Autor: Astarte
E-Mail Adresse:
astarte@fan-arts.net
Titel: Tracery on a frosted window
Altersfreigabe: PG-13
Teil: 1/1
Spoiler: AtS 4x12 Calvary ohne den letzten
Akt, ‚nomen et omen’ ist ebenfalls
Bullshit, denn die Geschichte ist hier anders verlaufen, Future Fic
Inhalt: Vielleicht ist sie nie
aufgewacht.
Hauptcharakter(e)/Paar(e):
Cordelia/Wesley
Disclaimer: Sie gehören mir nicht... Alles Joss!
Kommentar: Vage
inspiriert von Jules ‚The only
kiss I need’ und mit vage
meine ich, auf eine Weise, die außerhalb der Inhaltsangabe wahrscheinlich nur
für mich nachvollziehbar ist. Wo ist der p0rn ohne dich, darling?
Und die Poesie? Und - und das Angstfest? Oh, das ist genau hier. *misses her beautiful Jules
terrible*
Jedenfalls ist das die Winter-Post-Apokalypse-Fic und wenn mich meine Muse nicht
erneut im Stich lässt, sollten thematisch Frühling, Sommer und Herbst
irgendwann vollkommen unabhängig von dieser Geschichte folgen. Die Ideen für
drei weitere AU-Weltuntergänge sind
überraschenderweise da *schaut mich nicht so komisch an* und außerdem sind die
Fanfic100_de-Stories noch lange nicht vollständig. *beats her muse into a
bloody pulp*
Tracery on a frosted window
And I have the sense to recognize that
I don't know how to let you go.
Every moment marked
with apparitions of your soul.
~Sarah McLachlan – Do what
you have to do~
„Erzähl
mir von unserem Leben, Cordelia.“
Die Worte
sind schwerfällig, sinken zusammen und dehnen sich unproportional mit seinen ungleichmäßigen
Atemzügen aus. Es ist nicht mehr seine fein akzentuierte Sprechweise, sondern beherrschte
Konzentration und verlorene Leichtigkeit. Sie lächelt trotzdem, weil sie ihn
heute besser versteht als damals und ihre Finger streifen über den hölzernen Fenstersims.
Die Finsternis erstreckt sich über zu weiche, zu weiße Hügel hinter ewigen Eisblumen
und sie fühlt die Kälte der Nacht bis in die Knochen.
Gedankenverloren
folgt ihr Zeigefinger den frostigen Mustern auf der Glasscheibe, der Generator
erzeugte nicht genügend Energie, um einen weiteren Elektroofen anzuschließen
und das Holz war zu knapp. Sie wünscht sich Kohlen in den nichtvorhandenen
Keller oder einen vollen Dieseltank. Allerdings kann sie mittlerweile noch
nicht einmal Eiskristalle zum schmelzen bringen. Feuer ist nicht ihr Element. Schmunzelt
über die Ironie, ihre Handfläche drückt gegen das Glas, hinterlässt keinen feuchten
Abdruck, sondern nur zerstörte Struktur.
Nicht
dass es wichtig wäre, sie hat genügend Spuren auf dieser Welt hinterlassen.
Sie fühlt
die Melancholie tiefer als die Kälte, aber ihre Stimme besinnt sich auf das
Eis, „Willst du wirklich die nächsten sechzig Jahre hier mit mir verbringen,
während ich unsere Vergangenheit rezitiere?“
„Nein“,
keine Böswilligkeit, nur Erschöpfung. Cordelia legt dennoch ihre Arme eng um ihren
Oberkörper, als ob sie sich vor einem weiteren Schlag schützen muss und möglicherweise
um nicht vollständig einzufrieren. Schließlich durchbricht er ihre Starre mit
einem warmen, „Vielleicht dein Resümee?“
„Muss
meine Geschichte wahr sein?“
„Autobiografien
sind es nie.“
Die blendend
stille Landschaft hinter sich lassend, begibt sie sich zu seinem Bett und setzt
sich auf ihren angestammten Sessel an seiner Seite.
Der Roman auf seinem Nachttisch wird heute ungeöffnet bleiben, die Geschichte
ohne passenden Abschluss, denn sie traut ihrer Stimme nicht ganz und noch viel
weniger ihrer Fähigkeit nonchalant zu bleiben, wenn er seinem Schicksal und ihr
so ruhig entgegenblickt.
Zieht die
dicke Bettdecke gerade, um ihre Hände zu beschäftigen und blickt dann in sein
Gesicht. Das amüsierte Funkeln in seinen vom Alter getrübten Augen ist im Schein
der Öllampe unerwartet klar und selten. Sie streicht liebevoll sein
schneeweißes Haar zurück und nimmt dann seine Hand in ihre. Die Haut wie
trockenes Pergament, das zu lose über seine Knochen gespannt ist und trotzdem wärmer
als ihre, wenn auch nicht sehr, „Du wirst dich morgen nicht mehr daran
erinnern.“
Übergeht
ihren verbalen Hieb elegant, hoffnungsvoll beschwingt, „Vielleicht werde ich
das Morgen gar nicht erleben?“
Der Stich
von Wahrheit ist da und Cordelia senkt ihren Kopf auf die gefalteten Hände,
spürt seine Wärme, die soviel mehr ist als Körpertemperatur und wie ihr sein
Leben durch die Finger rinnt. Jemand sollte die Sanduhr umdrehen, bevor es zu
spät ist oder diese Schneekugel, in der sie sich befinden. Sie hat es zu oft
getan und er weiß es. Seine Bitte eindeutig. Seine andere Hand kommt auf ihrem
Haar zum liegen und sie dreht ihr Gesicht ins Licht, zu ihm.
Seine
Finger streifen zittrig über ihre Wange, „Du kannst mich nicht ewig vor dem Tod
verstecken, Cordy.“
Das heißt
nicht, dass sie ihn offerieren wird, falls eines dieser Gespräche folgen sollte,
aber sie bezweifelt das. Sie kann den Tod an ihm riechen, die Begleiter ihrer
Vergangenheit in den Augenwinkeln erspähen, aufgereiht in einer Ehrenparade, bereit
ihn sicher auf die andere Seite zu geleiten und es gibt keine
Rückzugsmöglichkeit mehr, das ist sein Ende. Sie wissen es beide, hatten
hinreichend Zeit, um darauf vorbereitet zu sein und ihre Sachen sind bereits
gepackt.
Ihr
Widerspruch ist mehr Gewohnheit, als Überzeugung, „Ich kann mich nicht
erinnern, dass du dich je beschwert hast, wenn ich deinen Arsch gerettet habe.“
Er bringt
ein mühsames, wenn auch ehrliches Lachen zustande, „Mein Arsch trug zu dem
Zeitpunkt aber keine provisorischen Windeln, vergiss das nicht.“
Sie
lacht, weil es wahr ist und sie sind beide zu alt für Verlegenheit über
versagende Körperfunktionen, blickt auf, seine Gesichtzüge sind entspannt und
er sieht sorgloser aus, als Zeit seines Lebens. Beinahe glücklich. Beinahe kann
sie ihn gehen lassen.
Cordelia
ist froh, dass das Alter gnädig zu ihm war und sie nicht mit einer leeren Hülle
zurückgelassen hat. Sein Geist war ungebrochen. Selbst wenn sein
Kurzzeitgedächtnis hin und wieder zu wünschen übrig ließ, war er noch immer der
Mann, der Zeit ihres Lebens ihren Kurs dirigiert hat und der weiß, warum er
hier ist. Wohin seine letzte Reise gehen wird und dass er sie nicht ohne neue
Koordinaten zurücklassen kann. Nicht ohne neuen Richtung.
Die
Gründe für die Kursänderung gewaltsam zu vergessen, war ihr Part, schaut in
sein erwartungsvolles Gesicht, „Ich kann nicht.“
„Doch.“ Wes’
Geist wird sie in Zukunft begleiten, bis sie soweit ist, diese Lebenslüge loszulassen,
dass sie ihn braucht, dringender als Sauerstoff, Nahrung oder Brennstoff.
„Ich war
nie gut im Loslassen oder Schönreden.“
Fühlt ihr
Lächeln bei seinem resignierten, „Ich weiß, Cordelia.“
Ihr Griff
um Wesleys Hand festigt sich, da ist zuviel Blut an ihren eigenen, um die
Schuld jemals abzutragen und ihren Halt um ihn sicher zu machen.
„Cordelia?“
Sie könnte heulen und er weiß es zu genau, „Cordy,
bitte.“
Für die
Mächte war der eigene Name in dieser Dimension mit Untergang verbunden, für
ihre Art dagegen mit Aufstieg. Eine Wahrheit, die sie mit Illyria verband. Sie
beide verlangten keine Blutopfer von den Menschen, obwohl Glauben ihre Macht
erhöhte. Sie stärker werden ließ und das wahrscheinlich der Hauptgrund für den
Gottkönig war, eine menschliche Armee aufzubauen, denn die Bereitschaft sich
für ein aussichtsloses Unterfangen wie die Zurückgewinnung der Welt zu opfern,
war Blutopfer in sich selbst.
Glauben
versetzt Berge oder gab ihnen zumindest die Kraft dazu und Cordelias Name war
dabei in Vergessenheit zu geraten und sie fühlt ihr schleichendes Unvermögen.
Wie sie transparent wird, weniger eingreifen kann und vielleicht würde Wesleys
Tod für sie ausreichen, um sich hier neben ihm zur Ruhe zu legen. Sie
bezweifelt es. Ihre Abendgebete schlossen Illyria mit in ihre Litanei ein, sie
ahnt, dass diese es ähnlich hielt, wenn auch nur um sie anzupissen. Ihr den
leichten Ausweg zu versperren.
„Also
keine Gute-Nacht-Geschichte? Dann reden wir über deine Zukunft.“ Er kann sie
mit einem Satz zum einfältigen Kind deklarieren und sie lässt es ihm
durchgehen, denn er ist der Letzte, der diese Macht über sie hat. „Du solltest
nach Norden gehen.“
Sie
schüttelt den Kopf, „Ich bin der Kälte müde, Wes.“
„Der
Süden ist zu gefährlich. Eine reich gedeckte Tafel für Dämonen. Die menschenleeren
Gebiete sind ein perfektes Versteck und du kannst dort allein überleben.“
„Vielleicht
bin ich es müde, mich nur zu verstecken.“
„Du
kennst die Gefahr in diesem Vorhaben.“ Sie weiß, dass sie noch nicht müde genug
ist, um nicht überleben zu wollen. Wenn nötig kämpfend. Er nimmt ihr Kinn nachdrücklich
in seine Hand, „Dann gehe in den Osten, verbünde dich mit Illyria.“
Ein skeptisches
Lachen, „Unser letztes Zusammentreffen war nicht gerade ein Picknick im Park,
Wes. Nur weil sie ein Faible für dich hat, heißt das noch lange nicht, dass ich
mit offenen Armen empfangen werde. Unsere Vorgeschichte bestand nicht aus
verschwitzten Laken und einer heißen Affäre in einem anderen Leben.“
Amüsierte
Zerknirschung, „Illyria ist nicht Lilah, Cordy.“
Stichelnd,
„Sie teilte in jedem Fall die gleiche Antipathie gegenüber Angelus und Vorliebe
für dich.“
Wesley
seufzt unwillig, „Sie wird dich aufnehmen, schließlich hast du ihr geholfen
Jasmin zu töten.“ Der Widerspruch ist da, die Gegebenheiten verdreht, Illyria
hat Jasmin besiegt, aber sie lässt es ihm dieses eine Mal durchgehen. „Es wird
Zeit das Kriegsbeil zwischen euch mit mir endgültig zu begraben.“
Er hat
Recht, so ungern sie das zugab, es gab genügend andere Scharmützel, um die sie
sich kümmern sollte. Aber Südamerika reizte sie, weil es Ablenkung für die
nächsten Jahre versprach und schnelle Siege, keine langwierige Aufbauarbeiten
und Beseitigung der Trümmer. Aber es war nicht die Aufgabe, auf die er sie in
den letzten Jahren vorbereitet hat und letztendlich war das ihre Entschuldigung
gewesen, sich aus dem Krieg auszuklinken. Vielleicht auch weil Wes es müde war,
dass Illyria und sie sich ständig wegen unterschiedlichen Strategien in den
Haaren lagen und nachdem Angelus endgültig zerstört war, erschien es der
passende Zeitpunkt für seine Pensionierung.
Sinnierend
von ihr, „Du denkst, dass es eine gute Idee von ihr war, dass sie die alten
Götter um Hilfe angefleht hat?“
„Clever?
Ja. Gut? Das ist offen für Interpretationen der Nachwelt, zumindest befindet
sich die Welt wieder in Besitz von Tag und Nacht.“
„Yeah und Titanen, die auf der Erde wandeln und ihren Soll
in Blut fordern.“
Sie haben
die Ruinen der zerstörten Städte gesehen, wenn die Giganten nicht ihren Willen
bekamen oder die Regeln beachteten.
Mit der
Lösung eines gewaltigen Problems hatten sie sich hunderte neuer erschaffen.
Cordelia
fragt sich manchmal, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn die Welt keinen
Widerstand geleistet hätte. Schnell ihr Ende gefunden hätte mit einem erschöpften
Seufzen, aber das ist hypothetisch, die Fronten waren nie so klar, wie sie es
gerne gehabt hätten. Die Menschen ebenso für die ziellose Zerstörung
verantwortlich, wenn auch in kleinerem Maßstab, wie die Götter und davor die
Dämonen, die sich nicht mehr vor der Sonne fürchten mussten. Die drei
unterschiedlichen Gattungen versuchten im Chaos eine Balance der Herrschaft zu
finden und es schien langsam Ordnung in die Anarchie zurückzukehren. Die
Menschheit hatte zwar den höchsten Preis bezahlt, aber auch die meisten
Ressourcen, um den Verlust zu verkraften. Denn die Finsternis hatte ihre
Autorität zurück und keiner konnte sich im Tageslicht mit der Illusion trösten,
dass Monster pure Einbildung sind.
Es ist
nicht die Hölle, aber sehr real und jeder ist aufs Überleben aus. Götter,
Dämonen, Menschen. Sie alle sind bedroht und vereint im Kampf. Gegeneinander.
Verfluchte Ironie. Die Menschen sind anpassungsfähig, besinnen sich auf die
alten Religionen und Traditionen, den relativen Schutz, den sie ihnen abringen
können. „Ich denke noch immer, dass Illyria nicht alle antiken Sonnengötter
zugleich hätte anrufen müssen, das war des Guten zuviel. Besonders weil gerade
Mal die Hälfte es lebend aus ihrem Meeting geschafft haben.“
„Du musst
zugeben, dass allein der Kampf zwischen Ra, Helios und
ihr es wert gewesen ist, ganz abgesehen vom restlichen Massaker.“ Die Ehrfurcht
in seiner Stimme ist da, dann kichert Wes leise bei der Erinnerung und nach
einem Moment stimmt sie widerwillig ein, vergräbt ihr Gesicht in der Bettdecke.
Sie hatten Jahre, um sich mit ihrem damaligen Unglauben zu arrangieren, dass
Götter aus dieser Dimension verbannt werden konnten, nachdem Illyria diese
meist in ihre Einzelteile zerhackt hatte. Nur um ihren Standpunkt klarzumachen.
„Am Ende hatten wir wenigstens die Sonne zurück. Das war ein Anfang.“
Ihre gute
Laune verflüchtig sich, „Mein Gedächtnis kann mich täuschen, aber wir befinden
uns nicht in Kanada, um das Wetter passend zu erklären.“
„Und wer
hätte gedacht, dass Arizona unter Schneemassen untergehen würde? Oder dass das
Verhindern eines Weltuntergangs soviel Chaos hervorrufen kann.“
„Wir
haben ihn nicht verhindert, Wes, nur unzureichende Schadensbegrenzung
betrieben.“
Für einen
Augenblick ist der Wechsel von Humor zu Schmerz in seiner Miene fast zuviel,
bevor er ihn gehen lässt und ihre Hand drückt, „Wir haben ihn nie gewollt und
darauf kommt es letzten Endes an. Nur mit dem Blatt gespielt, dass das Schicksal
uns ausgeteilt hat und überraschenderweise nicht alles verloren.“
Spitzzüngig,
„Du hast jetzt doch vor Charon ein Schnippchen zu schlagen?“ Sie lächelt müde,
„Das ist nicht fair, wenn ich dir dieses Angebot unterbreitet habe, als du jung
und gut aussehend warst. Was soll ich mit einem Greis ohne Zähne und Inkontinenz?“
„Also bin
ich dir die zwei Goldstücke nicht wert?“ Er schnürt ihr die Luft ab, wenn er so
redet und ihr Flehen verstummt in einem langen Hauch, bevor es greifbar wird. Verräterischer
Eisatmen, der in der Luft hängt. Das trübe Blau seiner Augen hängt an dem transparenten
Gebilde, bevor er den Blick auf sie verlegt. Sanfter, „Was wurde noch
versilbert, Cordy, außer deinen Augen? Denn ich
vermisse noch immer das Haselnussbraun.“
„Alles
was menschlich war.“
„Nein.“
Mehr
weiße Atemwölkchen und das stetige Summen des Generators im Hintergrund.
Sie weiß
nicht, ob das ihren Standpunkt stärkt oder seinen.
Wesley
klingt erstaunt, als er das Thema schließlich wechselt, „Ich hätte nicht
gedacht, dass du dein Versprechen halten kannst.“ Sie überlegt, denn sie hat
ihm zu viele Versprechen über die Jahrzehnte gegeben und genügend davon halten
können, um den Überblick zu verlieren und er fährt anstandslos fort, als er
ihre verständnislose Miene sieht, „Dass ich als alter Mann in meinem Bett
sterben werden.“
„Du lässt
den Teil ‚von deiner Familie umringt’ einfach so unter den Tisch fallen?“
„Nicht
dein Verschulden. Dass ich nie sesshaft wurde und im Grunde meiner Seele unsozial
bin, geht auf mein Konto.“ Der Tod ihrer einzig echten Familie irgendwie auf
ihres, aber das Thema Schuld wurde zu oft von ihnen durchgekaut, um es heute
noch einmal aufzugreifen. Außerdem will sie sich nicht den Vorwurf erneut
gefallen lassen, dass sie maßlos narzisstisch sei und ihre eigene Rolle in dem
Ganzen überbewertet. Leiser von ihm, „Ich hatte im Nachhinein genug Zeit, wie
sich offensichtlich herausgestellt hat. Auch wenn es sich nie so angefühlt hat,
oder?“
Cordelia
schüttelt den Kopf, „Es fühlt sich jetzt noch nicht so an. Ich hätte mich gerne
um deine Kinder und Kindeskinder gekümmert.“
Dass sie
nicht allein sein will, bleibt ungesagt, aber er hört es trotzdem.
Sie wird
ihm nicht folgen können, eingezäunt in die Dimensionen der Lebenden. Jenseits ist
ein Konzept, das sich ihr entzieht, obwohl der Schleier ihr manchmal so dünn
vorkommt, dass sie ihn mit einem fokussierten Blick durchbrechen könnte.
Vielleicht wartet auch niemand auf der anderen Seite auf sie, der das Gespräch
sucht und nicht die Heimsuchung. Kämpft gegen die aufbrandende Traurigkeit und
verliert, besinnt sich auf andere Erinnerungen.
Kurz
angebunden, „Ich hätte dich in einen von uns verwandeln sollen, als sich mir
die Gelegenheit bot.“
„Du hast
es mir oft genug angedroht in den ersten Jahren. Mein Todeswunsch ebenso oft
ignoriert in den letzten.“
Er grinst
wissend und Cordelia weiß, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis sie einsam
sein wird. Fühlt die Kälte und es ist Jahrzehnte her seit sie das letzte Mal in
sein Bett geschlichen ist, weil das ewige Eis in ihren Adern sie nicht ruhen
ließ. Er versteht sie noch immer, klopft auf den Platz neben sich und sie
krabbelt mit der unbeholfenen Grazie einer fünfjährigen neben ihn.
Keine
Körperwärme, die sie offerieren kann oder einen Herzschlag, ihre Finger fahren
in gleichmäßig tröstenden Bewegungen durch sein Haar. Vielleicht ist ihre
Anwesenheit genug oder ihre Stimme. „Ich werde dich vermissen, Wes.“
„Du wirst
frei sein.“
„Ich war
nie an dich gebunden.“
Sie weiß
nicht, ob sein ungläubiges Lachen einen Hauch von Zustimmung enthält, aber sie
meint es Ernst, er hat sie nie ihrer Unabhängigkeit beraubt und es war immer
ihr freier Wille, der sie an seiner Seite hielt. Egal, wie hinfällig sein
Körper wurde, diese Gebrechlichkeiten verblassten angesichts der Brillanz
seines Geistes. Der geteilten Liebe.
„Ich aber
an dich.“
Und sie
schweigt, denn kein Mensch lässt gegenwärtig die hundert Jahre hinter sich.
Nicht in ihrer Gegenwart. Dieser Existenz.
Sie war
nur aus einem kosmischen Unfall entstanden und das war möglicherweise die
größte Gemeinsamkeit zu ihrer menschlichen Geburt. Ungeplant und spontan. Nur
ohne den folgenden Heiratsantrag oder die legitime Geburtsurkunde. Illyria
meinte, sie wäre ein Bastardkind und lag damit gar nicht so falsch. Sie war nicht
weise genug, um mit der offerierten Macht tatsächlich umgehen zu können. Oder
abgebrüht genug dafür.
Wesley
wäre eher für die Rolle des Unsterblichen geeignet und Cordelia fragt sich
nicht zum ersten Mal, warum sie Illyrias Initiierungsritual unterbrochen hat,
das ihn zu einem der ihren gemacht hätte. Ein weiterer Gottkönig. Sie waren die
raren Exemplare, die sich den Luxus von Gottlosigkeit zurzeit erlauben konnten
und überleben.
Es war
nicht das, was Wesley für sich wollte und wenn sie seine Wünsche nicht
berücksichtigen würden, wie viel Gutes würde es ihm letztendlich tun? War sie
dann nicht so egozentrisch, wie es den Anschein nach außen hatte? Ihr Streit
mit Illyria dauerte Wochen, während Wes zwischen den Welten schwebte und sie
erinnert sich, dass Illyria kurz davor gewesen war, ihr Leben auszulöschen. Komplett.
Bevor sie Cordelia vor das Ultimatum stellte, „Du denkst, dass du stark genug
bist, ihn gehen zu lassen, wenn es soweit ist? Also dann verschwinde aus meinem
Haus und nimm ihn mit. Er wird nicht hier sterben. Das lasse ich nicht zu.“
Was Bullshit
gewesen war. Es dauerte noch Jahre, bis ihre größten Feinde besiegt waren.
Doch das
Echo trieb Cordelia mit Wesley fort, sobald dies der Fall war.
Die
Erinnerungen kommen ungewollt im Rhythmus von Wesleys drückenden Atemzügen. Angelus,
der sie in ein blutloses Koma schickte, gereinigt von Jasmins Gemisch in ihren
Adern und er nur zu gerne bereit war, das Gift in Fred zu injizieren. Die neue Vampirin nicht die Geburt überstand, ausbrannte unter dem
Energieverlust und Gunn diesen unabänderlichen Rückstoß nie verkraftet hatte.
Dies der
Punkt war, an dem alles zur Hölle ging und traurig genug, dass sie wieder
Oberwasser gewannen, ging Hand in Hand mit Illyrias Rückkehr in diese Welt
endlose Monate später. Lilah nie verloren ging, ihre
Seele schon lange verkauft und die ehemalige Anwältin so entzückt war von der
Aussicht eine Älteste zu werden, ihre Essenz unter dem Feuer des
Wiedererwachens ausbrennen zu lassen, dass sie sich damit für immer in ihren
neuen Wirt einbrannte. Illyria sich nie einem so penetranten Schmarotzer
gegenübersah. Keine Chance in dieser und der nächsten Welt für Lilah in die Hölle zu gehen. Cordelia vermutet, dass Wes
und ihre vereinten Kräfte keinen Unterschied gemacht hätten, wenn sie gewusst
hätten, warum Lilah sich praktisch auf den steinernen
Sarkophag schmiss und diese Kettenreaktion in Gang setzte.
Aber sie
brauchten Illyrias Wissen, ihr Verstehen der Mächte und deren Wirkungsweise, um
Jasmins Bann auf diese Welt zu brechen und Connor war der nächste, der fiel.
Cordelia das unschuldige Baby vor sich sah, in dem Augenblick als sie ihre
Faust durch sein Herz jagte. Sein Blut mit ihrem vermischte, die Mächte
anflehend um eine Audienz und es war alles für das der Junge sterben musste und
ihre Bitte auf taube Ohren stieß.
Ein weiterer
sinnloser Tod auf einer langen Liste. Angel. Fred. Gunn. Lorne.
Faith.
Da waren
mehr, auch wenn Cordelia nur von Buffys Fall gegen
Angelus im dritten Jahr gehört hatte. Sie ist überzeugt, dass die Jägerin nicht
allein in diese Schlacht gezogen ist. Nicht mit der Bedrohung, die der
übermächtige Vampir mit seiner mystischen Enkelin darstellte, die frischen Bissspuren
auf Jasmins Körper waren eindeutig, als sie später gegen diese kämpften. Illyria
ihr das Leben rettete und nur mit knapper Not ihr eigenes. Episch
und monumental. Dagegen
war Angelus Ende beinahe unspektakulär, als sie ihn endlich aufgespürt hatten.
Schmerzhafter
ja, aber nicht körperlich aufzehrender.
Selbst
die schwärzeste Magie ihnen nur wenig anhaben konnte und die jahrzehntelange
Hetzjagd kein Zweifel aufkommen ließ, dass dieser Dämon in die Hölle gehörte
und nicht die Option auf Wiederbeseelung hatte. Sie drei
waren grausam, aber nicht grausam genug, um Angel das anzutun. Ihn mit einer
Welt zu konfrontieren, die er unter einer Schicht aus Eis, Schnee und verblichenen
Knochen begraben hatte. Es gab schon zu viele verlorene Seelen hier. Kein
Grund, seine dieser Liste hinzuzufügen und nicht frei in den Äther schweben zu
lassen.
Ohne
einen Biss vom Apfel der Erkenntnis war vielleicht noch Platz im Paradies für
ihn.
Für die
der toten Hülle an ihrer Seite sowieso und Cordelia steht langsam in dem leeren
Raum auf. Das beengte Gefühl von Eingepferchtsein,
ist mit seinem leisen Abschied gewichen und hier ist nichts, um dass es sich zu
trauern lohnte. Die zwei Münzen in ihrer Tasche kann sie sich sparen, Wes
Überfahrt wurde von anderen an den Fährenmann gezollt. Sein friedliches Lächeln
ist Sicherheit genug und dann legt sie sie trotzdem auf die geschlossenen
Augenlider, weil es das einzige ist, dass sie ihm an Tradition anbieten kann.
Der
Benzinkanister würde sie bis zur nächsten Siedlung bringen, aber sie braucht
Zeit für sich.
Zeit,
dass abzuschließen und sie verteilt die klare Flüssigkeit großzügig über die
Möbel und Bücher, die außerhalb von Wesleys Händen nichts in dieser Dimension
zu suchen haben. Da ist kein Bedauern, als sie ihn damit überschüttet, sondern
nur die Berücksichtigung seiner Wünsche. Ein letzter Blick und das Streichholz schwebt in der Luft, fällt, verbrennt ihr Zuhause der
letzten Jahrzehnte in einem Feuersturm, der nur wenig mit dem Benzin zu tun hat
und mehr damit, dass sie ihre Gefühle nicht unter Kontrolle hat.
Cordelia
geht gelassen aus der Tür. Die Figur auf dem Vorplatz so einsam, wie sie sich
fühlt, „Du warst stärker, als ich es dir zugetraut hätte.“
Gottkönige
weinen nicht, es befindet sich außerhalb ihrer Fähigkeiten und so stehen sie
beide in der sich ankündigenden Dämmerung, um die Illyria so hart gekämpft hat.
Cordelia
bricht die Stille, als der letzte Rauch verzogen ist, sogar die Grundmauern zu
Asche zerfallen und von dem Wind davongetragen werden. Die Sonne sich dennoch in
den unzähligen Schneekristallen brillant widerspiegelt, „Werde ich ihn wieder
sehen?“
„Nein,
nur in deinen Träumen.“
Cordelia
nickt. Gottkönige schlafen nicht und das ist ihr höchster Preis.
Vielleicht
ist sie auch nie aus dem Koma aufgewacht, denn sie kann nicht mehr glühen.
Vielleicht
ist sie nie aufgewacht.
And so it is -
The shorter story:
No love, no glory,
No hero in her sky.
~Damien Rice – The Blower’s daughter~
~*~fini – Tracery on a
frosted window~*~