Autor: Astarte
E-Mail Adresse: astarte@fan-arts.net
Titel: Bad Habit
Altersfreigabe: NC-17
Teil: 1/1
Spoiler: up to Lost 1x23 - 1x25 Exodus Part 1-3
Inhalt: Sind Vaterkomplexe nicht unterhaltsam? Jack steht
etwas neben sich, Sawyer steht etwas über ihm und am Ende stehen sie beide
nicht mehr. Ha! *bringt euren eigenen dreckigen Witz ein, es ist alles an Spaß,
was ihr kriegen werdet*
Improvechallenge1#
von Trisha: Jack/Sawyer, NC-17,
Lost 1x23 ‘Missing-Scene’, Heiligenschein, Kleiderbügel und der Rest ging
leider in der Formatierung verloren.
Hauptcharakter(e)/Paar(e): Jack/Sawyer (und Christian Shephard)
Disclaimer: Sie gehören mir nicht... Alles Damon
Lindelof, J.J. Abrams und ABC! ‘You know how I
do’ von Taking Back Sunday!
Kommentar: Wer hätte gedacht, dass meine erste Lost-Fanfic ein
so ausschweifender Jack-PoV wird? Yeah, und noch dazu so männlich, vernünftig
und tiefgründig... *ironic sneer* Ich hoffe der eigentliche Sexpart entschädigt
irgendwie für die Länge, relative Realitätsnähe und die zweite Person. Trisha
wollte angsty 1x23 Sawyer/Jack-JungleSmut, ich konnte mich nicht entscheiden,
wer wen toppt, was zur Folge hatte, dass ich mich plötzlich außerhalb des ‘Hot
men fuck each other because it’s hot’-universe befand und anfing über Jacks Charakter,
seinen Vater und die Staffel nachzudenken. Altbekannte Verweigerungsstrategie
von mir, wenn gedankenloser Smut gefordert wird. Ich denke, ich habe mit ‘Bad
Habit’ jede Regel gebrochen, die für Hot!Slash gelten sollte, aber für die
Zukunft dazugelernt und die Tür aufgestoßen, die zu unkomplizierten
Snarky!Jungle!Slash führt... Nur nicht in dieser Geschichte! Aber ich liebe die
Jack/Sawyer-Kombi...*sigh*
Meine Muse hat sich
außerdem geweigert, dass Jack in der ‘Missing Scene’ heulend in Sawyers Armen zusammenbricht
oder generell eine Sissy ist, was dem ganzen eine etwas dunklere Nuance
verleiht als von mir zu Beginn erwartet. Ich wollte wirklich eine fluffy ‘Alles
wird gut!’-Comfort-Story schreiben, aber ich kann einfach nicht den Hurt aus
meinen FanFics lassen. Ich weiß, wie unkreativ! *tsk* Ich sollte mich echt auf
PWP-Drabbles besinnen, anstatt auf Monster... *setzt das auf ihre To-Do-Liste*
Trisha ist für die
gnadenlose Hotness des Covers verantwortlich und ich bin damit glücklich, es
einfach minutenlang anzustarren... Damn, these two are HOT!!!! *knuddelt Trish bis ihr die Luft wegbleibt*
Bad Habit
So sick,
so sick of being tired.
And oh so
tired of being sick.
We're both
such magnificent liars.
So crush
me baby, I'm all ears.
So
obviously desperate, so desperatly obvious.
I'll give
in one more time and feed you stupid lines all about its basic...
Du
läufst und du bist dir nicht sicher wohin.
Setzt
nur einen scheinbar unbeirrbaren Schritt vor den anderen und versuchst daran zu
denken, dass du ein Ziel hast und nicht nur den Wunsch, Abstand zwischen dich
und Sawyer zu bekommen. Zwischen dich und deinen Vater. Zwischen dich und deine
Gefühle. Du bist darauf trainiert. Zur Hölle, Selbstbeherrschung war eine
Grundlage deines Studiums und deiner gesamten Kindheit.
Aber du
hast dir diese Disziplin nie wirklich angeeignet.
Diese
Lektion ist dir nie wirklich in Fleisch und Blut übergegangen und du denkst,
dass das ein fataler Fehler sein könnte hier auf dieser verfluchten Insel und
nicht die mangelnde professionelle Distanz, wie du bisher angenommen hast. Dass
das eine doch mehr mit dem anderen zu tun hat, als du dir bis jetzt
eingestanden hast und du zwar immer gut darin warst, dich in einer akuten
Krisensituation zusammenzureißen, deine Finger nicht zittern zu lassen und
einen relativ klaren Kopf zu bewahren. Es trotzdem nichts daran änderte, dass
deine erste Reaktion ungefilterte Panik war, als du nach deiner ersten OP
alleine im Krankenhausbadezimmer gestanden hast. Du deine Entscheidung Arzt zu
werden bereut hast. Du deinen gesamten Lebensweg bedauert hast, der dorthin
führte und du zitternd dein blutleeres Spiegelbild angestarrt hast und dich
ungläubig gefragt, warum du dir das antust. Ob es das wert ist. Im Endeffekt.
Du dich
übergeben hast, anstatt deine Frage ehrlich zu beantworten, weil du deine
Empfindungen nicht länger dementieren oder halten konntest und es einfacher
war, sich ihnen einfach zu ergeben, als zu denken. Es nicht das einzige Mal
blieb, in dem du alles angezweifelt hast, in den Jahren als du Assistenzarzt
warst. Es wurde dir gesagt, dass diese Reaktion vollkommen normal ist, sogar
gut für deine Psyche und du hast den Mund gehalten und deine Zweifel unter
einer weiteren Maske der Zuversicht und Professionalität begraben, die von Zeit
zu Zeit Risse bekam.
Du
denkst dabei noch nicht einmal an deine erste Soloprozedur und die nette
Geschichte, die du Kate erzählt hast und deren Ende du ausgelassen hast. Oder
den Mittelteil, den die Patientin war in Ordnung. Du hattest keine permanenten
Schaden angerichtet, niemand machte dir einen Vorwurf, außer du selbst. Aber
dass du ungefähr genauso lange zitternd auf dem Boden gesessen hast, wie deine
Patientin im Aufwachraum verbrachte, war kein Fakt, den du mit einer Fremden
teilen wolltest.
Gerade
überlebter Flugzeugabsturz hin oder her.
Diese
verzögerte Schockreaktion so sehr Teil von dir, dass du die Symptome früher
hättest erkennen sollen, gerade hier. Du hättest den Profs und deinem Dad mehr
Beachtung bei dem Thema schenken sollen, anstatt höflich zu nicken und darauf
zu hoffen, dass es besser wird, nachlassen wird, sich mit mehr Erfahrung von
selbst erledigt.
Deine
Zweifel und deine Fehler mit der Zeit weniger werden.
Die
Risse nicht dauerhaft dein Fundament angreifen.
Du
läufst und du spürst, wie du den weichen Waldboden unter deinen Füßen verlierst
und du hörst Sawyers Stimme, die dir all die Worte gegeben hat, die du je von
deinem Vater hören wolltest. Nach dem Eklat. Davor.
Du
weißt, dass Sawyer nicht gelogen hat.
Du
kennst dich mit Fassaden zu gut aus, um von ihnen getäuscht zu werden.
Du
weißt es, weil du das erste Mal das Gefühl hattest, dass er für drei Minuten
eine seiner Maske abgenommen hat und dich sehen ließ, dass er auch nur ein Mann
ist. Mit menschlichen Empfindungen und nicht nur der personalisierte
Selbstzweifel an all deinen Fähigkeiten. Eine Eigenschaft, die du in den
letzten Wochen, an ihm zu schätzen gelernt hast. Weil er die anderen lautstark
darauf hinweist, dass du nicht perfekt bist und auch nur ein Mensch. Sie das
ohne ihn zu leicht vergessen und du das in Zukunft vermissen wirst, wenn auch
sonst keines seiner wechselhaften Attribute.
Sawyer
bringt dich aus dem Gleichgewicht und du ahnst, dass dies gefährlich sein kann.
Du ihm
zwar dankbar für seine brutale Ehrlichkeit bist und es auch bis vor wenigen
Minuten warst. Aber es ganz gut ist, dass du ihn gerade zum letzten Mal gesehen
hast. Erleichtert, dass er bereit war, den makabren letzten Schlag deines
Vaters soweit für dich zu dämpfen, dass dir erst langsam klar wird, wie
gottverdammt universell er für deinen kleinen Kosmos war. Deine Welt ist am
schwanken und dein Seelenfrieden dabei sich zu verflüchtigen. Kannst den
schwarzen Humor darin sehen.
Dieser
abgefuckte Witz, in den sich dein Leben unausweichlich verwandelt.
Sawyer
ohne jeden Zweifel eine bewegte Vergangenheit hat und dabei zufällig deinem
Vater über den Weg gelaufen ist. Du kannst dir die Situation zwischen zwei
Fremden in einer Bar ohne weiteres vorstellen, trotzdem nicht deinen Vater, der
diese Aussagen über dich in einer Kneipenunterhaltung trifft.
Einem
völlig Unbekannten gegenüber. Natürlich nicht gegenüber der Familie.
Nie
gegenüber dir, ohne dass er sie mit eigenen Motiven versetzte, bis sie deine
waren.
Du
verstehst die Worte, die Gefühle und Motive dahinter, sie hämmern durch dein
Herz synchron zu deinem Pulsschlag, schwingen durch jede Faser deines Wesens
und hallen in deinem Schädel wider, bis das Echo sie unverständlich macht. So
laut, dass sie die Geräusche des Waldes nach und nach ausblenden. Du lautlos
durch das Laub läufst, das Gefühl hast zu schweben, weil du den Grund schon
lange nicht mehr unter deinen Schuhe spürst und du weißt, dass das Rascheln
fehlt, das dich begleiten sollte. Es da sein muss, aber du taub dafür geworden
bist.
Du
hörst diese ehrlich gemeinten Sätze eines verzweifelten Alkoholikers, der
nichts mehr zu verlieren hatte. In die Ecke getrieben von seiner Sucht und
deinem Gewissen und es nicht soweit hätte kommen müssen. Deine Familie zwar
nicht genug Funktionalität besaß, um sein Problem zu handhaben, dafür aber das
Geld für einen guten Therapeuten.
Dir
wird klar, dass ein Teil deines Vermögens hierfür draufgehen wird.
Verdammt
sei dein Stolz, du brauchst professionelle Hilfe. Du hast deine Ehe ohne
Wimpernzucken in die Brüche gehen lassen und in der Vergangenheit die
standardmäßig angebotene psychologische Unterstützung, an deinem Krankenhaus
für das Personal, als unnötig abgetan. Dich sogar für die Kürzung ihres Budgets
eingesetzt, im Ausgleich für ein neues CT. Aber du erkennst jetzt, dass
Psychologie ihre Daseinsberechtigung hat und du einen Therapeuten gebrauchen
könntest. Der Augenblick könnte nicht ungünstiger sein, deine Mastercard ist
unbrauchbar, so wie deine Vernunft und Locke erscheint dir zwischenzeitlich zu
suspekt, um seine Hilfe zu suchen oder einen seiner Ratschläge überhaupt in
Erwägung zu ziehen.
Sawyers
Sätze brennen sich währenddessen durch deinen Verstand, lassen deinen
Selbstschutz einstürzen, wie ein Gebäude das lichterloh in Flammen steht.
Worte, für die du dich jahrzehntelang auf eine Art abgeschuftet hast, die du
dir selbst nicht eingestehen wolltest. Willst. Aber so sehr du auch versuchst,
die Stimme deines Vaters zu hören, bleiben die Worte in einen Südstaatenakzent
getaucht.
Selbst
in der ersten Person bleiben sie unreal.
Idealisierte
Wunschbilder eines kleinen Jungen.
‘Es tut
mir leid. Du bist ein besserer Doktor, als ich es jemals war. Ich bin stolz.
Ich liebe dich.’
Du
gehst in die Knie und übergibst dich.
Du hast
gewusst, dass du nicht lange schweben wirst, bis du zurück auf die Erde
krachst.
Vielleicht
einer der Gründe, warum du gerannt bist, damit der Aufschlag härter wird und du
endlich aus diesem Albtraum aufwachst, der dich eingefangen hat. Der rationale Teil
deines Gehirns sagt dir, dass du unter einem psychologischen Schock stehst und
es unklug war, überhaupt alleine loszulaufen. Egal ob du ins dunkle Territorial
musst oder Sayid die Waffen aushändigen.
Dass du
Verpflichtungen übernommen hast, die dir schneller über den Kopf wachsen, wie
dieser verdammte Dschungel, die Stechmücken und die Hitze. Die Verantwortung
für eine Gruppe von Menschen dich plötzlich wie ein sehr reales tonnenschweres
Gewicht auf den Boden drückt. Zwar eine Höhle über dir eingebrochen ist, aber
du erst jetzt erkennst, wie es sich anfühlen muss, lebendig begraben zu sein.
Dass du dir nur vorgemacht hast, über all den Bullshit deiner Kindheit
hinwegzusein und deren Träume, dass dein Vater mehr in dir sieht, als die
Störung seines Scotch und Feierabends. Und das Bullshit ist. Du nie wirklich
erwachsen geworden bist. Dass daran all die Dinge nichts ändern, die auf deiner
Erwachsenenliste stehen.
College. Uni. One-Night-Stands. Doktortitel. Heirat. Haus.
Scheidung. Apartment.
Tod eines
Elternteils.
Der
emotionale Teil schreit, dass du verdammt noch mal alleine bist und sein musst,
um das hier zu verarbeiten, egal ob dieser verdammte Wald tödlich ist oder
nicht. Egal ob die anderen auf dich warten oder nicht. Du in diesem Zustand zu nichts
zu gebrauchen bist und dein Scheitern nur konsequent für deine Existenz ist,
wenn du einmal dein übersteigertes Ego außen vor lässt und deine Logik
einsetzt. Du spürst die nächste Welle der Übelkeit hereinbrechen und du kannst
nichts gegen die Schockwellen tun, die deinen Körper einknicken, nachdem du
deinen gesamten Mageninhalt auf die Erde entleert hast.
Bist
dir sicher, dass du jetzt einen guten Heulkrampf gebrauchen könntest und du
immer zu leicht für einen Mann geweint hast. Für den Geschmack deines Vaters,
aber die Tränen bleiben aus. Du wartest auf sie, fast abgeklärt, aber sie
kommen nicht und du kannst nichts anderes tun, als einen Atemzug nach dem
anderen zu nehmen und sogar das wird dir irgendwie zu viel. Die modrige Luft
klebt in deiner Kehle und du hast das Gefühl, dass deine Lungen sich mit
Flüssigkeit füllen und du langsam erstickst. War das mit innerem Weinen
gemeint?
Du
fragst dich beinahe teilnahmslos, ob sich so ein Lungenödem anfühlt.
Du
weißt, dass es nur in deinem Kopf ist, aber deine Gedanken sind ein tropisches
Gewitter in deinem Gehirn und du versuchst eine mentale Beruhigungstechnik nach
der anderen und du scheiterst. Dein Verstand röhrt nur weiter auf unter deinen
Versuchen ihn zu bezwingen und dir gefügig zu machen. Deinen Emotionen und
Selbstzweifel medizinische Namen zu geben und psychologische Bezeichnungen, die
nichts mit deiner nervlichen Krise zu tun haben, sondern einzig mit deiner
Bildung. Deine Körperreaktion in eine Kette von Hormonausschüttungen und
Synapsen einzuordnen. Dennoch ist dein Körper nur ein Körper und keine
Maschine, die auf deine Befehle reagiert. Das Unterfangen deinen Schmerz
auszuschalten, ist erfolglos.
Irgendwie
denkst du, dass du aus Versehen den falschen Knopf gedrückt hast.
Irgendwie
vermisst du den betäubenden Buzz von Alkohol oder einem Joint.
Und das
liegt so viele Jahre hinter dir, dass du es eigentlich vergessen haben
solltest. Aber die Erinnerung ist da, drängt sich zusammen mit all den anderen
Eindrücken deiner Jugend und Kindheit hoch, durch die geöffnete Schleuse in
dein Bewusstsein, so dass du davon gnadenlos mitgerissen wirst. Dir wird klar,
dass es wirklich schon so lange zurückliegt, seitdem du offen gegen deinen
Vater rebelliert und aufbegehrt hast. Eine Dekade oder zwei und es sollte nicht
mehr wehtun. Aber es war einfacher zu verdrängen, als zu verarbeiten und nun
wirst du mit dem chaotischen Resultat dieser mittelfristigen Lösung
konfrontiert.
Die
Zurückweisung schmerzt nur und ist noch nicht lange genug her, um sie zu vergessen.
Du
hättest im Augenblick wirklich nichts gegen chemische Unterstützung deiner
mentalen Kontrolle. Charlies Drogen klingen ebenso gut, wenn es hier nicht für
apothekenpflichtige Substanzen reicht, wie richtige Medikamente. Du würdest
alles nehmen, was deine Kritikfähigkeit für den Moment abstellt, denn diese ist
der einzige Part deines Intellekts der gerade ausgezeichnet funktioniert und
sie ist gegen dich selbst gerichtet. Zeigt dir all die Augenblicke, in denen du
versagt hast und die das Verhalten deines Dads rechtfertigen.
Die
seine Distanz erklären und seine Unfähigkeit mit dir zu reden.
Denn du
bist dir darüber nur zu klar, dass du ein schwieriger Mensch bist.
Denkst,
dies ist irgendwie der Ausgleich für all die Jahre, in denen du deinen Vater
innerlich als Schwächling für seine Alkoholstrategie angesehen hast, anstatt
sich seinen Gefühlen zu stellen und du trotzdem den Mund gehalten hast. Du auf
deine eigene Stärke und Werte blind vertraut hast, diese Selbstgerechtigkeit
dich zwar einsam machte, aber du dich letztendlich immer nur auf dich selbst
verlassen konntest.
Du den
ganzen Tumult in dir zu gerne betäuben würdest.
Deine
harschen Atemzüge sogar zu laut unter dem eingebildeten Unwetter, Stimmgewirr
und Echos wahrnimmst. Bis du es müde bist zu denken, dich zu erinnern und um
deinen Atem zu kämpfen und du nach und nach wieder Luft bekommst. Der Sturm in
deinem Inneren abzuklingen scheint, mit deiner zäh dahinfließenden,
bedingungslosen Niederlage. Du brauchst trotzdem eine Ewigkeit bis du die
Wasserflasche aus deinem Rucksack hast und noch länger, bis sie geöffnet ist
und der Geschmack von Erbrochenem aus deinem Mund verschwunden ist.
Deine
Hände zittern und du versuchst deinen Fokus zurückzukriegen.
Du
scheiterst erneut, verfluchst deine verdammte Schwäche.
Die
Wasserflasche ist zwischen deinen Knien, deine Hände auf den Oberschenkeln. Du
hättest nichts dagegen wieder Herr über deine Verfassung zu sein. Zumindest
genug Kontrolle zurückzugewinnen, um auf die Tragfähigkeit deiner Beine zu
vertrauen.
Greifst
auf deine letzte altbewährte Methode zurück, die dich noch nie im Stich ließ.
Du
zählst bis fünf und lässt die Gefühle über dich hereinbrechen. Du zählst bis
fünfzig und bleibst sitzen, weil du das Gefühl hast zu brechen und du nichts
dagegen tun kannst, um all die widerstreitenden Gefühle einzufangen.
Du bist
bei 167 als Sawyer vor dir auf die Knie geht und du immer noch zitterst.
“Jack?”
Du hörst den Alarm in seiner Stimme, “Alles in Ordnung, Mann?”
Du
sitzt auf dem verdammten Waldboden vor deiner eigenen Kotze und du denkst, dass
sogar Sawyer die medizinischen Clues zusammensetzen kann, dass du nicht in
Ordnung bist. Dass das hier sogar so nahe an einen Nervenzusammenbruch, ohne
einer zu sein herankommt, wie es möglich ist und du dir gerade keinen
Nervenzusammenbruch erlauben kannst, weil kein Arzt oder Psychiater in der Nähe
ist, der dir eine Spritze verabreicht, so dass du den emotionalen Super-GAU
entkommst und für die nächsten fünfzehn Stunden friedlich durchschläfst.
So
sparst du dir die Antwort. Du fühlst dich katatonisch und es gefällt dir. Du
fühlst dich paralysiert, aber du willst dich sowieso nicht bewegen und es ist
okay. Du bist zu erschöpft für Worte und seine Dröhnen noch immer
ohrenbetäubend durch deinen Kopf.
Du
willst deine innere Ruhe zurück.
Blendest
seine Gegenwart aus. Du willst verdammt noch mal allein sein.
Hat ihm
niemand beigebracht, dass man Schockpatienten nicht schüttelt? Natürlich nicht.
Du
presst zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, dass er dich verflucht noch
mal nicht anfassen soll. Seine Hände fallen von deinen Schultern und du bist
bei 201, als dein Magen erkennt, das Wasser gut für dich ist und aufhört Saltos
zu machen, die Sawyers Rüttler bei 180 ausgelöst haben.
“Ich
hole Kate oder Sayid. Irgend jemand.” Seine Stimme enthält einen Hauch von
Panik und der Rest ist Überforderung. Kein Meister deiner emotionalen
Krisensituationen und irgendwie hast du das geahnt.
Deine
Hand schießt vor und du packst seinen nackten Unterarm, hart genug um seine
ungeteilte Aufmerksamkeit zu bekommen und seinen Versuch sich aus deinem Griff
zu befreien, “Nein!”
Sawyer
blickt dich unsicher an, aber stellt seine Gegenwehr ein und du schüttelst
entschlossen den Kopf, wiederholst langsamer, “Nein, gib mir einen Moment.”
Er
nickt und du lässt ihn los.
Bei 234
wird dir klar, wann er erkannt hat, dass es dein Vater war mit dem er geredet
hat. Dein Blick löst sich das zweite Mal von der Wasserflasche und den
verwelkten Blättern, du starrst in seine blauen Augen, die in dem
Dschungelzwielicht mehr grün wirken.
“Red
Sox.”
Er
nickt und du unterdrückst das Bedürfnis, dich auf ihn zu stürzen und solange zu
zuschlagen, bis du auf ihm zusammenbrichst. Sawyer sieht einen Bruchteil deiner
Rage in deinen Augen, genug, dass es ihn auf Abstand gehen lässt. Er lehnt sich
weiter auf seine Fersen zurück und du bist dir darüber klar, dass du ihn jetzt
noch leichter überwältigen könntest. Du bist unfähig das hysterische Lachen zu
halten, das scheinbar seit seiner Offenbarung an deiner Kehle nagt, weil du
gerade zu sehr damit beschäftigt bist, rational zu sein und nicht den
Überbringer der Mitteilung umzubringen.
Jesus,
es waren noch nicht einmal Hiobsnachrichten.
Du
solltest froh sein. Glücklich. Versöhnt. Erleichtert. Dankbar. Und einen kurzen
Moment warst du das auch auf dieser verfluchten Lichtung und dann hast du
begonnen nachzudenken. Über dich. Über deinen Vater. All die Dinge, die
ungesagt zwischen euch waren und bleiben werden. Jetzt schneiden die Worte in deinen
Verstand, haben dort eine Wunde aufgerissen, die du in der Vergangenheit nicht
angetastet hast, weil dir die Kraft dazu schon seit Jahren fehlt.
Eine
Dekade oder dreieinhalb.
Die
akute Besorgnis in Sawyers Blick setzt deiner Hysterie ein Ende.
Ja, der
Witz geht allein auf deine Kosten. Die Pointe ist dein Leben.
Schicksal
und Verantwortung und wie kannst du Schicksal verleugnen, wenn dein Daddy
ausgerechnet Sawyer aus all den möglichen Kandidaten ausgewählt hat, um mit ihm
über dich in einer Bar zu philosophieren. Du bist dir sicher, dass deinem Dad
die Ambivalenz fehlte, die dich vielleicht in einer dunklen Laune und mit
genügend Drinks angespornt hätte, ihn anzusprechen.
Weil
Sawyer nach wenig Worten aussieht und einem guten Fick.
Sawyer.
Und
deine Augen brennen sich in seine, weil du versuchst zu verstehen, was dein Dad
in ihm gesehen hat. Was zum Teufel hat er in ihm gesehen, dass er diese Story
mit ihm über ein paar Drinks teilte. Dass er diesen Aspekt deines Lebens so
offen dargelegt hat und trotzdem zu gottverdammt schwach und feige war, diesen
Telefonhörer aufzunehmen und dich anzurufen. Hölle, du hättest sogar die Kosten
übernommen, egal wie konsumiert du von deiner Enttäuschung auf deinen Vater
warst. Bist. Er war noch immer dein Vater.
Sawyers
Worte klingen nach und diesmal der persönliche Teil seines Geständnisses,
‘Kinder sind wie Hunde, du stößt sie lange genug herum und sie denken, dass sie
es verdient haben.’
Yeah,
zu wahr. Aber dasselbe galt irgendwie auch in verdrehten Rollen für Eltern.
Wenn du
ihnen jahrelang die kalte Schulter zeigst, sie systematisch aus deinem Leben
herausdrängst und ihnen klarmachst, dass du sie und ihre Unterstützung nicht
mehr benötigst. Du ebenso wenig auf sie angewiesen bist, wie sie auf dich.
Weder privat, noch beruflich. Dass du dein Leben ausgezeichnet alleine
meisterst, endlich klarkommst ohne ihre Zustimmung oder Zuneigung, dann kannst
du nicht erwarten, dass sie diese plötzlich aus heiterem Himmel anbieten. Dich
anrufen, um all die Missverständnisse eurer Vergangenheit klarzustellen. Schon
gar nicht, wenn du ihnen die Lizenz entzogen hast. Zusammen mit dem restlichen
Lebensinhalt.
Du
fühlst dich leer, deiner alten stillen Verachtung und deines neuen blendenden
Hasses beraubt und diese Gefühle waren jahrelang deine Begleiter, haben dich
angetrieben, motiviert. Daheim. Beinahe in den Wahnsinn getrieben in der ersten
Woche auf der Insel. Bis du den leeren Sarg gefunden hast und ihn und deine
restlichen Illusionen in Stücke geschlagen.
Diese
verdammte Metapher für dein Leben.
Dass du
wieder einem stummen Geist hinterher jagst. Einer leere Hülle und einem Ideal,
das unerfüllbar für deinen biologischen Erzeuger ist. Deine Vaterrolle immer zu
groß für ihn war, um sie jemals komplett ausfüllen zu können. Deine verdammten
Erwartungen und die unweigerliche Enttäuschungen, die folgten und du fragst
dich, warum du nicht aus deinen Fehlern lernen kannst, wenn es um deinen Vater
geht, denn du bist nicht leichtgläubig. Hast gedacht, dass du diese letzte
Fessel abgestreift hast. Vor einer langen Zeit. Du erkennst jetzt, dass dies
nichts weiter als selbstgewählte Lügen waren, um dich vor weiteren
Enttäuschungen zu schützen. Der Zyniker in dir ist stumm und die Verbitterung
weitet sich auf dein Verhalten aus. Du konntest dich ebenso wenig dieser Macht
entziehen die Eltern über ihre Kinder haben, die sie nie erwachsen werden
lässt.
Dein
Dad war nie mit einem passenden Ratschlag da, wenn du ihn gebraucht hättest.
Unerreichbar.
Vor allem im Tod.
Natürlich
würde er dir nicht die letztendliche Befriedigung geben, ihn und all deine
verworrenen Emotionen still zu Grabe zu tragen. Beerdigen und dir einen
ultimativen Abschluss zu ermöglichen, dass du alles getan hast, was von einem
guten Sohn erwartet werden kann und deinen letzten Respekt gezollt.
Denn du
warst ebenso wenig ein guter Sohn, wie er ein guter Vater war.
Du
solltest aufhören, dich Wahrheiten zu stellen, die ohne Bestätigung bleiben
werden.
Die
Erschöpfung ist so klar in deinem Körper und du wünscht dir die gleiche
absolute Leere für deinen Geist, aber selbst mit abgebrannten Selbstschutz und
beendeten Lebenslügen ist das Chaos in dir noch zu präsent. Die Trümmer glimmen
noch nach und deine Aufräumungsarbeiten müssen aufgrund der akuten Einsturzgefahr
auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Wenn du dir nicht die Finger an
den Ruinen verbrennen willst oder deinen Kopf verlieren.
Das ist
weder der passende Zeitpunkt, noch der geeignete Ort dafür unter Sawyers
wachsamen Blick. Du löst deine Handflächen von deiner Jeans und reibst dir über
das Gesicht. Wischt den kalten Schweiß ab, fühlst dich fiebrig und schlecht.
Körperlich am Ende und das Gefühl erinnert dich, an deinen Zustand nach einem
schwierigen Eingriff, nur intensiver. Persönlicher. Ungeordneter. Kämpfst um
deine Fassung und du bist bei 296. Aber du gewinnst langsam dein Denkvermögen
zurück, auch wenn deine Frage an Sawyer dies nicht unbedingt bestätigt.
Deine
Stimme ist bar jedes Gefühls, aufgebraucht, “Warum hast du solange gewartet?”
Natürlich
kennst du Sawyers Antwort, es ist sein letzter Tag auf dieser Geisterinsel.
Wann
sonst?
Ihr
seid euch in den letzten zwei Wochen mühelos aus dem Weg gegangen oder auf eine
vorsichtige Waffenruhe hingesteuert, wenn Ausweichen nicht möglich war. Ein
Friedensschluss, den er heute besiegelt hat. Eure Zusammentreffen waren fast
zivilisiert, trotz deiner Provokationen und du fragst dich, wie viel von
Sawyers Contenance auf dein Konto geht und wie viel auf das deines Vaters. Dir
fällt keine Aktion deinerseits ein, mit der du sie dir verdient hättest oder
mit der du Sawyers plötzlich friedfertige Gesinnung erklären kannst. Der Streit
über Jin und das niedergebrannte Floß, seine Sehschwäche und dein kindisches
Sticheln und dann dein Versagen und Boones Tod.
Siehst
Sawyer schlucken und angespannt die Schultern rollen. Er klingt fast
entschuldigend, “Kein passender Zeitpunkt?”
Fühlst
die Bitterkeit in dir hoch kochen und deine Selbstkontrolle ist noch nicht
zurück, schneidend, “Sicher, dein Tagesplaner war genauso voll mit Krisen, die
deine Aufmerksamkeit erforderten wie meiner. Verständlich. Vielleicht hättest
du trotzdem mit mir einen Termin über Kate vereinbaren können, ich hätte Zeit
für diese Unterredung geschaffen.”
Sawyer
presst die Lippen zusammen, behält die plausible Beleidigung und das noch
plausiblere ‘Fick dich!’ für sich, das ihm auf der Zunge liegt. Er hat offenbar
mehr Geduld mit dir, als du ihm bisher zugetraut hast. Du magst deine bösartige
Verbitterung ebenso wenig wie er und versuchst sie niederzukämpfen. Mit mäßigem
Erfolg.
Sawyers
Stimme ist bemüht defensiv, “Väter sind nicht gerade ein unverfängliches Thema,
um es nebenher anzuschneiden, Jack.”
Du
wunderst dich, weshalb du ernsthaft angenommen hast, dass der Wechsel in Sawyer
etwas mit deinem Verhalten zu tun haben könnte. Du hattest gedacht, dass ihr
auf ein gesundes Mittelmaß hinsteuert, dass euch beiden genug Freiraum zum
Existieren hier lässt. Denn Sawyer erwartet von dir nicht, dass du sein Leben
in Ordnung bringst oder mithilfst seine gestohlenen Vorräte zu organisieren. Er
zog meistens seine Unabhängigkeit dem Schutz der Gruppe vor und brauchte
niemand, der Entscheidungen für ihn traf. Verdammt, er wollte noch nicht einmal
deine medizinischen Kenntnisse für seine Kopfschmerzen, bevorzugte Suns Hilfe
und du warst glücklich.
Eine
Person weniger, die auf 24-Stunden-Basis erwartet von dir gerettet zu werden.
Eine
Person mehr, die sich in guter Gesellschaft mit deinen einsamen Zweifeln an dem
Status eines Retters oder Führers befand. Du bist weder ein guter Held, noch
ein schlechtes Arschloch, Mittelmäßigkeit in allen Bereichen. Du bist genial im
OP, das war so ziemlich der einzige Sektor, in dem du deinen Vater gnadenlos
überragtest und bis jetzt hast du keinen OP-Saal hier gesichtet und du vermisst
dein vertrautes Terrain, das dich mit den Jahren unangreifbar werden ließ.
Hinter
den Kulissen, denn du weißt, dass auch deine Patienten deinen Dad für ihre
Operation vorgezogen hätten, wären sie vor die Wahl gestellt worden. Dein Vater
war gut im Umgang mit Menschen. Dein Vater war genial im Umgang mit Fremden,
Dekaden in der Gesellschaft von Patienten und deren Verwandten, verwandelten
seine Gentleman-Ausstrahlung in eine Waffe. Gebildete Höflichkeit und der
aufgesetzte Hauch von Ehrlichkeit, kombiniert mit Charme und du weißt, dass die
Mischung Eindruck hinterließ.
Sogar
auf dich, bis du erkannt hast, dass es nur Gerede und keine Taten waren.
Sie hat
dich trotzdem mehr als einmal, um den Finger gewickelt.
Konzentrierst
dich auf Sawyers Gegenwart, “Yeah, weil deine Äußerungen immer so subtil und
noble sind. Der Mangel an Selbstvertrauen und der Charme des Südens in Person.”
Du
wolltest aggressiv klingen oder zumindest ironisch, statt dessen ist es
resigniert.
Hölle,
du bist zu müde für das. Was auch immer das ist. Stress? Diskussion?
Mindfuck?
Sawyer
schweigt, beobachtet dich lauernd unter halbgesenkten Lidern und du reibst dir
den Schweiß vom Nacken und dir wird schlecht von der feuchten Hitze, die in der
Luft liegt. Vielleicht auch von dem Geruch deines Erbrochenen und du stehst
schwankend auf. Deine Knie sind zu weich und er folgt deinem Beispiel mit der
Grazie einer Dschungelkatze und du unterdrückst wieder das Bedürfnis, ihn zu
deinem Punchingball zu machen. Einfach. So. Du weißt, dass du ein Ziel für
deine anarchische Wut suchst und du weißt nicht, ob er sich freiwillig anbietet
oder heute tatsächlich seinen einen wirklich noblen Tag des Jahres hat.
Dir
wäre es lieber gewesen, wenn euer endgültiges Goodbye auf dieser Lichtung
stattgefunden hätte. Es hätte den Anschein von Zivilisation und Würde
deinerseits gewahrt. Du nimmst einen tiefen Schluck von deiner Wasserflasche
und bietest ihm den Rest an. Die Geste hat eine entschuldigenden Nuance, alles
was du momentan an Höflichkeit aufbringen kannst und Sawyer akzeptiert sie,
leert die Flasche mit einem Zug und du siehst die Erleichterung in seinen
Zügen, dass das schlimmsten offenbar ausgestanden ist.
Du
wieder auf den Beinen und unter Kontrolle bist.
Du warst
schon immer gut in Krisenmanagement vor anderen Personen. Gut darin, den
Eindruck zu erwecken, als ob du weißt, was zu tun ist und was von dir erwartet
wird. Vielleicht hast du mehr Ähnlichkeit mit einer gewissen Person, als du dir
jemals eingestehen wolltest. Unsicherheiten sind etwas, dass du selten an die
Oberfläche durchdringen lässt, weil dir die Geduld zur Diskussion deiner Motive
fehlt. Es ein Richtig und Falsch geben muss. Du weißt, dass es nur ein äußerer
Eindruck ist und kein Wissen. Du hast gedacht, dass Sawyer diese instinktive
Haltung durchschaut hat. Aber scheinbar ist es ihm im Moment einerlei, ob sie
real ist oder nicht, solange du stehst. Du hast wirklich keinen Wunsch hier vor
ihm weiter zusammenzubrechen, vielleicht hat eure Aversion einmal etwas Gutes
für ihn.
Sicher,
als ob du es dir gestattet hättest vor Kate oder Sayid liegen zu bleiben.
Das ist
nicht dein Modus Operati. Du brauchst deine Privatsphäre zur Verarbeitung.
Nimmst
dir diesmal vor, es später nicht nur zu verdrängen, weil das unerwartete
Ergebnis dieser Strategie noch in deinen Knochen steckt und du darauf in
Zukunft verzichten kannst. Nachdem die Flasche eingepackt ist, so wie der
Großteil deines Groll, schulterst du den Rucksack. Suchst noch immer nach
deinem inneren Gleichgewicht auf dem weichen Dschungelboden. Vielleicht ist
heute nicht der Tag, an dem du Dynamit und 9mm’s handhaben solltest. Nicht dass
du eine Wahl hast. Du fühlst alle Anzeichen eines Burn-Out-Syndroms durch
deinen Körper und Geist schießen, aber Selbstdiagnose ist sowieso überschätzt
und dir gefällt dein Ergebnis nicht.
Der
Koffer mit den Waffen ist zu einladend und du hast allgemein genug von
Verantwortung.
Du
stehst in der flimmernden Mittagshitze und du glaubst das Flüstern zu hören,
das Sayid beschrieben hat. Nur ist es Sawyers Stimme und du weißt, dass es nur
in deinem Kopf ist, denn seine Lippen sind eine gerade Linie der Konfusion.
Seine Stirn in Falten. Versuchst das unreale Gefühl abzuschütteln, das dich
eingefangen hat. Realität ist wichtig und du solltest sie suchen gehen.
Unter
Umständen könnte Sawyer dir einen letzten Gefallen erweisen, indem er dir einen
tatsächlichen Faustschlag verpasst, der dich aufweckt. Besinnst dich statt
dessen auf zivilisierte Umgangsformen. “Das Ganze hätte einen guten Stich für
mein Ego abgegeben, was hat den Stoß von meinem ach so heiligen Podest
verhindert, Sawyer?”
Er
entspannt sich weiter, hört sich beinahe gut gelaunt an, “Vielleicht brauchte
ich ein dunkles Geheimnis, das deinen Heiligenschein nicht mehr ganz so
strahlend machte, Doc. Oder ich wollte den Held nicht vor aller Augen in den
Dreck ziehen.”
Du
nimmst ihm beide Szenarien nicht ab, ebenso wenig wie du denkst, dass du ein
Held bist, sogar in der weitläufigsten Bedeutung des Wortes, aber es ist auch
nicht so wichtig. Du bist es müde, dich gegen ein Etikett zu wehren, das andere
dir aufstempeln wollten. Du bist müde. Das Flüstern ist in ein entferntes
Dröhnen übergegangen, das dich an die Brandung erinnert und du blickst dich
orientierungslos um.
Abwesend,
weil die Richtung suchst, die zum Strand führt und das Geräusch von überall
zugleich kommt, “Anscheinend habe ich deine Ambitionen falsch eingeschätzt. Ich
habe gedacht, dass du so hart daran arbeitest mein perfekter Nemesis zu
werden.”
Wobei
‘arbeiten’ lose von dir in Zusammenhang
mit Sawyer verwendet wird und du ihn heute generell das erste Mal in Aktion
gesehen hast. Mit dem Floß und später dem Mast. Dass er die Geschichte mit
deinem Vater teilte, war vielleicht der erste selbstlose Akt, denn du überhaupt
von ihm gesehen hast. Er zieht es vor faul in der Sonne zu liegen und die
gehortete Güter zu tauschen und du kannst gar nicht ausdrücken, wie sehr du ihn
manchmal um diese Rolle beneidest. Niemand erwartet irgendetwas von ihm, was zur
Folge hat, dass es schon als ein Fortschritt für ihn gewertet wird, wenn er
keine Beleidigungen, um sich wirft und die Klappe hält.
Seine
Worte bekommen einen gefährlichen Unterton, “Perfektion war nie meine
Leidenschaft, Jack.”
Du
brauchst einen Moment, bis dir einfällt, worauf er sich bezieht, deine
darauffolgende Erwiderung ist automatisch und unzensiert, “Aber Schmerz.”
Die
Worte stehen zwischen euch und du suchst geistesgegenwärtig sein Gesicht,
wartest instinktiv auf seine Reaktion. Wartest auf die Wirklichkeit. Bist dir
nicht sicher, ob es nur eine Feststellung von dir war oder ein sehr bewusster
Schlag unter die Gürtellinie. Denn du hattest in den letzten vierzig Tagen
wenig Zeit dir über Sawyers Motive Gedanken zu machen, die über das profane Verfluchen
seiner bloßen Anwesenheit hinausgingen.
Seinen
unüberlegt eigennützigen Handlungen, die ihn zu einer passenden Zielscheibe
deiner Verachtung werden ließen und irgendwie passt die mitfühlende Form seines
heutigen Geständnis nicht in dein Bild von ihm, ohne ihm mehr Tiefe als bisher
zu zugestehen und mehr Ballast, den er mit sich herumschleppt. Du überlegst,
was sein Daddy getan hat und du stellst fest, dass es dich im Augenblick nicht
wirklich kümmert.
Du hast
genug mit dem Geist deines eigenen Vaters zu kämpfen.
Du
weißt, dass dein Verhalten unfair ist und er es sich nicht verdient hat für die
eine selbstlose Tat seines Inselaufenthaltes deiner Person gegenüber. Sawyer es
an jedem vergangen Tag hier auf einen Streit mit dir hat ankommen lassen und
dir an seinem letzten einen gottverdammten Waffenstillstand angeboten und
seinen Respekt gezeigt hat. Du hättest mit einem sarkastischen ‘Pass auf Kate
auf!’ besser umgehen können oder einem ‘Meine Vorräte sind unter Baum XY!’.
Es
hätte dich mit ihm versöhnt, wirklich, er ist nicht so schlecht, wie er gerne
wäre und du kennst auch das Gefühl zu gut. Du hättest ihm in der männlichen
Geste der Anerkennung auf die Schultern schlagen können, ihn ohne einen
grollenden Blick zurück und weitere Gedanken hinter dir lassen können. Statt
dessen klatschte er dir eine Entschuldigung im Namen deines Vaters hin und du
weißt nicht, wie du damit umgehen sollst.
Sawyer
hat die Spielregeln geändert und du fühlst dich so gottverdammt überfordert.
Seine Miene
ist noch immer vordergründig ausdruckslos, eine nichtssagende Maske perfekt auf
sein Gesicht gemeißelt und du willst eine Reaktion. Irgendeine. Auf dich. Auf
diese verdammte Situation und auf das Chaos, das er ungewollt in dir verursacht
hat. Mit mehr Herausforderung als eine Silbe fassen sollte und weniger
Weitsicht als du sogar an einem extrem schlechten Tag besitzt, setzt du nach,
“Nun?”
Er
senkt den Kopf, aber nicht den Blick. “Besser als dein beschissen
passiv-aggressives Verhalten. Jeder lernt mit Enttäuschung anders umzugehen und
ich bin bis jetzt gut mit Austeilen gefahren, Jack. Ich glaube sogar die
Ärztekammer ist der Meinung, dass Schmerz eine natürliche Reaktion auf eine
Verletzung ist, dabei ist es für mich nicht wichtig, ob es dieselbe Person ist,
die beides erleidet. Vielleicht solltest du es auf einen Versuch ankommen
lassen.”
Dir
wird klar, dass er dich innerhalb der letzten halben Stunde öfters bei deinem
Taufnamen genannt hat, als normalerweise in einer Woche. Dass es eine Mahnung
an dich sein soll, dich zu erinnern, wer du bist. Zusammen mit der Warnung von
ihm, dass du persönliche Grenzen überschreitest, die nicht für dich bestimmt
sind und ihm langsam aber sicher die Geduld hierfür ausgeht. Dass er sogar mit
der Ärztekammer kommt und du das an einem anderen Tag vielleicht geistreich und
treffend gefunden hättest.
Der
Versicherungswitz ließ dich sogar Stunden später humorlos grinsen, obwohl deine
Gründe hierfür ziemlich morbide waren. Boones Krankenversicherung war genauso
am ablaufen. Zerrann unter deinen Händen und du hast an Versicherungen,
Krankenhäuser und Zivilisation gedacht, während du deine Bluttransfusion mit
Seeigelstacheln und einem unsterilen Schlauch vollführtest, weil du geahnt
hast, dass es am Ende keinen Unterschied machen wird, der über ein paar Stunden
hinausgeht und es trotzdem nicht reichte, Boone zu halten, bis Shannon eintraf.
Buchst
zu viele unschöne Wahrheiten unter der langen Liste von Sawyers Aussagen ab,
die du innerlich führst und du kannst diese planlose Gehässigkeit nicht
abschütteln, die dich in ihrem festen Würgegriff hat. Dass es jemand anders
genauso beschissen gehen soll, wie du dich augenblicklich fühlst. Sawyer das
einzige Ziel in deiner Reichweite und nicht unschuldig ist.
An
deiner momentanen Gemütsfassung eventuell, aber nicht auf lange Sicht.
Verschränkst
die Arme und erwiderst unbeugsam seinen Blick, “Vielleicht sollte ich das.
Vielleicht ist es dein Turn, Sawyer, mir etwas über Schmerz beizubringen.”
Und
Sawyer steht einen Augenblick komplett verloren da und du hebst die Augenbraue.
Das war
nicht unerwartet. Für all seine lauten Provokationen und angestiftete Streits,
hat er erstaunlich viel eingesteckt, ohne körperlich auszuteilen und du denkst,
dass er nie hundertprozentig mit seiner Stärke gekämpft hat. Du hast ihn
niedergeschlagen und er hat weiterprovoziert, anstatt dich von deinen Beinen zu
holen und du weißt, dass er unter all dem aufgesetzten Arschloch-Image
selbstzerstörerisch ist und das ist Teil seines Charmes für dich.
Sawyer
hat dieses Spiel selbst so oft gespielt, dass er die Regeln instinktiv kennen
müsste. Kann mit den Konsequenzen auf Dauer umgehen, wird sie ohne weiteres
verkraften und vielleicht solltest du aufhören, Entschuldigungen für dein
Verhalten zurechtzulegen, denn es liegt letztendlich an ihm, ob er zum Angriff
übergeht oder nicht.
Seine
Defensiven hinter sich lässt.
Und dir
wird unvermittelt klar, dass ihr eines der ersten Male wirklich allein seid.
Außerhalb
der Rufweite des Camps und niemand da der beschwichtigend dazwischentreten
wird. Es ist nicht so, als ob er das Alleinrecht für eine unbegründete
Foltersession hat, aber irgendwie bezweifelst du, dass er die Finesse für
Bambussplitter aufbringt und du die Energie für einen Kampf.
Ihr
seid allein und irgendwie erhöht das die Gefahr, zusammen mit den
Möglichkeiten.
Du
denkst abwesend, dass du nicht hart werden solltest.
Aber
dein Körper verweigert sich heute nicht zum ersten Mal deinen Befehlen und
dieser neue Eigenwille fühlt sich ausnahmsweise gut an. Das College hat dich
mehr wie die Grundlagen der Anatomie gelehrt und du bist es müde, vernünftig zu
sein. Du brauchst einen Durchzug, der deinen Kopf endgültig klärt und Sawyer
scheint der passende Hurrikane für diese Aufgabe zu sein. Du studierst ihn
abwartend, nicht sicher über den Ausgang seines momentanen Kampfes mit sich
selbst.
So sick,
so sick of being tired.
And oh so
tired of being sick.
Willing
and ready to prove the worst of everything you said about.
So
obviously desperate, so desperatly obvious.
So good at
setting bad examples.
Listen,
trick, I've had all I can handle.
Die
tropische Schwüle, die in der Luft liegt, reicht um dir den Schweiß aus den
Poren zu treiben und Sawyers versengender Blick tut das übrige. Als er sich
schließlich für die Offensive entschieden hat, gibst du deine defensive Haltung
auf, lässt deine Arme locker an deiner Seite pendelnd, während er oberflächlich
gefasst die Distanz zwischen euch überwindet. Du kennst Menschen wie ihn und du
weißt, dass deren Gelassenheit verhängnisvoller ist, als ihr Schreien. Hunde,
die bellen und all das. Dir fällt ein, dass es noch das Sprichwort mit den
schlafenden, gibt, die man nicht wecken soll und du wunderst dich, ob es dafür
nicht einen Zusammenbruch und ein Geständnis zu spät ist.
Du
solltest heute wirklich die Finger von Sprengstoff lassen.
Dein
Temperament ist explosiv genug.
Es
scheint als ob du deinen Selbstzerstörungstrieb unterschätzt hast, denn du
starrst Sawyer noch immer unbewegt herausfordernd in die Augen als er
Zentimeter vor dir stehen bleibt. Er steht zu nah für einen Faustschlag und für
einen Piss-Contest ist die Entfernung
auch nicht angemessen.
Du
wartest und er wartet darauf, dass du dich zurückziehst. Den Schwanz einziehst
und das ganze beendest, bevor es überhaupt beginnt. Deine Vernunft einschaltest
und du weißt, dass er dich nicht kennt. Du bist nicht in jeder Lage
verstandgesteuert und würde er dich besser durchschauen, dann wüsste er, dass
du für die nächste halbe Stunde nicht ansprechbar bist.
Logik
in dieser Phase kein Appell für dich hat und du nur Vergessenheit suchst.
Aber
Sawyer ist keiner deiner Helfershelfer oder Anhänger hier, ebenso wenig wie
einer deiner Assistenzärzte oder Krankenpfleger daheim. Und du denkst, dass es
für dich irgendwie deprimierend sein sollte, dass dein Personal dich und deine
Launen besser kennt, als die meisten deiner Bekannten. Besser als deine
Familie. Sarah sich nicht hätte so speziell fühlen sollen, dass du rund um die
Uhr für sie da warst, als sie noch deine Patientin war. Denn ihre Zeit als
deine Ehefrau hat sie gelehrt, dass es nicht ihr Exklusivrecht war und
übergroße Helden dazu bestimmt sind zu fallen.
Vielleicht
hättest du nicht so sehr den naiven Werten einer Familie nach hetzen sollen und
auf das besinnen, worin du gut bist. Liebe nur deine Wahrnehmung trübte und du
sie nach und nach aus deinem Leben gedrängt hast, lange bevor du deiner Ex-Frau
überhaupt begegnet bist. Denn tief in dir drinnen warst du dir sicher, dass du
ein genauso schlechter Ehemann wie dein Vater abgibst und du lagst mit dieser
Einschätzung richtig. Er damit, dass du Bindungsangst hast, weil du nicht
weißt, wann du loslassen musst, wenn es mehr ist als OPs und Sex. Wissenschaft
und Fakten. Öffnen und Schließen von Wunden. Haut. Körpern. Eine schlüssige
Prozedur für deinen Intellekt, etwas das einen klarersichtlichen Anfang und ein
festgelegtes Ende besitzt. Hingabe in beiden Fällen nur auf den Akt selbst
bezogen war. Kontrolle und Verantwortung dir immer einen letzten Kick gegeben
haben, der dich lebendiger fühlen ließ, als Marihuana oder Alkohol es je
konnten.
Vielleicht
bist du deiner Droge müde.
Vielleicht
hast du deine Überdosis in diesem trügerischen Paradies bekommen.
Zählst
Sawyers zu schnellen, zu flachen Atemzüge, die heiß dein Gesicht treffen und
bohrst deinen Blick in seine geweiteten Pupillen. Du bist Arzt und du kennst
die körperlichen Anzeichen.
Erregung
und du weißt, dass nur drei Wege von hier wegführen.
Entweder
ihr kämpft, fickt oder zieht euch langsam in entgegengesetzten Richtungen
zurück. Du grinst ihn träge an, war er nicht der Meinung gewesen, dass ihr in
der Wildnis seid? Seit Tag drei oder so? Dein Fluchtinstinkt ist ausgeschaltet,
zusammen mit deinem Verstand und die Trägheitstheorie spricht zu deinen
Gunsten.
Dein
Körper schreit nach Konfrontation.
Du bist
nicht in Kontrolle und das macht dich gefährlich, hat es immer gemacht.
So wie
Niederlagen gegenüber deinem Vater dich unberechenbar machen und du denkst,
dass er heute den endgültigen Sieg über dich eingefahren hat, denn du wolltest
ihn verachten. Wolltest ihn nicht verstehen. Wolltest ihn hassen. Weil es das
einfacher für dich machte. So wie du seinen geringschätzigen Blick mit deinem
Tattoo herausgefordert hast, in dem Sommer nachdem du dein Medizinexamen mit
Auszeichnung bestanden hast, weil er wieder einmal keine Zeit hatte auf eine
deiner Abschlussfeier zu gehen. Es als unnötig ansah, dir zu zeigen, dass er
stolz auf deine Leistung war und du Aufgrund dessen ebenso wenig Lust hattest, deinen
Triumph zu feiern. Was zur Folge hatte, dass du sturzbetrunken Tattooentwürfe
in einer heruntergekommenen Bar gezeichnet hast, in der die Tageszeit relativ
war, während die anderen ihre Diplome empfingen. Als dein Kater am nächsten Tag
am Abklingen war, hast du die verrückte Idee des Vortages sehr bewusst
umgesetzt und nie bereut.
Deine
Tattoos haben alle eine eigene Geschichte, stehen alle für ein denkwürdiges
Ende und vielleicht ist das der Grund, warum du dieses Ende gerne ebenso in
deiner Haut verewigen würdest. Eingravieren und markieren. Du den vertrauten
Schmerz einer surrenden Nadel herbeisehnst, die das Ganze real für dich macht.
Einen Punkt illustriert, von dem du weitergehen kannst und nicht nur ein
unsichtbarer Riss in deiner Seele. Dir wird plötzlich klar, dass du gar nicht
soweit von dir entfernt bist, wie du in der letzten halben Stunde angenommen
hast. Die Intensität neu war, aber nicht deine Art mit den unerwünschten
Gefühlen umzugehen. Du bist dir sicher, solltet ihr jemals von dieser Insel
gerettet werden, dein Rücken für das Ende dieser und jener Geschichte herhalten
muss.
Du bist
dir absolut sicher bist, dass Sawyer in seinem früheren Leben ebenso wenig
Holzfäller, wie Tätowierer war, aber er diese Botschaft heute unter deine Haut
nageln könnte und dir wird klar, dass du bereit bist, dich ficken zu lassen und
das ist eine sexuelle Ausnahme.
Sogar
für deinen Standard. Und vielleicht hat Sawyers noble Tat doch ihr Gutes für
ihn.
Es ist
nicht so, als ob Kate freizügig im Austeilen sexueller Gefälligkeiten ist oder
sich generell entschieden hat, wenn von euch beiden sie an ihrer Seite will.
Dafür pokert sie zu hoch, hat zu viel zu verlieren. Du bist dir ziemlich
sicher, dass die Aussicht, dass Sawyer heute mit dem Floß aufbricht und dort
den Platz füllt, den sie gerne für sich in Anspruch genommen hätte, seine
Chancen nicht gerade erhöht haben, sie flachzulegen. Ebenso wenig wie der
melodramatische Zwischenfall vor ein paar Tagen am Strand.
Du bist
dir sicher, dass weder Sawyer noch Kate erfolgreiche Kriminelle sind, bei ihrer
Bereitschaft sich blind von ihren Emotionen steuern zu lassen. Ihre Instinkte
nicht unbedingt auf Zielstrebigkeit und Planerfüllung ausgerichtet sind. Sie
haben beide einen ungesunden Hang zur Dramatik. Du kannst immer noch nicht
fassen, dass ein Modelflugzeug die Manipulationsversuche und Lügen wert waren,
die Kate dafür einsetzte. Als ob du nichts besseres zu tun gehabt hättest, als
ihre Vergangenheit zu durchleuchten. Du wolltest die Waffen unter deinem Einfluss
haben. Nicht Sawyer. Nicht Kate. Hölle, als ob dich die Geschichte geschert
hättest, wenn sie nicht zu so drastischen Maßnahmen gegriffen hätte, um ihren
Willen zu bekommen. Intrigen anstatt den simplen Nebensatz ‘der Koffer enthält
auch meine persönlichen Gegenstände’ anzuhängen.
Kate
hatte kein Recht und keinen Grund dich offen gegen Sawyer auszuspielen. Nicht
dafür. Ihr Eigentum, sie hatte ein Anrecht darauf und vielleicht war das zu
viel Logik.
Oder
ein zu neues Konzept für sie.
Du bist
dir vollauf bewusst, dass du dich jetzt nicht mit Sawyer in dieser Situation
befinden würdest, wenn ihr auf der Insel nicht schon so oft wegen
Belanglosigkeiten ineinander gekracht wärt. Oder überhaupt einen Höhepunkt
bekommen würdet, der einen anderen Körper mit einschließt. Sexueller Frust ein
nicht zu unterschätzender Faktor in dieser speziellen Konstellation ist. Äußere
Umstände euch einholen. Du dir sicher bist, dass ihr euch deren Macht entziehen
könntet, wenn ihr wolltet.
Du nur
einen Schritt zurück machen müsstest. Oder er.
Du
willst viel im Moment, aber nicht die Kontrolle.
Bist
bereit dich von dem Sturm mitreißen zu lassen, danach deine Kleider
abzustauben, die Wunden zu versorgen und es rational unter kurzfristigem
Wahnsinn abzubuchen und mit deinem Leben fortzufahren. Du heute keine Lust auf
weibliche Kurven und sanftes Verständnis und Lügen in jeder Berührung hast. Du
geknickt bist und es vorziehst gebrochen zu werden, so dass der Schmerz dich in
den nächsten beiden Tagen daran erinnert, dass ein weiteres Ende hinter dir
liegt.
Es
vielleicht für einen Neustart reicht, sogar ohne Nadel und Farbe.
Du dich
damit arrangieren wirst und die heutigen Offenbarungen in ein paar Tagen in
dein Vaterbild integriert haben. So wie du das Inselmonster zwischenzeitlich
als real erachtest oder die sonstigen Gefahren, die hier lauern und nicht
menschlicher Natur sind.
Etwas
das dich Nachts aufschrecken lässt, aber nicht dauerhaft um deinen Schlaf
bringt.
Du bist
am Ende deiner Gedanken, dass was diese Abwärtsspirale in dir in Gang gesetzt
hat, ist zu einem perfekten Teufelskreislauf geworden. Lässt ihn hinter dir.
Verlegst deine Konzentration komplett auf den Mann vor dir. Sawyer, er ist Teil
all dessen, was in den letzten vierzig Tagen in deinem Leben schief gegangen
ist und es ist einfach deine Aufmerksamkeit auf ihn einzuschwören.
Du
denkst, seine Meinung über dich ist ähnlich negativ, was den Reiz des Ganzen
steigert.
Du
weißt, dass du von deinem Körper und dem Testosteronspiegel in deinem Blut
ausgespielt wirst, aber du genießt das adrenalingesteuerte Spiel zu sehr, um
dich um die Konsequenzen und die Warnungen zu kümmern, die dein leiser
werdender Instinkt, dir zuflüstern will. Du bist heute nicht in der psychischen
Lage, deine angestammte Position beim Sex einzunehmen, du willst auf den Fick
aber auch nicht verzichten.
Gott,
du willst unterworfen werden. Aufgebrochen. Deines Willens beraubt.
Bist
dir sicher, dass Sawyer, der richtige Mann für diesen einen Raubzug ist, sogar
ohne kriminelles Talent.
Beobachtest
seine heftigen Atemzüge und den Puls an seinem Hals unter seinen dunklen
Bartstoppeln. Hebst wieder den Blick und brennst dir die Form seines Mundes in
dein Gedächtnis. Wunderst dich, ob er ebenso talentiert im Austeilen eines
Blowjobs ist, wie darin seine giftigen Spitzen mit seiner unbarmherzigen Zunge
zu platzieren. Entziehst dich widerwillig dieser primitiven Faszination und
verfolgst die Schweißperlen, die über seine Wangen laufen und kommst
schließlich wieder bei seinen Augen an.
Dunkles
Türkis von seinen geweiteten Pupillen zu einem schmalen Ring verdammt.
Das war
überraschend.
Du
wunderst dich ernsthaft, wann du Zeit hattest, dir darüber Gedanken zu machen,
was für eine Farbnuance seine Augen bei purem Verlangen annahmen. Kannst dich nicht
an die letzten fünf Minuten ungestörter Ruhe erinnern, die du auf dieser Insel
hattest und in denen du nicht das Gefühl hattest, das jemand sie gleich
zerschmettern wird. Dass du beobachtet wurdest von unsichtbaren Augen hinter
der grünen Dschungelwand. Du dich nicht daran erinnern kannst, wann du das
letzte Mal nicht angespannt warst. Nicht zehn Dinge auf deiner Liste standen,
die du unbedingt jetzt sofort erledigen solltest.
Schon
gar nicht an diese eine Gelegenheit. Unterbewusstsein eine merkwürdige
Einrichtung ist.
Schüttelst
abwesend den Kopf, um ihn zu klären und er nimmt es als Zeichen deiner
Verneinung. Seine Augen werden zu Schlitzen und die Wut lodert hinter seiner
Aggression weiter auf. Sawyer ist wirklich nicht gut im Lesen deiner Körpersprache,
was ihn zu einem schlechten Top machen sollte. Deine instinktive Ablehnung
dieser rationalen Schlussfolgerung verblüfft dich und fragst dich, wie dringend
du diesen Schmerz tatsächlich brauchst, dass du dein sexuelles Wissen und deine
ausgeprägte Erfahrung in den Wind schlägst und deine Jagdradar anzweifelst. Er
dich immer zu der richtigen Beute für eine Nacht geführt hat, egal ob du das
Bedürfnis nach einer Frau oder einem Mann hattest.
Du
konntest dich in der Vergangenheit blind auf ihn verlassen.
Die
unterschiedlichen Signale, die du von Sawyer einfängst, irritieren dich.
Deine
Geduld ist am Ende, du willst Klarheit, kein Augenduell. Du richtest dich zu
deiner vollen Größe auf. Deine Stimme
ist nur dunkle Provokation, “Bekommt der Redneck Bedenken, was sein Talent des
Austeilens anbelangt? Oder holt dich deine gute Kinderstube ein, Sawyer?”
Etwas
gefährliches flackert in seinen Augen, das du in der Intensität nicht ganz
zuordnen kannst. Ihr kennt euch nicht gut genug für puren Hass. Schneidend kalt
von ihm, “Fick dich!”
Es ist
Sawyers Glückstag. Du bist heute bereit für mehr. Ohne großartige
Gegenleistung.
Dein
sarkastisches Grinsen ist in voller Breite, während du langsam beginnst den
Kopf zu schütteln. Mokierend, “Ich dachte, das wäre gegenwärtig dein Part bei
diesem Spiel.”
Du bist
bei 52 Atemzügen als er blitzschnell die letzte Distanz zwischen euch schließt,
noch bevor du die Bewegung deines Kopfes vollenden kannst oder den Mund
schließen. Du hast eigentlich nicht mehr damit gerechnet, dass sein Angriff
dich unvermittelt treffen würde. Du an Flucht nach vorne denkst. Seine
Unentschlossenheit zu offensichtlich war, aber scheinbar kann er sich ebenso
wenig eine Niederlage eingestehen oder er kann einfach nicht widerstehen, dich
möglicherweise in die Knie gehen zu sehen.
Sein
langes Zögern ist in dem Moment vergessen, als seine Lippen deine streifen und
sein Mund deinen ohne jede Finesse verschlingt, seine Zunge tief in dich
eindringt und deine Vorstellungen in Nichts pulverisiert. Du dich von dem
Elektroschock erholen musst, einen anderen Körper eng gegen deinen gepresst zu
haben und deine Haut übersensibel für jeden noch so flüchtigen Kontakt ist.
Deine Nervenenden sprühen Funken, teilen übereifrig deinem Gehirn mit, an
welchen Stellen sie von Sawyers berührt werden und zu viele ungeordnete
Sinneseindrücke zeitgleich auf dich einstürmen, aber du das Chaos diesmal
anbetest, das es in deinem Kopf verursacht.
Es dir
keinen Raum für weitere Gedanken lässt.
Du es
ohne Probleme in dein Leben einsortieren kannst, dich in das Muster fallen
lässt und deine Reaktionen instinktiv darauf erfolgen. Vertrautes Terrain. Du
wusstest immer mit einer unbegründeten Sicherheit, wie Sawyer dich küssen wird.
Brutal. Hart. Atemlos. Und du begrüßt den Schmerz, den seine Zähne auslösen, während sie sich
in deine Lippen graben, nur um die Stelle danach mit seiner Zunge zu
besänftigen.
Du
weißt, was du brauchst und er ist bereit es dir zu geben.
Es ist
alles, was du zu wissen brauchst, aber du erkennst, dass dein Vater ein
weiteres Mal einer Fehleinschätzung unterlag. Denn du spürst Sawyers Wut und
seinen Frust, der über deine Person und diese verdammte Situation hinausgeht
und das hier ist ein zu gutes Ventil und du fährst mit deinen Fingern durch
sein Haar und ziehst ihn noch näher. Hörst ein gefauchtes “Verdammt!”, das
irgendwo in seiner Kehle stecken bleibt. Deine Faust schließt sich unbarmherzig
in seiner Mähne, seine Zähne beißen fester in deine Innenlippe, schmeckst
Metall und du gibst seiner Zunge den Gefallen konsequent zurück.
Gewalt
ist leicht zu begreifen und zu dominant, um sie zu ignorieren, deine Sinne
stellen sich sekundenschnell auf die potentielle Gefahr ein. Machen dich noch
härter. Erhöhen deinen Pulsschlag, beschleunigen deine Atmung und bringen dich
auf dasselbe Level von aggressiver Erregung, das Sawyer über die letzten
Minuten seines Starrens in sich aufgebaut hat. Du nimmst seinen Geruch in dich
auf, füllst deine Lunge und die Leere, die dein Gefühlssturm in dir
hinterlassen hat, mit ihm auf.
Er ist
ein vertrauter Ersatz für deine verwirrten Emotionen und deine überbewertete
Vernunft.
Mehr
als ein Provisorium, du merkst, dass du süchtig nach seiner Art deine Abwehr zu
unterlaufen und seinem Geschmack werden kannst. Erforscht das, was unter dem
Blutgeschmack liegt, das was ihn definiert. Kostest das allgegenwärtige Salz
von Meer und Schweiß, das an allem klebt. Bohrst tiefer und stößt auf frische
Herbe und dem würzigen Geschmack von verbotenen Früchten. Obwohl du die meisten
schon einmal in deinem Leben probiert hast, kannst du dich nicht an ihre Textur
oder ihr Aroma erinnern und fühlst einen exotischen Hunger in dir, der die
Leere ersetzt.
Süß.
Pikant. Bitter. Ein Bukett, das dich in seiner Fülle berauscht.
Mehr
als Appetit, der sich mit jedem Bisschen Sawyer, das du kriegst, steigert und
den du nicht satt bekommst. Fühlst dich ausgehungert nach menschlichem Kontakt,
gierig danach und das seltsam sein sollte, wenn du bis vor zehn Minuten
eigentlich nur deine Ruhe wolltest. Ruhe, das letzte ist, das dich momentan
lockt. Lässt ihn weiter ein und willst mehr, forderst mehr und er hat genügend
Schmerz, um dich deinen für einen Moment vergessen zu lassen. Genügend
Lebendigkeit, um Apathie undenkbar erscheinen zu lassen. Verlierst dich in der
Sensation seines Kusses. Dem primitiven Geschmack von Wildnis und Forderung und
seinen Fingern, die sich in deine Hüfte graben und dich hier fixieren.
Näher
ziehen oder vielleicht ist das dein Fall.
Sein
erster roher Angriff unter deinem verlangenden Kontakt nach mehr einbricht.
Sawyer
fast überrumpelt von deinem Heißhunger und Jagdinstinkt erscheint.
Du
brauchst Kontakt. Friktion und Widerstand. Drückst ihn gegen den nächsten Baum
und stützt dein Gewicht gegen seinen Körper. Dein Oberschenkel zwischen seine
Beine und lehnst dich unnachgiebig gegen ihn, nagelst ihn in dieser Position
fest. Nicht sicher, ob du verhindern willst, dass er doch noch flieht oder ob
du einfach seinen harten Körper dichter gegen deinen gepresst fühlen willst.
Wahrscheinlich beides.
Spürst
wie der Rucksack von deinen Schultern gestreift wird und deine verkrampfte
Faust löst sich von seinen verschwitzten Haaren und deine Fingerspitzen fahren
kurz über rauen Wangen, bevor du die Arme senkst, um den vergessenen Ballast
auf die Erde fliegen zu lassen. Deine Hände fahren unter seinem Shirt über
seine Taille. Genießen das Gefühl von weicher Haut und harten Muskeln,
die sich unter deinem Griff unfreiwillig noch weiter anspannen.
Ihn
unweigerlich fester gegen deinen Oberschenkel reiben lassen und du bist nicht
der einzige, dessen Körper ihn heute verrät und ein Eigenleben entwickelt und
du grinst in seinen Kuss. Bist so sehr versucht sein Shirt ungehemmt
aufzureißen, deine Zähne über gebräunte Haut und glatte Muskeln wandern zu
lassen, besinnst dich dann doch eines besseren. Ihr seid in der Wildnis, keine
Frage. Aber das hat zur Folge, dass eure Kleider auch nicht so einfach zu
ersetzen sind und kämpft indessen mit seinen Knöpfen, was Folter gleichkommt
und einen absurden Reiz auf dich ausübt.
Deine
masochistische Ader heute noch tiefer geht, als du bisher angenommen hast.
Lässt
einen nach dem anderen hinter dir und du hörst sein Stöhnen, wie es in deinem
Mund widerhallt und dich weiter anspornt. Seine Hände, die dich an den
Gürtelschlaufen deiner Jeans dirigieren, deine Stellung ändern, näher ziehen
und seine Erektion kraftvoll gegen deine presse. Zu heftig, zu konstant und
trotzdem nicht genug Reibung, macht dir nur quälend klar, wie hart du bist.
Überlegst, ob es in deinem Alter und mit deinen durchlebten Eskapaden peinlich
sein sollte, wie ein hormongesteuerter Teenager in seine Jeans zu kommen. Du
bereit bist, dich auf dieses Wagnis einzulassen, denn es fühlt sich zu gut an.
Du bist am letzten Knopf und streifst sein Hemd über die Schultern, willst
deine nackte Haut gegen seine und dein Shirt ist mit einer schnellen Bewegung
neben seinem auf dem Boden.
Siehst
ihn mit offenem Mund und geschlossenen Lidern gegen den Baum lehnen, wie er um
seine Fassung kämpft und du kannst das nachvollziehen. Ahnst, wie schnell das
hier vorbei sein kann, wenn du nicht aufpasst. Das Raubtier in dir nicht an die
Leine legst und ein wenig zähmst. Es nichts weiter als ein Genickbruch oder
tropischer Regenschauer sein wird, von einer Sekunde auf die andere beendet.
Bist dir sicher, dass es ebenso wenig wirkliche Abkühlung verschafft und nur
die feuchte Bruthitze steigert, wenn du es nicht andauern lässt. Die
Geschwindigkeit herausnimmst. Du hast keine zweite Chance, um das hier
funktionieren zu lassen und es fühlt sich zu sehr nach einem Anfang an und du
bist noch nicht bereit für die Realität. Oder ein Ende dieses Wahnsinns.
Bringst
dein Gesicht vor seines, atmest ihn ein, die Hitze, die er ausstrahlt und das
ist auf eine Art ungefährlich. Löst dich von der Grenze, auf die du mit deiner
üblichen Entschlossenheit zu taumelst. Du willst ihn. Willst, dass er sich dir
überantwortet. Willst dich in ihm versenken. Willst in seine gnadenlose Enge
dein Chaos hineinpumpen, bis er vor deinen Augen bricht und einstürzt. Den
Punkt ohne Wiederkehr markiert, um mehr bettelt und dich fühlen lässt, wie sich
fehlende Kontrolle unter deinen Händen anfühlt. Ohne davon ergriffen zu werden.
Das Auge des Hurrikane, das Zentrum ohne Zerstörung, aber du brauchst jemand
anders, der diese Rolle füllt. Er sollte sie füllen.
Deine
Hände kommen auf der raue Baumrinde neben seiner Taille zur Ruhe.
Du
brauchst etwas, das dich festhält. Ausbremst. Sawyer versucht Atem zu schöpfen
und du könntest ihm eine Lektion zum Thema Rauchen halten, aber du magst
überraschenderweise den geisterhaften Zigarettengeschmack auf deiner Zunge, der
unter seinem verbotenen Aroma klebt und sein Hals ist sowieso verführerischer,
wie die Aussicht, deinen Verstand einzusetzen und nicht deinen Körper.
Fährst
mit deiner Zunge über die weiche Stelle seines Halses hinter seinen Stoppeln
und fängst schließlich sein Ohrläppchen ein. Saugst und fährst mit den Zähnen
über seine Ohrmuschel, hörst ihn fluchen, als du deine Zähne leicht hinein
gräbst, um sein Ohr dann hinter dir zu lassen, konzentrierst dich wieder auf
die weiche Haut seines Nackens. Fühlst die Rücksichtnahme, die sich langsam in
deinem Verhalten manifestiert, kannst mit der Emotion im Zusammenhang mit
Sawyer und dieser Situation nichts anfangen.
Beißt
instinktiv fest zu und seine Hüfte stößt hart gegen deine.
Seine
Härte frontal gegen deine, die Wahrnehmung blendet dich kurz in ihrer
Intensität, bis du dich wieder in den Kontakt fallen lässt, ihn suchst und
herausforderst und du bist es der ein Knurren von sich gibt und um Haltung
kämpft. Du seinen Hintern einfängst, abwesend die 9mm aus seinem Hosenbund
holst und auf eure Hemden schmeißt. Dich dann wieder auf dein eigentliches Ziel
besinnst, den Druck deines Unterleibs erhöhst, deine Stirn gegen seine Schulter
fällt, während deine Hüften weiter leichte Kreise drehen und du nach Atem
ringst.
Fuck.
Soweit zum Thema Rauchen und Atemlosigkeit.
Er gibt
dir mit den undefinierbaren Lauten offen zu verstehen, was ihm gefällt, welchen
Druck und welches Tempo seine Zustimmung hat und was seine Begeisterung. Du
steuerst wieder auf dein instinktives Verhalten zu, ihn zu nehmen, weil du
herausfinden willst, wie er sich anhört, wenn du ihn bis zum letzten auffüllst.
Was für ein Geräusch er macht, wenn du seine Prostata triffst und wie hart er
unter deinen professionellen Fingern kommen kann. Fuck. Sawyer macht es dir
nicht einfach, dein Ziel im Auge zu behalten und das sollte dich nicht so
erstaunen.
Lässt
ein heiseres Lachen hören, bringst deinen Kopf auf Abstand und suchst nach
Sawyers Laune, kannst in seiner Miene nichts weiter als perplexe Begierde lesen
und du bist noch immer nicht an all seinen Gründen oder seiner Vergangenheit
interessiert. Das sonnengebleichte Haar fällt ihm in die meergrünen Augen und
du streichst es aus seinem Gesicht, findest mit einer Hand seinen Nacken und
ziehst ihn bestimmend wieder in deinen Kuss.
Tiefer,
erforscht seine Mundhöhle und du willst wissen, was ihn so unwiderstehlich für
dich macht. Es ist nicht seine Technik, geschweige denn seine Raffinesse, er
besitzt keine. Alles erscheint ungefiltert, zu ungeschliffen, um erlernt zu
sein oder verstellt. Auf eine Weise offen, fremdartig und wahrhaftig, die du
nicht benennen, geschweige denn zuordnen kannst. Die du nicht mit dem Mann in
Verbindung bringen kannst, den du in den letzten Wochen hier kennen gelernt
hast. Vielleicht hat Sawyer das seltene Talent, sich komplett beim Sex zu
vergessen oder auf die Laune des anderen einzustellen. Aber die Erklärung
erscheint dir unvollständig, denn du kannst dich nicht auf ihn einstellen. Er
überrascht dich mit einer unvermittelten Drehung oder Stoß, einem unerwartenden
Stöhnen und du genießt zu sehr seine facettenreiche Art deiner Zunge zu
begegnen, um dir weiter Gedanken über Erfahrung zu machen.
Oder
etwas anderes als seinen Körper und seine Offenheit.
Kannst
dich momentan an keinen Kuss erinnern, denn du als so lasziv empfunden hast und
nicht enden lassen wolltest. Die Hitze, die er in dir entfacht, ist zu viel und
nicht genug und unerträglich und so gut, dass du noch nicht bereit bist, das
auf die nächste Ebene zu katapultieren und du weißt, dass ihr keine Zeit habt,
aber du nimmst sie dir trotzdem.
Eine
träge Verführung deinerseits übernimmt die aggressive Eroberung seinerseits,
die du eigentlich erwartet hast. Aber du hast hier gelernt nichts mehr zu
erwarten und nur zu reagieren. Du kannst mit dieser Rollenverteilung umgehen
und es besänftigt dein unbeherrschtes Temperament auf eine entwaffnende Weise.
Deine Handflächen wandern von seinen breiten Schultern gemächlich über seine
Brust und dann über seinen flachen Bauch, verwischen den Schweiß und die
feuchte Hitze schießt durch deine Haut, durch deine Arme, stellt die Härchen
auf deinen Unterarmen auf und deine Zunge fordert seine heraus, umkreist ihn,
bringt ihn weiter unter deinen Bann und du fühlst, wie sich die Spannung in
seinen Muskeln vibrierend aufbaut.
Es Zeit
wird, das auf die nächste Stufe zu bringen.
Sawyer
sich verzweifelter in deine Berührung lehnt, härter an deiner Jeans zerrt und
du wunderst dich für eine Sekunde, warum er sie nicht abstreift. Es passt nicht
ganz, zu der Art, wie er dich küsst und deiner Zunge begegnet, ohne Worte um
mehr bettelt. Bevor du fast ungeduldig nach seiner Gürtelschnalle greifst, denn
irgendwie sollte es dich nicht überraschen, dass Sawyer dir die Arbeit
überlässt, wenn er nicht die ganze Führung übernimmt.
Seine
phlegmatische Persönlichkeit hätte dich darauf vorbereiten sollen.
Öffnest
die Knöpfe und deine Fingerspitzen stoßen auf keine Unterwäsche, legen sich
einen Moment später hart um seinen Schwanz, hörst seine Verwünschung in eurem
Kuss und wie er sich gegen dich drängt. Sich in dein Pumpen fallen lässt. Seine
Zunge begierig in deinen Mund stößt und dir für den Moment den Atem raubt,
bevor er den Rhythmus deiner Hand perfekt widerspiegelt. Seine Finger sich
schmerzhaft in deine Hüfte graben und dich ungeduldig werden lassen, denn du
weißt noch immer, was du von ihm willst und es ist noch nicht genug.
Du
benötigst heute eine andere Art von Schmerz und Zurückhaltung ist eindeutig
überbewertet.
Du
solltest an etwas denken, irgendwas war noch wichtig. Instinktiv wichtig.
Überlebenswichtig. Du solltest an - Kondome. Keuchst erleichtert auf. Wenn
einer hier einen Haufen Kondome hatte, dann wohl Sawyer und mit seinem
Selbstbewusstsein war davon auszugehen, dass er immer ein Paar mit sich
herumschleppt. Du stellst fest, dass du wirklich nicht denken willst oder deine
Stimme einsetzen. Aber das hier ist zu deinem Schutz und es gibt nicht viel
Sicherheit, die hier auf dieser Insel in deiner Hand liegt.
Unterbrichst
den Kuss, an dessen Anfang du dich nicht mehr erinnern kannst.
Lehnst
deine Stirn gegen seine, heiser, “Kondome?”
Siehst
einen Hauch von Panik, yeah, der Grund, warum du nicht reden wolltest. “Du hast
keine?”
Er
schluckt trocken, “Nicht hier.”
Verdammt!
Ihr
habt beide einen Flugzeugabsturz überlebt und 40 Tage auf dieser Insel. Wie
groß war die Wahrscheinlichkeit und wie weit solltest du dein Glück strapazieren?
Atmest
tief durch, wägst einen Moment ab, “Bist du negativ? Wann war dein letzter
Test?”
“Vor
drei Monate und ja.”
Das
musste reichen, alle anderen STDs waren meist endgültig mit dem entsprechenden
Gegenmittel heilbar, Penicillin oder Antibiotika waren in ihrer Wirkung auch
nicht zu verachten. Außerdem hast du keine Fragen gestellt, als Boone auf dein
Blut angewiesen war und du ahnst, dass eine HIV-Infektion hier nicht auf der
TopTen-Liste der möglichen Todesursachen steht. Fuck it. Du würdest Kate ohne
Schutz bumsen und das barg mehr Gefahren als Sawyer. Du hoffst, dass er seine
Lektion zum Thema sexuell übertragbarer Krankheiten, nach seiner wie auch immer
gearteten Infektion endgültig gelernt hat. Zumindest konnte keiner von euch
schwanger werden und du lachst humorlos. Nette Analogie. Der Romantiker in dir,
schüttelt nur angewidert den Kopf, er hat sowieso keinen großen Anteil an
deinem Leben und du bist nicht an seiner Meinung interessiert, ebenso wenig an
der des Doktors oder Führers.
Du willst
Sawyer in dir und du bist im Moment bereit das Risiko einzugehen.
Die
Regeln für Safer Sex nicht wirklich auf dieser Insel gelten.
Löst
dich von ihm und suchst einen Moment durch die Vordertasche deines Rucksacks,
bis du auf die Vaselindose stößt, nicht die Verwendung, für die du sie
eingepackt hast, aber Zweckentfremdung gehört hier zur Tagesordnung und du
wirfst sie ihm zu. Er fängt sie mit einer Hand und du ziehst deine Jeans und
Boxer aus, schüttelst sie über deine Schuhe und du machst dir keine Gedanken
darüber, dass ihr lächerlich mit euren Schuhe angezogen ausseht.
Stehst
einen Moment später wieder vor ihm, er hält noch immer abwägend die
behelfsmäßige Gleitcreme in den Händen, dir kommt schlagartig ein unangenehmer
Verdacht, “Sag mir, dass ich nicht der erste Mann bin, mit dem du dich in
dieser Situation befindest, Sawyer?”
Er
blickt dich nur hilflos an, blass unter seiner Bräune und du verfluchst dein
Glück.
Fantastisch.
Naturtalent bekommt durch ihn eine neue Dimension in deinem Wortschatz.
Du
wusstest, warum du Leute mit Collegeabschluss in deiner Gesellschaft vorziehst
oder anonyme Clubs. Fuck. Fuck. Fuck. Du heute mit vielen möglichen
Schlägen gegen deine Person durch Sawyer gerechnet hast, aber nicht mit diesem
einen. Diese Offenbarung dich genauso effektiv in die Realität zurückbringt,
wie ein Faustschlag. Eventuell sogar noch härter.
Schließt
enttäuscht die Augen und reibst genervt über deine Lider, du kannst dein
verfluchtes Glück nicht fassen. Hättest deinem verdammten Jagdradar mehr
Glauben schenken sollen. Deinem Instinkt vertrauen.
Hörst
seine kehlige Stimme, “Aber ich bin sehr lernfähig, Metro.”
Und du
davon überzeugt, dass seine Erektion genauso schmerzhaft wie deine ist und er
sich diesen Höhepunkt, um nichts in der Welt entgehen lassen will. Weil der
Gedanke an den nächsten Orgasmus immer konsumierend ist, geradezu marternd,
wenn er so dicht unter der Oberfläche liegt. Weil er auch nur ein Mann ist. Das
hier nicht zu beenden, gnadenlose Tortur wäre.
Öffnest
die Augen und betest, dass du ihn nicht so hoffnungsvoll anstrahlst, wie du
dich fühlst und schaust in sein nun gerötetes Gesicht. Das Grinsen ist
angespannt in den Winkeln, nicht wirklich sicher und du weißt, warum Reden
immer eine schlechte Idee für euch war. Weist ihn nicht auf die Falschheit
seines Spitznamens oder seine mangelnde Kreativität hin. Vielleicht solltest du
ihn beruhigen und darauf hinweisen, was dir vorschwebt, vielleicht solltest du
es darauf anlegen, was er dir bereit ist zu geben.
Der
Gedanke beinhaltet einen unbestreitbaren Reiz.
Hältst
die Klappe, lässt deinen Blick abschätzend über seinen athletischen Körper
gleiten und du willst ihn noch immer. In dir. Nimmst ihm also die Dose und
Führung erneut ab, beginnst ihn wieder zu küssen, weil er sich darauf versteht
und dich vergessen lässt, dass das hier eine ausgesprochen bescheuerte Idee von
dir ist. Auf einer langen Liste heute.
Du
bekommst selten, genau das was du willst, wenn du es dir nicht einfach nimmst.
Kompromisse und Zugeständnisse sind nichts weiter, als komplimentierte
Verneinung oder halbherzige Bejahung. Zwei Leute, die beide nicht das bekommen,
das ihnen vorschwebt und sich auf das einigen, was sie sich gegenseitig geben
können. Du warst noch nie kompromissbereit, deine Scheidung nur ein weiterer
Beweis dafür und du bist bereit deine Prinzipien zu vergessen. Es ist nicht so,
als ob du generell großartige Feinfühligkeit von ihm erwartest hast und es
sollte dir schmeicheln, dass Sawyer sich überhaupt nüchtern auf dich
eingelassen hat, wenn es sein erstes Mal war.
Yeah,
was auch immer.
Du
hättest ohne dieses Kompliment auskommen können, mit mehr Erfahrung und
Kondomen. Verdrängst eure Unterhaltung und die möglichen Erklärungen, die du
ihm noch liefern musst in den Hintergrund deines Verstandes und konzentrierst
dich nur auf den Körper unter deiner Hand und die Hitze in deinem Unterleib.
Drückst
ihn wieder gegen den Baum und lässt deine Instinkte überhand gewinnen.
Vergisst
deine letzten zivilisierten Regeln und Dogmen.
Ihr seid
in der Wildnis, Zeit sich einzuprägen, dass jeder Tag euer letzter sein kann
und nichts sicher ist. Schon gar nicht Sex. Dies euer Abschied ist und du
überzeugt bist, Sawyer nicht wiederzusehen. Du keinen Eindruck auf ihn machen
musst, der über einen Orgasmus hinausgeht.
Das
Wissen hat etwas befreiendes.
Verlierst
dich in eurem Kuss und seinen zögernden Armen, die um deine Schultern gehen,
platzierst einen Arm um seinen Nacken und lässt deine freie Hand tiefer über
seine Brust wandern. Fühlst seinen Herzschlag unter deinen Fingerspitzen pochen
und sich beschleunigen, durch jede Zelle deines Körpers widerhallen. Du heute
durch deine verlorene Abwehr, so viel aufnahmefähiger für jeden Sinneseindruck
bist.
So
leicht in ein Echo verfällst.
Reibst
dich gegen Sawyers Unterleib und seine Arme fallen auf deinen unteren Rücken,
ziehen dich näher, die fehlenden Jeans unmissverständlich genießend. Presst
deinen Körper in seinen und versuchst deinem Schwanz den Befehl zu geben, die
quälende Langsamkeit nicht als bösartige Foltermethode anzusehen und die
mangelnde Friktion nicht als pure Vernachlässigung. Du dir ebenso wie er
darüber bewusst bist, dass du keine Liebe machst und Sawyers Unschuld noch
immer relativ ist, du deshalb eigentlich keine Entschuldigung für Sanftheit
besitzt.
Aber
Nervosität nicht unbedingt die Emotion ist, die du in einem Liebhaber wecken
willst.
Wenigstens
gehörte Schüchternheit nicht zu seinen hervorstechenden Eigenschaften.
Dir
fallen die offensichtlichen Details, die eine so deutliche Sprache sprechen,
erst jetzt mit dem Wissen auf. Wenn du dich standhaft weigerst deinen Verstand
einzusetzen, bist du im Zusammensetzen eines Puzzles ziemlich lahm. Die
fehlenden Teile ergeben ein Bild.
Dass du
sein Erster bist, scheint in seiner Anspruchslosigkeit durch, ihn fasziniert
alles, er lehnt sich begierig in jede Berührung und du magst die
unvorhergesehene Macht, die es dir über ihn gibt. Du fühlst dich begehrt und
ein wenig geehrt. Genug, dass sie dich spielerisch einfach für die fehlende
Erfahrung entschädigt und das Ganze einen neuen Charme für dich bekommt. Nicht
genug, dass du dich von deiner natürlichen Dominanz einfangen lässt oder
vergisst, dass du eigentlich deine komplette Niederlage im Sinn gehabt hast und
die wahrscheinlich schon fünf Minuten hinter dir liegen würde, wenn dies nicht
sein Premierefick mit einem Mann wäre.
Sawyer
tatsächlich lernfähig ist und er ahmt deine Bewegungen mit kurzer Verzögerung
nach, du verfluchst die Vaselindose in deiner einen Hand, die dich in deiner
Erkundung seines Körpers einschränkt und schließt statt dessen deine andere
Faust um seine Erektion. Streichst mit dem Daumen in festen Kreisen über die
Spitze, hörst ihn wimmern, verteilst das Precum und fühlst seine Hitze. Seinen
Puls. Sein Stöhnen. Es wie ein stummer Donner durch seinen Oberkörper rumpelt
und schließlich auf deiner Zunge landet. Du liebst den Geschmack seiner
Niederlage. Veränderst deinen Griff und beginnst ein gleichmäßiges Pumpen.
Wartest kurz und yeah, er folgt deiner Führung, seine Finger legen sich fest um
deinen Schwanz und sein Rhythmus passt sich deinem an, macht dich atemlos und
bedürftig, deine Knie werden weich.
Das
einzige, das weich wird und du willst dich von seinem Mund lösen.
Versuchst
Luft zu kriegen, du brauchst Raum bevor der Sauerstoffmangel oder die Hitze
dich umwirft. Aber seine Lippen brennen sich in deine und er hat den Vorteil,
dass er noch eine freie Hand besitzt und deinen Nacken damit einfängt. Du
ergibst dich dem Schwindel, der dich benommen macht und der Punkte hinter
deinen geschlossenen Lidern tanzen lässt. Fuck. Du kannst dich an keinen
Handjob erinnern, der dich je so angeturnt hat und du denkst, dass du auch
selten, eine so lange Zeitspanne ohne irgendeine Form von Orgasmus auskommen
musstest. Der Gedanke an eines deiner Ziele die Empfindung verschärft, fühlst
dich taumeln, es wäre so einfach den Damm niederzureißen und einfach zu kommen.
Einfach
in seiner Hand in ein kurzes Inferno zu explodieren. Aber das ist zu simpel.
Du bist
dir trotzdem fast sicher, dass dir das jetzt reichen würde. Aber nur fast.
Du bist
dir ziemlich sicher, dass du mindestens drei Wochen keinen Moment mehr für dich
hattest, indem du nicht todmüde warst und irgendwie haben sich deine
Prioritäten durch pures Überleben verschoben und es wird Zeit sie
zurechtzurücken. Guter Sex ist Luxus und du bist ausgehungert danach. Was dich
deine Hand lösen lässt und er flucht in deinen Mund und du grinst in seinen
Kuss. Schnappst seine Unterlippe mit deinen Zähnen und er sollte sehr glücklich
sein, dass du mehrere Aufgaben simultan erledigen kannst.
Setzt
deine Zunge ein, um ihn zu begütigen und öffnest die vergessene Dose in deiner
anderen Hand und verteilst dann die Vaselin auf seinem Schwanz. Schluckst die
andere Kaskade von seinen Flüchen und du wolltest es hart und so bereitest du
dich nicht vor, verteilst nur noch mehr Creme auf dir und schließt dann den
Deckel und lässt erleichtert die Dose fallen. Zeit zum deinem eigentlichen Ziel
und dem Hauptteil dieses Intermezzos zu kommen. Löst dich mit einem abrupten
Ruck von seinem Mund, weil du sicher bist, ihm anders nicht entrinnen zu
können.
Deine
Stimme klingt abgeklärter, als du dir zutraust, mit mehr Vertrauen in seine
Fähigkeiten, als du besitzen solltest. “Okay, ich bin mir nicht sicher, ob du
das schon mal mit einer Frau gemacht hast, aber es benötigt kein Genie für
Analsex. Du dringst langsam und gleichmäßig in mich ein, gibst mir dann einen
Moment, um mich an deine Größe zu gewöhnen und dann der konservative Sexpart.
Irgendwelche Fragen?”
Nachbohrend,
“Du willst das wirklich?”
Sawyer
klingt etwas ungläubig, unter seiner unüberhörbaren Erregung, er wäre offenbar
ebenso leicht mit den Handjob zu befriedigen gewesen. Du ebenfalls unter
normalen Umständen, nur waren deine heute ziemlich nervenaufreibend.
Du
rollst die Augen und erwiderst ironisch, “Jesus, nein, ich will händchenhaltend
mit dir in den Sonnenuntergang gehen und über unsere Zukunft hier auf diesem
tropischen Inselparadies diskutieren, wenn möglich mit malerischer Hochzeit am
Strand.”
Fängst
deine Ironie ein, als du seine irritierte Miene siehst, kein guter Zeitpunkt
für Sarkasmus. Das Ganze war verwirrend genug für ihn, ohne dass er es mit
deiner sauren Laune aufnehmen muss, wenn er versucht deinetwillen kompromissbereit
zu sein und ihr beide ward sowieso besser, wenn ihr komplett aufs Reden
verzichtet. Oder Kompromisse.
Atmest
tief durch, beschwichtigend, “Ich will es nicht, aber ich brauche es heute und
das ist ein elementarer Unterschied. Deshalb langsam, du bist der erste in den
letzten Jahren, der mich toppt. Fühl’ dich geehrt.”
Du
ahnst, dass Sawyer mit dem Privileg nichts anzufangen weiß, aber es ist nicht
so, als ob du es ihm aus Verbundenheit zugestehst oder als Ausgleich, wie es
bei Marc der Fall war. Es sind äußere Umstände, die hierher führten und du
brauchst deine Kontrolle zurück und der beste Weg im Augenblick ist der, sie
endgültig zu verlieren.
Siehst
sein bekräftigendes Nicken und ihr tauscht die Plätze.
Deine
Hände greifen erneut den Baum, deine Stirn gegen deine überkreuzten Unterarme
gedrückt, probierst du dich in die ungewohnt unterwürfigen Position hinein zu
relaxen, drückst den Rücken durch und fühlst Sawyer dicht hinter dir. Vertraust
auf seine eiserne Selbstbeherrschung, denn er ist nicht bis zum Anschlag in dir
versunken und das ist ein gutes Zeichen. Bist dir nicht sicher, ob du gerade
die Geduld hättest, wenn die Positionen verdreht wären und das ein weiterer
Vorteil für dich ist. Die Beine leicht gespreizt, versuchst du dich zu entspannen
und deinen Atem gleichmäßig zu halten, als du seine Handflächen von deinem
Nacken langsam über deine Schulterblätter gleiten fühlst, schließt du die
Augen. Er seine Finger weit über deine Rippen spreizt, sie mit stetig
zunehmenden Druck über deine Seite fahren. Du bist dir nicht sicher, ob es
purer Instinkt ist, aber er erreicht es, dir genau die richtige Mischung aus
Zurückhaltung und Ungeduld mit dieser Geste mitzugeben und deine Zuversicht
wächst, dass du hierbei voll auf deine Kosten kommen wirst.
Spürst
wie sich eine Hand von deiner Hüfte löst, versuchst dich daran zu erinnern zu
atmen, auf das vorzubereiten, was kommen wird. Vergisst die Bedeutung von Luft
als du seine Schwanzspitze probeweise über dich gleiten fühlst, nur um dann
langsam in dich einzudringen. Fuck, du hattest das Gefühl vergessen, was mit
dem ersten Ausdehnen verbunden ist und deine Finger krallen sich in die raue
Oberfläche, konzentrierst dich auf Sawyers, die sich in deine Hüften klammern.
Das Brennen ist beinahe zu viel, du wolltest es unvorbereitet, die Quittung
fühlst du gerade in jedem überstrapazierten Nervenende und du kannst nichts
gegen dein innerliches Fluchen unternehmen.
Beißt
in deinen Unterarm, um das ‘Stop!’ zurückzuhalten und der Schmerz lenkt ein
wenig ab, fühlst plötzlich Sawyers Zähne tief in deiner Schulter und dieser
Schmerz lenkt definitiv ab. Drängst dich dagegen und du bist beinahe
überrumpelt, als du seinen Körper komplett gegen deinen gepresst fühlst.
Ein
Naturtalent. Dein Instinkt lag richtig, er ist gut im toppen.
Hölle,
bei seiner Größe hättest du mehr Widerstand von deiner Seite erwartet.
Aber es
fühlt sich gut an, der Schmerz flacht ab und wird durch ein intensiveres Feuer
ersetzt, als du probeweise deinen Hintern kreist. Das Zittern, das durch seinen
Körper geht, wird durch deinen weitergeleitet. Magst den Nachhall seiner
Leidenschaft in dir, die deine weiter aufputscht und anstachelt.
Echos,
du könntest dich an seine in dir gewöhnen.
Spannst
testend deine Muskeln an. Gut. Deine Hüfte stößt hart zurück. Besser.
Sein
Mund löst sich mit einem heftigen “Shit!” von deiner Schulter.
Seine
Finger pressen sich tiefer in dein Fleisch und du stützt mehr von eurem Gewicht
gegen den Baum, schwingst erneut gegen ihn und er erhöht den Druck. Hält dich
an deinem Platz, seine Stirn gegen deinen Hinterkopf gepresst, sein Atem heiß
in deinem Nacken. Abgehackt in deinen Ohren und die Bewegungslosigkeit wird
quälend.
“Sawyer?”
Es ist nicht wirklich eine Frage.
Die
Anspannung klingt perfekt in seiner Stimme durch, drohend, “Gib mir einen
Moment, wenn du nicht willst, dass dies in weniger als einer Minute vorbei
ist.”
Du
hättest nichts dagegen, du bist schon so lange auf der Grenze, dass der
Absprung überfällig erscheint, die perfekte Niederlage so nah. Hältst den Mund,
fügst dich in deine passiven Status, genießt das Gefühl seiner Härte und des
Angefülltseins. Dann beginnt er sich zu bewegen. Lange gleichmäßige Stöße, die
durch deinen Körper dröhnen, dich vibrieren lassen und an die längst
vergessenen Vorteile dieser Position erinnern. Daran dass du nur nehmen musst,
aber dein Instinkt beim Sex zu geben ist ebenso ausgeprägt, wie seiner den
Schmerz zu teilen.
Fällst
in seine Dynamik und gegen seinen Körper.
Dein
Kopf fällt auf seine Schulter zurück, auf der Suche nach Halt, nach
Unterstützung, das hier ist zu unbekannt für dich. Zu fremdartig und betörend
und du fühlst seine Lippen und Zähne, die deine Schulter und deinen Hals
bearbeiten, du dich verlierst, zwischen beißen und lecken, blind seinem Takt folgst.
Genauso wechselhaft, wie du seinen Charakter immer eingeschätzt hast, aber du
lernst gerade, dass er nur die verborgenen Motive widerspiegelt. Offen auf die
Spannungen reagiert, die unter der Oberfläche liegen und die andere meist
unangetastet lassen. Zwischen seinen flachen Stößen und denen, die dich bis ins
Mark erschüttern, lernst du eine Menge über ihn. Zwischen den Variationen eines
Themas und du dich fragst, auf wie viel unterschiedliche Weisen er dich in den
Wahnsinn treiben kann.
Sawyer
erhöht das Tempo weiter, ändert den Winkel etwas und trifft deine Prostata.
Du
gehst in die Knie und stürzt gegen den Baum. Er folgt dir geschmeidig, nicht
einmal seinen Rhythmus unterbrechend. Sucht den Winkel erneut und wird fündig,
die Punkte, die du gesehen hast, verwandeln sich in pulsierende Kometen. Du
bist dir jeder seiner Bewegungen zu bewusst, die Gluthitze in deinem Unterleib
ist dabei dich zu versengen und dann sind seine Hände plötzlich auf deinem
Schwanz und dein Kopf fällt besiegt auf seine Schulter.
Seine
Stoppel brennen sich in deine überempfindliche Haut.
Deine
Sinne laufen Amok. Laufen ineinander über. Überlaufen sich.
Seine
Lippen auf deiner Pulsader, das Geräusch deines Herzschlags in deinen Ohren und
du siehst rot hinter deinen geschlossenen Lidern, als er den Griff verstärkt.
Sawyers Stimme in dem Chaos untergeht und er genauso substanzlos und universell
wird.
Sein
abgehackter Dirty Talk aus zusammenhanglosen Worten und Flüchen besteht, die
sich auf “Gott, du bist so eng. Das ist unglaublich!” reduzieren lassen, wenn
du die fehlenden Grammatik außer Acht lässt und die Pausen übergehst, die
dazwischenliegen und die nur durch sein Tempo, Lecken und Stöhnen gefüllt
werden. Er seinen Puls schließlich gnadenlos in dich hineinpumpt und du zu weit
weg für zusammenhängende Gedanken bist, die über ‘Fuck!’ hinausgehen.
Noch
nicht einmal fähig, ihm härter entgegenzukommen.
Drehst
den Kopf noch ein Stück und er kommt dir entgegen, brennt seinen verschwitzten
Kuss auf deine Lippen und in deine Synapsen. Dann zieht sein Daumen einen
markanten Kreis auf deiner Schwanzspitze und du fällst, kommst in einer harten
Symphonie aus Schreien, Stöhnen und Verdammen in seinen Mund.
So
hart, dass es schmerzt und dir kurz schwarz vor Augen wird.
Du
fällst kraftlos auf deine überkreuzten Unterarme gegen den Baum mit Sawyer im
Rücken, er folgt dir in den Untergang mit vier tiefen Stößen und seinen Zähnen
so fest in deiner Schulter vergraben, als ob er einen Bissen von dir auf seine
Reise mitnehmen will. Der Schmerz katapultiert dich aus dem glückseligen
Nirwana und zurück in die Gegenwart, fühlst die Muskelzuckungen, die
unkontrolliert durch euch beide schießen in den Nachwehen. Allmählich abflauen
und nachlassen.
So wie
die tanzenden Sterne hinter deinen geschlossenen Lidern sich dämpfen und in
Schwärze übergehen. Dein Puls nicht mehr in jeder Zelle nach hämmert, sein
Herzschlag in deinem Rücken sich ebenfalls langsam beruhigt. Er ein
einlullendes Pochen wird und euer Atem auf normal zurückgeht. Bis die einzige
Bewegung, die träge seiner Zunge gegen sein Mark ist. Das würde ein blutrotes
Mal hinterlassen, du bist zu unbeschwert, trotz seiner Schwere und kannst dich
nicht dazu aufraffen, ihn deswegen anzumachen.
Sex
konnte eindeutig ein gutes Mittel zur Stressbekämpfung sein.
Vielleicht
solltest du es den Überlebenden verschreiben und du lachst leise.
“Is’ was, Doc?” Sein Südstaatenakzent schlägt voll durch, so wie das sexy
Lächeln, das in seiner Stimme liegt und dich noch tiefer in die gute Laune
einwebt, die dich überrollt.
“Nope,
mir wurde nur gerade klar, dass dir tatsächlich daran lag, mir eine Wahrheit
unter die Haut zu nagelnd. Es nur nicht die erwartete war.”
“Mmh?”
Er zieht sich vorsichtig aus dir zurück und bleibt gegen deinen Rücken gelehnt
auf dir liegen, trotz der Dschungelhitze ist sein Körper ein angenehmes
Gewicht, ihr seid beide klatschnass und seine Finger kreisen abwesend über das
Tattoo deiner Schulter. “Welche?”
Amüsiert
von dir, “Dass ich es mag von dir gefickt zu werden.”
Sein
Erstaunen hält sich in Grenzen, “Das war unerwartet?”
“Yeah,
ebenso wie dein Drang, dein Territorium mit deinen Zähnen zu markieren.”
Selbstzufrieden
von Sawyer, “Du kannst meinem weiblichen Fanclub beitreten, das ist das
Clubabzeichen. Mitgliedschaft hat seine Vorteile und bis jetzt hat sich noch
niemand über mein Talent beschwert, höchstens wenn ich nicht mehr bereit war,
es einzusetzen.”
Du
kannst nichts gegen das Lächeln über so viel Arroganz und Narzissmus tun, gibst
ihm mit deiner Schulter zu verstehen, dass er aufstehen soll oder dich
zumindest gehen lassen. Nach einem kurzen Moment des Zögerns, rollt er sich von
deinem Rücken und lehnt relaxt gegen den Stamm.
Du
stehst gemächlich auf, grinst über seine halbherzigen Versuche seine Hose
wieder hochzuziehen, die den Zwischenfall irgendwie verdreht an seinen Füßen
durchgestanden hat, ohne dabei seine liegende Position zu verlassen und bist
wieder an eine Dschungelkatze erinnert. Nur ohne die gefährliche Eleganz und
mit mehr Spieltrieb, dein Grinsen wird breiter und du beginnst ebenfalls deine
Jeans anzuziehen.
Dein
spöttischer Unterton ist vergnügt, “Dann kann ich mich also glücklich schätzen,
dass deine Abreise heute, mich vor dem grausamen Schicksal rettet, dein
durchdrehender Stalker zu werden?”
Seine
Grübchen vertiefen sich mit seinem breiten Lächeln, nachdem er schließlich den
Reißverschluss und Gürtel geschlossen hat, fällt sein Blick auf dich zurück,
“Yeah, bist du nicht ein glücklicher Bastard, Jack? Dein männlicher Stolz und
dein Macho-Image kommen unbeschadet davon.”
Yeah,
das war immer deine größte Sorge im Inselparadies. Zusammen mit der, dass du
von deiner unerwiderten Liebe zu Sawyer konsumiert werden könntest.
Der
Gedanke ist zu absurd und du spürst, wie das offene Lachen in dir hochschießt.
Dröhnend und so gut, dass du dich fragst, warum du in der Vergangenheit so
selten dem Drang nachgegeben hast oder dem mit Sawyer Zeit zu verbringen, wenn
er dich so fühlen lässt und in dein Lachen einstimmt. Bis du dich erinnerst,
dass dein Drang in erster Linie darin bestand, ihm seinen Hals umzudrehen.
Abgesehen von den Tatsachen, dass er dich in den Wahnsinn treibt, Rot sehen
lässt und deine Nerven bis zum äußersten strapaziert und du zu spät erkannt
hast, dass das außerordentlich angenehme Eigenschaften sein können.
Als du dich schließlich beruhigt hast, schüttelst
ungläubig lächelnd den Kopf, über seine verdrehte Logik und deine, “Sicherlich
hätte ich deine weitere Anwesenheit verkraftet und ein gutes Statussymbol für
dich abgegeben. Der Doktor schlägt die sexy Blondine hier jeden Tag. Noch ein
Schicksal das mir glücklicherweise erspart bleibt, am Ende wärst du unter
Umständen mein Stalker geworden, Sawyer.”
“James.”
Du pausierst mit deinem Shirt, blickst ihn verblüfft an und siehst seinen offenen
Gesichtsausdruck.
Legst
den Kopf schief, nicht sicher, ob es ein Witz ist, “James, wie James der
Butler, weil du mich so gut bedient hast?”
Er
verneint, als ob er es bereut, überhaupt davon angefangen zu haben, die gute
Laune löst sich auf, “Nope, James wie James Ford.”
“James
Ford?” Der Name rollt über deine Zunge, ohne Eindruck zu hinterlassen.
Damit
kehrt das Amüsement in seinen Augen zurück, so strahlend und plötzlich wie die
Sonne, die durch eine dunkle Wolkendecke bricht und der Ernst um seinen
Mundwinkel ergeben eine seltsame Mischung. “Du kannst mich in deinen privaten
Phantasien James nennen, solange du Sawyer nachts lauthals durchs Camp brüllst,
damit jeder weiß, wer den Doc um den Schlaf bringt und heißlaufen lässt.”
Du
nickst etwas sprachlos und dir wird klar, dass du nie nach seinem Vornamen
gefragt hast, noch nicht einmal seinen richtigen Namen gekannt hast. Und er
Sawyer für dich bleiben wird, zumindest in der Variation, in der du von ihm
genommen wirst und deinen Schmerz, Kontrolle und Verantwortung vergisst. James
vielleicht in den Phantasien zum Einsatz kommt, in denen du ihn gedanklich so
hart kommen lässt, bis er eine knochenlose Masse unter deinem Körper ist.
Lässt
ihn Namenlos, weil es momentan richtig erscheint.
Seine
Aussicht wochenlang auf einem Floß mit zwei Männern, einem Kind und ohne
Privatsphäre und wirkliche Erleichterung festzustecken, nach eurem
Zusammentreffen geradezu Schikane gleicht. Du dich zumindest allein in den
Dschungel oder Ozean zurückziehen kannst. Sex wieder ziemlich weit oben auf
deiner gedanklichen Liste steht und nur das Wissen, dass du in naher Zukunft
keinen mehr bekommen wirst, ihn nicht zu Punkt zwei nach Überleben macht.
Dein
Blick bleibt auf der 9mm liegen.
Die
Chance sehr real ist, dass die vier bei diesem Unterfangen da draußen sterben
werden und sie sind sich über die Risiken klar. Zumindest die drei Erwachsenen.
Eine gute Chance besteht, dass die Leute, die zurückbleiben ebenfalls bald
dieses Schicksal teilen werden und nicht jeder das relative Glück einer Kugel
im Schädel haben wird. Die Bedrohung durch die Anderen realer mit dem schwarzen
Rauch erscheint und die gesamte Insel mysteriöser. Tödlicher in ihrer
Schönheit. Das Gefühl sich einstellt, dass es letztlich keinen Unterschied macht,
wo ihr dem Tod begegnet.
Die
Insel euch dann erlegt, wenn es in ihrem Sinne ist.
Rennen
und verstecken nur das Ende unwürdevoller machen, du den unsichtbaren Augen
hier keiner Macht zuordnen willst. Ihnen keine Macht über dein Leben und deine
Entscheidungen zugestehen willst und du dich fragst, ob alleine der
Gedankengang verrückt ist. Schüttelst den Kopf, verbietest dir weiterzudenken,
weil du dich nicht entscheiden kannst, ob er dich härter oder weicher machen
wird. Löst deinen Blick von der Waffe und sein Gesicht ist ernst, er ahnt,
wohin deine Gedanken gewandert sind.
Du hart
in deinen Überzeugungen bleiben musst. Du leben willst. Du hier gebraucht
wirst.
Du den
Mann vor dir vermissen wirst. Das nichts ändert und alles.
Sawyer
eine der größten Nervensägen war, die dir jemals begegnet ist. Einer der
wenigen Menschen, die du nach Sex mit ihnen schlechter durchschauen kannst als
vorher. Aber jetzt gerne besser verstehen würdest, er dein Interesse geweckt
hat. Nicht nur deinen sexuellen Hunger. Du denkst, dass du dir jetzt die Zeit
nehmen würdest, aber es ist irrelevant, ihr habt keine und das war der Grund
für Sex in erster Instanz. Ordnest ihn in die Liste deiner TopFive-Fucks ein
und Sawyer scheint von seinem Ausflug in homosexuelle Gefilde ebenfalls nicht
dauerhaft traumatisiert.
Sparst
dir die Floskeln, von Glück und Wiedersehen.
Einen
festen Handschlag und ein Nicken später bist du unterwegs zum Strand, wieder in
Kontrolle und nicht auf der Flucht. Das Gewicht des Koffers ist nicht zu schwer
und das der Verantwortung ebenfalls tragbar.
Du bist nur ein Mensch, du wirst weiter Fehler machen, Menschen werden sterben und du deine Momente der Schwäche haben. Aber du denkst, dass du jetzt die Stärke haben wirst, einfach deine Erholungsphasen zu fordern. Der Schmerz erinnert dich daran, was real ist. Wie schwach du sein darfst. Welche Erkenntnisse du verloren und welche du gewonnen hast.
Zwar
nicht so permanent wie eine Tätowierung, aber augenblicklich ebenso effizient.
Dein
Blick wandert über den türkisblaue Ozean an den Riffs.
Du
wirst ein Auffrischen der Farben dieses speziellen Tattoos vermissen.
Think of
all the fun you had.
(We won't
stand for hazy eyes anymore)
The finest
line divides a night well spent from a waste of time.
(We won't
stand for)
Think of
all the days you spent alone with just your T.V. set and I
(We won't
stand for hazy eyes anymore)
I can
barely smile
(We won't
stand for)
Dir
sind die Veränderungen an Sawyer schon Voher aufgefallen und du weißt, dass du
eigentlich dein Leben in vor und nach dem Flugzeugabsturz einteilen solltest,
denn anderthalb Monate sind nicht genug Zeit für andere gravierende Wechsel.
Aber es gibt ein neues Nachher auf dieser Insel seit vor vier Tagen drei
erschöpfte Männer morgens auf einem Wrack unweit des Strandlagers wieder an
Land gespült worden sind und dieses Nachher hat mit Walt und dessen
Verschwinden zu tun. Davor war das Nachher Sawyers Geständnis deinen Vater
betreffend und davor Boones Tod und davor Claires Entführung und davor Sayids Informationsbeschaffung
und davor der Absturz.
Du hast
genügend Vohers auf der Insel angehäuft und deine Lektion mitgenommen.
Du hast
sogar aufgehört innerlich auf eine neue Katastrophe zu warten, du wirst einfach
mit den Konsequenzen umgehen. Du hast aufgehört zu planen, denn deine Erfahrung
hier hat gezeigt, dass du zur Gegenreaktion verdammt bist. Dass was immer auch
passieren soll, es eintreffen wird und dann kommt dein Part in diesem Spiel zum
Tragen.
Schadensbegrenzung.
Du bist meistens gut darin.
Dein
neues Leben hier unterscheidet sich nicht so sehr von deinem alten, wie die
meisten annehmen. Du drehst noch immer deine täglichen Visitenrunden zwischen
den Höhlen und dem Strand. Und du wirst noch immer gerufen, wenn die Situation
kritisch wird. Wirklich, der einzige Unterschied ist, dass du kein Apartment
mit Luxusbadezimmer oder Privatsphäre hast, in die du dich zurückziehen kannst
und nicht mehr nur auf medizinische Notfälle begrenzt bist. Immer in
Bereitschaft bist. Du kannst deinem eigentlichen Beruf nicht nachgehen und es
macht dich manchmal verrückt. Du bist nicht nur wegen deines Vater Chirurg
geworden, sondern weil deine Patienten in Narkose waren. Keine langwierigen
Therapien, sondern meistens eine Operation bevor sie entweder zur Rehabilitation
weitergeleitet wurden oder nach hause geschickt wurden.
Manchmal
in einem Sarg, aber du bist kein Gott und dir über diese Tatsache bewusst.
Du hast
dich immer gescheut falsche Erwartungen zu wecken, obwohl du einer der Besten
deines Fachbereichs bist und vielleicht wärst du heute schon Leiter der
Chirurgie, wenn du mehr Ehrgeiz hättest, wenn du nicht die Stelle abgelehnt
hättest, die durch deine Aussage frei geworden ist. Aber dein Ehrgeiz
beschränkte sich immer auf den OP und Ehrlichkeit, nicht Speichellecken.
Dein
Vater blendete andere mit seiner Persönlichkeit und dein Talent beschränkte
sich auf das Skalpell. Er war das, was man gemeinhin einen
Gesellschaftsmenschen nennt. Etwas das nicht in deinen Genen liegt. Du ziehst
die Stille vor und konzentriertes Arbeiten in Schweigen und du vermisst diese
spezielle Gelassenheit eines OPs, der mit fünf oder mehr Mitarbeiter gefüllt
ist, die dich einfach in Ruhe dein Ding durchziehen lassen. Das stetige
Geräusch einer Herz-Kreislaufmaschine, das Piepen der Apparaturen und des
Atemgeräts kombiniert mit dem sterilen Krankenhausgeruch. Du warst immer im
Krankenhaus daheim und das ist einer der Gründe, warum du geschieden bist und
dein Haus verloren hast.
Es ist
dir nicht wichtig. War es nie.
Du
weißt, dass die meisten hier deine Fähigkeiten respektieren, als Führer wie
auch als Doktor, dass nur wenige dich als Mensch mögen und dir ist es recht.
Sie brauchen dich zum Überleben. Du brauchst Abstand, andernfalls wirst du
emotional und das führt zu noch mehr Schwierigkeiten.
Denn du
bist ein schwieriger Mensch und du weißt das zu genau.
Dir
fehlt die Geduld auf Menschen einzugehen und du warst in den letzten 47 Tagen
mehr als einmal versucht einem deiner ‘Patienten’ ein ‘Halt die Klappe!’ hinzu
klatschen. Dass du auch erschöpft und gestresst bist, ohne dass sie dich mit
ihren Wehwehchen belasten. Dass du keine Zeit hast, dir Nichtigkeiten anzuhören
und du bekommst die Nachricht nonverbal durch oder dir fällt rechtzeitig ein,
dass niemand hier nach hause geschickt wird und die Rehabilitation in deine
Hände fällt. Du auf unbestimmte Zeit mit diesen Menschen feststeckst und du
dich an einige und deren Macken schon gewöhnt hast. Du verstehst deinen Job,
aber du fasst niemanden mit Samthandschuhen an und Small Talk ist für die Leute
reserviert, mit denen du auskommst.
Du
vermisst Sawyers Sticheleien und du magst diesen grüblerischen Mann nicht, der
heute sein Gesicht trägt. Es gibt schon zu viele Geister auf dieser Insel und
die Schuld in seiner Miene ist unbegründet, niemand macht ihm einen Vorwurf für
Walts Entführung. Zusätzlich zu dem Fakt, dass er die 9mm zurückgebracht hat
und du hast ihm kopfschüttelnd die Waffe aus seiner Hand genommen, an die er
sich fester klammerte, als an sein Leben. Nicht dass er in Lebensgefahr
schwebte, aber er neigt zum Melodrama und du findest das amüsant.
Das
einzig halbwegs Amüsante in dem ganzen Desaster.
Wenn
die Wunde sich nicht entzündet und Suns Kräuter scheinen dem vorzubeugen, dann
kommt er mit einer weiteren Narbe davon. Diesmal sichtbar. Die Antibiotika, die
er für seine Stichwunde erhalten hat, müssen reichen. Deine Apotheke neigt sich
angsteinflößend schnell ihrem Ende zu und du versuchst von Sun zu lernen und
Sawyer hat mit einem Nicken diesem Experiment zugestimmt. Er hat alles getan,
um den Jungen zu beschützen und einen glatten Schulterdurchschuss, um es zu
beweisen. Nur bist du nicht in der Lage ihm deine Position mitzuteilen, weshalb
seine tägliche Wundversorgung in Schweigen stattfindet und du dir wünscht, dass
er endlich seine spöttische Stimme wiederfindet und ihr zu eurer Macho-Routine
zurückfindet.
Nur ist
Schuld immer subjektiv und still. Eure Realität.
Du
hasst diese Ruhe, sie lässt dir zu viel Zeit zum Nachdenken.
Boones
Tod nagt noch immer an dir und du hast dich ebenso wie Sawyer weiter
zurückgezogen. Yeah, Glashaus und all das, aber du würdest es wirklich
vorziehen, wenn er endlich ein paar Steine werfen würde, die deine Scheiben und
Fassung zerschmettern. Statt dessen versuchst diese professionelle Distanz zur
Gruppe zurückzubekommen, von der du weißt, dass sie eine Illusion hier ist und
dich am Ende nicht beschützen wird. Aber einen jungen Mann sterben zu sehen,
denn du daheim in einer Routineoperation gerettet hättest, ist etwas auf dass dich
niemand vorbereitet hat.
Nicht
dein Studium, nicht dein Vater und erst recht nicht dein Gewissen.
Dein
Verstand sagt dir, dass du alles getan hast, was du konntest und zeigt dir
gleichzeitig, wie einfach es gewesen wäre. Mit Narkose, Medizin, einem ausgestatteten
Operationssaal und medizinischen Personal würde Shannon widerwillige Betreuerin
ihres genesenden Bruders spielen und nicht Kleider zwanghaft falten, um etwas
Ordnung in dem Chaos ihrer Gefühle zu schaffen, die sein Tod hinterlassen hat.
Sie ist nicht mehr an den Strand zurück gezogen, nachdem die Anderen nicht
aufgetaucht sind und Charlie Aaron freudestrahlend zu Claire zurückbrachte.
So wie
das Heroin. Du hast es dankbar angenommen, Schmerzmittel werden auch in Zukunft
von dir gebraucht und hätte Boones Ende wahrscheinlich leichter für ihn gemacht
oder dich. Du bist dir nicht ganz sicher, wem es mehr geholfen hätte und es ist
so oder so eine hypothetische Frage. Du willst niemanden hier mehr sterben
sehen, aber du weißt, dass es vorprogrammiert ist ohne Rettung. Denn du kennst
die Gefahren der Insel und nicht nur die natürlichen. Du warst beinahe soweit
zu hoffen, dass die Anderen nichts weiter als französische Ammenmärchen waren,
bis das Floß zurückkehrte und die Männer Rousseaus Geschichte bestätigten.
Ihr
habt beide Jungen nicht beschützen können, weder Aaron noch Walt.
Am
wenigsten Boone und er ist der weitere Junge auf deiner Liste, den du unter
Verluste abbuchst und Shannon lebt jetzt in den Höhlen und du bist nicht ganz
sicher, ob es daran liegt, dass sie Lockes Anblick nicht ertragen kann und noch
immer gewillt ist, ihm eine Kugel in den Schädel zu jagen oder ob am Strand zu
viele Erinnerungen auf sie warten, die einen Neuanfang verhindern. Sawyer hat
ebenfalls hier sein Lager aufgeschlagen und du bist dir sicher, dass er
Michaels Anblick nur deshalb sucht, um sich selbst in den Wahnsinn zu treiben.
Du bist
nicht eitel genug, um seinen Umzug auf dein Konto zu schieben.
Und du
verstehst diesen Wunsch nach Selbstgeißelung. Weil du Shannon mit dem gleichen
Blick auf Schritt und Tritt in den letzten zwei Woche beobachtet hast und sie
dir mehr als einmal schreiend mitgeteilt hatte, dass sie verdammt noch mal in
Ordnung ist, nur um kurz darauf mit Vincent in den Dschungel zu verschwinden. Das
war vor der Rückkehr des Boots. Seitdem hattest du wenig Zeit irgend jemand
anzustarren. Du bist froh, dass Walt ihr den Hund überlassen hat, er tut ihr
gut. Nur Michael wird von dessen Anblick heimgesucht und dir ist noch keine
passende Lösung für dieses Problem eingefallen. Es ist auch nicht so dringend,
da Michael sowieso nur die Nächte in den Höhlen verbringt.
Der
Mann wird langsam von seiner Verzweiflung zerfressen und keiner eurer Versuche,
seinen Sohn zu finden, war bisher von Erfolg gekrönt. Vier Tage suchen im
Dschungel in kleinen Suchtrupps. Vier Tage, in denen du über deine
Belastungsgrenze hinaus bist und du spürst die Erschöpfung in jedem Knochen. Du
hast dich heute aus der Suchaktion ausgeklinkt, nachdem Sayid dir klarmachte,
dass du körperlich nicht dazu in der Lage bist. Okay, er hat es auf keine
Diskussion ankommen lassen, sondern hat er dich einfach nicht geweckt, als sie
im Morgengrauen aufgebrochen sind und du nimmst den ‘freien’ Tag dankbar an.
Und du
bist dir sicher, dass du Michael nicht mehr lange halten kannst und er sich auf
eigene Faust loszieht, um weitere Kreise zu ziehen, ihr seit noch auf keine
Spur der Anderen getroffen. Keine Fährte. Nichts. Selbst Rousseau mit all ihrer
Kenntnis über die Insel, ist ziellos. Du wunderst dich nicht, dass sie bereit
war euch zu helfen. Wie ein Phantom aus dem Wald auftauchte und ihre Hilfe
anbot. Walt ist ein Kind und sie hat eines verloren und du kennst das
psychologische Trauma, das sie durchleidet und die 16 Jahre allein auf der
Insel hat sie erstaunlich geistig klar überstanden.
Du
bezweifelst, dass du dazu in der Lage wärst. Vor allem nicht allein.
Wahnsinn
ist ein nicht zu unterschätzender Faktor auf dieser Insel und so sehr du auch
versuchst, die Stimme der Vernunft zu sein, scheiterst du zeitweise kläglich.
Die
Überlebenden wollen Antworten, die du nicht hast.
Du
glaubst nicht an Schicksal, hast es nie getan, nie mit Überzeugung und du
behältst Locke so gut du kannst im Auge, was in den letzten Tagen ein
gezwungenes Nicken bei den Morgenmeetings war, bevor ihr losgezogen seid. Denn
dein innerer Gefahrendetektor sagt dir, dass er eine potentielle Bedrohung für
alle ist. Seine Antworten sind genauso leer wie deine, genauso leer wie die
Luke, die in einen leeren Bunker führte, der Boones Tod nicht rechtfertigt.
Noch nicht einmal die ausgefallenen Jagdstunden und Wildschweine. Der Bunker
ist noch nicht einmal groß genug, um mehr als zehn Überlebenden Schutz zu
verschaffen und genauso angreifbar für einen Hinterhalt wie die Höhlen.
Trotzdem
verschafft Locke sich Gehör mit seinem Gerede über Vorherbestimmung und Opfer.
Er erinnert dich an einen dieser verrückten, charismatischen Sektenführer und
seine Anhänger sind dir genauso suspekt. Es fällt dir schwer zu begreifen,
weshalb er diese Macht über die Meute hat, dass tatsächlich Menschen bereit
sind, ihm und seinen verdrehten Ansichten Aufmerksamkeit zu schenken.
Glauben
und es ist erstaunlich, dass es so viele sind, die glauben wollen. Aber du
warst nie ein Kirchgänger und Gott entzieht sich dir im Grundkonzept. Du hast
zu viele Götter in Weiß in Aktion gesehen, die Leben retteten, die verloren
waren oder beendeten, obwohl deren Zeit noch nicht abgelaufen war, um an
göttliche Fügung zu glauben.
Du
siehst Locke und du siehst einen Schlächter, der die Schafe zur Opferbank
bringt.
Du
siehst Kate und wie sie beginnt für die einfachen Antworten zu fallen.
Du hast
gesagt, sie soll dir den Rücken decken, aber du spürst, wie sie dir gegenüber
distanzierter wird und du weißt, dass vier Tage gemeinsames Suchen im Dschungel
hier ausreicht, um Loyalität zu verschieben. Du kennst Lockes Charme aus
eigener Erfahrung und dass er ein manipulierender alter Hund ist, der das
Talent hat, seine Ideen als die eigenen zu verkaufen. Es überrascht dich ein
bisschen, dass sie eine Vaterfigur oder einen Messias nötig hat. Du hast nicht
erwartet, dass sie gerettet werden will und du bist bereit dir einzugestehen,
dass ihre Seelenrettung keine Priorität auf deiner Liste hat.
Der
Verrat ist nichtexistent, du hast viele Schwächen, aber Naivität ist keine
davon und du weißt, dass jeder seinen eigenen Weg finden muss und dabei die
eigene Agenda verfolgt. Egal was andere von dir denken, du tust das richtige,
weil du ein Perfektionist bist, der sich seine eigenen Fehler nicht verzeihen
kann. Nicht aus einem Heldenkomplex heraus. Vaterkomplex vielleicht, aber du
hast nie viel von Psychologie gehalten, die alles den Eltern in die Schuhe
schieben will und du bist dir sicher, dass deine Kindheit nur Teil deines Problems
ist.
Erinnerst
dich an deinen Vater, wie seine wortlose Geringschätzung über das Tattoo und
seiner Meinung nach kindischen Rebellion deinerseits stummer Bestürzung wich,
als du ihm Momente später kalt grinsend Marc, einen ‘guten Freund von der Uni’
vorgestellt hast und ihr händchenhaltend vor ihm gestanden seid. Du
normalerweise nicht für öffentliche Zuschaustellung von Zuneigung bist, egal ob
du eine Frau oder einen Mann bumst, aber diesmal nicht widerstehen konntest. Du
schadenfroh die Schlüssel für das Ferienhaus über den Sommer gefordert hast, im
Gegenzug zu deinem akademischen Erfolg und sein Blick zwischen euren Händen und
deinem Unterarm hin und her wanderte, ohne jemals deine Augen zu treffen.
Du
kannst deinem Vater viele Dinge vorwerfen, aber nicht dass er ein Homophobe
war.
Im
Gegensatz zu deiner Mutter.
Der
Schlüssel war drei Minuten später in deiner Hand, zusammen mit einem seltsam
verständnisvollen Grinsen von deinem Dad und ihr Gekreische dröhnte noch zehn
Minuten später in deinen Ohren, wurde aber von deinem befreiten Lachen
übertönt. Dein Vater hat diese überraschende Offenbarung mit dem gleichen
Desinteresse aufgenommen, wie alle Eigenschaften, die nicht in sein Bild von
dir passten und du weißt heute, dass das der Augenblick des Endes deiner
offenen Rebellion war. Du hast deren Sinnlosigkeit und potenzielle
Selbstzerstörung eingesehen und dich ab da vor allem auf deine Karriere
konzentriert.
Marc
war nicht mehr als eine Sommerromanze, ihr wusstet das schon zu diesem
Zeitpunkt und eure Wege trennten sich reibungslos nach den Ferien. Er zog nach
New York und du zurück nach LA. Ohne Drama, ihr seid heute noch Freunde.
Platonische. Er hat seine bestimmende Ader und männliche Hausfrau in N.Y.
gefunden. Ihr wart beide zu dominant, um auf Dauer als Paar zu funktionieren,
was ihn nicht daran hinderte dein Trauzeuge zu werden.
Du bist
dir ziemlich sicher, dass das einer der Unterschiede zwischen Männern und
Frauen ist. Denn Sarah korrespondiert seit dem Ende eurer Beziehung nur noch
über ihre Anwälte mit dir. Marc tauchte dagegen unvermittelt bei dir auf,
nachdem er von der Trennung von ihr durch deine Email gehört hatte und zog mit
dir durch jede noch so schäbige Kneipe. Sparte sich das ‘Ich hab’s dir doch
gesagt’ und bestellte indessen eine Runde um die andere, bis du irgendwann im
Laufe der Nacht weinend an seiner Schulter zusammengebrochen bist und ihn
fragtest, ob du beziehungsunfähig bist. Du glaubst, dass nur seine irische
Abstammung es ihm erlaubte nach all den Bieren und Whiskeys dir noch eine
halbwegs nüchterne Antwort zu geben, ‘Nah, du bist nur unfähig dich zu öffnen,
jemand anders deine Gefühle oder Bedürfnisse mitzuteilen. Besonders wenn dich
etwas belastet.’
Am
nächsten Morgen wurde dir klar, dass das eigentlich dasselbe ist.
Nur
netter ausgedrückt. Es Zeit für ein neues Tattoo wurde.
Nicht
einmal deine Hochzeit mit Sarah hat deine Mutter nach diesem ersten
Zwischenfall mit Marc wieder mit dir versöhnt, obwohl du weiß Gott diskret
genug warst. Und du denkst, dass sie in einer ziemlich verkehrten Welt lebt, in
der eine fahrlässige Tötung einer schwangeren Patientin unter dem Einfluss von
Alkohol leichter zu verzeihen ist, als die Experimentierphase ihres Sohnes.
Dessen latente Bisexualität. Fragst dich für einen Moment, ob sie die
unzweifelhafte Aufmerksamkeit liebt, die der Flugzeugabsturz ausgelöst haben
muss. ‘Arme Mrs. Shephard, sie hat nicht nur ihren Mann verloren, sondern jetzt
auch den Sohn. Wie tragisch. Wie ungerecht.’
Was für
ein Bullshit.
Sie hat
euch nie gehabt und nie gewollt. Du weißt, dass sie weder deinen Vater noch
dich so geliebt hat, wie das Prestige, welches ihr ihr in der Vergangenheit
eingebracht hattet und an das, was du durch deine Aussage nicht nur deinem
Vater angetan hast, sondern ihr genommen hast. Vor allem ihr. Rufschädigung und
dass sie sich mehr als dein Opfer fühlte, als sie es dem toten Opfer deines
Vaters zugestand. Denn es war kein einmaliger Kunstfehler und du hast nicht
alle Wahrheiten vor dem Ausschuss offen dargelegt.
Hast
deinen Vater auf die eine Art geschützt, die dein Gewissen zuließ.
Du
fragst dich, ob sie jetzt wieder hocherhobenen Hauptes in den Country Club
gehen kann. Ob dein Verschwinden, dein Tod sie wieder in die
standesgemäße, verlogene Gesellschaft hereinbrachte, die sie so sehr liebt.
Fragst dich, ob sie es bedauert dich nach Australien geschickt zu haben und
glaubst es nicht. Erinnerst dich an ihre eisige Art der Erziehung, die mehr mit
Ignorieren gemein hatte und die Bestrafung deiner Eltern als du mit sechzehn Joints
auf eurer Veranda geraucht hast. Und du gibst heute offen zu, dass das ein
ziemlich mitleidserregender Schrei nach Aufmerksamkeit war und sie ihn trotzdem
überhört haben. Schickten dich indessen in aller kühlen Förmlichkeit auf eine
Privatschule für das letzte Highschool-Jahr und die Distanz hat euch trotzdem
gut getan, die gröbsten Züge deiner pubertierenden Revolte eingefangen, die
dich in ihrer Nähe wahrscheinlich konsumiert hätte. In seiner Nähe.
Stattdessen
in dir den Wunsch weckte besser als er zu sein. In allem.
Dir
selbst zu beweisen, dass du ihn und seine Anerkennung nicht brauchst.
Du hast
sie dennoch post mortem bekommen und du wirst damit leben lernen.
Sawyers
kleine Ansprach über deinen Vater hat dich mit vielem konfrontiert, das in dir
im Argen lag und eine Last von deinen Schultern genommen, die du zu lange mit
dir rumgeschleppt hast. Egal wie schmerzhaft der Augenblick war, er hat dich
ausgeglichen und versöhnt. Du hast durch ihn eine andere Seite deines Vaters
gesehen, von der du immer gewusst hast, dass sie da war und die er vor dir
immer verborgen hat und du verstehst ihn besser und das ist das Ende der
Geschichte.
Er war
nur ein Mann mit Fehlern und Schwächen und du kannst langsam an die Wahrheit
dieser Worte glauben. Diese Wunde ist bereit zu verheilen und du bist niemand,
der Verletzungen offen hält, nur damit du an alte Narben erinnert wirst. Du
bist nicht nachtragend, aber ebenso wenig vergesslich und du hast diesen Zug an
dir vor einer langen Zeit akzeptiert.
Deine
eigene Vergangenheit hat wenige dunkle Stellen, die wirklich dein eigenes
Verschulden sind und die weiße Weste mit Tattoos passt am besten zu dir. An
Tagen, an denen du dich ausgeglichen fühlst, an anderen hat sie mehr mit einer
mentalen Zwangsjacke gemein, die deine Gefühle im Zaum hält.
Du
stehst am Rande des Strandes in den Schatten gegen einen Baum gelehnt und
beobachtest Locke. Sein Team nutzt diesen Tag ebenfalls für eine
Verschnaufpause und Kate sucht seine Nähe und du fühlst das Misstrauen in dir.
Du kannst dir keinen Reim auf ihn machen, der über verrückt oder besessen
hinausgeht und du fragst dich, wann er sich endgültig seinen Wahnvorstellungen
hingegeben hat, dass er wichtig ist.
Dass
dies seine Bestimmung ist.
“Du
hasst ihn.”
Du
unterdrückst das Bedürfnis, wie ein Mädchen zu schreien und büßt nur etwas von
deiner legeren Haltung ein, als Sawyer wie ein Schatten neben dich tritt.
“Jesus,
Sawyer, hör auf dich anzuschleichen.” Das ist ein weiterer Zug seit dem neusten
Nachher, den du nicht an ihm magst, normalerweise hörtest du ihn schon aus
sicherer Entfernung anstürmen, genug Zeit um zu flüchten oder dich auf die
Konfrontation einzustellen. Da er seinen Kampfgeist seit Walts Entführung
verloren zu haben scheint, ist es de facto einerlei, aber du kannst auf das
Herzrasen verzichten, das sein unerwartetes Materialisieren aus dem Nichts
hervorruft.
Sein
sarkastisches Grinsen blitzt auf und du siehst es das erste Mal seit dem
neusten Vorher. “Warum? Ist dein Herz für diese Art von Aufregung nicht ausgelegt?
Dann solltest du vielleicht die Führungsrolle abgeben und dich zur Ruhe setzen,
Doc.”
Fällst
spielerisch einfach in das alte Muster und gibst ihn deinen patentiert
herablassenden Blick, den er mit einem Schulterzucken abstreift und fortfährt,
“Oder deiner Umgebung mehr Beachtung schenken. Man weiß nie, welches Monster
als nächstes aus dem Mystery-Dschungel kriecht.”
Du
rollst die Augen über diese offensichtliche Kritik und dass es sich beinahe wie
ein gut gemeinter Ratschlag anhört und besinnst dich auf den Punkt seiner
Aussage, dem du zustimmst. Du bist die Verantwortung müde, aber niemand hier,
der deinen Platz als Koordinationsknoten einnehmen kann und du bist für
Vorschläge offen. “Wenn du einen geeigneten Nachfolger für mich gefunden hast,
lass es mich wissen.”
Und er
salutiert ironisch mit seinem gesunden Arm, “Aye, Sir!”
Damit
geht deine Aufmerksamkeit zurück an den Strand und du gehst auf seine vorige
Feststellung ein, vielleicht weil du in einer gedanklichen Sackgasse bist und
eine andere Meinung, als deine paranoide zu der Zeitbombe Locke hören willst.
“Hass
ist übertrieben, ich traue ihm und seiner Psyche nicht.” Und du gibst ihm die
internationale Geste für verrückt.
“Du
vertraust niemanden und hirnverbrannt sind wir alle.” Seine Stimme enthält kein
Urteil und du nickst, vorbehaltloses Vertrauen liegt nicht in deiner Natur und
die Hitze kann einem tatsächlich zu Kopf steigen. “Aber denkst du, dass er
fähig ist, die anderen bewusst in Gefahr zu bringen?”
Deine
Augen wandern zum Objekt eurer Unterhaltung, Locke sieht harmlos aus, wie er am
Strand sitzt und sich mit Kate unterhält und gleichzeitig irgendetwas bastelt.
Du denkst an Boones zerbrochenen Körper und die blauen Augen, die so krass mit
dem blutverschmierten Gesicht kontrastierten. Das Blut, das überall an ihm
klebte, du nickst und spürst Sawyers überraschten Blick.
“Locke
hat eine Vision.” Und dein abwertender Ton drückt aus, wie dein Urteil über
diese Vision ausfällt. “Er ist geblendet von dem Glauben, dass das hier Schicksal
ist. Diese Insel einen eigenen Willen hat, dem es sich zu fügen gilt und das
alles nur Teil eines Spiel ist.”
Sawyer
klingt leicht amüsiert, “Du musst zugeben, dass manche Dinge hier schwer zu
erklären sind. Eisbären, Dschungelstämme und wie Shannon ihre Kleider in Form
hält. Ich bin mir sicher, sie hat nicht nur einen Schönheitssaloon hier
entdeckt, sondern ebenso eine willige Mexikanerin, die ihre Wäsche macht.”
Du
kannst das Lächeln nicht ganz unterdrücken, Shannon wird für dich zu einem größeren
Geheimnis als Kate und ihre Kunst nicht nur zu überleben, sondern dabei
großartig auszusehen, ist nicht zu leugnen. Du erstaunt bist, dass selbst
Boones Tod daran wenig änderte. Du wirst dich hüten ihr zu sagen, dass sie dich
mehr angeturnt hat, als sie mit der Waffe auf Locke zielte, als jemals zuvor in
einem ihrer knappen Bikinis am Strand.
Ein
Körper für den Männer töten würden, gerade hier. Aber du lernst langsam, dass
sie mehr als ein schönes Gesicht ist und Sayid das lange vor dir klar wurde. Und
du weißt nicht, ob es ihre absolute Überzeugung war, das richtige zu tun, die
Aussicht auf Lockes Tod oder ihre klitschnasse Kleidung und die Aura von
Gefahr, aber du bist dir sicher, dass du nicht Sayids noble Absicht gehabt
hättest und vielleicht ist es ganz gut, dass er diesen Schatz vor dir
entdeckte. Denn du hättest Shannon erst zu Boden gerissen, nachdem sie Locke
erledigt hätte und damit eines deiner Probleme beseitigt.
Was
dich daran erinnert, dass du Sawyer noch eine Antwort schuldest, die aus mehr
als einem geheimnisvollen sexy Lächeln besteht und seine erhobene Augenbraue,
dich eindeutig fragt, wohin deine Gedanken gewandert sind.
Spöttisch
von ihm, “In Anbetracht deiner Klamotten, Doc, bin ich überzeugt, dass dieses
Lächeln nicht als verschwörerisches gewertet werden kann. So wie dein Gesicht
keine Spuren einer Kosmetikbehandlung aufweist, wenn die Schatten unter deinen
Augen nicht als gescheiterter Heroin-Chic gelten sollen und der ist seit mehr
als zehn Jahren out.” Du grinst und er fährt nach einer kleinen Pause stichelnd
fort, “Dieses Geheimnis ist nicht für mich bestimmt?”
Du
schüttelst verneinend den Kopf und lehnst dich wieder entspannt gegen den Baum,
nach einem Räuspern, “Aber zurück zu Locke, es besteht ein Unterschied, ob man
nur darauf reagiert oder die gesamte Verantwortung einfach darauf abschiebt und
nicht für die Konsequenzen seines Handelns einsteht.”
Yeah,
das klang nach dir, vernünftig.
“Ah,
ich hätte mir denken können, dass es auf deinen Daddy und Glaube versus
Wissenschaft hinausläuft und ich fühle mich bereits gelangweilt, wenn es nicht
zu Sex führt.”
Du
unterdrückst ein genervtes Knurren, als er dir seine Grübchen in vollem Zenit
präsentiert und antwortest bemüht gleichmütig, “Um deiner Langeweile
vorzubeugen, der Kern meines Problem ist, dass er kein Problem damit hatte,
Boone in eine gefährliche Kletterpartie zu involvieren und mich über den
Unfallhergang zu belügen oder eine Zündschnur in Brand zu setzen, während
Hurley Nein-schreiend auf der Luke stand, die wir in die Luft jagen wollten.
Wir sind von genügend tödlicher Gefahren umgeben, ich erwarte, dass wir uns
gegenseitig den Rücken decken, ohne uns gegenseitig ein Messer in eben diesen
zu jagen.”
“Das
dagegen klingt nach einem Locke-Problem, schließlich ist er der Herr der
Messer.” Und du grinst ihn an, weil er deine Warnung an Kate beinahe im
Wortlaut wiedergegeben hat und ihr trotz all eurer Gegensätze eine Meinung
teilt.
Selbstzufrieden,
“Meine Rede.”
“Nur
ist das keine Wahl zum Inselpräsidenten.”
“Huh?”
“Komm
schon, Doc, lass ihn seine ‘Weiser Jäger’-Routine durchziehen, wenn es sein
Schicksal ist Walt zu finden, können wir es ihm nicht vorenthalten. Die Menge
wird enttäuscht sein, falls er sich als unfähig erweist und glücklich, wenn er
das Kind findet. Über diesen Ausgang würdest du auch nicht meckern und ich
komme morgen mit.”
Dein
Blick geht auf die Armschlinge und du nickst, “Wir werden eine Wanderung an der
Küste entlang machen, um nach dem Boot Ausschau zu halten, es muss in Ufernähe
sein. Wir werden wahrscheinlich einige Tage, wenn nicht sogar Wochen unterwegs
sein. Denkst du, dass du das durchhältst?”
“Meine
Leidenschaft ist Schmerz, hast du das vergessen? Wenn möglich erspar mir deine
Anfeuerungsversuche in Form von Provokation.”
Du blickst
ihm überrascht in die blaugrauen Augen, die unter deinem zurückhaltenden
Lächeln meergrün werden. Die Farbwechsel waren absolut faszinierend. Du hast
begonnen, die Stunde nach seiner Vater-Offenbarung als Auswucherung deiner
durchdrehenden Phantasie abzubuchen oder momentane Verrücktheit oder einmalige
Angelegenheit. Oder alles zusammen.
Sein
Grinsen sagt dir, dass dem nicht so ist. Zumindest nicht was seinen Lust auf
Wiederholung anbelangt. “Es reicht heute, wenn du nett fragst, Jack.”
Dein
Ton ist amüsierte Herausforderung, “Yeah, und passiv-aggressives Verhalten ist
so ineffizient, gerade bei Männern. Reine Zeitverschwendung.”
Du
hörst sein Lachen, das über die Dröhnung der Brandung hinwegrauscht und fühlst
dich gut. Trotz all der Krisen, die deine Aufmerksamkeit verlangen und der
Rettungsaktion, die vor dir liegt. Dein Blick wandert grinsen von seinem Profil
und bleibt auf Kate hängen, die euch mit einem verwundert starren Blick aus
zehn Meter Entfernung mustert.
Du
erwiderst ihre Frage, ob du den Verstand verlierst, ruhig mit den Augen. Nope.
Sie
dreht sich weg und geht Richtung Brandung und du stehst eine lange Zeit mit ihm
schweigend im Schatten und nimmst die überraschten Blicke der Strandbewohner
wahr, wenn sie euch friedlich beieinander stehend entdecken und du weißt, dass
ihr beide ein seltsames Paar abgebt, wenn ihr euch nicht gegenseitig an die
Kehle geht oder in den Wahnsinn treibt.
Du
weißt, die anderen werden sich daran gewöhnen, so wie du selbst.
Es wird
noch genügend Argumente für euch in der Zukunft geben, die einen
Schreiwettbewerb der Sonderklasse beinhalten und yeah, du meinst das nicht auf
Sex bezogen. Ihr habt beide eure schlechten Angewohnheiten. Sawyer fordert dein
Temperament und deine Geduld heraus. Du hast andere Sorgen und er andere
Ansichten und das ist gar nicht so falsch, denn er ist trotzdem bereit dir den
Rücken zu decken.
Du
kannst damit leben. Ausgesprochen gut.
Und du
kannst es nicht erwarten, ihn James zu nennen.
Drehst
dich vom Strand weg und beginnst langsam Richtung Höhlen zu laufen, über die
Schulter wirfst du ihm zu, “Also wie scharf bist du auf eine Erfahrung mit
Blowjobs?”
“Ich
habe eine Menge Erfahrung damit.”
“Im
Geben?”
Hörst
ihn lachen und er holt auf, stößt deine Schulter mit seiner gesunden an, “Ist
es nicht immer Geben und Nehmen? Außerdem habe seit einer Woche ich ein
komisches Jucken, das sich unbedingt ein Doktor ansehen sollte.”
Du
rollst die Augen, “Nicht lustig, Sawyer.”
“Du
wirst dich trotzdem gerne darum kümmern, Doc!”
Du denkst,
dass er Recht behalten wird.
Du hast
meistens Geduld und er eine unbestreitbare Leidenschaft für Schmerz.
Let's go
He's
smoked out in the back of the van
(We won't
stand for hazy eyes anymore)
Says he's
held up with holding on and on and on and on and on
~*~fini -
Bad Habit~*~