Autor: Astarte
E-Mail Adresse:
astarte@fan-arts.net
Titel: Let’s call it
quits
Altersfreigabe: R
Teil: 1/1
Spoiler: Angel 3x18
Double or Nothing
Inhalt: Nach allem was Cordy erlebt hat,
sind es die kleinen Dinge, die ihre Abwehr brechen.
Hauptcharakter(e)/Paar(e):
Cordelia/Wesley
Disclaimer: Sie gehören mir nicht...
Kommentar: Idee da,
Idee musste geschrieben werden... Ein etwas anderer Take auf die Cordy/Wesley-Storyline, die bei der Show unter den Tisch fiel und
die trotzdem Canon sein könnte...
I should be crying but I just can't let it show
I should be hoping but I just can't stop thinking
Of all the things that I should've said that I never said
Cordelia
war sich nicht klar darüber, wie sie hierher gekommen war. Falsch, sie war sich
nur nicht sicher, warum von allen Apartmentgebäuden in L.A. sie ausgerechnet
vor seinem parkte. Er lag noch im Krankenhaus, allein und mit einer
aufgeschnittenen Kehle, etwas das er sich durch seine Taten verdient hatte.
Bekommen hatte.
Angel
hatte gerade die Wiege abgebaut, aufgrund seines Verrates.
Was
suchte sie also hier, vor allem wenn sie einen Drugstore benötigte, der nachts geöffnet
hatte. Zur Hölle, sie wollte nur Verbandmaterial kaufen, einen weiteren Punkt
abhaken auf ihrer To-Do-Liste. Eine Liste, die in den
letzten Tagen, so wichtig geworden war, weil sie ihr zeigte, dass das Leben
weiterging. Ihr Leben weiterging. Trotz allem, dennoch, gerade wegen.
Sie
wollte sich mit etwas beschäftigen, das nützlich war. Logisch, rational,
methodisch. Den Verbandskasten auffüllen, mit all den Dingen, die ihm nach nur
einem Monat wieder fehlten. Desinfektionsmittel, sterile Nadeln, Verbände,
Schmerzmittel. Sie gaben sich selten mit Pflastern ab, sinnlos, eine Wunde zu
klein um einen Druckverband zu machen, war die Arbeit nicht wert, außer ein
Oberteil von ihr lief Gefahr irreparable beschädigt zu werden. Bizarr.
Manchmal
meinte sie, dass sie den Verstand verlieren würde bei einem weiteren rationalen
Gedanken, wie dem Wiederauffüllen des Verbandskastens. Denn das Wiederauffüllen
implizierte, dass sie wieder verletzt werden würden, bei ihrem Kampf für das
Gute. Dass sie es akzeptierte und es okay war. Aber zur Hölle, es war nicht
okay oder fair oder gerecht, es schmerzte einfach.
Manchmal
vermisste sie die Zeiten, als sie sich Gedanken über einen abgebrochenen Nagel
und die neue Maniküre machen konnte. Darüber dass sie genug Zeit haben würde,
sich um ihr langes Haar zu kümmern, anstatt es kurz und praktisch zu schneiden,
damit die grauen Strähne schnell überfärbt werden konnte, die in ihrem Alter
dort nichts zu suchen hatten. Darüber dass sie keine Verantwortung zu tragen
hatte, außer ihrer neuen Einkauftasche.
Aber
diese Zeiten waren vorbei, sie hatte ihren Pfad gewählt, nicht mit dem
Überschwung der Jugend, sondern an ihrem letzten Geburtstag, der sich anfühlte,
als ob er schon Jahre zurücklag und nicht nur ein paar Wochen. Sie war nicht
zur sorglosen Schauspielerin geboren, sondern für dieses Leben und wenn sie
sich es lange genug einredete, dann wurde sie ebenso glauben, wie all die
anderen Dinge in ihrem Leben.
Unterbewusstsein
war eine gefährlich gute Sache, vor allem wenn so viel hineingepresst und
unterdrückt wurde, wie bei ihr.
Ihre
Hände umklammerten das Lenkrad fester, während ihr Blick immer undeutlicher
wurde. Nicht jetzt, nicht hier. Wo zum Teufel war ihre Willensstärke, wenn sie
sie brauchte, nötiger als die Luft zum Atmen. Nötiger als ihren Herzschlag.
Verdammt, warum fühlte sie sich, als ob ihr Leben beendet war und nur eine
rauchende Ruine von dem übrig geblieben war, das einst kostbar und einzigartig
war?
Das
bittere Lachen in ihrer Kehle verstummte, bevor es hörbar wurde, schnürte einen
weiteren Knoten in das unsichtbare Seil, das sich seit ihrer Rückkehr aus
Mexiko, um ihren Hals gewickelt hatte. Zog die Schlinge nur ein wenig fester.
Nur ein wenig enger. Nicht genug, immer noch nicht genug, dass sie endlich
daran ersticken konnte. Nicht genug, niemals genug.
Hörst
du mich? Ich existiere noch. Cordelia Chase fällt nicht, stolpert nicht, selbst
wenn sich ihr Leben vor ihr auflöst. Nicht zerbricht oder auseinander fällt,
sondern einfach... Stille. Hörst du mich? Warum antwortest du mir nicht? Verdammt.
Cordelia versuchte durch den Nebel zu sehen, der sich vor
ihren Augen ausbreitete. Versuchte etwas anderes zu sehen, als den grauen
Schleier, der sich über ihre Existenz gezogen hatte, wie ein Leichentuch. Gott,
war es wirklich erst drei Tage her, seit sie die offene Strasse und den weiten
blauen Himmel von Mexiko beinahe auf ihrem Gesicht gefühlt hatte. Den Wind in
ihrem Haar? Die Sonne? Wie konnte es nur drei verdammte Tage her sein und jetzt
nichts als Dunkelheit zurückbleiben?
Zur Hölle, es war nicht fair, aber das hysterische Lachen
wurde ebenso eingeschnürt, wie das bittere. Verschüttete Milch, kein Grund
darüber zu jammern. Keine Tränen. Vielleicht später. Vielleicht dann wenn sie
wieder ein Licht am Ende des Tunnels sehen würde, etwas das ihre Tränen wert
sein würde. Etwas das den gleißenden Schmerz in ihrem Innern auf ein annehmbares
Level mildern würde.
Ihr Verstand fokussierte sich zurück auf die Gegenwart,
zurück auf das dunkle Apartmenthaus vor ihr. Sie brauchte ihn. Sie brauchte
ihn, wie sie ihn immer gebraucht hatte, wenn die Dinge unerträglich wurden.
Außer Kontrolle gerieten. Zur Hölle mit Angel. Zur Hölle mit all dem Verrat und
dem gebrochenen Vertrauen und ihrem Herzen. Sie brauchte ihn. Der nächste
Gedanke ließ sie nach Luft schnappend zurück, ohne dass der Sauerstoff auf ihre
Lungen zu treffen schien. Zur Hölle mit Connor und ihr Baby war genau da. Ihr
raues Atmen war das einzige Geräusch, hallte vom Interieur zurück und dröhnte
in ihren Ohren, bis sie es nicht mehr aushalten konnte.
Und gefangen zwischen den zwei Optionen, entweder ihre Hände
auf ihre Ohren zu pressen, zu schreien bis sie ohnmächtig wurde
und jemand 911 anrief. Oder einfach dem Innenraum ihres Autos zu entfliehen,
blieb ihr nicht wirklich eine Wahl. Cordelia stolperte aus dem Auto, sie fiel
nicht und nach einigen unsicheren Schritten gewann sie sogar ihr Gleichgewicht
zurück. Sie ließ sich in Panik-Modus fallen, egoistisch, aber das war sie. Das war Cordelia Chase. Ichbezogenes
Miststück und sie war über den Punkt hinaus, um dieser Schlussfolgerung weitere
Beachtung zu schenken.
Die Mächte hätten nicht testen sollen, wie viel sie ertragen
würde, bevor die selbstsüchtige Göre in ihr zum Vorschein kam. Sie war keine Halbdämonin, keine ehemalige Prinzessin oder Vision Girl.
Sie war auf das reduziert worden, was ihre Grundessenz war, nur ein wenig über
dem purer Überlebensinstinkt. Nur ein wenig. Nicht genug um mit sich zu
argumentieren oder ihre Handlung in Frage zu stellen, denn das lag so fünf
Minuten hinter ihr. Eine Lebensspanne oder zwei.
Die Tür zu seinem Apartment war nicht offen, sie zögerte
nicht mit einem Klopfen, ebenso wenig abgeschlossen, zufrieden damit sich
einmal auf Gunns Unzuverlässigkeit bezüglich solcher Dinge verlassen zu können,
ließ sie die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Ging geradewegs auf die Couch
zu, nichts was sie nicht schon Dutzende Male gesehen hätte. Nichts das neu war,
außer den wahllos verstreuten Papieren auf dem Boden, dort wo eigentlich der
Couchtisch stehen sollte. Dem Brennen in ihrer Brust und dem Wunsch sich
einfach hinzulegen und nie wieder aufzustehen.
Die ersten beiden Möglichkeiten ließen sich einfach
erfüllen, über den dritten Teil ihres Wunsches würde sie später noch genügend
Zeit haben, mit sich selbst zu diskutieren. Ihren Kopf in die Couchkissen
gepresst, war ihr letzter logischer Gedanke, dass sie sich den sichersten und
bequemsten Platz für ihren Zusammenbruch ausgesucht hatte. Ein Yay, für die rationale Cordy der letzten Zeit. Sein Geruch,
der in den Kissen hing, war alles, um die letzte Fessel ihrer Selbstkontrolle
weg zu schmelzen und die Schlinge um ihren Hals noch dieses letzte bisschen
Mehr einzuengen.
Ihr Atem kam genauso hart wie im Auto, aber es war okay. Sie
roch ihn, nahm ihn auf und das Kissen gegen ihr Gesicht, dämpfte das Rasseln in
ihren Ohren auf ein erträgliches Maß. Die Tränen kamen in dem Moment, in dem
sie meinte, von dem Kloß in ihrer Kehle ersticken zu müssen. Ihre Arme griffen
fester nach dem Kissen, pressten dieses letzte Stück tröstlicher Erinnerung so
eng an sich, bis sie meinte ein Teil davon zu sein.
Um Halt für ihren Körper zu finden, Cordelia sah keinen Sinn
darin, von den Schockwellen, die durch ihren Körper gingen, auf den Boden
geschleudert zu werden. Um einen Anker für ihre Psyche zu finden, in einem
Moment, in dem sie mehr Wahnsinn in ihrem Leben sah, als Vernunft.
Salz. Der bittere Geschmack in ihrem Mund und dieser
typische Wesley-Geruch. Dass hier war okay, dass hier war komfortable.
Zumindest alles was sie an Komfort in dieser Hölle finden würde, die ihr Leben
war. Zumindest für eine Weile. Oder für immer.
Nichts hatte sich geändert, wenn sie die hysterische Stimme
im Hinterland ihrer Gedanken ignorierte, dann konnte sie sich vormachen, dass
Angel nur eine weitere Beige-Phase hatte oder sie nur von einem weiteren
Dämonenparasit infiziert worden war. Dass Wesley hier neben ihr saß und ihr
versprach, dass alles wieder gut werden würde und sie es ihm glauben konnte,
weil er in solchen Dingen immer Recht behalten würde.
Anstatt der Wahrheit ins Gesicht zu sehen, dass die letzte
Konstante in ihrem Leben weg gebrochen war. Die letzte Grenze zwischen ‚Richtig und Falsch’ mit einer
verhängnisvollen Leichtigkeit überschritten worden war. Von der Person, die
immer das Richtige getan hatte, selbst wenn es einen viel zu hohen Preis
beinhaltete und es sich für sie dennoch so falsch anfühlte.
Wie konnte er davon überzeugt gewesen sein, dass er das
Richtige tat? Wie?
Wenn es hieß, dass er sie alle mit den Scherben zurücklassen
würde. Sie allein lassen würde und in der Verantwortung. Sie war nicht dazu
bestimmt, die Erwachsene in der Gruppe zu spielen, aber jetzt blieb ihr keine
Wahl, als sich um Angel zu kümmern und Groo
anzulügen. Auf Gunn und Fred aufzupassen und Lorne
nie wieder ihre Aura lesen zu lassen, weil alle Farbe aus ihrem Leben gezogen
worden war und außer einem schwarzen Ball und Leere nichts mehr übrig war, dass
es zu lesen gab.
Die Hand
in ihrem Haar und das gleichmäßige Streicheln, war etwas das sich außerhalb
ihrer Wahrnehmung befand oder zu lange in der vorgetäuschten Illusion, von ihr,
dass sie von etwas anderem gehalten wurde, als von sich selbst und dem Kissen.
Aber
Gott, das Zittern war das, was ihr klar machte, dass sie real war.
Und
nachdem sie dieses kleine Stück Realität in ihre Hölle eingelassen hatte,
konnte sie sich nicht einfach weiter an den Schmerz klammern. Sie verletzte
jemanden mit ihrem Verhalten und verdammt, sie wollte niemanden mehr verletzen
oder verletzt werden. Die Schluchzer zu dämpfen, gerade als sie in dem Verlust
der Kontrolle und dem krampfartigen Zittern einen Trost gesehen hatte, war
beinahe mehr als sie ertragen konnte, zustande bringen. Aber sie schaffte es.
Mit einer
Drehung ihres Kopfes füllte sich das Schwarz, das sich vor ihren Augen
ausgebreitet hatte, wurde ersetzt von Feuer unter einer Eisschicht. Einem unnatürlichen
Blau, das in dieser Dunkelheit nicht so glühen durfte. Ihre Finger wischten
über die feuchte Spur auf seinen Wangen, bevor ihr Verstand wusste, was sie
tat. Wie betäubt nahm sie die Hitze seines Gesichtes und die Nässe an ihren
Fingerspitzen wahr und versuchte verzweifelt, diese Informationen zu
verarbeiten. Scheinbar eine unlösbare Aufgabe im Moment.
„Du
solltest nicht hier sein.“ Ihre belegte Stimme, obwohl kaum über einem
schwachen Flüstern, donnerte in ihren Ohren und brach den Bann, der sich über
sie gelegt hatte, seit sie dieses Blau wieder zurück in ihrem Leben hatte.
Seine
Lider schlossen sich und beinahe hätte Cordelia ihn angefahren, ihr das nicht
anzutun. Nicht wenn sie etwas Verlorenes gerade zurückerhalten hatten. Aber
sein Kopf lehnte sich tiefer in die Berührung ihrer Hand und das ungleichmäßige
Streicheln seiner Hand in ihrem Haar, ließen ihren Protest verstummen.
Ihre
Aufmerksamkeit war jetzt gefangen von dem blendenden Weiß seines Verbandes, das
wie ein Leuchtfeuer in der Finsternis war. Kein Druckverband, aber etwas das
dem sehr nahe kam und der eigentliche Grund, warum sie das
Hyperion verlassen hatte. Sie wollte Verbandsmaterial kaufen, logisch,
rational. Wer würde Wesleys Verbände wechseln? Konnte er sich alleine darum kümmern,
dass die Wunde sich nicht entzündete? Ihre Hand hatte wieder gedankenlos eine
Wanderung unternommen, zeichnete sich dunkel über dem hellen Stoff ab, während
sie professionell den Sitz des Verbandes überprüfte. Eine Geste so unbewusst,
dass es ihr Angst machte. Wann war sie zur Krankenschwester mutiert?
„Du
ebenso wenig“, Cordelia benötigte einige Augenblicke, um die Stimme zuzuordnen
- so fremd. Und was war ihre Frage gewesen? Unwichtig. Das Weiß wurde wieder
vom Blau abgelöst, als Wesley seine Augen öffnete. „Das hier ist nicht dein
Platz.“
Er konnte
ihr das nicht antun, er konnte sie nicht ohne etwas zurück in das Grab
schicken, das jetzt ihr Leben war. Sie brauchte etwas von ihm, das es okay
machte. Oder zumindest beendete. Er war nicht ihr Bruder, nicht ihr Vater,
nicht Angel. Die Überraschung in seinen Augen, als ihre Hand den Griff um
seinen Nacken verstärkte und ihre Finger sich in der Weiche seines Haares
vergruben, ignorierte Cordelia. Sie brauchte etwas von ihm, das echt war und
sie befand sich so jenseits von Richtig oder Falsch.
Und er
ebenso, ansonsten würden sie sich nicht in dieser Situation befinden.
„Doch,
zumindest für heute Nacht“, sie klang so ruhig. Fremd in ihren eigenen Ohren,
viel zu entschieden für eine romantische Offerte. Viel zu abgeklärt für einen
Anfang. Das hier war ein Ende, nur ein Abschied, den sie richtig machen wollte,
auf die Art, wie es damals zwischen ihnen beiden begonnen hatte, an diesem
sonnigen Morgen in der Bücherei von Sunnydale High, vor einer Ewigkeit oder
zwei. Diesmal ohne Bitterkeit oder Hoffnung. Und er verstand sie, so wie er sie
immer verstanden hatte.
Sein
Widerstand endete in einem tiefen Atemzug, aber er schloss nicht seine Augen,
als er sich der Führung ihrer Hand beugte. Der Kontakt ihrer Lippen löste keine
Schmetterlinge aus, wie bei Groo oder elektrische
Schockwellen, die durch ihren Körper rasten, wie bei Angel.
Sondern
das Gefühl von Vertrautheit, als ob sie schon immer von ihm geküsst worden war
und einen Moment gestattete Cordelia sich, dieser Phantasie nachzuhängen. Für
immer an seiner Seite, vielleicht im Auge des Hurrikans, aber unberührt von
dessen Folgen und Zerstörungen. Stille. Aber nicht diejenige, die an ihren
Nerven zerrte, sondern einfach nur Ruhe für ihren Geist.
Ihr Arm legte
sich um seine Schulter verstärkte den Druck, ihre Lippen öffneten sich und
Wesley nahm die Einladung an. Nicht vorsichtig, einfach bedächtig. Sie hatten
nichts mehr zu verlieren und diese Erkenntnis spiegelte sich in der Art wider,
wie er sie küsste. Nicht dominierend oder schüchtern, sondern wissend.
Ein
Wissen, das ihr das Herz gebrochen hätte, wenn es nicht schon gebrochen gewesen
wäre.
All the
things that we should've done that we never did
All the things that I should've given but I didn't
Oh
darling, make it go away.
"This Woman's Work" by Kate Bush
~*~Fini – Let’s call it quits~*~