8. Staffel, Folge 10
”Virus“
von Steffi
mit Unterstützung
von:
HopelezZ, Yamato, lion
Länge: ca. 45 Seiten
Autor: Yamato
Co-Autoren: HopelezZ, Yamato, lion
Bilderstellung: Chris (buffy-online)
Credits: Projekt 8 ist ein Projekt von
slayerfanfic.de mit spezieller Unterstützung durch buffy-online.com als auch
slayerzone.de, slayerworld.info, virtuelleserienonline.de sowie weiteren
Partnern.
Disclaimer: Die virtuelle, achte Staffel baut auf das von Joss Whedon
erschaffene Buffy-Universum auf. Sie wurde von Fans für Fans geschaffen, ohne
dem Ziel damit Geld zu verdienen. Das Universum und seine Charaktere sind das
alleinige Gedankengut von Joss Whedon, Mutant Enemy, FOX, WB und Paramount.
TEASER
Einkaufszentrum,
früher Morgen
Das Licht der aufgehenden Sonne brach sich in den Fenstern der Glaskuppel,
die die Besucher des Einkaufszentrums zu bewachen schien. Die mit goldenen
Kugeln verzierten Weihnachtsgestecke und die leise Melodie von "Jingle
Bells" welche aus den Boxen an den Säulen drang, verbreiteten einen Hauch
von Weihnachtsstimmung. Auch wenn das Gedränge von Menschen so rein gar nichts
Weihnachtliches an sich hatte.
Ein kleiner Junge drückte sich vor dem Schaufenster von Toys’R’Us die Nase
platt, sah seinen Vater an, der neben ihm stand, und deutete mit flehentlichem
Blick auf ein rotes Feuerwehrauto.
Dawn musste über diese Szene schmunzeln. Manche Dinge änderten sich wirklich
nie.
Heftiges Fußgetrappel riss sie aus ihren Gedanken, und im nächsten Moment
kam Andrew um die Ecke gestürmt. "Entschuldigung," keuchte er, "hab'
verschlafen. Wartest du schon lange?"
"Lange genug, dass du mir 'ne Cola spendieren darfst," grinste Dawn,
doch sie entschied sich dafür, Andrew die kleine Verspätung nicht weiter nachzutragen.
Sie hatten noch den ganzen Sonntag Zeit, um durch die Läden zu bummeln, und
potentielle Weihnachtsgeschenke in Augenschein zu nehmen.
"Kein Problem!" lachte Andrew, und irgendwie schien sein Lächeln
heute strahlender zu sein, als sonst, und in seinen Augen lag dieser ganz
besondere Glanz. "Du siehst heute so anders aus," stellte das Mädchen
fest, und musterte ihn neugierig, doch seine Klamotten wirkten wie immer,
lediglich das Godzilla T-Shirt kannte sie noch nicht. "Neue Frisur?"
versuchte sie es vorsichtig.
Andrew guckte sie verwirrt an, und brach dann in ein Kichern aus. "Selbe,
wie immer. Höchstens etwas durcheinander, weil ich mich so beeilt hab."
Er versuchte, mit den Fingern seine verwuschelten Haare zu ordnen, doch es
misslang gründlich. "Uhm, ich bin letzte Nacht vor der Glotze.... ich
meine, wonach wollen wir als erstes suchen?"
Andrews Frage entlockte Dawn einen lauten Seufzer. „Nach einem Geschenk für
Buffy“ erklärte sie. „Man sollte meinen, dass es einfach ist für die eigene
Schwester ein passendes Geschenk zu finden“ fügte sie murmelnd hinzu und warf
einen Blick in die Schaufenster, an denen sie vorbei gingen. Ein Schuhgeschäft,
eine Boutique, eine Parfümerie…nirgendwo hatte Dawn das passende Geschenk
für ihre Schwester gesehen.
„Zu dumm, dass es nicht ein Geschäft für Jägerinnenzubehör gibt!“ ertönte
plötzlich eine Stimme hinter Andrew und Dawn. Die beiden drehten sich um und
blickten in Xanders grinsendes Gesicht.
„Du auch hier?“ fragte Dawn
überrascht, doch keineswegs unerfreut. "Wie lief's auf deiner Fortbildung?"
"Ziemlich stressig, aber das hab' ich auch nicht anders erwartet. So
läuft's doch immer bei den mächtigen Drei, Prue geht schuften, während Piper
und Phoebe sich mit Leo und Cole amüsieren," fuhr Xander grinsend fort,
und ihm entging völlig, dass Dawn knallrot im Gesicht wurde, und Andrew erschrocken
die Luft einsog. "Na, und als ich heute morgen zurückkam, dachte ich,
ich stell meinen Koffer ins Schließfach, und schau mal zu euch ins Einkaufszentrum
rein. Also hier bin ich. Harris. Xander Harris, mit der Lizenz zum Einkaufen!"
verkündete er, und senkte seine Stimme, um James Bond ähnlicher zu klingen.
"Und Dalton ist trotzdem ein viel coolerer Bond als Connery," murmelte
Andrew trotzig vor sich hin.
„Gut. Wir könnten wirklich Verstärkung gebrauchen“ seufzte Dawn und sah sich
hilflos in dem riesigen Einkaufszentrum um. Ein Geschäft reihte sich an das
andere und nirgends schien sich ein passendes Geschenk für Buffy finden zu
lassen.
„Vampire?“ flüsterte Xander besorgt.
„Geschenke,“ gluckste Andrew und warf Dawn einen neckischen Seitenblick zu.
„Da seht mal!!“ rief er plötzlich aufgeregt. Sie hatten die Ebene einmal umrundet,
und steuerten wieder auf den Toys’R’Us zu, in den Dawn vorher den Vater und
das Kind hatte verschwinden sehen. Dawn verzog amüsiert die Mundwinkel.
„Uhm…Andrew, ich denke, aus dem Barbie-Puppen-Alter ist
Buffy raus!“ warf Xander ein, doch Andrew hörte nicht auf ihn, sondern stürmte
geradezu in den Laden. Als Dawn und Xander ihn - mehr, oder weniger verwirrt
-eingeholt hatten, fanden sie ihn vor einem Regal, in dem haufenweise
Plastiklichtschwerter lagen. Er hatte sich eine Darth Maul Gummimaske
übergestülpt, und hielt eines der Schwerter in der Hand. "Stell dich,
Obi-wan!"
„Die gute Seite der Macht wird triumphieren!“ grinste Xander, nahm sich auch
eins und ehe es sich Dawn versah, war ein Schwertkampf zwischen den beiden
jungen Männern entbrannt, der sich auch nicht durch Dawn beenden ließ. Andrew
hielt das Schwert in die Höhe um einen Schlag von Xander abzuwehren und amte
die Geräusche der Lichtschwerter nach.
Dawn beschränkte sich darauf, mit den Augen zu rollen, doch in diesem Moment
bog eine Verkäuferin um die Ecke, und sah die drei stirnrunzelnd an. Xander
schenkte ihr ein charmantes, wenn auch ein wenig verlegenes Lächeln, und hielt
Andrew's Schwert fest, um die Spielzeuge wieder ins Regal zurückzulegen.
"Die nehm' ich mit!" Andrew's hochroter Kopf tauchte unter der
Gummimaske auf, und seine Augen leuchteten wie die eines kleines Kindes unterm
Weihnachtsbaum. "Und das da auch!"
Er griff nach einem Polizisten Set, welches am Rande des Regals hing. Auf dem
Pappkarton waren ein Polizeiabzeichen, ein Gürtel mit Spielzeugpistole, und ein
paar Handschellen befestigt, allesamt aus Plastik, und unglaublich kitschig,
das schien ihn aber nicht im mindesten zu stören. "Der Cop fesselt den
Superschurken, und durchsucht ihn dann nach Waffen," erklärte er Xander,
"es sei denn natürlich, der Superschurke ist stärker, und überwältigt den
Cop. Bei einem guten Film weiß man nie, wie er ausgeht!"
"Und ich hatte gehofft, du wirst endlich mal erwachsen," stöhnte
Xander. "Wenn ich Handschellen sehe, dann denk ich nicht an Cops und
Superschurken."
Dawn nahm währenddessen die Gummimaske in die Hand und beäugte sie kritisch
"Unter so einem Ding bekommt man doch kaum Luft!"
Anstatt einer Antwort kicherte Andrew nur, schnappte sich seine Spielzeuge und
marschierte in Richtung Kasse davon. "Hey!" rief Xander ihm noch
hinterher, "was ist eigentlich mit deinen Haaren passiert?"
"Schauen wir doch schon mal ins Schmuckgeschäft nach nebenan," schlug
Dawn vor, "vielleicht finden wir ja dort etwas für Buffy."
Kanalisationsschacht, selber
Morgen
Wasser plätscherte entlang des engen Abwasserkanals von Cleveland. Das einzig begehbare – falls denn tatsächlich mal ein Mensch hierher kommen sollte – war der kleine Asphaltweg, der gerade mal ein paar Zentimeter breit war.
Doch die große, dünne, vermummte Gestalt schien sich nicht
daran zu stören. Der Atem des Unbekannten war schwer, fast als hätte er einen
Dauerlauf zurücklegen müssen um hierher zu gelangen.
Die Gestalt zog unter ihrer Robe ein kleines Fläschchen heraus, in dem sich
kleine insektenähnliche Tiere befanden, die viel Ähnlichkeit mit kleinen Larven
hatten. Auch wenn das Gesicht unter der Kapuze der Robe verborgen blieb,
blitzten weiße Zähne darunter hervor. Dann öffnete der Fremde die Flasche und
ließ die Tierchen – unzählig viele – in das Wasser. Einen Augenblick
betrachtete die Gestalt in Kapuze das Treiben und ging dann den Weg zurück, den
sie gekommen war.
Einkaufszentrum, etwas später
,Vier Wochen bis Weihnachten!´ stöhnte Dawn in Gedanken und stocherte
frustriert darüber, dass sie noch immer kein Geschenk für Buffy gefunden hatte,
in ihrer Hühnernudelsuppe herum. Sie blickte sich um, so gegen Mittag wurde
es im Einkaufszentrum richtig voll. Auch das kleine Café, indem sie es sich
gemütlich gemacht hatten, war inzwischen überfüllt, ein Wunder, dass sie noch
einen Tisch gefunden hatten. Xander hockte bereits neben ihr, während Andrew
mit einem Milchshake in der Hand auf die beiden zusteuerte. Statt sich zu
setzen, blieb er jedoch unschlüssig vor seinem Platz stehen, und trat von
einem Fuß auf den anderen.
"Was ist denn los?" fragte Dawn verwundert.
"Ich...na ja, ich wollte mit euch über was reden..."
"Setz dich doch erstmal hin," versuchte Xander ihn zu beruhigen,
"und dann erzähl uns was los ist."
Andrew schüttelte den Kopf. "Ich bin grad nicht in Sitzstimmung,"
erklärte er fast entschuldigend, und nahm einen Schluck von seinem Shake,
als müsse er sich Mut antrinken. "Also...hm, wie fange ich das jetzt
an?"
"Du hast die Wohnung in Brand gesteckt, während ich auf Fortbildung war?"
scherzte Xander.
"Du bist schwanger?" setzte Dawn noch einen drauf.
Andrew holte tief Luft. "Ich hab überlegt, mir einen neuen Job zu suchen."
Dawn und Xander sahen überrascht auf. "Das wäre super, vielleicht schaffst
du es dann endlich, etwas beiseite zu legen," freute sich Xander. "An
was für einen Job hattest du denn gedacht?"
Andrews Augen begannen zu strahlen. „Im Games In!“ schwärmte er.
"Games was?" fragte
Dawn verwirrt.
Xander rollte mit den Augen. „Games In. Der Comic und Rollenspielladen, in
dem wir vorhin waren, als du Klamotten anprobiert hast. Der Besitzer sucht
ab nächstem Jahr einen neuen Angestellten.“
„Ich weiß nicht, ob ich mich bewerben soll!“ gestand Andrew und warf Dawn
einen unsicheren Blick zu. Tief in ihrem Inneren war Dawn eher skeptisch.
War ein Job in einem Comicladen wirklich das Richtige? Andrew würde sich noch
mehr in seine Welt aus Filmen und Geschichten zurückziehen.
Dawn schüttelte mit dem Kopf, um diesen Gedanken beiseite zu schieben. Sie
hätte sich von Buffy auch Unterstützung für ihren Job beim Fahrradkurier erhofft
und stattdessen nur Skepsis geerntet. Abgesehen davon, warum sollte Andrew
nicht versuchen, mit seinem Hobby Geld zu verdienen? Ein Job, der Spaß machte,
und von dem man Ahnung hatte, war doch das beste, was einem passieren konnte!
Schlussendlich hatte Dawn sich dazu entschieden, Andrew zu unterstützen. Auch
wenn sie sich einen kleinen Rest Skepsis bewahrte.
„Ich finde du solltest dich da bewerben, Andrew!“ sagte Dawn und berührte
ihren Freund kurz am Arm.
„Meinst du wirklich?“ fragte Andrew überrascht. Seine Augen strahlten vor Freude
wie bei einem kleinen Jungen, der unter dem Weihnachtsbaum gerade das tollste
Videospiel aller Zeiten entdeckt hatte.
„Es gibt keinen, der geeigneter für diesen Job wäre als du. Ich meine, wer
kennt sich denn schon besser mit Batman aus, und wer kennt alle Folgen von
Babylon 5?“ fragte Dawn und lächelte aufmunternd. Andrews strahlender Blick
wechselte von Dawn zu Xander.
„Hol dir den Job, Andy!” nickte Xander Andrew zu. Zuerst sah Andrew seine
Freunde noch ein wenig unentschlossen an, doch dann fasste er sich ein Herz,
stand auf und ging beherzten Schrittes an den Schaufenstern vorbei. Einen
Moment später war er hinter der nächsten Ecke verschwunden.
Gedankenverloren blickte Xander ihm nach. Es war wieder einer dieser Momente,
in denen er nicht wusste, was er von dem Jungen halten sollte. War Andrew nun
auf dem Weg erwachsen zu werden, oder flüchtete er sich wieder in seine
kindliche Welt zurück? Jedes Mal wenn Xander
glaubte, Anzeichen in die eine, oder andere Richtung zu entdecken, passierte
wieder etwas komplett anderes, das alle seine Vorahnungen wieder ins Gegenteil
umkehrte. Und das ging jetzt schon die ganze Zeit so...es machte ihn
wahnsinnig.
„Ich muss sagen: Du überraschst mich jedes Mal“ wandte er sich schließlich an
Dawn, die ihm gegenüber saß. Das Mädchen zog verwundert eine Augenbraue hoch.
„Ach ja?“ grinste sie.
Xander nickte. „Du bist skeptisch wegen des Jobs und du hast Zweifel, dass
unser Filmfreak Andrew solch einer Verantwortung gewachsen ist und trotzdem
hast du ihn ermutigt!“ lächelte er.
„Woher?...“ setzte Dawn überrascht an, doch Xander unterbrach sie mit erhobener
Hand.
„Nenn es Intuition!“ lächelte er, wandte seinen Blick von Dawn ab und wieder
der endlos scheinenden Straße aus Schaufenstern und anderen Geschäften zu.
Opening
AKT 1
Buffys und Dawns Wohnung, zwei Tage später
Die Sonne schien hell durch die Fenster zu Dawns Zimmer. Der Radiowecker
links neben ihr auf dem Nachttisch zeigte 09:00 Uhr an. Eigentlich müsste sie
aufstehen, doch ihr ganzer Körper fühlte sich schlapp an und jedes Glied
zentnerschwer.
„Gott! Ich wünschte…“ weiter kam Dawn nicht, denn plötzlich wurde die Tür
geöffnet und Buffys Kopf kam dahinter zum Vorschein.
„Morgen, Schlafmütze! Du solltest schon längst aufgestanden sein!“ lächelte die
Jägerin.
„Geht nicht. Ich fühle mich
zu schwach um aufzustehen. Können wir denen von der Schule nicht einfach sagen
ich wäre tot?“ fragte Dawn mit schwacher Stimme. Buffy zog besorgt die Stirn
kraus, setzte sich an das Bett ihrer Schwester und fühlte ihre Stirn.
„Mein Gott, Dawn! Du glühst ja!“ stellte sie erschrocken fest.
Dawn winkte ab. „Mach dir keine Sorgen! Das ist sicher nur eine stinknormale
Grippe!“
„Mag sein, aber du solltest trotzdem zu einem Arzt gehen!“
Dawn versuchte sich aufzurichten, was ihr nur mit Mühe und unter erheblicher
Anstrengung gelang. „Mach dir keine Sorgen, Buffy! In ein paar Tagen bin ich
wieder fit!!“ Buffy sah ihre Schwester an. Vielleicht machte sie sich wirklich
zu viele Sorgen, vielleicht sah sie Gefahren, wo gar keine waren. Buffy
schüttelte über sich selbst den Kopf und lächelte über ihre Überbesorgnis.
„Na gut, aber ich muss jetzt zu Giles. Gruppensitzung. Meinst du, du kommst
ohne mich klar?“ fragte Buffy besorgt.
„Buffy ich habe eine Grippe und liege nicht im Sterben!“ schmunzelte Dawn über
die Besorgnis ihrer älteren Schwester.
„Gut, aber wenn du was brauchst, rufst du an, okay?“
„Okay. Oh und richte den Anderen schöne Grüße aus!“
Ratsgebäude, etwas später
In gleichmäßigem Takt schlug ein Ast gegen das Fenster von Giles Wohnzimmer.
Faith seufzte und blickte neben sich. Robin sah ein wenig müde aus und Ronah
und Vi stritten sich schon wieder darum wer den besseren Schlag hatte und
wer auf Streife letzte Nacht mehr Vampire vernichtet hatte. Die dunkelhaarige
Jägerin schmunzelte. Buffy und Dawn mit ihren geschwisterlichen Auseinandersetzungen
waren nichts gegen die beiden Jägerinnen.
„Können wir nicht ohne Buffy mit der Besprechung anfangen?“ fragte Faith seufzend,
während sie mit dem Kragen ihrer Jacke spielte. Giles, der seit einer Stunde
damit beschäftigt war die Lichterkette zu entknäulen, rollte entnervt mit
den Augen.
„Nein können wir nicht,“ murmelte er und widmete sich wieder seiner Beschäftigung.
Bis auf ein wenig Lametta und zehn roten Kugeln, die von den Ästen baumelten,
war der Baum doch noch ziemlich kahl.
Gerade als Faith etwas erwidern wollte, hörte man Schritte die Treppe hinunter
poltern. Es war Buffy, die ihre Freunde mit einem freundlichen „Morgen, Leute!“
grüßte.
„Na das wurde auch langsam Zeit“ bemerkte Faith leise und erntete von Giles
einen bösen Blick dafür. „Wie dem auch sei! B. ist da! Können wir jetzt anfangen.
Robin und ich…“ Sie grinste Robin zu, der neben ihr stand und einen Arm um
sie gelegt hatte. Er grinste.
„Müssen wir nicht noch auf Xander und Andrew warten?“ fragte Buffy und sah
sich suchend in dem Zimmer um, so als würden die beiden Jungs sich vor ihr
verstecken.
„Die Beiden sind
krank!“ erklärte Willow. „Die Grippe wahrscheinlich!“
„Muss wohl eine Epidemie rumgehen. Dawn ist auch krank!“ erzählte die blonde
Jägerin und setzte sich endlich neben Kennedy auf den letzten freien Platz
auf das Sofa.
„Also sofern die Grippe die Menschen nicht in Monster verwandelt….Könnten
wir dann mit der Besprechung anfangen!!“ drängelte Faith, wobei sie sich an
Robin lehnte.
„Ja…...“ Giles machte eine bedeutungsvolle Pause, die er nutzte um sich auf
einen Stuhl zu setzen und seine Brille zu recht zu rücken. „ in letzter Zeit
ist es ziemlich ruhig gewesen.“ Er rückte seine Brille ein wenig zurecht und
wandte sich dann bewusst an die vier Jägerinnen.
„Ist doch eine frohe Botschaft? Keine Todesboten, keine Toten. Also können
wir in Ruhe Weihnachen feiern, oder? “ warf Kennedy ein.
„Nein. Das deutet darauf hin, dass der Höllenschlund was ausbrütet“ merkte
Buffy an und wechselte mit Willow einen besorgten Blick.
„Üblicherweise“ seufzte Giles und setzte seine Brille ab um seinen Nasenrücken
zu massieren.
„Meinen sie uns steht was bevor?“ fragte Robin besorgt, worauf er nur ein
Nicken von Giles erntete. Seine Miene war düster geworden, genau wie die von
Buffy und Faith.
„Also sollten wir heute Nacht verstärkt patroullieren?“ fragte Faith unsicher,
obwohl sie die Antwort nur zu genau kannte. Als der Wächter sie nur mit einem
Blick bedachte, seufzte sie. „Sieht aus als müssten wir unseren Abend zu zweit
auf ein andermal verschieben, Schatz!“
Robin nickte verständnisvoll und doch konnte Faith in seinem Gesicht deutlich
lesen, dass auch er lieber mit ihr einen schönen Abend verbracht hätte. Merkwürdig,
dachte Faith, früher gab es für sie so was nicht. Einen ruhigen Abend mit
dem Freund. Wie das klang! Ihr Freund.
„Ist es okay, wenn ich etwas später zu euch stoße?...Ich möchte noch mal kurz
nach Dawn sehen?“ wollte Buffy an ihre Kolleginnen gewandt wissen.
Friedhof, nachts
Es war spürbar kälter geworden in Cleveland. Der Wind heulte über die
Grabsteine hinweg, die sich wie bedrohliche Gestalten vor Faith, Vi, Ronah
und Kennedy auftaten. Obwohl sie schon hunderte Male auf Patroullie gewesen
war, jagte die gespenstische Stille Kennedy einen Schauer über den Rücken.
Nicht einmal das Zirpen von Grillen war zu hören, oder das Summen eines Automotors,
von der nahe am Friedhof gelegenen Straße.
„Gespenstisch!“ kommentierte Kennedy leise.
„Ja“ stimmte Faith neben ihr gedehnt zu, nur um sich dann an Vi und Ronah
zu wenden. „Am besten wir teilen uns auf. Ich will das hinter mich bringen.
Vi, Ronah ihr geht da lang“ Faith deutete nach Osten. „Ken wir gehen in die
Richtung“ und damit deutete Faith geradeaus.
Vi und Ronah lächelten nervös
und taten was Faith von ihnen verlangt hatte, während Kennedy der älteren
Jägerin folgte. Kennedy war nervös und versuchte krampfhaft sich nichts anmerken
zu lassen.
„Mir gefällt das nicht!“ murmelte Faith, deren Blick wachsam auf die Grabsteine
und Bäume vor ihnen gerichtet war.
„Ach dir auch nicht?!“ erwiderte Kennedy. Ihre Stimme klang merkwürdig verbittert.
Ja verdammt!!! Sie hatte Angst. Große Angst. Seit Wochen schon machten die
Vampire sich rar und überhaupt hatte sie schon so ein merkwürdiges Gefühl
seitdem sie das Haus von Giles verlassen hatten. Irgendwas war heute anders
als sonst. Nicht nur der Umstand, dass sie heute mit gleich so vielen Jägerinnen
unterwegs war. Da war noch etwas. Nur konnte Kennedy im Augenblick nicht sagen
was es war. Instinkt?
„Wir sollten wieder zu Giles gehen, Faith! Ich habe bei der ganzen Sache ein
ziemlich mieses Gefühl!“ Kennedy klang so leise, dass sie sich im ersten Moment
nicht sicher war, ob Faith sie überhaupt verstanden hatte. Doch, dass die
erfahrenere Jägerin sich zu ihr umdrehte, bewies, dass
sie es doch gehört hatte.
„Und sagen ihm was? Hör zu mir gefällt das Ganze auch nicht, aber wenn es
uns hilft herauszufinden, was hier eigentlich gespielt wird….“ Faith zuckte
mit den Schultern und sah wieder nach vorne, weil sie glaubte ein Geräusch
gehört zu haben, doch es war nur ein Ast. „Außerdem wird B. sicher auch gleich
hier sein!“ seufzte sie.
Plötzlich zerschnitt ein gellender Schrei die Nacht und ließ Kennedy und Faith
erschrocken zusammen fahren. „Was war das?“ fragte Kennedy nervös.
„Vi!!“ rief Faith und sprintete in die Richtung, aus der sie den Schrei gehört
hatten. Fünf Vampire hatten Vi und Ronah umzingelt. Einer der Blutsauger hatte
Vi zu Boden gedrückt, die verzweifelt ihn abzuschütteln versuchte. „Hilf Ronah!“
befahl Faith Kennedy und rannte dann zu Vi um ihr zu Hilfe zu eilen. Die Lippen
des Blutsaugers waren nur noch ein paar Millimeter von ihrer Halsschlagader
entfernt. Panik machte sich in Faith breit während sie auf die Beiden zu sprintete.
Was wenn sie es nicht rechtzeitig schaffte, wenn der Vampir Vi hier vor ihren
Augen tötete.
Doch was dann geschah ließ Faith mitten auf dem Weg stehen bleiben. Der Vampir
verzog angewidert sein Gesicht und ließ von Vi ab. An seinen Mundwinkeln waren
ein paar Tropfen Blut. Aber Vi war noch am Leben. Der Vampir hatte von ihr
abgelassen!! Er schien sich geradezu vor Vi zu ekeln. Faith erwachte aus ihrer
Erstarrung und trabte die letzten Schritte auf Vi zu und pfählte den immer noch
perplexen Vampir, der gar nicht auf die zweite Jägerin geachtet hatte. Noch
während er zu Staub zerfiel, half sie Vi aufzustehen.
„Alles okay?“ fragte Faith.
„Ich denke schon. Hast du das gerade mitgekriegt?“
schnaufte Vi atemlos.
„Hi! Was ist denn hier los?“ fragte eine Stimme hinter Faith, die zu Buffy
gehörte. Faith sah über ihre Schulter und stellte fest, dass sie mit Hilfe von
Kennedy und Ronah die anderen Vampire vernichtet hatte. Offenbar war Faith zu
sehr mit dem Vampir und Vi beschäftigt gewesen um die blonde Jägerin zu
bemerken.
„Buffy!“ antwortete sie schwach.
„Du nennst mich bei meinem Namen? Was ist los? Geht die Welt unter?“ fragte
Buffy scherzhaft, lachte aber nicht. Denn nach dem Gesichtsausdruck der beiden Jägerinnen
zu schließen war etwas passiert. Um Ronah und Kennedy zu schützen, hatte sie
gar nicht auf das Geschehen weiter vorne geachtet.
„Der Vampir vorhin…“ Vi schluckte schwer. „der wollte mein Blut nicht trinken!“
vollendete sie ihren Satz langsam. Kennedy, Buffy und Ronah trauten ihren Ohren
nicht als sie das hörten.
„Ich dachte Jägerinnenblut ist der Renner unter Vampiren!“ warf Kennedy ein und
erhielt nur ein zustimmendes Kopfnicken von Buffy und Faith zur Antwort.
Ratsgebäude, nächster Morgen
Die
Scoobies hatten sich im Besprechungsraum eingefunden. Alle bis auf Dawn, Xander
und Andrew deren Zustand sich immer noch nicht gebessert hatte.
„Wenn wir wenigstens wüssten, wonach wir suchen. Nach etwas, das in den nächsten
Tagen passieren soll?!“ seufzte Ronah und klappte frustriert ihr Buch zu.
„Zum Beispiel nach einer Antwort auf die Frage warum sich der Vampir letzte
Nacht vor meinen Blut geekelt hat!“ antwortete
Vi und klappte Ronahs Buch wieder auf.
Ronah sah nachdenklich aus dem Fenster. Die Sonne war schon aufgegangen und
ließ die gefrorenen Scheiben der parkenden Autos glänzen. Es war deutlich
kälter geworden. Genauso wie schon letzte Nacht. Dass der Vampir Vi verschont
hatte, war schon ziemlich gruselig gewesen, aber musste das gleich auf eine
apokalyptische Bedrohung schließen? Ronah stützte ihren Kopf in die linke
Hand und sah zu Vi herüber.
„Vielleicht hast du was falsches gegessen?“ überlegte sie
und grinste.
„Ach ja und was?! Knoblauch für den richtigen Blutgeschmack!!“ giftete Vi.
Ronah zuckte mit den Schultern und beließ es nur bei einem Grinsen, hatte aber
nicht mehr die Chance etwas zu erwidern, weil Lily, Giles und Faith den Raum
betraten. Schlagartig verstummen auch die Gespräche zwischen Kennedy, Willow
und Buffy. Die beiden Jägerinnen hatten Willow von dem Vorfall der letzten
Nacht erzählt, während Faith alleine mit Giles und Lily hatte reden wollen.
Erstaunlich, dachte Buffy, wie Faith sich doch verändert hatte.
„Und der Vampir hat von Vi abgelassen sagst du?!“ wollte Giles wissen und
blinzelte ungläubig mit den Augen.
„Ja. Unsere Vi hat noch mal richtig Glück gehabt!“ lächelte die dunkelhaarige
Jägerin.
„Seltsam!“ der Wächter setzte seine Brille ab, legte sie neben Ronah auf den
runden Tisch und massierte sein Nasenbein mit den Fingern. Die letzten Tage,
die er mit Recherche verbracht hatte, forderten ihren Tribut. Er wusste noch
immer nicht was genau es mit Buffys Reitern auf sich hatte und gerade jetzt
mussten Xander, Dawn und Andrew krank werden.
„Wenn der Vampir Vi nicht verschont hätte, wäre Faith ganz schön aufgeschmissen
gewesen“ frotzelte Ronah und fing sich einen wütenden Blick von Faith ein.
„Das stimmt nicht. Ich hatte alles unter Kontrolle!“ zischte sie so scharf,
dass Ronah in ihrem Stuhl ein wenig zurücksank.
„Leute!“ sagte Vi leise, fiel vom Stuhl herunter und zu Boden. Die Freunde
sprangen schockiert von ihren Plätzen auf.
„Vi! Hey komm schon du musst aufwachen!“ rief Buffy, die schnell zu der Jägerin
geeilt war und mit der Hand ihre Stirn fühlte. Sie war heiß. „Sie hat Fieber!“
sagte sie an Giles gerichtet.
Angst ergriff von ihr Besitz. Vi hatte Fieber. Genau wie Xander, Andrew und
Dawn. War es möglich, dass die Drei dasselbe – was immer es war- hatten wie Vi?
In Buffys Kopf überschlugen sich die Gedanken. Was, wenn
Dawn und die Anderen nicht nur eine einfache Grippe hatten, sondern etwas
anderes? Etwas Höllenschlundmäßiges?
Buffy sah noch immer ihren Wächter an und hörte Kennedy schon gar nicht mehr,
die vorschlug Vi in Dawns früheres Zimmer zu bringen, sie spürte auch nicht
wie ihr die bewusstlose Vi von Kennedy und Ronah abgenommen wurde.
„Buffy?“ fragte Giles sanft und legte sanft seine Hand auf ihre Schulter.
Die Jägerin zuckte zusammen, blinzelte und entwand sich sofort wieder Giles
Griff.
„Was ist denn los, B.?“ fragte Faith besorgt. Buffy stand auf.
„Nichts. Ich habe
mich nur gefragt, ob Vi vielleicht dasselbe hat wie Dawn, Xander und Andrew
und ob es vielleicht nicht nur eine einfache Grippe ist“ antwortete sie leise.
„Der Gedanke ist mir auch gerade durch den Kopf gegangen!“ gestand Giles mit
düsterer Miene.
„Wenn der Vampir Vi´s Blut verschmäht hat, dann müssen wir vielleicht da anfangen
zu suchen?“ warf Willow ein.
„Im Radio haben sie vorhin etwas von noch mehr Erkrankten gebracht. Ich wollte
es euch sagen bevor Vi zusammengebrochen ist. Der gleiche Krankheitsverlauf
wie bei Dawn, Andrew, Xander und Vi. Inzwischen sollen an die dreißig Krankheitsfälle
im Krankenhaus von Cleveland eingeliefert worden sein!“ erklärte Lily.
„Faith und ich sehen uns im Krankenhaus um. Vielleicht kann uns ein Arzt erklären
was für eine Krankheit das ist“ entschied Buffy. Faith nickte ernst.
„Gut. Wir bleiben hier und….ähm recherchieren weiter!“ erwiderte Giles.
Krankenhaus von Cleveland, Vormittag
Die Isolierstation des Krankenhauses platzte aus allen Nähten. Ständig
brachten Schwestern in weißen Anzügen und Masken neue Erkrankte herein. Buffy
und Faith konnten sie durch eine Glasscheibe in der Wand hindurch sehen. Sie
sahen schlimmer aus als Vi und die Anderen. Einige hatten rote, dicke Punkte
im Gesicht, anderen tropften dicke Schweißperlen von der Stirn.
„Haben die alle, dasselbe wie unsere Freunde?“ fragte Faith besorgt und ohne
den Blick von den vielen, kranken Menschen abzuwenden. Ein Patient ganz nah
bei Faith fing plötzlich an Blut zu spucken. Die Jägerinnen drehten sich weg.
„Sieht so aus. Jetzt müssen
wir noch einen Facharzt für Virusinfektionen finden!“ seufzte Buffy und sah
sich auf dem schier endlos erscheinenden Gang des Krankenhauses um. Schwestern
und Ärzte eilten hektisch umher und schienen
von den beiden Frauen gar keine Notiz zu nehmen. Die Meisten stellten so finstere
Mienen zur Schau, dass Buffy und Faith sich gar nicht trauten sie anzusprechen.
Ein Arzt, der aus dem Raum kam, in dem sich die Erkrankten befanden, erregte
Buffys Aufmerksamkeit. „Entschuldigen sie?“ fragte sie zaghaft. Der Arzt sah
auf. Er trug eine Brille mit dünnem Gestell, sein Haar wies schon erste graue
Ansätze auf. Buffy schätzte ihn auf ungefähr 43 – 45 Jahre. Er lächelte Buffy
freundlich an.
„Dr. Albertsson wie kann ich ihnen helfen Miss…äh“ Der Blick des Arztes pendelte
fragend zwischen Buffy und Faith hin und her.
„Summers. Buffy Summers und das ist F....Au!!" machte Buffy als sie von
Faith einen unsanften Stoß in die Rippen erhielt. Da fiel es ihr wieder ein.
Faith war ja nach wie vor für die Behörden eine gesuchte Verbrecherin. "Ähm...Ich
meine Milli Rogers, eine Freundin von mir."
Der Arzt nickte und kräuselte die Stirn so als wolle er sich diese beiden
Namen gut einprägen. „Wir wüssten gerne mehr über diese….ähm Grippewelle.
Halb Cleveland scheint sich ja angesteckt zu haben.“ Während Buffy mit dem
Finger auf das Plexiglas deutete, hinter dem man es husten und keuchen hören
konnte, huschten ihre Gedanken kurz zu Dawn und ihren Freunden.
„Es ist wirklich…“ Dr. Albertsson setzte seine Brille ab, steckte sie in die
Brusttasche seines weißen Kittels und suchte nach passenden Worten. „ungewöhnlich.“
„Was meinen sie?“ fragte Faith unfreundlicher als sie beabsichtigt hatte.
Doch der Mediziner verzog keine Miene. Wahrscheinlich hatte er den Unterton in ihrer Stimme ignoriert.
„Nun einerseits weisen unsere Patienten Symptome einer normalen Grippe auf.
Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, aber mit der Zeit beginnt sich die Krankheit
in eine völlig andere Richtung zu entwickeln. Sie verläuft bei jedem Patienten
verschieden. Die Einen haben Blut im Stuhl, die anderen werden Gelb im Gesicht
und andere weisen rote Flecken am ganzen Körper auf. Es ist als…..“ Dr. Albertsson
machte eine dramatische Pause, in der er seufzte und einen besorgten Blick
zu dem Krankenzimmer war. „..würden sich viele Krankheiten miteinander vereinen.
Und jeden Tag kommen neue Infektionen hinzu. Wir stehen vor einer Epidemie!“
Buffy und Faith wechselten einen alarmierten wie verzweifelten
Blick. Wieder schossen der blonden Jägerin die Gedanken an Dawn, Vi, Andrew
und Xander durch den Kopf. Buffy hatte Angst vor der Antwort auf die nächste
Frage, aber sie musste sie trotzdem stellen. „Wissen sie schon wie man es
bekämpfen kann?“
Dr. Albertsson lachte bitter auf. „Na sie machen mir Spaß. Bisher sind drei
Tage vergangen seit der erste Krankheitsfall bei uns eingeliefert wurde. Wir
wissen ja nicht mal was die Erkrankung auslöst oder wie man sich anstecken
kann. Deshalb haben wir die Infizierten vorsichtshalber unter Quarantäne gestellt!
Bisher gibt es noch keine Toten, aber ich bin mir sicher, dass jede einzelne
Infektion zum Tod führt, weil kein Körper einer
so hohen Anzahl von verschiedenen Krankheitsviren, die zum Teil allein schon
tödlich sind, standhalten kann. Was wir dringend brauchen ist ein Gegenmittel!“
Buffys Blick glitt nur noch an Dr. Albertsson vorbei, während seine Worte
in ihrem Kopf wiederhallten und ihr Kopfschmerzen verursachten.
„Danke!“ sagte sie. Ihre Stimme klang so als sei sie gar nicht richtig hier.
Ihr Körper ja, aber ihr Geist war immer noch bei dem was der Mediziner ihnen
gerade eben erklärt hatte, was er Buffy gezeigt hatte. Kein Dämon oder Monster
hatte Dawn, Xander und den Anderen das zugefügt. Obwohl Buffy als Jägerin
außergewöhnliche Kräfte besaß hatte sie ihrer Mutter damals nicht helfen können. Sie war letztendlich gestorben. Riley
hatte es treffend formuliert. „Buffy. Menschen werden krank. Da hilft auch
kein Zauber!“ Tränen der Wut und Verzweiflung rannen der Jägerin über
die Wangen. Wie sollte sie es mit einem Virus aufnehmen? Konnte sie das überhaupt?
Musste sie das Leben ihrer Schwester und ihrer Freunde in die Hände der Ärzte
legen?
Plötzlich hielt es Buffy keine Sekunde länger mehr in diesem Krankenhaus.
Der Geruch nach Desinfektionsmittel und Medikamenten drohte ihr die Luft zum
atmen zu nehmen. Ohne auf Faith zu achten stürmte die blonde Jägerin auf die
beiden Glastüren, über denen das Schild „Ausgang“ stand, zu.
„Hey B.! Warte!“ rief Faith und folgte ihr aus dem Krankenhaus. Draußen holte
sie Buffy ein und zwang sie zum Stehen bleiben. Buffy rang um Fassung und
drehte sich zu Faith um. Jetzt wirkte sie wieder ruhig und beherrscht. Faith
musste ja nicht mitkriegen, dass die Sache mit dem Virus Buffy zu schaffen
machte.
„Was war eben los?!“ fuhr Faith ihre blonde „Kollegin“ unbeherrscht an.
„Ich habe keine Ahnung wovon du redest!“ wehrte Buffy ab und drängte sich
an Faith vorbei. Doch die dunkelhaarige Jägerin ließ nicht locker.
„Für wie blöd hältst du mich
eigentlich, B.?!“ zischte Faith, die Buffy nach ein paar Schritten eingeholt
hatte und nun neben ihr herging. Es war gar nicht so leicht mit Buffy mitzuhalten,
da die blonde Jägerin ein Tempo vorlegte als sei der Teufel persönlich hinter
ihr her. „Ich weiß doch, dass du irgendwas hast. Du hast so merkwürdig reagiert
als uns Dr. Albertsson von dieser Krankheit erzählt hat!“ setzte Faith wütend
über die abwehrende Haltung von Buffy nach.
„Das…“ Buffy sah Faith an, zögerte und fügte vorsichtig hinzu: „geht dich
nichts an. Los. Wir wissen genug also sollten wir von hier verschwinden!“
Diesmal hielt Faith sie am Arm fest und zwang Buffy so stehen zu bleiben und
sie anzusehen.
„Ich will wissen was dein Problem ist. Vorher gehen wir nirgendwo hin!“ entschied Faith und funkelte Buffy entschlossen an.
„Lass mich los, Faith. Ich warne dich. Tu das nicht.“ Drohte Buffy.
Faith hielt es für klüger nachzugeben. Abgesehen davon war keine Zeit sich mit ihr zu streiten. Es gab wichtigere Probleme zu lösen.
„Wir sollten gehen“ entschied die blonde Jägerin, machte
sich von Faith los und ging schnellen Schrittes weiter. Bloß weg, bevor sie
ausgerechnet mit Faith doch noch anfing über ihre Gefühle zu reden.
„Findest du es eigentlich nicht auch merkwürdig, dass wir es mit einem Virus zu
tun haben, das es in der Form noch nicht gegeben
hat?“
„Worauf willst du hinaus?“ fragte Buffy verwirrt, von Faiths
Geistesblitz. Anscheinend hatte sie sich damit abgefunden, dass sie, Buffy,
nicht über ihr Gefühlsleben sprechen wollte.
„Die ganze Sache stinkt für mich verdammt nach Höllenschlund wenn du mich
fragst“ murmelte die andere Jägerin und zog eine finstere Miene, während Buffy
nachdenklich vor sich hin starrte. Faiths Vermutung war gar nicht mal so
abwegig. Die Sorge um Dawn und ihre Freunde hatte ihr noch gar keine Zeit
gelassen über diese Möglichkeit nachzudenken.
„Du hast Recht!!“ sagte Buffy schließlich von der Richtigkeit von Faiths
Theorie überzeugt. „Hör zu wir treffen uns nachher bei Giles. Ich werde nach
Hause fahren und Dawn holen. Ich fühle mich irgendwie nicht wohl bei dem
Gedanken, dass sie mit so einer schweren Krankheit alleine zuhause ist.“
„Okay ich hoffe du reißt mir für diese Frage jetzt nicht den Kopf ab, B. Aber
Dawn könnte doch ansteckend sein, oder?“
Buffy kaute auf ihrer Unterlippe. Der Einwand war berechtigt, aber blieb ihr
eine andere Wahl? Wenn Dawn ohnmächtig werden sollte oder Hilfe brauchte, war
niemand da um sich um sie zu kümmern. „Mit Vi hatten wir auch Kontakt und haben
uns bis jetzt nicht angesteckt. Und falls doch ist jetzt ohnehin zu spät.“ Die
Überzeugung in Buffys Stimme ließ Faith nicht weiter widersprechen und so
vereinbarten die Jägerinnen, dass Faith Giles und die anderen Scoobies von den
neuesten Kenntnissen ins Bild setzte, während Buffy ihre Schwester ins
Ratsgebäude bringen sollte.
Xanders
und Andrews Wohnung, Mittags, selber Tag
"Ein
neues, geheimnisvolles Virus breitet sich derzeit wie ein Lauffeuer hier in
Cleveland aus. Mediziner und Wissenschaftler stehen vor einem Rätsel. Tagtäglich
werden mehr Opfer des heimtückischen Virus in das Krankenhaus hinter mir eingeliefert.
Auf Anfragen von Journalisten antworten die Ärzte mit „Kein Kommentar“. Auch
das Gesundheitsministerium und der Innenminister schweigen sich aus. Nur der
Bürgermeister von Cleveland war bereit für ein kurzes Statement. „Wissenschaftler
und Ärzte stehen vor einem Rätsel ein Virus mit derartigen Symptomen gab es
in der Geschichte der Medizin noch nie. Ich kann alle Bürger von Cleveland
nur bitten jetzt Ruhe zu bewahren und sich - falls sie Symptome bei sich oder
anderen bemerken - im Krankenhaus zu melden. Vielen Dank.“ So weit der Bürgermeister
zur aktuellen Lage in Cleveland. Wir werden sie natürlich über den Stand der
Dinge auf dem Laufenden halten. Ich bin Olivia Rice für Kanal 9 und gebe ab
ins Studio.“
Xander schaltete
den Fernseher leiser, als die Reporterin verschwunden war und zwei Experten
über die Situation zu diskutieren begannen. Er war auch so schon nervös genug.
Man brauchte kein Genie sein, um zu erraten, dass ihn das gleiche Virus erwischt
hatte, wie all die Leute von denen Olivia Soundso von Kanal Sowieso gerade
eben noch gesprochen hatte.
Er hörte, wie jemand neben ihm laut hustete und schnäuzte. Aus seinen Gedanken
gerissen, blinzelte er mit den Augen und warf einen Blick neben sich. Andrew
lag zusammengerollt auf seiner Couch, das Gesicht in seinem Spiderman Taschentuch
vergraben. Dieser Anblick ließ in Xander Mitleid keimen und erinnerte ihn
gleichzeitig an seine eigene Angst. "Andrew?“ fragte er zaghaft und erweckte
so die Aufmerksamkeit des blonden, jungen Mannes, der ihn aus, von der Erkältung
geschwollenen Augen, nun ansah. "Alles okay?“ setzte Xander nach und
noch während er die Frage stellte, wusste er wie blöd sie gewesen war.
"Nein.“ Andrew's Stimme klang düster und hoffnungslos. "Wir werden
sterben. Wir werden vollkommen sinnlos an einer Krankheit sterben."
Xander hievte sich aus seinem Sessel, was ihn angesichts des hohen Fiebers
an Kraft kostete. Aber er wollte überzeugend auf Andrew wirken, ihm Hoffnung
geben. "Das werden wir nicht!“ sagte er bestimmt und unterstrich seine
Aussage mit einer Miene, die überzeugt aussehen sollte, auch wenn es ihm nicht
ganz gelang.
Andrew schüttelte trotzig mit dem Kopf. "Doch. Du hast doch den Fernsehbericht
gesehen!“
"Das muss gar nichts heißen…", versuchte Xander es weiter, und setzte
sich zu Andrew auf die Couch. "Es gab schon öfter schwierige Situationen
für uns und die haben wir alle gemeistert.“
"Wenn…“ Andrew hustete heftig, "…wenn wir es mit dem Urbösen oder
der Zahnfee von Darkness Falls zu tun hätten, würd' ich dir sofort recht geben,
aber hier geht es nun mal um ein Virus! Wie in Outbreak, oder Resident Evil,
oder 28 Days Later. Superkräfte können da nichts ausrichten!“
So sehr Xander es auch ängstigte. Es steckte ein Körnchen Wahrheit in Andrew's
Aussage. "Wenn du jetzt nicht aufhörst, hier rumzujammern, bringe ich
dich selber um!“ fauchte er, die Angst hatte sich wie ein bleierner Mantel
über ihn gelegt. Andrew schnappte beleidigt nach Luft, doch Zeit für eine
Diskussion blieb nicht, denn Xander war ans Telefon gegangen und wählte eine
Nummer. Der blonde Junge, der noch immer auf der Couch lag, zog die Stirn
kraus. "Wen rufst du an?“ fragte er.
"Giles? Hier ist Xander.“
Giles Wohnung
"Ah…Hallo, Xander!“ Giles
wurde es unbehaglich zumute. Irgendwie ließ ihn das Gefühl nicht los, dass
Xander wegen dem Virus anrief. Sollte er ihm die Wahrheit sagen? Oder war
es besser, ihn nicht in Aufregung zu versetzen? Falls er wirklich an dem Virus
erkrankt war.
Xanders Apartment
"Uhm…Andrew und ich haben es in den Nachrichten gesehen. Ist es wahr?
Ein Virus?“ Xander schluckte, warf Andrew einen Blick zu und wartete gebannt
darauf, dass Giles eine Antwort gab. Doch erst mal tat sich gar nichts. Xander
glaubte sogar, zu hören wie der Wächter seine Brille putzte, und wider Willen
musste er grinsen.
Giles Wohnung
Giles haderte mit sich und entschied sich dann doch dafür Xander von Vi und
Dawn zu erzählen. Was nützte es, wenn er ihm eine Lüge erzählte oder nur
Halbwahrheiten von sich gab? "Ja, ich fürchte, das ist es. Dawn ist krank
geworden und Vi hat plötzlich hohes Fieber bekommen. Letzte Nacht a-als sie mit
Faith und den anderen auf Patroullie war, hat ein Vampir ihr Blut verschmäht.“
Xanders Apartment
"Merkwürdig“ murmelte Xander und wippte nervös auf seinen Fußballen herum.
Das, was Giles ihm da erzählt hatte, trug nicht gerade dazu bei, seine Sorge zu
mildern. Dabei hatte er gehofft, ein Anruf bei Giles würde ihn ein wenig
beruhigen. "Wie schlimm ist es?...Ich meine, falls wir von dem Virus
betroffen sind, Giles…“
Giles Wohnung
"Wir versuchen gerade herauszufinden was die Ursache ist. Buffy und Faith
sind im Krankenhaus und suchen nach Informationen.“
Xanders Apartment
"Was ist, wenn die Krankheit weiter….also, wenn Buffy nicht herauskriegt,
was es ist, und die Ärzte…“ Seine Stimme zitterte ein wenig, und das erstaunte
Xander mehr als alles andere. Seit Anya gestorben war, hatte sich er mehr als
einmal gewünscht, bei ihr zu sein und nun, da eine gefährliche Krankheit in der
Stadt wütete, mit der er wahrscheinlich infiziert war, wünschte er sich nichts
weiter als am Leben zu bleiben.
Giles Wohnung
"Mach dir darüber keine Gedanken. Buffy und Faith finden sicher schnell
heraus, was es ist und bis jetzt ist ja nicht gesagt, dass das Virus, nun ja….“
Giles verstummte. Verlegenes Schweigen trat ein. Bis es dem Wächter zu
unangenehm wurde. "Hör zu, ich werde Willow und Kennedy zu euch schicken,
um euch abzuholen. In eurem Zustand ist es nicht klug, euch allein zu
lassen."
Xanders Apartment
"Ist gut. Bis dann!“ antwortete Xander wie automatisch und legte den Hörer
zurück auf die Gabel. "Und was ist? Was hat er gesagt?“ fragte Andrew
ungeduldig und setzte sich ein wenig auf.
"Vi und Dawn haben wohl dieselbe Krankheit wie wir und die anderen. Buffy
und Faith sind im Krankenhaus und versuchen herauszufinden, ob wir es…du weißt
schon…mit was Übernatürlichem zu tun haben!“
"Verstehe. So wie Superman und das grüne Kryptonit!“ erwiderte Andrew
sanft. "Tut mir leid, wenn ich dir vorhin Angst gemacht hab', das wollte
ich nicht." Tränen hatten sich in seinen Augen gebildet und Xander bekam
das Gefühl, etwas sagen zu müssen, um sich für seine harten Worte von vorhin zu
entschuldigen.
"Buffy wird es schon schaffen, Andrew! Niemand wird sterben. Nicht du,
nicht ich, nicht Dawn oder Vi, okay?“ erklärte er bestimmt und wuschelte durch
Andrew's Haare wie bei einem kleinen Jungen. Andrew zwang sich zu einem
Lächeln, und nickte dann. "Natürlich nicht. Es war meine Schuld, ich hätte
so etwas nicht sagen dürfen."
"Nein, niemand ist schuld! Also, Giles meinte, er schickt Willow und
Kennedy her, um uns abzuholen. Vielleicht können wir helfen!“ rief Xander
munter.
Buffys und Dawns Wohnung
selber Tag
Dawns Fieberthermometer zeigte 40 Grad an. Ein besorgtes Stirnrunzeln zeichnete
sich auf Buffys Stirn ab. Das Fieber war gestiegen und Buffy fragte sich wie
viel Zeit ihrer Schwester noch blieb, bis es wirklich bedrohlich wurde. 40 Grad
an sich war ja schon eine hohe Temperatur. Es war ein Wunder, dass Dawn
überhaupt noch ansprechbar war und realisierte was um sie herum geschah.
Offensichtlich realisierte der Teenager so gut, dass ihm Buffys Sorgenfalten
nicht entgingen.
„Was ist los?“ fragte Dawn deshalb in einem Tonfall, der klar machte, dass sie
sich mit ausweichenden Antworten nicht abspeisen lassen würde.
Buffy zuckte bei dem Klang von Dawns Stimme zusammen als sei sie gerade aus
einem Tagtraum gerissen worden. „Nichts.“ Erklärte die Jägerin bestimmt und
legte das Fieberthermometer auf Dawns Nachttisch, der
sich direkt neben dem Bett befand. „Du hast Fieber…..Ich muss zurück zu
Giles, aber ich will dich nicht alleine lassen.“
„Ich komm schon klar“ versicherte Dawn und schmunzelte sogar ein wenig. Buffys
Miene hingegen blieb ernst. Fast sogar schon ängstlich. Dawn war verunsichert.
„Du hast Angst!“ stellte das Mädchen deshalb fest.
Buffy wich dem Blick ihrer Schwester aus. Sie konnte Dawn
nicht sagen, dass ein dämonisches Virus vermutlich für den ganzen Spuk hier
verantwortlich war. „Ich will eben nicht, dass du alleine bist, wenn du krank
bist. Das ist alles! Darf man sich jetzt nicht mal mehr Sorgen um seine kleine
Schwester machen?“ erwiderte die Jägerin gespielt entrüstet.
„Ich bin größer als du und außerdem nicht dumm. Du verschweigst mir was, Buffy.
Los raus damit!“ erwiderte Dawn und funkelte ihre Schwester an.
„Na schön.“ Gab Buffy sich geschlagen. „Wir glauben, dass ein dämonisches Virus
hinter der ganzen Sache steckt. Faith und ich waren im Krankenhaus. Die
Quarantänestation war völlig überbelegt und der Arzt, mit dem wir gesprochen
haben, meinte, dass es solch eine seltsame Krankheit in der Geschichte noch nie
gegeben hat.“ Den letzten Satz hatte Buffy nur noch geflüstert. Dawn starrte
ihre Schwester fassungslos an, unfähig zu glauben was sie da soeben erfahren
hatte. Erkenntnis spiegelte sich in ihren Augen wider.
„Es ist tödlich nicht wahr?“ fragte sie und wagte nicht Buffy anzusehen, wozu
sie schließlich aber gezwungen war, da die nichts weiter konnte als stumm mit
dem Kopf zu nicken.
„Zieh dich an. Ich bringe dich zu Giles und den Anderen!“ entschied Buffy,
stand auf und verließ das Zimmer. Als sie die Tür zu Dawns Zimmer geschlossen
hatte, lehnte die Jägerin sich verzweifelt gegen die Tür, schloss die Augen und
versuchte die aufkeimenden Tränen zu unterdrücken. Buffy wollte stark sein. Für
Dawn. Für Xander. Für Andrew und für Vi.
Ratsgebäude
Giles Wohnung, Nachmittag
Hektisches
Klopfen an der Türe zwang Giles dazu sich von dem Buch, in dem er gerade stöberte,
zu lösen und aufzusehen. Ronah, Lily und Robin blätterten ebenfalls in Büchern
doch keiner schien sich an dem wilden Klopfen an der Tür zu stören.
„Ja springt nicht alle gleich auf, weil es an der Tür klopft. Der Brite macht
schon auf!“ murmelte Giles verärgert und machte sich daran dem ungeduldigen
Besucher zu öffnen. Auf seinem Weg zur Tür hämmerte jemand hektisch dagegen.
„Ja doch! Ich bin ja schließlich nicht taub!“ schimpfte der Wächter und machte
die Tür einfach auf.
„Die Tür war nicht abgesperrt?“ fragte Faith verdutzt.
„Nein, Faith. Das ist sie nie“ erklärte Giles in betont verständnisvollem
Tonfall, ehe er ein murmelndes: „und manchmal bedauere ich das zutiefst!“
hinzufügte.
„Das habe ich gehört!“ entrüstet faltete Faith die Arme vor ihrer Brust zusammen
und fixierte Giles, den sie nun völlig aus
dem Konzept gebracht hatte.
Der Wächter runzelte die Stirn, während er verzweifelt nach einer Möglichkeit
suchte um sich aus dieser peinlichen Situation zu befreien. „W-Wo ist Buffy?“
stotterte er deshalb. .
„Wie wäre es, wenn ich zuerst reinkomme?“ erwiderte Faith grinsend darüber,
dass sie es geschafft hatte, Giles zu verunsichern, und trat ein ohne darauf
zu warten, dass der Wächter sie hereinbat.
Für einen kurzen Moment schien Giles verlegen über seine Unhöflichkeit gegenüber
Faith zu sein und gerade als er den Mund öffnen und sich entschuldigen wollte,
klopfte Faith ihm freundschaftlich auf die Schulter und meinte: „Ach vergessen
sie´s. Sind die anderen im Konferenzraum?“
„Sie…ähm…recherchieren!“ bestätigte Giles mit einem vorsichtigen lächeln.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, machte sich die dunkelhaarige Jägerin
auf den Weg in den Konferenzraum. Giles folgte ihr.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, machte sich die dunkelhaarige
Jägerin auf den Weg in den Konferenzraum, der nicht nur den Treffen mit Mitgliedern
des Rates diente, sondern zum größten Teil auch für „Scoobie-Treffen“ – wie
Xander die Treffen bei Giles zur Recherche oder Besprechung des neuesten Falles
immer bezeichnete. Giles folgte Faith.
„Hallo, Leute!“ begrüßte sie Ronah und Lily, während Robin einen kurzen Kuss
auf den Mund bekam. „Ist das der klägliche Überrest der Gang?“ fragte Faith
und sah sich suchend nach Kennedy und Willow um.
„Sie holen Xander und Andrew“ erklärte Ronah ohne von dem Buch von ihr aufzusehen.
„Gut. Fein. Also Buffy sieht mal nach der Kleinen und kommt dann her. Wir
waren im Krankenhaus.“
Giles wechselte einen besorgten Blick mit Lily, ehe er sich neben sie setzte
und Faith fixierte. Auch Ronah hatte ihren Blick nun doch gehoben und Faith
zugewandt.
Unbehaglich zumute wegen all der Aufmerksamkeit, die sie nicht gewohnt war,
räusperte Faith sich und musterte ihre Freunde nacheinander kurz. „Es sieht
übel aus. Der Arzt, mit dem wir gesprochen haben, sagte etwas von einem Virus…ziemlich
üble Sache…jedenfalls….zuerst sieht alles nach einer ganz normalen Grippe
aus, aber nach einiger Zeit gehen die Symptome auf einmal in eine ganz andere
Richtung. Bei jedem anders Gelbe Flecken auf der Haut und so weiter…“ Die
dunkelhaarige Jägerin seufzte als sie ihren Monolog beendet hatte und nahm
neben Robin Platz, auf dessen Gesicht sich nun Sorgenfalten abzeichneten.
Faith nahm seine Hand und drückte sie kurz, was ihr zugleich selbst Kraft
gab.
„Davon habe ich gehört…“ warf Lily gedehnt ein. Alle Blicke hefteten sich
auf sie. Die Wächterin lächelte. „Der Rat warnt schon seit Ewigkeiten vor
einem dämonischen Parasiten, der eines Tages zu einer Bedrohung für die Menschheit
werden könnte, aber irgendwie scheint keiner diese Warnung ernst zu nehmen.“
Bei dem letzten Satz konnte es sich Lily nicht verkneifen Giles einen kurzen
Blick zuzuwerfen, der den sarkastischen Unterton in ihrer Stimme noch untermalte.
„Ich bitte dich, Lily. Von
einer Übertragung auf Menschen gibt es keinerlei Berichte!“ erwiderte Giles
mit Nachdruck.
„Könnte mich mal jemand aufklären?“ warf Faith ungeduldig ein.
„Über das Virus ist nicht viel bekannt. Es gibt winzig kleine, dämonische
Parasiten. Genannt Parzyloten. Wer sich mit dem Erreger infiziert hat….nun
ja…stirbt über kurz oder lang“ erklärte die Wächterin und auf Faiths bestürzten
Blick hin, beeilte sie sich noch hinzuzufügen: „aber bis jetzt wissen wir
ja noch nicht mal, ob es sich wirklich um das Virus von einem Parzyloten handelt.“
Kurz entschlossen schnappte sich Faith ein Buch, das verstreut mit vielen
anderen Büchern auf dem Tisch lag und erklärte: „Tja, dann finden wir das
eben heraus.“
Ratsgebäude, Giles Wohnung, später Nachmittag
Giles hatte die Tür geöffnet und erschrocken feststellen müssen, dass es Buffy
war, die die sichtlich schwache Dawn stützte. Ein Arm des Teenagers hing kraftlos
über Buffys Schulter, während der Andere scheinbar nutzlos von der Seite wegbaumelte.
Kurzerhand schlug Giles vor Dawn nach oben zu Vi zu bringen und packte mit
an. Dabei kostete es ihn mehr Kraft als Buffy, die schließlich Jägerinnenkräfte
vorzuweisen hatte.
Nach einer Weile gelang es ihnen doch. Dawn wimmerte leise als ihr Körper
mit der Notpritsche in Berührung kam, auf der Buffy lange Zeit geschlafen
hatte und die Giles extra für Dawn aufgestellt hatte. Buffy deckte sie zu
und bedeutete Giles mit einer Handbewegung ihr in den Konferenzraum
zu folgen.
„Hi, Leute!“ grüßte sie müde.
„Wie geht es Dawn?“ fragte Ronah und blickte besorgt zu der blonden Jägerin
auf. Statt einer Antwort schlang Buffy ihre Arme um sich als sei ihr schrecklich
kalt.
„Wir haben zwar ein bisschen rausgefunden, aber ich fürchte ansonsten stecken
wir in einer Sackgasse, B.“ berichtete Faith mitfühlend. Am liebsten hätte
sie Buffy einen Gegner präsentiert, gegen den sie kämpfen konnte. Aber alles
was sie hatten, war die Vermutung von Lily, dass es sich um einen Parasiten
dämonischer Art handeln könnte.
„Ja. Lily hat von einem Par- irgendwas erzählt“ pflichtete Ronah bei. Buffys
Blick richtete sich auf Lily.
„Parzyloten. Und alles was ich aufgestellt habe, waren Vermutungen. Bis jetzt
haben wir keinen Hinweis darauf, dass es sich tatsächlich um einen Parzyloten-Parasit
handelt“ gab die Wächterin zu Bedenken. „Es gibt da einen Spezialisten. Professor
Hamill. Er…er hat dem Rat oft geholfen, wenn es um Virusinfektionen besonderer
Art ging.“
„Na klasse!! Da hätten wir uns das Lesen sparen können“ maulte Ronah worauf
sie sich einen strafenden Blick von Faith, Robin und Giles einhandelte. Die
Jägerin sank daraufhin ein wenig im Stuhl ein.
Lily sah Buffy an als erwarte sie von ihr eine Anweisung, irgendwas.
„Worauf warten sie noch? Nehmen sie mit ihm Kontakt auf!“
Kaum hatte Buffy fertig gesprochen, tauchten Kennedy, Willow, Xander und Andrew
im Konferenzraum auf. Die Jungs wirkten blass und erschöpft. Xander musste
sich sogar von Willow stützen lassen, während Kennedy hinter Andrew stand
um ihn auffangen zu können, falls er in Ohnmacht fallen sollte.
„Hey!“ begrüßte Buffy ihren besten Freund. Sie umarmten sich. Es tat gut Buffy
im Arm zu halten, spendete Trost und Zuversicht.
„Zuerst Syphilis und jetzt das……Ich sollte
mich zuhause verkriechen und gar nicht mehr rauskommen!“ Xander lächelte Buffy
schwach an, was sie erwiderte.
„Na ja du ziehst dämonische Krankheiten eben an“ sagte sie.
„Und Frauen“ korrigierte Xander mit einem wehmütigen Ausdruck im Gesicht.
Giles räusperte sich und erklärte, er werde Willow und Kennedy zeigen wo sie
Andrew und Xander hinbringen können.
Giles Wohnung, zwei Stunden später
„Hier
ist Olivia Rice für Kanal 9 mit den neuesten Entwicklungen über das Virus,
dass sich derzeit wie ein Lauffeuer in Cleveland ausbreitet. Die Behörden
befürchten eine Ansteckung weit über die Stadt hinaus und haben Quarantäne
angeordnet. Niemand darf die Stadt verlassen oder sie betreten. Wie uns der
zuständige Arzt, Dr. Albertsson vor knapp einer halben Stunde mitteilte, sind
nun schon zwei Menschen an den Folgen des Virus gestorben. Er betonte aber
ausdrücklich, dass die Krankheit nicht gezwungener Maßen tödlich enden muss.
Bei den Verstorbenen handelt es sich um einen 16-Jährigen und eine 49 Jahre
alte Frau. Wir werden sie auf dem Laufenden halten. Ich bin Olivia Rice für
Kanal 9 und damit zurück ins Studio.“
Werbung wurde eingeblendet und Giles schaltete ab. Stündlich berichtete das
Fernsehen über die neueste Entwicklung in Sachen
Virus. Doch mit jeder Stunde, die verging wurden die Nachrichten schlimmer.
Und sie waren der Lösung noch immer keinen Schritt näher.
„Die Zeit rennt uns davon!“ sagte Buffy besorgt.
„Ja. Wenn wir nicht bald herausfinden wie wir das Virus aufhalten können….nun…dann…“
Giles wagte den Satz nicht zu beenden und ein Blick in die Gesichter der Anderen
bestätigte ihm, dass er das auch nicht brauchte. Ihnen allen war klar wie
ernst die Situation war.
Lily betrat das Wohnzimmer, in dem die Clique saß und die Nachrichten verfolgt
hatte. Die Gesichter und all die Hoffnung, die sie in die
Neuigkeiten legten, die Lily ihnen brachte, bereiteten der Wächterin
Unbehagen. „Ich habe gerade mit einem Spezialisten aus Houston telefoniert,
Professor Hamill. Er hat versprochen mit dem nächsten Flug zu kommen…“
„Aber niemand darf die Stadt betreten“ unterbrach Kennedy und deutete auf
den schwarzen Fernsehbildschirm.
Lily war ein wenig gekränkt über die Unterbrechung und machte sich auch keine
Mühe, dass vor der Jägerin zu verbergen. Demonstrativ räusperte Lily sich.
„Ja. Dazu wäre ich gleich gekommen. Rupert würdest du deine Kontakte spielen
lassen?“
„Natürlich.“ Antwortete er und war schon aus dem Zimmer verschwunden.
„Kontakte?“ fragte Faith.
„Nicht nur Wächter arbeiten für den Rat, sondern auch Angestellte in Behörden
oder Politiker. Damit wir in Fällen wie diesen reagieren können.“ Erklärte
Lily.
Buffy tauschte
mit Willow einen Blick. Mit Unbehagen erinnerte sich die Jägerin daran wie
der Rat ihr gedroht hatte Giles außer Landes zu schaffen, indem sie ihm die
Greencard abspenstig machten. Damals hatte Buffy nur an leere Drohungen von Travers geglaubt, aber nun wo Lily erzählte
in welchen Bereichen überall Wächter saßen…..
Die Macht, die der Rat besaß war für die Jägerin ein weiteres Indiz dafür,
dass sie dem Rat der Wächter nicht trauen konnte. Giles vielleicht, aber der
ganzen Institution?
Ungeduldiges Klingeln unterbrach Buffys Gedankengang. Giles war vermutlich
gerade dabei mit einem seiner Kontakte zu telefonieren. Also entschied die
blonde Jägerin selbst zu öffnen. Willow und die Anderen folgten ihr. An der
Tür standen drei bewaffnete Soldaten und drei Männer, die in weißen Schutzanzügen
steckten.
„Hier sollen sich vier Infizierte aufhalten. Wir haben den Befehl sie in Quarantäne
zu bringen also lassen sie uns rein!“ verlangte der GI in ziemlich rüdem Ton.
„Das verstehe ich nicht. Von uns hat sich doch keiner angesteckt“ gab Buffy
zu bedenken und gab den Blick auf ihre Freunde frei wie um zu beweisen, dass
sich tatsächlich keiner mehr infiziert hatte. Die ganze Situation behagte
der Jägerin nicht und so beschloss sie die GI´s erst mal nicht rein zu lassen.
„Tut mir leid, Ma’am, aber Befehl ist Befehl.“ Der GI hob das Gewehr, das
er vor sich hertrug etwas höher um Buffy zu demonstrieren, dass er bereit
war Gewalt anzuwenden sollte sie versuchen das Vorhaben der Soldaten zu verhindern.
Die Jägerin gab sich geschlagen, auch wenn es ihr wehtat ihre Schwester und
ihre Freunde ausgerechnet in die Obhut des Militärs zu geben.
„Danke.“ Sagte der GI als er erkannt hatte, dass Buffy bereit war nachzugeben.
„Gehen sie und holen sie die Erkrankten. Wo befinden sie sich?“ wandte sich
der Soldat an Buffy.
„Oben“ erwiderte sie leise, abwesend. Der GI nickte den Männern in den weißen
Anzügen zu. Er und seine Kollegen setzten einen Mundschutz auf. Faith aber
stellte sich den Männern in den Weg. Einen grimmigen Ausdruck im Gesicht und
fest dazu entschlossen Gewalt anzuwenden. Die Soldaten richteten ihre Gewehre
auf Faith.
„Lass es!“ warnte Buffy die andere Jägerin.
„Du lässt das einfach zu?! Sie wollen deine Schwester von hier wegschaffen!!“
blaffte Faith sie an.
„Lass. Sie. Ins. Haus.“ Befahl die Jägerin in so ruhigem Ton wie möglich.
Faith gab nach. Die Soldaten ließen ihre Waffen sinken und beobachteten misstrauisch
wie die Männer – Buffy vermutete, dass es sich um Ärzte handelte – ins Haus
gingen.
„Von wem stammt der Befehl?“ wollte sie wissen.
„Oh…Agent Finn, Ma’am. Er hat uns autorisiert sie mit zum Militärstützpunkt
mitzunehmen, wenn sie mit ihm sprechen wollen.“
AKT 2
Auf Clevelands Straßen, Abend
Es dämmerte bereits als
Buffy, Kennedy, Faith und Willow sich zu dem Stützpunkt des Militärs machten.
Buffy hatte zugestimmt mit zum Militärstützpunkt zu fahren. Aus mehreren Gründen.
Zum einen lag ihre letzte Begegnung mit Riley nun schon zwei Jahre zurück
und zum anderen konnte er ihr vielleicht helfen diesen Wahnsinn zu beenden.
Schon oft hatten Buffy und Riley sich auch nach ihrer Trennung geholfen. Buffy
hatte Riley geholfen dieses Dämonennest auszuheben, er hatte der Jägerin grünes
Licht gegeben Spikes Chip entfernen zu lassen.
Buffy zog eine Grimasse der Gedanke an Spike war einfach zu schmerzhaft. Abgesehen
davon hatte sie jetzt keine Zeit sich um ihn Gedanken zu machen, wenn in der
ganzen Stadt das Chaos wütete. Ein Blick aus den schmutzigen Scheiben des
LKWs machte das nur zu deutlich. Überall standen Autos Schlange. Ihre Fahrer
hupten in Panik, die Menschen versuchten die Stadt zu verlassen. Buffy wusste,
dass es keiner von ihnen bis über die Stadtgrenze
hinaus schaffen würde. Und das beunruhigte die Jägerin mehr als alles andere.
Menschen in Panik neigten dazu durchzudrehen. Buffy wusste nicht wie weit
das Militär gehen würde, aber es brauchte nur eine Fehlentscheidung um die
Situation eskalieren zu lassen. Und dann würden Buffy und ihre Freunde es
wesentlich schwerer haben gegen das Virus vorzugehen, soviel war klar.
„Wir sind gleich da!“ raunte einer der bewaffneten Männer Buffy vom Beifahrersitz
aus zu. Die Jägerin beobachtete wie der erste Wagen ihres Konvois ein paar
Meter weiter vorne durch ein Metalltor fuhr, das sich elektrisch öffnete und
dann wieder schloss. Das Militär musste schon seit längerer Zeit einen Stützpunkt
hier in Cleveland haben. Ähnlich wie die Initiative, dachte Buffy. Ihre Mine
verfinstere sich als sie sich an die Geheimorganisation der Regierung erinnerte.
Der Wagen fuhr jetzt langsam an das Tor und der GI murmelte etwas in die Gegensprechanlage.
Dann öffnete das Metalltor sich und sie fuhren durch.
„Ich habe ein ganz mieses Gefühl bei der Sache, B.“ murmelte Faith, Buffy
zu. Die blonde Jägerin nickte. Sie wusste, dass Faiths Instinkte ihr dasselbe
sagten wie Buffy. „Sei vorsichtig!!“
Der erste Wagen des drei Lastwägen umfassenden Konvois fuhr gleich auf eine
große Halle zu. Musste mal eine Art Sporthalle gewesen sein, schoss es Buffy
durch den Kopf. Dawn, Xander, Andrew und Vi befanden sich im ersten Wagen.
Die Soldaten brachten sie vermutlich sofort dorthin, wo sich alle anderen
Erkrankten befanden.
Der LKW, indem sich Buffy und Faith befanden, steuerte, zusammen mit dem Wagen,
indem Kennedy und Willow mitfuhren, ein langes Gebäude an. Buffy und Faith
wurden von den beiden Soldaten, die mit ihnen gefahren waren ziemlich rüde
zum aussteigen aufgefordert. Willow und Kennedy kamen auf sie zu.
„Alles in Ordnung?“ fragte Kennedy ohne dabei ihre misstrauischen Blicke von
den Soldaten zu nehmen.
„Ja. Also? Wo ist Agent Finn?“ blaffte Buffy einen der Soldaten an, worauf
der nickte und ihnen somit zu verstehen gab, dass sie ihm folgen sollten
Riley stand über eine Landkarte gebeugt mit dem Rücken zur Tür. Die Ausbreitung
des Virus bereitete ihm zunehmend sorgen. Auch das Pentagon und das Gesundheitsministerium
äußerten wachsende Besorgnis. Irgendwie ließ den Soldaten das Gefühl nicht
los, dass sie es mit einem übernatürlichen Übel zu tun hatten. Das war nur
einer der Gründe auf einer langen Liste gewesen, weshalb er Buffy hatte sprechen
wollen.
„Hi, Riley!“ sagte eine Stimme vorsichtig. Riley drehte sich um. Es war Buffy,
die hinter ihm in der Tür stand. Gefolgt von Willow und zwei jungen Frauen,
die Riley im Augenblick nicht zuordnen konnte. Zumindest eine der braunhaarigen
Frauen schien Riley von irgendwoher zu kennen, konnte sich aber nicht erinnern.
„Buffy schön dich zu sehen“ rief der Soldat.
„Ist `ne ganze Weile her!“ stellte Buffy leise, fast flüsternd fest.
„Ja“ nickte Riley, wobei er die blonde Jägerin lange ansah.
„Hi, Leute!“ grüßte auch Sam und zerstörte somit den trauten Moment des Wiedersehens.
„Was ist hier eigentlich los?“ fragte Buffy ein wenig verärgert über die Aktion
ihres Ex-Freundes. Es schien als habe sie nur darauf gewartet endlich ihre
Wut raus zu lassen. Faith fand es gut, dass ihre Freundin endlich einmal nicht
so tat, als sei ihr alles egal und bereit war Leute in ihre Schranken zu verweisen
„Buffy…“
„Nein, Riley. Alles was du sagst ändert nichts an dem was du getan hast. Wie
konntest du Dawn und die Anderen einfach wegholen?! Das ist…..“ unterbracht
die blonde Jägerin ihren Ex-Freund. Riley war zu weit gegangen. Das wusste
er. Aber ihm war nichts anderes übrig geblieben. Er konnte bei Xander und
den Anderen keine Ausnahme machen, nur weil er mit ihnen befreundet war.
„Versuch es wenigstens zu verstehen!“ versuchte Riley Buffy verzweifelt zu
erklären.
„Traust du mir nicht zu, dass ich das Problem in den Griff kriege, oder woran
liegt es?!“ fragte Buffy und verschränkte enttäuscht die Arme vor ihrer Brust.
Das war nicht mehr der Riley, den sie einmal gekannt
hatte, und in den sie einmal verliebt gewesen war.
Ratsgebäude, selber Abend
Giles postierte eine Tasse mit frisch gekochtem Tee vor Lily. Sie hatten sich
von Ronah und Robin, die noch immer im Konferenzraum saßen und Informationen
über das Virus suchten, in die Küche abgeseilt.
Eine Weile saßen die beiden Wächter schweigend nebeneinander. In Anbetracht
der Situation empfand Giles die Stille sogar als angenehm, zugleich aber auch
als störend, peinlich.
„Bist du dir sicher, dass wir es mit dem Parzyloten-Virus zu tun haben, Lily?
Ich meine das ist so…..unwahrscheinlich“ schaffte Giles es schließlich doch
die Stille zu durchbrechen.
Lily schnaubte entrüstet darüber, dass Rupert scheinbar an ihrer Kompetenz
zweifelte. „Was soll die Frage?“ wollte sie deshalb schroff wissen.
„Denk nicht ich würde nicht…“ Giles brach ab und setzte seine Brille und legte
sie vor sich auf den Tisch. Würde er sagen er würde nicht an Lilys Theorie
zweifeln, hätte Giles lügen müssen. Giles war wütend auf sich selbst. Hätte
er das Thema Virus bloß nicht angesprochen. So hatte er sich in eine unmögliche
Situation hinein manövriert. „Es tut mir leid, Lily.“ Brachte er schließlich
heraus, wagte es aber trotzdem nicht seine Freundin anzusehen.
„Schon gut, Rupert. Wir sind alle gestresst. Aber um deine Frage zu beantworten:
Ja ich bin mir sogar ziemlich sicher. Die Symptome der Erkrankten sprechen
deutlich dafür. Und außerdem ist das Ganze sehr plötzlich gekommen.“ Lily
legte ihre Hand sanft auf Giles` Arm. Ihre Berührung ließ den Wächter überrascht
aufsehen. Er hätte nicht damit gerechnet, dass Lily ihm auf halbem Wege entgegen
kam und einlenkte. Vielmehr hatte er einen Streit erwartet. Giles schmunzelte.
Sie küssten sich kurz.
„Wieso hat sich eigentlich Dawn mit diesem Virus infiziert?“ fragte Lily plötzlich.
Verblüfft über diesen plötzlichen Themenwechsel kräuselte Giles die Stirn
und setzte seine Brille wieder auf. „I-Ich verstehe nicht“ stammelte er.
„Ich muss dir was gestehen. Ich habe, bevor ich mit meiner Arbeit in Cleveland
angefangen habe, Nachforschungen angestellt und herausgefunden, dass Dawn
einmal ein Schlüssel war oder immer noch ist. Wenn dieses Virus übernatürlichen
Ursprungs ist, müsste sie doch immun sein, oder nicht? Ich meine Dawn hat
doch als Schlüssel sicher übernatürliche Fähigkeiten, oder?“
„Nun. Glory wollte
damals Dawns Kräfte nutzen um die Tore zwischen den Dimensionen zu öffnen.
Ihr Plan ist fehlgeschlagen und ich bin mir nicht sicher, ob Dawn noch immer
die Macht hätte Tore zu öffnen.“ Lily war plötzlich ganz nachdenklich geworden.
„Warum willst du das wissen?“ fragte Giles mit hochgezogener Augenbraue.
„Mich hat diese Geschichte mit Dawn einfach fasziniert. Diese Mönche haben
ja eine Menge Magie angewandt nur um sie zu schützen. Sie haben sogar euer
aller Gedächtnis manipuliert.“
„Ja.“ Antwortete Giles gedehnt und abwesend. Die
Entdeckung von Dawn als Schlüssel und speziell Buffys Tod gehörten nicht unbedingt
zu den Dingen, über die er gerne sprach. Das Jahr, in dem Glory und Dawn in
das Leben der Scoobies getreten waren, gehörten insgesamt zu der schmerzhaftesten
Zeit, die sie je erlebt hatten. Joyce war gestorben, Buffy hatte Liebeskummer
wegen Riley und dann kam die Erkenntnis hinzu, dass Dawn gar nicht Buffys
Schwester war. Ganz zu schweigen von dem Streit, den Giles und Buffy gehabt
hatten, bevor sie gestorben war.
„Es muss schrecklich für Buffy gewesen sein zu erfahren, dass die Erinnerungen
an ihre Schwester gar nicht echt waren. Nur erfunden“ seufzte Lily. Giles
legte seine Hand auf ihre, lächelte, und nickte.
„Allerdings. Auch für Dawn. Sie hat sich damals eine Verletzung zugefügt und
all ihre Tagebücher verbrannt. Es hat Buffy viel Mühe gekostet Dawn davon
zu überzeugen, dass sie sie –trotz ihrer Herkunft – als ihre Schwester angesehen
hat.“
Militärstützpunkt, später Abend
Riley seufzte hörbar aus. Seine Versuche seine Entscheidung vor Buffy und
ihren Freunden zu rechtfertigen, waren gescheitert. Entweder konnte oder wollte
Buffy nicht verstehen, worum es Riley ging.
„Versuch doch wenigstens mich zu verstehen. Ich hatte keine Wahl! Unsere Aufgabe
ist es nun mal die Menschen vor einer Bedrohung zu schützen. Xander und die
Anderen könnten ansteckend sein!“ versuchte er es verzweifelt.
„Du liegst falsch, Riley. Es ist MEIN Job die Menschen vor einer Bedrohung
zu schützen. Ich bin die….“ Nach einem Blick zu Faith und Kennedy räusperte
Buffy sich und korrigierte „eine Jägerin. Ich mache das schon seit Jahren.
Das hier ist eine übernatürliche Bedrohung!“
„Ach hast du diese Bedrohung auch wirklich im Griff! Sieh dich um, Buffy!
Fast die ganze Stadt hat es erwischt!!! Ich weiß von einem Fall in einem kleinen
Dorf nahe Kapstadt. Dort hat es auch so angefangen wie hier. Die Behörden
dachten auch sie hätten alles im Griff. Und soll ich dir was verraten?“ Riley
hatte sich aufgebracht vor Buffy gestellt. Ihre Nasenspitzen waren nur Millimeter
voneinander entfernt. Er wartete auf eine Antwort und als er keine bekam,
entschied er sich einfach weiter zu reden. „Das Dorf -2.000 Menschen- war
innerhalb von ein paar Tagen vollständig ausgelöscht. Unsere Leute mussten
alles niederbrennen um eine Ausbreitung zu verhindern. Frauen, Kinder…..Denk
darüber nach, Buffy. Willst du das Leben der Menschen in Cleveland gefährden,
weil du Angst hast um deine Freunde?!“
„Die meisten der Freunde, die du in dieses Zelt gesperrt hast, hast du mal
gemocht, Riley!!“ erwiderte Buffy enttäuscht.
Riley seufzte.
Er kannte Buffy gut genug um zu wissen, dass er sie von ihrer Meinung nicht
abbringen konnte. Sie dachte immer noch er hätte einen Fehler gemacht, Riley
sah das nicht so. Aber er hatte Verständnis für seine Ex-Freundin. Sie machte
sich Sorgen um die Menschen, die sie liebte und zu wissen, dass sie mit hundert
anderen Menschen in diesem Zelt lagen, aber keine Ahnung zu haben, wie es
ihnen ging, musste für sie wie eine persönliche Hölle sein. Riley beschloss
Buffy ein wenig entgegen zu kommen. „Hör zu wir stehen auf derselben Seite.
Ich werde nicht zulassen, dass ihnen was geschieht. Das verspreche ich.“
„Wenn wir wirklich auf derselben Seite stehen, dann solltest du Dawn, Xander,
Andrew und Vi gehen lassen!“ mischte sich Faith ein und stellte sich neben
die blonde Jägerin. Faiths Körperhaltung ließ Buffy ahnen, dass ihre Kollegin
bereit war die Freilassung ihrer Freunde mit Gewalt zu erzwingen, wenn es
nötig war. Riley schien einen Moment über eine Antwort nachzudenken. „Das
geht nicht!“ entschied er schließlich.
Faith machte einen Schritt auf den Soldaten zu, doch Buffy schaffte es rechtzeitig
dazwischen zu gehen, bevor die Situation eskalieren könnte und Faith sich
vielleicht auch noch in Schwierigkeiten brachte. „Faith!“ mahnte die blonde
Jägerin ihre Freundin.
„Moment mal. Faith? Richtig sie
sind doch die Jägerin, die….“ Riley beendete den Satz nicht. Betretenes Schweigen
trat ein. Riley und Faith vermieden jeglichen Augenkontakt. „Was ist denn
jetzt los?“ wandte sich Kennedy leise an Willow.
„Nun ja…Das also…ist etwas kompliziert, Schatz.“ Versuchte die Hexe es vorsichtig.
„Also mich würde auch brennend interessieren was hier los ist!“ sagte Sam
und stemmte ihre Hände in die Hüften. Eifersucht flackerte in ihr auf, denn
irgendwie spürte Sam, dass irgendeine Art von Verbindung zwischen Faith und
ihrem Mann bestand.
„Riley und ich haben miteinander geschlafen. Als
ich in Buffys Körper!“ platzte es aus Faith heraus, worauf sie einen
mahnenden Blick von Buffy und einen wütenden von Riley erntete.
„Was?!“ fragte Sam verwirrt. Eigentlich aber wollte sie keine Erklärung hören.
Weder von Riley, noch von Buffy oder Faith. Sam war überfordert und entschied
sich dafür erst mal den Rückzug anzutreten und über die ganze Sache nachzudenken.
Sie brauchte Zeit.
Wütend stapfte Sam von dannen.
„Schatz warte!!“ rief ihr Riley hinterher. Es war zwecklos. Sam hatte schon
die Tür hinter sich zugeschlagen und war weg. Wieder trat Stille ein.
„Hey! Du warst echt gut im Bett!“ lobte Faith. Schweigen.
„Danke!“ erwiderte Riley ohne den Blick von der Tür abzuwenden. Dann räusperte
er sich um wieder an Fassung zu gewinnen. Mit Sam würde er später reden. Das
was im Augenblick geschah war wichtiger als alles andere. „Zurück zum Thema:
Wenn wir dieses Virus aufhalten wollen, müssen wir zusammenarbeiten. Wirst
du uns helfen, Buffy, oder nicht?“ Buffy wusste, dass Riley von ihr sofort
eine Antwort wollte. Sie war misstrauisch was das Militär und Riley betraf.
Sie kannte die Pläne der Army nicht und sie wusste nicht auf wessen Seite
sich Riley schlagen würde, wenn es hart auf hart kommen sollte. Aber sie wusste
auch, dass sie im Kampf gegen das Virus auf das Militär angewiesen war. Denn
die Army hatte Mittel und Wege Buffy ihre Arbeit verteufelt schwer zu machen.
„In Ordnung. Ich bin dabei! Aber das heißt nicht, dass ich euch traue!“
Riley lächelte und nickte. Er wusste, dass Buffy dem Militär selbst dann nicht
trauen würde, wenn die Zusammenarbeit gut verlaufen sollte.
Wächterhaus, nächster Morgen
Es war eine lange Nacht
für Buffy gewesen, in der sie aus Sorge um Dawn und die Anderen kein Auge
zu getan hatte, und dann war da ja auch noch die Tatsache, dass noch nicht
mal feststand, ob es sich um das von Lily genannte Parzyloten-Virus handelte.
Buffy war gerade im Ratsgebäude angekommen und saß nun mit Willow, Kennedy,
Faith, Robin, Ronah, Giles und Lily im Konferenzraum. Der verbliebene Rest
der Clique sah so unausgeschlafen und besorgt aus wie Buffy.
„Was rausgekriegt?“ wagte die Jägerin es trotzdem zu versuchen.
„Nicht viel“, meldete sich Willow zu Wort. „Wir haben es tatsächlich mit einem
Parzyloten zu tun. Er ist ein Parasit und breitet sich über das Grundwasser
aus…Das ist bisher alles was wir wissen. Kennedy und ich werden in die Kloake
steigen und eine Grundwasserprobe nehmen. Vielleicht verrät es uns mehr über
das Virus.“ Willows Stimme klang ein wenig nach verzweifelter Hoffnung. Kennedy
legte ihrer Freundin die Hand auf die Schulter, wofür die Hexe sie dankbar
anlächelte.
Alle schwiegen. Keiner traute sich etwas zu sagen. Und was hätte es auch schon
zu sagen gegeben. Jeder war sich darüber im Klaren, dass die Lage ernst war,
jetzt, da das Militär in der Stadt war. Auch wenn Riley zugesichert hatte,
ihnen zu helfen.
„Also……ich denke wir sollten den Fernseher anschalten. Vielleicht bringen
sie etwas in den Nachrichten“ räusperte Giles sich, dem die Stille im Raum
unangenehm geworden war. Faith und Buffy tauschten einen niedergeschlagenen
Blick und folgten dem Wächter dann gemeinsam mit dem Rest in das obere Stockwerk,
wo sich der Fernseher befand.
„Guten Morgen! Ich bin Olivia Rice von Kanal 9 und ich stehe hier vor einer
Grenze.“ Olivia deutete hinter
sich. Die Kamera schwenkte zu Soldaten hinüber die Barrieren mit Stacheldrahtzäunen
errichteten. Verzweifelte Menschen, die versuchten per Auto oder zu Fuß die
Stadt zu verlassen, wurden von den GI´s zurück gedrängt.
Buffy ließ die Szene schwer schlucken. Sie blickte neben
sich abwechselnd zu Giles, Willow und Faith, die mit versteinerten Minen auf
den Bildschirm starrten.
„Das Militär hat die Stadtgrenzen nun hermetisch abgeriegelt, da es immer noch
Menschen gibt, die versuchen die Stadt – trotz des Verbots – zu verlassen.
Unterdessen sprechen Bürgerrechtler von Verletzung des Freiheitsrechts. Das
war´s für den Moment!! Ich bin Olivia Rice für Kanal 9.“
Giles trat ins Bild und schaltete den Fernseher aus.
Hätte ich den Fernseher doch bloß nicht eingeschaltet, dachte er
grimmig, dann setzte der Wächter die Brille ab um sie mit seinem Taschentuch zu
reinigen. Stumm entschied sich die Gruppe wieder nach unten in den
Konferenzraum zu gehen.
„Faith ich denke wir sollten Mo einen kleinen Besuch abstatten. Vielleicht kann
er uns erklären wer hinter der ganzen Sache steckt“ schlug Buffy schließlich
vor
„Mo?“ wiederholte Faith verwirrt.
„Kennedys Informant“ erklärte Giles abwesend.
„Geht klar“ stimmte die dunkelhaarige Jägerin ohne zu zögern zu.
„Ronah und ich suchen nach Impfmöglichkeiten. Vielleicht haben wir ja was
übersehen“ schaltete sich Robin ein.
„Wir suchen? Heißt das wir müssen wieder Bücher lesen?! Ich bin schon ganz wirr
im Kopf!“ maulte Ronah, der es so ganz und gar nicht passte, dass sie als
Jägerin, eine Kriegerin, die ganze Zeit nur lesen musste. Lieber wäre sie mit
Buffy und Faith zu Mo gegangen oder hätte Kennedy und Willow dabei geholfen die
Grundwasserprobe zu beschaffen.
„Wenn du jeden Morgen schön brav dein Müsli isst, nehmen wir dich vielleicht
auch mal mit“ neckte Faith.
„Tja also ich schätze jetzt, da es so viele Jägerinnen gibt, macht es nichts,
wenn ich eine töte!“ giftete Ronah.
„Leute hört auf!“ ging Buffy so laut dazwischen, dass Ronah und sogar Faith
zusammenzuckten. „Die Lage ist ernst, schon vergessen?! Wir können uns solche
Scherze nicht erlauben.“
„Bleib locker, B. Das war doch nur Spaß!“ beruhigte Faith ihre Freundin.
„Ja und genau solche Dinge sorgen dafür, dass ihr den
Blick fürs Wesentliche verliert. Du solltest das eigentlich wissen, Faith!“ Ein
vorwurfsvoller Unterton hatte sich in Buffys Stimme gelegt.
Faith reagierte beleidigt. „Na schön. Gehen wir“ sagte sie schnippisch, küsste
Robin kurz und stapfte dann Richtung Haustür. Buffy wusste, dass sie ein wenig
zu hart zu Faith gewesen war und eilte ihr nach.
Militärstützpunkt, selber Morgen
Sonnenlicht stach durch die Fenster in Rileys
und Sams Zimmer. Sam, die noch immer im Bett lag, zog eine Grimasse, da sie
geblendet wurde.
„Schatz könntest du die Gardinen zuziehen?“ bat sie und sah neben sich. Die
andere Hälfte des Bettes war leer. Sam war nervös. Den Streit wegen
Faith hatten sie doch schon gestern Abend beigelegt. Riley hatte ihr klar
gemacht, dass das alles nichts mit dem zu tun hatte, was zwischen Riley und
Sam bestand. Faith bedeutete Riley nichts. Aber wohin wollte Riley dann so
früh am Morgen ohne seine Frau, seine Kollegin, zu wecken?
Noch bevor Sam sich weitere Sorgen über den Verbleib ihres Mannes machen konnte,
öffnete sich die Tür und Riley kam herein. Er hatte ein Handy in der Hand
und war gerade am telefonieren. Allerdings machte er ein alles andere als
glückliches Gesicht. Alarmiert setzte Sam sich auf, zog sich etwas über und
schloss die Vorhänge selbst.
„In Ordnung verstehe…..Gut bis dann, Colonel!“ sagte Riley und drückte die
„Auflegen“-Taste seines Handys.
„Riley was ist los?“ fragte Sam besorgt. Riley mied ihren Blick.
„Nichts“ murmelte er.
„Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt um Verstecken zu spielen, Finn!! Sag
mir was der Colonel wollte!“ blaffte Sam ihn an.
„Der Colonel ist auf dem Weg hierher. Er ist nicht mehr weit entfernt. Er…Sam
wir haben den Befehl alle Infizierten zu töten.“ Jetzt da er es ausgesprochen
hatte, fühlte Riley sich erleichtert. Auch wenn
das seine Aufgabe nicht leichter machte, oder er nicht weniger mit
seinem Gewissen hadern musste. Durfte er überhaupt die Anweisungen des Colonels
in Frage stellen? Hatte man ihm in der Initiative nicht beigebracht den Befehl
auszuführen und keine Fragen zu stellen?
„Das kann nicht sein!“ hauchte Sam bestürzt. „So was würde er…so was kann
er gar nicht von dir verlangen!“ Sie war aufgestanden und sah ihn verzweifelt
an, sah wie es in ihm arbeitete, wie er mit sich kämpfte.
„So ist es aber. Das Gesundheitsministerium
hat Angst, dass sich die Krankheit auf Amerika und die ganze Welt ausbreitet“
antwortete Riley hölzern. Er war überrascht wie klar und simpel sich alles
aus seinem Mund aus anhörte. Als wäre das nichts weiter als ein paar Dämonen
zu vernichten und die Welt damit ein Stück sicherer zu machen. Aber die Erkrankten
waren keine Dämonen. Es waren Unschuldige. Bei dem Gedanken an Xander und
Dawn drehte sich Riley der Magen um, aber er musste es Buffy sagen. So schnell
wie möglich. „Ich muss mit Buffy reden“ sagte er und sah seine Frau an. In
ihrem Blick lag so viel Tröstliches und Wärme, während sie sanft über Rileys
Arm strich. Er lächelte scheu.
„Sie wird es nicht verstehen“ hauchte Sam.
„Wie könnte sie auch?! Ihre Freunde und ihre Schwester….“ Riley vollendete
den Satz nicht, sah nur zu Boden. Er fühlte sich schmutzig und gleichzeitig
war er wütend darüber, dass Colonel Ricks ihn die Drecksarbeit machen ließ.
Ratsgebäude, kurze Zeit später
Am liebsten hätte Riley sich davor gedrückt Buffy von dem Befehl des Colonels
zu erzählen. Aber dafür war es jetzt zu spät. Er hatte alles erzählt und die
Scoobies hatten genauso reagiert wie er es befürchtet hatte. Mit Entsetzen,
wofür der Soldat Verständnis hatte. Dennoch hatte Riley als Soldat eine Aufgabe
zu erfüllen. So wenig wie er den Befehl des Colonels auch leiden konnte, oder
ausführen wollte.
„Buffy ich habe meine Befehle und ich…“ Riley sah kurz auf und seine
Ex-Freundin an. Ihr Blick ließ ihn verstummen und wegsehen. Er konnte es nicht
ertragen wie sie ihn ansah. Wütend und auch angewidert davon, dass er es auch
nur in Erwägung ziehen konnte das zu tun was sein Vorgesetzter von ihm
verlangte.
„Soll das heißen, dass du…“ Buffy schluckte und nutzte die kurze Pause um ein
wenig von ihrer aufgestauten Wut herunter zu kommen. Ein Blick zu den anderen
genügte und sie wusste, dass nur ein Wort von ihr reichte damit Faith oder
Kennedy auf Riley losgingen. Es erstaunte sie nicht so sehr, dass irgendein Offizier
vom Militär zu so einem Befehl fähig war. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass
es eben so war, vielmehr war Buffy darüber enttäuscht, dass Riley den Befehl
nicht anzweifelte oder einen Vorschlag machte wie sie das verhindern konnten.
„willst du Xander, Dawn und die anderen etwa ans Messer liefern?!“ hauchte die
blonde Jägerin entsetzt. Dabei fürchtete sie sich vor der Antwort und Rileys
beschämter Blick reichte für diese Antwort.
„Bist du völlig übergeschnappt?!“ schrie Buffy ihren Ex-Freund plötzlich an.
„Also ich finde, dass Agent Finn gar nicht so Unrecht hat“ schaltete sich Lily
völlig überraschend ein. Alle Blicke glitten zu der Wächterin. Teils wütend,
oder wie Giles überrascht und entsetzt. Insgeheim sah sich Buffy endlich in
ihrem Verdacht bestätigt. Jeder Mensch, der ein Herz hatte, würde nicht mal
daran denken so etwas zu tun. „Überlegt doch mal! Wir haben hier
hunderttausende von Erkrankten, die höchstwahrscheinlich sterben werden. Weiß
Gott wie viele könnten sich noch infizieren. Wir stehen hier praktisch vor
einem Unheil, dass die ganze Menschheit auslöschen könnte. Agent Finn und das
Militär versuchen doch nur Menschenleben zu retten!“
Buffy wollte etwas sagen doch ihre Kehle fühlte sich an wie ausgetrocknet.
Giles fühlte sich ein wenig, so als hätte ihn ein Schlag
mitten in den Magen getroffen und er jeden Moment vor Schmerz zusammenbrechen würde. Solch einen Vorschlag hätte
er von Lily am allerwenigsten erwartet. „Was ist….“ Giles räusperte sich um an
Fassung zu gewinnen, was ihm schwer fiel. „Was ist mit dem Experten, den du bis
eben noch so voller Optimismus angekündigt hast.“ Er klang ruhiger und
gelassener als er es war.
„Ich habe die ganze Zeit meinen
Mund gehalten, was mir ohnehin schon schwer gefallen ist, aber ich finde das
geht jetzt eindeutig zu weit! Wir reden hier nicht von irgendwelchen Monstern
wir reden hier von unschuldigen Menschen, die nur unglücklicherweise an einem
schlimmen Virus erkrankt sind. Wer hat dem Militär eigentlich einen Freibrief
dafür gegeben über Leben und Tod zu entscheiden. Oder ihnen?!“ Kennedy wies
verärgert auf Lily.
„Kennedy hat Recht. Buffy wird einen Weg finden das Ganze zu beenden. Und
wir werden ihr dabei helfen so gut wir können. So ist es immer gewesen!“ unterstützte
Willow Kennedy und damit auch Buffy, in deren Augen sich Tränen der Rührung
sammelten. Hoffentlich würde sie die Hoffnungen, die in sie gesetzt wurden
nicht enttäuschen.
„Buffy es fällt mir ganz bestimmt nicht leicht das zu tun. Aber……so ist das
nun mal, wenn man die Menschheit beschützen will. Opfer gehören dazu und das
wissen wir beide“ sagte Riley sanft.
Die Jägerin schluckte. Sie blickte jeden Einzelnen im Raum an ehe sie entschlossen
erwiderte: „Mag sein. Aber ich bin nicht bereit meine Schwester und meine
Freunde zu opfern! Ich bin nicht umsonst für sie gestorben. Sie verlässt sich
auf mich; die Anderen….“ Buffy deutete auf Willow, Ronah, Faith, Giles, Kennedy
und Robin und fuhr fort: „ebenfalls. Ich habe die Welt so oft gerettet und
ich habe schon so oft so viele Opfer gebracht, Riley. Ich werde nicht zulassen,
das Unschuldige sterben müssen nur weil irgend so ein durch geknallter Dämon
versucht die Welt zu zerstören! Wir suchen und finden einen anderen Weg.“
Riley wollte etwas erwidern doch Buffy schnitt ihm mit einer wilden Handbewegung
das Wort ab. „Wir haben unterschiedliche Prioritäten. Du musst dich entscheiden
was du für richtig oder falsch hältst, Riley.“
AKT 3
Militärstützpunkt, Mittagszeit
Colonel Ricks hatte den Stützpunkt vor ca. einer halben Stunde erreicht und
sofort nach Riley und Sam verlangt. Nun saßen Riley und seine Frau vor dem
Schreibtisch des Colonels. Riley hielt Sams Hand und fühlte sich sichtlich
unwohl. Es war klar warum der Colonel ihn hatte sprechen wollen. Es ging darum,
dass die Infizierten getötet werden sollten.
„Der Gesundheitsminister will, dass möglichst niemand von dem erfährt was wir
vorhaben. Alles soll möglichst unauffällig sein. Deshalb hat er mir das hier
gegeben“ Ricks platzierte ein kleines Fläschchen mit weißem, zähflüssigem
Inhalt vor Riley und Sam. Riley nahm es in die Hand, sah sich den Inhalt
genauer an, und reichte es dann an Sam weiter, die die Flüssigkeit ebenfalls
einer genaueren Betrachtung unterzog.
„Was ist das?“ wollte Riley wissen. Colonel Ricks lächelte süffisant, lehnte
sich in seinem schwarzen Ledersessel etwas zurück und strich sich über seinen
durchtrainierten Bauch. Für einen Mann, der schon Mitte Fünfzig war, war
Colonel Ricks erstaunlich gut in Form, bemerkte Riley nebenbei.
„Gift“ erklärte der Offizier schlicht, so als rede er über
eine ganz normale Sache. Riley begann sich zu fragen, ob es ihm überhaupt
was ausmachte, dass er tausende von Menschen töten musste.
„Es wird den Infizierten mit Hilfe einer Spritze injiziert. Macht keinen Lärm,
erregt kein Aufsehen. Es ist nahezu perfekt. Wir haben von diesem Serum selbstverständlich
mehr.“
Das Ehepaar Finn tauschte
einen ernsten Blick. Riley wusste, dass seiner Ehefrau ähnlich unbehaglich
zumute war wie ihm. Nach außen hin, dass wusste Riley, durfte er die Befehle
seiner Vorgesetzten und schon gar nicht des Gesundheitsministeriums in Frage
stellen, doch wenn der Colonel wüsste was für ein Orkan in Riley tobte…..
„Sir?“ Riley stand auf. Ricks folgte
Rileys Bewegungen mit seinen Augen. Überrascht und neugierig darauf, was der
Soldat von ihm wollte. „Ich bin mir nicht sicher, ob wir das Richtige tun,
Sir.“ Gestand er schließlich, atmete durch, weil es nun ausgesprochen war.
Keiner konnte nun mehr behaupten Riley hätte keine Zweifel geäußert.
Er war überrascht, dass Ricks keineswegs wütend reagierte. Er lächelte sogar.
Riley wechselte einen besorgten Blick mit Sam, weil er nicht wusste wie er
dieses Lächeln deuten sollte. Folgte gleich ein Wutausbruch? Würde Ricks gleich
ein paar Soldaten rufen und ihn unter Arrest stellen?
Sam legte ihrem Mann beruhigend eine Hand auf den Arm und brachte ihn so dazu
sich wieder zu setzen.
„Ich bin schon lange Soldat, Finn. Und in meiner Laufbahn
bekam ich oft Befehle, die mir nicht behagten, das können sie mir glauben. Aber
letztendlich steht hier das Leben von vielen Amerikanern auf dem Spiel, Finn.
Unser Job ist es unser Land zu beschützen. Also tun wir das wozu wir hier sind,
wozu wir ausgebildet wurden. Am besten sie tun das, was man ihnen befohlen hat
und stellen keine Fragen.“
Ratszentrale, eine Stunde später
Die anderen waren alle mit irgendetwas beschäftigt, nur Giles und Lily befanden
sich im Raum und hüllten sich in ein unbehagliches Schweigen.
Lilys Worte hatten Giles verwundert, er fragte sich, wie sie so einen unmenschlichen
Befehl befürworten konnte, und so sehr er auch darauf zu sprechen kommen wollte,
wusste er einfach nicht, wie er anfangen sollte.
„Denkst du sie haben schon angefangen mit den ersten Infizierten?“ setzte
er schließlich an, doch es klang etwas mehr von einem Vorwurf mit, als er
es beabsichtigt hatte.
„Ich weiß es nicht, doch je später sie beginnen, desto höher ist das Risiko,
es wäre nur eine unnötige Zeitverschwendung!“, es waren nicht einmal die harten
Worte selbst, die Giles am meisten erschreckten, es war der absolut kühle
Tonfall, in dem sie ihre Meinung aussprach.
Langsam begriff Giles, dass sie es wirklich aus Überzeugung unterstützte:
„Grund Gütiger, Lily, du kannst es doch nicht richtig finden, es spricht gegen
all das wofür wir stehen!“
„Und was soll das sein?“
„Wir retten Menschen!“
„Ich denke, dass du da einem Irrtum unterliegst Rupert,“ setzte Lily an: „Wir
haben es nie darauf angelegt einzelne Menschen zu retten, seit Anbeginn des
Rates nicht. Es war höchstens ein Nebeneffekt unserer Arbeit, unsere eigentlichen
Ziele sind höher, wir bewahren die gesamte Menschheit vor dem Untergang, Jahr
um Jahr, Tag um Tag. Wenn wir dabei Opfer bringen müssen, dann müssen wir
es eben! Es ist unvermeidlich, wie es unvermeidlich ist, dass jeder Mensch
irgendwann einmal sterben muss!“
Giles starrte sie an, seine
Verblüffung wich langsam dem Unglauben: „Wir alle müssen Opfer bringen in
diesem Kampf, glaub mir, keiner weiß das besser als ich, doch was du befürwortest
ist Wahnsinn! Man kann nicht auf Verdacht hin tausende Menschen töten!“
„Wenn man heute ein paar Menschen tötet, die sowieso sterbenskrank sind, dann
wird es in fünfzig Jahren keinen mehr interessieren ob sie vielleicht hätten
gerettet werden können, wenn aber eine neue Pest den Erdball überzieht und
Milliarden sterben müssen, dann werden die Menschen sich in fünfzig Jahren
fragen, warum all das Leid nicht aufgehalten werden konnte. Es gibt weit wichtigere
Dinge als das Leben von Einzelnen – meinetwegen auch von Tausenden!“, den
letzten Teil fügte sie hinzu, bevor er ihr wiedersprechen konnte.
„Du weißt noch nicht einmal, ob es etwas bringen würde!“, warf Giles ein,
ihre Antwort folgte unmittelbar: „Mag sein, doch wir opfern lieber einen Menschen
zu viel, als einen zu wenig, denn wenn wir in einem wichtigen Moment zögern,
weil wir es so gewohnt sind, dann kann das unseren Untergang bedeuten!“
Wieder herrschte eisiges Schweigen zwischen den beiden, Giles versuchte seine
Gedanken zu sortieren, ihm war nie vorher in den Sinn gekommen, dass seine
Kollegin, seine Freundin und engste Vertraute eine derart radikale Ansicht
vertreten könnte.
Lily hatte gehofft, dass wenigstens Giles sie hier unterstützen oder wenigstens
verstehen würde, doch scheinbar hatte er überhaupt kein Verständnis mehr,
für Prinzipien, die sich Jahrhunderte lang bewehrt hatten und den Rat bei
seiner schwierigen Aufgabe immer zusammen gehalten hatten. Offensichtlich
legte er wirklich keinen Wert mehr auf irgend eine Art von alten Traditionen,
die Zeit müsste zeigen, ob sich seine Ansicht als haltbar erweisen würde, ob der neue Rat bestehen könnte.
„Wir können es uns einfach auf kurz oder lang nicht leisten, auf Moral und
Ethik zu vertrauen, damit ist in dieser Welt noch keiner ans Ziel gekommen
auch der Rat der Wächter nicht, und das weißt du so gut wie ich!“, versuchte
sie ihn erneut zu überzeugen.
„Jedes mal, wenn wir einen Menschen für die höhere Sache opfern greifen wir
in das Schicksal, den natürlichen Lauf der Dinge ein! Kannst du sagen, was
die Menschen , die du bereitwillig opfern würdest, oder auch ihre Kinder,
in hundert Jahren bewirkt hätten?“, warf Giles ein.
„Ja, das ist wohl wahr, doch haben wir je was anderes gemacht als in das Schicksal
einzugreifen? Haben die Schattenmänner etwas anderes gemacht, als sie die
erste Jägerin erschufen? Sie lieferten dieses unschuldige Mädchen einem Dämonen
aus, und das ist es worauf unser Rat seit jeher beruht!“, nach einer kurzen
Atempause verbesserte sie sich, „Beruht hat! Eine Jägerin, eine Unschuldige,
die wir dazu zwingen, gegen das Böse zu kämpfen, ihr Leben aufzugeben und
sich mit Kräften anzulegen, denen sie nicht im mindesten gewachsen ist, ist
das besser, als eine Seuche zu stoppen, ist es ein kleinerer Eingriff ins
Schicksal? Ich denke Nein! Und trotzdem ist es das einzig richtige, ich denke
zumindest da stimmen wir über ein!“
„Früher war es so, doch heute liegt die Last nicht mehr auf der Schulter einer
einzigen!“, erinnerte Giles sie.
„Und heute sind wir nicht mehr bereit das zu unternehmen, was unternommen
werden muss, weil keiner mehr die Verantwortung tragen will!“
„Ich trage die Verantwortung für den Rat!“, stellte Giles sie richtig.
„Ja, das tust du!“, erwiderte sie bissig und ohne groß darüber nachzudenken.
Der Wächter bemühte sich den versteckten Vorwurf zu überhören: „Willst du
damit sagen, dass es früher besser war?“ „Das hast du gesagt, nicht ich!“
„Du wärst also bereit alles zu tun, um unserem Ziel dienlich zu sein?“, stellte
Giles fest. „Alles, unsere Pflicht verlangt es!“, bestätigte Lily.
Giles Augen waren starr auf seine Freundin gerichtet, er versuchte zu verstehen,
was in ihrem Kopf vorgehen könnte, was sie zu diesen Einsichten gebracht haben
könnte, doch er konnte es beim besten Willen nicht nachvollziehen: „Ich dachte
wirklich, ich würde dich kennen, Lily!“ „Und ich dachte, unsere Prioritäten
wären dir eindeutig klar.“
Militärzelt, zur gleichen Zeit
"Hey, du weißt schon, dass dein Schiff kaputt ist, oder?"
Erschrocken ließ Andrew das Kettchen los, und versteckte sein halbes Raumschiff
wieder unter dem Oberteil seines Schlafanzugs. Er hatte überhaupt nicht bemerkt,
dass Vi aufgewacht war, in den letzten paar Stunden war das rothaarige Mädchen
reglos in dem Feldbett neben ihm gelegen. Auch Xander schien zu schlafen,
aber nur auf den ersten Blick. Seine Augen waren offen, und er starrte düster
vor sich hin.
Dawn war wach, er konnte sie reden hören. Sie lag ein paar Betten weiter,
und tröstete zwei kleine Mädchen, die leise vor sich hinweinten. Ihre Worte
konnte er nicht verstehen, wohl aber den beruhigenden Singsang ihrer Stimme,
der so ganz anders war, als alle anderen Geräusche um sie herum. Husten, Schnäuzen,
rasselnder Atem. Die trappelnden Füße von Krankenschwestern, und Pflegern
in Schutzanzügen. Aufgeregte Stimmen, besorgte Stimmen, schluchzende Stimmen,
Stimmen, welche die Luft durchdrangen, wie der stickige Geruch vieler vieler
Menschen.
"Natürlich ist es kaputt," krächzte er, und wandte sich seiner Bettnachbarin
zu. "Es gehörte zur Flotte von Admiral Daala, und die hat alles zu Schrott
gefahren, was das Imperium noch übrig hatte. Am dämlichsten war immer noch
das Kapitel, wo sie Luke's Jedi Akademie angreifen wollte..."
"Erzähl's mir von vorne," schlug Vi mit schwacher Stimme vor, und
ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. "Oder vielleicht hast du's ja schon
erzählt. Früher in Sunnydale, als wir alle auf das Ende gewartet haben, und
du uns die ganze Nacht Geschichten erzählt hast, wenn wir nicht schlafen konnten..."
Ihr Blick wurde seltsam gläsern, und ihre Augen schienen jeden Focus zu verlieren.
"Du hast uns vom Ehrencodex der Jedi Ritter erzählt, weißt du noch? Darüber,
dass es keinen Tod gibt, weil alle Lebewesen eins mit der Macht werden..."
Ihre Stimme brach ab, ihr Kopf war auf die Seite gefallen.
Einen schrecklichen Augenblick lang durchfuhr es Andrew eiskalt, doch dann
sah er zu seiner Erleichterung, dass die Haarsträhne in Vi's Gesicht rhythmisch
flatterte - sie schlief nur. Mit einem Seufzer ließ er sich zurück in die
Kissen fallen. Ob Buffy und die anderen schon etwas herausgefunden hatten?
Mehr als hoffen konnten sie nicht...
"Wir werden nicht sterben," sagte Andrew mit fester Stimme, doch
er wusste nicht, ob Vi ihn hören konnte. "Buffy wird einen Weg finden!"
"Sie sollte sich aber beeilen!" Hart und klar durchbrach Xander's
Stimme die Geräuschkulisse um sie herum. "Erst wird das Zelt immer voller,
und jetzt... jetzt wird es immer leerer! Was glaubt ihr denn, was hier geschieht?"
Andrew versuchte zu antworten, aber er brachte keinen Ton heraus. Vielleicht
wollte er die Antwort einfach nicht aussprechen, die doch so offensichtlich
war.
"Dieses Virus kann kein Zufall sein!" fuhr Xander fort. "Es
ist ein Plan, ein teuflischer Plan, und irgendein Dämon steckt dahinter. Ein
Dämon, der zu feige ist, uns von Angesicht zu Angesicht zu bekämpfen. Deshalb
hat er diesen Weg gewählt, um uns auszulöschen, und einen Haufen unschuldiger
Menschen gleich mit!"
"Wenn es ein Plan war, dann hat er nicht funktioniert," murmelte
Andrew. "Von den Jägerinnen haben sich...hat sich nur Vi angesteckt.
Und wir sind nicht unbedingt interessant für Dämonen...ich meine, nicht auf
diese Art." Er schloss für einen Moment die Augen, da sich alles um ihn
herum zu drehen schien. "Aber ich weiß nicht, irgendwie scheint mir das
alles ein bisschen weit hergeholt. Welcher Dämon kommt auf so eine durchgeknallte
Idee? Das ist ja wie in einem schlechten Film!"
"Allerdings!" Xander versuchte, sich aufzusetzen, und fiel einen
Moment später kraftlos auf sein Lager zurück. "Und welchen Dämon kennen
wir, der auf durchgeknallte Ideen kommt, zu viele schlechte Filme gesehen
hat, und einen wahnsinnigen Hass auf die Jägerinnen schiebt?"
"Was für eine faszinierende Diagnose, Dr. Harris." Andrew zog eine
Augenbraue hoch. "Es ist die Star Trek Pest."
"Mach dich nur drüber lustig!" Von Andrew hatte Xander nichts anderes
erwartet, der Junge war blind wie ein Maulwurf, wenn es um seinen ehemaligen
Verbrecherkumpan ging. Trotzdem fühlte er Wut in sich aufsteigen, wurde dieser
verrückte kleine Freak denn niemals klug? "Es ändert nichts an den Tatsachen,"
entgegnete er kühl. "Du hast die Krankeit als erster von uns bekommen,
ein paar Tage, nachdem Warren hier aufgekreuzt ist. Dawn und ich waren Sonntag
mit dir im Einkaufszentrum, wir haben uns bei dir angesteckt. Und dann..."
"Willst du ein schriftliches Geständnis?" fragte Andrew zurück,
und seine Stimme triefte vor Ironie. "Wir bösen bösen Filmfreaks haben
mit unserem sündigen Lebenswandel Gottes Zorn über die Menschheit hereingebracht..."
Xander hätte ihn angeschrieen, wenn er gekonnt hätte, aber er brachte nur
ein mühsames, kaum verständliches Krächzen heraus. "Es ist hoffnungslos
mit dir, du kleiner Trottel! Du wirst nie begreifen...du bringst uns alle
in Gefahr...mit deiner Dummheit..." Seine Stimme ging in einen Hustenanfall
über, der seinen ganzen Körper schüttelte. Schmerz durchzuckte seine Lunge,
als habe er einen ganzen Haufen rostiger Nägel verschluckt.
Rostige Nägel...
Rostige Nägel aus einem alten Schrank. Wieder und immer wieder. Aber sein
Kopf wurde nicht klar, das Fieber pochte in seinen Schläfen. Warum, verdammt,
warum? Es war einfach nicht fair! Es war nicht...
Und alles versank in Dunkelheit...
Andrew lauschte Xander's Atem, der jetzt ebenso gleichmäßig ging, wie der
von Vi auf der anderen Seite. Er versuchte zu begreifen, was soeben geschehen
war, aber sein schmerzender Kopf konnte keinen klaren Gedanken fassen. Was
genau warf Xander ihm hier eigentlich vor? Was sollte er getan haben? Sollte
er an dem Virus schuld sein? Oder Warren? Oder ging es überhaupt nicht um
das Virus, sondern um die Sache mit Tara?
Oder ging es um etwas völlig anderes, und er hatte noch nicht einmal angefangen,
zu begreifen, wo Xander's Problem lag?
Hafen, Black Pearl
"Noch immer scheinen
Ärzte und Wissenschaftler vollkommen ratlos
zu sein, aber trügt dieser Schein vielleicht? Begleiten Sie mich nach der
Werbung in das hochmoderne Forschungslabor des St. Catherine Krankenhauses,
wo seit zwei Tagen fieberhaft nach einem Gegenmittel gesucht wird. Das war
Ihre Olivia Rice für Kanal 9. Bleiben Sie dran!"
Ein Gegenmittel? Was glaubten diese Menschen eigentlich, was sie waren? Schmutzige
niedere Lebewesen! Nicht viel besser, als ein Virus...
Trotzdem war auch der zweite Testlauf eine ziemliche Enttäuschung gewesen.
Das Virus verbreitete sich längst nicht so schnell, wie geplant, und zu viele
Menschen waren dagegen immun. Der König würde nicht mit dem Ergebnis zufrieden
sein.
Aber ein Gutes hatte die Sache immerhin. Mit Sicherheit hatte die Bedrohung
die Jägerinnen aus ihren Löchern gejagt, und falls sein alter Freund Bartholomew
tatsächlich alle seine gutgemeinten Ratschläge in den Wind geschossen haben
sollte...nun, dann würde er es bald wissen. Und die passenden Gegenmaßnahmen
ergreifen können.
Er verzog die Lippen zu einem messerdünnen Lächeln, und lenkte den Blick seines
rechten Auges zurück zur Bar. Bartholomew kannte ihn nicht in seiner menschlichen
Hülle. Ihn nicht, und auch nicht die wenigen Bauern, die ihm noch geblieben
waren. Somit war es ihnen ein Leichtes, sein kleines Piratenschiff unter konstanter
Beobachtung zu halten.
In den letzten Wochen hatte sich nicht wirklich viel getan. Zweimal war die
brünette Jägerin hier gewesen, aber nur, um mit 'Mo', wie sie ihn nannte,
einen zu trinken, und sich zu unterhalten. Sie hatten dabei lediglich über
Belangloses gesprochen, und weder seinen Clan, noch die Barker Cooperation
erwähnt. Noch hatte er keine Beweise. Aber bald...
Sein zweites Auge war zumeist auf die Tür gerichtet, und beobachtete gelassen
die vielen verschiedenen Dämonen, die dort ein- und ausgingen. Wann immer
ein weibliches, menschlich aussehendes Wesen die Bar betrat, schaltete sich
sein drittes Auge ein. Es konnte Lippen lesen, und somit alles verstehen,
was die möglichen Jägerinnen besprachen.
Bei dem schwarzhaarigen Mädchen mit dem Pferdeschwanz über der linken Schulter,
sagte ihm sein Instinkt, dass es sich nicht um eine Jägerin handelte, aber
es war immer besser, auf Nummer sicher zu gehen. Wegen der Atmosphäre war
diese Person bestimmt nicht hier, denn sie ging ohne Umschweife auf den bärtigen
Dämon zu, und fragte mit leicht herablassender Stimme: "Spreche ich mit
Zaddik Bartholomew, hierzulande bekannt als Mo?"
"Derselbe." Ein belustigtes Funkeln war in Mo's Augen getreten.
"Was kann ich für dich tun?"
"Lord D'Hoffryn schickt mich," erklärte das Mädchen, und zog ein
Bild aus ihrer Handtasche. "Er lässt fragen, ob du, oder einer deiner
Leute in den letzten Tagen diesen Mann gesehen haben?"
"Hm." Nachdenklich betrachtete Mo das Bild, doch dann zuckte er
bedauernd mit den Schultern. "Leider nein. Ich kann mich aber erkundigen,
falls du möchtest. Handelt es sich bei dem jungen Mann um einen Rachedämon?"
"Ex-Rachedämon," entgegnete das Mädchen spitz. "Er gehört nicht
mehr zu uns, da seine Kraftquelle zerstört wurde. Unglücklicherweise hat Lord
D'Hoffryn ihm kurz zuvor etwas von seiner persönlichen Energie gegeben. Und
jetzt möchte er diese Energie verständlicherweise zurückhaben, ehe sie verbraucht
ist..."
"Ich verstehe." Mo nickte langsam. "Und wenn diese Energie
verbraucht ist, dann wird sich der Dämon wieder in einen Menschen zurückverwandeln,
oder nicht? So läuft das doch bei euch Rachedämonen, wenn ich mich recht entsinne?"
"So ungefähr." Das Mädchen kramte einen kleinen Spiegel aus ihrer
Handtasche hervor, und begann ihren Lippenstift nachzuziehen. "Ein Rachedämon,
der seine Kräfte verliert, verwandelt sich üblicherweise in das, was er früher
war. Und in den meisten Fällen ist das ein Mensch." Sie schloss die Tasche
mit einem lauten Klick, und verzog die Lippen zu einem Grinsen. "In seinem
ist es allerdings ein Haufen Asche. Schönen Tag noch, Zaddik Bartholomew,
genannt Mo!"
Sie drehte sich auf dem Absatz herum, und stolzierte in Richtung Tür davon.
Interessant, was man hier so für Neuigkeiten erfuhr. Kan Hsirg drückte den
Stummel seiner letzten Zigarette aus, und zündete sich eine neue an.
Als die Rachedämonin an ihm vorbeigehen wollte, brachen Klauen aus seinen
menschlichen Fingern hervor, und packten sie am Handgelenk. "Er hat gelogen,"
sagte der Iah K'uru gleichmütig, noch bevor die junge Frau gegen die grobe
Behandlung protestieren konnte. "Der Mann, den du suchst, war vor drei
Tagen hier."
"Das war mir klar." Angewidert blickte sie auf seine Klaue. "Warum
sonst hätte er sich so intensiv nach ihm erkundigt?"
"Wie es scheint, ist unser Freund Mo kein besonders guter Lügner."
Kan Hsirg ließ das Mädchen los, und sein Blick schoss zur Tür hinüber, welche
soeben heftig aufgestoßen wurde. Na endlich! Die blonde Jägerin, und dazu
noch eine dunkelhaarige, die er nicht kannte, kamen hereingestürmt, und schienen
beide ziemlich aufgebracht zu sein.
Gedankenverloren spielte er mit dem lilafarbigen Verschluss seines Reagenzglases.
Hoffentlich schwebten viele viele ihrer Freunde in Lebensgefahr.
"Was weißt du darüber?" fragte die Rachedämonin neugierig, und setzte
sich neben ihm auf die Bank. "Haben die beiden miteinander gesprochen?
Hast du gehört, was?"
"Möglicherweise," entgegnete Kan Hsirg knapp, ohne den Blick seines
anderen Auges von der Bar zu nehmen. Die beiden jungen Frauen redeten jetzt
heftigst auf Mo ein, es war nur eine Frage der Zeit, wann eine von ihnen die
Geduld verlieren würde. Er tippte auf die Dunkle, sie schien ihm temperamentvoller
zu sein, als die Blonde.
"Aha." Das Mädchen setzte eine Geschäftsmiene auf. "Welche
Währung wünscht der Herr denn? Goldmünzen, Knochen, Kätzchen, oder soll ich
einen Scheck ausstellen?"
Seine Intuition hatte ihn nicht getäuscht. Das dunkelhaarige Mädchen hatte
Mo am Kragen gepackt, und drückte ihn gegen die Wand, während das blonde verzweifelt
versuchte, ihre Mitstreiterin zu beruhigen. Das konnte interessant werden,
er hatte noch nie einen Kampf zwischen zwei Jägerinnen verfolgt. Vielleicht
würde es jetzt dazu kommen.
"Ich würde die Angelegenheit gern mit Lord D'Hoffryn persönlich
besprechen." Kan Hsirg stieß enttäuscht den Atem, und den Rauch seiner
Zigarette aus, als sich die Situation
zwischen den beiden Jägerinnen entspannte. Er hatte sich schon so sehr
auf einen Kampf gefreut. "Natürlich könnte ich ihm dabei behilflich sein,
seinen entlaufenen Rachedämon wieder einzufangen. Vielleicht möchte er sich
als Gegenleistung... an meinem Kampf beteiligen."
"Huh?" Die Dämonin war hoffnungslos verwirrt "Was für ein Kampf?
Wer soll denn überhaupt kämpfen?"
Die Blonde hatte jetzt begonnen, Mo eine Rede zu halten. Äußerst eindrucksvoll
und sehr emotional. Sie schien wirklich gut im Redenhalten zu sein, aber vielleicht
tat sie das ein wenig zu oft. Die Dunkle rollte jedenfalls mit den Augen,
und hatte einen gelangweilten Ausdruck auf dem Gesicht.
"Um ehrlich zu sein, hab' ich mich noch nicht entschieden." Kan
Hsirg zuckte mit den Schultern. Waren das Tränen in Mo's Augen, oder bildete
er sich das nur ein? Der bärtige Dämon schien jedenfalls sehr bewegt zu sein.
Vielleicht hätte das blonde Mädchen Politikerin werden sollen, anstatt Jägerin?
"Einen Augenblick Geduld, bitte." Diesen Teil des Gesprächs wollte
er sich jetzt anhören, und um das dritte Auge einzusetzen, brauchte er seine
volle Konzentration.
"Du hast recht, Buffy,"
sagte Mo mit tonloser Stimme. "Vielleicht bin ich ein Feigling, vielleicht
lasse ich dich und deine Freunde im Stich. Aber es geht hier nicht um mich.
Auch ich habe Freunde, und eine Familie, und wenn ich jetzt rede, bringe ich
sie alle in Gefahr."
"Darum kümmern wir uns natürlich," versicherte die Blonde. "Wenn
du uns hilfst, hast du unser Wort, dass wir auch dir helfen. Sollte jemand
also dich, deine Freunde, oder Familie bedrohen, gibst du uns Bescheid, und
wir sind sofort da. Ist das ein Angebot?"
"Ist es die Aufgabe einer Jägerin, Dämonen zu beschützen?" fragte
Mo skeptisch.
"Die Aufgabe einer Jägerin ist es, jeden zu beschützen, der ihre Hilfe
braucht!" Ein entschlossener Ausdruck war in ihr schmales Gesicht getreten.
"Hey, sie ist die Moralische von uns beiden." Die Dunkelhaarige
grinste. "Aber, wenn's darum geht, ein paar fiese Dämonen zu verprügeln,
bin ich dabei. Und Kennedy ist eh 'ne Freundin von dir, die hilft dir sowieso.
Also...der Schutz von drei Jägerinnen sollte dir doch was wert sein!"
"Nun gut." Mo holte tief Luft. "Ich schätze, ihr hattet schon
mit dem HtoGrom Clan zu tun, oder? Eine Vereinigung von Iah K'uru Dämonen?"
"Kann man wohl sagen." Die hellen Augen der jungen Frau verengten
sich. "Hässliche Schachfiguren - tarnen sich als Menschen - übernehmen
Firmen! War die Antwort richtig, oder soll ich den Publikumsjoker ausspielen?"
"Das ist noch nicht alles, was es über sie zu wissen gibt." Nervös
flog Mo's Blick hin und her, und Kan Hsirg schloss für einen Moment das dritte
Auge, um sich nicht zu verraten. "Ihr eigentlicher Plan ist es nicht,
über die Menschen zu herrschen, sondern sie auszurotten. Dieses Virus wurde
von ihnen in Japan entwickelt, in einer Firma, die irgend etwas mit Biochemie
zu tun hatte. Die Iah K'uru hatten die Firma bereits vollständig übernommen,
doch dann wurden sie von einer Familie von Dämonenjägern besiegt. Irgendwie
muss es ihnen aber gelungen sein, das Virus in Sicherheit zu bringen, und
wie es scheint, haben sie sich Cleveland ausgesucht, um es zu testen..."
Kan Hsirg, Läufer des HtoGrom Clan hatte genug gehört. Er schloss das dritte
Auge, und wandte sich an die Rachedämonin, die ihn erwartungsvoll ansah. "Sagte
ich vorhin Kampf? Ich habe mich unklar ausgedrückt. Ich meine natürlich...
Krieg."
"Krieg?" fragte das Mädchen fasziniert. "So ein richtiger Krieg
mit Knall-Bumm-Peng, und gallonenweise Blut?"
Ihre Augen begannen zu strahlen. "Wie geil!"
Ratsgebäude, zur selben Zeit
Es hatte Willow und
Kennedy nicht allzu viel Mühe gemacht die Grundwasserprobe zu beschaffen.
Die Hüterin saß in der Küche über ein Mikroskop gebeugt. Die Viren, die sie
sehen konnte, verwirrten Willow. Sie runzelte die Stirn, rieb sich die Augen,
als sei sie einer optischen Täuschung auf den Leim gegangen und blickte wieder
durch die Linse.
„Stimmt was nicht?“
Willow zuckte zusammen. Giles und der verbliebene Rest der Scoobies stand
im Türrahmen und warf der Hüterin einen besorgten Blick zu.
„I-Ich bin mir nicht sicher“ sagte Willow und deutete auf das Mikroskop, während
Giles seine Brille absetzte um ebenfalls einen Blick durch die Linse zu werfen.
„Es sind mehrere Viren. So wie ich das in diesen medizinischen Büchern verstanden
habe, müsste eine Art von Viren im Mikroskop zu sehen sein, aber das….“ Die
Hüterin schüttelte verwirrt mit dem Kopf. Zudem hatte sie keine Ahnung was
das zu bedeuten hatte.
„Der Spezialist, von dem ich euch erzählt habe, ist jetzt auf dem Weg ins
Krankenhaus“ meldete sich Lily vorsichtig zu Wort. Willow und Giles wechselten einen Blick. Einen Versuch war es zumindest
Wert, denn offensichtlich steckten sie in einer Sackgasse und Buffy und Faith
waren noch nicht zurück.
„Wir sollten nehmen was wir kriegen können. Dawn, Xander und all die anderen
Kranken haben nicht mehr viel Zeit“ seufzte Giles kraftlos.
„Schon komisch“ überlegte Robin. Er lehnte lässig im Rahmen, das Kinn andächtig
gereckt. Alle Blicke richteten sich auf ihn. „ich meine, dass Dawn, Xander,
Andrew und Vi sich infiziert haben, aber wir nicht. Zumindest Buffy, Willow,
Kennedy und Ronah hatten doch mit ihnen Kontakt.“
„Kluger Einwand“ merkte Ronah an und wunderte sich gleichzeitig darüber, dass
vorher noch keiner einen Gedanken daran verschwendet hatte. Vermutlich waren
sie viel zu sehr damit beschäftigt gewesen sich um Xander und die Anderen
Sorgen zu machen.
„Was ist bei uns anders, als bei den Anderen?“ fragte Kennedy sich laut.
„Ihr solltet ins Krankenhaus fahren und versuchen eine Lösung zu finden. Vielleicht
lässt sich mit diesem Dr. Albertsson und Lilys Spezialisten ja ein Impfstoff
entwickeln“ rief Giles aufgeregt. Sie waren der Lösung ziemlich nahe. Das
fühlte er. Vielleicht war die Lage doch nicht so aussichtslos wie sie
zwischenzeitlich geglaubt hatten. Giles hoffte, dass sein Optimismus berechtigt
war. Überhaupt war es fraglich, ob Dawn, Xander, Andrew und Vi noch am Leben
waren. Giles räusperte sich. Daran wollte…..Daran DURFTE er gar nicht denken.
„Und was machen sie inzwischen?“ fragte Robin.
„Ich bleibe hier. Falls Buffy und Faith auftauchen“ erwiderte Giles. Die Gruppe
wandte sich zum gehen um und im Stillen wünschte Giles der Gruppe viel Erfolg.
Auf den Straßen von Cleveland, Nachmittag
Am liebsten hätte Buffy sofort das Versteck des
Hto-Grom-Clans aufgesucht und jeden Dämon einzeln verprügelt. Zu viel
aufgestaute Wut hatte sich in ihrem Bauch angesammelt. Sie war schlecht gelaunt
und das geschäftige Treiben auf den Straßen wirkte noch nervenaufreibender auf
die blonde Jägerin als sonst. Nur Faith zeigte sich keineswegs nervös oder
gestresst. Buffy fragte sich, ob die andere Jägerin tatsächlich so ruhig war,
oder ob sie nur versuchte ihre Fassade aufrecht zu erhalten. Machte Faith sich
auch Sorgen um Dawn, Xander, Andrew und Vi?
„Ich werde Giles vom Handy aus anrufen. Wen wir zuerst zu ihm gehen, verlieren
wir zuviel Zeit“ entschied Buffy und blickte zu Faith um festzustellen, ob sie
Einwände erhob. Faith nickte. Die beiden Jägerinnen suchten sich eine Gasse, in
der es ein wenig ruhiger war als auf der Hauptstraße, so dass Buffy verstehen
konnte was ihr Wächter sagte.
Es dauerte ein wenig bis jemand den Hörer abnahm.
Ratsgebäude
„Hallo?“ sagte Giles müde in den Hörer. Eigentlich war er froh über diesen
Anruf, denn jetzt wo die Anderen weg waren, drohte ihn die Müdigkeit zu
übermannen. Kein Mitglied der Scoobies hatte in den letzten Tagen besonders
viel geschlafen.
Irgendwo in Cleveland
„Giles?“ fragte Buffy.
Ratsgebäude
Als der Wächter Buffys Stimme hörte, war er wieder hellwach. Wieso kam sie
nicht her? War ihnen was zugestoßen als sie sich bei Mo Informationen geholt
hatten? „Ist alles in Ordnung?“ hörte sich Giles fragen.
Irgendwo in Cleveland
„Uns geht es gut.“ Die Jägerin zögerte. „Haben Kennedy und Willow was rausgekriegt?“
Ratsgebäude
Giles runzelte die Stirn. „Das was Willow da gefunden hat…..Nun es wäre
möglich, dass sich das Virus a-aus mehreren Viren zusammensetzt. Sie sind
gerade im Krankenhaus und bitten einen Spezialisten zu klären mit was wir es zu
tun haben und wieso wir uns nicht infiziert haben.“
Irgendwo in Cleveland
Buffy öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Das hörte sich ja fast so an als
gäbe es eine Möglichkeit die Krankheit zu umgehen, hoffentlich sogar zu heilen.
„Sie meinen…..Dass wir immun gegen die Krankheit sind?“
Ratsgebäude
„I-Ich weiß es nicht. Ich hoffe, dass Dr. Albertsson und Lilys Spezialist
herausfinden warum es nur einen Teil der Bevölkerung erwischt hat“ antwortete
Giles ehrlich. Pause. Auch am anderen Ende der Leitung regte sich nichts. Diese
Neuigkeit wollte erst mal verdaut werden.
„Habt ihr was bei Mo herausgefunden?“ fragte er schließlich.
Irgendwo in Cleveland
„Mo…..richtig…..Sie haben doch vor kurzem von einem Dämonen-Clan
erzählt…ähm…..irgendwas mit Hot?“ Buffy hätte sich für ihre Schwierigkeiten mit
dämonischen Namen ohrfeigen können. Nach acht Jahren, die sie schon die Jägerin
war, konnte man doch erwarten, dass sie solche Namen wie den des Clans
zumindest aussprechen konnte.
Ratsgebäude
Giles schmunzelte. „Hto-Grom. Was ist mit ihnen? Stecken sie hinter all dem?“
Irgendwo in Cleveland
Buffy bejahte die Frage ihres Wächters und fügte hinzu: „Den Dämonen fällt auch
nichts vernünftiges mehr ein.“ Sie und Giles lachten gekünstelt. Faith drängte
zur Eile. „Ich muss Schluss machen, Giles. Sagen sie den Anderen sie sollen
sich beeilen bevor Riley…..bevor das Militär Dawn und die Anderen umbringen
lässt. Ich kümmere mich um die Dämonen“ Nachdem Giles sich von Buffy
verabschiedet hatte, drückte die Jägerin den Auflegen-Knopf ihres Handys.
„Ich hoffe du hast mit „du“ auch mich gemeint, B.“ sagte Faith und grinste
schelmisch ob der Aussicht auf einen actionreichen Kampf.
„Nein“ sagte Buffy ernst. Faiths Mine verdüsterte sich. „Faith du musst zu
Riley gehen. Das Militär will die Kranken töten. Sag ihm er soll seinen
Vorgesetzten hinhalten, solange es geht. Willow und die Anderen sind schon
dabei ein Gegenmittel zu entwickeln.“
„Andere wollen auch ihren Spaß!“ grummelte die dunkelhaarige Jägerin.
„Wenn du Riley nicht davon abhältst, dann könnten meine Schwester und meine
Freunde draufgehen! Ich habe dich noch nie um was gebeten, Faith.“
„Verdammt! Na gut ich mach´s.“
„Pass auf dich auf!“ riet Buffy und ging die Straße entlang, an deren Ende sich
der Gullideckel befand, der in die Kanalisation führte.
AKT 4
Militärstützpunkt, selber Nachmittag
Die sturen GI´s am Eingang
des Militärstützpunktes hatten sie zuerst nicht reinlassen wollen.
Oberste Sicherheitsstufe lautete die Begründung. Nach einer langen Diskussion
hatte Faith sie davon überzeugen können Riley anzurufen. Auf seinen Befehl
hin, ließen die GI´s Faith das Militärgelände betreten. Jetzt hoffte die Jägerin,
dass sie Riley davon abhalten konnte, einen schrecklichen Fehler zu begehen.
Die Infizierten zu töten.
Ein GI war zu Faiths Bewachung mitgeschickt worden. Sie fühlte seinen misstrauischen
Blick in ihrem Nacken und hätte ihn am liebsten gebeten zurück zu gehen und
sie allein zu Riley gehen zu lassen. Das hätte aber nur wieder zu einer Diskussion
geführt, die Faith gar nicht erst anfangen wollte und so vielleicht Gefahr
lief noch mehr Zeit zu verlieren.
„F…“ Die Jägerin unterbrach Riley indem sie den Finger auf ihren Mund legte.
„Danke. Das wär´s dann, Soldat!“ räusperte Riley sich, nachdem er die Jägerin
verwirrt angesehen hatte. Der GI salutierte, verließ das Büro und schloss
die Tür.
„Ich werde noch immer wegen Mordes gesucht. Angel hat mir einen gefälschten
Pass besorgt. Ich bin Milli Rogers alles klar?“ Sehr begeistert klang Faith
nicht, als sie den Namen Milli Rogers aussprach. Riley glaubte sogar Faith
murmeln zu hören, dass sie darüber noch mal mit Angel sprechen wollte.
Riley entschloss sich Faiths Gemurmel zu ignorieren und ging lieber gleich
zum geschäftlichen über. „Weswegen bist du hier? Habt ihr was rausgefunden?“
fragte er.
„Wie man´s nimmt. Ein Dämonenclan
steckt hinter der ganzen Sache. Buffy knöpft sich die Dämonen vor und der Rest
der Gang ist im Krankenhaus um festzustellen, ob man einen Impfstoff oder ein
Gegenmittel für das Virus finden kann….Na ja bis auf Giles. Der sitzt wie
üblich über seinen verstaubten Büchern.“
Eine innere Unruhe erfasste Riley. „Wie groß ist die Chance,
dass sie ein Heilmittel finden?“ fragte er und versuchte dabei ruhig zu
klingen.
„Keine Ahnung.“ Gestand Faith achselzuckend. „Giles meint
ziemlich groß. Ich weiß nur eins, Riley, ihr dürft nicht anfangen die
Infizierten zu töten. Ich bin mir sicher, dass die Anderen nicht mehr lange
brauchen!“ Es beunruhigte die Jägerin, dass Rileys Blick sich plötzlich von ihr
abwandte, an ihr vorbei ging. War es etwa schon zu spät?
„Colonel Ricks hat schon angefangen die ersten Drei töten zu
lassen“ erklärte Riley stockend. Sein Blick war wieder auf Faith gerichtet, die
ihn schockiert ansah.
„Mir ist scheißegal was du tun musst, Riley, aber halt
diesen Colonel irgendwie hin“ befahl sie.
„Ach und wie soll ich das anstellen?!“ Riley klang gereizt.
Würden die Dinge anders liegen, hätte Faith sich auf einen Streit eingelassen,
aber die Lage war genauso ernst wie sie befürchtet hatte.
„Du bist von uns der Soldat. Lass dir was einfallen!“ Die
Jägerin war schon wieder auf dem Weg zu gehen.
„Und wo willst du hin?“ fragte Riley und machte einen
Schritt auf sie zu.
„Buffy helfen.“ War Faiths knappe Antwort, dann verließ sie das Büro.
Krankenhaus Cleveland, selber Nachmittag
Seit die Soldaten alle
Infizierten in Quarantänezelte gebracht hatte, war es leer geworden. Die wenigen
Menschen, die nicht mit dem Virus infiziert
waren, verließen erst gar nicht das Haus aus Angst sich auch anzustecken.
Willow hasste diesen Geruch aus Desinfektionsmitteln und Medikamenten. Dr.
Albertsson und Dr. Hammill, Lilys Spezialist hatten die Hexe und ihre Freunde
glücklicherweise nicht allzu lange warten lassen. Die beiden Ärzte waren ganz
aufgeregt als Willow ihnen von dem berichtete was sie unter dem Mikroskop
entdeckt hatte.
„Wir haben uns gefragt, warum wir uns nicht mit dem Virus
infiziert haben“ meldete sich Robin zu Wort.
„Kluge Frage“ nickte Dr. Albertsson. Die Frage hatte er sich
auch schon gestellt. „Sie müssen etwas in sich haben, das gegen die Viren immun
ist. Dazu müssten wir uns die Viren-Kultur aber erst mal ansehen. Ms.
Rosenberg?“
Willow nickte und holte aus ihrer Tasche ein kleines
Reagenzfläschchen heraus, in dem sich ein Teil der Grundwasserprobe befand. Dr.
Albertsson bedeutete der Gruppe ihm in sein Labor zu folgen. Dr. Albertsson
legte ein kleines Stück Glas auf den des
Mikroskops, träufelte die Grundwasserprobe darauf und runzelte nach einigen
Minuten, in denen er das Virus beobachtet hatte, verwirrt mit der Stirn. „Dr.
Hammill sehen sie sich das an!“ forderte er seinen Kollegen auf.
Dr. Hammill trat ans Mikroskop nur um wenig später mit
demselben fragenden Stirnrunzeln zu seinem Kollegen zu blicken.
„Was ist?“ fragte Kennedy ungeduldig.
„Nun dieses Virus setzt sich zu einem kleinen Teil aus
tropischen Viren wie Cholera oder Typhus zusammen. Aber ein ganz entscheidender
Anteil sind Grippeviren!“ erklärte Dr. Albertsson verblüfft.
„Ich habe mich vor kurzem gegen Grippe impfen lassen“ fiel
Robin ein.
„Ja ich mich auch“ pflichtete Ronah bei. Willow und Kennedy
nickten nur bestätigend und auch Lily, die sich ein wenig im Abseits gehalten
hatte, nickte.
„Wissen sie was das heißt?!“ fragte Dr. Hammill aufgeregt.
Die Scoobies reagierten mit nervösen Blicken und fragendem Stirnrunzeln auf
diese Frage. Aber offensichtlich war es etwas positives, denn die Ärzte
gerieten nicht in Panik. „Das bedeutet, dass wir das Virus besiegen können. Es
ist so simpel…..“ rief Dr. Hammill.
„Ich finde sie sollten langsam mal erklären was eigentlich
los ist!“ sagte Kennedy ärgerlich.
„Wir haben es hier mit einem Anteil an Grippeviren zu tun.
Wenn wir es schaffen den Impfstoff so zu ändern, dass er die Viren nicht bloß
verhindert sondern bekämpft, hätten wir ein Gegenmittel.“
„Ich steig
immer noch nicht durch“ flüsterte Ronah Kennedy zu.
„Gut. Und ich dachte schon ich wäre die Einzige, die schwer
von Begriff ist“ erwiderte Kennedy.
„Sie wollen die Grippeviren also mit einem einfachen
Grippemittel bekämpfen? Und was ist mit den Cholera- und Typhusviren?“ fragte Willow.
„Sie versteht es besser als ich“ kommentierte Ronah
stirnrunzelnd.
„Nein sie verstehen das nicht. Wir wollen ein Mittel
entwickeln, dass sowohl Grippe-, als auch Cholera und Typhusviren sucht und
bekämpft. Das wäre dann so als würde der Körper ein
Heer von Superhelden entwickeln um die Viren abzuwehren“ erklärte Dr.
Albertsson.
Endlich realisierten die Freunde, dass sie es geschafft
hatten. Sie hatten etwas gefunden, dass dem Parzyloten-Virus die Stirn bieten
konnte. Erleichtert und glücklich fielen sich Kennedy und Willow in die Arme,
während Ronah und Robin strahlten. Lily hingegen wirkte unglücklich. Nicht weil
der ganze Horror nun bald ein Ende finden würde, sondern weil jetzt genug Zeit
war um sich mit Rupert und Buffy auseinander zu setzen. Lily wusste, dass ihre
Reaktion auf den Befehl des Colonels einem Vertrauensbruch gleich kam, ein
Vertrauensbruch soweit es Rupert betraf. Bei Buffy hatte Lily schon lange das
Gefühl gehabt, dass sie ihr nicht traute. Und jetzt würde die Wächterin auch
keine Chance mehr bekommen Buffys Vertrauen zu gewinnen.
„Ich werde die notwendigen Schritte sofort veranlassen!“
verkündete Dr. Albertsson und verließ eilig das Labor.
„Und ich rufe Riley an, damit der verhindert, dass das
Militär doch noch Menschen umbringt“ sagte Willow und machte sich ebenfalls
daran das Labor zu verlassen.
Kanalisation Cleveland, später Nachmittag
Buffy hatte nicht mit der Stärke und der großen Anzahl der Dämonen gerechnet,
die dem Clan angehörten. Einer der Mitglieder presste den Körper der Jägerin
mit dem Stiel seiner Axt gegen die Wand, während die anderen mit Messern hinter
ihm standen und auf jede Bewegung der Jägerin achteten. Buffy sah kurz nach
unten um ein Ziel zu finden, dass der Dämon nicht schützte. Sie entschied sich
kurzerhand für einen Tritt zwischen seine Beine. Der Dämon zuckte kurz
zusammen, war dabei aber so unachtsam die Axt ein wenig zu senken. Das gab
Buffy die Gelegenheit dem Dämon die Waffe abzunehmen
und ihn mit einer fließenden
Bewegung zu köpfen. Die restlichen Clan-Mitglieder stürzten sich sofort auf die
Jägerin.
Den Schlag von zwei Clan-Mitgliedern konnte Buffy abwehren, doch der Dritte erwischte sie am Kopf. Buffy taumelte und ging zu Boden. Sie grunzte leicht vor Schmerz als sie hart auf dem Boden aufschlug.
Der Dämon war schon wieder dabei auf die blonde Jägerin
loszugehen, als er plötzlich von jemandem weggeschleudert wurde. Buffy sah auf.
Es war Faith, die eine Streitaxt in der Hand hielt und grimmig lächelte.
„Gott ich war
noch nie so froh dich zu sehen“ stöhnte Buffy erleichtert. Gerade als Faith
antworten wollte, wurde sie von einem Dämon gepackt und mit einem wuchtigen
Wurf gegen die Wand geschleudert, während die zwei anderen Dämonen Buffy wieder
zu Boden schlugen.
Buffy nutzte es, dass sie auf dem Boden lag, indem sie den
Dämonen die Füße unter dem Boden wegzog, holte sich die Axt, die sie verloren
hatte und wollte ihre Gegner köpfen.
Plötzlich schoss der Fuß des Einen unerwartet hervor und
traf Buffy mitten im Gesicht. Die Jägerin verlor kurzzeitig das Gleichgewicht
und als sie sich wieder gefangen hatte und mit einem Schlag kontern wollte,
waren die Dämonen weg.
„Sie sind getürmt!“ erklärte Faith, während sie ihre Lederhose vom Staub
säuberte. Buffy nickte und fragte sich wohin die Mitglieder des Clans wohl
verschwinden würden. Würden sie es noch mal mit Mitgliedern des HtoGroms
aufnehmen müssen?
Ratsgebäude, zwei Tage später, Mittag
„Leute ich kann euch gar nicht sagen wie hungrig ich bin!“ rief Xander und rieb
sich in freudiger Erwartung die Hände.
„Du bist doch immer hungrig!“ lachte Vi und machte eine
wegwerfende Handbewegung.
„Es ist ja auch lecker. Wo lernen Briten so gut kochen?“
fragte Xander. Die Frage hatte Giles gegolten, der mit einer weißen Schürze
bekleidet ins Esszimmer kam.
„Auf diese Frage werde ich nicht antworten. Und wenn du so
weiter isst, bleibt bald nichts mehr für uns,“ antwortete Giles mit einem
leichten Schmunzeln. Es war eine gute Idee gewesen seine Freunde zum Essen
einzuladen. Nach den ganzen Strapazen um das Virus hatten sie es sich mehr als
verdient. Außerdem entging er so einer Auseinandersetzung mit Lily. Er würde
mit ihr reden. So bald wie möglich. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt
dafür.
Zuallererst wollte er sich daran erfreuen,
dass es Andrew, Xander, Vi und Dawn wieder besser ging. Genau wie den meisten
Menschen, die infiziert waren. Dr. Albertsson und Dr. Hammill hatten
veranlasst, dass mehr Mengen des neuen Impfstoffs produziert wurden und in alle
möglichen Länder verschickt wurden um so einen Vorfall in Zukunft zu vermeiden.
„Ja genau! Es gibt noch andere, die was abbekommen wollen!“
murrte Andrew und griff nach der Schüssel mit den Kartoffeln bevor Xander sie
sich schnappen konnte. Giles lächelte. Es war nur schade, dass Willow keine
Zeit gehabt hatte. Aber Giles hatte Verständnis durch das Virus hatte sie im
College bestimmt eine Menge an Stoff versäumt, den sie nun nachholen musste.
Xander und Andrews Wohnung
"Wollen wir morgen ins Kino? Oder fühlst du dich noch nicht wieder
fit genug?"
Xander hatte den Kulturteil der Zeitung aufgeschlagen, und fuhr suchend mit
dem Finger durchs Kinoprogramm. Abgesehen von einer verbrauchten Packung Kleenex,
und ein paar einsamen Niesern dann und wann, war von der Erkrankung nichts
mehr zu spüren. Fieber und Kopfschmerzen waren vollkommen verschwunden, und
morgen, so hatte der Arzt ihm bescheinigt, durfte er wieder in die Firma gehen.
Er legte die Zeitung beiseite. Es würde so gut tun, diesen Alptraum hinter
sich zu lassen, und wieder ins Alltagsleben zurückzukehren.
"Ich kann leider nicht." Andrew erschien im Türrahmen, ein Berg
frischer Wäsche auf seinen Armen, und das Bügelbrett hinter sich herziehend.
"Muss morgen arbeiten."
"Tatsächlich?" wunderte
sich Xander. Er sprang auf, um Andrew mit der Wäsche zu helfen, doch dieser
hatte schon das Sofa erreicht. "Ich dachte, du hättest Frühschicht. So
steht's zumindest bei dir im Plan."
"Doppelschicht," verbesserte Andrew, ohne Xander dabei anzusehen.
Er lud die Klamotten ab, und begann sie zu sortieren. "Ich... uhm hab'
einiges nachzuholen, immerhin hab ich über eine Woche gefehlt."
"Du solltest es lieber langsam angehen lassen..." Xander schenkte
Andrew ein zuversichtliches Lächeln, doch sein Wohngemeinschaftspartner hielt
den Blick weiter auf die T-Shirts gerichtet, die er gerade zusammenfaltete.
"Und mach dir keine Sorgen wegen der Miete."
"Schon klar, aber ich kann meinen Anteil für diesen Monat schon bezahlen.
Wir müssen halt noch ein bißchen warten, bis mein nächster Scheck da ist!"
Andrew lächelte kurz, und trug die T-Shirts zur Kommode hinüber. Xander hatte
das Gefühl, dass seine Stimme ein wenig förmlich klang, und das war meist
ein Zeichen dafür, dass etwas nicht in Ordnung sein konnte.
Verdammt, natürlich war es nicht in Ordnung. Und es war besser,
er entschuldigte sich jetzt gleich, als es noch länger schleifen zu lassen.
"Du - wegen dieser Sache... das hab' ich nicht so gemeint! Mir ging's
wirklich mies, und ich hatte einfach Angst..."
"Wir hatten alle Angst!" Andrew knallte die Schublade der Kommode
zu. "Aber deswegen haben wir nicht einfach mit Vorwürfen um uns geschmissen.
Ich hab' dir schon mal gesagt, wenn ich was getan hab', weswegen du sauer
bist, dann sag' mir was los ist! Ich bin kein Betazoid, der Gedanken lesen
kann."
"Du hast
nichts getan." Ungeschickt fingerten Xander's Hände mit dem Paar Socken
herum, das er eigentlich zusammenlegen wollte. "Du hast nichts getan,
und darum geht es auch überhaupt nicht."
"Worum geht es dann?" fragte Andrew ziemlich hilflos zurück. "Ich
meine...du hast mir vorgeworfen, ich würd' euch alle in Gefahr bringen. Das
ist keine Kleinigkeit, Xander!"
"Nein." Xander schmiss die Socken auf die Couch zurück. "Aber
es ist etwas, das ich nie gesagt hätte, wenn ich ohne Fieber, und bei Sinnen
gewesen wäre."
"Schon klar." Andrew klappte das Bügelbrett auf, und steckte das
Eisen an . "Ich würd' ja wirklich gerne glauben, dass es nur dummes Dahergerede
war, aber..." Er legte sein rotes Pizza-Hut Hemd auf das Brett und strich
es glatt. "Was willst du morgen anziehen?"
"Danke." Xander fischte ein dunkelgrünes Hemd von der Couch und
reichte es Andrew. Für eine Weile war das einzige Geräusch, das die Stille
des Raumes durchdrang, das Gleiten des Bügeleisens über Stoff. Xander nahm
den Kampf mit den Socken wieder auf, auch wenn sie bei ihm immer zu unförmigen
Knödeln wurden.
"Als Willow sich verwandelt hat..." begann Xander plötzlich, "vorige
Woche auf dem Flugplatz...hattest du da Angst vor ihr?"
Vor Schreck hätte Andrew sich beinahe am Bügeleisen verbrannt. "Furchtbare
Angst," gestand er, "ich hab gedacht... ich hab gedacht, sie tötet
uns...Warren, und mich auch, wenn ich ihr nicht aus dem Weg gehe...ich weiß,
es war sehr dumm, das von ihr zu denken, wo ich doch ganz genau weiß, dass
sie nicht mehr böse ist. Aber das... das ist mir erst hinterher klar geworden..."
Xander nickte langsam. "Manchmal weiß man, dass ein Mensch sich geändert
hat," sagte er, "aber das ändert nichts an der Angst. Ängste sind
im allgemeinen eine sehr unlogische und irrationale Angelegenheit."
"Und du hast Angst, ich könnte dich, Buffy, und die anderen in Gefahr
bringen." Andrew legte das Pizza Hut Hemd zusammen, und nahm sich Xander's
grünes vor. "Auf eine ganz unlogische und irrationale Weise."
"Du bist nicht mehr der, der du einmal warst." Xander trug die fertigen
Socken, und die zusammengelegte Wäsche zur Kommode hinüber, um sie einzuräumen.
"Du hast gelernt, Verantwortung zu übernehmen, und du weißt jetzt, was
richtig und falsch ist. Und so ganz nebenbei - du hast Kennedy das Leben gerettet,
damit kann ich sie noch jahrelang aufziehen, wenn sie wieder den Mund zu voll
nimmt. Aus dir ist jemand geworden, Andrew, ein wertvoller Mensch, und ein
zuverlässiger, treuer Freund..."
Andrew war knallrot im Gesicht geworden. "Ich hoffe, du sagst das nicht
nur, damit ich noch mehr Hemden für dich bügle," murmelte er verlegen.
"Und, funktioniert es?"
entgegnete Xander grinsend, als er die Kommode schloss, und zur Couch zurückging.
Ohne Übergang wurde er wieder ernst. "Was ich meine ist, du hast eine
großartige Entwicklung durchgemacht, und wir dürfen nicht zulassen, dass dieser...dieser
Psychopath das alles wieder zerstört. Er ist wie ein Virus, das alles bedroht,
was aus dir geworden ist, und du darfst dich nicht damit anstecken. Du musst
dich von ihm fernhalten, versprich mir, dass du dich von ihm fernhältst! Wenn
er irgendwas versucht, wenn er auch nur versucht, Kontakt mit dir aufzunehmen,
gibst du sofort uns anderen Bescheid. Lass dich auf nichts ein, egal mit welchen
Tricks und Lügengeschichten er wieder bei dir ankommt. Du weißt, was er für
schreckliche Dinge getan hat, und wozu er dich gebracht hat."
"Du musst dir keine Sorgen um mich machen. Ich bin jetzt einer von den
Guten." Andrew reichte Xander das fertige Hemd, und dieser hängte es
sorgfältig über den Sessel. Während Andrew das Bügelbrett zusammenklappte,
räumte Xander die restlichen Hemden von der Couch auf den Tisch. Er schüttelte
das Simpsons Kissen aus, das völlig zerknautscht unter dem Wäscheberg gelegen
hatte.
"Ich weiß." Ein warmes Lächeln umspielte Xander's Lippen, als er
Andrew liebevoll anblickte. "Und ich hab' vollstes Vertrauen zu dir."
Mit dem Handrücken fegte er ein paar schwarze Haare von dem hellen Stoff,
wunderte sich kurz darüber, was seine Haare auf Andrew's Kopfkissen verloren
hatten, und entschied schließlich, dass es von der Wäsche kommen müsse.
Universität, Willows Zimmer, in der Nacht
Willow saß in ihrem Zimmer, atmete die leicht stickige
Luft die sich in den letzten Stunden angesammelt hatte. Ihre Augen taten weh.
Das kam davon, wenn man nur bei diesem schwachen Licht seine Bücher studierte,
und das noch um diese Uhrzeit. Ihre Haut wurde von
einer leichten Gänsehaut bedeckt, als würde ein kleiner Windhauch durchs Zimmer
wehen.
Langsam breiteten sich bei Willow Kopfschmerzen aus, und verschlangen all
die Wörter, die soeben von ihr gelesen wurden. Es wurde kälter, und ihre Atemzüge
langsam aber sicher kürzer. Auch wenn sie es anfangs nicht bemerkte, breitete
sich ein flaues Gefühl in ihrem Magen aus.
Willow fing an zu zittern, in ihrem Kopf hämmerte es, Dumpfe Klänge die immer
wieder hallten. Wie konnte es einem so schnell heiß und kalt werden? Sie hoffte,
dass nicht kommen würde, was sie vermutete. Am liebsten würde sie jetzt einfach
in ihrem Bett sein, schlafen, und nur einen Alptraum erleben. Vielleicht war
dass gerade ja auch ein Traum? Ein sehr realistischer.
Wieder diese Szenen in ihrem Kopf, wie es schon einmal passierte, und die
ihr Silent Hill zeigten. Doch damals konnte sie nur erahnen wie sich das ganze anfühlte. Willow wusste nicht, ob sie
es überhaupt wissen wollte.
Sie stand auf, wollte ihre trockene Kehle mit Flüssigkeit befeuchten, doch
sie kam nicht so weit, um das Glas des abgestandenen Mineralwassers hochzuheben.
Willows Knie
gaben nach, ließen sie an der Wand Halt suchen. Die Rothaarige wollte sich
festhalten, als sich der Schmerz langsam in ihren Körper bohrte. Sie sah,
wie sich ein verschwommenes Bild vor ihren Augen bildete, für ein paar kurze
Sekunden schärfer wurde, doch dann wieder verschwand.
Eine dunkle Gestalt, hetzte graffitibeschmierte Seitenstraßen entlang. Willow
hörte das leichte Surren der Hauptstraße, dass sich in einen immer höheren
Ton verwandelte. Es kam ihr so vor, als würde ihr Kopf langsam aber sicher
ein Vakuum bilden. Nur durch den Körperbau der Person und die langen Haare,
konnte Willow erkennen, dass es sich um ein Mädchen, oder zumindest eine junge
Frau handeln musste.
Ihre Lunge füllte sich mit Luft. Willow konnte dass Geschehen nur noch mit
einem leichten Seitenstechen verfolgen, dass von Atemzug zu Atemzug noch einmal
zunahm. Auf ihrer Stirn bildeten sich einige Schweißperlen, und Willow fühlte
wie sich diese Szenen vor ihren Augen, langsam in ihren Kopf fraßen, ihr gleichzeitig
immer mehr Sauerstoff wegnahmen.
Durch dieses laue Gefühl in der Bauchgegend, konnte Willow fühlen dass sie
Angst hatte. Doch wohl nicht nur das Mädchen, sondern
auch sie selbst. Sie rann vor etwas oder jemandem davon, und sie war das
laufen nicht gewohnt. Willows Beine wurden langsam weich.
Willow konnte die Nässe des Bodens fühlen, auf den dass Mädchen wie ein Häufchen
Elend fiel, als sie eine Mülltonne streifte und das Gleichgewicht verlor.
Die Hüterin konnte förmlich spüren wie sich die Kälte langsam ausbreitete,
sich den Weg durch ihre Kleider suchte.
Mit einer Hand krallte Willow sich an der geriffelten Tapete fest, und sank
langsam zu Boden. Ihr Kopf lehnte an der Wand ihres
Collegezimmers, und es fühlte sich so an, als würde sie ihren Schädel
immer wieder dagegen schlagen.
Diese kurzen Szenen vor ihren Augen zeigten kleine, rote, Schnitte. Willow
wollte schwören dass es ihre eigenen waren. Gleichzeitig brannte der Körper
des Mädchens, dank der Wunden die ihren Körper zeichneten.
Die Kleiderfetzen hingen schlaff herunter, wurden langsam von einer dunkelroten
Flüssigkeit durchtränkt. Dieser Anblick raubte Willow den Atem, sie wusste
nicht ob sie schreien sollte, ob sie es noch richtig konnte.
Willow schloss die Augen, dieses grauenhafte Gefühl rauschte durch ihren Körper.
Als könnte sie jeden einzelnen Millimeter des Bluts spüren, das über den Bauch
des jungen Mädchens floss. Es war fast genauso rot, wie ihre Haare, die von
Schweiß getränkt schlaff herunterhingen, und sich dank der Dunkelheit und
dem Nebel nicht weiter von ihren Kleidern unterschieden.
Sie hockte zusammengekauert, nach Schutz suchend neben dieser großen Mauer.
Die Bilder vor Willows Augen drehten sich, hinterließen ein dumpfes Stechen
in ihrem Kopf. Sie konnte sehen, wie der Umriss eines Vampirs auf sie zusprang.
Statt Willows eigenem Schrei, durchbrach der Angstschrei des Mädchens die
Stille, übertönte das Pochen von Willows Herz.
Vampire umzingelten sie, grinsten,
als wäre es ihnen bestimmt die Überhand zu nehmen, jeden einzelnen Tropfen
ihres jungen Blutes auszusaugen.
Sie prallte auf den Boden, Willow sah wie eine Faust auf sie zuraste, spürte
den Windhauch der schon einige Sekunden vorher ihr Gesicht berührte. Eine
Vampirfratze war vor ihren Augen zu sehen, von Schmerz gezeichnet, als hätte
den Blutsauger gerade etwas von den Beinen gerissen. Diese Bildfetzen, in
denen immer mehr finstere Gestalten langsam den Kreis um das Opfer enger zogen,
sich fast schon amüsierten.
Willow wollte dass es endlich vorbei war. Dass sie aufhören würde diese Bilder
vor ihren geschlossenen Augen zu sehen. Vielleicht auch, dass dieses Mädchen
sterben würde, damit ihre eigenen Qualen auch vorbei waren. Einzelne Tränen
rannen über ihre Wangen, drückten allerdings nicht annähernd den Schmerz und
die Furcht aus, die gerade durch ihre Glieder wanderte.
Gleichzeitig hatte Willow Angst, dass es mit ihrem Leben genauso vorbei war,
dass sie fühlen konnte wie ihr Blut bis auf den letzten Tropfen ausgesaugt
wurde, und dass ihr Herz im selben Moment aufhören würde zu schlagen, wie
das des rothaarigen Mädchens ...
ENDE