vernahm sie Xanders Stimme, die allerdings leicht gehetzt klang.
„Xander?“, fragte sie vorsichtshalber nach und wartete unruhig.
„Willow? Was ist denn los?“, er hätte fast ein wenig
hysterisch gekichert. Ausgerechnet er in dieser Situation fragte Willow, ob
etwas passiert sei.
„Wo bist du?“ Willow sah ihre Freunde besorgt an. Sie hofften alle, dass
die Warnung nicht zu spät kam.
„In der Firma...“
„Dann solltest du sehr vorsichtig sein. Wir haben eine Menge über unsere
Dämonenfreunde herausgefunden. Dank deiner CD. Es am Telefon zu erklären würde
zu lange dauern, aber du bis dort auf jeden Fall in Gefahr... Xander?“ Willow
hielt überrascht inne, als Xander am anderen Ende nun tatsächlich etwas
hysterisch auflachte.
„Es ist nichts,“ beruhigte sich Xander. „Es ist nur
so.. ich BIN bereits in Gefahr. Hier ist die Hölle los.“
„Dann oh, dann eh... mach, dass du von dort verschwindest.“ Die anderen
hörten alarmiert auf. „Erinnerst du
dich noch an diese Iah K’uru Dämonen? Sie gehören zu einem Clan, der plant
deine Firma zu übernehmen und zwar mit allen Mitteln.“ Willow spielte kurz mit
dem Gedanken Xander doch noch das eine oder andere näher zu erklären, ließ es
aber in Anbetracht der knappen Zeit dann sein.
Hinter Willow traten in diesem
Moment Andrew und Dawn gut gelaunt in den Raum ein. Als sie jedoch die angespannten
Gesichter sahen und Willows Worte vernahmen, blieben sie erschrocken stehen
und hörten zu.
„Dann schätze ich, dass sie gerade dabei sind... hör zu
Willow ich kann nicht länger reden... ich muss mich um ein paar.. Dinge
kümmern...“
„Versuch einfach abzuhauen,“ riet Willow und kam sich dabei recht nutzlos
vor. Plötzlich vernahm sie eine in ihrem Ohr recht schmerzhafte Störung in der
Leitung, dann war die Verbindung unterbrochen. „Xander? Xander hörst du mich
noch? Mist,“ Willow sah bestürzt zu ihren Freunden. „Ich schätze unsere Warnung
kam zu spät. Xander ist in Schwierigkeiten.“
„Was ist mit Xander?“ Dawn löste sich von Andrews Seite und trat an den
Tisch.
„Wir haben endlich ein paar Dinge herausgefunden,“ sagte Buffy und stand
auf. „Per Recherche. Xander leider auch, aber wohl eher in der Praxis. Wir
sollten aufbrechen und Xander suchen gehen. Wir erklären euch später alles.“
„Später?“ Andrew sah bestürzt drein. „Es geht um Xander, wir kommen mit.“
„Wir sollten...,“ unsicher sah Giles von Buffy zu Dawn und zurück. Es
wäre besser, wenn Dawn nicht mitkäme. Schließlich wussten sie noch immer nichts
von der Größe des Clans noch wie mächtig er sein würde, „...genügend Waffen mit
nehmen.“ Er stand auf, um den Wandschrank zu öffnen, hinter dem sich seine
Waffensammlung verbarg.
„Es sollte für uns ja kein Problem sein,“ grinste Dawn und ging zu Giles
hinüber, um sich eine Waffe zu holen.
„Dawn warte,“ Buffy folgte ihrer Schwester. „Es ist zu gefährlich für
dich. Wir wissen zwar jetzt mit wem wir es zu tun haben, aber im Grunde wissen
wir nicht, wie stark oder mächtig der Gegner wirklich ist.“ Buffy schob Dawn
sanft zur Seite und griff nach dem Schwert, nachdem Dawn eben selbst hatte
greifen wollen.
Der Teenager machte ein böses Gesicht. „Eh... entschuldige, aber ich habe
bereits gegen das unvorstellbare Grauen gekämpft,“ sagte sie theatralisch. „Das
Urböse? Da war ich euch gut genug....“
„Da hatten wir auch nichts mehr zu verlieren,“ kam Giles Buffy zur Hilfe.
„Jetzt sind die Verhältnisse wieder anders. Wir haben wieder eine Wahl. Es ist
das Beste, wenn du auf Buffy hörst.“
Dawn verschränkte gekränkt die Arme vor der Brust und öffnete den Mund,
als Lily plötzlich neben ihr stand und sie sanft am Arm berührte. Lily gab ihr
mit einem Nicken zu verstehen ihr zu folgen. Während Giles, Buffy, Kennedy,
Andrew und Willow nach den passenden Waffen suchten, räusperte sich Lily leise.
Vorsichtig ihre Worte wählend, versuchte sie Dawn davon zu überzeugen, mit ihr
hier zu bleiben. „Es ist besser wenn du den Rat der beiden beherzigst. Ich habe
schon so oft miterlebt, wie untrainierte Jägerinnen sterben mussten, weil sie
eine Gefahr unterschätzten oder sich einfach für unbesiegbar hielten. Dabei
waren sie einfach noch nicht reif genug oder zu untrainiert. Wenn du mitkommst,
musst du dich verstellen, weil die anderen nichts von dir wissen und damit
erhöht sich dein Risiko. Verstehst du das?“
Dawns Gesicht blieb unverändert
missgelaunt verzogen, aber sie nickte langsam. Lilys Worte waren einleuchtend,
wenn auch nur schwer einsehbar. Aber eine Diskussion würde ihr wahrscheinlich
auch nicht weiterhelfen, vielleicht nur Xander unnötig in noch mehr Gefahr
bringen, weil sie alle aufhielt.
Als Lily sah, dass ihre Worte bei Dawn Wirkung erzielten, sagte sie etwas
lauter, damit die anderen sie hören konnte: „Gut, dann bleibst du also hier bei
mir und hilfst mir noch etwas bei den Recherchen,“ Lily versuchte es mit einem
aufmunternden Lächeln und Dawn seufzte resigniert.
Mit dem Schwert und einem Dolch in der Hand war Buffy vom Schrank
weggetreten und hatte misstrauisch zu Lily und Dawn geblickt. Was tat die
Wächterin da? Hatte sie nicht andere Sorgen, als sich in ihre erzieherischen Angelegenheiten einzumischen? War das jetzt
selbstlose Hilfe gewesen oder nur ein Versuch Buffy in Bezug auf ihre Sicht
über Lily zu beeinflussen? Aber egal was es gewesen war, Buffy kam nicht umhin
Lily im Stillen dafür zu danken. Schließlich waren ihre Worte wohl
überzeugender gewesen, als Buffys. Und so blieb ihnen eine längere Diskussion
erspart. Aber laut zugeben würde es Buffy natürlich nicht. Daher beschränkte
sie sich auf eine düstere Miene und nickte Lily kurz dankend zu.
Dawn sah ein wenig wehleidig Buffy, Willow, Giles, Kennedy und Andrew
hinterher, als die Gruppe endlich aufbrach.
Barker Cooperation Gebäude, Konferenzraum
Ganz behutsam öffnete
er die Tür und rief leise nach Eve, doch konnte er in dem Dunkel des Raumes
nichts erkennen und auch das Licht, das hinter ihm durch den Rahmen fiel,
zeichnete nur seinen eigenen Schatten auf das Parkett des kleinen Saales.
Vorsichtig
griff er nach links und rechts um an der Wand nach einem Schalter zu suchen,
aber da war nichts und so blieb ihm nicht anderes übrig, als wieder, diesmal
etwas lauter, nach ihr zu rufen.
Ein leises
Geräusch ließ ihn die Klinke loslassen und ganz sanft fiel hinter ihm die Tür
wieder ins schloss, während er sich immer noch bemühte in dem Dunkel etwas zu
erkennen. Direkt vor ihm hörte er wieder ein leises Geraschel und ganz langsam
tastete er sich vorwärts bis er an eine Tischkante stieß. Behutsam ging er
etwas weiter, als er etwas von unten hörte und er sich lauschend herunter
beugte.
„Eve?“
Fragte er ein weiteres Mal und tastete vorsichtig mit seinen Händen unter den
Tisch, als er auch schon einen Gegenstand an seinem Kopf vorbeifliegen hörte.
„Geh weg!“
Ihre Stimme klang panisch, ganz und gar nicht nach einem Dämon und ein
erleichtertes Seufzen entrang sich seiner Kehle.
„Eve, ich
bin es, Xander, ich will ihnen doch nur helfen.“ Redete er beruhigend in die
Finsternis hinein, in der Hoffnung sie würde noch einen Laut von sich geben.
„Xander?“ Hörte er ihr hoffnungsvolles Flüstern direkt
vor sich und seine Hand bewegte sich vorwärts.
„Ja, keine
Angst, es ist alles in Ordnung ich bin keins von den Monstern.“ Redete er auf sie
ein und suchte tastend unter dem Tisch nach ihr. Er hörte ihren Atem und seine
Fingerspitzen berührten ihre Hände, als auch schon das Licht aufflammte und er
sich wieder einmal den Schädel an der Tischkante rammte, weil er seinen Kopf
erschrocken hochgereckt hatte. „Aua!“ Brummelnd rieb er sich seinen
malträtierten Scheitel und richtete sich auf, aber der Schmerz verging ihm in
anbetracht dessen was er sah…
In
dem großen Raum, der nun hell erleuchtet war, waren sie nicht allein, denn am
anderen Ende des langen Tisches standen Romero, Jones, eine kleine asiatische
Frau mit blauschwarzen Haaren und immer noch kamen fremde Personen hinzu.
Hinter ihm, an der Tür die zu dem Vorraum führte, stand Smith höhnisch grinsend
im Rahmen und sah zu wie
Xander sich argwöhnisch umsah. Auch Eve krabbelte nun unter ihrem Versteck
unter dem Tisch hervor und ließ sich von Xander auf die Beine helfen.
„Was
bedeutet das?“ Unsicher sah Eve sich um und ließ dabei Xanders Hände nicht los,
obwohl sie schon längst aufrecht stand.
„Nichts Gutes,
befürchte ich.“ Seufzte er als Antwort, als sich auch schon auf der Stirn
Romeros und der Asiatin jeweils ein drittes Auge öffnete. Er versuchte noch den
Kopf zu wenden um nach einer Fluchtmöglichkeit zu suchen, aber da hatte sich
Eve auch schon von ihm losgerissen, stolperte in Richtung von Smith, der sie
mit einer leichten Bewegung einfach abfing und schmerzhaft am Handgelenk
festhielt.
Xander
wollte ihr zur Hilfe eilen, doch im gleichen Moment schossen aus den zusätzlichen
Augen der beiden Dämonen bläuliche Strahlen, die ihm jede Bewegung unmöglich
machten. Wie gelähmt von dem Bannstrahl musste er mit ansehen wie sich alle
Anwesenden am Tisch verteilten. Romero und die Asiatin saßen sich gegenüber,
das dritte Auge immer noch lähmend auf Xander gerichtet, dann Jones und eine
ihm fremde Frau mit braunen Haaren. Smith hatte sich ebenfalls gesetzt und Eve an einen jungen Mann weitergegeben der
sie, obwohl sie sich heftig wehrte, eisern festhielt. Noch eine weitere Frau
hatte sich an den Tisch gesetzt, offensichtlich das weibliche Pendant zu dem
jungen Mann der Eve gefangen hielt.
Schweißperlen
rannten über Xanders Stirn, aber er war zu keiner Bewegung in der Lage, nur
sein Verstand arbeitete fieberhaft und bettelte nach einer Möglichkeit sich aus
dem Bann zu befreien.
Er konnte
nicht sehen was hinter ihm geschah, aber er wusste das noch jemand den Raum
betreten haben musste, denn alle hatten sich von ihren Plätzen erhoben und da
er wenigstens in der Lage war sein Auge zu bewegen,
sah er auch nach kurzer Zeit das die graue Schlange hereingekommen war und
ihren Platz an der Stirnseite des Tisches einnahm. Diese alte Ziege schien doch
tatsächlich die Anführerin des Haufens zu sein, schoss es ihm durch den Kopf,
doch konnte er seine Überraschung nicht zeigen.
Die
Rede die sie nun an ihre Untergebenen hielt konnte er nicht verstehen, denn es bestand aus
krächzenden Zisch und Klicklauten, aber es musste wohl sehr erheiternd sein, da
sie hin und wieder in ein höhnisches Gelächter verfielen. Zu seiner Lähmung
schien Xander auch jegliches Zeitgefühl zu verlieren und als er wieder auf Eve
schaute, stand sie nur noch apathisch da, hatte ihre Abwehr aufgegeben und
starrte blass und verängstigt in die Runde. Eine Hand des jungen unbekannten
Mannes lag immer noch warnend auf ihrer Schulter, aber jeder Kampfgeist schien
aus ihr gewichen.
„Und nun zu dir“ Die Alte sprach ihre ersten Worte zu Xander,
dem allmählich alle Extremitäten kribbelten wie Nadelstiche weil er immer noch
regungslos dastehen musste. „Du bist genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen
mein Freund.“ Höhnte sie und ihr faltiges Gesicht verzog sich zu einem fiesen
Grinsen. „Schade dass der Vertrag nicht so gelaufen ist wie du es dir
vorgestellt hast, aber so etwas kann ein Mensch auch nur schlecht ertragen.
Hast du nicht ein gestörtes Verhältnis zu starken Frauen?“ Ein Wink mit ihrem Kopf reichte und Smith stand auf
um die paar Schritte zu ihm herüber zu gehen.
„Aber, aber… muss
man denn gleich zur Waffe greifen und durchdrehen?“ Ein kalter schmaler
Gegenstand wurde Xander in die Hand gedrückt und er rollte sein Auge herunter,
aber er wusste auch so dass es der Brieföffner war, den Smith aus dem Nebenraum
mitgenommen hatte.
Endlich
schien es Xander und Eve zu dämmern was hier passieren sollte und ihre Augen
füllten sich mit Tränen, als man sie langsam auf Xander zuschob. „Ein
grauenhafter Vorfall…. Erst erstichst du in einem Anfall von Wahnsinn deine
Verhandlungspartnerin und dann springst du vom Dach des Hauses….Ich sehe die
traurige Schlagzeile schon vor mir.“ Die kalte Stimme dröhnte in Xanders Ohren
und er empfand die gleiche Panik, die in Eves Gesicht zu sehen war….
Barker Cooperation Gebäude, kurz darauf
Das Metall des Brieföffners in seiner rechten Hand war kalt und
doch hatte er keinen Einfluss darauf. Xander konnte nur tatenlos mit ansehen
wie Smith an seiner Stelle seinen Arm anhob und der fremde junge Mann, die sich
wehrende Eve unaufhaltsam zu ihm herüberzog.
Wie in Zeitlupe sah sein fieberhaft arbeitender Verstand das
nur noch wenige Zentimeter sie trennten, als auch schon ein ohrenbetäubendes
Klirren erklang und er sich plötzlich wieder bewegen konnte. Ohne nachzudenken,
rammte er den Brieföffner in den Arm von Smith, der laut aufheulte und sofort
sein Äußeres zu verändern begann. Im Augenwinkel erkannte er dass Kennedy mit
Jones kämpfte, der seine Wandlung schon so gut wie abgeschlossen hatte und auf
seinem Reittier saß. Irgendwie schien das Tier mit zu der Metamorphose zu
gehören, aber darüber konnte er sich keine Gedanken machen, da Smith nach ihm
schlug und Xander ausweichen musste.
Der Dämon vor ihm wuchs in die Höhe und anders als bei Jones
hatte er noch normale Arme, allerdings dick wie Autoreifen und gigantische
Klauen. Überhaupt war seine Statur auf den zigfachen Umfang gewachsen und seine
Haut schien aus einer Art Panzer zu bestehen, nur das Maul und die Nasenlöcher
waren allen Dämonen gleich. Überhaupt schienen nun alle in ihre dämonische
Gestalt gewechselt zu haben und jetzt endlich hatte er auch mitbekommen, dass
außer Kennedy auch Andrew, Buffy, Willow und Giles ihm zur Hilfe geeilt waren.
Im Augenwinkel hatte Buffy erfasst das die Iah K’urus mit
den drei Augen Xander aus ihrem Bannstrahl entlassen hatten und sich den neuen Angreifern
zuwandten, doch sie suchte zielsicher nach dem vermeintlichen Anführer. Mit
sicherem Instinkt lenkte sie ihre Aufmerksamkeit auf die ältere Frau am
Kopfende des Tisches, deren Umwandlung noch nicht ganz abgeschlossen war.
Es
war eine gute Idee von ihr gewesen den Fensterputzeraufzug zu benutzen, gleich
das einzig beleuchtete Fenster des Gebäudes anzusteuern und kampffreudig leckte
sie sich über die Lippen, während sie mit einer kurzen Handbewegung das Schwert
aus der Halterung an ihrer Hüfte zog.
Um sie herum tobte ein erbitterter Kampf und sogar Willow hatte
alle Hände voll zu tun und das in doppelter Hinsicht, da die beiden, die vorher
mit ihrem Auge Xander festgehalten hatten, anfingen aus ihrer Stirn leuchtende
Strahlen zu schießen, welche die Hexe mit Hilfe von Magie aus ihren Händen
abwehrte und zurückschleuderte.
Die Frau vor ihr hatte nur noch entfernt Ähnlichkeit mit
ihrer menschlichen Gestalt, denn sie schien um fast einen Meter gewachsen zu
sein, genau wie ihre mit riesigen Greifklauen bewehrten Arme und Buffy musste
mit einem Satz nach hinten ausweichen, da diese nach ihr griffen und sie um ein
Haar erwischt hätten. Auf ihrer Stirn schien ebenfalls so was wie ein weiteres
Auge zu entstehen und Buffy hieb mit ihrem Schwert so fest sie konnte auf den
Dämon ein, doch schien sie eine eisenharte Panzerung zu haben, denn ihre Waffe
kratze nicht einmal an dem Monster, so dass sie wieder unter den mächtigen
Hieben seiner Klauen untertauchen musste.
Das muss diese Königin sein … schoss es Buffy durch den
Kopf, wurde aber leicht abgelenkt, da direkt neben ihr einer der anderen
Dämonen röchelnd zu Boden ging. Sie sah noch zu wie Kennedy ihr Messer wieder
aus dessen Rücken zog, aber sie hatte keine Zeit ihr zu gratulieren, da die
Königin sich nicht mehr ihr widmete, sondern sich einen vermeintlich
schwächeren Gegner ausgesucht hatte.
Hinter dem mächtigen Iah K’uru sah sie Andrews entgeistertes
Gesicht aufblitzen, der seinen abgebrochenen Dolch in der Hand hochhielt.
Vermutlich hatte er versucht mit diesen den Dämon zu erledigen, was aber
kläglich gescheitert war.
Mit voller Wucht knallte sie die Breitseite ihres Schwerts
auf den Schädel der Königin um wieder ihre Aufmerksamkeit zu erringen, doch
leider hatte dies einen ähnlichen Erfolg wie bei Andrew, denn der Stahl brach
unter der Wucht.
Gut, zumindest
hatte sie wieder das Interesse des Dämons, dessen magisches Auge nun voll
entwickelt war und strafend von der Stirn auf sie herunterblickte. Im letzten
Augenblick entkam sie dem tödlichen Strahl, indem sie unter dem Tisch tauchte.
Dort zückte sie ihren Dolch, wartete bis der runde Schädel der Königin unterhalb
der Tischkante auftauchte und schleuderte die Waffe zielsicher in das magische
Auge … „Schachmatt!“ Zischte sie höhnisch und sah zu wie der Dämon kreischend
und sich windend sein dämonisches Leben aushauchte.
Xander hielt Eve immer noch schützend hinter seinem Rücken
verdeckt als der massige Dämon vor ihm wie ein Baum zu Boden ging. Der tödliche
Strahl der Königin hatte ihn getroffen da Buffy ausgewichen war und damit
schien auch der letzte der Dämonen erledigt zu sein, denn zumindest stand
keiner mehr von ihnen. „Einer ist entwischt.“ Rief Andrew und zeigte auf die
Tür, die aus den Angeln gerissen war, doch Giles winkte nur erschöpft ab,
keiner schien noch die Kraft zu haben die Verfolgung aufzunehmen.
„Wo ist Buffy?“
Willow schien als erste zu bemerken das ihre Freundin fehlte, doch da hörten
sie schon erleichtert ihre Stimme, während sie unter dem Tisch hervorkam.
„Hier! Sind alle ok?“ Fragend sah sie sich um und atmete
erleichtert auf. Giles hatte sich auf einen der Stühle fallen lassen, Kennedy
wischte sich Reste des Dämonenbluts aus dem Gesicht, Willow untersuchte
neugierig die Reste eines der Iah K’urus und Andrew schielte misstrauisch immer
noch zu der Tür, durch die der letzte der Dämonen geflüchtet war. Auch Xander
schien alles gut überstanden zu haben, denn er hielt diese Frau in den Armen
und flüsterte beruhigend auf sie ein … sie hatten es alle geschafft…
++++
Unten in der Tiefgarage verwandelte sich die Gestalt des
Dämons wieder in Romero, während er leicht verletzt und humpelnd durch die
dunklen Gänge eilte. Endlich erreichte er den rettenden Wagen und zog das
kleine Reagenzglas mit dem lila Verschluss aus seiner Tasche um es dann sicher
im Handschuhfach zu verstauen. Er gönnte sich keine Pause, auch wenn sein
gebrochener Arm ihm höllisch schmerzte, startete er den Mercedes und verließ
mit quietschenden Reifen das Gewölbe…
Videoarcade, ein Tag später
Wie hatte sie ihn nur so abblitzen lassen können! Ihn, den Baseballstar der
Schule! Den begehrtesten Typen von allen, sportlich, gutaussehend, und
ungeheuer charmant! Und wer war sie? Eine Neue, ein Niemand! Er hatte ihr die
Hand gereicht, und sie hatte ihm ins Gesicht gespuckt. Jawohl, ins Gesicht
gespuckt, anders konnte man das nicht mehr nennen! Hatte ihn vor allen seinen
Freunden blamiert...
Wütend haute Leroy auf die Knöpfe, und Kitana warf einen weiteren Fächer auf
Sub-Zero. Nachts, wenn man kein Baseball spielen konnte, waren diese
Prügelspiele immer noch die beste Möglichkeit, seinen Frust loszuwerden. Obwohl
der Halloween Ball nun schon einige Zeit zurücklag,
kamen die Gedanken daran immer wieder hoch. Vor allen Dingen, weil er Dawn
jeden Tag in der Schule sehen musste...
Verdammt! Jetzt hatte Sub-Zero ihn mit seinem Eisstrahl erwischt, dieses
Spiel war so gut wie gelaufen. Hastig kramte er in den Taschen seiner Jeans
herum, und suchte nach einer weiteren Quarter. Aber wie es schien, hatte er die
letzte schon verbraucht, musste also wieder zum Wechselautomaten hinüberlaufen.
Na toll!
Genervt blickte er auf den Countdown, und wartete auf das unvermeidliche 'Game
Over', als plötzlich ein Klacken zu hören war, und eine Vierteldollarmünze
eingeworfen wurde. Leroy blickte kurz auf, um sich dann wieder beruhigt dem
Spiel zuzuwenden. Neben ihm stand ein dunkelhaariger Typ um die zwanzig,
irgendein Kumpel von einem Kumpel von George aus dem Cross Country Team, den er
zwar schon ein paar Mal gesehen, dessen Namen er aber wieder vergessen hatte.
Auch egal.
"Danke, Mann." Leroy rückte etwas zur Seite, und stellte die 2
Spieler Option ein. Kitana nahm den Kampf wieder auf, diesmal gegen Scorpion.
Verflucht, warum hatte Dawn ihm überhaupt zugesagt, wenn sie schon mit einem
anderen Kerl auf den Ball ging? Hatte sie nur mit ihm gespielt, oder war das
ganze eine Retourkutsche wegen der Sache mit dem Grand March?
"Das sind Frauen, was?" kommentierte sein Spielpartner, als Kitana
mit einem eleganten Sprung Scorpion's fliegendem Haken auswich. "Tolle
Beine, perfekte Figur, und das allerbeste ist..."
"Yeah," murmelte Leroy abwesend. Gut, er war nicht gerade nett zu ihr
gewesen, das war schon richtig. Aber musste sie deshalb gleich mit diesem
Schlitzauge rummachen?
"...das allerbeste ist, sie tun auf Knopfdruck genau das, was man von
ihnen will! Kein Theater, kein Rumgezicke, keine Spielchen!"
Er lehnte sich seitlich zu Leroy hinüber, und hauchte ihm verschwörerisch ins
Ohr: "Da wünscht man sich doch glatt, die realen Frauen wär'n genauso,
nicht wahr?"
"Yeah," wiederholte Leroy, und fühlte, wie die Wut wieder in ihm
hochstieg. Es war nicht seine Schuld gewesen. Dawn war eine blöde Ziege, nichts
weiter! "Nichts als Ärger hat man mit den Frauen," fügte er hinzu,
und der andere Junge nickte zustimmend. "Kannst du laut sagen!"
Wütend haute Leroy auf die Knöpfe. "Ich wünschte, diese blöde Kuh würde an
ihrer verdammten Arroganz ersticken! Ich wünschte, sie hätte zwei Fuß große
Pickel im Gesicht, und kein Kerl würde sie je wieder ansehen! Ich wünschte, der
Teufel käme persönlich vorbei, und würde ihr das alberne Grinsen vom Gesicht
reißen. Ich wünschte..."
"Das ist ja alles wirklich cool," jammerte sein Gesprächspartner,
"aber kannst du es nicht dann wünschen, wenn ich mich NICHT auf das Spiel
konzentrieren muss?"
"Huh?" fragte Leroy, und der andere Junge nutzte seine Verwirrung, um
Kitana mit Scorpion's Feueratem den Rest zu geben. Dann warf er einen letzten
sehnsüchtigen Blick auf den Bildschirm, und wandte sich Leroy zu. "Hier,
nimm!"
"Was ist das?" Verwundert sah Leroy auf den kleinen metallenen
Gegenstand, den er soeben in die Hand gedrückt bekam. Es schien ein
Schlüsselanhänger zu sein, derselbe Anhänger, den der Typ an seiner Jeans trug
"Sieh es einfach als Glücksbringer!" entgegnete sein
Gesprächspartner, und Leroy war zu beschäftigt, das kleine Raumschiff in seiner
Hand zu betrachten, um das hinterhältige Glitzern in den schwarzen Augen des
jungen Mannes zu bemerken. "Und jetzt, Bastian Balthasar Bux, lass deinen
Wünschen freien Lauf!"
Xander und Andrews Wohnung, selbe Zeit
Xanders wütendes Schnauben hallte
durch das Badezimmer, während er sich ein Handtuch um die Hüften schlang und
aus der Nasszelle stürmte. „Wehe das ist nicht wichtig.“ Brummelte er vor sich
hin und suchte nun unter dem Sammelsurium an leeren Chipstüten und einiger Wäschestücke auf dem Sofa nach seinem Handy,
dessen durchdringendes fröhliches Dudeln ihn aus der Dusche geholt hatte.
Endlich rutschte es aus der Hose, die
schon seit dem Vortag immer noch herumlag und fiel ein kleines Stück zu Boden,
wobei es dann verstummte. „Das war ja klar.“ Fauchte Xander genervt und sah
erst einmal nach ob der Anrufer am anderen Ende aufgelegt, oder das Teil etwa
das zeitliche gesegnet hatte.
Es war alles in Ordnung. Das
Display zeigte einen Anruf in Abwesenheit und nicht besonders gut gelaunt legte
er das Handy nun greifbar auf den Tisch, wollte sich wieder ins Bad begeben als
die Melodie von neuem begann.
Entweder ist mal wieder
mittelschwerer Weltuntergang oder Andrew will fragen ob er etwas zu essen
mitbringen soll, mutmaßte Xander seufzend und drückte ungehalten den
Annahmeknopf, denn egal welche der beiden Alternativen es auch war, heute
wollte er einfach seine Ruhe haben.
„Harris!“ Brüllte er laut und
beabsichtigt in den Hörer, denn egal, wer es auch war, sollte wissen dass er
störte.
„Hallo Xander, ich hoffe ich störe
nicht.“ Das war eindeutig Eves Stimme und seine grimmige Miene bekam
augenblicklich einen milden Ausdruck, während er sich umständlich mit einer
Hand das Tuch fester um die Hüften knotete.
„Aber überhaupt nicht.“ Log er
höflich und setzte sich, da er ahnte dass es vielleicht ein längeres Gespräch
werden konnte.
„Ich wollte mich noch einmal
bedanken für das was sie für mich getan haben und fragen ob…“ ihre Stimme klang
etwas verzerrt und ihr schien es schwer zu fallen über die Geschehnisse zu
sprechen.
„Hey, schon gut, so was mach ich
doch fast täglich.“ Lachte er in das Telefon und zog einen zerknüllten Socken unter sich weg, der unangenehm gedrückt
hatte. Am anderen ende der Leitung entstand eine Pause und Xander begann das
kleine Gerät zu schütteln, Vielleicht hatte es doch mehr abbekommen bei dem
kleinen Sturz, aber da hörte er schon wieder ihre Stimme.
„Ich sag es am besten direkt:
Wollen sie nicht bei mir in der Firma anfangen? Wir können fähige Leute
gebrauchen und jetzt wo ich Leiterin der Barker Cooperation geworden bin,
dachte ich mir ….“ Sie schien wieder ins Stocken gekommen zu sein und in seinem
Kopf schwirrten die Gedanken herum.
Ganz offensichtlich hatte sie
Romeros Stelle bekommen…fähige Leute…..fühlte er sich wirklich bereit für einen
solchen Job?
„Hallo? Xander?“ Eve brachte ihn
wieder zurück in die Realität und er suchte nach den richtigen Worten.
„Ich weiß es ehrlich gesagt
nicht.“ antwortete Xander ehrlich und nagte
nachdenklich an seiner Unterlippe.
Vor ein paar Tagen noch wäre
dieses Angebot ein erfüllter Wunschtraum gewesen, aber nun?
„Natürlich haben sie Bedenkzeit“
beeilte sich die Stimme in der Leitung zu erklären. „wir können das ja
vielleicht mal in ruhe besprechen?“
War das eine unterschwellige
Einladung zu einem Date? Oder wollte sie wirklich nur ein ‚normales’
geschäftliches Gespräch?
„Ich dachte da an das Blue Rider,
wir wurden ja leider unterbrochen und…“
Ein Date, grinste Xander in sich
hinein, als es auch schon kräftig an der Tür klingelte.
So ein mist, auch das noch!
„Eve, es hat geklingelt, ich rufe sie
gleich zurück!“ Entschuldigte er sich, froh über die Bedenkzeit die ihm nun
eingeräumt war und Eve kam noch dazu ihm ein ‚ok’ zu antworten, als er auch
schon aufgelegt hatte. Wieder schellte es, diesmal unterstützt mit einem
lautstarken Klopfen.
„Ich komme ja schon!“ Rief Xander,
rückte sein Handtuch wieder zurecht, riss die Haustür auf und blickte den
kleinen dunkelhaarigen dicken Mann direkt vor ihn fragend an. Der schien ein
wenig zu stutzen als er den halbnackten Mann vor sich sah, setzte dann aber ein
wichtiges Gesicht auf.
„Mr.
Alexander Lavelle Harris?“ Vergewisserte er sich auch wirklich den Richtigen
vor sich zu haben und war erleichtert als dieser heftig nickte. „Mein Name
ist Myers, von der Wolfram & Hart Anwaltskanzlei in Los Angeles. Es war
gar nicht so leicht sie ausfindig zu machen, wissen sie das?“ Dieser Mr. Myers
erwartet wohl eine Zustimmung, aber die bekam er nicht, denn der junge Mann
schaute ihn nun eher misstrauisch an.
„Ich bin Testamentsvollstrecker!“ beeilte er sich nun hinterher
zusetzten. Das öffnete ihm normalerweise jede Tür, doch auch jetzt kam noch
keine Reaktion von Xander.
„Darf ich eintreten?“ Myers musste
wohl doch etwas deutlicher werden, diese jungen Leute von heute kannten einfach
kein Benehmen.
Immer noch sprachlos öffnete
Xander nun die Tür etwas weiter und ließ den Anwalt in die kleine Wohnung. Der
sah sich mit einem angewidertem Gesichtsausdruck um und suchte einen geeigneten
Sitzplatz, doch das Sofa sah nicht besonders einladend aus, und es würde eh nicht
so lange dauern, als entschloss er sicherheitshalber
stehen zu bleiben.
„Ist Onkel Rory gestorben?“ Fragte
Xander nun ungehalten, wobei er sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte
dass er auch nur einen Cent vererben würde, höchstens eine Sammlung
verschiedener Brandyflaschen. Alfred Myers hatte nicht Entferntesten eine
Ahnung, wer dieser Onkel Rory war, aber er begann nun wichtigtuerisch in seinen
Unterlagen zu suchen.
„Ich bin seinerzeit als
Testamentsvollstrecker von Ms. Anya Christina Emanuella Jenkins, beauftragt
worden im Falle ihres Ablebens…. Ist ihnen nicht gut?“ Das Gesicht des jungen
Mannes vor ihm war leichenblass geworden und seine Hand suchte Halt an der
Sofalehne. „Vielleicht setzten sie sich besser.“ Riet ihm Alfred Myers. In den
Jahren seiner Berufserfahrung kannte er derartige Reaktionen und fuhr einfach
fort. „Ich bin beauftragt ihnen ein Aktienpaket im Wert von 20.000 Dollar zu
überschreiben, aber dazu muss ich Ihnen
sagen…“ Dem jungen Mann vor ihm schien es wirklich nicht gut zu gehen, denn er
war rücklings auf das Sofa gefallen und hielt sich den Kopf.
„Vielleicht holen sie sich besser
ein Glas Wasser.“ Auf keinen Fall wollte der Anwalt sich um einen Bewusstlosen
kümmern müssen. Zumindest war dieser Harris noch ansprechbar, denn er
schüttelte kreidebleich seinen Kopf hin und her. „Leider dauerte es wie gesagt
bis wir sie ausfindig machen konnten, daher haben wir die Aktien ruhen lassen,
inzwischen sind sie allerdings in ihrem Wert gefallen, so dass nun abzüglich
meiner Kosten und Spesen ein Restbetrag von 2154 Dollar und 66 Cent übrigbleibt. Myers interpretierte das Stöhnen des
jungen Mannes als Enttäuschung und erklärte wiederholt das sie lange nach
Xander gesucht hatten und inzwischen keine Handlungsmöglichkeiten gehabt hatte,
die fallenden Wertpapiere zu retten.
Da dieser Harris immer noch nicht
fähig zu sein schien ihm eine Antwort zu geben, entschloss sich der Anwalt so
schnell wie möglich zu verschwinden, mit etwas Glück würde er am Flughafen
einen schnellen Rückflug nach L.A. bekommen und zu seiner Frau und den drei
Kindern zurückkehren können. „Nun ja Mr. Harris, ich leg ihnen die Unterlagen
hier hin.“ Beeilte er sich, suchte einen Moment lang ein freies Fleckchen auf
dem Tisch und platzierte dann sorgfältig die Aktenmappe auf einem Stapel
Zeitschriften. „Ach ja, dort finden sie auch einen persönlichen Brief von Ms.
Jenkins.“ Fügte er noch hinzu und verließ mit einem kurzen Abschiedsgruss das
Apartment.
Wie in Trance hörte Xander die
Worte des Anwalts, war aber immer noch zu keinem weiteren Wort fähig, außer
zuzusehen wie dieser Myers aus der Tür verschwand um dann mit zitternden Händen
nach der Mappe zu greifen. Zunächst fand er dort nur einige Unterlagen über ein
Depotkonto und einige Auflistungen der Kurse des vergangenen halben Jahres,
dazu eine Spesenrechnung und einen einfachen Testamentvordruck indem ihm Anya
ihre Vermögenswerte hinterließ.
Endlich, ganz hinten, fand er in
einer Klarsichthülle einen kleinen weißen unbeschrifteten Umschlag und es
dauerte noch ein paar Minuten bis er sich so weit beruhigt hatte, dass er ihn
beherzt aufriss. Zunächst konnte er die Zeilen auf dem sorgfältig gefalteten
Papier gar nicht erkennen und in seinem Hinterkopf zuckten Episoden durch
seinen Geist. Kurze, oft unwichtige Abschnitte ihres Lebens bis zu dem Moment
wo er von Andrew erfuhr, dass er sie niemals wieder
sehen würde… Wie sehr hatte er doch alles verdrängt, sich in Arbeit geworfen,
jede noch so schmerzende Erinnerung aus seinen Gedanken verbannt und doch war
sie immer da gewesen, schon durch Andrews Anwesenheit.
Endlich kam ein wenig
Klarheit in seinen Kopf und die Buchstaben auf dem Papier verwandelten sich in
Worte, Sätze … handgeschrieben von jemandem, der schon längst tot war, einem Teil
seines Lebens, und den er in diesem
Augenblick mehr vermisste als zuzugeben er bereit war.
Mein
lieber Xander
Es ist
schon merkwürdig einen Brief zu schreiben, von dem man weiß dass er gelesen
wird, wenn man tot ist. Vielleicht wirst du ihn ja auch nie zu lesen bekommen
weil du es auch nicht überlebt hast oder dieser komische Knilch von Anwalt
liest heimlich die Post von toten Leuten oder die Welt ist untergegangen und
niemand wird jemals von dem hier erfahren.
Ich
sitze hier und schreibe, weil ich befürchte dass meine Zeit abgelaufen ist
und was mich am meisten ängstigt, ist, dass es mir nichts ausmacht. Nicht
weil ich schon soviel Jahrhunderte erlebt habe, es ist nur das Gefühl als
wenn ich in die Zukunft sehe und da kein Platz mehr für mich ist.
Nein,
ich bereue nichts, nicht meine Zeit als Rachedämon und auch nicht, dass ich nicht geflohen bin wie alle anderen als
es Zeit dafür war. Das Einzige was ich bereue, ist, dass ich dir nie sagen
konnte wie dankbar ich dir bin.
Fang
jetzt bloß nicht an zu heulen, du weißt dass ich nichts für solche
Gefühlsduseleien übrig habe, sondern bemitleide mich lieber dass ich nicht
einmal fähig war meinem besten Freund zu sagen wie dankbar ich ihm bin. Du hast
mir gezeigt was es heißt zu leben, warst immer für mich da, genau wie für deine
Freunde, obwohl ich das oft nicht verstanden habe. Das was du mir gezeigt hast
war mehr als einfach nur sein menschliches Dasein zu ertragen. Du hast mir
beigebracht die Freuden zu erkennen die man als Mensch haben kann. Liebe,
Freundschaft, Lachen und aus der
schlimmsten Erfahrung noch etwas Positives ziehen…eben die Art von Leben die du
führst und hoffentlich auch immer noch
tust. Du hast nie an deine eigenen
Konsequenzen gedacht, sogar als du mich vor dem Altar hast stehen lassen war
deine größte Sorge dass du mich nicht hättest glücklich machen können, das weiß
ich inzwischen und auch wenn ich es dir noch nicht verziehen habe, versteh ich
dich nun. Trotzdem hast du immer jeden Moment deines Lebens genossen, in
jeder Situation. Sei es, wenn du wieder mal aus einer brenzligen Lage entkommen bist oder auch nur wenn dein
Footballteam gewonnen hat.
Nur durch dich
habe ich endlich gelernt das Leben an sich zu genießen, diese kleine Abfolge
unbedeutender Ereignisse wie einen Sonnenaufgang erleben, Sex zu haben oder ein
paar Dollar zu sparen. Hoffentlich bin ich nicht einfach nur so gestorben weil
mich ein Bus überfahren hat oder weil ich einen von den neuen Anwärterinnen die
Cornflakes weggegessen habe. Ein wenig Sinn hinter meinem Ableben wäre schon
nicht schlecht als Abgang.
So, das
war es eigentlich auch schon, obwohl es noch viel mehr zu sagen gäbe.
Herrje,
was schreibt man am Ende eines solchen Briefes? Auf Wiedersehen? Bye-bye? Leb
wohl? Ja, ich glaube das passt am Besten, so antiquiert es sich auch anhört.
Lebe
wohl, vor allem ‚lebe’, für mich und deine Freunde, betrink dich wenn dir
danach ist mach weiter da wo du aufgehört hast, triff Entscheidungen die du
bereust, aber ändere dich nicht.
Du warst
mein ‚Leben’ und es war ein gutes Leben.
Anya
P.S.
sollte noch Jemand überlebt haben, dann grüß von mir.
PP.S.
Fahr jetzt bloß nicht nach Vegas und gib das schöne Geld mit vollen Händen aus!
Der letzte Buchstabe verschwamm
etwas, da sich eine einzelne Träne über Xanders Wange nach unten gebahnt hatte
und die Tinte verwischte. Wütend fuhr er sich die verräterische Spur aus dem
Gesicht und las noch einmal von vorne und dann noch einmal, bis die Trauer aus
seiner Miene verschwand und einem flüchtigen Lächeln wich.
Gedanken schossen durch seinen Kopf,
verwirrend und beruhigend zugleich, bis er aufstand und mit einem kräftigen Ruck eine Schublade aufzuziehen. Das Handtuch war
längst gefallen, aber es gab ja eh niemanden der ihm zusah während er den
Inhalt durchwühlte. Ganz unten fand er endlich den schmalen Bilderrahmen
mit Anyas Foto und vorsichtig strich seine Hand über das staubige Glas bis
es ganz sauber war, um es dann aufzustellen.
Einige Minuten später kam er
angezogen aus seinem Zimmer zurück und sah wieder flüchtig lächelnd auf das
Bild. Es tat immer noch weh an sie zu denken, aber der Schmerz war erträglich
geworden. Der Brief lag noch offen auf dem überfüllten Tisch und behutsam
faltete er das Papier wieder zusammen, dann griff er zum Telefonhörer und
wählte Eves Nummer…