Autor: Astarte
E-Mail Adresse: astarte@fan-arts.net
Titel: The Remedy
Altersfreigabe: NC-17
for violence, rape, non-con sex, disturbing & dark images and general
depression, oh and plot bunnies off the leash…
Teil: 24/?
Spoiler: up to AtS
3x12 Provider, BtVS 6x15 As you were, sehr viel später leichte bis AtS 5x22 Not
fade away
Inhalt ‚The Remedy’: Manchmal muss Feuer mit Feuer
bekämpft werden, damit sich nicht alles in Asche verwandelt.
Inhalt Part 24: Indem Cordelia ihren Standpunkt verteidigt und Spike
nicht wirklich protestiert.
Hauptcharakter(e)/Paar(e): Cordelia/Spike, Cordelia/Angel(us), Friendship
Cordelia/Wesley, implied Angel(us)/Spike, Buffy/Spike, Buffy/Angel,
Drusilla/Spike
Disclaimer: Sie gehören
mir nicht... Alles Joss! ‚We’re in this
together now’ gehört Nine Inch Nails.
Dedication: HELL, Cassi, Stephanie, phoepe, Talamasca und Trisha
Extra dedication: Für Jules. Danke für alles!
Kommentar:
Wiedervereinigungen sind fun, auch wenn diese eine Bitch zum schreiben war.
You and me -
We’re in this together now.
Als Cordelia aus der Dusche ihres Motelzimmers
steigt, ist sie nicht wirklich überrascht von Rauch empfangen zu werden und
Spike auf ihrem Bett ausgebreitet als einladende Tagesdecke. Er ist etwas
Heimisches in einem weiteren unpersönlichen Zimmer und sie fühlt warme
Verbundenheit, die über rationales Wissen hinausgeht und Zuneigung. Das
Bedürfnis sich in unreifem Übermut auf ihn zu stürzen, kurz blendend durch ihr
System schießt und sie steht mühsam still. Verharrt im Türrahmen, greift das Holz
während die Welt zurück in ihren Fokus schnappt und Farben plötzlich eine neue
Sättigung gewinnen.
Spürt wie sich das Lächeln auf ihrem Gesicht
manifestiert, es in Ecken kriecht, die ungenutzt waren, seit sie ihn auf seinen
Weg schickte und Cordelia denkt, dass es so euphorisch aussehen muss, wie es
sich anfühlt. Strahlend und mit einem Anflug von Magie, denn der Raum wirkt auf
einmal heller oder vielleicht hat sie ihren Dämon doch nicht so gut im Griff,
wie sie bis jetzt dachte. Vielleicht ist es auch nur ihre Stimmung, denn sie
fühlt die verdeckte Mattigkeit der letzten zwei Wochen abfallen. Sie kann
alleine leben und überleben, aber sie muss einsehen, dass es nicht das ist, was
sie will.
Bekommt die Reflektion in einem brillanten Lächeln
seinerseits präsentiert.
Sie hat ihn vermisst, sie wusste bis jetzt nur
nicht wie sehr.
Die Worte sind draußen, bevor sie sie halten kann,
überhastet und mit soviel Grund, die sie abdecken sollen, dass sie nie die
volle Bedeutung beinhalten können, „Es tut mir leid.“
Sie meint es Ernst.
Spike zuckt nur die Schultern, „Es war einen
Versuch wert, Cor.“
Auf dieses Experiment hätte sie gerne verzichten
können. Es ist soviel schwerer den eigenen Standpunkt durchzusetzen, wenn man weiß,
was man an dem anderen hat. Verlieren kann. Aber Spikes Stimmung scheint ebenso
auf Waffenruhe ausgerichtet und nicht auf Grundsatzdiskussion. Sie ist wachsamer
geworden und dieser Reflex ihn zu umarmen, sollte nicht über ihre Trennung im
Streit hinwegtäuschen. Nur scheint der vergessen, seit sie die toten Dämonen
fand und sein Spiel durchschaute.
Fragt sich, wann er ihres durchschaut hat.
Es wieder zum Zeitvertreib des Jägers wurde.
Sein Ton ist anerkennend, „Du kämpfst anmutiger als
der Slayer, wenn auch nicht so effektiv.“
Sie nimmt diese Aussage mit einem bestätigenden
Nicken auf.
„Du spielst zu sehr mit ihnen, Cheerleader, das ist
keine Übungsstunde für ein Endspiel.“
„Ist es nicht?“ Bescheidenheit ist ihr nicht ins
Blut gelegt, aber sie kennt ihre Schwächen und sie hat begonnen sich daran zu
erinnern, dass nicht alle für die Welt sichtbar sind. Spike kennt sie und ihren
Kampfstil jedoch zu gut, sogar besser als sie ihre Handfläche kennt, denn wie
oft begutachtet man seine eigene Hand tatsächlich?
Schüttelt den Kopf und fährt einsichtig fort, „Ich
trainiere meine Ausdauer, nachdem mein Sparringpartner sich eigentlich auf dem
Weg nach Hause befinden sollte, erschien es mir angemessen, mich in Form zu
bringen.“
„Das ist sehr vernünftig.“ Erwidert sein
sarkastisches Lächeln automatisch, wartet auf seine Sticheleien und wird nicht
enttäuscht, „Und ich dachte, das wäre Frustbekämpfung, aber du hast natürlich
einen Punkt, was sind bessere Übungsobjekte als Dämonen, die hinter deinem
Schädel her sind und oh, im Dutzend auftreten. Mit tödlichen Waffen. Und Magie.
Und einem verdammten Weltuntergang auf den Fersen?“
Die Zuckersüße ihres Lächelns könnte einen
Diabetiker in Insulinschock senden, „Ich habe von einem der Besten gelernt und
das war Teil seiner Strategie. Folglich kann ich schwer seine Lektionen
vergessen, nur weil sie erschöpfend und unlogisch für mich erweisen, wenn ich
überleben soll. Richtig?“
Sein hämisches Grinsen wird säuerlich, „Falsch. Entwickle
deine eigene Taktik, meine ist patentiert. Auf mich. Keine billigen Kopien,
Cor, das ist ungesund. Außerdem hast du deinen Sparringpartner jetzt wieder
zurück.“
„Gut zu wissen, aber da mein Stil rollende Köpfe beinhaltet,
mach dir keine Sorgen um dein Patent und eher um deinen Kragen. Du bist der
Totschläger, ich der Cheerleader und dein Image ist gerettet, wenn du es
verteidigen kannst. Einfach so.“ Sie schnippt betonend mit den Fingern und sie
hat ihn.
Amüsierte Neugier, „Ist das eine Herausforderung?“
„Nein, die Einladung zu einer Trainingseinheit.“
Spike beißt sich auf die Unterlippe, kombiniert mit
dem amüsierten Funkeln in seinen Augen sind sie wieder auf neutralem Boden. Schließlich
stimmt er zu, „Okay, heute sobald die Sonne untergeht.“
Draufgängerisch, „Sollten Duelle nicht bei
Sonneaufgang stattfinden?“
Spike gibt ihr nur ein schelmisches Grinsen, „Sorry,
da bin ich indisponiert, ich muss einer Lady das Bett wärmen, die ohne mich
nicht leben kann. Zumindest nicht für lange.“
Ihre Augenbraue ist oben, so wie ihre Mundwinkel.
Elende Verräter.
Bisweilen denkt sie, dass niemand ihrem Wesen so
nahe ist und sie so fundamental darin ausloten kann als dieser unglaublich anmaßende
Vampir vor ihr. Der ursprüngliche Grund ihres Streites und der Anlass ihrer
Sorge besteht noch immer, hat sich nicht verflüchtigt oder gelegt. Sie weiß gerade
nicht, ob sie das beruhigen sollte oder schreiend auf ihren Weg senden. Vielleicht
könnte sie sogar das Image einer ehrenhaften Lady damit wieder etablieren.
Besinnt sich dennoch auf das erste Gefühl für heute
Nacht. Es ist gut ihn zurückzuhaben.
Spike denkt offensichtlich dasselbe. Trocken von
ihm, „Trotz meiner Kritik deines Stiles, bin ich ein Fan deines Outfits.“
Ihr Lachen ist spontan, es ist gut, dass man sich auf
einige Dinge verlassen kann. Drapiert das Handtuch enger und ihr Blick wandert
über seine Gestalt, nimmt seine lässige Schönheit in sich auf. Spielerisch, „Dieses
oder meine neue Rüstung?“
Das Lächeln reflektiert sich in seinem Ton und dem
leichten Spott, „Beide, obwohl ich letztendlich dein Evakostüm vorziehe. Nicht
jede Frau kann dies für sich in Anspruch nehmen.“
„Ist dem so? Denn das fällt mir schwer zu glauben.“
Stößt sich endlich vom Holz ab, greift das Lederbündel auf dem Stuhl und
überwindet die Entfernung bedächtig, setzt sich neben ihn auf das Bett. „Martha
meinte, dass du ihn zurückfordern würdest. Anfangs hoffte ich darauf, dass ich
eine neue Trophäe für meine Sammlung gewonnen hätte.“
„Nah, er ist meine für die Ewigkeit. Erkämpft und
besiegelt in Blut.“
Cordelia kennt diese Geschichte, zumindest die
Herkunft des Leders und es fällt ihr noch immer schwer zu glauben, dass der
Killer jetzt vor ihr sitzt und sie mit einem Blick mustert, der beinahe als
liebevoll interpretiert werden könnte. Weiß, dass sie kein reumütiges Lächeln
von ihm erwarten kann, sondern nur leise Selbstgefälligkeit. Dass nichts
Episches dazwischen liegt, was den Wechsel hervorgerufen hat, sondern nur
verkettete Umstände und ihn nichts auf einer Seite des Schlachtfeldes permanent
festhält und dem schon immer so war.
Spike dadurch gefährlicher wurde, weniger
vorhersehbar und insgesamt tödlicher.
Sie gut daran tun würde, dieses Wissen nicht zu vernachlässigen.
Dass Spike die Story nur erzählte, um sie aus ihrem
Trott zu reißen, sollte ihm keine Pluspunkte geben. Aber es war in der ersten
Woche auf der Straße, als alles unreal erschien und sie beide sich so fremd
waren. Sie noch nicht einmal in der gleichen Zeitzone zu existieren schienen
und ihre Aufmerksamkeit zu sehr von Monstern gehalten wurde, die sich in ihrem
Kopf befanden, um dem neben ihr mehr als einen halben Seitenblick zu gönnen. Es
war Spikes versuchter Weckruf und sie brachte seinem Gerede zum ersten Mal so etwas
wie mildes Interesse entgegen, als er über einen Kaffee hinweg von dieser Jagd
1977 in New York erzählte.
Dass der einzige Grund, warum Spike die Liste der
Top-20 Gegner der Jägerin abarbeitete, die er in der Innentasche fand, sein verletzter
Stolz war, dass sein Name sich nicht auf eben dieser Liste befand. Dass eine verwerfliche
Tat zu einem ziemlich guten Ergebnis führte, denn einige dieser Feinde waren
eine Nummer zu groß für Nikki und Cordelia verbietet sich darüber nachzudenken,
ob sie die gleiche Neutralität fühlen würde, wenn der Namen, um den es sich handeln
würde Buffy oder Faith wären.
Cordelia weiß, dass ihre Prinzipien ziemlich verschroben
sind und keiner genauen Beleuchtung standhalten. Überreicht ihm stattdessen seinen
Mantel und er zieht den Geruch ein, blickt sie überrascht an. Fühlt sich das
erste Mal heute schutzlos in seiner Gegenwart, obwohl sie die Themen
Körperkontakt in verschiedenen Variationen schon durch haben. Ist sich zu sehr
bewusst, dass das Thema Gefühle noch nicht einmal angeschnitten wurde und
Cordelia fragt sich, ob sie es dabei belassen können. Für immer.
Sie spürt die Hitze in ihre Wangen hineinkriechen
und die Worte heraus. Milder Spott hauptsächlich gegen sich selbst gerichtet,
„Er ergibt eine gute Nackenrolle und ich bin zu alt für Kuscheltiere in meinem
Bett.“
Anzüglich, „Nicht wenn ich mich recht erinnere.“
Es ist so verdammt einfach in das vertraute Muster
zu fallen, „Wenn ich mich recht erinnere, hielten sich unsere Kuschelsessions
in Grenzen.“
Spike wirft den Mantel zielsicher zurück auf den
Stuhl, von dem sie ihn gebracht hat, stichelnd, „Du weißt nicht, wie sehr du
mich jede Nacht attackiert hast, bevor ich mich letztendlich in mein Schicksal
ergab und dir meinen Körper überließ.“
„Pure Tortur für dein Ego als gewissenloser
Totschläger, davon bin ich überzeugt.“
Sie lächeln sich für einen Moment stillschweigender
Übereinkunft offen an. Als Cordelia die Stille zwischen ihnen bricht, spiegelt
sich ihr Erstaunen in ihrer Stimme wider, „Wie konntest du mir ständig
zuvorkommen, Spike?“
Das war die Frage, die sie die letzten anderthalb
Wochen beschäftigt hielt.
„Nicht ständig, aber oft genug.“ Seine Hand greift
nach den Anhängern, die sechs, die er erstreitet hat und ihre sechs
Siegestrophäen, die auf dem Bett zwischen ihnen arrangiert liegen und ihn
offenbar beschäftigt hielten, als sie duschte. Gibt ihnen eine letzte
Inspektion, bevor er sie unachtsam auf den Nachttisch räumt und seine
Aufmerksamkeit zurück auf sie verlegt. „Hast du eine Ahnung, was sie bedeuten?“
„Nein, ich weiß nur, dass sie wichtig sein könnten,
weil dieser Mist sich immer als wichtig im Nachhinein erweist und ich diesmal
umsichtiger als sonst vorgehe, weil keine Fehler erlaubt sind. Dem ungeachtet weichst
du meiner Frage aus.“
Er grinst sie frech an und lehnt sich lässig in die
Kissen zurück, „Tue ich das?“
Sie nickt und schweigt auffordernd, die Taktik, die
bei ihm meistens zum Erfolg führte, schließlich, „Deine Vorgehensweise war ein
offenes Buch. Keine sieben Siegel, nur deine Entschlossenheit. Du hättest mir
nicht diese Menge deines Blutes verabreichen sollen, um mich zu retten war das
nicht nötig, aber es hat sich als nützlich für mich erwiesen.“
„Inwiefern?“
„Du gibst immer ein Stück deines Lebens damit
Preis.“
Gibt ihr keine weitere Erklärung, sondern nur ein geheimnisvolles
Lächeln und einen undeutbaren Blick auf Angelus Mal an ihrem Hals. Bevor er
nach ihrer Hand greift und ihr Handgelenk dreht, über die glatte Stelle fährt,
die sein Biss hinterlassen hat. Keine Narbe und Cordelia braucht nicht Gedanken
zu lesen, um zu wissen, dass er die unberührte Stelle bedauert. Er hat jede
Entschuldigung im Universum. Wundert sich, was ihre Entschuldigung für ihr
Bedauern ist, denn die Narben einer Frau sind nicht wirklich sexy, egal wie
interessant die dazugehörige Geschichte ist und Besitzansprüche eigentlich nicht
mit ihrem Lebensstil vereinbar.
Zieht ihre Hand zurück und verschränkt ihre Finger
fest, bevor sie zu einer Antwort kommt, die ihr nicht gefallen kann und blickt
ihm wieder ins Gesicht.
Er dreht ihre Hände, die Stelle ist wieder oben und
Cordelia fühlt sich auf eine Weise nackt in seiner Gegenwart, die sie schon
lange nicht mehr gefühlt hat. Nackt, weil er sie seinen unverhohlenen Hunger sehen
lässt und seine Gier abschreckend sein sollte.
Spike darauf zählt, dass er ihre Positionen mit
einem gefährlichen Blick klären kann.
Aber diese Einschüchterungstaktik hätte noch nicht
einmal in der ersten Woche ihres Roadtrips zum Erfolg geführt. Damals wäre es
milde Kuriosität gewesen, ob er die Drohung in die Tat umsetzen kann und heute
ist es – komplizierter. Eventuell wäre es einfacher, wenn sie seine Gründe
nicht so gottverdammt gut verstehen würde.
Sie ihn verletzt hat und er sie bezahlen lassen wird,
nicht unbedingt wegen seines infantilen Sinnes für Gerechtigkeit gegenüber
seiner Person, sondern damit ihr schlechtes Gewissen nicht Überhand gewinnt. Cordelia
sich nicht zu behaglich in der Rolle der Schuldigen fühlt. Dagegen revoltiert.
Es wäre gut, wenn sie sich auf ihr Unbehagen konzentrieren könnte, anstatt auf
seinen Versuch ihr die Botschaft eines Raubtiers einzuhämmern. Ihrer
instinktiven Antwort und sie befinden sich in einem weiteren Duell und dieses
macht ihr mehr Sorgen, als ihr Training oder ihre Bereitschaft ihm achtlos in
zu vielen Fällen entgegenzukommen, weil Spike nicht erkennt, um was es ihr geht.
Dass sie bereit wäre das Weihwasser auszupacken und
sein Mal mit Stolz tragen würde.
Nicht ihn, nicht die Welt, ihre oder seine oder
ihre gemeinsame.
Sondern einfach die Implikationen, dass sie beide
die Leichtigkeit des Seins verbindet und es wäre so durchdacht, wie ihr Tattoo. Spontan und nie bereut. Ihr ist plötzlich schwindelig
und ihr Herzschlag dröhnt in ihren Ohren, wie der Widerhall eines entfernten Massakers
und er hat noch immer keine Ahnung, um was es wirklich geht. Dass sie keine
Angst vor ihm hat. Vielleicht nie haben kann. Dass er einen anderen Einfluss auf
sie hat als er denkt, einen größeren als er sich zutraut. Aber er ist zu
beschäftigt mit seiner stummen Lektion, um zu verstehen, dass diese spezielle nicht
vermittelbar an sie ist.
Und Spike ist ein ebenso schlechter Schauspieler,
zumindest mit ihr als Publikum.
Dass sie das charmant findet, zeigt nur, dass sie
sich beide phasenweise in einem sehr schlechten Film befinden, bei dem die
Untertitel durcheinander geraten sind. Cordelia entzieht ihm ihre Hand
endgültig, legt ihre Finger auf seine Wange und stellt sicher, dass er ihren
Puls an seinen Lippen fühlt.
Ironie hat einen nicht zu unterschätzenden
Stellenwert in ihrer Koexistenz, „Meine Gebernatur ist nicht sehr ausgeprägt,
mein dunkler Geliebter, du solltest mich nicht in Versuchung führen.“
Manchmal erscheint die Wahrheit zu unglaublich, um
sie nicht als Ironie abzustempeln.
Cordelia zählt darauf. Er blickt verdattert mit
seiner Bela Lugosi-Impression auf, sieht die Maske weg schmelzen, die
plötzliche Weichheit in seiner Miene. „Du mich ebenso wenig, Kwé.“
Sie kann das erleichterte Lachen nicht halten. Sie schlittern
auf glühendem Eis mit der Eleganz zweier Profitänzer und hoffen darauf, dass es
dick genug ist. Nicht schnell genug schmilzt, um unter ihnen einzubrechen. Wie
immer. Beide eingepackt in ihre vertrauten Schutzmechanismen, wattierten Schichten
von unbestätigten Gewissheiten und zu vielen unsichtbaren Narben.
Die Frage, ob der Aufschlag schmerzen wird, sollten
sie jemals das Gleichgewicht verlieren, ist einfach zu beantworten, entweder
sie zersplittern oder ihre Vorsichtsmaßnahmen greifen. Oder sie setzen sich
gegenseitig wieder zusammen, so wie in der Vergangenheit. Einer fällt immer
weich.
Cordelia hat keine Ahnung, warum sie trotzdem
funktionieren. Warum es trotzdem einfach ist, ihm zu sagen, dass sie ihn liebt
und warum es in anderen Augenblicken wie jetzt unangebracht erscheint. Obwohl
es immer der Wahrheit entspricht.
Nur nicht immer der, die sie sich zurechtgelegt
hat. Ihr Lächeln glüht aus.
Dass das Eis vorher schmilzt, ist keine Option.
Nuklearer Winter in den Folgen von den beiden
Sonnen, um die sie in den letzten Jahren kreisten und zwei Monate zusammen
ändern daran nichts. Buffy ist in seinem Schatten so lebendig wie Angelus in
ihrem, der Antrieb, das richtige zu tun und die Angst vor dem Versagen.
Cordelia blickt in seine Augen und sieht eine Seele
einer Sturmfront gleich, etwas das unabwendbar erscheint und sie will ihm
sagen, dass es für ihn leichter sein wird, weil es kein Fluch sondern die
Erfüllung seiner Bitte sein wird. Will ihm sagen, dass er auf sie zählen kann
in den ersten Wochen der Verwirrung. Dass Buffy für den Rest ihres Lebens an
seiner Seite stehen wird und sie danach wieder für ihn da sein wird. Die Trauer
ihn nie umbringen wird, egal wie tödlich sie sich in manchen Momenten anfühlen
wird, er immer Spike bleibt. Blinzelt und sieht einen kalten Nachthimmel dort
wo eine Sekunde vorher Wolkentürme und zersplitterte Träume lagen.
Fühlt die Wirklichkeit in ihrem Kopf
zurückschnappen, wie ein überdehntes Gummiband und schweigt verwirrt.
Das Gefühl war vertraut, eine nebelhafte Präsenz.
Kann beinahe das Kichern hören. Kann beinahe die pikierten Blicke der umgebenen
Menge fühlen, die davon ausgeht, dass sie sich auf einem schlechten Trip
befindet und die Bassline, die ihren Puls ersetzt. Kann beinahe ausmachen, wo
Drusilla sich befindet, bevor diese die Augen und die Verbindung schließt.
Sie sollte ihre Beine in die Hand nehmen und
rennen. Schreiend. Sehr laut schreiend. Und sehr schnell. Schneller als die
Realität ihr entfliehen will und andere Leben sich vor ihrem inneren Auge
manifestieren können, denn das war nicht ihre Sicht der Dinge. Die Gewissheit
beruhigt etwas und das Gefühl, dass ihr keine unmittelbare Gefahr droht.
Ist dennoch an diesem Platz hier an Spikes Seite
angefroren.
Er küsst den Pulspunkt, bevor er ihre Hand wieder
in seinen nimmt und diesmal auf seinem Oberschenkel drapiert. Ihre Finger sich kurz
in den Jeansstoff krallen, bevor sie locker lässt. Die Panik abebbt. Denn er
hat noch immer das Talent, sie in der Gegenwart zu verankern und sie ist
augenblicklich zu empfänglich dafür.
Sieht den Reiz das Vergessen zu suchen, das Reden
auf später zu verschieben oder ganz unter den Tisch fallen zulassen, aber sieht
auch die Gefahr darin. „Kannst du Dru wahrnehmen?“
„Kannst du es?“ Spike blickt sie verblüfft an.
„Nicht mehr. Ich will nur sichergehen, dass sie
sich noch in Europa befindet.“ Schließt nach einem flehenden Blick von ihr die
Augen und Cordelia kann beinahe fühlen, wie er seine Sinne öffnet und nach der
vertrauten Aura seines Sires sucht. Ergebnislos.
Schließlich interessiert, „Was hast du gesehen?“
„Einen Nachtclub.“ Deine Seele. „Das war
keine Vision.“ Nur ein Tunnelblick auf den heranrasenden Zug.
„Keine Vision?“
„Durcheinander geratene Frequenz.“ Spike weiß,
dass ein Unterschied besteht zwischen den Bildern, die sie empfangen
und der Realität. Er weiß das. Er
würde trotzdem intuitiv versuchen, dass Zugunglück aufzuhalten oder
auszubremsen, selbst wenn es hoffnungslos wäre. Cordelia kann die Fetzen nicht
in Worte kleiden, die in ihm weniger Missmut oder blanke Abscheu wecken würde
und zielt auf einen leichten Ton und hat Erfolg, „Oder so erkläre ich mir zumindest
die meiste Zeit die Stimmen in meinen Kopf, die Angel, die Welt oder dich
verfluchen.“
„Ha, sehr lustig.“
Sie sieht ihn nicht lachen, reibt sich über die
Stirn, als ob sie das klebrige Spinnennetz wegwischen kann, das sein Sire dort hinterlassen
hat und besinnt sich dann auf das berechenbarere Übel und greift das eigentliche
Thema wieder auf, „Wann hast du meine Täuschung durchschaut?“
„Habe ich dir nicht gesagt, dass ich nicht
vollkommen bescheuert bin, was das Auswerten von Clues anbelangt? Obwohl die
zehn Meilen, die ich nach unserem Streit gefahren bin, bis ich erkannte, was du
da eigentlich gespielt hast, mich wie ein Vollidiot vorkommen ließen.“
Sein Tonfall ändert sich, wird leichter und dunkler
in einem, „Also hielt ich mitten auf der Landstraße und überlegte, auf wie
viele unterschiedliche Arten, ich dich überzeugen kann, dass ich eigene
Entscheidungen für meinen Vampirarsch treffe, bis mir klar wurde, dass manche
Dinge sich nicht durch Schreien lösen. Außerdem nützt du mir taub wenig, um
meine Anweisungen zu befolgen.“ Oder verletzt.
Sie hätte ihm nicht nur einen rechten Hacken
verpasst, wenn die Rollen vertauscht gewesen wären, aber das ist ihr sozialer Vorteil
als Frau. Nicht dass sie nicht annimmt, dass sie sein Spiel früher erkannt
hätte, aber der Grund alleine hätte sie überkochen lassen. Spike spricht die
Drohung nicht aus, aber die Wut ist diesmal echt und Cordelia überzeugt, dass
seine Überzeugungsarbeit in seiner Fantasie nicht nur aus Worten bestanden hat.
Dafür hatte sie seinen Dämon in dieser Nacht zu weit aus der Reserve getrieben.
Der räumliche Abstand unter Umständen, das war, was sie beide gebraucht haben,
um abzukühlen und die Angelegenheit rationaler anzugehen.
Nach einem Moment kommt erwägend von ihm hinzu, „Ich
hätte mir wirklich mehr Menschenkenntnis in deinem Fall zugetraut.“
Und sie sich mehr Talent, beim Improvisieren eines
Planes zu seiner Rettung. Sie beide haben versagt. Nicht das bekommen, was sie
wollten und trotzdem mehr als geplant. Einen Partner für einen Teufelsritt. Kläglicher
Versuch von Humor ihrerseits, „Oder Dämonenkenntnis, huh?“
Natürlich zum Scheitern verurteilt, denn Spike hat
ein Ziel, das er ihr eintrichtern will, er verneint kopfschüttelnd, „Das hat
mit deiner Seele zu tun und nicht deinem Dämonenstatus. Du wirst mich nicht mit
deinem Leben beschützen und das ist ebenfalls meine verdammte Entscheidung, die
unumstößlich ist. Hast du mich verstanden?“
Senkt den Blick, bis er ihr Kinn packt und ihre
Augen mit seinen hart fixiert. „Hast du mich verstanden, Cordelia? Ich hänge an
meinem Unleben und werde es nicht wegwerfen, lass das also meine Sorge sein,
okay?“
Schluckt und stimmt ihm belegt zu, „Okay.“
Ahnte, dass sie ihn irgendwann anlügen kann,
während sie ihm in die Augen schaut. Aber nicht heute. Sie brauchen klare
Fronten, „Solange ich nicht vor die Wahl gestellt werde.“
Wusste, dass es ein sinnloses
Unterfangen ist, „Verflucht, Cor! Du bist diejenige, die verdammt ist, hast du
das vergessen?“
Entgegenkommend und zuckersüß, „Nein,
Spike, aber wir sind beide nicht so suizidgefährdet, als dass wir darüber streiten
müssten, wer wem den Vortritt lässt. Außerdem gehe ich davon aus, dass wir
letztendlich hierin keine tatsächliche Wahl haben.“
Der andere Muskel in seiner Wange
zuckt und Cordelia überlegt, ob sie eine Landkarte seines Gesichtes für Buffy
anlegen sollte, die ihr zeigt, wo welche Emotion sitzt, worauf sie achten muss
und wo die Landminen versteckt sind. Ob die Skizze von der Jägerin gebraucht
werden würde oder ob es reicht das Leuchtfeuer der bedingungslose Liebe in
seinen Augen zusehen. Ist sich sicher, dass Spike ihr den Gefallen mit einer
Karte für Angel zurückgeben würde und sie beide nicht mit soviel Offenheit in
ihren jeweiligen Beziehungen umgehen könnten.
Der schwarze Humor entzieht sich ihr
nicht und sie wundert sich nur kurz, ob er echt ist oder nur eine weitere List
von ihr, um über die bitteren Beigeschmack hinwegzugehen, denn Spike ist wieder
an dem Punkt, an dem er sie – Cordelia ist sich sicher, das schütteln seine
Intentionen nicht wirklich umschreiben würde. Sinn in sie hineinprügeln bis sie
bewusstlos ist, schon eher und ihr böswilliges Lächeln hilft nicht wirklich
seine Laune zu verbessern.
Aber Spike hält sich zurück. Sie
sind beide zu starrköpfig, ihr Kinn schmerzt in seinem Griff und es ist der
gleiche Streit, der ihn aus ihrer direkten Umlaufbahn warf und wenn er mit seinem
Einfluss auf ihr Leben nicht umgehen kann, dann hat er darin nichts zu suchen.
Cordelia ihn nicht sterben lassen
wird, wenn es sich nicht komplett ihrem Einfluss entzieht, weil sie es nicht
kann. Es gegen alles ist, was sie ausmacht und sein Unverständnis durch keines
ihrer Worte gemildert werden kann. Er war ihr Befreier, der sie soweit zum
Licht führte, wie es ihm möglich war und sie kann das nicht vergessen oder
hinter sich lassen. Seine Gründe zur Selbstaufgabe interessanter zu analysieren
wären als ihre und sie ihn vielleicht daran erinnern sollte, dass ihre Debatte sowieso
nur hypothetischer Natur ist. Oder elementar. Spikes Dickköpfigkeit und ihre
Ablehnung sich ungewollten Entscheidungen zu fügen.
Und solange er sich mit Händen und
Füßen gegen ihre wehren konnte, dann hieß es nur, dass er sie noch nicht
brauchte und genügend Kraft hätte zu kämpfen und sich selbst aus der Scheiße zu
ziehen. Also wäre dieses Argument so oder so hinfällig und vollkommen
überflüssig.
Es ist simple, „Besser nicht
sterben, wenn ich dich mit einer dramatischen Geste retten kann, Spike.“
„Shakespeare ist überbewertet, Cor.“
Alles was er ihr äußerlich bereit ist zuzugestehen.
„Jeder liebt blutige Klassiker,
sogar du.“ Alles was sie ihm als Bestätigung seines inneren Konflikts geben
kann.
Der Druck an ihrem Kinn verstärkt
sich, ihre Augen sind unnachgiebig und sie weiß, dass er diesen offenen Zweikampf
nur verlieren kann. Egal ob er seine Blauen oder Goldenen einsetzt, sie jetzt
wirklich keinen Unterschied mehr darin findet und alles Teil des Ganzen ist. Er
weiß es ebenso, selbst wenn sein Zähneknirschen andeutet, dass er noch nach
einer weiteren Option sucht.
Biestig, „Keiner will die Heldin
fallen sehen.“
Ihre Augenbrauen sind oben, das
waren ausgesprochen profane Worte, sogar für Spikes Verhältnisse und er beißt
sich bereuend auf die Lippen. Zu spät. Aber die Geste erspart ihm den
definitiven Vollidioten am Ende des Satzes. Sarkastisch, „Dann sei dir sicher,
dass du Held genug bist, um mich aufzufangen oder besser noch, verursache nicht
meinen Fall, Spike.“
Cordelia ist davon überzeugt, dass
sein Name sich definitiv nach einem Synonym für Vollidiot anhören kann, wenn
man es darauf anlegt und ihn richtig betont. Er offensichtlich auch, wenn sie
sein instinktives Verkrampfen richtig deutet.
Kennt seine nächste automatische
Antwort und lächelt in weiser Voraussicht. Cordelia spekuliert, dass sie beide
dieses Spiel bis zum Ende der Zeit beschäftigt halten könnte, wenn sie nicht
von einer Apokalypse unterbrochen werden und die jähe Einsicht in seiner Miene
verleiht der Situation einen Hauch von surrealer Komik.
Die Risse, die sich in ihrem Status
quo gebildet haben, sind nichtexistent.
Ein besiegtes, „Fuck!“ von ihm.
Und sie provoziert grundlos und er
ist nicht auf der gleichen Seite der Geschichte, denn er ist noch immer
ahnungslos und vielleicht mag sie dieses Unvermögen von ihm, gewisse Motive von
ihr richtig zu zuordnen.
Denn ihr, „Nein, fick dich!“, hat
keinen vernünftigen Grund. Außer einem.
Denn seine Lippen sind auf ihren. Es
ist nichts Freundschaftliches in diesem Kuss. Es sind fehlende Argumente und
sein purer Wunsch ihr seinen Willen aufzuzwingen. Sex verschärft gewisse
Konflikte, das wusste Cordelia vorher und es ist noch immer gegen ihre Natur
sich dieser Laune gedankenlos zu ergeben, aber nicht wenn sie von ihr kreiert
wurde.
Irgendwie hat sie geahnt, dass ihr
erster echter Kuss im Vorfeld so verdammt bühnenreif ausfallen würde. Denn sie
sind gegenüber den großen Gesten nicht immun und Cordelia hält sie beide nicht
für Träumer, aber ebenso wenig für zynisch genug, um ihnen zu widerstehen.
Vielleicht sind sie noch romantisch genug trotz allem, dass sie diese in ihrem
alltäglichen Leben suchen.
Zumindest die ungefährlichen Tagträume,
die man sich selbst spinnt und die einen mit einem Ziehen im Unterleib und
einem warmen Prickeln unerfüllt zurücklassen. Okay, vielleicht konnten sie zwei
in der Vergangenheit einfach zu lange die verschiedenen Komponenten für guten
Sex in ihrer freien Zeit unerfüllt ausmalen, so dass ein bestimmtes Monumento angebracht erscheint. Oder in den
letzten zwei Wochen.
Denn dass hier war nicht mehr als
das, nur ein Kuss. Ein Kuss ist manchmal nur ein Kuss, ist ein Kuss.
Freud wäre so enttäuscht von ihr und
ihre Verweigerungsstrategie.
Isst ein köstliches Stück von ihm
und er stiehlt eines von ihr und ihre Zungenspitze gleitet über seine
Unterlippe, verlangt Einlass und mehr von seinem Geschmack in ihrem Mund. Denn
das hier war die Trostschokolade nach einem enttäuschenden Jahr gemischt mit
Kaffe und mit Whiskey und Rauch und Cordelia findet all die Geschmäcker, die
ihre Nerven beruhigen, seit Jahren, seit Monaten und Spikes eigener.
Der wenig beruhigend ist, aber
genauso süchtig machend und sie will mehr davon.
Ihr Lächeln entblößt ihre Zähne und
sie spürt die Vibration seines Frustes und es ist nur ein Streitgespräch für
ihn. Etwas das essentiell ihrer Natur entspricht und sie denkt nicht, lässt
seine Zunge widerstandslos ein. Es ist das fehlende Teil in seinem Puzzle. Kontert
seine Aggressivität mit ihrem Trotz. Lockt ihn aus seiner nichtexistenten Zurückhaltung,
puscht ihn weiter auf, denn sie kennt diesen Tanz, hat ihn so oft mit ihm
durchgespielt, dass das hier trotz allem nicht neu ist.
Nur eine weitere Trainingseinheit
für sie beide in einem bisher ungenutzten Raum.
Nur das Berühren zweier Dämonen und
Spike hat sie schon auf so viele Weisen genommen, dass er schlicht keinen
Anspruch auf Verlegenheit ihrerseits hat. Nicht erwarten kann, dass sie klein
bei gibt bei so einer alltäglichen Geste und es ihm einfach macht. Aber es ist
besser als in der Finsternis einer einsamen Landstraße, weil sie heute weiß,
was sie will und sie taucht ohne Warnung tief in die Vertrautheit seines Mundes
ein.
Folgt geschmeidig Spikes Bevormundung,
kommt ihm zuvor und ihre Arme sind um seinen Hals. Sie auf seinem Schoß, fühlt
seine Härte durch die Jeans und sie gibt ein kehliges Geräusch, das sie in der animalischen
Befriedigung, die es in ihr auslöst, nicht ganz zuordnen kann, aber Spikes
Antwort kommt ebenso ungefiltert zurück. Seine Finger gegen ihre
Schulterblätter drücken, sie festhalten und sie braucht keinen Raum hierfür,
muss sich nur weiter öffnen.
Wendet seinen Angriff gegen ihn,
pariert ihn unbedacht und effektiv, denn sie kann schnell siegen, wenn es die
Situation erfordert. Sie sind sich jetzt zu nah, nach zwei Wochen gekünsteltem Abstand
und absichtlicher Distanz. Der Verfolgung ihres gegenseitigen Schattens,
Erwartung und Anspannung der Treibjagd. Die Energie zwischen sucht sich ihre
Entladung, springt über, entzündet einen Flächenbrand und es ist nicht nah
genug für Cordelia.
Ihre Hände greifen blind nach seinem
T-Shirt, zerren an dem Stoff und ihr Handtuch landet auf dem Boden, mit einer
Drehung ist sie unter ihm. Seine Hände in ihrem Haar, seine Daumen auf ihren
Wangen. Seiner Zunge in der Tiefe ihrer Mundhöhle. Das dunkle Versprechen ihr
nicht die Wahl zu lassen und sie pariert seine Biegungen und kontert den Druck
in gleichem Maß.
Denn sie ist nicht weich, nicht ohne
Widerstand und er liebt auch das.
Bis sie sich nach Luft schnappend
von ihm löst, die Gelegenheit nutzt, um sein T-Shirt endgültig zu entsorgen und
er wieder ihren Mund attackiert und sie ihn einlässt. Weil er vergessen hat, dass
er einen Grund hierfür hatte und sie ihn gereizt hat, in einer Weise, die
nichts mit dem Gefühl ihrer Haut gegen seiner zu tun hatte.
Er das Vergessen braucht und
vielleicht auch sie.
Es nicht schön oder perfekt ist. Die
billigen Bettfedern quietschend unter ihrem Gewicht protestieren, während er
versucht seine Jeans loszuwerden und das Geräusch an ihren Nerven zerren sollte
und die Selbstverständlichkeit mit der sie ihm hilft, den Stoff loszuwerden an
ihrem Verstand. So wie das Bewusstsein, dass sie das will. Er wegen ihr mit
einer gottverdammten Jeans kämpft,
als ob sein Leben davon abhängt und sie gleichzeitig so stolz und entgeistert
darüber ist, wie während ihres ersten Kills bei der Abschlussfeier. Es dennoch
nichts weiter als ein ferner Eindruck bleibt. Ihre Welt ist zurück im Fokus und
das gehört dazu.
Denn Cordelia sieht zuviel und sie
weiß, dass Spike sie nicht blenden kann.
Diese blinde Willigkeit, nur soweit
geht, wie es ihren Bedürfnissen entspricht.
Hitze und Hetzjagd und vielleicht
war es keine gute Idee, Benzin in das Feuer zu gießen und sie spürt, wie er sie
aufbraucht, konsumiert und es ist gut. Für den Moment alles was sie will und
sie weiß, dass das gefährlicher als jedes ihrer vorigen Spiele ist, denn sie
hat kein Motiv. Außer Spike. Ihm gegenüber offen zu sein und als er in sie
stößt, ohne Finesse oder Rücksicht kommt sie ihm entgegen, weil sie Nebel unter
seinen Händen und er Feuer ist.
Es unwahrscheinlich ist, dass ein
Großbrand hieraus entsteht, der ihre Schatten ausradiert, selbst wenn der Funke
überspringen sollte. Dass das eine mit dem anderen nicht lange existieren kann
und sie weiß gerade nicht genau, wer mit wem oder was. Aber sie weiß, dass
irgendwo zwischen Kansas und hier sich mehr verändert hat, als sie sehen will.
Dass die zusammenhanglosen Worte,
die sie ihm von seinen Lippen stielt und unvernommen schluckt, mehr sind als lautes
Stöhnen. Dass er etwas Ausdruck geben will, was besser ungehört bleiben sollte für
Außenstehende dieser schmutzigen Affäre und sie versteht ihn zu gut und sie
wagt es dennoch nicht, seinen Mund unbeaufsichtigt zu lassen. Gräbt ihre Zähne
in seine Lippen, als er sich lösen will und sie hält ihn fest. Hält ihn an
diesem Zwischenort gefangen, denn sie will ebenso wenig mehr hören, will dem hier
keinen Namen geben.
Drei Sinne reichen für die heutige
Nacht. Sind mehr als genug.
Nur mehr schmecken, fühlen, riechen.
Sie sich noch immer dem hier
entziehen könnten, egal wie nah sie aneinander dran sind, egal wie tief er in
ihr vergraben ist und Cordelia erkennt, dass dies keine weitere Sorge von ihr
sein muss. Sie geben sich nicht füreinander auf. Geben einander. Sie sind beide
willensschwach genug, um die Folgen auf irgendwann später oder nie zu
verschieben und das fühlt sich nicht nach einer Niederlage an. Fühlt sich nach
leben, lieben, kämpfen und spontaner Leidenschaft an, die sie zwei nicht ruhen
lässt.
Seine Hände rau sein sollten. Es
sind und in ihr Angst wecken, denn sie ist mit Gewalt vertraut. Spike ebenso. Der
unlogische Gedanke, dass sie immer diejenige zwischen ihnen sein wird, die ihn stärker
bluten lässt, nimmt die Rohheit aus seiner Härte. Die Schärfe aus seinen
Zähnen, sie fühlt sich dennoch als ob er sie mit seinen Küssen schneidet und
seziert. Tote Schichten abträgt, die sie nicht zum bestehen in diesem Leben braucht.
Mehr über sich lernt, als sie seit
einer feuchtwarmen Mainacht zulassen wollte.
Eine ausgeklügelte Maske nach der
anderen abträgt, bis sie wenig mehr als Adrenalin und Gier ist. Es genießt. Denn
das hier ist sie. Ist sie in Kontrolle, außer Kontrolle und mit Spike als
Sicherheitsnetz und sie sind nie zusammen hoch genug gestiegen, um beide hart
auf den Boden zu krachen, außer als Trainingsübung.
Und das ist Spikes Magie.
Die Finger auf ihrer Haut sind fest
und sicher, pressen sie auf die Matratze und dann in seine Form. Reduzieren den
Raum zwischen ihnen auf stickige Haut, die aneinander haftet, gegeneinander
reibt. Aber ihre Oberschenkel haben sich ebenso unnachgiebig, um seine Taille
geklammert und Rücksichtnahme hat keinen Platz zwischen ihnen. Cordelia die
Stöße bis in ihre Zehenspitzen fühlt, das furiose Quietschen seine Worte ohne
weiteres überstimmen würde, aber ihr Mund ihn noch immer nicht gehen lassen kann.
Vielleicht weil sie etwas anderes
als seine Worte ausfiltern will.
Vielleicht sich und all die dunklen Erinnerungen, die er ohne besorgten Blick in sich aufnehmen kann. Mit wenig mehr als einem Schulterzucken und ihrer Hand in seiner und wenn es hart auf hart kommt mit seinem Schwanz in ihr. Er keine Angst hat sie zu zerbrechen und sie keine, dass er sie mit Sex brechen kann.
Nur Angst, dass er sich an ihren rauen Kanten und zersplitterten Hoffnung wieder blutig reißt, wenn er zu tief in sie vordringt. Bei dem Versuch sie zu ergründen verloren geht und Cordelia lässt seine Zunge frei. Löst den Todesgriff um seinen Oberkörper, spürt seine Rippen über ihren Innenschenkel gleiten, bringt ihr Knie über seine Schulter und er greift blind nach der Rose und es ist noch immer einfach, Spikes Motive aufzuspüren. Noch immer von dem Wunsch beflügelt Anerkennung dort zu finden, wo nur Ablehnung auf ihn warten kann und es ist das, was sie nie begreifen wird, wie er so stur sein kann.
So duldsam bei den Kreaturen, die ihm wichtig sind und das sogar ohne Seele.
Denn sie ist es nicht. Hat sich verloren in der Zeit, in der sie war, denn sie braucht einen ungenauen Plan für ihr Leben. Eine ungefähre Sicherheit. Sehr viel Freiraum. Keinen Zwang, um zurückzukehren. Oder eine Anweisung. Er braucht das. Nicht von ihr. Natürlich nicht und Cordelia denkt, dass das der Schlüssel zum Erfolg gewesen wäre vor zwei Wochen. Nur ein Telefonat mit Buffy und die Bitte ihn zurückzunehmen. Den Wechsel von einem Eigner zu einem anderen, hätte er innerlich akzeptieren können und es macht sie wütend und traurig. Behält dies in Erinnerung und ihre Fingerspitzen wandern über sein Gesicht und entwerfen eine neue Landkarte für seine Zwecke.
Hält ihn nur mit ihren Blick und den gewichtslosen Berührung ihrer Finger in seinem Nacken, die Oberschenkel locker gegen seine Taille gepresst. Leichter Rahmen und Fokus und die Tausend Dinge dazwischen, die er für sie ist.
„Das bist du.“
Und er schüttelt den Kopf in leichtem Unverständnis, weil er sich nicht so sanft sieht oder offen und wahrscheinlich hat er Recht mit seiner Sicht und sie mit ihrer.
Denn es gibt jetzt eine weitere Lektion, die sie ihm mitgeben will. Spürt ihren Schweiß, wie er in die Matratze kriecht und blickt in seine verwunderten Augen und es geht nicht um Rätsel oder Mysterien.
Sie sind beide Geheimnis genug für diese Welt.
„Das bin ich.“
Und Cordelia hebt die Hüfte kommt ihm entgegen, steigt höher und nimmt ihn mit, der Sonne entgegen und es ist nicht wichtig, dass sie beide verschiedene anbeten. Es fühlt sich nicht so verschiedenen an, wenn sie verbrennen und sie greift nach seinem Haar und er taucht wieder in ihre Mund und sie verzehrt ihn mit seinem Feuer und der Hitze und er löscht ihren Durst und ihre Erwartungen und sie ist wieder Dampf und Nebel und unfokussierte Energie und dann kommt sie in Chaos und es ist seines und die Ordnung ist irgendwo dazwischen.
Sie sich normal fühlen kann. Soviel besser, wenn er kraftlos auf ihr zusammenbricht.
Irgendwann hat sie ihre Stimme zurück, „Bist du nicht froh, dass ich mir das Zimmer ohne Nachbarn ausgesucht habe?“
Hört ihn erschöpft lachen, als er von ihr rollt und sie mitnimmt, auf sich drapiert wie eine menschliche Decke.
„Ich habe blindes Vertrauen in deine praktische Ader, Cor. Und die ganze Nacht, um eben diese zu genießen.“
„Oh.“
„Oh yeah!“
Spike kann sich tatsächlich, wie eine Inkarnation des Bösen anhören. Dunkel und voller Versprechungen. Nicht dass sie das beunruhigt. Wirklich nicht. Er sollte keine Schwierigkeiten haben, dieses zu halten. Während sie sich ihren Weg über seine Brust sucht, tiefer wandert, seinem Nabel flüchtige Aufmerksamkeit schenkt.
Sie hat den Beweis für die nächste Runde zwischen ihren Brüsten, aber, „Die ganze Nacht?“
„Wenn du deine Karten richtig ausspielst, dann – " Und seine Finger spannen sich in ihrem Haar an, während sie der feinen Linie seiner Haare folgt.
„Dann bleiben mir ungefähr fünf Minuten bis die Sonne aufgeht.“
„Okay, den ganzen – " Stolpert über den Rest seines Satzes, „Oh Gott!“
Und Cordelia denkt daran, bei diesem Lächeln nicht die Zähne zu zeigen.
~*~Fini – The Remedy - Part 24~*~