Autor:
Astarte
E-Mail Adresse:
astarte@fan-arts.net
Titel:
Crossroads
Altersfreigabe: PG-13
Teil:
1/1
Spoiler:
Lost 1x20 Do no Harm
Inhalt: Fünf Dinge, die Shannon nicht getan hat.
Hauptcharakter(e)/Paar(e): Shannon/Boone
Disclaimer: Sie gehören mir nicht... Alles Damon Lindelof, J.J. Abrams und ABC! ‘Hold on’ von Sarah
McLachlan.
Kommentar: Kein PWP, aber etwas kurzes in Drabble-Form.
Crossroads
1. Hold on
Ihre Finger schweben über den
Tasten, die Nummer aus dem Gedächtnis eingetippt und die vorgefertigten Lügen
auf der Zungenspitze. Es wäre so einfach. Sie ist so müde neben Brian
aufzuwachen und es wird Zeit weiterzuziehen.
Vielleicht auch erwachsen zu
werden und Shannon ist nicht sicher, ob sie das will.
Ist sich plötzlich sehr
sicher, dass sie in zwanzig Jahren noch an einem Ort, wie diesem aufwachen
wird, wenn sie sich nicht jetzt entscheidet, was sie will. Ein Zuhause. Einen
Ort, an dem sie heimkehren kann und dieser Platz ist Boone.
Immer gewesen. Seit ihr Vater
starb.
Zeit heimzugehen.
Ohne Stolz und mit
Rachedurst. Das Geld mit Nachdruck einzufordern, das ihre Bitch von Stiefmutter
ihr vorenthielt.
Zeit aufs College zu gehen
und herauszufinden, was für Parties sie verpasst und was für Lippen sie noch
nie geküsst hat. Herausfinden, ob Boones etwas in ihr zünden, außer dem Wunsch
älteren Männern hinterher zu hetzen, um zu vergessen, wie süß Sehnsucht
schmecken kann.
Wie blau Augen sein können.
Ob ihre Stiefmutter eine noch
schlechtere Schwiegermutter abgibt.
Sie drückt auf Abbruch und
wählt die Auskunft.
2. Hold on to yourself
"Lass uns von hier
verschwinden."
Sie kommt der Bitte in seiner
Stimme ohne Zögern nach, "Okay."
Ihre Hand legt sich
zielbewusst in Boones und sie lässt Brian hinter sich und das Vorstadthaus und
die Lügen. Keine Lust die Scharade diesmal zu ende zu spielen und sie gibt
meistens ihrer Launen nach. Shannon zeigt ihm Sydney, zeigt ihm die Kneipen und
Bars, in die sie nicht gegangen ist, weil Brian zu alt für das Ambiente ist.
Sie zu leer für die Versprechungen von Spaß und Unbeschwertheit. Boone neben
ihr auf seinem Hocker im Takt mitwippt, die Szene des Nachtclubs in sich
aufnimmt.
Die Augen aller Frauen auf
ihm kleben, weil er zu schön ist, um mehr als ein Trugbild zu sein.
Die Augen der Männer ihn
ebenfalls taxieren, zwischen Verlangen, Neid und Eifersucht.
Shannon ihn anlächelt und den
Kopf schüttelt.
"Was ist?" Er
klingt nicht betrunken, aber auch nicht nüchtern.
"Ich habe das
vermisst."
Er lächelt sein perlenweißes
Lächeln, "Was? Uns zwei unterwegs?"
"Nein, das Gefühl nicht
zu existieren. Nicht das Zentrum der Aufmerksamkeit zu sein."
Sein Lächeln verschwindet,
seine Hand legt sich auf ihre, "Du bist immer das Zentrum, Shannon."
Sie beißt sich auf die
Lippen, weiß, dass sie immer das Zentrum seiner Aufmerksamkeit sein wird und es
ist plötzlich genug. Sie lehnt sich vor, schmeckt Sehnsucht und Mai Tais.
Schmeckt das Leben.
Ihres und seines und
niemanden sonst.
Sie liebt ihn, hat es immer
getan, nur nicht so, wie eine Schwester sollte und es ist genug.
Mehr als genug.
3. For this is gonna hurt like hell
Das ist nicht richtig.
Shannon sitzt in der
Dunkelheit seines Hotelzimmers und denkt über die Arten nach, auf die sie ihr
Leben gerade komplizierter gemacht hat. Zu viele Drinks. Zu wenig zu verlieren.
Zu viel verloren. Zu früh.
Ihre Hand geht Richtung
Lichtschalter und sie bleibt auf halben Weg hängen, stößt auf einen
unsichtbaren Widerstand. Ihren eigenen sturen Willen.
Die bitteren Worte liegen auf
ihrer Zunge.
Der Aufschub. Die
Zurückweisung und sie fragt sich, ob sie wirklich fünf oder zehn Jahre warten
will, bis Boone genügend Erfahrung hat, um einzusehen, dass sie ihm reichen
kann. Dass sie die einzige Frau für ihn sein wird. Die einzige, die so viel
mehr in ihm sieht, als ein hübsches Gesicht und das Geld ihrer Eltern. Sie
könnte ihm heute Erfahrung mitgeben. Eine Lektion, die ihn um ein paar Jahre
reifen lassen wird. Sie könnte. Aber sie will nicht.
Die Schlampe ist müde.
Steht auf und zieht sich
wieder aus. Schaltet den Wecker aus, der ihn an seine Abreise erinnern soll und
setzt sich hinter ihn. Ihre Arme gleiten um seine Taille und ihr Kopf legt sich
auf seine Schulter. Ihre Brüste gegen seinen Rücken gepresst, ihre Oberschenkel
legen sich über seine, fühlt die Anspannung in Boones Körper.
Das Zittern, das ihn bei
ihrer intimen Berührung durchfährt, flüsternd, "Das wird nicht
funktionieren, nicht auf Dauer."
"Ich weiß." Seine
Stimme ist kleinlaut. Kindlich.
Sie erinnert sich an ihre
gemeinsame Kindheit. Das sollte falsch sein. Sie sollte sich nicht daran
erinnern, wie ihr Liebhaber in kurzen Hosen über den Rasen tollt. Sie sollte
sich nicht an seine Tränen erinnern, als er sich den Arm gebrochen hat, in dem
Versuch sie mit seinen nichtexistenten Reitkünsten zu beeindrucken. Nicht an
seine tröstende Umarmung als ihr Dad starb, die ruhige Präsenz in ihrem Bett,
die sie endlich einschlafen ließ.
Sie sollte in ihm einen Mann
sehen und nicht einen Jungen. Aber sie sieht den Jungen und den Mann, der er
werden wird und es ist genug, dass sie es auf einen Versuch ankommen lassen
will. In der Dunkelheit kann sie sich vormachen, dass er älter als
zweiundzwanzig ist und schon reif, für die Art von Beziehung, die sie von ihm
erwartet. Die sie sich ersehnt. Die allumfassend und komplett ist. Für sie
beide.
Ihre Hände gleiten tiefer
über seinen Bauch. Ihre Lippen finden sein Ohr, sicher, "Ich liebe dich,
Boone."
Es ist nicht so schwer, ihm
ihre größte Schwäche einzugestehen. Sie spürt, wie die Anspannung aus seinem
Körper weicht.
Sie ist müde wegzulaufen und
darauf zu warten, dass er sie einfängt. Einholt. Erwachsen wird.
Ihr ebenbürtig wird, denn sie
mag nicht die Person, zu der sie sich entwickelt. Ohne ihn.
4. Hold on
"Ist das dein
Freund?"
Shannon blickt die schwangere
Blondine an, das genervte "Nein" ist draußen, bevor sie es halten
kann. Aber es ist nicht so einfach. Boone ist nicht ihr Bruder. War es nie.
Shannon schließt die Augen, keine Lust auf eine Lüge und besinnt sich auf
andere Wahrheiten. "Boone ist Gottes Geschenk an die Menschheit."
"Ah?" Die kleine
Frage ist da.
"Es ist
kompliziert."
"Ist es das nicht
immer?" Das verständnisvolle Lächeln in der Stimme ist ansteckend und
Shannon öffnet die Augen, das Mädchen und sie ist wirklich nicht mehr als das,
streicht sich über ihren geschwollenen Bauch, wehmütig von ihr, "Ich hatte
einmal einen Bauch."
Shannon denkt, dass sie nun
mehr als eine tolle Figur hat, während sie sich auf ihren flachen Bauch rollt.
Sie hat ein Kind. Ist auf dem Weg Mutter zu werden und die alleinige
Verantwortung für ein weiteres Leben zu tragen. Dafür dass dieser kleine Mensch
genügend Liebe, Aufmerksamkeit und Zuwendung bekommt.
Shannon denkt, dass ihr
Gegenüber zu jung dafür ist. Viel zu jung. Gerade hier.
Das traurige Lächeln verlangt
Verständnis und sie ist in der Laune dazu, "Weißt du, was es wird?"
"Nein, noch nicht."
Nach einer kleinen Pause und noch mehr Traurigkeit. "Ich habe das Baby
seit gestern nicht gespürt."
Shannon fühlt die Gänsehaut
und die Kälte trotz der Sonne, die auf ihren Rücken knallt. Was muss das für
ein Gefühl sein, zu befürchten, das etwas Totes in dem eigenen Bauch
feststeckt. Ein Teil von ihr selbst.
Vielleicht ein weiteres Opfer
des Flugzeugabsturzes,
Ihre Augen suchen Boones
vertraute Form, wie er versucht nützlich zu sein und hilfsbereit. Vielleicht
hat er doch nicht so unrecht damit, dass die Hilfe zu spät kommen wird. Ein
neues Leben ist unter Umständen zu ende, bevor es beginnen konnte. Shannon
steht auf, sie muss sich bewegen, muss etwas tun, muss hier weg. Schlingt das
Handtuch, um ihre Hüften und mit einem entschuldigend Blick Richtung der
Schwangeren, geht sie auf Boone zu, setzt sich schweigend neben ihn.
Er gibt ihr einen überraschten
Blick und sie einen, der ihn zum Schweigen bringt, bevor er überhaupt den Mund
aufmacht.
Die Sonne bräunt sie hier
genauso in seiner vertrauten Gesellschaft und ihre Hände falten gedankenlos
Kleider, ordnen Gegenstände, bringen Ordnung in das Chaos. Als sie beginnen den
vierten Koffer auf seinen Inhalt zu überprüfen, bricht sie schließlich das
Schweigen, "Du bist nicht mein Bruder."
"Nein?" Er schaut
sie abwartend an.
"Nein." Nach einem
Moment, "Versuch nicht eine Rolle zu füllen, die nie für dich bestimmt
war, Boone."
"Okay, was bin ich dann
für dich?"
"Ich weiß es
nicht."
Er seufzt genervt, "Zeit
es herauszufinden, ich bin deiner Spielchen müde, Shannon."
Sie ist müde zu spielen,
"Wir haben nichts als Zeit hier."
5. Hold on to yourself
"Wir brauchen
Fleisch."
Sayid sieht sie überrascht
an, nicht sicher, was sie mit dieser Feststellung aussagen will, lehnt sich auf
seinem Stuhl zurück und verschränkt seine Hände, in dieser abwartenden Haltung,
die ihr signalisiert, dass sie seine volle Aufmerksamkeit hat. Bedächtig,
"Dein Bruder und Locke kümmern sich darum."
"Tun sie das
wirklich?" Ihre Augenbraue geht hoch und sie hat kein schlechtes Gewissen,
Sayid gegen Boone auszuspielen. "Vielleicht benötigen die beiden
Unterstützung bei der Jagd."
Ihr Tonfall impliziert, dass
sie mehr eine Überwachung derselbigen meint.
Shannon ist sich darüber
klar, dass das halbe Camp Boone für Lockes neustes Fucktoy hält. Sie weiß es
besser. Boone ist nicht offen für diese Art von Offerte. Sie war oft genug
dabei, wenn er Angebote ausschlug von beinahe ebenso schönen Männern wie ihm.
Von Männern, die sie ohne mit
der Wimper zu zucken, um eine Nacht angefleht hätte.
Ihr ist es egal, was Sayid
denkt, was sie impliziert, solange jemand die beiden für ein paar Tage
überwacht und sie endlich herausfindet, was Locke da draußen im Dschungel mit
ihm treibt. Neben Gehirnwäsche. Sie ist sich sicher, dass sie nicht jagen, nicht
ficken und das öffnet die Option für was? Sie ist sich nicht sicher für was,
aber sie hat ein schlechtes Gefühl und ihre weibliche Intuition sagt ihr, dass
sie Boone beschützen muss.
Wenn nötig vor ihm selbst.
Sie hat ihn vor sich beschützt und es war ein Opfer, das jetzt noch an ihr
reißt. Nicht nur an ihrem Stolz. Aber ihre Liebe war immer wie das Meer, wie
Gezeiten, die sich ablösen, voneinander weg driften und unaufhaltsam wieder
zusammenkommen. Sie können einander nicht auf Dauer entfliehen und sein Rückzug
ist nur eine Phase. Eine von vielen. Beinahe banal im Vergleich zu vergangenen.
Shannon macht sich keine
Sorgen, dass sie ihren Einfluss auf Boone verliert, sondern ihn verliert.
Sayids Miene ist
nachdenklich, "Ich kümmere mich darum."
Shannon ist sich sicher, dass
er das tun wird. Er ist schließlich dafür da.
Ein Mann der Tat, Geheimnisse
zu entschlüsseln ist sein Job und das von Boone und Locke hat jetzt seine
Aufmerksamkeit.
Sie fühlt sich ein Stück
näher an ihrer Heimat. Ein Stück sicherer.
6. You know that only time can tell
~*~Fini - Crossroads~*~