· · · Picture of the Week · · ·
|
2 Der
Vorhang lüftet sich
„Du
willst also in der Tat diese 13 Nächte wach bleiben?“ Giles putzte
seine Brille und dachte allem Anschein nach, nach. Als Kathleen zögernd
nickte fügte er hinzu: „Nun wir wissen nicht ob es auch wirklich
klappt, vielleicht hast du dich dann knappe zwei Wochen umsonst gequält!“ „Es
wird schon klappen Giles! Und ich habe mir auch schon überlegt, wie wir
sie davor bewahren, wieder aufgeweckt zu werden. Anya hat mit geholfen
und wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass es möglich sein müsste,
denn Schlafspruch auch auf die andere Welt zu übertragen.“ „Aber
wechselt sie im Schlaf nicht die Welten? Das würde nicht gelten fürchte
ich!“ Ernst sah er die junge Hexe an, „Außerdem ist das sehr
schwierig, ich glaube kaum, dass du das alleine schaffst.“ „In
diesem künstlichen Schlaf wechselt sie eben nicht, wir hindern die
anderen quasi nur daran sie wecken zu können! Außerdem bin ich nicht
schwach!“ „Hört
mit dem Streiten auf, das hatten wir schon mal und danach habt ihr einen
knappen Monat nicht mehr miteinander gesprochen.“ Die Jägerin sprach
ein Machtwort, während sie der Clique Tee eingoss. „Außerdem
dachte ich, dass Kathleen mir helfen könnte.“ Abwehrend
hielt diese die Hände hoch und schüttelte hysterisch mit dem Kopf. „Ich
kann das nicht, zum wievielten mal soll ich dir das denn noch sagen?“ „Wir
probieren es heute Nacht!“ Schließlich
gab Kathleen nach und man beschloss sich Abends in der Magicbox zu
treffen um das Experiment vorzubereiten. Als es dämmerte beschloss
Spike die Runde zu verlassen, alles war ihm zu fröhlich und drehte sich
zu sehr um den Neuankömmling, dem er nicht auf den Pelz schauen konnte,
im Vorbeigehen zischte er ihr noch „Alte Liebe rostet nicht, den
Rotschopf bekommst du nicht!“ zu. „Wir
machen etwas ganz einfaches, konzentriere dich einfach auf den Bleistift
und denke dann daran, ihn schweben zu lassen.“ „Das
sagst du so einfach.“ Sie saßen zu zweit mit übergeschlagenen Beinen
auf Willows Bett, zwischen ihnen ein alter Bleistift liegend. „Sei
still und versuch es, du musst daran glauben und wenn du’s nicht tust,
dann erledige ich den guten Glauben für dich und nun versuch es!“ Angestrengt
sah Kathleen auf den Bleistift, prägte sich in ihrem Gedächtnis jede
Kleinigkeit, jede kleinste Unebenheit ein, doch der Stift bewegte sich
keinen Millimeter. „Du
bist zu verkrampft, ganz ruhig und entspannt bleiben.“, sagte Willow
mit gesenkter Stimme. Kathleen starrte weiterhin auf den Stift, wünschte
sich, dass er doch bitte endlich schweben würde und wenn es nur ein
winziges Stückchen wäre. Währenddessen war Willow nicht untätig
gewesen und war auf allen vieren hinter sie gekrabbelt. Vorsichtig
strich sie das lange schwarze Haar beiseite und flüsterte ihr leise ins
Ohr. „Schließ
deine Augen und stell dir den Stift vor.“ Kathleen
bekam eine Gänsehaut, es lief ihr eiskalt den Rücken hinab und doch
tat sie, was von ihr verlang wurde. „Und
jetzt stell dir das Bett darunter vor, nur, dass der Stift nicht darauf
liegt sondern schwebt.“ Nur noch als leise Ahnung konnte sie Willows
Stimme vernehmen, als sich in ihren Gedanken ein neues Bild formte, ein
Bild auf dem der Stift schwebte. „Und
jetzt öffne langsam die Augen.“ Ohne
zu zögern hob sie die Lider und war seltsamerweise wenig erstaunt, als
der Bleistift in Augenhöhe einige Zentimeter von ihr entfernt schwebte.
Sie legte den Kopf zur Seite und überlegte ob er sich wohl drehen würde
und kaum hatte sie diesen Gedanken zuende gedacht, drehte sich der Stift
beständig um seine eigene Achse. „Das
machst du gut.“ Willows Kopf lastete nun auf ihrer Schulter, schaute
über sie hinweg und sah den Bleistift an. Auf irgendeine seltsame und
doch zufriedenstellende Art, erhellte in ihrem Kopf ein Blitz die
Gedanken und sie fühlte wie ein altes Wissen, dass sie schon verloren
geglaubt hatte, wieder freigesetzt war. „Luna!“
flüsterte sie in die Stille hinein und aus dem Bleistift wurde ein weiß
leuchtender Stab aus Licht, der kurz darauf wie Tausende kleine Glühwürmchen
auseinander flog. Doch die Lichterkugeln verschwanden nicht, sondern
blieben im Raum schweben und hüllten das Zimmer und die beiden Frauen
in ein seltsames Licht. „Ich
wusste, dass du es kannst, sieh nur wie schön es ist!“ Ohne es zu
bemerken hatte sie die Arme um Kathleens Hüften gelegt und diese hatte
ebenso automatisch ihre Hände darauf gelegt. Die Minuten in denen sie
so verharrten ohne ein Wort zu sagen verstrichen und keine der beiden
wagte sich zu bewegen, die Magie dieses Momentes zu zerstören. Doch
dann wurde das, was sie in mühseliger Arbeit erschaffen hatten mit
einem Mal eingerissen. Anya kam in das Zimmer gestürmt, ohne
anzuklopfen oder sich sonst irgendwie bemerkbar zu machen riss sie die Tür
auf und begann kurz darauf hysterisch zu kreischen. „Iihhhhhh
Glühwürmchen, Glühwürmchen überall Xaaaaaaaaander!“ Erschrocken
schnellte Kathleen hoch, schlug mit der Schulter gegen Willows Kiefer
und ließ die rote Hexe durch diesen schwungvollen Kinnhaken rücklings
auf das Bett fallen. Wie von der Tarantel gestochen begannen nun auch
die Lichter im Raum herumzurasen, streiften Kathleen einige Male und
versengten so sowohl Haut als auch Kleidung. Von Panik gepackt sprangen
die drei Frauen in letzter Minute hinter das Bett ehe es einen lauten
Knall gab und die Lichter verschwunden waren. Vom
Lärm herangezogen liefen die anderen eilig hinzu. „Wo
sind sie?“ Xander sah sich um, konnte jedoch niemanden entdecken, außer
Buffy die gerade dabei war den Vorhang, der zu kokeln begonnen hatte von
der Wand zu reißen und auszutreten. Ein Kopf nach dem anderen schob
sich ängstlich hinter dem Bett hervor und lugte über die Bettdecke
hinweg. Verdattert drückte Kathleen zwischen Daumen und Zeigefinger
eine schwelende Haarsträhne aus, während Willow sich die blutende Nase
und den schmerzenden Kiefer rieb. Anya, die sich als erste wieder
gefasst hatte, sprang auf und flüchtete sich in Xanders Arme. „Glühwürmchen,
überall! Sie haben uns angegriffen.“ Fragend sahen die anderen Anya
an, bis Willow sich durch die Nase sprechend zu Wort meldete. „Daf
waren geine Glühwürmfen, daf war Lift und nifts anderes!“ Mitfühlend
reichte Kathleen ihr die Taschentuchbox vom Nachttisch und Willow
stopfte sich dankbar Papier in die Nase bevor sie fortfuhr. „Wir haben
einen Fauber probiert, allef hap wunberbar geklappt, bif Anya hier
hereingeblapft ift, dann ift ef aufer Kontrolle gerapen.“ „Wie
bitte?“ fragten alle wie aus einem Munde. „Wir
haben einen Zauber probiert und dann ist Anya reingekommen und alles ist
außer Kontrolle geraten und uns um die Ohren geflogen!“ Unglücklich
musterte Kathleen die Brandlöcher in ihrer Jeans. „Nun ja, Punk ist
dieses Jahr doch modern, oder?“ Kurze
Zeit später war die Sonne ganz untergegangen und die ersten Sterne
begannen am Himmel zu funkeln. Geschlossen machte sich die Gruppe auf
zur Magicbox, stets darauf bedacht niemanden zu weit zurückfallen zu
lassen. „Der
Himmel ist wunderschön heute Nacht, es kommt mir wie eine Ewigkeit vor,
seit ich das letzte Mal die Sterne am Himmel sah.“ „Die
Nacht ist so ruhig und schön, es ist so anormal für Sunnydale.
Normalerweise tobt hier nachts der Bär. Ich meine, ach du weißt schon
was ich mein!“ Durch den wunderschönen Anblick völlig aus der
Fassung gebracht blieben sie, den Blick starr auf den Himmel gerichtet
stehen. „Kommt
schon ihr zwei Schnarchnasen, sonst kommt noch einer um euch zu
holen!“ witzelte Xander von fern und Kathleen und Willow begannen
einen lockeren Lauf um die anderen Scoobies einzuholen. „Wir
würden sie mit wildgewordenen Glühwürmchen bekämpfen!“ süßlich
grinste Willow Anya an, die verächtlich schnaubend Xanders Arm griff
und ihn zu einem flotteren Tempo ermutigte. Ein
gellender Schrei durchschnitt die abendliche Idylle und ließ sie
zusammenzucken. Aus einer kleinen Seitengasse, wenige Schritte von ihnen
entfernt rannte eine junge Frau mit angstverzerrtem Gesicht und stieß
mit Xander zusammen. „Hey
er gehört mir!“ „Still
An!“ Da
Buffy vor ihnen das Haus verlassen hatte, mit der Begründung noch ein
wenig spazieren gehen zu wollen, waren sie nun nur zu viert und standen
vor der düsteren Gasse. „Incende!“
Flüsterten Willow Kathleen zu und wenige Sekunden später erglühten
kleine Feuerbälle auf den Händen der beiden Frauen. „Hey
macht doch die Festtagsbeleuchtung aus, ihr scheucht doch die ganzen Mücken
auf!“ Genervt
verdrehte Willow die Augen und wandte sich Spike mit ihrer üblichen und
wohl eingeübten Ignoranz ab. „Kannst
du dir die dummen Spääääääääße... Auuuuu!“ Wegen
ihres Zorns war der Feuerball auf Kathleens Hand sichtbar angewachsen
und hatte nun ihren Jackenärmel und ihre Hand angesengt, bevor er wie
eine Seifenblase verpuffte. „Gute
Güte, zeig her, schnell!“ Sofort waren die übrigen drei zur Stelle
und sahen sich die verbrannte Hand an. „Das
muss gekühlt werden, wir müssen zum Laden!“ Und ohne Spike auch noch
eines einzigen Blickes zu würdigen gingen sie eiligen Schrittes zur
Magicbox, in der sie schon sehnsüchtig von Giles, Buffy und Dawn
erwartet wurden. „Einen
Verbandskasten schnell!“ Mit riesigen Schritten eilte die kleine
Gruppe in den Raum und schmiss krachend die Tür hinter sich ins
Schloss. Willow bahnte sich zusammen mit Kathleen einen Weg in die
hinteren Räume, wo sie den Wasserhahn aufdrehte und die verbrannte Hand
unter den eiskalten Wasserstrahl hielt. „Dieser
dumme Vampir! Sie sollte ihn endlich pfählen!“ Ärger beherrschte die
Gesichtszüge der jungen Hexe. Kathleen antwortete ihr jedoch nicht,
sondern starrte mit schmerzverzerrtem Gesicht auf ihre Hand und auf das
Wasser, dass über die Handfläche hinweg in das Waschbecken strömte um
sich dort in einem Strudel zu verwandeln und durch den Abfluss zu
verschwinden. „Wusstest
du, was man mit Zorn so alles anstellen kann?“ Kam plötzlich völlig
aus dem Zusammenhang gerissen ihre Frage. Willow
sah sie seitlich an: „Ja, das wusste ich.“ „Und?
Schon mal ausgenutzt diese Macht?“ „Das
weißt du genau. Du willst mich ausfragen, richtig?“ Sie zog tadelnd
eine Augenbraue in die Höhe. „Erwischt.“ Weiter
kamen sie mit ihrem Gespräch nicht, denn in diesem Moment kam Buffy
hinzu. „Giles
hat gesagt, er habe irgendein magisches Kraut, dass er auf die
Verbrennung legen will.“ Sie stemmte die Hände in die Hüften und sah
die beiden Hexen an. „Wie hast du das überhaupt geschafft? Habt ihr
wieder Glühwürmchen in die Welt gesetzt?“ Wie
auf Kommando verdrehten Willow und Kathleen die Augen. „Du
solltest diesen gottverdammten Idioten endlich pfählen!“ „Aha
Spike also. Aber
er ist doch völlig ungefährlich, denk doch an seinen Chip, Will!” „Nennst
du das etwa ungefährlich?“ Willow wedelte mit Kathleens Hand vor
Buffys Nase herum. „Ich
wüsste nicht seit wann Spike ein feuerspeiender Drache sein sollte.“ „Ach
darum geht es nicht!“ „Worum
dann?“ „Ach!
Du verstehst es ja doch nicht!“ Sprach’s, packte Kathleen an der
gesunden Hand und zog sie wieder in den vorderen Bereich, in dem sie
schon von den übrigen Scoobies erwartet wurden. „Ihr
solltest nicht mit Feuer spielen, wenn ihr nicht damit umgehen könnt.“
Tadelte Anya die beiden Junghexen. „Gib
mir deine Hand!“ Auffordernd sah Giles Kathleen an und stellte eine
kleine Flasche neben sich auf den Tisch. „Es wird kurz ein wenig
brennen, aber dann ist die Hand wieder wie neu! Eine gute alte englische
Mischung!“ „Tee?“
Amüsiert sah Xander ihn an. „Nein
Xander, eine komplexe Mischung aus Kräutern die DU dein Leben lang
nicht einmal aussprechen werden kannst.“ Der
Wächter nahm ihre Hand und träufelte wenige tropfen der Tinktur auf
die blasenschlagende Haut. „AHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHHH!“
Wie vom Blitz getroffen, griff Kathleen mit der gesunden Hand nach dem
Tisch und versenkte vor Schmerz die Nägel in das Holz. Wenige
Augenblicke später splitterte Holz und Kathleen hielt ein Stück der
Tischplatte in der Hand. Immer noch von einem beißenden Schmerz
gepeinigt drückte sie die Zähne zusammen und umklammerte das Holzstück.
Tränen liefen die feuerroten Wangen hinunter und immer noch splitterte
das Holz in ihrer Hand. Dann ließ der Schmerz nach und sie öffnete die
Augen. Mit weit aufgerissenen Augen starrten die Scoobies sie an. Sie
hob die Hände und begutachtete auf der einen das Sägemehlartige Stück
Tischplatte und die vollkommen geheilte Hand auf der anderen Seite. „Soso...
ein bisschen sagten sie also?“ |
|