Autor: Astarte
E-Mail Adresse: astarte@fan-arts.net
Titel: Blue to blue
Altersfreigabe: NC-17
Teil: 1/1
Spoiler: AtS 3x19 The Price, BtVS 6x19 Seeing Red
Inhalt: Spike sucht. Spike findet. Spike verliert.
Etwas. Jemand. Alles.
Konterfei zu Julianna2luvs wunderbaren und absolut
göttlichen “Endearing Poison” aus
Spikes Sicht
Hauptcharakter(e)/Paar(e): Spike/Wesley, implied Buffy/Spike, Angel/Spike,
Drusilla/Spike, Darla/Spike
Disclaimer: Sie gehören mir nicht... Alles Joss! Alles Jules!
Und der Dialog entstammt komplett aus ihrer Feder, alle Kudos zu ihr! Mir?
Nichts. Absolut nichts. Und „Black black heart“ gehört David Usher.
Kommentar: Dem Original werden ich sowieso nicht gerecht, aber das
hier musste geschrieben werden und Jules war so nett, mir die Erlaubnis zum
Spielen zu geben... Ich weiß, dass es für mich um einiges einfacher war,
schließlich hatte ich feste Vorgaben und darum gebettelt.
Und
für die Hyperkritischen unter euch, denn der Teufel steckt bekanntlich im
Detail: Ja, es ist in einer anderen grammatikalischen Zeitform geschrieben als
Jules Version, wer mir sagen kann, wie sie heißt, darf sich ein Pairing
wünschen... ;-P
Ach
eines muss ich noch loswerden *faucht jules an*: Wie sollen wir die Hölle jetzt
wieder auftauen? Mmh? Fällt dir was ein? So viel Spuffy-Zeugs, das klebt an den
Wänden und geht nie wieder aus dem Teppich, ich haben unser schönes
Einzelzimmer in der Hölle ruiniert...
*hysterical weeping before breakdown starts*
Blue to
blue
Something ugly this way comes
Through my fingers sliding inside,
All these blessings, all these burns,
I'm godless underneath your cover.
Search for pleasure, search for pain,
In this world now I am undying.
I unfurl my flag my nation helpless.
LA hatte sich verändert und Spike war sich sicher, dass es sich tatsächlich verändert hatte und nicht nur seine Vorstellung davon. Angels Schatten schien an jeder Ecke auf ihn zu warten, bereit ihn endgültig in die ewige Verdammnis zu schicken.
Die Dämonen, die er auf seiner Suche nach der Lösung
seines Problems traf, erzählten mit gesenkter Stimme von den Taten seines Grand
Sires und meistens vollendete er dessen Werk, weil die gewünschte Antwort nicht
kam und er wirklich in Killerlaune war. Weil er zu viel fühlte und es kein
Überdruckventil gab, außer den Kreaturen, die nichts mit seiner Frage
anzufangen wussten und ihrem Spott und den sich langsam anschleichenden
Zweifeln an seinem eigenen Plan.
Weil er einmal mehr in die Fußstampfen des
überlebensgroßen Angels trat und er nicht wirklich sicher bei seinen Schritten
war. Nicht innerlich total übereinstimmte mit dem Kurs, den er angepeilt hatte
und trotzdem keinen anderen Pfad fand, der ihn näher zu seinem Ziel brachte.
Dem Slayer.
Weil der Hass auf Angel zwischenzeitlich nicht größer als
der Hass auf sich selbst war.
Weil es noch immer nicht ausreichte, dass er sich selbst
richtete.
Er sich nicht vorstellen konnte, dass eine Seele noch
einen Unterschied in seiner Misere machen konnte. Das Konzept einer Seele hatte
er sowieso nie ganz verstanden. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass er
jemals weniger als Vampir gefühlt hatte, wie als Mensch. Und er konnte sich
noch zu gut an seine ersten Jahre als Frischling erinnern. Die Hierarchie wurde
nur verschoben, die menschliche Gesellschaft durch die Blutlinie ersetzt. Aber
der Aufbau war derselbe, die Erniedrigungen genauso stechend und der Wille zum
Widerstand wurde nur mit zunehmender Entwürdigung und mehr Erfahrung geboren.
Er hatte als Vampir zwar endlich eine dunkle Königin, die
seine Zuneigung erwiderte, aber nur wenn er sich ihrer würdig erwies und der
Schmerz? Etwas woran man sich gewöhnte, ihn in den Alltag integrierte, solange
bis er nichts mehr negatives hatte, sondern nur ein weiterer Weg um am Leben zu
sein, Erfüllung zu finden. Vielleicht eine der klarsten Parallelen zwischen ihm
und dem Slayer. Wie sie hatte Angelus ihn in Schmerz unterrichtet, nur hatte
Drusilla seine Wunden geleckt, ein perfekter Kreislauf.
Eine perfekte Symbiose bei der er immer am gewinnenden
Ende war.
Aber dieser Schmerz war neu, die Art wie der Slayer ihn
fühlen ließ, war beängstigend. Er kannte seine Obsessionen zu gut. Die Liebe
war eine davon. Konsumierend. Wie Feuer bis nichts als Asche von ihm
zurückblieb. Ohne Funke, weil er ihrer nicht würdig war und nicht begreifen konnte,
warum sie ihn nicht an sich heranließ. Diese Eisschicht um ihr Herz aufbaute.
Weil eine Seele für ihn keinen Unterschied machte, aber
für sie.
Weil er sie mit Seele vielleicht, unter Umständen,
eventuell wirklich nicht bedrängt hätte. Oder zumindest schon lange vorher in
ihren Händen gebrochen wäre. Darla hat ihn gelehrt, das Kreaturen mit Seele
immer etwas zu verlieren hatten, auch wenn sie nur noch eine wimmernde,
fleischige Masse auf dem Boden waren. Begriffen hat er es nie.
Angelus mit Seele war für ihn nur ein Dämon an der Leine,
so wie bei der Boxerrebellion, in Sunnydale oder hier in LA. Etwas das weniger
sadistisch und ein wenig umsichtiger war. Der ein Blutbad nicht mehr als reines
Vergnügen wahrnahm, sondern dem sich die Frage stellte, wessen Blut vergossen
wurde. Spike stellt sich diese Frage seit fast drei Jahren täglich, weil er
keine Lust auf betäubende Migräne hat, er sowieso einen Maulkorb trägt und der
Schoßhund der Jägerin war. Gewesen war. Ist.
Also worin liegt der Unterschied? Aber wenn die Bitch
meint, dass sie es verdient hat, dann würde er diesen Funken finden, der
hoffentlich ein Feuerwerk in ihr auslöste. Er war für Dru einmal um den halben
Globus gereist, um in Frankreich eine zweite Miss Edith zu finden. Weshalb
sollte er für den Slayer keine Seele finden? Weshalb war es für die Dämonen ein
so unmögliches und wagwitziges Unterfangen, das er anstrebte?
Spike verstand es nicht und er hatte gerade keine Lust
sich darüber Gedanken zu machen. Deshalb steuerte er eine Bar an, deren
Stammkunden Menschen waren und wo er in Ruhe seine miese Stimmung ungestört in
Alkohol ertränken konnte. Zumindest solange bis er seine Killerlaune soweit
betäubt hatte, dass er nicht jedes potentiellen Dämonenopfer sofort
ausschaltete, ohne ihm Fragen zu stellen.
Denn er brauchte immer noch seine Antwort.
Die Kneipe hatte den Charme einer Hafenhure, billig und
verdorben.
Das Bild hinter der Bar weckt etwas, so wie die
Atmosphäre. Spike erinnert sich daran, dass die Meerjungfrau das Symbol der Prostitution
in Europa war, vor einer langen Zeit und er selten Blutbäder in diesen
Establishments angerichtet hat, weil es zu banal erschien. Er lieber die Freier
davor abpasste und Darla eine Vorliebe für den Inhalt der Bordelle hatte. Sie
beide ein Faible dafür entwickelten und mit der Zeit eine gewisse Sympathie
füreinander bei ihren gemeinsamen Jagdzügen. Sie ihn sogar in einige Tricks
unterrichtete, wenn sie wieder einmal gelangweilt von Angelus’ langandauernden
Psychospielen war und er stolz war, dass sie ihn zeitweise Ernst genug nahm, um
ihm etwas beizubringen.
Dem Frischling. Drus zänkischem Childe, ihr beschützender
Romeo.
Kurz fragt er sich, was aus Darla geworden und wie sie
gestorben ist, denn ihren Tod hat er gefühlt. Darlas einzige Schwäche war
Angelus, ansonsten war sie eine kluge Frau und meisterhafte
Überlebenskünstlerin. Einmal sah er sie in einem Mob von zwanzig Männern, sie
verlegte den Kampf in ein Zimmer und kam fünf Minuten später bluttriefend aus
dem Raum, mit dem triumphierernsten Lächeln, das er jemals an einer Kreatur
gesehen hatte.
Er war der Glückliche, der ihren Triumph mit ihr feiern
konnte. Sie waren allein bis auf die verstreuten Leichen der Gäste, die sich
nicht dem Pöbel angeschlossen hatten und von seiner Hand ihren Tod fanden.
Darlas Motive für das spontane Blutbad wurden später nicht angezweifelt oder in
Frage gestellt. Sie war die Herrin. Angelus schickte ihn aber im Anschluss für
drei Wochen in ein Meer von Schmerz. Dru verbannte ihn für drei Monate aus
ihrem Bett.
Es war die Sache wert gewesen. Darlas Gunst war
erinnerungswürdig.
Die Frage, warum er und Angel immer für dieselben Frauen
fallen, beschäftigt ihn länger, während er die Verzweiflung und
Hoffnungslosigkeit der Bar einatmet, wie ein kostbares Parfum und dann den Mann
ansteuert, der beides ausströmt und den Geruch von Angel.
Weil er etwas vertrautes gefunden hat und neugierig ist,
was die drei Aromen in so perfekten Einklang bringt und er weiß, dass er
genauso riechen muss. Zumindest für die Dämonen, denen er begegnet und den
Slayer.
„Stört es dich wenn ich mich hier hin setzen, mate?“
Spike wartet nicht wirklich auf die Antwort.
Als er sie bekommt, perlt sie an ihm ab, wie ein
Bluttropfen auf seinem Ledermantel.
Der irgendwo im Summers Haus liegt oder wahrscheinlich
zwischenzeitlich verbrannt worden ist oder als Zutat für einen bösartigen
Spruch der Hexe für seine Person benötigt wird. Er vermisst den Mantel, seinen
Geruch. Er hat ihn beinahe ein Vierteljahrhundert begleitet und ist zu einem Teil
von ihm geworden. Lebendige Geschichte. Lebendiger als er allemal. Und er fühlt
sich ungeschützt, verwundbar ohne ihn.
Der Gedanke ist albern.
Der Ledergeruch hat seinen im ersten Moment überdeckt, mit
ihm war er nicht Angels oder Darlas oder Drusillas Childe aus dem Orden des
Aurelius, sonder Spike. Bad Ass. Ein eigenständiges Individuum, das zwei
Jägerinnen besiegt hatte, seine eigene Gang anführte und eigene Pläne
verfolgte. Ein Dämon musste sehr gute Sinne und eine lange Zeit in seiner
Gegenwart verbringen, um etwas anderes als das wahrzunehmen.
Oder alt genug sein, um die gesamte Geschichte zu kennen.
Dem Slayer reichten drei Jahre in Angels Armen, um ihn als
sein Erbstück mit einem Atemzug zu erkennen. Wenn sie den Duft suchte. Etwas
das sie oft tat. Das dieser vertrauter Geschmack möglicherweise der einzige
Grund war, warum sie ihn überhaupt erst zwischen ihre Schenkel und in ihren
hübschen, grausamen Mund nahm. Die Augen schloss. Weil es für sie dann echter
war. Weil seine Gegenwart durch Angels ersetzt werden konnte, wenn sie sich
hart genug auf ihre Phantasie konzentrierte. Weil er aus derselben Blutlinie
ist, der Unterschied in feinen Nuancen liegt und er in den ersten Jahren selbst
Schwierigkeiten hatte, die Familie am individuellen Aroma auseinander zu
halten. Er nur kurz die Witterung aufnehmen musste, um einen Angehörigen zu
finden, aber oft genug von dem Ergebnis unangenehm überrascht worden ist.
Die Aggression nur eine weitere Zutat in seinem Mix ist.
So wie die Bitterkeit.
Wundert sich, ob es das gewesen ist oder weil er ein Ding
für sie gewesen ist, ein Schwanz mit Sonderfunktionen oder weil er absolut
nichts für sie war oder genauso tot, wie sie sich fühlte.
Spike wundert sich über viele Dinge, in den letzten Tagen
seit dem Zwischenfall in ihrem Bad. Er hat das Rauchen wieder angefangen. Alte
Gewohnheiten sterben langsam und er an dieser sowieso nicht. Er ist wieder
dabei seinen Geruch mit Alkohol und Zigaretten überdecken, weil jeder hier in
LA ihn mit Angel in Verbindung bringt und er nicht sicher ist, wie lange es
ratsam für ihn ist, sich noch hier aufzuhalten.
Bis sein Grand Sire in all seiner rechtschaffenden und
glühenden Glorie hinter ihm auftaucht und verdiente Rache an ihm nehmen will
und er hat darauf keine Lust. Und das ist merkwürdig, weil Spike sich nicht
daran erinnern kann, wann er zuletzt einem Kampf mit Angel aus dem Weg gegangen
ist. Bewusst. Spike hat versucht vorsichtig zu sein, die Morde an den Dämonen
als Weitsicht klassifiziert und nicht als Ausbruch hilfloser Wut.
Wenn er will, kann er vieles für sich rechtfertigen.
Nur nicht, warum er sich ausgerechnet neben diesen Mann
gesetzt hat.
Es ist unklug und er nicht dumm, egal was andere von ihm
halten.
In den letzten hundertfünfzig Jahren hat er mehr menschliche
und dämonische Sprachen gelernt, als Peaches jemals in sein Hirn gebracht hat.
Trotz des Altersvorteils. Latein, altgriechisch und französisch beherrschte er
schon bevor Dru einen Finger an ihn gelegt hatte. Der Rest nur eine Frage des
linguistischen Talents. Er ist sich sicher, dass er es jederzeit mit Rupert in
Recherche aufnehmen könnte, wenn er wollte. Mit jedem Watcher. Aber Geduld ist
keine herausstechende Eigenschaft von ihm.
Der Mangel davon hat ihn überhaupt erst in diese Situation
gebracht. „Ganz schön abgefuckt, alles.“
Sein Blick geht zu seinem Nebensitzer, den er zum ersten
Mal richtig ansieht und er weiß, dass er der perfekten Beute gegenübersitzt.
Auf den ersten Blick und wenn er weniger Erfahrung hätte.
Dieser Mann kann Meistervampire täuschen, aber nicht ihn,
der in den letzten drei Jahren unter Menschen gelebt hat. Menschen, die sich
über die mystischen Kräfte in dieser Welt im klaren sind. Spike kann die
unbewussten Reaktionen im Körper des anderen genauso klar lesen, wie das lange
Training dieses Unbehagen zu unterdrücken. Eine Mischung von Giles, Xander und
Willow läuft in seinem Körper ab. Sein neuer Kumpel hat lange Zeit in Gegenwart
eines Vampires verbracht. Eines speziellen.
Das Krausen der Nase, die blasierte Haltung, die er
automatisch annimmt, erinnert ihn an seine ersten Opfer vor all den Jahren. Er
fragt sich, wer am Ende bei diesem Kampf lebend hervorgehen würde, nachdem er
die muskulösen Unterarme ebenso wie die sehnige Gestalt mit einem kurzen Blick
umfasst.
Spike glaubt, dass er diese Konfrontation genießen würde,
lächelt bei dem Gedanken.
„Jaah... Ziemlich abgefuckt.“ Die richtige Antwort für ihn
und Spike bietet ihm eine Zigarette an.
Die Augen sind der einzige Lichtpunkt im Gesicht des
anderen, der Rest ist dunkel. Alles ist dunkel, seine Stimme, seine Kleidung,
seine Mimik. Hochgeschlossen und vorsichtig. Intelligent und umsichtig.
Verzweifelt und selbstmordgefährdet. Er mag diese Mischung.
Die Zigarette nimmt er an, so wie das angebotene Feuer und
Spike ist angezogen von dem Schmerz, den er ausstrahlt und der Bitterkeit. Ihm
wird klar, dass dieser Mann jünger ist, als er im ersten Moment dachte. Anfang
Dreißig. Höchstens. Mit dem Blick eines hundertjährigen. Zu viel gesehen, um
noch zu versuchen eine Sinn in dieser Welt zu finden. Zu ausgebrannt, um sich
zu sorgen.
Er lässt die Flamme mit einem kleinen Bedauern
verschwinden. Beobachtet, wie er den Rauch bedächtig inhaliert,
selbstvergessend. Ihn in sich aufnimmt und eins wird und Spike überlegt, was er
noch bereit wäre tödliches von ihm aufzunehmen, zwischen seinen vollen Lippe
verschwinden zu lassen oder woanders und er rutscht ein wenig auf dem
Barhocker, um eine neue bequemere Stellung auf dem harten Holz zu finden.
Versucht sich an die Sprüche zu erinnern, die ihn früher zu einem schnellen
Fick brachten.
Seine Fast-Fuck-Tage scheinen so weit weg zu sein.
So wie die Happy Meals.
Aber der Mann nimmt ihm die Aufgabe ab, „Engländer?“
Und das ist kein bekanntes Terrain für sein Gegenüber
erkennt Spike, das Abschleppen eines Fremden. Eines Vampirs und er ist nicht
ganz sicher, ob er es bis jetzt nur auf der unbewussten Ebene weiß oder es
tatsächlich begriffen hat.
„Jap.“ Und er strapaziert sein Glück ein wenig mehr. „Bin
aber... Hier aufgewachsen.“
Er nickt. Ansonsten keine Reaktion. Gefangen in der
eigenen Misere. Schließlich von ihm, „Ich bin seit ein paar Jahren hier.“
„Und vermisst du es?“ Das Gesprächsthema ist unverfänglich
und außerhalb der Heimat immer interessant genug, um tiefer ins Gespräch zu
kommen. Genauso wie Fußball oder Bier. Die besten Fish and Chips. Die
beste Gleitcreme. Die beste Stellung, um den anderen in die Bewusstlosigkeit
vögeln.
Spike merkt, dass sein Appetit wächst.
„Nein.“ Die Silbe erzählt eine eigene Geschichte, egal wie
kurzangebunden sie ist.
„Ich vermisse nur die gute alte Zeit.“ Der Blick des
Mannes ist kritisch und zum ersten Mal in der Gegenwart. Spike geht auf Nummer
sicher, „Die Achtziger waren die beste Zeit meines Leben.“
Und es stimmt, vom Punkt eines kaltblütigen Vampirs waren
sie es.
Dru und er im Undergroundvibe von New York, seine
Prinzessin in der Gotikszene, die perfekte Verschmelzung. Sie pflückte
Wanna-be-Vampires wie reife Himbeeren und er lehnte sich zurück und genoss das
blutige Schauspiel. Er legte sich spaßeshalber mit Bodybuildern an,
Motorradgangs, anderen Vampirclans, zog einen Pfad der Zerstörung und des Chaos
quer durch alteingesessene Familien. Quer durch die Staaten, weil es irgendwann
für seine Königin an seiner Seite in einer Stadt zu gefährlich wurde.
Weil er sich schnell eine Reputation erwarb. Überall.
„Du konntest Dinge tun, für die du heute...“ Gnadenlos
gejagt werden würdest.
Aber das war damals schon der Fall gewesen. Er war immer
ein Rebell gewesen, der mit Autorität ein Problem gehabt hatte und nachdem
seine Ältesten ihn mit Dru im Stich gelassen hatten, konnte er tun und lassen
was er wollte. War niemanden Rechenschaft schuldig und die Punkszene war ein
Vibe, der mit seiner Vorstellung übereinstimmte, aber nicht Drus. Was
letztendlich nach Europa führte und Prag und zurück nach Amerika auf den
Höllenschlund und er die Verantwortung übernahm. Weil sein ungestümes
Temperament nicht mit einem domestischen Lebensstil einherging. Und es seine
einzige Verpflichtung war, sie zu beschützen.
Wenn nötig vor sich selbst.
„Heute...“ War er allein und er mochte es nicht.
Hasste die Außenseiterposition, in die er gedrängt worden
ist, von den Überresten seiner Familie, der Initiative und dem Slayer. Hasst
die Einsamkeit und das Wissen, dass er für eine Sterbliche gefallen ist. Hasst
so viel mit einer neuen kalten Wut, die er nicht einordnen kann, weil er
solange er sich erinnern kann, immer heiß gehasst und geliebt hat und nie mit
Kalkül. Nie berechnend. Sich nie von der Welt und ihren Möglichkeiten abgewandt
hat und dieser Wunsch nach Veränderung nicht seinem Naturell entspricht. Er war
immer ein Idiot in der Liebe, aber nie mit so offenen Augen und so vielen
Warnzeichen auf seinem Weg.
Spike fragt sich zum ersten Mal, ob er sich es einfach machen soll. Einfach weiterziehen nach New York oder Seattle oder Detroit. Kalifornien, die endlose Sonne und den Höllenschlund hinter sich lassen und irgendwo neu anfangen. Ohne einen Blick zurück.
Den ‚Heute’ war keine gute Zeit.
Heute war beschissen, weil er nie jemanden verletzt hat,
den er liebt, außer er wurde darum gebeten. Und er hat Buffy verletzt und zum
ersten Mal erlaubt er sich, den Zwischenfall mit ihren Augen zu sehen.
Alles was er sieht ist ein krankes Monster.
Das Zittern in seinen Händen widert ihn an, aber er kann
nichts dagegen tun, „Ich hab etwas echt beschissenes getan.“
Das hört sich so gottverdammt normal an.
Anders als, ‚Ich habe versucht die Liebe meines
Unlebens zu vergewaltigen, weil ich rot gesehen habe. Blutrot. Und ich nie
gedacht habe, dass das in meiner Natur liegen kann.’
Er kann das Salz in seiner Kehle schmecken und ihre
Schreie in seinem Kopf hören, versucht sie wegzuwischen. Erfolglos.
„Solange du niemand umgebracht hast.“ Die Worte sollen
trösten, Spike weiß das, aber er kann das Bedürfnis zu Lachen fast nicht
unterdrücken.
Spürt die Hysterie in ihm.
Wie sie seine Speiseröhre hoch kriecht und wieder
runtergeschluckt wird. Krampfhaft.
Denn er hat jemand umgebracht, den letzten Funken William,
der noch in ihm brannte und ist jetzt auf der Suche danach.
Die paar zehntausend Morde dazwischen zählen im Augenblick
nicht, sind nicht wichtig, weil sie unpersönlich waren. Ihn nicht berührten. Er
die Leben nicht weiter beeinflusste, sondern nur zum Sprung ansetzte und sich
nahm, was er wollte. Ohne Konsequenzen.
Im Gegensatz zu Angelus hat er nicht ganze Familien
systematisch ausgelöscht, sondern nur diejenigen, die sich in Reichweite
befanden. Die das Pech hatten ihn zu treffen oder seine Aufmerksamkeit zu
erregen. Zufallsprinzip. Göttlich. Nicht mit dieser teuflischen Präzision die
Angelus besaß und die Dru in den Wahnsinn trieb und zeitweise Darla und
meistens ihn. Weil er es als Zeitverschwendung ansah zu warten und zu
präzisieren.
Seine Opfer waren am Ende genauso tot, wie Angels.
Nur schneller.
Worin bestand der Unterschied?
Es gibt keinen. Nur hat er einen Teil von sich auf
dieselbe impulsive Weise zerstört, etwas von dem er nicht einmal wusste, dass
er es noch in sich trug, bis es zu spät war und der Verlust deshalb umso
schmerzhafter für ihn ist.
Er diesen Funken Menschlichkeit zurückwill, weil es alles
ist, das ihn von einem Tier trennt.
„Ich auch.“ Beinahe hat er vergessen, worauf der Mann sich
bezieht und als er sich daran erinnert, hat es trotzdem etwas tröstliches.
Black black heart, why would you offer more?
Why would you make it easier on me to satisfy?
I'm on fire, I'm rotting to the core,
I'm eating all your kings and queens,
All your sex and your diamonds.
#
As I begin to lose my grip
On these realities your sending,
Taste your mind and taste your sex,
I'm naked underneath your cover.
Covers lie and we will bend and borrow
With the coming sign.
The tide will take, the sea will rise and time will rape.
In dem Moment, in dem die Tür hinter ihm einrastet, ahnt
Spike, dass er dabei ist einen großen Fehler zu machen. Die Umgebung hält
beinahe noch mehr Erinnerungen für ihn bereit, als die heruntergekommene
Kneipe. Denn dreckige Hintergassen ändern sich nie, nie tiefgreifend, nie mehr
als oberflächlich und er beobachtet den Mann – Wes – wie er tausend Mal vorher
ein Opfer beobachtet hat.
Beinahe selbstverständlich fällt er in eine eingetrimmte
Routine, die ihm nicht gefällt. Schätzt die Distanz zwischen den Gebäuden und
Müllcontainern, findet den uneinsichtigsten Platz und prägt ihn sich ein. Nimmt
die Entfernung zur belebten Hauptstrasse wahr und den Lärmpegel der Kneipe.
Überprüft Wes’ Kampfstärke, seine Schwächen und sein Widerstandwille.
Wird zu sehr zum Jäger und Wes zur Beute.
Ein Gedanke, der ihn noch härter werden lässt.
Ein Gedanke, der ihm nicht gefällt. Und Wes macht es nicht
einfacher für ihn, „Ich mag es unterdrückt zu werden. Ich mag es wenn man mir
weh tut.“
„Ich weiß.“ Ein Teil von Spike brüllt in Triumph auf,
übertönt seinen Verstand und Chip, denn wenn sein Gegenüber es mag, ist nichts
verletzendes darin. Nichts das sein Gehirn in Schmerz explodieren lässt. Oder?
Seine Finger fummeln klamm an dem Gürtel herum, „Du warst mal ziemlich hübsch,
nicht wahr? Bevor man dich zu sehr verletzt hat.“
Er ist sich nicht sicher, wo die Worte herkommen, aber er
weiß, dass Wes einmal hübsch war und rein und moralisch. All das was ihn
ankotzt. Und Spike will ihm sagen, dass er jetzt zwar nicht mehr hübsch, aber
dafür schön ist, die dunkle, reife Schönheit, die einen für die Ewigkeit in den
Bann ziehen kann. Die einen Meistervampir in Versuchung führt vor einem
Sterblichen auf die Knie zu gehen und diese Schönheit zu huldigen und
anzubeten. Mit den Händen und dem Mund, er braucht nicht zu atmen, er könnte
ihn solange mit dem Mund ficken, bis seine Beine unter ihm nachgeben. Bis er
eine bettelnde, zuckende Masse auf dem schmutzigen Boden ist. Bis er in den
Nachwehen seines Orgasmus ohnmächtig wird.
Spike könnte vieles. Er beschränkt sich auf seine Hände.
Mag das Gefühl der Fülle und verzweifelten Härte in seiner
Hand und das eines ungeschnitten Schwanzes. Etwas das er bei den Amis nie
verstanden hat, wie sie ihren Söhnen diese Wahl abnehmen können. Spielt mit der
Vorhaut, streift über die Spitze, verreibt die langsam herausquellende
Flüssigkeit. Ist fasziniert von der Wärme und Lebendigkeit in seiner Hand, dem
Pumpen des Herzschlages, ist eingenommen von dem Unterschied zu seiner eigenen
Erektion, die sich immer kalt anfühlt und deren einzige Variationen, die
zwischen hart, steinhart und stahlhart sind.
Spike taucht weiter in die Lebendigkeit seines Gegenübers
ein. Atmet hart seine Erregung und Hoffnungslosigkeit ein. Fühlt wie sein Dämon
mit jedem Schlagen des Herzens weiter an die Oberfläche kommt, er
unwiderstehlich von dem Hals angezogen wird. Er ihn schmecken *muss*, weil er
ansonsten durchdreht und er nicht sicher ist, ob es klug war, als seine Zunge
über den Nacken leckt. Die Narbe zu ignorieren versucht, die zeigt wie nahe Wes
den Tod an sich heranlässt. Wie nahe er ihm ist. Weil er sich beherrschen muss,
sich nicht gegen ihn zu reiben, ihn nicht gegen die Wand zu nageln und nichts
anderes als seine menschlichen Zähne gegen das zarte Fleisch seiner Kehle zu
pressen.
Er nicht weiß, ob es für Wes überhaupt einen Unterschied
machen würde.
Er nicht sicher ist, ob es für ihn noch einen macht.
Dreht ihn beinahe unbewusst, weil er die bereitwillige
Niederlage nicht mehr sehen kann und er so verdammt schön in diesem Augenblick
wirkt. Betörend. Hilflos. Nichts als Dunkelheit und Leidenschaft. Wes einen
schmaler Grat direkt über dem bodenlosen Abgrund wandert, jederzeit bereit das
Gleichgewicht aufzugeben und zu fallen.
Spike mit ihm fallen will. Es nicht kann.
Wieder hart gegen seinen Hals atmet und sich fragt, wann
er jemals von einem Handjob so angeturnt war und es nicht mehr weiß. Sich
keinen ins Gedächtnis rufen kann, der nicht seinen Schwanz involvierte. Mehr
von ihm spüren will, sehen will, wie weit sein Gegenüber bereit ist zu gehen.
Die Spucke ist nicht mehr als guter Wille auf seiner
Seite, Spike weiß aus eigener Erfahrung, dass es keinen großen Unterschied
macht. Ebenso wenig wie zögern. Sein Druck ist gleichmäßig, abtestend. Der Kopf
fällt nach vorne, schmiegt sich an die Wand und die Hand, die an ihr Halt
sucht, zittert. Sein lautes Atmen wird zurückgeworfen, in Wes’ eingewoben und
der Hals hat nichts von seiner Faszination für Spike verloren.
„Mehr.“ Kein artikuliertes Wort, eine primitive Bitte, so
jenseits von Würde und Selbstachtung und er kann nicht anders als ihr
nachzugeben, obwohl er weiß, dass es zu früh für ihn ist. Spike folgt ihm
dennoch auf die Knie. Setzt den harten Rhythmus fort, von dem er weiß, dass nur
Wes’ Bereitwilligkeit den Schmerz in sich aufzunehmen, ihn vor einer
Chipattacke schützt. Hört die Tropfen des Precum aufschlagen und die Erkenntnis
überkommt ihn hart und grausam, dass er dabei ist, Wes genauso zu zerschlagen,
wie die Tropfen auf dem Asphalt.
Ihn genauso auflösen wird, wenn er ihm nachgibt.
Denn er will ihn. Will ihn für sich. Will ihn ganz.
Will all die Verzweiflung und den Schmerz bis auf den
letzten Tropfen aus ihm heraussaugen und etwas Neues schaffen. Ihm einen Teil
von seinem Schmerz aufladen. Will die Ewigkeit mit einem Gefährten teilen, der
so selbstlos geben und empfangen kann. So ein perfekter Vampir werden könnte.
Ihn in so vielen Punkten an ihn selbst erinnert. Ihn in so vielen Punkten
übertreffen könnte. Will die Einladung annehmen, die dieser Mann so offensichtlich
anbietet. Denkt, dass es eine echte Verschwendung wäre, die Gelegenheit
ungenutzt verstreichen zu lassen.
Will ihn schreien hören. Will ihn so hart ficken, bis er
blutet. Will ein Childe.
Der Orgasmus ist kalt und schockierend für Spike, weil es
keinen physischen Anreiz dafür gibt und ihm so etwas seit ungefähr
hundertfünfundzwanzig Jahren nicht mehr passiert ist.
So wie er noch nie ein Childe erschaffen wollte.
Der Schmerz explodiert an einer unerwarteten Stelle,
seinem Herz. Friert ihn für den Bruchteil einer Sekunde ein, bevor er sich
hilflos gegen die nächste Wand rettet. Spike hat Anarchie immer genossen, aber
nicht in ihm. Hasst dieses Chaos von ineinanderfließenden Wertvorstellungen.
Weltvorstellungen. Wahnvorstellungen.
Der Mann am Boden kommt langsam zu sich, verwirrt,
aufgrund er jähen Unterbrechung, offensichtlich noch in einer anderen Welt
gefangen. Spike kann es ihm nachfühlen. Versucht ihn aufzuwecken und vielleicht
sich. „Was hättest du gemacht, wenn ich dich gebissen hätte?“
Er fummelt an seiner Hose, versucht etwas Würde in die
Situation zu bekommen, in dieser Haltung mit glitzerndem Schwanz zwischen den
Oberschenkeln keine einfach Aufgabe. Aber er schafft es irgendwie.
„Dich getötet.“ Zu leidenschaftslos für eine Statement.
Und Spike glaubt ihm nicht, tastet nach dem vertrauten
Holz in seinem Rücken, holt langsam den Pflock aus dem Bund seiner Jeans, der
sich dort seit ungefähr zwei Stunden befindet und den er ihm ziemlich zu Beginn
ihres Zusammentreffens in der Bar abgenommen hat. Das Wiedererkennen und die
Erkenntnis flutet kurz über den Mann am Boden und Spike fühlt wieder etwas, von
dem er ebenfalls meinte, dass er schon eine Weile hinter sich gelassen hat.
Mitgefühl.
Er lässt den Pflock fallen, nicht bereit ihn noch weiter zu erniedrigen. Versucht wieder auf neutralen Grund zu gelangen, „Du riechst nach Angel...“
Nicht das was Wes hören will und nicht das was er sagen
wollte.
Aber er hat keine Ahnung, wie man die Worte, ‚Du
verdankst meinem unerwarteten Orgasmus dein Leben und ich hätte die Ewigkeit
deines Todes zu gerne mit dir geteilt,’ elegant formuliert. Wie man den
Fehlstart in ein neues Leben, ohne großes Aufsehen behebt. Wie man unberührt in
sein altes zurückspringt. Ohne das sich etwas verändert hat. Denn es hat sich
etwas verändert, hier in dieser Hintergasse, in ihm.
„Sag ihm... Sag ihm, dass ich hier war. Und... Dass es mir
leid tut wegen... Wegen Buffy.“
Und es hört sich in seinem Kopf besser an, als laut
ausgesprochen. Wie viele Wahrheiten in seinem Leben und er gibt einmal der
Versuchung nach und wagt den großen Abgang seines Grand Sires. Kommt nicht
weiter als bis zur Hauptstrasse, lehnt sich außerhalb des Sichtfeldes gegen die
Wand. Hat in seinem Geist einen freien Blick auf Wes.
Sieht seine Hände auf seinem Schwanz. Ist wieder hart.
Spürt ihn kommen.
Schmeckt das Blut in seinem Mund. Hört seinen
Zusammenbruch.
Fragt sich, ob die Tränen in seiner Kehle für Buffy oder
Wesley oder ihn sind.
Beschließt, dass es nicht wichtig ist.
Macht sich auf die Suche nach seiner Antwort.
Versucht den missglückten Neustart in ein Leben zu
vergessen, ist gut darin, bis er endlich versteht, was eine Seele ist und dass
es zu spät dafür ist, sie gegen die Entfernung des Chips einzutauschen.
Dass er manche Dinge auf die harte Tour lernen muss und er
redet jetzt oft mit Darla, Drusilla, Angelus und Buffy, aber die meiste Zeit
ist er dabei allein.
Mit Wes redet er nie.
Vielleicht weil er auch jetzt nicht die richtigen Worte
dafür findet.
Black black heart, why would you offer more?
Why would you make it easier on me to satisfy?
I'm on fire, I'm rotting to the core,
I'm eating all your kings and queens,
All your sex and your diamonds.
~David Usher – Black black Heart~
~*~Fini - Blue to blue~*~