Autor: Astarte
E-Mail Adresse:
astarte@fan-arts.net
Titel: In absentia
Altersfreigabe: R
Teil: 1/1
Spoiler: up to AtS 3x06 Billy
Inhalt: Der König ist tot, lang lebe
die Königin. Oder nicht.
Hauptcharakter(e)/Paar(e):
Cordelia/Angel(us), Cordelia/Spike, Fanggang vs. Scoobies und Angels Asche in wichtigen Rollen und nicht
unbedingt in dieser Reihenfolge für Cordelia.
Disclaimer: Sie gehören mir nicht... Alles Joss!
Dedication: Für HELL/haltlos/Jules, weil sie einen Beerdigungstrend
gestartet hat und Wesleys Tod schon auf meiner Festplatte Konturen annimmt. Und
für Talamasca, weil sie mich in ihren Kommentaren
immer soviel tiefgründiger darstellt, als ich es mir selbst zutraue, denn meine
Selbstanalyse wäre: „Oh, Angst hübsch, Dunkelheit schöner, dunkler Porn am heißesten – leider unfähig das zu schreiben,
deshalb zurück zur Angst!“ und das hier ist deshalb ein Angstfest!
Kommentar: Dreidimensionale
Beziehungen, Eifersucht als zweischneidiges Schwert und die einseitige
Blindheit des zu Naheseins. Die Geschichte wollte sich von mir nicht zähmen
lassen - nicht einmal in meinem Kopf. Ich bin davon überzeugt, dass das nicht
mein Stil ist, allein die Zeitform und die unterschiedlichen Elemente, die hier
zusammen kommen, plus Pairing? In absentia
– lat. In Abwesenheit, dasselbe gilt hoffentlich
nicht für die innere Logik der Story. Vielleicht sollte ich einfach sagen, das hier sind
die chaotischen 24 Stunden nach Angels Tod aus Cordelias Sicht mit neuen
Erkenntnissen sind, weil Spike immer gut für ungewollte Introspektive und mehr in
meinen Fics ist. *pets her smart,
snarky, slashy Spike*
In absentia
Cause things are gonna
change so fast,
All the white horses have gone ahead.
I tell you that I'll always want you near -
You say that things change, my dear.
~Tori Amos – Winter~
Is this it - is this it - is this it?
In der
Nacht, in der Angel starb, verstand Cordelia zum ersten Mal, was es hieß eine
Seele zu verlieren. Nicht ihre. Eine. Diesen Bruch, der sich durch ihr gesamtes
Wesen zog von einem Moment zum anderen.
Erst Angel
lachend über einen von Gunns Witzen, die Gang, so wie sie sein sollte, sie mit
Adrenalin in den Adern umringt von Testosteron nach einem Kampf und der ungebändigten
Energie von gewonnen – gewonnen –
gewonnen als ihrem gemeinsamen Lebenspuls und sie standen verschwitzt auf
dem regennassen Asphalt und Cordelia strahlte ihren Held dieser Nacht an, weil
der Joke zwar nicht gut war, aber er ihren Hals in
letzter Sekunde vor einem Paar Fänge bewahrt hatte und der Schnitt an ihrer
Stirn sich jetzt mehr nach einem Kratzer anfühlte, außerdem klang Angels seltenes
Lachen nach Sieg und Unendlichkeit, bis es abrupt verstummte und er überrascht
auf seine Brust blickte und sie glaubte, dass er den Schmerz nicht realisierte,
wahrscheinlich noch nicht einmal sein Ende, denn im nächsten Moment wehte der Wind
ihr seinen Staub ins Gesicht, ihre Haare, ihre Kleidung und sie schmeckte
seinen trockenen Tod in ihrem geöffneten Mund, in der Parodie eines letzten Kusses
und ihr Warnschrei verstummte, bevor er ihre Lippen verließ.
Dann die
Leere.
Asche auf
ihrer Zunge, Scherben in ihrer Kehle und dem endlosen Echo von verloren – verloren – verloren im Kopf.
Wesley
schoss den entwischten Frischling effektiv vom Dach des Lagerhauses, Gunn
schlug ihn brutal zu einer blutigen Masse und sie pfählte ihn ohne Triumph. Nur
ein weiterer Vampir, richtig? Trivial und weltbewegend in einem, sie hatte
gelernt mit dieser Zerrissenheit von Werten in ihrer Welt zu leben.
Danach
fuhren sie zu Point Dume, starrten in die Nacht. Die
Wellen genug um die Stille zwischen ihnen zu füllen, eingeklemmt zwischen den
beiden Männern mit genügend Halt auf jeder Seite. Wie eine rostige Ankerkette
oder vergessene Wäscheleine im Sturmwind oder irgendeine beschissene Metapher
für ihr Leben, das sie mit den beiden Pfeilern neben ihr verband und dieser
neuen Leere, die sie eingenommen hatte an der Stelle, an der vorher Angel als behagliche
Schmusedecke hing. Eng um sie geschlungen war, wenn es zu kalt und einsam für
sie wurde.
Die
stumme Kommunikation zwischen ihnen, die Fragen im Rhythmus der Wellen, die
gegen den Strand barsten.
Was war das? Wie geht es weiter?
Können wir das überstehen? War das Angels Wiedergutmachung? Wirklich? Das? Ist
es das wert gewesen? Nein?
Pechschwarzer
Pazifik endlos vor ihnen, Gischt nur entflohene Geister in der Schwärze. Endlos
in Bewegung und mit dem Sonnenaufgang im Nacken, der das Meer stetig blutrot
färbte, die Finsternis für einen weiteren Tag in die Schranken gewiesen wurde. Sie
stieg langsam über Gunn aus, hinunter zum Strand und in den Ozean, weil es
sauberer erschien, Angels Staub dort abzuwaschen als in ihrer Dusche.
Vielleicht
auch symbolkräftiger. Vielleicht weil sie sich ausgebrannt fühlte. Ein Aschenputtel
ohne Prinz.
Ausgelöschte Flamme und was war
jetzt mit ihrem Leben? Was?
Wes und
Gunn taten es ihr nach und sie blieben bis das Meer wieder Meer war, die blutrote
Magie eingebüßt durch einen neuen Tag. Vor Kälte bebend oder vielleicht Schock mit
triefenden Kleidern und sie fühlte Gunns Hand unter ihrem Kinn, als er
entschlossen nach etwas in ihrer Miene suchte. Sein eigener Blick manifestierte
Schatten, seine Gesichtfarbe mehr grau in der blendenden Helligkeit. Solange
durchleuchtend, bis er schließlich in ihren Augen fand, was er suchte und einen
Schritt zurücktrat. Fühlte Wes’ Arm fest um ihre Schulter, als er sie zum
Plymouth führte und sie hätte ihn abgestreift, wenn sie die Energie dazu gehabt
hätte. Sie konnte kein Ballast sein. Sie war nicht so schwach, wie ihre
zitternden Knie ihr einreden wollten. Stattdessen folgte sie ihm blind und taub
und wurde wieder wie selbstverständlich in der Mitte platziert und sie schob
die Tränen auf den Fahrtwind, weil es sich nicht so anfühlte, als ob sie tatsächlich
zu ihr gehörten.
Worte
erst mit Fred zurückkamen und Cordelia wollte die Hände über ihre Ohren legen, bei
dem Zerreißen der Stille, bis Wesley die hysterische Schreie in ein anderes
Zimmer, anderes Stockwerk oder drei lenkte und Cordelia die Bürotür hinter dem nutzlosen
Klagen schloss. Gunn im Sessel in der Ecke – Schattenmann - und sie hinter dem
Schreibtisch, die Nummer suchend, die sie sich nie die Mühe gemacht hatte, auswendig
zu lernen, vermutlich genau aus diesem Anlass. Nach dem dritten Klingeln, „Dawn
Summers.“
„Cordelia,
kann ich Buffy sprechen, es ist wichtig.“ – „Klar, warte kurz.“ – „Hallo?“
Mehr
Worte, aber weniger, als sie erwartet hatte, bis man sich einigte, am Abend
eine Totenwache am Strand zu halten. Was zu einem Anruf bei Lorne führte und Gunn,
der ihr den vergessenen Hörer aus der Hand nahm und sie in die Arme. Ihr
Gewicht mühelos die Treppen hinauftrug und sie in ihr Zimmer brachte, das sie
für raue Nächte und lange Recherchesessions
reserviert hielt. Mit ihr auf dem Bett liegen blieb, ihren bibbernden Körper irgendwann
halbwegs unter die Bettdecke beförderte. Ruhiger Beschwichtigung in dem gleichmäßigem
Streicheln ihres Rückens und ihr Gesicht in seinen feuchten Sweater gegraben,
der nach Meer, Salz und Tränen roch, die er nicht vergossen hatte.
Kalter
Asche und sie atmete durch den Mund, obwohl es keinen Unterschied machte und er
warm war. Sehr warm, menschlich warm und sie sich fragte, ob sie diese Kälte je
wieder abstreifen konnte. Ihre Finger unter sein klammes T-Shirt wanderten,
Gänsehaut unter ihrer eisigen Berührung entstand und er ein „Shh’“ auf den Lippen trug.
Seine große
Hand auf ihrer zum liegen kam, mit zwei Lagen Stoff dazwischen und seinem
unausgesprochenen, ‚Das ist keine gute Idee’, in der Luft.
Ihr störrisches,
‚Es ist mir egal!’, war noch leiser, aber das Gewicht seiner warmen Hand
augenblicklich zuviel, um dagegen aufzubegehren.
Cordelia
sich wie eine zerfetzte Lumpenpuppe vorkam, der nun auch noch der Schatten
gestohlen wurde, indem ihr desolater Zustand annehmbar erschien, um den Einsatz
beim Pokerspiel zu erhöhen. Mit dem Gedanken und seinem stetigen Herzschlag im
Ohr in einen unruhigen Halbschlaf verfiel, der zwischen verpassten Chancen der vergangenen
Nacht und sehr realen Visionen der Zukunft hin- und herwanderte.
Keiner
ihrer Feinde musste einen psychopathischen Rachefeldzug eines mörderischen
Vampirs mehr befürchten und das war ebenfalls Schutz gewesen in den Zeiten, als
Angel sein eigenes Ding durchzog. Darla Obsession oder Buffy Trauertrip, Angel
warf trotzdem seinen beschützenden Schatten über sie. Ohne Champion waren sie
leichte Ziele, ohne übermenschlichen Deckung, der Fähigkeit Wunden zu
verkraften, die Menschen umbringen, würde es nur eine sehr kurze Frage der Zeit
sein, bis sie untergingen. Alle. Allein oder gemeinsam.
Angel mit
der ruhigen Frage, ob sie sein Shanshu annehme, es wäre sein Geschenk an sie
und sie auf die frischen Gräber ihrer Freunde starrte, Wesley und Gunns
dasselbe Datum trugen. Freds einige Monate früher, die Erde unberührt erschien,
als ob es keinen Leib mehr zu beerdigen für sie gab. Ihr eigenes Grab drei
Wochen älter war und das Gras trotzdem nicht ganz zum restlichen passte.
Ausgestochen. Neu verlegt. Sie anfing zu rennen, als ob ihr der Teufel
persönlich auf den Fersen wäre. Schluchzend in ihrem Traum auf dem Bett
zusammenbrach, denn dafür waren Träume gut. Der Wechsel von nächtlichen
Friedhöfen zu ihrem Schlafzimmer fließend. Angels gefasste Stimme im Ohr, sie
trotzdem hierher verfolgte, „Ich liebe dich, Cordy. Das war genug.“
„Verdammtes
Arschloch, es war nicht genug und es war nicht an dir zu gehen.“ Ihren Fäusten,
die wirkungslos gegen seinen Brustkorb trommelten und das knochentiefe Wissen,
dass sie diese Bürde nicht annehmen wollte. Er ihr keine Wahl gelassen hatte.
Ihr Gewaltsausbruch zu spät kam, um ihn noch für ihre Bedürfnisse zu erweichen.
Traumlogik,
alles ergab Sinn. Ihr Zorn und seine Liebe, bis Gunn ihre Handgelenke hart packte,
ihren aussichtlosen Kampf mit der Matratze beendete und sie in einen halbwachen
Zustand aufrüttelte. Danach befand er sich in der Position des unanimierten
Objekts, aber er ertrug es mit stoischer Fassung, aber weniger Geduld als
Angel. Ein stahlharter Griff um ihren Körper, eine halbe Wende und sie war unter
ihm begraben. Ihre aussichtlose Wut in Weinen überging und dann in Schlaf.
Sie
wachte zu fremden Klagelauten auf, Minuten bevor sie Xanders tatsächliches,
„Hallo? Ist jemand da?“, durch das Foyer hallen hörte.
Geschulter
Alarm im Körper über ihrem, diesmal war es an ihr zu ernüchtern, „Ist okay, Gunn,
Sunnydale ist eingetroffen.“
Als ob
damit alles erklärt wäre und vielleicht war es das. Gunn löste sich behutsam
von ihr, ein testender Blick und ein Nicken ihrerseits, damit war er aus dem
Zimmer. Cordelia wechselte in eine frische Jeans und schwarzes Sweatshirt, das
Gesicht, das ihr beim Zähneputzen entgegensah war aschfarben mit tiefschwarzen Augenringen.
Getrocknetes Blut an ihrer Stirn und sie erinnerte sich daran, dass sie über
den Schnitt genörgelt hatte, der sich schräg in ihrer Haarlinie verlor, bis
Gunn sie mit den X-men verglich. Sie mit Rogue aufzog und dass sie Angels Schnellheilungskräfte
möglicherweise in der Vergangenheit durch zuviel Hautkontakt absorbiert hatte.
Ihr Konter, dass sie auch nicht Wes’ spezielles Wächterwissen
in sich aufgenommen hatte, obwohl sie den Engländer deutlich öfter wieder
zusammengeflickt hatte oder Gunns Vorliebe für die Streitaxt. Der sich ihr
lachend zuwendete, mit einem anzüglichen Funkeln und was auch immer seine
Retourkutsche gewesen war, er glücklicherweise durch Angel unterbrochen wurde.
Denn sie war nicht sicher, ob sie Gunns Performance von ‚Sexual Healing’ ohne permanenten Schaden seiner Person ertragen
hätte.
Angel so sichtbar
ratlos, wie bei jedem Filmverweis der letzten zwanzig Jahre, ‚Rogue? X-men?’
Es Zeit
wurde für einen anderen Popkultur-Crashkurs für Angel, diesmal sogar Wesley die
Spitze liefern konnte und Angels Antwort, ‚Eine Mutantin,
unsere Cordy? Eher eine Amazone.’ Er hat über seine eigene Pointe gelacht, als
ob es kein Morgen geben würde und wer hätte gedacht, dass Angel einmal richtig
lag? Mmh?
Sie würde
jetzt ihre rechte Brust ohne weiteres opfern für ein freies Schussfeld auf den
Frischling und wer hätte das je für möglich gehalten? Sicher nicht sie. Cordelia
konnte sich nicht dazu durchringen, der Frau im Spiegel in die Augen zu sehen.
Stattdessen spülte sie den Mund aus und band ihre Schnürsenkel, den Turnschuh
gegen das Waschbecken gestemmt. Ihr Blick oberflächlich ihre Erscheinung
kontrollierend, sie sah nicht aus, wie eine Frau, die den wichtigsten Mann in
ihrem Leben verloren hatte, denn das war nicht ihr Part.
Sie fragte
sich, was ihr Part war – Gefährte, Champion, Freund? Es war genug, um die Leere
zu erklären, aber nicht den herben Verlust. Die Asche in ihrem Mund, die von
zerbröckelten Geheimnissen erzählte. Ihr Kopf zum ersten Mal in Monaten absolut
leer und ihr Körper so gottverdammt kalt, als ob sie der Geist hier im Raum war
und nicht der Vampir in ihrem Augenwinkel.
Das
Zusammentreffen mit ihren Gästen wenig erstrebenswert erschien. Tod der
Anführer war der einzige Anlass, der sowohl LA oder Sunnydale heute kollektiv
dazu bewegen konnte, die eigene Stadt zu verlassen und das war Fakt genug, um noch
depressiver zu werden. So stand sie unbemerkt am Kopf der Treppe, verwundert
über die Art, wie Buffys Truppe die Mitte des Raumes
einnahm, um das graue Sofa verstreut, jeder um Buffy bemüht, weil sie
tatsächlich die einzige war, die von ihnen Trost benötigte.
Die Angel
vermissen würde. Ihn in Sunnydale vermisst hatte.
LA war
gestern schillernder und beeindruckender gewesen. Eine Geliebte der ewigen
Möglichkeiten, ohne Staubschicht, höchstens mit zuviel Puder und Make-up. Heute
erschien alles außerhalb des Hyperion angefüllt mit potentieller Gefahr, wenn
diese Stadt Angel geschluckt hatte, waren sie dann nicht alle im Bauch des
Biestes? So wie Sunnydale ohne den Slayer subtil in Endzeitstimmung versetzt
schien. Eine Geisterstadt, die noch nicht wusste, dass ihr Niedergang
angebrochen war, mit dem Tod einer einzigen Frau und Cordelia hatte sich damals
nicht erlaubt, Vergleiche zu ziehen.
Heute
konnte sie sich nicht davor schützen.
Frisch
aus dem Grab zurück und war das nicht der schlechteste Zeitpunkt für Buffys Seelenverwandten ins Grass zu beißen? Ein kosmischer
Witz, wie konnte Angel sich in eine feine Brise Staub zu verwandeln, die
ungefragt in jede Nische ihres Wesens eindrang? Ihre Freunde ohne Mittelpunkt
zurückließ, sie alle ohne Gravitationszentrum an den Rand gedrängt waren.
Irgendwo zwischen halbherziger Verteidigung und geplantem Rückzug. Wesley mit
überkreuzten Armen gegen den Tresen gelehnt, Gunn mit dem Rücken zur Wand und
Fred als Ball in Lornes Armen auf der Couch.
Aber sie
waren mehr als Außenseiter, oder? Selbst wenn sie eins zu zwei in der Unterzahl
lagen, war das ihr zuhause und sie war irritiert, über die unangebrachte Erbitterung,
die sie anfüllte. Sie sollte froh sein, dass Angels letzte Ehrerbietung aus
mehr als fünf Personen bestand. Dass seine Totenwache sich aus fast genau den
gleichen Leuten zusammensetzte, mit Buffy in seiner Rolle und er die
Anerkennung für sein Leben bekam, die er sich verdient hatte. Sie sollte, aber
sie war es nicht. Sie hätte es vorgezogen zu fünft mit genügend Hochprozentigen
an den Strand zu fahren und Lornes besänftigende Magie auf sich wirken zu
lassen, ohne Charade und mit der Hoffnung, dass sie am Ende dieser Nacht wieder
wussten, warum es richtig war, diese Mission nicht abzubrechen.
Ob sie
überhaupt noch eine hatten, ohne Angel.
Dass es
auch gute Zeiten gegeben hatte, mit ihm.
Sie atmete
tief durch und versuchte, die Niedergeschlagenheit zurückzudrängen, sich zu
erinnern, das Wunschdenken vergeudete Zeit war und sie diesen Ausflug in jeder
anderen Nacht machen konnten. Nur nicht heute. Sie hatte gesellschaftliche
Verpflichtungen als Gastgeberin.
Ihr Blick
zum Fußende der Treppe ging, wo Spike gegen die Seite des Waffenschrankes
gelehnt stand. Ebenfalls Außenseiter, er erschien seltsam passend für diese
Rolle und ihre Implikationen hier. Er war Angels echte Familie und Cordelia wusste,
dass es für Vampire keine Unterscheidung zwischen den Rollen gab, die Menschen so
gerne zuteilten. Die Buffy nun das Recht gab, ihren Seelenverwandten nach
Jahren der Trennung offen zu betrauern und den Rest auf unscheinbare Nebenrollen
reduzierte, obwohl vier Leute tagtäglich mit eben diesem zusammengearbeitet hatten.
Angel
nicht viel mehr als Buffys Highschool Sweetheart war und soviel mehr als ihr gemeinsamer Boss.
Die Parts
waren Bullshit. Offene Lügen. Falsche Rücksichtnahme, aber sie würde kein
Theater veranstalten, ihre besten Manieren bei Angels Abschied waren ein Muss.
„Hallo.“
Die Gruppe
drehte sich in ihre Richtung, Cordelia versuchte ein gefasstes Lächeln und den
Mienen zufolge, scheiterte sie kläglich. Da war echte Betroffenheit in Xanders
Gesicht und ein Verständnis, das sie nach all den Jahren nicht erwartet hatte. Giles
trat steif vor die Gruppe, kultivierte Stimme, die die Floskel echt klingen
ließ, „Cordelia, auch dir mein herzliches Beileid.“
Es war so
sehr Giles, so förmlich untertrieben und mit soviel Gefühl dahinter, dass sie
sich für einen Moment siebzehn Jahre jung fühlte. Ein Echo seines, ‚Cordelia,
es tut mir leid. Du hattest mehr Ehrlichkeit von Xander verdient.’ Im
Krankenhaus mit der schmerzenden Wunde einer entfernten Eisenstange in der
Seite, zerplatzen Träumen im Kopf und Giles aufrichtiger Anteilnahme. Ihre
Kehle eng wurde bei der Erinnerung, ebenfalls ein Echo, nicht mehr als ein
Krächzen, „Danke.“
Gunns und
Wesleys alarmierte Augen waren auf ihr, sogar Freds Kopf ging in einem
unbequemen Winkel in ihre Richtung.
Sie würde
nicht zusammenbrechen und sich keine Schwäche erlauben.
Mache ihn stolz, „Ich bin froh, dass ihr alle so
kurzfristig gekommen seid.“ Damit hatte sie Lornes Skepsis, aber er sah von
einem Kommentar ab, „Wir dachten, dass wir die Zeremonie gleich halten. Okay?“
Allgemeine
Zustimmung wurde gemurmelt und Cordelia fragte sich, ob sie damit gleich die
Bar eröffnen konnte, denn nicht nur Wesley sah aus, als ob er etwas Stärkeres
als Wasser vertragen konnte. Hölle, sie konnte Alkohol gebrauchen, um die
Gefühle zu betäuben, die gestern noch zu neu gewesen waren, um ihnen einen
Namen zu geben. Mehr vagen Eindrücken als Bewusstsein waren. Sie würden heute
Worte an den Klippen verwenden müssen und sie hoffte, dass ihre nicht aus dem
Vorwurf bestanden, dass Angel sie im Stich gelassen hatte.
Sein wortloses
Versprechen gebrochen, sie zu überleben.
Ihr
Kommando war barscher, als von ihr gedacht, „Point Dume,
wir fahren mit drei Autos. Wes? Gunn? Ihr zeigt den Weg.“
„In
Ordnung.“
„Hier“,
die Autoschlüssel klirrten in Gunns Hand und sie nahm ein paar Stufen bis zur
Mitte, damit warf er sie in ihre Richtung und sie fing sie. Den Schlüssel
abwesend in ihrer Jeanstasche verstauend, überblickte sie die Gruppe, wenn sie
ihr Gefühl für Gruppendynamik nicht im Stich ließ, waren Buffy, Willow, Tara
und Giles in dessen Auto hergefahren und Spike, Dawn, Anya
in Xanders.
Das
Angebot war höflich, aber nicht von Nöten, „Fred und Lorne, ihr fahrt mit mir und
ich habe noch Platz für zwei oder drei, wenn zusammengerückt wird, also?“
„Ich
fahre mit dem Angelmobil.“
Sie
nickte dem Vampir zu, „Okay.“ Der Rest sammelte sich um Wes und Gunn. Giles und
Xander mit den jeweiligen Autoschlüsseln. Gut. „Wir können demnach los?“
Der Tross
setzte sich anstandslos in Bewegung, für einen Moment meinte sie die gleiche Erleichterung
in Spikes Miene zu sehen, bevor sie sich in Unglauben auflöste und sie hatte
keine Zeit sich zu wundern, nur einen Augenblick der Selbstgeißelung, denn es war
wirklich unklug ihre Order von der Treppe aus zu geben. In ihrer Position. Sie
hoffte, dass der Angriff von vorne kommen würde und wurde enttäuscht. Die Wucht
der Vision traf sie im Rücken, schleuderte sie nach vorne und sie sah sich in die
Leere fallen, bevor sie auf den Asphalt knallte.
Deine (Seine) Hände brennen, die Armbrust rutscht außer Reichweite und die Rolle
zur Seite ist mehr Instinkt, als Können und der Griff zur Innentasche pures
Adrenalin. Deine (seine) Finger schließen sich um die Pistole und du (er und
sie und eigentlich wisst ihr beide) weißt, dass das hier nicht dir (euch)
passieren kann, weil du (ihr) vorbereitet bist (seid oder ward), weil dein (der)
verdammte(<s>r</s>) Angreifer giftgrün im
Schein der dreckigen Straßenlampe war und wie ist das möglich? Was für eine
Hautfarbe wird grün mit gelb gemischt? (Blau) Keine die du (er)kennst und er war
mit Sicherheit nicht auf dein Bisschen Haschisch aus, denn wer würde sich damit
abgeben – hier? In dieser Nachbarschaft?
Perspektive ist überbewertet und (sie lässt sich fallen.) Du zielst auf den riesigen Schatten, der
sich über dir aufbaut und du leerst das Magazin ohne Wirkung, außer dass es
deinen Angreifer mehr anpisst. Vampire lassen sich wenigstens von Kugeln
herunterbremsen, aber das hier ist nicht dein üblicher Untoter
und vielleicht hättest du heute daheim bleiben sollen. Deine Jagd ausfallen
lassen und dich direkt auf den Weg zu Elis Party machen sollen, ohne deine
Runde zu ziehen. Sein Aufröhren rasend wird bei jedem neuen Schuss. Siehst
deine verdammten Kugeln abprallen, sogar von dem Auge und du fluchst laut und
ebenso sinnlos, bis ein Tritt die Pistole aus deiner Hand unter einen
Müllcontainer befördert und du deine Knochen unter seinem Gewicht knirschen
hörst. Der Schmerz kommt eine Sekunde verzögert, schießt deinen Arm entlang,
direkt in dein Gehirn und explodiert dort in einer Kaskade aus Rot und Orange
und Feuer.
Seine Faust zerschmettert deine
Zähne und deine Nase, ist zu riesig um echt zu sein, der Schmerz dagegen hat
eine Art durchzudringen. Real zu werden. Dein Gehirn ist einzig beschäftigt ihn
zu katalogisieren, als dass du dem Gedanken weiter Beachtung schenkst, was sein
und nicht sein kann, denn die Frage, ob er deinen gesamten Schädel auf dem
Pflaster zertrümmert hat, ist dringender, als die, ob er es kann.
Du versuchst einen Kick zu landen,
bringst deinen Fuß hoch, zu langsam, zu gottverdammt langsam und dann ist sein
anderes Knie auf deinen Weichteilen, zerquetschend und dieser Schmerz ist
eiskaltes Blau und abgehackte Atemzüge, die nicht tiefer als deine Kehle kommen
und dann fühlst du eine kleine Klinge widerstandslos durch dein Sweatshirt
gleiten, unter deine Haut in deine Muskeln und du würdest schreien, wenn du
genügend Luft dafür reserviert hättest und dann kommt der Schrei doch, weil
Atemreserven überbewertet angesichts dieser Qual sind. Du erträgst diese
riesigen Finger in deinen Eingeweiden nicht wirklich und er sucht etwas und
findet etwas und dann spürst du ein Reißen und dann steht er auf und hat noch
nicht einmal den verdammten Anstand es zu ende zu bringen. Dir die Kehle mit
seinem ultrascharfen Skalpell durchzuschneiden, das fast keinen Druck hinter
dem Schnitt benötigte.
Lässt dich liegen, ohne Atem, ohne
Chance und du merkst, wie die Farben sich verlieren zu Schwarz und Weiß werden,
das Weiß ausblutet, die Schwärze alles einnimmt - dann bist du tot.
Cordelia kam
zurück, unter schwarzem Leder begraben und einem schützenden Griff, um ihren
Hinterkopf und Oberkörper. Für einen Moment dachte sie, ‚Gott sei Dank, Angel,
hat mich erwischt!’, bis sie den Rauch registrierte und das Gemisch aus
Zahnpasta, Blut und Asche auf ihrer Zunge.
„Ist okay,
ist okay, ist okay -“ Das Mantra sollte ihn beruhigen
und vielleicht auch sie selbst, weil er den Halt nicht lockerte und Angel zu
genau wusste, wann es vorbei war und Spike nicht.
„Nur eine
Vision. Spike, du kannst loslassen.“ Spike es nicht besser als ihr Körper wusste,
denn ihr Herzschlag raste noch immer und Sauerstoff wurde zum Problem mit dem
Eisenband um ihre Rippen, „Bitte, Spike.“
Der krampfartige
Griff lockerte sich genug bei ihrem Flehen, dass sie glauben konnte, dass ihr
Gehirn nicht von selbst auf die Stufe unter ihrem Kopf floss und dann meldeten
sich ihre Rippen schmerzhaft zurück und sie fühlte etwas von ihrer Nase tropfen
und hatte die Geistesgegenwart, den Ärmel ihres Sweatshirts über ihre Nase zu
wischen, als Spike auf Abstand ging.
Sie sah
in seinem Blick, dass es nicht die Überreste ihres ‚Rotz und Wasser’-Heulens ihres heutigen Halbschlafes war, sondern
dass diese Vision ihren Tribut in Form einer geplatzten Ader gefordert hatte.
Shit. Der Horror in Wes Miene hinter Spikes Schulter war genug, um ihren Magen
auf erneute Achterbahnfahrt zu senden und sie brachte ihre Finger wieder unter
ihre Nase und da war mehr Feuchtigkeit und sie musste nicht wirklich
hinschauen, um zu wissen, dass sie rot waren. Das nervöse Lecken über ihre
Lippen und ja, Blut, zuviel, sie versuchte den Strom nicht über ihr Kinn
fließen zu lassen. Kein Problem mit halbgeöffnetem Mund und ihrem Kopf im
Nacken.
„Uhm, ich glaube, du hast mir die Nase gebrochen, Spike.“
Es fehlte
das Feuer hinter ihrer Anschuldigung und er verengte die Augen, sie bettelte
mit ihren und er gab nach, „Sorry, Luv, das nächste Mal
lasse ich dich ungebremst auf den Boden krachen, ist das mehr in deinem Sinne? Ja?“
„Nein“,
ein dankbares Halblächeln und der Raum hörte langsam auf, sich mit 80 Meilen
die Stunde, um sie zu drehen, sie konnte mit der verminderten Geschwindigkeit des
Karussells umgehen und stand schleppend auf. Ihre Hand klammerte sich an das
Geländer, traute ihren Füßen nicht ganz und Cordelia versuchte ihren Körper
wieder unter Kontrolle zu bekommen, ohne Verluste von Körperteilen im Progress.
Gunn war da mit Aspirin und sie wollte jetzt wirklich heulen, aber stattdessen
schluckte sie die wirkungslosen Pillen mit dem Glas Wasser in weiser
Voraussicht mit dem Blut hinunter und versuchte die Bilder zu ordnen.
„Deine
alte Nachbarschaft, ein riesiger blauer Dämon mit einem Auge, wie in der
griechischen Sage?“
Ihr Blick
ging ein wenig hilflos zu Wes und er gab ihr das Wort, das sie suchte, „Ein
Zyklop?“
„Ja, sieht
zumindest so aus. Kugeln und Pfeile haben keine Wirkung und er ist stark und
auf der Suche nach einer Leber? Milz? Niere? Was auch immer, irgendein Organ
und wir müssen uns beeilen, der Angriff ist schon in einer guten Stunde.“
Wes war
in Gedanken bei der Lösung, „Wir brauchen einen Stromschlag, das müsste
funktionieren, die Legende sagt, dass ein Blitz die Biester tötet. Fred,
irgendwelche Ideen?“
Der Kopf
neben seiner Schulter wippte aufgeregt auf und ab, Cordelia wurde von einer
neuen Welle der Übelkeit bei der Bewegung getroffen. Sie kämpfte sie nieder und
gab Gunn das leere Glas zurück. Er stand zwei Stufen unter ihr, fast auf
Augenhöhe, leiser, „Das Opfer war einer deiner ehemaligen Kumpels. Dein zweiter
Mann, der Caritas in einen Kriegschauplatz verwandelte?“
Er überlegte
kurz, dann missmutig, „Rondell?“
Keine
verlorene Liebe zwischen den beiden, „Ja. Der Angriff findet in der Seitengasse
schräg gegenüber des neuen Spirituosenladens statt, hast du seine Nummer?“
„Ja“,
Gunns Handy war draußen, bevor er sich umgedreht hatte.
Damit
wäre es an ihr, sich in Recherche-Modus zu stürzen, aber die drei Stufen bis
zum Plateau sahen gefährlich von ihrer schwankenden Perspektive aus und jeder
andere schien diesem Problem momentan eher gewappnet zu sein. So blieb sie
stehen, bis Lorne in ihrem Blickfeld mit einem nassen Handtuch auftauchte, „Die
Visionen sollten deiner Vergangenheit angehören, Prinzessin. Ohne Champion sind
sie an dich verschwendet.“
Lorne
wütend war eine Seltenheit, aber der Stich saß. Die Hand erwartungsvoll
ausgestreckt und mit falscher Euphorie, „Es scheint, dass die Mächte anderer
Ansicht sind.“ Die roten Augen glühten auf, warnend von ihr, „Lorne.“
„Lass
mich“, er wischte das Blut aufmerksam ab, die sanfte Berührung im harten
Kontrast zu dem Tropensturm in seinem Gesicht. „Du weißt, worüber ich rede.“
Er wollte
ihr nicht wirklich auf Angels Beerdigung eine Szene für etwas machen, das sich
vollkommen außerhalb ihres Einflussbereichs abspielte, Lornes Liebe für Drama und
Show ging nicht soweit, oder? Schneidend, „Können wir nicht jetzt darüber reden?“
Gereizt, „Dann
summ’ mir etwas vor.“
„Was?“
„Ich
meine es Ernst, Cordelia.“
Dass er
sie mit ihrem vollen Name ansprach, war Beweis genug dafür. Er presste den
feuchten Stoff unter ihre Nase, ihren Kopf in den Nacken und gegen seine rechte
Hand. Sein ärgerlicher Blick war auf ihre Stirn gerichtet, ihre Finger juckten,
die Schnittstelle zu überprüfen, aber sie besann sich drauf, das Blut am losen
Ende des Handtuches abzureiben.
Der
Winkel war unangenehm, die verdammte Position war es mit seiner Wut so dominierend
und seit wann gehörte Einschüchterung zu seiner Aura? Wahrscheinlich seit dem
Moment, in dem ihre nach Überschreitung des persönlichen Freiraumes schrie. Sie
rollte die Augen, kein kluger Schachzug, ihre Knie gaben nach und er folgte ihr
fließend, beugte ihren Oberkörper auf der Treppe zurück und stand praktisch
über ihr.
Ungeduldig
von ihm, ohne einen Hauch von Mitleid für ihre missliche Lage, „Ich warte.“
Großartig,
die ersten Noten von Beatles ‚Yesterday’ trotzig anstimmend,
weil es ihr verdammter Themensong heute war und Lornes Grünton
wurde eine Nuance blasser und sein Ausdruck grimmiger. Sie stoppte unvermittelt,
„Ich will keine schlechten Neuigkeiten mehr hören.“
„Okay.“
Damit entfernte er das Handtuch, „Deine Nase blutet nicht mehr, Rehauge, das
ist alles was ich dir an guten bieten kann.“
Sein
Daumen folgte fast abwesend einem ihrer Augenringe und dann der Schock seiner
warmen Lippen tröstend auf ihrer Stirn, bevor er ihr hoch half und abwartete
bis sie ihre Balance wieder gefunden hatte. Ihren Oberarm schließlich
loslassend, mit aufgesetztem Bravo, das noch belastender in der Stille von so vielen
Menschen wirkte, „Die Bar ist hiermit offiziell eröffnet, unser Angel hat
einige ausgezeichnete Flaschen für genau diesen Anlass eingelagert.“
Einwendend,
„Lorne, in der Industrieküche ist mehr Auswahl an weicheren Getränken.“
„Glaub
mir, Darling, der harte Stoff ist genau das, was wir brauchen werden, wenn ihr
von eurer Mission zurückkommt.“
Cordelia
war nicht neugierig, was für ein Desaster er in ihrer Zukunft gelesen hatte,
das Angels edlen Whiskey erforderte. Besorgt? Ja, sie wäre verrückt, es nicht
zu sein. Sah sich um, die geschockten Gesichter in der Mitte des Zimmers waren
besorgniserregend auf eine ganz eigene Art – im Fokus auf sie. Die Hand, die
nicht damit beschäftigt war, ihr Gleichgewicht zu halten, gab ein abschwächendes
Winken, „Willkommen in LA, wo Gläser halbleer sind, selbst wenn sie überlaufen.“
Cordelia
schüttelte innerlich den Kopf über ihren missglückten Versuch, die Spannung zu
entschärfen.
Halbleer?
Das hier war Angels Abschied, sie waren in einer verdammten Wüste, ohne
Aussicht auf Regen im nächsten Jahrzehnt. Die Perspektive eines halbleeren
Glases hatte gerade einen himmlisch motivierenden Appell ihrer Meinung nach. Das
entwickelte sich immer weiter weg von der erhabenen Trauerfeier, die ihr
vorgeschwebt war.
Selbst
wenn ihre Frage positiv beantwortet war, ob sie noch eine Mission ohne Angel
hatten.
Buffys
Augen waren sogar aus dieser Distanz rot und geschwollen, als ob sie den Tag
mit nichts anderem als Weinen verbracht hatte und Cordelia fühlte eine Mischung
von Bedauern und Bitterkeit. Willow hatte ihre beste Freundin fest im Arm.
Xander und Dawn standen unkomfortable im Hintergrund, Anya
und Giles tauschten einen Blick, der ihr zuviel Wissen enthielt. Tara war harmonische
Ruhe im Gefühlschaos, während ihre Gruppe die Waffen für die Schlacht
auswählten, besser gesagt Fred mit Wes’ Hilfe. Spike? Spike stand hinter ihr
und Cordelia zog die Augenbrauen zusammen, er war komfortabler Ersatz einer
anderen dunklen Aura in ihrem Rücken und sie war geneigt sich nach hinten
fallen zu lassen, um zu sehen, ob er das Versprechen hielt, sie aufzufangen,
wie es sein Sire immer getan hatte.
Kindisch,
das wusste sie, besser für ihre Psyche und ohne sich umzudrehen, „Kommst du mit,
wir könnten deine Muskeln gebrauchen?“
„Yeah.“ Er war auf einen Kampf aus, um nicht nachdenken zu
müssen und sie verstand das zu gut.
„Was ist
mit Angels Totenwache?“ Buffys Stimme klang zu hoch,
zu mädchenhaft und kratzte an Cordelias zu dünner Fassade.
Frostig, „Hast
du einen wichtigen Termin, den du nicht verpassen kannst?“
Die Kälte
in ihr fand einen Ausgang, hing wie Winter und Eisnebel zwischen ihr und dem
Slayer und Cordelia starrte den offenen Schock in Buffys
Gesicht ohne zu blinken nieder, ohne Grund. Oder jedem Grund, der sich nicht in
ihrem Besitz befand und die drei Monate, die Angel trauernd am Ende der Welt
verbracht hatte, waren jetzt mit der Jägerin hier mehr als jemals zuvor verschwendete
Zeit.
Noch eine
Nuance jünger, „Nein.“
Nicht
ihre Schuld. Es war nicht Buffys Schuld. Nicht
schuldig. Erinnere dich. Unschuldig.
Ihre eigenen
Zähne knirschten unter dem Druck, die unprovozierte Feindseligkeit drinnen zu
halten und sie schluckte mühsam das Eis hinunter, spürte, wie es durch ihre
Speiseröhre kroch. Deutlich weniger aggressiv, „Also, dann haben wir die ganze
Nacht Zeit und diese Vision kann nicht warten. Lorne wird sich entsprechend, um
euch kümmern. Er weiß, wo das meiste ist.“
Zumindest
die Gläser und den Whiskey hatte er gefunden, als er ihr zuprostete. Gott, sie
hoffte ernsthaft, dass er sich nicht vollaufen lassen würde. Sie hatte auf ihn
bei der Zeremonie als musikalische Untermalung und dem Dämon mit den richtigen
Sinnsprüchen gezählt, nicht in der Rolle des betrunkenen Onkels.
Zweitrangig,
sie würde notfalls später Schadensbegrenzung praktizieren, Fred hatte sich im
Büro eingeschlossen, konzentriert lötend, „Wes, was ist mit Freds Equipment?“
„Sie muss
es noch justieren, das kann einige Minuten dauern.“
„Beeilt
euch, wir müssen –", kurzer Blick auf ihre Uhr, „in spätestens einer
halben Stunde hier weg sein. Gunn hast du Rondell erreicht?“ Ein Kopfschütteln
und ein leises Lächeln, das nur für sie sichtbar war. „Probier es weiter, ich
warte draußen. Ich brauche frische Luft.“
Damit
überbrückte sie ihre eigene Schwäche, die erstarrten Mienen ihrer Gäste und nahm
die drei Stufen, die Glastür und die fünf in den Garten, kam bis zur
eingrenzenden Mauer an der Straße und übergab sich in die Seitenrabatte. Perfekt.
Sie wusste, dass das Wasser eine gute Idee gewesen war und die Galle in ihrem
Mund war verdünnt genug, um sie nicht wegen dem zusätzlichen Blutgeschmack in
die Knie zu schicken und ihr Magen pumpte sich noch immer zusammen, obwohl der
Inhalt verloren war und war das nicht das perfekte Gleichnis für ihre Visionen
ohne Angel?
Fuck.
Warum hatte sie Lorne verboten die schlechten News zu liefern? Ungewissheit war
schlimmer. Sie sollte das wissen, aber der Dämon hatte so ausgesehen, als ob er
seiner persönlichen Heimsuchung in ihrer Zukunft begegnet wäre und was immer
ihn aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, Cordelia war davon überzeugt, dass
sie diese Last des Wissens heute Nacht nicht tragen konnte. Keine erschwerenden
Umstände mehr für sie, sie war fertig genug, um sich keine Gedanken über das
Ende der Welt zu machen.
„Hast du
einen Kaugummi?“ Sie fühlte Spikes Überraschung, dass sie seine Anwesenheit durch
diese erniedrigende Episode bemerkt hatte und spuckte das restliche eklige Gemisch
in ihrem Mund undamenhaft aus. Nahm einen weiteren Atemzug, bevor sie sich zu
ihm umdrehte und er durchsuchte seine Taschen, bot ihr schließlich fast
verlegen ein altes Bonbon an, das aussah, als ob es mindestens ein Jahrzehnt
lang in seinem Mantel vermisst gemeldet war und die Verwandten, die Suche vor
einer langen Zeit eingestellt hatten. Sie überprüfte die Oberfläche im fahlen
Licht, als sie auf den Gehweg trat, entfernte Tabak, der sich irgendwie durch
die Verpackung gemogelt hatte und legte es dann in ihren Mund, lutschte
begierig auf der Suche nach einem anderen Geschmack.
Zitrone
oder Limone, irgendetwas frisch-saures und sie belächelte ihre fehlenden
Grundsätze, während er sich eine Zigarette ansteckte und Small-Talk
unabwendbar erschien, während sie auf den Rest der Gang warteten. Simple
Ablenkung ihrerseits, „Meine Mutter hat mich nie davor gewarnt, Süßigkeiten von
Fremden anzunehmen.“
Er
verschluckte sich am Rauch, hustete hilflos und Cordelia fühlte das erste echte
Lächeln in den letzten dreiundzwanzig Stunden auf ihren Lippen. Schließlich
heiser von ihm, „Niemals?“
„Nie. Angel
dagegen schon.“ Es war wahr, zusammen mit seiner Warnung vor One-Night-Stands, Dämonenbesessenheit und einseitigen
Diäten, die hauptsächlich aus Kaffee bestanden und dass sie scharfe
Gegenständen immer weg vom Körper zu tragen hatte. Gott, er hatte öfters sein faktisches
Alter gezeigt, als sie bis jetzt angenommen hatte.
Ihr
Lächeln verflüchtigt sich, leise, „Aber du bist mehr das lang vermisste
perverse Patenkind, richtig?“ Der Blick in seinen Augen gab nichts Preis außer
feinem Humor in einer prekären Lage. Er wäre ein ebenbürtiger Pokerspieler,
wenn nicht sogar besser als sie. „Sind Beerdigungen nicht unterhaltsam, Spike?“
„Nicht
wirklich.“
„Zu wahr.“
Cordelia glitt
auf die Rücksitzbank, sie war in keiner Position mehr zu fahren, Spike nahm den
Platz links von ihr in Anspruch. Sie holte ihre Seltrex aus der Hosentasche, drei Pillen
auf einmal ohne Wasser und ohne das Bonbon zu verlieren. Sie war zwischenzeitlich
ein waschechter Profi. Ob es einen Wettbewerb im Pillenschlucken gab? Ihre
Mutter war sicher, der amtierende Champion und wer hätte gedacht, dass die
Tochter eines Tages in deren unsäglichen Fußstampfen treten und diese Gene sich
als günstig erweisen würden. Den Behälter abwesend schüttelnd, die Pillen
klackern zu laut gegeneinander.
Da war
ein schlecht vertuschter Vorwurf in Spikes Stimme, „Angels wird nicht die
letzte sein.“
Cordelia
räumte die Pillen weg und rieb abwesend über die Verpackung ihrer
Funktionalität in der Hosentasche, findet seinen intensiven Blick, ruhig, „Vielleicht
nicht für dich, ich sehe das ganze optimistischer.“
Damit
legte sie müde den Kopf zurück, LAs nächtlicher
Himmel war unbeeindruckend genug für dieses Geständnis.
Eine gedehnte
Pause, dann gedämpft, „Du stirbst.“
Der Kandidat hat hundert Punkte. Cordelia wartete auf den Einschlag
seiner verwunderten Worte, der nicht kommt. Sie hatte Zeit genug sich mit dem
Gedanken zu arrangieren. Ihre Perspektive war klar, Menschen sterben langsamer
und ihr Kopf fühlte sich pulsierend in den letzen Todeswindungen an. Letzte
Zuckungen der Synapsen, die nicht einmal mehr Schmerz
richtig weiterleiten konnten, bevor die Verbindung in naher Zukunft endgültig
unterbrochen werden würde. Wenigstens hatten ihre Hände in den letzten Minuten aufgehört
zu zittern, die Ruhe war zu früh, um von den eingeworfenen Pillen zu stammen.
Aber wenn die Magie der modernen Medizin wirkte, dann würde sie morgen früh
vier Stunden ununterbrochen schlafen können und heute Nacht lange genug
funktionieren, um nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Spöttisch,
„Bist du ebenfalls emphatisch veranlagt?“
„Ich bin
nicht blind.“
„Oh,
nett. Sehr nett.“ Sie gab ihm ein trockenes Lächeln und einen Blick aus den Augenwinkeln,
bevor sie sie wieder schloss. Zu hell, zu pulsierend, das Rauschen der Autos
genug, um sie aus der Haut fahren zu lassen, wenn sie sich drauf konzentrieren
würde. Was sie nicht tut. Drängt es zurück bis es sie an das Rauschen der
Brandung erinnerte und sie eingelullt genug war, um ihre Abwehr unten zu halten.
Das Gespräch fortzusetzen, „Koketterie ist offenbar nicht deine Begabung. Du
solltest es einmal mit dem Wetter oder dem neusten Dämontrend von Sunnydale als
Eisbrecher probieren.“
Da war
ein abfälliges Schnauben neben ihr, „Unverfängliche Konversationen sind ebenso
wenig dein Talent, Cordelia.“ Boshaft stichelnd, „Ich denke, du hast den Slayer
zum Weinen gebracht.“
Wie wahr,
nicht dass das heute ein schwieriges Unterfangen wäre, sie legte ihre Wange
gegen das weiche Leder und zog die Beine an. „Warum bist du dann hier und nicht
drinnen? Du hast auf ihrer Beerdigung wie ein sturzbesoffener Welpe ohne Herrin
ausgesehen, deshalb verwundert mich deine plötzliche Anteilnahme an meinem
Befinden etwas. Also gibt es noch einen weiteren Grund für deine Anwesenheit?“
Da war
das Knirschen von Leder, das ihr verriet, dass er unbehaglich seine Schultern rollte,
sein Ton war steif, „Ich will sichergehen, dass er diesmal nicht zurückkommt?“
Das Fragezeichen
am Ende passte nicht ganz, aber Cordelia ignorierte es im guten Willen der
Unterhaltung, „Keine Höllendimension, nur Staub, Spike. Ich kann bezeugen, dass
dein Sire im wahrsten Sinne des Wortes tot ist.“
Trotzig, oh,
so trotzig, „Grand Sire.“
Sie
belächelt ihn wieder in der Finsternis ihres Geistes, „Kleinlich – keine
Eigenschaft, die ich dir zugeordnet hätte.“
Da war
mehr Schweigen, sie öffnete schließlich die Augen, als es ihr zu lange dauert
und Spike schaute angepisst den vorbeifahrenden Autos zu. Es war ungerecht ihre
schlechte Laune an ihm auszulassen. Ihre Hand griff nach seiner, endlich einer,
die kälter als ihre war und sie verschränkte ihre Finger.
Die Augen
schließend wünschte sie sich an den Strand und kam dort an, ihr war vorher nicht
aufgefallen, wie müde sie war. Drei Seltrex waren definitiv eine gute Entscheidung gewesen, da war die
lang ersehnte Taubheit und Objektivität, „Angel hat nicht gelitten. Er war so
glücklich, wie er sein konnte und sein Tod war gnädig. Schnell.“
Spike
drückte ihre Hand, sie hoffte, dass sie ihm die Antworten gegeben hatte, auf
die Fragen, die er nicht zu stellen wagte, weil er von Menschen umgeben war,
die sich letztendlich selten erlaubten über Trauer und wechselhafte Dynamik der
Familienbande tiefgehend nachzudenken. Die nicht die Nacht von Buffys Beerdigung schlafend auf eben diesem Rücksitz
verbracht hatten und die beiden Vampire erst in der dunkelgrauen Morgendämmerung
aus dem Friedhof stolpernden. Minuten bevor sie sich auf die Suche nach Angel hat
machen wollen, weil der Wecker ihres Handys sicherheitshalber eine halbe Stunde
vor Sonnenaufgang eingestellt war.
Dem
sengenden Abschied der beiden im Scheinwerferlicht des Plymouths und der gläsernen
Erkenntnis, dass sie gerade in ein Geheimnis eingeweiht wurde, das mit wenigen
Menschen geteilt wurde. Sie mit Scherben gerechnet hatte oder zumindest einem
Sprung in ihrer Fassung, anstelle des kristallklaren Verstehens, dass sie Zeugin
von etwas sehr Intimen geworden war. Ein weiteres Puzzlestück für sie. Dem
Wissen, dass Angel es für sie auf dem Silbertablett präsentierte und auf ihr
Urteil wartete, egal wie dieses ausfallen sollte, er es annehmen würde.
Ihre
Zustimmung war Instinkt, keine Logik. Mit einem entspannten Angel neben ihr,
der wieder mehr eins mit sich war, als auf der Hinfahrt. Dem Geruch von purem
Sex in der Nase konnte man schwer widersprechen, das Blut auf seinem derangierte
Hemdkragen sprach von Gewalt und die Ruhe auf der Rückfahrt nach LA von einer Atempause
für ihn. Einigen Stunden hart erkämpften Friedens.
Manche
Dämonen konnte man nicht austreiben und es war okay. Wirklich.
Solange
man sie und die eigene Schwäche meisterte.
Das war
ihre Schlussfolgerung dieser Nacht im Frühsommer gewesen. Cordelia wusste
nicht, warum es einfacher war, gegenüber Spike warm zu sein und Buffys offene Trauer in ihr nur eisiger Widerwillen
zündete. Es stand ihr ebenso frei, sie wusste nicht, weshalb sie sich noch
zusammenriss, nachdem Lorne klar gemacht hatte, dass es nicht besser werden
würde. Nicht in absehbarer Zeit.
Aber da
war Gunn, der in seiner festen Umarmung im gleichen Maß Trost und Trauer gab,
die er sich allein nicht gestatten würde für einen Vampir zu empfinden. Da war
Wesleys Arm um ihre Schulter und seiner sicheren Führung, die zielloser wäre
ohne ihr blindes Vertrauen in seine Fähigkeit sie zu schützen. Da war Fred,
süße Fred, die der Trauer Stimme gab und trotzdem eifrig an der Lösung
arbeitete. Und da war sie, die sich nicht traute zu denken, dass Angels Mission
keinen Bestand haben konnte in dieser Welt.
Und dann
war da Spike, der sich in der gleichen Position für Understatement befand.
Spike keinen
Anspruch auf Trauer angemeldet hatte, sie dennoch da war, wenn man wusste, wo
man suchen musste. In welchem Winkel sein sardonisches Lächeln brach, die Maske
wegfiel. Er nie Angels Seele gefährdet hatte, egal wie gut der Sex war und er
damit nicht allein war. Sie nicht allein war. Sie alle geheime Bruchstücke von
Angels Leben waren und es falsch erschien, den Schmerz gegeneinander
aufzuwiegen und zu ergründen, wer wie sehr trauern durfte, aber Buffys Spotlicht – Es war nur in Cordelias Kopf.
Nur etwas
auf das sich ihre armselige Wut fokussieren konnte, um nicht darüber nachdenken
zu müssen, wie der Abend verlaufen wäre, wenn Angels Konzentration auf seiner
Umgebung gelegen hätte, anstatt auf seiner Ersatzfamilie.
Auf ihr.
Sie hatten
nie ernsthaft darüber geredet, da war kein Muster oder Reim in den gemeinsam
verbrachten Stunden. Sex war nur eine weitere Schicht in einer zu komplexen
Beziehung, beinahe durchscheinend im Vergleich zu anderen. Manchmal Wochen und
Monate in Abwesenheit. Verlangen klar wie eine Flamme, entweder heiß oder kalt.
Ungefährlich, weil sie beide wussten, um was es ging, mit was sie spielten und
jetzt erschien die Antwort plötzlich wichtig, „Warum hat er dich mir
vorgeführt? An diesem Morgen. Warum ist er nicht einfach gegangen?“
Besonnen,
„Vielleicht musste er etwas für sich selbst herausfinden.“
Der Biss
auf die Lippe hält das sinnlose ‚Was?’ drinnen. Die Antwort war mit Angel
gestorben. Zu spät.
Da war
zerstreute Selbstironie in Spikes Worten, als er weiterredete, als ob die Frage
spannend genug war, um von der tristen Gegenwart abzulenken, „Wahrscheinlich bin
ich einfach zu hübsch, wenn man mir den Verstand rausvögelt hat, um mich der
Öffentlichkeit vorzuenthalten. Oder ich hatte seinen endgültig eliminiert.
Schwer zu sagen. Allein die Frage, ob Angel einen Verstand hatte, ist
metaphysischer Natur.“
Zu wahr. Sie
lachte leise, „Ich hatte Sex, hier. Vier Stunden nachdem er sich von dir
verabschiedet hat. Fünf Minuten nach seiner Ankündigung, dass er das Land
verlässt. Bevor er auf das Schiff ging. Unten am Hafen.“
„Tatsächlich.“
Diesmal fehlte eindeutig das Fragezeichen, das dieser Aussage folgen sollte und
Spike klang erheitert, „Muss ein guter Tag für ihn gewesen sein, trotz allem.“
Trotz Buffys Beerdigung und sie fühlte sich -
schuldig war nicht das richtige Wort. Dreckig eher. Bis Spikes nachdenkliches,
„Ich hätte dafür gezahlt, das zu sehen“, die Spannung in ihr wie ein
Wellenbrecher brach.
Gott, sie
waren kaputt, ihr Lachen klang sogar in ihren eigenen Ohren spröde. „Es war
sehenswert.“
„Davon
bin ich überzeugt.“ Er brachte ihre Finger an seine Lippen, sanfter Druck auf
ihrem Handrücken, „Er war also glücklich in LA?“ Mit dir? Hier?
„Ja, drei
Prozent der Zeit.“
„Gut, das
ist mehr als der Rest von uns geschafft hat.“
Gemurmelt,
„Lügner. Ich denke, du hast mindestens neun Prozent geschafft.“ Cordelia hatte
keine Ahnung, woher die Hand in ihrem Nacken kam, aber Spike zog sie an seine
Seite und sie schob es auf die drei Tabletten, dass sie ohne Widerstand gegen
ihn gelehnt liegen blieb und ihre intimsten Geheimnisse ausplauderte. Oder der
bevorstehenden nächsten Katastrophe in Lornes Augen.
„Wie viel
traust du Buffy zu?“ Oh, das kleinlich traf nicht nur auf Spike zu, sie konnte
das Thema nicht fallen lassen und er war still und sie fuhr leiser fort, „Er
ist für drei Monate verschwunden.“ Für
sie. „Ohne Postkarte. Ohne einen einzigen Anruf.“ Für mich.
Beschwichtigend
von Spike, „Er ist zu dir zurückgekommen.“
„Nie
ganz.“
Arrogante
Überzeugung, „Er wäre es.“
Sie
wollte Spike gerne glauben. Wirklich. Es würde gut tun zu wissen, dass Angel
nicht wegen Buffys Tod vor ihr geflüchtet war und aufgehört
hatte mit ihr zu schlafen, sondern weil es einfach eine kalte Phase zwischen
ihnen war. Dass sie für ihn mehr als sichere Ersatzbefriedigung war, aber das
war unrealistisch und nicht das, was sie in Erinnerung hatte. Sie hatte Spike
in Angels Leben akzeptiert, er fügte sich mit einer solchen Leichtigkeit in ihr
Weltbild, jedoch war sie gebrochen, als Angel sagte, dass er den Tod der
Jägerin alleine verarbeiten musste. Dass diese noch immer diesen übergroßen
Schatten auf sein Dasein warf.
Cordelia
war niemand, der sich selbst ohne triftigen Grund anlügen konnte und Spike
hatte keinen geliefert.
Da waren
wieder Lippen auf ihrer Stirn und Cordelia wunderte sich kurz, ob der Kratzer
vielleicht ‚Küss mich!’ für Dämonen signalisierte und würde das nicht so viel
in ihrem Leben erklären, wenn ihre Seele ein entsprechendes ‚Tritt mich!’ trug.
Sie den Gedanken wieder verwarf, bevor Selbstmitleid auf die Liste ihrer
schlechten Eigenschaften kam.
Geflüsterter
Zuspruch, Worte härter als ihre wahre Bedeutung, „Angel ist gegangen, weil er
nach einer durchgefickten Nacht zu dir zurückkehren
konnte und es für dich keinen Unterschied in deiner Sicht machte. Du warst
bereits zu tief in ihm drinnen, Cor, und er konnte das nicht verlieren, egal
wie hoch sein Einsatz war. Du ihn geliebt hast mit all seinen Macken und ihm
endgültig klar wurde, dass er vor dir nichts verstecken musste. Bedingungslose
Liebe ist immer das größte Risiko für eine Seele, um Frieden zu finden.“
Das war
nicht der Schlüssel und zuviel Klischee, „Der Dämon war nicht willkommen,
Spike, Angel wusste das. Ich habe ihn nie vergessen lassen, was er ist.“
Spikes
Lösung, „Es war nicht Vergessen, das er suchte, sondern Akzeptanz.“
Da war
Herzschmerz in dieser simplen Perspektive, Nichtakzeptanz bestand nicht aus
Fängen an ihrem Hals, sondern einem Schrei, der Angel das Blut in den Adern
hätte gefrieren lassen sollen. Stattdessen hatte sie ihn angefeuert. Da war
Darla, da war Buffy und da war Spike und sie passte nicht in diese blonde Reihe,
selbst wenn sie die entsprechenden Bissspuren auf ihrer Haut getragen hatte. Da
waren durch geredete Nächte und faule Tage. Da war
Lachen und Wortkriegen und Temperamentsausbrüche. Da war
Drama und Komödie und verheilte Verletzungen, die tiefer als Haut oder Knochen
gingen und Cordelia setzte sich langsam auf und drehte sich zu Spike, aufgewühlt,
„Es war genug für ihn?“
Spike
klang von sich und seiner Schlussfolgerung überzeugt, „Mehr als genug, um ihn
in die Flucht zu schlagen. Zu viel, um ihn ganz auf Abstand zu halten.“
Über dreiundzwanzig
Stunden nachdem Angel starb, verstand Cordelia zum ersten Mal, was es hieß das
Herz gebrochen zu bekommen. Nicht eines. Ihres. Diesen Wärmebruch, der sich
durch ihr gesamtes Wesen zog von einem Moment zum anderen.
Dieses Angefülltsein bis zum Äußersten mit Emotionen.
Ihre
Stimme brach, „Ich hätte auf Angel hören sollen, Süßigkeiten von einem Fremden
anzunehmen, ist gefährlich.“
Cordelia
schloss die Augen, aber die Tränen kamen trotzdem und Spikes „Shh“ erinnerte sie an Gunns Trost und wirklich, wie hatte
sie so blind sein können anzunehmen, dass dieser nach einem verlorenen Bruder
in ihren Augen gesucht hatte und nicht dem Geliebten? Da sind wieder Arme, die
sie festhalten, aber keine Kälte, nur zuviel zu spät und es war okay, weil sie
kein glückliches Ende erwartet hat. Nicht in letzter Instanz und das hier war
gut genug für den Augenblick. Nur schmerzlindernder Balsam für ihren
Seelenfrieden.
Gunn, Wes
und Fred tauchten Minuten später auf und sie kam den fragenden Gesichtausdrücken
zuvor, die ihre bedenkliche Position in den Armen eines seelenlosen Blutsaugers
eindeutig kommentierten, geschäftig und in Kontrolle, „Will ich wissen, warum
mein Elektroschocker an zwei Autobatterien angeschlossen ist und mit
Widerhacken versehen ist?“
Sie war
nicht bereit, ihre Seele bloßzulegen und ihre beiden Beschützer nahmen es mit
einem Kopfschütteln auf, während Gunn den Beifahrersitz in Anspruch nahm. Auch
wenn Wes’ Blick ihr sagte, dass er zur angebrachten Zeit mit ihr reden würde
und dass ihre Unausgeglichenheit oder ihre Wahl der Trostpartner ihn mehr
beunruhigte, als er bis jetzt offen gelegt hatte.
Der
Wächter Angels Ableben dazu nutzen würde, ihr einige Mysterien zu rauben und
sie keine Entschuldigung für weiteres Ausweichen, so wie in der Vergangenheit
hatte. Sie wollte nicht als Sphinx in seine Wächtertagebücher eingehen, selbst
wenn Pech und Zerstörung ihr beharrlicher als ihr eigener Schatten folgten und
die Antwort ihres Rätsels immer menschlich war. Sie hatte noch einige Geständnisse
in Reserve, die sie Wesley beichten musste und keines erschien geeignet, ihr
Bild aufzuwerten. Aber ihr lief die Zeit davon und das gehörte dazu. Ihr Status
als geheimnisumwitterte Seherin jetzt schon den Glanz in seinen Augen verlor,
wenn sie mit blutverschirmtem Gesicht vor ihm am Boden lag oder grundlos mit
Spike auf Schmusekurs ging und Cordelia übergab Wes die Schlüssel mit einem
‚Später’ im Blick.
Fred
glitt auf den freien Sitz neben ihr, mit einem hinterlistigen Grinsen
beantwortete sie Cordelias Frage, „Ich glaube nicht.“
Cordelia
stupste sie verschwörerisch mit der Schulter an, „Wird es funktionieren?“
„Mit
absoluter Sicherheit.“
Ihr
zweites echtes Lächeln an diesem Tag war Fred und deren Überzeugung gewidmet und
sie blieb gerade sitzen, gab Spike ein Blinzeln, das irgendwo zwischen
Dankbarkeit und Komplott angesiedelt war. Cordelia dachte, dass zumindest eine
ihrer Fragen der gestrigen Nacht beantwortet war. Sie konnten das hier
überstehen. Zumindest kurzfristig. Das getrocknete Blut auf ihrem Ärmel war
eine Frage, die nicht für diese Nacht bestimmt war und sowieso nicht an ihre
Person gerichtet war.
Dann
flogen sie durch die Nacht und vielleicht hätte sie sich die dritte Seltrex doch
sparen können.
Die Fahrt
dauerte kürzer wie angenommen, die Gruppe schwärmte effektiv aus, die
Seitengasse auskundschaftend und Cordelia hielt sich hinter Spike, in ein
vertrautes Muster fallend mit Gunn und Wesley, die Fred flankierten. Der
Schmerzpuls in ihrem Kopf nahm zu, zur Vorsicht mahnend, „Er ist bereits hier.“
Die
Feuerleitern absuchend, gab sie Spike ein Zeichen und schlüpfte in eine ihrer effektivsten
Rollen, Beute.
Einige
Meter vor die Gruppe tretend, war sie leichtes Ziel. Abgesondert genug, um den
Zyklop aus seinem Versteck zu locken und er sprang von rechten Dach, den Fall
auf dem Metallgerüst links abfangend, das knirschend unter seinem Gewicht
schwankte, bevor er auf dem Boden rechts von ihr landete. Drei Meter
muskelbepackte Masse. Schlumpf war nicht der erste Vergleich, der Cordelia zu
ihm einfiel, trotz seiner Hautfarbe und die Häuserschlucht wirkte plötzlich zu
schmal, mit zu wenig Rückzugsmöglichkeit.
Allerdings
waren sie nicht hier, um zu fliehen.
Cordelia
suchte links Deckung hinter zwei Müllcontainern, während Spike dessen Interesse
ohne zögern auf sich lenkte und versuchte den Dämon in eine günstige Position
für Wes zu bringen. Gunn an seiner Seite kämpfend und die beiden ergänzten sich
gut, Fred hielt am Eingang der Gasse Wache, um keine Zivilisten in die
Gefahrenzone stolpern zu lassen. Der Riese hatte zu wenig Bewegungsfreiraum und
die Enge, die ihr zuerst Furcht erregend vorkam, erschien unerwartet zu ihren
Gunsten zu sprechen. Spike trieb ihn weiter gegen die Wand zurück, Überraschung
klar in der Miene seines Gegners sogar in dieser Dunkelheit. Das wütende Brüllen
ein gutes Zeichen war, bis der Vampir versuchte, den Zyklop von den Füßen zu
holen und der Roundhouse-Kick indessen Spikes Balance
kostete. Er mit einem Tritt gegen die gegenüberliegende Wand geschleudert wurde
und Gunn seine Axt in den Rücken des Monsters schlagen wollte. Diese ohne
Wirkung abrutschte und ihn straucheln ließ.
Cordelia
ihr Versteck aufgab, um den beiden Zeit zu verschaffen, wieder auf die Beine zu
kommen.
Wesley
einen Warnschrei von sich gab und Cordelia trotzdem das Hauptinteresse des
Zyklopen hatte, als sie sprintend auf die andere Seite wechselte, das kleine Messer
nicht mehr als ein Blitzen in der Nacht und wie konnte sie das vergessen haben?
Es sah aus wie ein Spielzeug in den Fingern des Riesen, aber die Schärfe konnte
mit jedem standardmäßigen Fleischermesser mithalten. Der Schmerz ließ sie
taumeln und sie landete auf ihren Händen und Knien. Mehr Brennen in den
aufgeschürften Stellen und sie rollte sich auf den Rücken hinter einen weiteren
Container, richtete sich in sitzende Haltung auf und wich zurück bis sie gegen
die Wand gelehnt saß. Die Männer konnten jetzt keine Ablenkung vertragen, waren
dabei den erkämpften Boden zu verlieren.
Zwang
sich kauernd zur Bewegungslosigkeit und Stille.
Nicht dem
Drang ergebend zu husten, weil es töricht war und ihr Atem kam rasselnd und ihr
Herzschlag war zu verflucht hoch. Sie hatte das Gefühl zu ertrinken und sie
würde. Husten änderte daran nichts. Aber der Instinkt etwas zu tun, war zu
stark, der Biss in ihr Sweatshirt keine Zerstreuung, aber ihr Unterarm bot
diese, konzentrierte sich auf diese selbst zugefügte Qual und nicht ihren Hals.
Der Dämon
kam zurück in ihr Blickfeld mit Spike auf dessen Rücken, sein geschrieenes „Jetzt!“
unverkennbarer Befehl in der Nacht, dem Wes ohne Nachzudenken folgte. Den
Elektroschocker tief in die Brust des Zyklopen jagte, Funken sprühend und wie
auch immer Fred ihren Elektroschocker justiert hatte, er war jetzt eine
todbringende Waffe. Selbst Spike hatte Schwierigkeiten loszulassen, den durch
den Strom ausgelöste Krampf lange genug zu lockern, um auf sicheren Abstand für
sich zu gehen. Der Geruch von verbranntem Fleisch lag schwer in der Luft,
überlagerte sogar den Geschmack ihres Blutes und Cordelia blickte gebannt dem
Feuerwerk zu. Konnte Rippen ausmachen, als sich der Schocker weiter in dessen
Brustkorb vergrub, bis der Zyklop jäh in Flammen aufging, lichterloh brannte.
Sie waren
vielleicht keine Götter, aber Blitze befanden sich dank Fred in ihrem Besitz.
Machte
sie das zu Halbgöttern? Sicher nicht zu Unsterblichen.
Das
Feuerwerk seine Faszination verlor, als die Schemen dabei waren länger zu
werden, sich hier in der Seitengasse bedrohlich zu manifestieren. Gunn tauchte
auf, sah nur kurz dem brennenden Schauspiel zu, bis er nach ihr Ausschau hielt
und Cordelia betete, dass der Schatten finster genug für seine Augen war. Mit
ihrem Glück und dem Barbecue vor ihr keine Option. Er war mit einem
herzzerreißenden „Gottverdammt!“ neben ihr auf den Knien, bevor sie blinken
konnte.
„Shh.“ Sie fing seine Hand ein, bevor er in die Nähe des
Messers kam. „Hey. Ist okay, Gunn. Ist okay.“
Menschlich
warm in ihrer Hand, erschien plötzlich siedendheiß und sie war tatsächlich
schon so ausgekühlt. Cordelia dachte, dass ihre Definition von Okay schon lange
die Allgemeingültigkeit verloren und der Schwarze noch nie so hilflos
ausgesehen hatte, selbst als er sich mit ihr an seiner Seite in einer ähnlichen
Situation befunden hatte. Zu überfällig um jetzt noch zart besaitet zu sein,
wenn ihre Rücksichtnahme nur in Enttäuschung für ihn enden
würde, „Erinnerst du dich an die Party als wir Angels Auto zusammen gesucht
haben?“
Ihre Reue
war stechender als die Wunde, als sie die helle Hoffnung in dem dunklen
Schatten seiner Augen sah, er nickte abgehackt, „Also soll ich die Klinge
stecken lassen bis der Krankenwagen eintrifft?“
Sachte, „Nein,
Baby, der Krankenwagen kommt zu spät für mich.“
Und sie
ergab sich dem Drang zu Husten, weil das Geräusch jetzt keine Gefahr mehr
darstellte und seine instinktive Ablehnung ihrer Diagnose übertönte. Die Stirn
gegen ihre Knie gepresst, seine Finger hart mit ihren verschränkt. Das Rasseln
wurde stärker und da war Spike neben ihr, drückte ihren Kopf zurück und die
Tränenspur war Reaktion auf ihre Unfähigkeit Luft, anstelle von Blut in ihre
Lungen zu bekommen. Der Vampir erfasste die Situation mit einem Blick, der ihr
sagte, dass er zu viele Menschen von Halswunden hat ausbluten sehen und dass
ihre Einschätzung der Lage nicht zu pessimistisch war. Mit merkwürdig verhaltener
Stimme, „Bist du fertig?“
Sie
schüttelte den Kopf, Unverständnis und einen neuen Hustenattacke
niederkämpfend. Verlierend. Immer verlierend. Gunn stieß den Vampir aggressiv zurück
und Wes zerrte Gunn rabiat von ihr weg, was zum Henker?
„Du hast
Lorne gehört, Charles!“
Panik
machte Wesleys Stimme eiskalt, sie kannte seinen Modus operandi, jedoch war die gezeigte Gewalt nicht unbedingt Teil davon. War
sie ein Stück Knochen, um das sich die räudigen Köter stritten? Sie war noch
nicht tot, wie ihr deutliches Keuchen bewies. Aber der Wächter knallte Gunn brutal in die gegenüberliegende Wand, bevor
der seinen Widerspruch in mehr als einem zornigen, „Nicht so!“, artikulieren
konnte.
Gezischt
von Wes, „Es ist ihre Wahl. Vergiss das nicht.“
Ihre
Konfusion nahm zu, sie hatte offensichtlich eine wichtige Mitteilung des Abends
verpasst.
Spike
klang intensiv, „Cordelia, bist du fertig? Willst du sterben?”
Mehr innere
Verneinung ihrerseits, nicht dass sie eine Wahl hatte, richtig? Ihr Blut
sickerte bereits über ihr rechte Brust und ihr Schulterblatt, klebte den dicken
Stoff eklig auf ihre Haut. Sie würde eine schmutzige Tote abgeben, im Gegensatz
zu Angel. Ihre Jeans war an den Knien zerrissen, dreckig und da war mehr Blut
auf den Oberschenkeln.
Zerfetzte
Lumpenpuppe war nicht länger nur das Stadium ihrer Emotionen.
Inständige
Stimmen im Ohr und die Farben, die langsam verschwanden, Schwarz und Weiß und
Kälte in ihren Gliedern. Ihre Freunde die sich im Hintergrund gegenseitig an
die Kehle gingen, ein lautstarkes Argument im Gange, dem sie nicht ganz folgen
konnte und Freds schrille Schreie, als sie versuchte die beiden Männer zu
trennen und Hallo, was war mit ihr? Sollte sich nicht jemand anders um sie
kümmern als Spike und der schien augenblicklich mehr an ihrer Meinung, als
ihrem Wohlbefinden interessiert zu sein.
Durchdringend,
„Ist es das? War das dein Leben?“
Da war
nicht genug Platz in ihrem Brustkorb für einen weiteren Atemzug und der Husten
brachte die Feuchtigkeit - ihr Blut nicht schnell genug aus ihren Lungen. Cordelias
Fokus ging panisch zu Spike zurück. Sie war verwirrt und da waren rote Sprenkel
auf seinem Gesicht, die vorher nicht da gewesen waren. War er so nahe? Wann war
er so nah gekommen?
Er verlor
die Geduld mit ihr, sie schüttelnd und halb auf ihren Schoß kriechend, aufgebracht,
„Verdammt, antworte mir!“
Nicht so.
Sie wollte nicht ertrinken, die Mächte konnten ihr das nicht antun. Nicht mit
ihrer Familie, die sich gerade gegenseitig zerfleischte und sie waren ohne
Gravitationszentrum tatsächlich aufgeschmissen. Im Bauch des Biestes waren
offensichtlich alle verrückt geworden.
Sie
eingeschlossen, „Nein.”
Spike
konnte ihr nur Verdammnis anbieten, keine Rettung, Cordelia wusste das. Aber es
war genug.
Ihre
Finger verspannten sich auf seinen Oberschenkel, als Spike die Klinge vorsichtig
aus ihrem Hals zog. Und sie hätte schwören können, in dem Moment eine
transparente Hand auf Spikes Schulter zu sehen, als der Schmerz blendend Weiß
durch ihr Nervensystem schoss. Cordelia folgte dem Arm und starrte die
Geistererscheinung perplex an, die ihr den ganzen Tag aus dem Augenwinkel
gefolgt war und nun als sie in ihren letzten Zügen lag, an Substanz gewann.
Angels leises Lächeln beinhaltete Zustimmung und war genug, um in ihr den
Wunsch zu wecken, es von seinem Gesicht zu kratzen. Langsam. Sie würde ihm
kurzfristig die Hölle im Jenseits bescheren. Ihre miese Laune lesend oder ihr
eigenes Unterbewusstsein einmal für sich ausspielend, verblasste Angel wieder.
Dann waren
da Lippen auf der Wunde und die Teile klickten zusammen. Traumlogik fand
Erklärung in der Realität und da war ein gurgelndes Geräusch, als Spike das
Blut aus ihren Lungen sog. Der Biss kam einen Augenblick später, zusammen mit
Spikes Schmerzenlaut und jäh verkrampfte Händen, Schraubstöcken gleich, die
ihre Oberarmknochen bis zum äußersten strapazierten. Nicht brechen. Bitte. Sie tastete gedankenlos nach seiner Taille, Spikes
Finger entspannten sich wieder, rieben entschuldigend über ihren geschundenen Bizeps.
Nicht die
einzige Stelle ihres Körpers, die brannte.
„Verdammt.“
Der Blutverlust war angenehm, betäubte besser als ihre verschreibungspflichtigen
Schmerzmittel und da war noch etwas Wichtiges, was sie ihrem zukünftigen Sire
mitteilen sollte. „Sag Willow, wenn möglich kein Fluch, okay?“ Spike nickte an
ihrem Hals. „Und wenn sie es arrangieren kann, ein Spiegelbild?“ Ein weiteres
Nicken. „Und vielleicht etwas mehr Stärke als ein Frischling verdient?“
Spike
ging auf Abstand, blutverschmierter Mund perplex geöffnet und das ganze war
nicht wirklich eine Szene, die in absehbarer Zeit in einem Hollywood-Streifen
zu sehen sein würde. Indigniert, „Ich bin ein Meistervampir, Cordelia.”
„Auf
Tierblut und Konserven-Diät.“ Da war wieder das Gefühl, dass ihre Lungen
volliefen und ihr angestrengtes Keuchen klang nicht wirklich so, als ob sie in
der besten Negationslage befand, aber sie war Cordelia Chase - Verdammt. „Etwas
mehr Ohmph wäre für LA sehr angebracht.“
„Du
beleidigst meine Blutlinie und mich.“ Leichte Ironie ging in dick aufgetragenen
Sarkasmus über, „Also noch einen weiteren Wunsch, Madame?“
Er würde
früh genug lernen, sie das nicht zu fragen, denn ihre Liste war unendlich, aber
ganz oben? „Bring sie dazu mit Streiten aufzuhören, das hier ist, was ich will.
Was Angel wollte. Ich erkläre es ihnen, wenn ich wieder da bin. Notfalls bis
ihnen die Ohren bluten.”
„Mach’
ich.“ Spikes Daumen wischte über ihre Wange und die Feuchtigkeit dort war frisch.
Neue
Tränen und dann war er wieder an ihrer Kehle, dem einzigen unverfälschten
Komfort, den er ihr geben konnte. Ein neues Leben.
Ihr Blick
war auf Gunn gerichtet, der ihre besiegte Pose auf der anderen Seite der Gasse widerspiegelte
und ihr drittes echtes Lächeln an diesem Tag war ihm gewidmet. Er brauchte Trost
von ihr, sie war die zweite Schwester, die er sterben sah und sie wollte ihm
erklären, dass es in Ordnung war. Es war nicht fair, Cordelia wusste, dass Alonna diese Chance ebenso wie sie verdient hätte. Aber das
Leben war nicht fair und sie hoffte, dass er ihr irgendwann dafür vergeben
konnte, diese Wahl getroffen zu haben. Ihr wieder in die Augen blicken, ohne schlechtes
Gewissen oder Wut, so wie im Augenblick.
Cordelia
würde wieder beseelt werden von einer mächtigen Hexe, weil sie mit ihr in den
Kindergarten gegangen war und Willow ihr Xander in unreifem Übermut von
Teenagerhormonen ausgespannt hatte und dort noch eine Rechnung offen war, die
sie ansonsten nie eingefordert hätte. Weil sie loser Teil dieser Gruppe in
Sunnydale gewesen war, die um Buffy driftete und Spike in ihr eine verwandte
Seele von Angel sah, die er nicht sterben lassen wollte und der nicht mehr hier
war, um die Rolle des beseelten Vampirs zu füllen. Cordelia würde mit dem
gleichen Päckchen Schuld wieder hier ankommen, nur erleichtert um das Geheimnis
ihres bevorstehenden Todes, das sie niedergedrückt hatten.
Knapp vierundzwanzig
Stunden nachdem Angel starb, verstand Cordelia zum ersten Mal, was es hieß dem
Tod zu begegnen. Nicht irgendeinem. Ihrem eigenen. Diesen Fallen lassen und vorbehaltsloses
Eins werden.
Da war
Wes und Fred an ihrer Seite, die ihre Schultern festhielten und Gunn, der ihren
Blick nicht losließ. Da war Spike, der seine Position über ihr änderte und ihr
seine angeritztes Handgelenk gegen die Lippen drückte und ihre Aufmerksamkeit
auf ihm forderte. Für sich verlangte – ungeteilt.
Da war
Angels vertrautes Flüstern in ihrem Ohr, „Du bist sein erstes Childe, Cordy. Behandle ihn anständig, er wird sich um dich
kümmern, wenn du es zulässt.“
Ein
Neuanfang, der nicht so bitter schmeckte, wie ihr eigenes Blut in der
Vergangenheit ihr oft weismachen wollte. Spikes war süß und ihr Biss festigte
sich, ihr Schlucken wurde gieriger und Spikes Augen glasiger. Die Härte gegen
ihren Oberschenkel eindeutig. Da war Familie und sie war noch nicht fertig mit
ihnen. Sie war noch nicht fertig mit der Welt und da war nicht die erwartete
Schwärze, da war Licht zuviel Licht und sie schloss die Augen.
Ließ es
über sich hinweg waschen und sie forttragen, in der Gewissheit, dass sie bald
wieder hier bei ihnen landen würde.
Sie
konnte eine Atempause gegenwärtig gut gebrauchen.
Yes - hello we're back - and we're taking calls.
Now what was the question?
~Frou Frou
– Breathe in~
~*~Fini – In absentia~*~