Autor: Astarte
E-Mail Adresse:
astarte@fan-arts.net
Titel: Address
Unknown
Altersfreigabe: R
Teil: 1/1
Spoiler: up to AtS
2x22 There's No
Place Like Plrtz Glrb, Supernatural pre 1x01 Pilot
Inhalt: Cordelia lässt die Mission
hinter sich – es war nie ihre erste Wahl. Nicht dass sie eine hat.
Hauptcharakter(e)/Paar(e):
Cordelia/Faith, Cordelia/Sam
Disclaimer: Sie
gehören mir nicht... Alles Joss und Kripke!
Kommentar: Mit der fanfic100-Challenge im Rücken, wird es
Zeit die ungewöhnlicheren Paarungen und Ideen für Cordelia abzuklopfen, da ist
sogar ein richtiges MotW und Hello, Faith! Plus Crossover mit Supernatural,
aber man muss die Serie nicht unbedingt kennen, um diese Fic zu verstehen, es
genügt zu wissen, dass die Boys smokin’ hot und auf ihrem ganz eigenen übernatürlichem
Hunting-Trip sind. Plus Sam ist 17, also spielt das Ganze bevor er nach
Stanfort ging und vor dem Piloten. *loves her reasonable timeline here*
Address Unknown
I am evening the score -
I am cutting the umbilical cord.
Curled with my teeth against my knees,
I am scratching at my consciousness
Like a bitch with fleas.
I think you'll be greatly pleased
To learn that yours was the hardest
Itch to relieve.
Ihr seid
zurück von Buffys Beerdigung und Angel sagt, er braucht Zeit für sich. Zeit,
diesen Schlag zu verarbeiten. Du denkst, dass du keine Zeit hast und
antwortest, dass du gehen wirst, wenn er tatsächlich das Land verlässt. Wenn er
wieder seine Mission verrät. Er gibt dir den überstrapazierten Blick, der dir
sagt, dass du deine eigenen Bedürfnisse zu lange vernachlässigt hast, wenn er
es wagt, deine Worte nicht ernst zunehmen. Dass er dich nicht kennt, wenn er
meint, dass Verantwortung deinem Charakter entspricht und du seinen Trip zu der
dunklen Seite im Ansatz verziehen hast.
Angel
kommt auf dich zu, gibt dir einen begütigend Kuss auf die Stirn und geht.
Du
folgst. Nicht um eine Szene zu machen. Nein, du begleitest ihn ruhig zur Tür,
wünscht ihm ein schönes Leben, er zögert und du lächelst befreit und dann gehst
du vor ihm aus der Tür. Du nimmst sein Auto als Abfindung für zwei Jahre, die
dir niemand zurückgeben kann und die dich so tief verändert haben, dass du
nicht weißt, wo du mit den Aufbauarbeiten anfangen sollst. Du fährst ziellos
durch LA, bis der Tank fast leer ist und die Sonne schwach an der Skyline
kratzt. Bereit für einen neuen Tag.
Du tust
es ihr nach, tankst voll und gehst dein Leben zusammenpacken.
Bedankst
dich bei Dennis unter der Dusche, weil vergossene Tränen ein notwendiges
Goodbye soviel schwerer machen. Sagst ihm, dass er der beste Mitbewohner war,
den eine Frau sich wünschen kann und ignorierst seine furiosen Zettel mit zu
vielen Fragen, die eine Antwort verlangen. Ziehst deine beste schwarze Rüstung
an, die aus unmöglichen High Heels, einem zu kurzen Rock und zu engem Oberteil
besteht. Holst die wichtigsten Sachen aus deinem Apartment und schmeißt sie in
den Kofferraum. Er ist nicht einmal voll und du denkst für all deine
materialistischen Ambitionen war das ein weiteres Armutszeugnis. Du rufst Wes
an und sagst, dass du weg bist, er kann den Rest deines Krempels für Fred haben
oder verkaufen, wenn er will. Dass du ihm Karten schreiben wirst und Gunn, aber
das war’s für dich.
Damit
legst du auf, ignorierst das Klingeln und starrst in den unwandelbaren kalifornischen
Morgenhimmel.
LA hat
dir vor allem Albträume beschert. Deine letzte Ausfahrt ist gerade eingetroffen
und du weißt, dass wenn du sie ungenutzt vorbeiziehen lässt, das dein Leben
war. Zwingst dich zum Egoismus, dazu auf deinen Selbsterhaltungstrieb zu hören
und nicht auf das konstante Läuten deines Handys. Du wirst dich erklären, aber
nicht heute und du hoffst, dass Wesley dich verstehen wird, wenn du ihm alle
Fakten eines Tages offen legst. Irgendwann.
Dein
nächster Anruf geht an Lilah.
Dein Deal
ist zu spontan für sie, um ihn zu hintergehen und sie gibt dir Faith als Extra.
Dir ist nicht ganz klar warum, aber es ist auch nicht unbedingt wichtig.
Vielleicht ist es weise Voraussicht der Anwältin und ihr intuitives Verstehen,
wie Angels Investigations funktioniert. Dass Angel oder sogar Wes der Jägerin
einen Besuch abstatten werden, wenn ihnen klar wird, dass du deinen Ausstieg durchziehst.
In einem Vierteljahr oder fünf Monaten. Dir ist es egal. Du bist die Visionen
los, einundzwanzig, selbst wenn dein Gesicht mindestens fünf Jahre älter aussieht
und dein Geist eine gebrechliche Greisin ist.
Du hast
hunderttausend Dollar in unmarkierten Scheinen in einem diskreten Aktenkoffer
im Kofferraum und keine dreißig Silberlinge. Du bist nicht Judas und du hast
Lilahs Sticheleien an dir abperln lassen, weil dieser Teil deines Lebens vorbei
ist. Es dich noch nie gekümmert hat, was die Teufelsadvokatin von dir hält. Dantes
Inferno hat wenig mit deiner Vorstellung des Jenseits gemein, mehr mit deiner
Zukunft, wenn du nicht den Absprung schaffst. Du sie nur mit sadistischem
Lächeln gefragt hast, ob dein Kreis im neunten Zirkel der Hölle, derselbe wie
ihrer ist, denn das wäre ein Grund es dir anders zu überlegen. Ihr zwei im
Cocytus festgefroren sein werdet, aber du denkst, dass es dich gerade mal an
den äußeren Rand verschlagen wird, an dem die Familie verraten wird. Caina,
wenn dich deiner Erinnerung nicht im Stich lässt, Lilahs Zustimmung war
überrascht.
„Also
spar dir den Mindfuck, Lilah, denn du hast einen Meister, den du verraten wirst
und auf dich wartet Judecca.“
Sie hat
nur die Lippen zusammengepresst bei deiner finsteren Prognose ihrer Zukunft und
schließlich den Dämon angefahren, das Tempo zu erhöhen, indem deine seherischen
Fähigkeiten auf ihn übergingen. Da war eine neue Leere in deinem Kopf und dir
wird klar, dass die Visionen zwar Teil von dir waren, der Verlust jedoch nicht so
quälend ist, wie du gedacht hattest. Es fühlt sich so an, als ob jemand dein
Überdruckventil betätigt hat und die Echos eingefangen, die durch deinen
Schädel hallten. Aber nicht die Ursache und du beobachtest den in der Hitze
flirrenden Betonbau vor dir, kannst beinahe die Verzweiflung auf deiner Zunge
schmecken, die in den Köpfen der Insassen feststeckt und verengst die Augen.
Es war
dir egal. Ist es.
Du sitzt
auf der Motorhaube in der brütenden Nachmittagssonne und leichtem Wind, wartest
auf Faith, die als freie Frau aus dem Gefängnis marschiert und ihr Zögern als
sie dich auf dem leeren Parkplatz sieht, ist für einen Fremden nicht zu
erkennen. Du hingegen warst zu lange mit übernatürlich schnellen Gegnern
zusammen, hast zu oft die Flucht oder Kampf-Reaktion in Aktion gesehen, um dich
von ihrem wiederkehrend selbstbewussten Gang täuschen zu lassen.
„Cordelia!“
Dein Name ist ein dreisilbiges Etwas, das nicht auf ihrer Zunge zusammenpassen
will und du erwiderst ihren irritierten Blick unbeeindruckt, während sie die
letzten Meter zwischen euch schließt. „Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde,
dass ich dich als Begrüßungskomitee erwartet habe.“
Lügen war
nicht das, was Faith ins Gefängnis gebracht hat und du hast nichts davon
vergessen, „Sorry, wegen dem mangelnden ‚Willkommen in der Freiheit’-Banner,
Faith. Ich werde das beim nächsten Mal in die Ein-Mann-Parade einplanen.“
Höhnisch
von ihr, „Mit Pom-Poms?“
Dein unberührter
Empfang als sie direkt vor dir steht, „Und Cheerleader-Outfit, wenn du darauf abfährst.“
„Sicher,
wer könnte da Nein sagen?“ Sie nimmt noch einen Schritt vor, steht praktisch
zwischen deinen Beinen und ihr langes Haar flattert über dein Schlüsselbein. Es
war gut zu wissen, dass manche Dinge sich nie ändern würden und Faiths
Draufgängertum war Teil davon. Du lässt dich von ihrer ungeschlachten
Einschüchterungstaktik nicht blenden und lehnst dich vor, sie tritt automatisch
zurück, perplex und du grinst sie an. Dein eigenes Repertoire wurde, um einige
Spielzüge aufgefrischt in der Zeit, in der sie im Gefängnis versauerte.
„Ich bin
froh, dass du draußen bist, Faith.“ Dir wird klar, dass es mehr als eine
Plattitüde ist, die von deiner Zunge rollt. Es war nicht so, als ob die Frau
vor dir und ihr Schicksal, dich in der Vergangenheit um den Schlaf gebracht
hat. Aber jetzt mit ihr live vor Augen, wird dir klar, dass sie ungebündelte
Energie ist und du hast keine Ahnung, wie sie es solange hinter Gittern
ausgehalten hat, ohne den Verstand endgültig zu verlieren.
„Yeah,
ich auch.“
Ihr
Lachen ist ansteckend, ein wenig verrückt an den Kanten und so
freiheitsliebend, dass du an jedem anderen Tag einstimmen würdest.
Stattdessen
besteht deine Antwort aus, „Buffy ist tot.“
Sie
verstummt schlagartig.
Was folgt
ist eine sachliche Darstellung ihrer Lage, „Das verschafft dir drei Optionen,
Faith. Erstens ich fahre dich zu unserem Büro hier in LA, das momentan verwaist
ist, weil Angel sich auf Sinnsuche begeben hat, Wes sich um ein übergeschnapptes
Genie kümmern muss und Gunn um seine Gang. Zweitens ich fahre dich nach
Sunnydale, das gerade ohne Buffy, dafür mit trauernder Clique besetzt ist.
Beide Möglichkeiten beinhalten das wahrscheinliche Auftauchen des Wächterrates
in absehbarer Zukunft. Oder drittens, du fährst einfach los und duldest meine
Gesellschaft auf unbestimmte Zeit, ohne dass ich etwas anderes von dir verlange
außer deinem Schutz, solange du es genauso anspruchslos hältst.“
Faith
überlegt lange, tief in Gedanken versunken, du hast keine Eile hier in der
Sonne und als sie sich entschieden hat, ist ihr Ton abgeklärt, „Tür Nummer drei.“
„Kluges
Mädchen.“ Damit übergibst du ihr den Autoschlüssel, sie schmeißt ihren Seesack auf
den Rücksitz und blickt dich einen Moment abwägend an, während du auf den sengenden
Beifahrersitz gleitest. Dein Rock ist zu kurz und deine Oberschenkel fühlen
sich an, als ob sie auf dem schwarzen Sitzleder gegrillt werden. Eindeutig
nicht der neunte Kreis der Hölle. Du gibst Faith einen ungeduldigen Blick über
den Rand deiner Sonnenbrille, dann steigt sie ein, gibt Gas und du drehst das
Radio auf, lässt dich vom Fahrtwind abkühlen.
Ihr seid
über 300 Meilen und einen Sonnenuntergang von LA entfernt, habt über zwei
Drittel der Strecke nach San Fransisco hinter euch, als ihr das nächste Mal für
etwas anderes als einen kurzen Tankstop anhaltet. Im unspektakulären Gonzales,
Monterey County, Kalifornien. Vor einer Bikerbar. Die Frage, ob das ein Test
von Faith ist, erübrigt sich und du gehst zielstrebig an den Tresen, verlangst
zwei Whiskeys und Bier, damit prostest du ihr zu und deine Kehle brennt, spülst
mit deinem Bier nach und deine Auge gleiten über die restlichen Gäste.
Kleinstadt.
Nicht dein Geschmack, aber du willst flachgelegt werden, diese Leere in dir mit
neuen Eindrücken auffüllen und du entdeckst in der Ecke jemanden, der dir
gefallen könnte. Zu jung für dieses abgelebte Ambiente und eigentlich für dich.
Dunkelbraunes Haar, das ihm beim Lesen ins Gesicht fällt. Ein Buch in dieser
Bar ist ein Paradoxon in sich und er hat dein volles Interesse.
Zusammengefaltet, als ob er sich vor der Welt verstecken will, mit dem
Hintergrund verschmelzen. Aber ein prüfender Blick bestätigt dir, dass er
hübsch ist. Ein wenig welpenhaft, aber du hast keine große Auswahl hier. Groß
gebaut, noch keine durchtrainierte Muskeln, nur sehnige Länge und du magst, was
du siehst.
Überprüfst
unauffällig, ob er eine Reflexion hat.
Dann
schwingen deine Hüften einladend, als du den Raum durchquerst und du fühlst die
lüsternen Blicke, die dir folgen beinahe wie ein gieriges Streicheln auf deiner
Haut. Er bemerkt dich erst, als du an seinen Tisch trittst und das alte Buch
verschwindet schnell in seiner Jacke. Deine Finger gleiten um sein Handgelenk,
er hat einen Puls und nur Überraschung in seinen dunklen Augen, keine Gefahr,
als du ihn hochziehst. Sein Griff ist leicht, als ob du ihm durch die Finger
gleiten könntest und es ihm nichts ausmachen würde, dich zu verlieren.
Fünf
Minuten später hast du ihn in seinem Chevy auf der Rücksitzbank.
Du kommst
zweimal, ein Körper wie deiner hat den Vorteil, dass Männer kein Problem haben
deinen Wünschen zu entsprechen und er versteht seine Zunge richtig einzusetzen,
was ein unerwarteter Bonus ist. Du gibst ihm ein nichts sagendes Lächeln, als
er danach nach deiner Nummer fragt und die Antwort, dass ihr nur auf Durchreise
seid. Er ebenso und kritzelt dir trotzdem seine Handynummer auf einen Flyer,
den er am Eingang findet. Da ist ein für dich gut getimter Ruf für ihn. Gebellter
Befehl seinen Arsch zu bewegen und er drückt dir den Zettel in die Hand, bevor
er grinsend auf seinen Begleiter zusprintet und auf dem Beifahrersitz
verschwindet. Das Schnurren des schwarzen Chevy wird von dem Röhren der Neuankömmlinge
auf Bikes geschluckt. Entsorgst den Zettel mit derselben Sorgfalt, die er dem
verwendeten Kondom zukommen ließ und kehrst zu deinem lauwarmen Bier und Faith
zurück.
Die gibt
dir einen nachdenklichen Blick, „Du verblüffst mich, Cor.“
Du zuckst
nur die Schultern und lächelst kalt, weil dich zwischenzeitlich wenig verblüffen
und noch weniger enttäuschen kann. „Ist das schlecht?“
Das „Mmh”
sagt dir, dass Faith noch zu keinem Urteil bereit ist und ihr Erstaunen sich in
Grenzen hält.
Du lehnst
dich vor, „Fünf Vampire sind gerade eingetroffen und lungern auf dem Vorplatz
rum, falls du interessiert bist, Slayer.“ Damit ist sie ebenfalls mit blitzenden
Augen und schwingenden Hüften aus der Tür und du grinst in dein Bier.
Gefängnisse
ändern nicht, was man ist, sondern nur die Reaktionszeit und Motivation.
~*~
This is me without my hair -
Welcome to my open stare,
I got nothing to hide, no more.
Why disguise what isn't there?
I am an eyesore -
I am a detour.
You can find me crying on
The shoulder of the road.
And I will tell you,
What you want to hear.
~*~
Ein Deal
mit dem Teufel hat immer Konsequenzen. Dein Preis besteht aus dem bestialischen
Tod deines One-Night-Stands.
In deinem
Traum.
Du bist
aus dem Bett und in die Ecke des Raumes vor der Altlast deines Schlafes
geflüchtet, bevor du die Augen aufschlägst und von Dunkelgrau in deiner Sicht begrüßt
wirst. Lehnst dich mit den Fingerspitzen gegen die Wand auf der Suche nach
solider Substanz. Dennis’ geisterhaften Präsenz, die dir versagt bleibt. Presst
dein Gewicht gegen Sperrholz unter rauer Tapete, so hart, dass du das Gefühl
hast, gleich im Nachbarzimmer zu stehen oder draußen, wenn deine Knöchel nicht
vorher nachgeben. Der gefangene Schrei in deiner Kehler löst sich unter dem
leisen Knacken in deiner überdehnten Finger. Entlässt ihn mit einem schwachen
Wimmern. Dann kannst du wieder atmen, rutscht langsam in die Knie und deine
Stirn fällt gegen die Wand in einem unbequemen Winkel.
Du weißt,
was passieren wird, aber du fühlst es nicht in deinem Körper. Das ist eine Verbesserung
zu den alten Visionen, richtig?
Lilah hat
ihren Anteil des Handels nicht ganz eingeholt, ungewollt oder beabsichtigt. Hat
in dir etwas vergoldet, das vorher nur matt schimmerte und du fragst dich,
warum du davon ausgegangen bist, dass die Anwältin eine der wenigen ist, die
nicht komplett unfähig in ihrem Beruf ist. Andererseits ist ihre Priorität,
Angel das Leben zur Hölle zu machen und vielleicht hat sie ihre oder deine
Jobbeschreibung falsch gelesen, denn Vision Girl und Todesomen sind zwei Paar
Schuhe. Du warst fertig. Ernsthaft bereit all das hinter dir zu lassen und sie
vermasselt das mit ihrer Inkompetenz.
Oder sie
hat die perfekte Vergeltung für deine Anmaßung gefunden, dass eine Flucht aus
diesem Leben möglich wäre.
Oder
Lilah ist einfach eine Sadistin.
Der
Gedanke hat einen gewissen Trostgehalt, ist unpersönlicher als Rache und
erträglicher als ein Unfall. Oder die Befürchtung, dass die Mächte deinen
Verrat mit entsprechender Münze heimzahlen. Cassandra-Syndrom kommt dir in den
Sinn und griechische Tragödie ist überbewertet, wenn eine Klapsmühle heute
ausreicht, um deinen Fall klinisch sauber zu lösen. Der Biss auf deine Lippen
unterbindet dein Zähneklappern, denn das war erniedrigend und du stehst
vorsichtig auf.
Bis du
dich davon überzeugt hast, dass dein Einschreiten nichts ändern wird, war
Zuversicht in deine Kompetenz die beste Wahl. Glaubst lieber an ein
katzenhaftes Lächeln, das um rot geschminkte Lippen spielt, als deine verfrühte
Urteilsvollstreckung auf Erden für deinen Ausstieg aus dem Spiel. Denn das wäre
als logische Erklärung äußerst beklemmend.
Du bist
stolz auf deinen Verstand und nicht bereit ihn abzugeben.
Suchst
seine Nummer panisch, bis dir klar wird, dass du sie weggeworfen hast und rüttelst
Faiths Schulter, sagst ihr, dass du zurück zur Bar musst, du hast etwas
Wichtiges vergessen. Ihr schlechtgelauntes Brummen in das Kissen, „Was zur Hölle?
Es kann nicht deine Jungfräulichkeit sein und alles andere kann warten“, quittierst
du mit einem Klaps auf die verwuschelte Mähne und dem Schlüssel in deiner Hand,
bevor du aus dem Motelzimmer stürmst.
Du
findest den Papierball neben der Mülltonne, eine erste handfeste Spur. Die
Erleichterung ist pur, schwappt durch deinen Körper und du stehst auf dem dunklen
Parkplatz und tust etwas, das du seit Jahren nicht mehr getan hast. Hysterisch
Lachen. Denn das hier? Genau das. Das war der eigentliche Grund, weshalb du
geblieben bist. Durch all den Mist, das Melodrama und die Enttäuschungen
hindurch und du hast dir selber noch nichts bewiesen, außer das sich nicht das gesamte
Universum gegen dich verschworen hat. Aber es ist definitiv mehr, als du noch
vor einer Minute gemutmaßt hast.
Du warst
so sicher, dass du stärker als der Sirenengesang einer Bestimmung bist und du
stehst trotzdem barfuss, nur mit deinen Pyjamahosen und Spagettitop bekleidet vor
einer geschlossenen Bikerbar. Um halb fünf morgens mit dem unbestreitbaren
Verlangen, dich vor einem Fremden komplett zum Narren zu machen. Cassandra par excellence. Dann kommen die Tränen und du
hast keine Wimperntusche mehr drauf, um die du dich kümmern musst, so lässt du
sie fallen und hältst dich an dem Papierknäuel fest.
Nimmst
dich letztendlich zusammen, schleppst dich zurück zu eurem Motel und teilst
Faith mit, dass ihr einen Tag länger bleiben werdet. Ihr überzeugendes Argument
besteht aus einem schlaftrunkenen, „Bitch, wir müssen nirgendwohin, was ist
dein verdammtes Problem? Schlaf dich endlich aus.“
Du versuchst
ihrem Ratschlag zu folgen, starrst an die Decke, bis die Bilder deines
erträumten Lebens verblassen.
Trophäenfrau
ist als Wunschberuf überbewertet, wird mit der Überwindung deines Alltags ersetzt
und du kannst ohne Sex leben. Einmal im Jahr ist genug und positives Denken hat
gerade deine höchste Priorität. Vielleicht war es so einfach. Dann spritzen
nochmals Blut und Eingeweide durch deinen Geist, schleichen sich in dein
halbwaches Bewusstsein. Diesmal ist Faith in der Hauptrolle und du weißt, dass
es nicht nur Sex ist, sondern simpler Hautkontakt, der die Bilder freisetzt. Zeitlich
weniger verzögert, als ob der Damm beim ersten Mal gerissen ist und es keiner
Gewalt bedarf, um dich mit ihnen zu überfluten, nur eine Schwäche in deiner
Verteidigung. Irgendwann schläfst du trotz sich überschlagender Gedanken ein. Du
erwachst ohne Schrei oder Faustschlag, als Faith dich aufschüttelt.
Tropfendes
Haar in deinem Gesicht und ein Fragezeichen im Blick.
Schweißnass,
obwohl die Klimaanlage einwandfrei arbeitet und du hast Watte im Mund, aber
keine schnelle Erklärung. So stehst du wortlos auf, schiebst dich an ihrer in
ein Handtuch gehüllten Gestalt vorbei und stolperst ins Bad. Unter die Dusche,
weil nichts deinen Kopf klärt, wie das betäubende Gefühl von eiskaltem Wasser
auf deiner Haut und das nackte Misstrauen in Faiths Augen sich wie der Vorbote
deiner persönlichen Hölle anfühlt.
Kannst
die enge Zwangsjacke beinahe um deinen Oberkörper erahnen.
Versuchst
deinen Kopf zu klären mit alltäglichen Handgriffen und der Konzentration auf
dein Make-up. Zu kunstvoll für diese Kleinstadt, aber du brauchst Ablenkung und
Zeit deine Nerven zu beruhigen. Es sieht nicht völlig aufgemalt aus und du
nicht wie ein glanzloser Todesengel. Deine Erscheinung kann trotzdem nicht mit
Faiths entspannter Auftreten mithalten.
Dem
knochentiefen Wissen, dass die schlimmste Zeit ihres Lebens hinter ihr liegt.
Sie hört deine
Suche nach Klamotten, gelangweilt, „Ich sage Sonnenschein voraus.“
Die
abgetragene Jeans gleitet über deine Hüften, während du den Gürtel durch die
Schlaufen ziehst, musterst du mit zuviel Intensität die Frau bäuchlings auf dem
Bett vor dir, die desinteressiert Morgen-News ansieht. Sie dreht den Kopf als
sie dein Starren bemerkt, blickt dich hinter dem Vorhang ihrer feuchten Haare
fragend an. Gleichgültige Unbesorgnis in kajalverschmierten Augen und die
Aussage enthält zuviel Schwäche für deinen Geschmack, aber du triffst sie
trotzdem, aufrichtig, „Ich beneide deinen ungebrochenen Optimismus, Faith.“
„Uhm, das
kalifornische Wetter ist nicht so wechselhaft, Cordelia.“
Ihre
Stimme impliziert den Verdacht eines Hirnschadens deinerseits und du grinst,
während du den weißen Wifebeater überziehst, „Ich habe das nicht auf das Wetter
bezogen.“
Ein
deutlich übertriebenes Jammern, als sie sich vom Bett rollt, „Kryptisch und wir
hatten noch nicht einmal Frühstück. Dankeschön.“
Du
schlüpfst in deine Sneakers und lässt die Schlüssel einladend klimpern, „Das
lässt sich ändern.“
Ihr fahrt
in das Diner der Hauptstraße, die beiläufige Berührung der Kellnerin offenbart
dir, dass sie in einem Pflegeheim ihrem Tod begegnen wird und es nichts für
dich daran zu ändern gibt. Schwarzer Kaffee für euch beide und einen Haufen
Pancakes für Faith, von denen du die Ränder abreißt, die nicht in Sirup
ertrinken.
Ihren
bösen Blick ignorierst und dir überlegst, wie du so schnell die Kontrolle
verloren hast. Wie du sie zurückerlangst und dein Gegenüber ist offensichtlich
der Meinung, dass du lange genug die grüblerische Geheimniskrämerin alias
weiblicher Angel inkarniert hast. Sogar die Kleider stimmen, stellst du mit Häme
fest. Und Faith beendet deinen Raubzug auf ihrem Teller, schlägt deine Finger nicht
unbedingt verspielt weg, ungeduldig, „Also entweder du bestellst dir eigene
Pfannkuchen, Cor, oder du sagst mir endlich, was hier eigentlich los ist.“
Du hast keinen großen Appetit und
es wird Zeit eine deiner Theorien zu testen.
Streckst die Hand auffordernd aus,
deutest ihr mit einer gespannten Kopfbewegung an, ihre in deine zu legen und
Faith folgt deinem Wunsch widerwillig. Du lässt dich von den Splittern
mitreißen, „Du wirst gegen einen Golem fallen, weil du nicht weißt, dass du nur
das Zeichen auf seinem Handrücken entfernen musst.“ Neuer Horror und du
schließt wirkungslos die Augen dagegen, „Du wist gegen einen Shorshackdämon fallen, weil du keine
passende Kiste bereit hast und arroganterweise meinst, dass dein Schwert
ausreicht, anstatt die Box zu besorgen.“ Die Eindrücke werden ersetzt, „Du
stirbst in einem Kampf gegen einen Poltergeist, weil dir die passende
lateinische Phrase, ‚Exorcie te. Omnis spiritus immunde. Adaperiae!’, nicht einfällt, um ihn zu exorzieren.“ Bilder verwandeln
sich, „Du unterliegst einem Kobold, weil du sein Auftreten lustig findest und
nicht sein Wurfmesser siehst, bis es zu spät -“
Faith
reißt ihre Hand zurück und du öffnest die Augen, blickst lange die geschockte
Brünette an und das Verstehen in ihrem Gesicht ist vollständig. Also keine
Cassandra, du atmest erleichtert auf, hast die Macht etwas zu ändern und das sind
gute Neuigkeiten. Lassen dich wieder an einen schlampig durchgezogenen Auftrag,
anstatt explizite Strafe glauben. Ein Glühen, das an Mitleid herankommt, flammt
in den dunklen Augen auf, während Faith ihre Lippen mit den Zähnen bearbeitet.
Du wehrst
dich instinktiv, herausfordernd, „Wirst du einen dieser Fehler noch einmal begehen,
Faith?“
„Offensichtlich
nicht.“
„Gut.
Denn mein One-Night-Stand ist nicht so glücklich.“ Du legst den abgerissenen Zettel
vor dich, streichst ihn glatt und nimmst abwesend einen Schluck Kaffee. Dein
Handy auf lautlos gestellt, mit zu vielen Anrufen in Abwesenheit von Wes in der
anderen Hand und du überlegst, wie du diese Angelegenheit ohne großes Aufsehen
lösen kannst. Ohne seine Hilfe.
Denkst an
Wes und deine Finger verkrampfen sich um das Plastik, starrst blind aus der
Fensterfront.
Denkst an
überstandene Kämpfe und seine Lektion, dass es kein Western-Mythos ist, dass der
Blick verrät, was der nächste Zug des Gegners ist, wenn man lernt, ihn richtig
zu lesen. Dir wird klar, warum du ihm nicht unter die Augen treten konntest,
als du deine Entscheidung getroffen hast. Angel war einfach, weil er nicht
verstand, um was es dir ging. Für ihn war alles nur eine kurze Phase und er das
hier wahrscheinlich unter bockiger Trotzreaktion abtut. Wes dagegen? Er sieht
den Zusammenhang, die Fluktuation deiner Konstanten und weiß, dass dein Wesen
im Grunde nie spontan ist, egal wie unvermittelt er mit dem Ergebnis deines
Denkprozesses konfrontiert wird.
Wes heute
deine Logik untergraben könnte, allein mit einem unausgesprochenem Flehen in
der Stimme.
Du jetzt wieder
Zeit hast, auch wenn sie scheinbar jedem aus den Händen rinnt, den du berührst.
Dann
reißt dich das aufdringliche Bimmeln der Türglocken aus deinen Überlegungen und
du hast ein Problem weniger, denn diese Stadt ist nicht groß genug für
Reisende, um sich aus dem Weg zu gehen. Dein erleichtertes Lächeln täuscht über
den Fakt hinweg, dass du seinen Namen bereits verdrängt hast und zu gut darin
bist, um ihn jetzt wieder heraufzubeschwören. Gutmütiger Spott erscheint
angebracht, laut genug, „Hey, Kleiner!“
Faith
hebt überrascht die Augenbraue, dreht den Kopf neugierig zu den Neuankömmlingen
und du übersiehst ihr dreckiges Handzeichen, ohne es mit einer Reaktion zu belohnen,
als sie sich dir wieder zuwendet. Er kaschiert sein Erstaunen bei deiner
sonnigen Begrüßung nach dem relativ kalten Abgang gestern und gibt dir ein
warmes Lächeln, als er den Gang entlanggeht. Dein Blick geht auf seinen lässigen
Begleiter, dessen genervter Ruf ihm eine Konfrontation mit deinem unzensierten Miststück
erspart hat. Ungefähr in deinem Alter mit denselben gelebten Jahren im Blick, die
du aus dem Spiegel kennst oder von Faith. Oder Wesley. Oder Gunn. Oder Angel.
Vielleicht
sind sie wirklich nur in deinem Kopf.
Alte
Seelen und du spekulierst abwesend, wann sich eure dunklen Erfahrungen so
drastisch in den Blick gebrannt haben, dass dieses Leuchten in Abwesenheit des
Lichts entsteht. Es so gegenständlich in der Helligkeit des Tages wird. Ihr so
gut im Überleben und so schlecht im kaschieren eurer Wunden dort seid, wo es für
eure Kontrahenten entscheidend ist. Du schluckst deine Erkenntnisse runter und
bannst jeden tiefgehenden Ausdruck aus deiner Mimik, als das Paar an euren
Tisch tritt.
Da ist
ein kurzer unbehaglicher Augenblick, gefolgt von einem naiven Bimbolächeln
deinerseits, „Wollt ihr euch zu uns setzen?”
Geatmete
Höflichkeit, die dich an Wes im Gespräch mit Fremden erinnert, „Gerne.“
Der
Ältere gibt euren Kurven indessen eine anerkennende Betrachtung, bevor er mit
ähnlich aufgesetzt falschem Charme seinerseits, locker erwidert, „Natürlich,
wer kann solchen Schönheiten am frühen Morgen widerstehen, richtig Sammy?“
Der rollt
geschult die Augen bei dieser Aussage, deine Schlussfolgerung ist ebenso
instinktiv wie Sams Reaktion, ungleiche Brüder. Er sieht im Tageslicht noch
jünger aus, du betest, dass er über 18 ist, alles andere wäre zu heikel und du
fühlst dich ein wenig als Mrs. Robinson und machst Platz neben dir in der Sitznische.
Faith strahlt währenddessen ihr bestes ‚Bad Girl’-Lächeln, das harmlose ‚Für
alles bereit!’, ohne die Neonschrift mörderischer Psycho. „Scheinbar nicht du.
Ich bin Faith.“
„Dean.“
„Cordelia.“
„Sam.“ Sein
Blick geht auf den nur mäßig geglätteten Papierschnitzel vor dir. Zu trocken
für seine Jugend, aber noch mit der angemessenen freudigen Erregung, „Dabei den
Rückruf zu planen?“
Überspielst
die peinliche Situation, dass deine Pläne seinen grausamen Tod heute verhindern
sollen und dass du mit allem, was du erlebt hast, ein bisschen zu alt für
Nervosität beim Ausmachen eines Dates bist. Ungefähr seit der Junior
Highschool. Vor allem wenn dieses weiß, wie deine Intimrasur aussieht. Das
vergnügte Blitzen in Faiths Augen bestätigt dir, dass du nicht allein mit
diesem schlüpfrigen Gedankengang bist. Bemühst dich um eine arglose Erklärung, „Wir
bleiben doch länger, als gedacht, deshalb wenn ihr heute Abend nichts vor
habt?“
Die Frage
steht im Raum, da ist eine stumme Unterhaltung zwischen den beiden, etwas das
Gunn und Wes dabei waren in den letzten Monaten im Ansatz zu erarbeiten. Aber
das hier geht tiefer, war ein geteiltes Leben und du versuchst zum ersten Mal ernsthaft
die Brüder zu lesen. Es ist eine Gabe, die man benötigt, wenn Worte gefährlich
sein können, ungewollte Aufmerksamkeit auf einen ziehen. Was war ihr
Hintergrund? Aufbrausende Eltern? Schlagender Vater? Driftende Ausreißer mit
genug Erfahrung? Oder Kleinkriminelle?
Denn du
denkst nicht, dass Dämonenjagd als Option hoch im Kurs steht.
Faith
beobachtet ebenso fasziniert den Austausch, der nicht länger als zehn Sekunden gedauert
haben kann und als klar wird, dass der Jüngere den Streit verliert, schaltet die
Jägerin sich dazwischen, „Du siehst aus, als ob du eine gute Zeit garantieren
kannst, Dean.“
Ihr
Lächeln ist kandierte Betörung, gebrannter Zucker mit einem Schuss Bitterkeit,
der das Aroma komplettiert und du grinst Dean an, weil noch der Mann geboren
werden muss, der die Einladung in Faiths rauchiger Stimme abschlagen kann. Vor
allem wenn sie sich danach lasziv den Sirup von den Fingern leckt. Sogar du
bist nicht immun dagegen und dein eigenes Lächeln wird sexy in Anbetracht des
bevorstehenden leichten Sieges.
Dean
schluckt hart und ihr habt gewonnen, „Sicher, wie viel Uhr?“
Denkst
vor Sonnenuntergang, aber sagst, „Wie wäre es mit 21 Uhr?“
Spontan begeistert
von deinem Tischnachbarn, „Kein Problem, wir sind da.“
Sein Bein
zuckt zurück, du vermutest einen harten Tritt und du gibst Dean einen strafenden
Blick, bevor du deinen eigenen Charme abstaubst und zum Einsatz bringst. Deine
Finger legen sich auf Sams Oberschenkel und seine Hand kommt leicht auf deiner
zum liegen. Da sind neue Bilder, füllen die schwarzen Filmrisse in deinem Kopf
auf. Du versuchst deine Miene belanglos und deine Finger entspannt zu halten. Tendierst
zum begeisterten Hohlkopf, weil es Männer ungezwungener in deiner Gegenwart
macht, eher bereit Geheimnisse auszuplaudern. Aber entweder hat das Brüderpaar
keine, was dein Bauchgefühl ohne Beweis dementiert oder sie sind zu gut im
hüten.
Egal wie
unerwartet deine Fragestellung ist, ihre Hintergrundgeschichte ergänzt sich
lückenlos, während ihr über eure strauchelt. Bevor ihr euch für die Variante
entscheidet, dass ihr Freundinnen seid, die sich seit der Highschool aus den
Augen verloren haben. Nur auf einem Wochenendtrip, um alte Zeiten aufleben zu
lassen. Nicht in der Stimmung über eure Arbeit zu reden. Was die kniffligen
Fragen entschärft und Faith spielt ihre eigenen Karten aus, die vor allem aus
zweideutigen Anspielungen und eindeutigen Blicken bestehen. Du bist stolz, dass
Dean das Sabbern unterlässt und perplex, dass er trotzdem nicht den roten Faden
deiner Unterhaltung mit Sam verliert.
Die
glatten Lügen buchstäblich zu kieselglatt für deinen Kopf sind und das ohne
Vorbereitung, du gibst ihnen das, das war Talent.
Sie
stolpern über keine einzige.
Am Ende
bist du davon überzeugt, dass kein Weltuntergang Dean von diesem Date mit der
Jägerin abhalten kann. Alles was ihr braucht, wenn es die Stahlstiche in deinem
Kopf ändern würde, was es nicht tut. Die Szenenfolgen variieren nur. Aber bevor
das Frühstück zu ende ist und ihr euch bis zum Abend verabschiedet, erfährst du
genug von Sams sanft kreisendem Daumen, um einen eigenen Recherche-Marathon zu
starten.
Faith ist
gerne bereit zu helfen und bestätigt dir deinen Eindruck, dass die Zwei zwar nicht
ganz koscher, jedoch auch nicht gemeingefährlich sind und du denkst, dass sie
genügend Expertise mit jener Kategorie hatte, um es zum Fakt zu machen. Nachdem
du von Lorne, strengster Geheimhaltung seinerseits gegenüber dem Team verlangend,
an einen Hohenpriester der Santería weitergeleitet wurdest, erscheint euer
Unterfangen machbar.
~*~
Before you go
And that is that -
Yours was the hardest itch to relieve.
I've mapped out my course,
Looks like it's all uphill -
~*~
Das
Gespräch mit José ist erfolgreich und du ignorierst dessen gemurmelte Flüche
über Kubatouristen, die keine Ahnung von der Materie oder den Orishas haben und
das Regla Ocha mehr Respekt als Religion verdient. Es kein Wunder ist, dass die
Gottheiten ungehalten sind, wenn sie von solchen Laien für ihre egoistischen
Motive missbraucht werden. Du beschreibst das Gesehene und er sagt, dass er
Changó, den Gott des Krieges als Verursacher des Blutbads verdächtigt und dann
schreibst du eine lange Liste mit Zutaten, die du an Faith weiterreichst und
sie kritzelt ‚Waffen?’ daneben.
Du nickst
und leitest die Frage weiter, „Ein doppelköpfige Axt wäre meine beste Wette, es
ist seine Symbolwaffe. Vielleicht noch eine Armbrust oder ein Speer, aber die
Waffen müssen der Gottheit geweiht sein. Ruft mich zurück, wenn ihr alles
besorgt habt, ich führe euch durch die Rituale.“
Du atmest
auf und sagst artig, „Tausend Dank.“
Zweifelnd
von Faith, als ihr aus dem Zimmer geht, „Ein Speer? Wo zum Teufel sollen wir so
was auftreiben? Die Doppelaxt geht ja noch.“
„Wir
haben Geld, das sollte es einfacher machen.“
Argwöhnend,
„Haben wir?“
Zerstreut,
„Ja, ja.“
„Seit
wann ist Angel Investigations ein lukratives Geschäft?“
Hinterhältig,
„Weshalb? Willst du einsteigen?“
Faith
schweigt und du würdest gerne sagen, dass der Dollar rollt, seitdem du
offizielle Eigentümerin bist, aber das warst du von Anfang an und es waren noch
immer mehr Rubel. Weder Angel noch Doyle waren in der Lage all die rechtlichen
Hürden zu überwinden, die eine Existenzgründung benötigte. Du vermutest noch
immer, dass beide auch nicht sonderlich daran interessiert gewesen sind, euer
Geschäft legal wasserfest zu machen, mit ihrer eingefleischten Politik unter
dem Radar der Bürokratie zu fliegen.
Wesley
hat dir einen Teil der Verantwortung auf dem Papier abgenommen, seit ihr wieder
im Hyperion eingezogen seid. Da ist ferner Nabbit als euer finanzieller Bürge
und derjenige, der eure Arztrechnungen bezahlt. Vor allem deine Spezialisten im
letzten halben Jahr und du wirst die Neurologen in Zukunft nicht vermissen. Es
kommt dir zum ersten Mal in den Sinn, dass du in der offiziellen Position
gewesen wärst, Angel damals aus dem Hotel und eurem Leben zu werfen, anstatt
dich von ihm feuern zu lassen und du bleibst verwirrt auf der Fahrerseite stehen.
Verflucht.
Das war die vergeben Chance, der du nachtrauern solltest. Im Doppelpack.
Du hast
dich von Angels Macht als symbolischer Boss einwickeln lassen, so sehr, dass
dir gar nicht in den Sinn gekommen ist, deine gesetzlichen Privilegien
auszuspielen, die aus deutlich mehr als Vision Girl bestanden. Zweimal. Ein
dummer Fehler, den du in Zukunft nicht erneut begehen würdest und da waren unbeendete
Geschäfte in LA in deinem Namen.
Faith
lehnt sich abwartend auf die Beifahrertür, „Nun, Chica?“
„Ist es
nicht und es ist kompliziert. Mir wird gerade klar, wie kompliziert es
tatsächlich ist.“
„Ah, will
ich wissen, was deinen hübschen Mund in ein solch diabolisches Lächeln legen
kann?“
Du
schüttelst schlecht gelaunt den Kopf, „Nein, es reicht zu wissen, dass ich noch
nicht fertig mit LA bin und Angel nicht sonderlich euphorisch sein wird, wenn
er erfährt, dass ich sein Gehalt auf den Mindestlohn kürze. Und er überdies
dankbar sein muss, dass ich seinen Vampirarsch nicht für alle Ewigkeit feuere.“
Warnende
Worte von Faith, „Ein Biss in die saure Zitrone für unseren Vamp? Geh’ sicher,
dass er dir nicht die ganze Hand abbeißt, Cor.“ Dein Blick wird hart, nach einer
kurzen Pause, entschärfend, „Natürlich nur im übertragenen Sinne.“
Deine
Rachlust rechtfertigend, „Es wäre nicht das erste Mal. Aber ich hebe mir dieses
Problem für einen anderen Tag auf, das die Liste zusammenzutragen ist akuter.“
Faiths
Ton ist bemüht neutral, „Uns steht also doch ein Abstecher in die Stadt der
Engel bevor?“
Entschuldigend,
„Ich denke, ich muss zurück. Mein Abgang war gelinde gesagt, überstürzt.“ Faith
senkt den Kopf, starrt auf ihre weißen Knöchel, die sich drastisch von dem
schwarzen Metall und Leder der Tür abheben, du siehst nur ihren dunklen
Scheitel, stockend, „Faith, sieh mich an.“
Ihr Blick
hebt sich langsam und da sind so viele unausgesprochene Emotionen in ihrem
Gesicht, du konzentrierst dich auf die vorherrschende. Schuld. Ermutigend von
dir, „Wesley hat dir verziehen, wenn auch nicht sich selbst. Er weiß, dass ihr
beide Fehler begangen habt und er schiebt sich selbst den Großteil der
Verantwortung zu. Du kannst nicht erwarten, dass er dich mit offenen Armen
empfängt, aber er wird nicht zulassen, dass der Rat dir Schaden zufügt. Das
macht es nicht einfacher -“
Faith
nickt bestätigend und beendet dunkel deinen angefangenen Satz, „Aber es ist ein
Anfang. Mehr als ich verdiene.“
„Das ist
nicht, was ich meine. Du verdienst deine Chance und sei es nur um dich selbst
zu beweisen, dass du durch deine Entscheidung gewandelt bist.“ Redest nicht um
den heißen Brei herum, „Dass du mehr als eine Kraft der Zerstörung sein
kannst.“
Denn sie
war das gewesen. Selbstzerstörung und die von anderen ging für Faith Hand in
Hand. Es gibt keinen Grund für dich, den Fakt zu beschönigen, denn sie hat
deinen besten Freund über Stunden gefoltert. Dieser hat ihren Fall im letzten
Jahr dir gegenüber für sie argumentiert und wenn er ihr vergeben konnte, dann
blieb dir keine Wahl als sich seinem Standpunkt letztendlich anzuschließen.
Dominoeffekt
und vielleicht wären die Steine tatsächlich anders gefallen, wenn die äußeren
Umstände nicht so unbeständig und schlecht für die dunkle Jägerin gewesen wären.
Wenn sie festen Boden oder ein Sicherheitsnetz unter sich gehabt hätte, das
ihren Fall abgefangen hätte oder schlicht die Umstände nicht so negativ
verkettet gewesen wären.
Ohne
Zweifel, „Menschen können sich ändern, Faith.“
„Ja, und
mir fällt gerade auf, wie sehr.“ Sie richtet sich auf, erwägend, „Du klingst
verdammt nach meinem Therapeuten, Queen C.“
Schmunzelnd,
„Solange ich nicht nach deinem imaginären Motivationstrainer klinge, kann ich
damit leben.“
Ihr steigt
schließlich mit einvernehmendem Grinsen ein und du kehrst in Gedanken zu eurem tatsächlichen
Anliegen zurück. Zur Beschaffung der Waffen und exotischen Zutaten. Ihr seid zu
weit weg von LA und du hast keine Kontakte in San Fransisco. Aber die ehemalige
Hippie-Hauptstadt sollte genügend Esoterikläden besitzen, um einige echte
Perlen darunter zu haben. Du wählst die Nummer des Zauberladens eures AI-Vertrauens
und Rick der Besitzer gibt dir bereitwillig Auskunft und die Wegbeschreibung zu
seinem Kollegen.
Sogar
näher als Frisco, die vierzig Meilen sind ein Witz und du lachst Faith
triumphierend an, „Die Karten haben sich gerade zu unseren Gunsten gewendet,
Sweetheart.“
Sie
stimmt in dein Gelächter ein und damit gibst du Gas.
Ihr redet
über die Aufgabe, die vor euch liegt, nicht über nagende Themen eurer
Vergangenheit und du spürst, dass ihr zusammenklickt, was den Job betrifft. Du
bist davon überzeugt, dass du heute genug Erfahrung im Nachforschen besitzt und
dass die Jägerin jeden Gegner ausschalten kann, wenn sie weiß wie und das ist ebenfalls
ein gelungener Neuanfang.
Du kannst
dich nur vage an eine Zeit erinnern, in der Faith ihre Stärke positiv eingesetzt
hat und selbst damals tanzte sie meist am Rande des Vulkans, statt sich aus der
Gefahrenzone zu begeben. Faith eine verwirrende Mischung aus kalt- und
heißblütig ist, die heute noch jedem ohne Kraftanstrengung ihrerseits den Kopf
verdrehen kann. Dennoch ist da eine neue Ausgeglichenheit in ihr, die du nicht
ganz benennen kannst. Die schneidende Schärfe ist in den Hintergrund getreten,
hat einer unterliegenden Beherrschung platz gemacht, die sie nicht völlig leichtfertig
jeden Kampf suchen lässt. Sie ist weniger boshaft in ihrem Gefängnis geworden,
während du in Freiheit vor allem bitter geworden bist.
Faith
nicht mehr Erklärungen für deine Gabe verlangt, als du bereit bist zu geben und
du gestehst ihr deinen Handel mit Lilah ein. Erwartest kein Urteil und wirst
nicht enttäuscht, denn Faith hat ihre eigenen Dämonen und ihr
Überlebensinstinkt ist genauso ausgeprägt. Plus ihre vorzeitige Haftentlassung ohne
Auflagen ist nichts, worüber sie sich beschweren wird. Die Besorgungen sind
relativ reibungslos erledigt und ihr seid kurz nach drei zurück in Gonzales.
Faith kümmert
sich um ein verspätetes Mittagessen, während du José anrufst. Unsicher von dir,
„Wird das über die Distanz funktionieren?“
„Hast du
dein Handy auf Lautsprecher?“
„Warte –
jetzt ja.“
„Also
vertrau mir.“ Der Priester führt dich langsam durch die Initialisierung und du
ignorierst das verstummende Gackern und Meckern im Hintergrund. Nicht sicher,
ob du deine kühle Contenance bewahren kannst, wenn du dir klar machst, dass er
am anderen Ende der Leitung Hühner und Ziegen für den guten Zweck eines
Menschenlebens abschlachtet.
Faith
kommt zurück, legt den Burger neben dich auf das Bett und setzt sich auf ihres.
Kaut genüsslich ihre drei Cheeseburger und Pommes, nicht im mindestens davon
beeindruckt, dass José gerade ein Verbrechen gegen die Natur veranstaltet. Oder
ein animalisches Opferritual, versuchst dir klarzumachen, dass die Geschichte
des Hackfleisches in deinem Hamburger wahrscheinlich tragischer als die hier war.
Eine
Stunde später habt ihr die Waffen geweiht und die verschiedenen Puder und
symbolischen Opfer zusammen zubereitet. Du isst dein kaltes Mittagessen und
Faith macht sich mit dem Speer vertraut, dann mit der Streitaxt. Eurer letzten
Option. Du hantierst die Armbrust und die Unruhe überträgt sich. Faith schlägt
vor, dass ihr euch besser nach dem Friedhof umseht, auf dem der Mist abgehen
soll. Du stimmst zu, nur glücklich etwas anderes zu tun als Sekunden zu zählen
und folgst ihrem Beispiel.
Dolch und
dunkle Lederjacke, grinst sie an, „Gibt es keinen neuen Kleider-Code für
Psycho-Bitches?“
Sie lässt
ihr verruchtes Lachen hören, „Nope, wir gehen mit der klassischen Uniform für
diesen feierlichen Anlass.“
Du fühlst
den ersten Thrill der Jagd sich in deinem Körper manifestieren, als ihr das
Motel hinter euch lasst. Das feine Prickeln entlang deiner Wirbelsäule und sie mustert
dich kritisch von der Fahrerseite, „Wie gut bist du?“
Du zuckst
die Achseln, sorglos, „Ich bin weit von der Liga einer Jägerin entfernt, falls
du das meinst. Aber ich kann einen Gegner auf Abstand halten und einen normalen
Vampir ausschalten. Alles andere war bis jetzt schnelles Denken, Glück und Schutz
des Teams.“
Sie nickt,
„Für Training ist es wohl für diese Mission zu spät. Erinnere dich, Cor, ich
werde und kann dir den Rücken decken, während du deinen Mojo wirken lässt.
Erlaub dir keine Ablenkung.“
„Yeah,
aber erstmal müssen wir den Friedhof finden.“
Frevelhaft,
„Sollte in diesem Kaff nicht schwer sein.“
„Du
musstest die magischen Worte benutzen, Gefängnisschwalbe.“ Ein ungläubiges
Zungenschnalzen von dir, „Hast du vergessen, dass das die Einladung für Pech
jeder Art ist?“
„Seit
wann bist du so abergläubisch, Cor?“
Schießt
zurück, „Seit wann du so vertrauensselig?“
Ihr
durchsucht vier, habt keinen Treffer und du fragst dich für was diese
Kleinstadt fünf davon braucht ohne Höllenschlund und sparst dir das verbale,
‚Ich hab’s dir doch gesagt’, gegenüber Faith. Deine Augen reichen für diese
Botschaft und sie seufzt.
Die Sonne
verabschiedet sich kriechend vom Himmel, als ihr zu Nummer fünf fahrt. Der Nervenkitzel
hat sich in gespannte Energie verwandelt und als du den schwarzen Chevy vor dem
Eisentor siehst, kannst du deinen Fluch nicht halten. Du bist mit dem Rucksack aus
dem Plymouth, bevor Faith vollständig gehalten hat. Sie wird unzweifelhaft aufholen
und du rennst auf den einsam gelegenen Friedhof, außerhalb von Gonzales.
Die
Lichtverhältnisse stimmen noch nicht und du weißt, dass ihr nicht zu spät kommt.
Trotzdem die Furcht ist da, unter der Oberfläche und du fühlst wie Faith neben
dir in deinen Sprint einfällt, während ihr auf den neuen Erdhügel auf der
Ostseite des alten Friedhofs zustürmt.
„Was zur
Hölle treibt ihr da?“ Deine Stimme klingt explosiv und kommt der entsprechenden
Frage zuvor, während du schlitternd zum Stehen kommst und entgeistert in das
frisch ausgehobene Grab starrst, indem die Jungs stehen.
Die beiden
tauschen einen Blick, der einen perfekt kultivierten ‚Uhm, Fuck?’-Ausdruck
enthält und dann kannst du die beschwichtigende ‚Beruhig die hysterischen
Frauen’-Routine ausmachen, die du so gut von dem männlichen Teil deines Teams
kennst, dass du sie mit einem genervten Augenrollen aus einer Meile Entfernung
sehen kannst.
Aalglatter
‚Klein Jungen’-Charme in Deans Lächeln, das nicht weiter als die blendenden
Zähne reicht, entschärfend sanft von Sam, „Es ist nicht so, wie es aussieht.“
„Nein?“ Du
hörst das Lachen in Faiths Ton und dein Unglauben weitet sich auf deine
Begleiterin aus, die sich so selbstverständlich auf ihren Speer und die
Doppelaxt aufstützt, wie es nur eine geborene Kriegerin kann. Trotzdem, das hier
ist nicht lustig, aber sie fährt fort, „Dann steht ihr also nicht schultertief
auf einem halbwegs freigelegten Sarg und betreibt Grabschänderei und Störung
der Totenruhe?“
Vielleicht
doch ein wenig lustig, wenn man es so betrachtet.
Die
hilflose Hand in Deans Nacken beweist, dass das hier offensichtlich genau so
ist, wie es aussieht und Sam versucht einen treuherzigen Hundeblick. Dir platzt
die Geduld, eisig, „Eine wahre Erklärung. Jetzt!“
Der
Ältere gibt nach einer nachhaltigen Musterung von Faiths Auftreten und einem
weiteren Blickwechsel mit Sam seufzend nach, „Wir wollen die Knochen mit Salz
verbrennen, um das unerklärte Verschwinden von Kindern zu beenden. Alle zehn
Jahre wird ein Mädchen in der Gegend gekidnappt, ohne eine Spur in den letzten achtzig
Jahren. Das letzte Opfer verschwand vor zwei Wochen und dieser Hurensohn hier -“
Seine Schaufel stößt hart auf das verdreckte Holz, „ist dafür verantwortlich. Selbst
wenn wir unrecht hätten? Er wird nicht toter, also kein Grund irgendetwas
Überstürztes zu tun. Wir schließen das Grab auch wieder.“
Auf
frischer Tat ertappt, kommen die ersten Wahrheiten des Tages, nicht dass du
sehr entgegenkommend mit eben diesen im Diner warst. Aber du bist auch nicht
diejenige, die zerfetzt werden würde, zumindest gehst du davon aus und ob sie
mit dieser Wahrheit hätten umgehen können, bezweifelst du.
Dein
Blick geht zur Sonne, die beinahe den trockenen Boden am Horizont berührt, „Okay,
beeilt euch.“
Diesmal
ist es Sam, der skeptisch nachhackt, „Wie bitte?”
„Du hast
sie gehört, Welpe! Hopp, schaufelt schön, mit etwas mehr Tempo, das ist keine
archelogische Ausgrabungsstätte und ich will ihn brennen sehen.“ Faith dreht
sich zu dir, rhetorisch, „Das ist der Ort?“
Du
nickst, verfluchst dich selbst, weil du so beschäftigt warst, das Ereignis zu
verhindern, dass du scheinbar dem eigentlichen Auslöser zuwenig Beachtung
geschenkt hast. Du gehst in die Knie, „Dean, seid ihr bei euren Nachforschungen
auf irgendwelche Santería-Rituale gestoßen? Irgendetwas das synkretischen Ursprünge
enthält?“
Er
schüttelt nachdenklich den Kopf, „Nein, George war laut unserem Profil, als
ganz gewöhnlicher Christ getauft. Weißer Abfall. Keine lateinamerikanische oder
westafrikanische Abstammung und da war nichts in den Zeitungsartikeln, was auf
eine aktiv betriebene Religion hindeutet. Wenn man von seinem kranken Fetisch für
kleine Mädchen absieht, der zu seiner verdienten Lynchung durch die
aufgebrachten Mitbürger führte.“
„Verdammt.“
Dein Blick streift besorgt über Sam und dann zurück zu seinem Bruder, „Ihr
bringt das hier zu ende und dann will ich, dass du Sam so schnell wie möglich
von diesem Friedhof wegbringst. Ihr kommt nicht zurück, ihr fahrt zu eurem
Motel und bleibt dort bis wir Entwarnung geben.“
„Moment
mal!“ Angepisst wirkt Sam noch jünger, er klettert aus dem Grab und baut sich
zu einer imposanten Größe vor dir auf, „Was geht hier vor, Cordelia?“
Du legst den
Kopf zurück und deine Handfläche gegen seine Wange, die Bilder sind durch neue ersetzt
und du zuckst zurück, beschwichtigend, „Wir erklären es später, ihr müsst
verschwinden.“
Er
braucht eine handfestere Erklärung, greift nach Strohhalmen seines Wissens, „Seid
ihr Wiccas oder was?“
Abwertendes
Schnauben neben dir, „Sehen wir aus, als ob wir uns auf einem
Selbstfindungstrip befinden, Holmes?“
Bestechend
boshaft von unten, „Hast du Dad mal wieder nicht zugehört, Sammy? Erkennst du
nicht die Uniform?“ Der hebt rebellisch sein Kinn, nicht bereit sich eine
Niederlage einzugestehen. Oder nachzufragen, auf was genau Dean abzielt.
„Endlich
ein Experte, wir sind aus dem Schneider, Chica. Wo sind meine Psycho-Pom-Poms?“
Du kannst
nicht anders, als einen amüsierten Blick mit Faith nach ihrem bornierten
Statement zu wechseln, kokett, „Ich könnte dir meinen Dolch als Ersatz anbieten,
ja?“ Bevor du dich wieder auf den Ernst der Lage und Sams Frage konzentrierst, erklärend,
„Nein, Faith ist einzigartiger als jede Hexe, ein Slayer und ich habe nur einen
guten Riecher, wenn übernatürlicher Shit am überkochen ist. So wie gerade.“
Dean
durchschlägt den morschen Sarg und das krachende Geräusch hat euer gemeinsames
Interesse. Er verschiebt effektiv die Knochen auf einen Haufen, schüttelt eine
Familienpackung Salz und Feuerzeugbenzin auf die trockenen Überreste, bevor er
ebenfalls aus dem Loch steigt und das brennende Streichholz wirft. Du greifst
nach seiner Hand und yeah, die Familie war definitiv verflucht, das erfordert
eine drastischere Warnung als, ‚Buh! Es gibt wahre Dämonen, rennt!’, weil Dean
definitiv in Richtung der Gefahr rennen würde, wie sein Tod eindrucksvoll
bewies.
Du versuchst
eine andere Strategie, indem du all deine Gewissheit und Erfahrung in deinen Tonfall
legst, „Falls du Morgen mit einem lebenden kleinen Bruder an deiner Seite aufwachen
willst, wäre jetzt der geeignete Zeitpunkt, die Flucht zu ergreifen und ausnahmsweise
nicht den noblen Retter zu spielen. Einverstanden? Kein Blick zurück.“
Das hat
seine ungeteilte Aufmerksamkeit, er nickt scharf und du versuchst den Sturm
unter der Oberfläche zu besänftigen, „Wir haben die Lage unter Kontrolle und erklären
es, ohne Scheiß, aber Sam ist momentan im Kreuzfeuer. Er muss hier weg. Es tut
mir leid.“ Der letzte Teil war an deinen ernüchterten Lover gerichtet, damit
packt Dean den deutlich weniger Widerspenstigen, ohne ein weiteres Wort und schleift
ihn Richtung Ausgang.
Der Rauch
brennt den Benzingeruch in deine Nase und du gehst einige Schritte auf Faith
zu, „Schlagen deine Jägerinnensinne bereits an?“
„Das
kitzelt sie.“ Ihr Kopf deutet auf das schwellende Grab. „Ansonsten nichts.
Außerdem bist nicht du der Sensor für diesen Dreck?“
„Nur für
deinen gewaltsamen Tod, der offenbar nicht heute eintritt.“
Du beginnst
das Pentagramm zu zeichnen, die Himmelsrichtungen berücksichtigend und hoffst,
dass diese Magie alt genug ist, um euch zu schützen, wenn alles schief laufen
sollte. Dann holst du die fünf weißen Kerzen hervor und ordnest sie
gleichmäßig, um dich herum an den Spitzen an, gehst in den Schneidersitz und
legst den Rucksack auf deinen Schoß.
Faith
tritt hinter dich in den Schutzzirkel und du lehnst dich leicht gegen ihre Knie
auf der Suche nach menschlichem Kontakt. Hauptsächlich um deine Nervosität nicht
Überhand gewinnen zu lassen, während ihr darauf wartet, dass Changó auftaucht
und sich von euren Opfern besänftigen lässt.
Oder der
eigentliche Verursacher des Chaos.
~*~
I've got a heavy heart to carry,
But a very strong will.
It's just hard to travel
in the shadow
of regret.
~*~
Dein
Blick ist über den gesamten Friedhof gerichtet, mit dem Verschwinden der Sonne ist
eure Stellung optimal als Aussichtspunkt und du entspannst dich mit
Anstrengung. Knetest den Rucksack abwesend in deinen Fingern und dein Kopf
fällt relaxt gegen Faiths Oberschenkel. Es wäre wenig sinnvoll, wenn deine
Muskeln so verkrampft wären, dass du schon Schwierigkeiten beim Aufstehen
bekommen würdest, wenn dieses Drama über euch hereinbrechen wird. Und es wird.
Da ist
dieses undefinierbare Aroma von Unheil in der Luft, das deine Nervenden zum vibrieren
bringt. Nicht der erkaltende Qualm, etwas das darunter liegt, mystischer
Verwesungsgeruch und der mit jeder Minute an Stärke gewinnt. Die
Geräuschlosigkeit ist unheimlich, kein Insekt ist zu hören und ihr haltet eure
Position schweigend, lauscht beide alarmiert in die zu stille Neumondnacht.
Die
Gestalt, die etwa zwanzig Minuten später an der Westseite über die Mauer
springt, ist zu konturenlos für dich, aber die Jägerin spannt sich im gleichen
Moment an. Nur ein Schatten, der zielstrebig auf ein Grab zugeht, verhalten von
dir, „Wer oder was ist es?“
Faith geht
hinter dir in die Hocke, „Sieht nach einer Frau aus. Anfang Vierzig. Sollen wir
sie ausschalten?“
Leidenschaftslos,
„Sie hat bis jetzt nichts verbotenes getan.”
Abgebrüht,
„Ist das ein Nein?“
„Nein“, damit
stehst du auf. „Der Friedhof ist zu alt für einen kurz entschlossenen
Grabbesuch.“
Folgst
Faith, die schnell und unbemerkt den Abstand zu der Gestalt verkleinert, die
vor einem verwitterten Grabstein kniet. Da ist ein langes Messer und die Frau
stößt es in die Erde, wiederholt und du schreist deine Warnung, aber wirst
ignoriert.
Beim sechsten
Stich bricht die Hölle mit einem ohrenbetäubenden Donnerschlag los.
Du hechtest
instinktiv hinter einen Grabstein auf der Suche nach mäßiger Deckung, als die
Welle von roter Magie über den Friedhof brandet, dir trotzdem zusammen mit dem
Aufprall den Atem aus den Lungen presst. Mit dem aufgewirbelten Staub in der sengendheißen
Luft, fällt es schwer überhaupt etwas zu sehen, ziehst den Shirt-Stoff über die
Nase, um wenigstens nicht zu ersticken.
Erspähst,
dass Faith es dir gleichgetan hat, LA-Smog war hier hingegen die reinste
Frischluft-Kur. Die Jägerin direkt nach dem weißen Rücksog der Magie
aufspringt, durch den Dunst auf dich zu rennt, die gepeinigten Schreie der Frau
hinter sich vernachlässigend. Den Speer wegwirft und deinen Arm aggressiv packt,
als du auf das Opfer zustürmen willst. Dich zu mehr Geschwindigkeit anfeuert
und in Richtung Pentagramm zurückzerrt, dessen Kerzen jetzt einem Leuchtturm gleich
in den dichten Nebelschwaden brennen.
Euch
sicher den Weg zurück weisen.
Wütend von
Faith hervorgestoßen, „Ich weiß, was los ist. Dumm. Einfach dumm. So
gottverdammt bescheuert, kann man doch nicht sein.“
Du
versuchst Schritt zu halten, ohne den Rucksack zu verlieren und dann schmeißt
sie dich in den erleuchteten Schutzzirkel, du atmest heftig gegen die staubige Erde,
verstört, „Was ist passiert?“
Denn
irgendwie ist dir die Erklärung entgangen, die so ersichtlich für den Slayer
ist, kaltblütig, „Meine Vermutung? Sie hat versucht den Mörder ihres Kindes zu
verfluchen. Blödes Weibstück hat allerdings das falsche Grab genommen.“
Du
starrst Faith entsetzt an, ihr braucht nicht mehr Drama, aber du kommst nicht
umhin das Offensichtliche auszusprechen, „Gott, sie hat sich damit selbst verflucht.“
Deren
Augen hängen gebannt auf der Gewitterwolke, in deren Inneren für euch nicht
sichtbar eine kreischende Frau gefangen ist. Ungefähr zweihundert Meter entfernt
und die Nebelfront vor euch wird dichter. Zieht sich enger um das Pentagramm
zusammen. Du beneidest Faith momentan garantiert nicht um ihre übernatürlichen
Sinne, dir schwirrt der Kopf genug von der mystischen Energie, die in der Luft
liegt und die du auffängst.
Faith
dreht abwesend die Streitaxt in ihrer Hand, mit mehr Beherrschung ihrerseits, als
ihre nervöse Aura impliziert, „Yeah, wie gesagt, dumm. Ausgesprochen dumm.“
Dir wird
zumindest eine Verbindung klar, „Deshalb hat Sam sich eingemischt.“
„Und mit
seinem Leben dafür bezahlt und du wärst instinktiv in dieselbe Falle getappt.“
Sie starrt dich hart an und ja, woher hättest du wissen sollen, dass das hier
ein schief gegangener Fluch war? Ihr rennt gewöhnlich dorthin, wo die
Hilfeschreie herkommen, dein verzerrtes Grinsen ist alles was du an
Entschuldigung bieten kannst. Du bist robust im Einstecken von Rückschlägen,
ihr genervtes Schnauben, „Also was ist jetzt
deine glorreiche Idee, Cor?“
Du
richtest dich auf deinen Knien auf, „Sam hatte keine Ahnung gegen wen er
kämpft, wir schon, also Plan A. Wir versuchen den Gott mit unserem Charme zu
bestechen.“
„Kannst
du das –" Ihre Axt zeigt ungeduldig in Richtung blitzenden Sturmwolke, die
mit jedem Moment an Größe und Gewalt gewinnt, „Nicht als Gott bezeichnen!“
Blickst betreten
auf, „Wegen Glory?“
Verständnislos,
„Was? Wer ist Glory?“
Ah, ein
weiteres schmerzhaftes Thema, das ihr heute Vormittag vermieden hattet. Sehr
clever von dir, es ausgerechnet jetzt anzusprechen. Gibst dir eine mentale
Ohrfeige und antwortest heiser, „Buffys letzter Gegner war eine Höllengöttin.“
„Oh.“ Der
Laut umfasst eine Kaskade von Gefühlen, die über Faiths Gesicht fließen, bevor
sie aufgewühlt wieder Richtung Kriegsgott blickt. Buffys Tod liegt vier Tage
hinter dir, hat dich selbst nicht so tief berührt als die weit reichenden Konsequenzen,
die sich daraus für dich ergaben. Die du gezogen hast.
Für die
dunkelhaarige Jägerin waren es die gestrigen Nachrichten und der Blutbund ging
offensichtlich tiefer, als du bis jetzt gedacht hattest. Ihr seid nicht gut in
sentimentalen Gefühlen und das ist zu spontan, zu ungeschützt. Deine Hand
greift dennoch selbstverständlich tröstend nach ihrer, „Immerhin hat sie die
Welt gerettet, Faith.“
Ihr
verhaltenes Flüstern ist gepresst, „Yeah, es ist nach wie vor nicht fair.“
Drückst
ermutigend ihre Finger, sensibler als du dir zutraust, kommt die unbestreitbare
Wahrheit, „Das ist es nie. Wird es auch bei dir nicht sein.“
Dann
konzentrierst du dich auf das Ritual, denn ihr habt keine Zeit zu verschwenden.
Fällst in die Litanei, die José heute in dich hineingetrimmt hat und deine
Hände greifen sicher nach den Utensilien, die ihr vorbereitet habt. „Hoffen
wir, dass Changó das Veredelte dem Ursprünglichen heute vorzieht.“
Alles
eine Frage der Laune der Gottheit hat der Hohepriester gemeint, da war keine Möglichkeit
vorauszusehen, ob er eure Opfer annehmen würde und die Unruhestifterin im
Gegenzug dafür gehen lassen. Ob er seinen Blutdurst mit Wasser oder Wein löschen
würde. Du hoffst auf letzteres, während du dich aus der Lederjacke schälst und
Faith das Puder mit dem Daumen auf deiner Stirn, über dem Mund und Herz verschmiert.
Die Schreie werden leiser, entweder aufgrund der Schwere der Verletzungen oder
weil ihr die steigende Aufmerksamkeit der Gottheit habt.
Du drehst
dich zu dem Spektakel, beginnst laut zu beten, in einer dir fremden Sprache,
stolperst anfangs über Silben und Endungen. Spürst Faiths bestimmte Hand
zwischen deinen Schulterblättern, als du gerade dabei bist in kopflose
Verzweiflung zu verfallen und du beruhigst dich fast sofort. Deine Stimme
gewinnt an Überzeugung, bis du in einen kräftigen Rhythmus fällst und dann
hindurch. Da ist eine andere Person in dir und du registriert konsterniert,
dass es sich um José handelt.
Verdammter
Voodoopriester und du fühlst sein Amüsement, hörst das Echo seines gedachten,
‚Santería, Kindchen!’, in deiner Seele und dann lehnst du dich zurück und
beobachtest den Ritus vom mentalen Beifahrersitz. Der Hohepriester wusste
besser, was zu tun war und du akzeptierst die Enterung deines Körpers bedenkenlos.
Er hätte dich einweihen können, dass deine einzige Aufgabe im Öffnen deines
Geistes für ihn besteht und du wärst deutlich weniger unter Erfolgsdruck
gestanden.
Faiths
Freak-Out als dein Körper aus dem Zirkel tritt, wird von José mit einer wirkungsvollen
Körperstarre belohnt und du überquerst den demolierten Friedhof. Reihen von ungeknickten
Grabsteinen tauchen vor dir auf, die unter der ersten Druckwelle nachgegeben
hatten. Der graue Dunst enthält geisterhafte Konturen, die du vorher nicht
erkennen konntest und die Toten schweigen noch immer bedrohlich. In ihrer
ewigen Ruhe gestört, aber lassen dich passieren und du läufst sicher auf den
Ursprung der Zerstörung zu. In die Wolke. Die Welt taucht für dich in gleißendes
Rot-Weiß, das Schweigen wird durch echten Trommelwirbel ersetzt, was eine ziemlich
passende Untermalung für diese Szene ist, registrierst du in einem grotesken Winkel
deines Verstandes.
Dann
steht ihr vor dem Gott und Josés Verhandlung mit Changó beginnt.
Ihr habt
sein Interesse. Der Priester in dir tritt mit einer Mischung aus Ehrerbietung
und Forderung auf, die du nie gegenüber deinem Gott aufbringen könntest. Dieser
hier ist nicht namenlos und distanziert, sondern integriert in jeden Gedanken
des Mannes in dir. Ein intimes Vertrauensverhältnis, um das du José auf einer primitiven
Ebene beneidest und eine Selbstverständlichkeit, die so tief in den Alltag
verwurzelt ist, dass du fassungslos die Zustimmung des wieder besänftigten Kriegsgottes
vernimmst.
Changó lässt
die Frau gehen, im Austausch für nichts.
Feuer und
Vernunft sind offenbar die passenden Komponenten, um Krieg zu führen ohne
sinnlose Opfer und dein Gedankengang fühlt sich an, als ob er aus deinem
Innersten herausgerissen wird. Changós ungeteilter Fokus kommt auf dir zum
ruhen und die sechs Augen der drei Köpfe sind beängstigend in ihrem Nachdruck.
Versuchst dich gedanklich hinter José zu verstecken, der es nicht zulässt.
Spürst, wie er sich von dir distanziert, weil die Sprache, die du gerade noch
ohne Schwierigkeiten verstanden hast, jetzt ein befremdliches Kauderwelsch in
deinen Ohren ist.
Kommst
dir vor, wie auf einem jener Sklavenmärkte, die diese Religion erst nach
Amerika gebracht hatte. Dessen Sprache du nicht verstehst, nur deinen Namen und
die Bräuche einer Übergabe. Streckst unbeugsam deinen Kopf hoch, suchst
widerspenstig die drei Augenpaare und richtest dich stolz auf. Du willst keinen
Meister, bist deine eigene Herrin. Die Trommeln klingen bedrohlicher im
Hintergrund und du fühlst dich nackt, gewaltsam heruntergestrippt auf dein
Wesen und deinen Körper.
Er durfte
kein Interesse an beidem entwickeln, das war dir klar.
Da ist
ein amüsiertes Lachen zwischen dem Gott und seinem Priester.
Du fühlst
dich nicht in der Position einzustimmen, ohne den Zusammenhang ihrer
Unterhaltung wirkt es nur gefährlich. Fühlst dich begutachtet, wie ein Stück
Fleisch, das kritisch hin und her gewendet wird und du plädierst für
ungenießbar, wenn es deinen Tod oder deine Versklavung verhindert. Eure symbolischen
Opfergaben waren nur für Changó von Wert und du bist letztendlich nicht bereit
dich als solche freiwillig anzubieten.
Kennst
deinen Wert und dein Preisgeld ist zu hoch.
Gehst dessen
ungeachtet sofort zu Boden, als José den Bann über dich endgültig bricht und dich
mit seinem Gott allein lässt. Die Panik ist kraftlose Wut, sein Blick allein
reicht, um dich wehrlos auf dem Sand liegen zu lassen und du ballst dennoch die
Fäuste, nicht kampfbereit, aber willens dich zu verteidigen. Egal wie zwecklos
dieses Unterfangen sein sollte. Die Konturen verschwimmen zu Schlieren aus Rot
und Weiß, bevor diese Zwischenwelt in schwarzem Rauch versinkt. Dir die Sicht
auf den Gott nimmt und dann einem eigenen Lebewesen ähnlich auf dich zuflutet.
Du
versuchst nicht zu atmen, aber wo immer du auch bist, du bist weiterhin ein
Mensch mit menschlichen Reflexen. Deine Lungen füllen sich brennend mit dem
dicken Gemisch aus Sandelholz und exotischen Gewürzen in dem Weihrauch, der
dich Keuchen lässt. In deinen Organismus eindringt, durch deinen Kreislauf
pumpt, dir deine Reaktionen nimmt und du spürst einen flammenden Schmerz auf
deiner Wirbelsäule, einem Brandzeichen gleich.
Die
Trommeln hören sich sehr weit entfernt an, als du das Bewusstsein verlierst.
Aber
vielleicht werden sie auch nur von deinen Schreien übertönt.
Faiths
hartes Schütteln weckt dich ein zweites Mal an diesem Tag und du blickst dich verstört
um. Starrst in die sternenklare Nacht und du hast noch nie so viele Sterne
gesehen und du denkst, dass nur einige davon tatsächlich um deinen Kopf
kreisen. Der Rest sind funkelnde Nadelstiche in Königsblau.
Das Pumpen
deines Blutes ist zu dröhnend, pulsiert zu laut in deinen Adern. Ihre
Oberschenkel sind hart gegen deine Taille gepresst und deine Schultern hat sie
in einem festen Griff. Deine Augen fokussieren sich mit Schwierigkeiten auf die
Jägerin, die schwebend über deinem Bauch sitzt. Vielleicht war das Schwebe und
Kreisen über dir ebenfalls nur eine Nachwirkung und du schmeckst den schweren
Weihrauch auf deiner Zunge. Vielleicht war der Rauch doch illegaler in dieser
Welt, denn du fühlst dich so wie du dir high sein immer vorgestellt hast oder
die Wirkung der wirklich guten Schmerzmittel für Notfälle, ohne Notfall.
Atemlos
und träge in einem, „Wir haben mit Plan A gewonnen?“
Bissig
von ihr, „Wenn ich das panische Wegrennen unseres potentiellen Opfers richtig
werte, dann ja. Immerhin konnte sie plötzlich wieder rennen, im Gegensatz zu
mir.“
„Sorry.”
„Schon
gut“, wiegelt Faith achtlos ab. „Alles in Ordnung mit dir? Bist du okay? Du
warst einige Minuten komplett weg, ich war schon fast soweit den Krankenwagen
zu rufen. Trotz Erklärungsnotstand.”
„Ja.“ Sie
schwingt sich von deinem Bauch und hilft dir zu sitzen und du bleibst einen
Augenblick orientierungslos auf dem trockenen Gras. Reibst über die Überreste
des magischen Puders und dann grinst du die Jägerin mit purem Triumph an, kannst
das verrückte Kichern drin halten und etwas von deiner inneren Würde damit
zurückgewinnen, „Wir haben gewonnen!“
„Mit Plan
A! Duh!“ Da ist ungefilterte Genugtuung in ihrer Stimme, „Hast du etwas anderes
erwartet?”
„Um
ehrlich zu sein?“ Pausierst nachdenklich, „Keine Antwort, die dir gefallen
würde.“
Faith
zieht dich ungeduldig hoch, „Also Siegesfeier?”
„Gott ja
und wir schulden den Jungs noch ein paar Erklärungen.”
Hinterhältig,
„Tun wir? Reicht es nicht, wenn wir ein paar Drinks und Sex abstauben, im
Gegenzug für ihre ehrenwerte Rettung?“
Du rollst
die Augen und Faith joggt zu euerem Zeug, das eigentlich nur noch aus den
Kerzen besteht, die sie stehen lässt. Sogar Axt, Armbrust und Speer wurden als
Opfergaben anerkannt und sie greift nach dem fast leeren Rucksack. Während
deine Augen die offensichtliche Verwüstung aufnehmen. Hörst entfernt die ersten
Grillen, das Rauschen von Autos auf der Zufahrstraße und die sich ankündigende
Rückkehr zur Normalität. Faith übergibt dir deine Jacke und da ist etwas
anders, dass du nicht ganz benennen kannst, gibst dem zerstörten Friedhof einen
verwunderten Blick.
Die
Dunkelheit scheint weniger dicht, ist zu hell im Vergleich zu vorher.
„Hey, wir
haben sogar die Finsternis ein wenig zurückgeschlagen.“ Und das klingt
logischer in deinem Kopf als laut ausgesprochen und du grinst schief.
„Was
meinst du? Das ist dieselbe Nuance.“ Faith schaut sich interesselos um, bevor sie
dich besorgt anvisiert, „Bist du mit deinem Schädel nicht doch irgendwo hart gegen
gekracht, Chica?“
Verneinst
halbherzig. Nicht dass du dich erinnern kannst, vielleicht war es eine optische
Täuschung nach dem Ende in der Zwischenwelt oder du bist tatsächlich auf einem
Weihrauch-Trip. Ihr geht gemächlich zurück zum Auto. Die örtlichen Behörden
würden das unter schrägen satanischen Ritualen abbuchen. Kein Grund sich den
Kopf über einen alten Friedhof zu zerbrechen, wenn es die Polizei machen konnte
und du bist bedingt neugierig mit was für einer Erklärung für die Presse, sie
am Ende aufwarten würden.
Dann
rufst du Sam an, gibst Entwarnung und die Anweisung, dass sie euch in der
gestrigen Bar finden können, wenn sie wollen. Die Brüder warten bereits auf dem
Vorplatz als ihr ankommt, Faith hält hinter dem Gebäude, am uneinsichtigsten
Ende des Parkplatzes und ihr steigt aus. Minimal von Fahrtwind gereinigt und da
ist dennoch eine feine Staubschicht über allem, du schüttelst dich, nicht zum
ersten Mal. Zwecklos.
Erdiger
Geschmack in deinem Mund und jeder Muskel, der brennt.
Deans Hände
gleiten beifällig über den Plymouth, hinterlassen eine glänzende Fingerspur und
du stöhnst, als dir klar wird, dass nicht nur ihr eine Dusche braucht und Autowaschen
ist so gar nicht auf deiner Wunschliste. Der Ältere bewundert mit infamer
Schadenfreude euer desolates Aussehen, während Sams Gesicht schlecht verborgene
Beklemmung zeigt. Du lächelst ihm aufmunternd zu, bevor Dean aufs Wesentliche
kommt, „Ich dachte die Legende der Jägerin ist nur das – Eine Utopie.“
Faith
erwidert grimmig, „Nicht in unserer Welt, Hübscher.“ Der Grat zwischen Trauer
und Akzeptanz in ihrem Ton, lässt dich aufschauen, „Hier ist es ein harter, unbestreitbarer
Fakt, der einen jung sterben lässt.“
Du gibst ihr
einen betroffenen Blick.
Da ist
schiefer Humor in ihren dunklen Augen, für dich allein bestimmt, „Der Grund, warum
man keine Stellenanzeigen für Slayer in der Zeitung findet, richtig?“
Zuckersüße
Zustimmung deinerseits, „Japp, und keine für Todesomen. Unsere Jobs sind definitiv
beschissen. Aber wir müssen damit leben, von der Über-Bitch Schicksal dafür
ausgewählt worden zu sein. Also machen wir das Beste draus.“
Du
strahlst sie an, mit all dem Optimismus, den du noch in dir trägst und es ist
erstaunlich viel.
Faith stößt
deine Schulter frech an, ungeniert, „Du siehst trotzdem so aus, als ob du zuerst
ein Bad gebrauchen könntest, bevor du einen weiteren Auftrag für die Über-Bitch
erledigst.“
Gespielt gefügig,
„Bietest du mir an, meinen Rücken zu schrubben?“ Sie wirft den Kopf in den
Nacken und lacht befreit auf. Du stichelst unbesorgt weiter, „War das ein Ja?
Denn ich denke, deine Raffinesse würde trotzdem gegen die meines Hausgeistes
verlieren.“
Flirtend
„Ein Vergleich, ob ein Geist oder ich es dir besser besorgen kann? Das ist
unakzeptabel, nicht nur für mein Ego, Chica, und eine pikante Herausforderung
mit meinen gesammelten Erfahrungen.“
Das derbe
Grinsen ist zurück und schelmische Strahlen in Faiths Augen und du fühlst, dass
die Trauer sich so schnell verflüchtigt hat, wie sie aufgetaucht ist. Ihre
Finger streifen sachte über deinen Oberarm, hinterlassen ein Prickeln, ernster,
„Lass uns drüber reden, wenn ich mein erstes Bier hinter mir hatte, Cordelia.“
Du weißt,
dass das dein Signal ist zurückzutreten.
Du weißt
nicht wirklich, warum du dich nicht bewegst, außer dass dir Faiths offener Blick
bodenlos erscheint und da dieses unerwartete Summen in deinen Knochen ist. Ein unbestimmbares
Echo, nicht nur deiner schmerzenden Muskeln, sondern deiner Seele.
Da ist
ein vernehmliches Räuspern hinter euch, der Bann ist gebrochen und sie gibt dich
mit einem provokanten Lächeln frei, verlegt dann ihren Fokus auf die
vergessenen Brüder. Sie gibt den beiden die Auserwählten-Rede und du hast sie
schon so oft gehört, dass die Faszination verloren gegangen ist. Setzt dich
entspannt auf die Motorhaube und beginnst den Staub von deinen Kleidern zu
klopfen. Hörst mit halben Ohr zu, denn Faiths Darstellung der Jagd ist mit
einer Menge Sexappeal und definitiv mehr als einer Prise Sexlust von Seiten des
Slayers gespickt, als die Version, die du von den Wächtern oder Buffy kennst.
Du
schüttelst amüsiert den Kopf, da waren Aspekte in Faith, die sich nie ändern
würden. Der hier gehörte definitiv dazu. Zur Erbauung ihres gespannten Publikums.
Sam kommt
vor dir zum stehen, in einem Stück, ausgesprochen lebendig und mit leichtem Argwohn
in den Augen. Du gibst ihm ein offenes Lächeln. Streichst automatisch das Haar
aus seinen Augen und die Flammen sind noch immer da, aber in relativ ferner
Zukunft, so wie Faiths Tod und du ziehst seinen Kopf zu dir. Dein Ton ist
weich, „Ich hoffe dir ist klar, dass von meiner Seite nie mehr als ein Quickie
geplant war?“
Er
schüttelt verwundert den Kopf, passt sich flexibel an die Situation an, scheinheilig,
„Machen wir zwei draus?“
Der Junge
war nicht nur mit einer talentierten Zunge gesegnet und du nickst, bevor du
denken kannst. Da ist ein fordernder Appell in deiner Stimme, der selbst dir
unbekannt ist, „Wie wäre es mit einem richtigen One-Night-Stand?“ Er nickt begeistert
und du drehst dein Gesicht zu Faith, neckisch „Kann das versprochene Bad
warten?“
Die gibt
dir ein aufmunterndes Nicken und hackt sich bei Dean ein, der gebrannte Zucker
ist zurück, „Solange du mir unser Zimmer überlässt.“
Wirfst
ihr die Schlüssel zum Motel zu und verlegst deinen Fokus auf den vertrauten
Part deines Lebens, den ohne tiefgehende Konsequenzen, die Faiths Einladung
beinhalten würde. Eine Nacht und diesmal kein Wiedersehen. Sams Kuss ist so glühend
wie sein Tod, heiße Begierde und Selbstaufgabe. Du verlierst dich darin.
Ignorierst
Deans jovialen Einspruch, „Sie weiß, dass das hier öffentlich und er
minderjährig ist?“
Ebenso
wie Faiths belustigte Erwiderung, „Ich denke nicht, dass es sie gestern interessiert
hat, weshalb sollte es heute? Komm’ du schuldest mir noch ein Bier.“
Die
Stimmen entfernen sich, „Gestern? Da spiele ich einmal nicht Aufpasser und Sam
kriegt zwanglosen Sex?“
Da ist
wieder ihr kehliges Lachen, „Ja und es rettet ihm das Leben. Macht dich das
nicht unweigerlich zu schlechtem Umgang?“
„Sieht
ganz so aus.“ Deans verspätete Schlussfolgerung zu gestern folgt fast eine
Oktave höher, „Deshalb waren die Scheiben beschlagen und das war der Geruch im Impala? Gott, kein Wunder war er dieses
Wochenende nicht wie üblich am ununterbrochenen Meckern.“
Fühlst
Sams Lächeln gegen deine Lippen, du lehnst dich zurück und formst schmunzelnd
ein, „Was?“
Er
schüttelt feixend den Kopf, bevor er ihn horchend schief legt. Belauscht selbst
die typische Faith Antwort und du grinst bei ihrem sexy, „Das liegt in der
Familie, richtig? Hölle, ich liebe schlechten Umgang. Zeig mir dein Auto, das
Bier kann noch warten.“
Das Paar ist
um die Ecke und endgültig aus eurer Hörweite, amüsiert von ihm, „Ich hoffe sie
nehmen den Vordersitz, alles andere wäre abartig und zuviel Aktion für den
Rücksitz in 24 Stunden.“
Lachst
auf, bevor Sam seine Hand in deinem Haar vergräbt, dich wieder näher zieht und
deine Konzentration verlegt sich auf den Körper unter deinen Händen. Auf die verlangenden
Lippen über deinem einladend geöffneten Mund. Den Pfad seiner Fingerspitzen,
die sich unter deine verstaubte Kleidung vorwagen.
~*~
In fact it's so hard
that I haven't actually left –
~*~
Du
erwachst halb unter Sam begraben, als die Moteltür leise geöffnet wird und er
spannt sich an, bevor Deans geflüstertes, „Ich bin’s.“ Jede Spannung aus seinem
Körper nimmt, er sich abschirmend auf die Seite dreht und das Laken bis zu
deiner Nasenspitze hochzieht. Du ziehst es schmunzelnd wieder auf adrette
Brusthöhe, stützt dich auf deinen Arm und lugst über Sams Taille.
Dean
bemerkt, dass du wach bist, rechtfertigend, „Sorry, Faiths Einladung erstreckte
sich nicht bis zum Morgen.“
„Ist in
Ordnung, ich wollte sowieso noch mit dir reden und dann verschwinden.“ Er geht
zu seinem unzerstörten Bett, bis dein gezischtes, „Draußen!“, ihn hastig die
Richtung ändern lässt.
„Oh,
klar.“ Unangenehm berührt, „Akuter Fall von Nacktheit deinerseits.“
Mit mehr
Schärfe, als du tatsächlich fühlst, „Raus.“
Damit fällt
die Tür hinter ihm zu und Sam entlässt ein leises Lachen, entschuldigend von
ihm, „Er kann ein Holzkopf sein, wenn es um Frauen geht. Muss daran liegen,
dass seine letzte Beziehung, die länger als eine Nacht dauerte, in seinem
Highschool-Abschlussjahr war.“
„Wirf
nicht mit Steinen, wenn du nicht deinen eigenen One-Night-Stand treffen
willst.“
Sam
blickt dich nach deiner weichen Warnung entgeistert an.
Rudert
metaphorisch zurück und legt eine komplette Bauchlandung damit hin,
stotternd, „Oh, du hast –",
räuspert sich, „Es tut mir leid, ich wollte nicht implizieren, dass – Natürlich
ist nicht falsches an heißem Sex, es ist nur, du wirkst nicht so, als ob du es
nötig hast.“
„Nicht
nötig, uh?“ Musterst ihn vergnügt mit erhobener Augenbraue, sanfter Spott, „Mein
Gedächtnis kann mich aufgrund meines fortgeschrittenen Alters im Stich lassen,
aber hast du dich in einem moralischen Dilemma befunden, während du mir die
Jeans vom Leib gerissen hast? Ich will hier nur sicher gehen, dass ich deine
Wertvorstellungen in den vergangenen Stunden nicht überstrapaziert habe, Sam.“
Seine geröteten
Wangen leuchten förmlich in der Finsternis.
Du kommst
zu der Schlussfolgerung, dass Sam dieser Teint deutlich besser stand, als er
dich gerade auf der Motorhaube des Plymouths mit seinen Fingerspitzen hat
kommen lassen. Dir heiser die eindringliche Frage nach einem All-Nite-Drugstore
und Motelzimmer ins Ohr hauchte, während seine Erektion noch immer hart gegen
deinen Innenschenkel drückte und du ausschließlich damit beschäftigt warst,
deinen Atem wieder gleichmäßig zu bekommen.
„Natürlich
nicht.“ Die normalerweise mandelförmigen Augen sind in Panik weit aufgerissen.
„Du wirkst beziehungsfähig, ich meine, normal im Gegensatz zu - du bist nicht
so abgehärtet und zynisch wie Dean.“
„Du hast
mich an einem Tag kennen gelernt, an dem ich nicht unbedingt ich selbst war.“
Schließlich
kleinlaut, „Er ist ein Schürzenjäger und du nicht?“
Milde
Ironie, „Das stimmt. Ich jage selten Röcken hinterher, wenn sie sich nicht in
Besitz von Fangzähnen befinden.“ Du lässt Gnade walten, „Er ist dein Bruder, Sam,
entspann dich. Dean weiß, was er tut.“ Klopfst ihm sanft auf die Brust und er
fällt besiegt auf den Rücken, schwingst dein Bein über seinen Bauch und blickst
ihn nachdenklich an.
Es gibt
Wahrheiten, die universal gehaltlos sind, ohne persönliche Erfahrung und
Verlust ist eine davon. Doyle gab dir diese schmerzhafte Lehre ungewollt mit,
du hast sie dir zu Herzen genommen und dieses vor der Welt weggeschlossen. Zu
deinem Schutz, weil du ichbezogen bist und damit wunderbar leben kannst. Masochismus
nicht deinem Wesen entspricht und Menschen nun mal sterben, Dämonen ebenso wie
Helden.
Dieses
Wissen allerdings so theoretisch wie die Relativitätstheorie war, bis du Doyle
hinterher springen wolltest. Es für Sam gleichfalls abstrakt bleiben wird, bis
er seine Hände in Flammen taucht, um eine Frau jenseits jeder Rettungschance
von der Decke zu holen und dabei selbst sein Leben verwirkt.
Du weißt
selbst zu genau, wie schutzlos einen zuviel Nähe machen kann. Ignoranz
gegenüber dem Übernatürlichen ist für die meisten Menschen Glückseligkeit und
die Gefahren, denen ihr beinahe tagtäglich begegnet, sind zu hoch, um sie
anderen leichtfertig aufzuladen. Offenheit führt zu einer Lücke in eurer Abwehr
und ihr könnt es euch nicht erlauben, Fehler zu begehen.
Es gibt
vermeidbare Opfer, wenn ihr es tut.
„Cordelia,
was ist?“ Sams leise Besorgnis verlangt nach einer eindeutigen Antwort. Jedoch
kannst du ihm nur die zensierte geben. Weil er jung ist und du ihm nicht die letzte
Unbesorgtheit stehlen willst, die du selbst vermisst, wenn es sich vermeiden
lässt.
Dass dies
euer Leben ist und Normalität unerreichbar, Liebe gefährlich.
Schiebst
die finsteren Gedanken zur Seite und besinnst dich auf universale Wahrheiten,
die er jetzt schon kennt, „Manche Menschen sind einfach nicht für eine Zweierbeziehung
geschaffen. Oder es ist nicht der passende Zeitpunkt, das sich etwas
Dauerhaftes ergibt. Gerade in unserem Geschäft.“
Diesmal
überlegt er, bevor er entgegnet, „Es ist einsam.“
Denkst,
dass es das sein muss, um euch nicht unter der Verantwortung für andere in
Stücke zerbrechen zu lassen.
Entscheidest
dich für, „Manchmal.“ Du lehnst dich über ihn, „Aber nicht immer. Man findet
seine Heimat. Menschen, die einem wichtig sind und mit denen man sein Leben
teilt. Die Familie werden. Es schweißt einen zusammen und was verbindet tiefer
als konstante Nahtod-Erfahrungen?“
Er grinst
übermütig, „Heißer Sex?“
Du gibst
ihm unfreiwillig ein Lachen, obwohl du den Kopf schüttelst und stiehlst dir
einen letzten Kuss, bevor du aufstehst. Genug geteilte Weisheit für eine Nacht
und du greifst nach deinem Slip, der irgendwie über der Antenne des Fernsehers,
hängen geblieben ist. Gibst Sam einen fragenden Blick und der zuckt betont
unschuldig die Schultern, als ob ihn kein Wässerchen trüben könnte.
Du
würdest seinem sündenlosen Gesichtsausdruck mehr Glauben schenken, wenn er dich
nicht einen Meter neben dem Gerät gegen die Wand genommen hätte. Er war zwar
laut Geburtsurkunde, Gefängnisbeute für dich, aber definitiv illegaler als
deine Wenigkeit.
Stehvermögen
war in jedem Fall vorhanden.
Ziehst
dich lächelnd im fahlen Dunkel des Zimmers an und huscht mit den Worten ins
Freie, „Ich verabschiede mich noch, nachdem ich mit Dean geredet habe.“
Der
wartet auf den Betonstufen zum Parkplatz und du setzt dich neben ihn. Schreibst
die Adresse in LA auf, die eine Lösung für seinen Tod bieten kann und gibst ihm
den Zettel, „Du solltest dir diese schicke keltische Gravur auf deinem
Lieblingsmesser zulegen.“
Er liest
deine Anweisung, „Das ist eine Schutzformel gegen Druiden.“
Du nickst
anerkennend, „Der Hexer zu dem ich dich schicke, ist geübt. Er wird dabei
keinen Fehler machen.“ Du streckst die Hand aus, erwartungsvoll, „Soll ich noch
eine Variation deines Todes verhindern?“
„Das ist
kein Einmal-Deal?“
Mit bedauerndem
Kopfschütteln deinerseits, „Nein.“
Aufgebracht,
„Was ist Sams nächste Variante?“
„Er ist
nicht bereit diese zu hören und wenn du lange genug überlebst, dann reicht dein
Eingreifen vielleicht aus, um seinen Flammentod zu verhindern.“
Dean
blickt für den Bruchteil einer Sekunde entsetzt, bevor er jeden Ausdruck
verliert und schluckt, nur ein Wispern unter angehaltenem Atem, „Feuer?“
Deine
Zustimmung lässt ihn aschfahl in dem kalten Flurozonlicht des Motel-Parkplatzes
werden. Er reißt sich so schnell zusammen, wie er seine Fassung verloren hat, gefährlich
ruhig, „Weißt du, durch was es verursacht wird?“
„Nicht
wirklich, was seltsam ist.“ Reibst dir angestrengt über die Augen, „Ich habe
das Gefühl, als ob meine Sicht durch etwas geblockt wird.“
Eine
armselige Erklärung selbst in deinen Ohren, aber du hast keine bessere und er
scheint zu verstehen, presst die Lippen zusammen und starrt nachdenklich auf
den Boden zwischen seinen auf den Knien überkreuzten Armen.
Die Post-Sex-Gelöstheit,
die er getragen hatte als er ins Motelzimmer kam, ist schon lange verschwunden,
ist jetzt durch todbringende Stille abgelöst. Du selbst hast es nie geschafft
diesen Fokus zu erhalten, aber den Reflex oft genug bei Angel in Aktion
gesehen. So oft, dass du ihn zwischenzeitlich als Klapperschlangen-Instinkt
nennst, dieses Ineinanderziehen vor dem Angriff. Der Mann neben dir ist ein
Jäger, der keine Angst vor zu großer Beute hat und der Gedanke, dass ihr die
beiden nur bei einem kleinen Routinejob auf dem Friedhof erlebt habt, lässt
dich unerwartet frösteln.
Er nimmt
dein Unbehagen wahr, ohne dich eines Blickes zu würdigen und erklärt abweisend,
„Unsere Mutter starb in einem Feuer als Sammy noch ein Baby war.“ Ein tiefer
Atemzug von ihm, noch unzugänglicher, wenn das überhaupt möglich war, „Etwas
hatte sie gegen die Zimmerdecke genagelt. Stirbt er so?“
Dean gibt
dir einen prüfenden Blick und du ihm die Wahrheit, „Nein, er versucht eine Frau
zu retten.“
Er nickt
und fährt mit der Musterung des Bodens fort. Nach einigen Minuten kommt er zu
seiner Entscheidung und reicht dir wortlos seine Hand. Da ist nicht viel in
seiner Zukunft, das ihn straucheln lässt und du schilderst ihm die Monster,
denen er begegnet. Ihr erarbeitet Lösungen und er sagt, dass er diejenigen
nachforschen wird, die ihr beide nicht kennt, was den Weg für die nächste
Variante freimacht.
Dean ist
anscheinend talentiert genug im Bücher wälzen. So dass sein Ruf als fahrlässiger
Herzensbrecher, die notwendige geistige Ausgleichssportart dazu darstellt. Es
ist ebenso komfortables Wissen für dich, Menschen, um den kleinen Finger wickeln
zu können, um dir selbst zu beweisen, dass du dich noch nicht soweit von der
Norm entfernt hast.
Dass du
nicht das Charisma eines Serienkillers ausströmst.
Dann
kommst du wieder bei denselben Flammen an, die seinem Bruder das Leben kosten
könnten, aber Dean sieht soviel älter aus, als Sam zu diesem Zeitpunkt. Ende
Dreißig. Der Altersunterschied ist zu groß und du dir sicher, dass mindestens
ein gutes Jahrzehnt dazwischen liegt. Er blickt hilflos und zuckt dann die
Schultern, „Nehme ich den Bastard wenigstens mit in die Hölle?“
„Ich weiß
es nicht.“ Du wünscht es ihm. Er steht abrupt auf, du folgst nach einem
Augenblick und ihr geht zusammen die Außentreppen zum ersten Stock hoch, „Ich
verabschiede mich von Sam, dann bin ich weg.“
Er dreht
sich zum kalifornischen Nachthimmel, der in der Vordämmerung eine bleierne
Färbung annimmt, die dich an matten Stahl erinnert. Kunstvoll ungeschliffen wie
der Mann vor dir, abwesend von ihm, „Ja sicher.“
Läufst langsam
zurück und Sam ist schläfrig, als du dich auf das Bett setzt, verschränkst eure
Finger, da sind wieder Flammen aber Sam ist älter und du starrst ihn überrascht
an. Entweder war Dean phänomenal gut im beschützen oder Sams Pfad
übernatürlicher als du bis jetzt angenommen hattest, wenn nur ein heidnischer
Gott ihn heute zu Fall hätte bringen können.
Du
schluckst, bist nicht geübt darin, dich für eine Nacht voll Leidenschaft ohne
Dämonenschwangerschaft oder andere Komplikationen zu bedanken.
Er ebenso
wenig und du lässt die Finger deiner anderen Hand ein letztes Mal durch seine weichen
Haare gleiten, bevor du dich vorlehnst und den Kuss sanft platzierst. Zärtlich,
„Goodbye, Kleiner.“
Er
murmelt unter seinem Atem, „Kein Austausch von Adressen?“
Du grinst
selbstironisch, „Ich habe gerade keinen festen Wohnsitz.“
„Was ist
mit deiner Familie?“
„Die ist
in LA und ich nicht.“
Da ist eine
gut versteckte Spur von Enttäuschung in seinem gewandten Ton, „Also kein ‚Auf
Wiedersehen’?“
„Nein,
Sam.“
Ein
letzter Blick und du verlässt sein Leben, so wie du hinein getreten bist, mit
deinen Fingern auf seiner Haut und einem gewinnenden Lächeln auf den Lippen.
Trittst still
neben einen in Gedanken versunkenen Dean, nach einigen Momenten
einvernehmlichen Schweigens, brichst du es, „Dein Bruder ist besonders.“
Seine
Augen leuchten und du denkst, dass du nicht so falsch gelegen bist, mit den gelebten
Jahren darin. Stolz von ihm, „Ja, kein Zweifel.“
„Du
ebenso.“ Er schaut dich überrascht an, „Die Sache mit dem Feuertod? Sam ist an
deiner Seite.“
„Dann
werden wir den Bastard ohne Zweifel mitnehmen.“ Siegesgewiss, „Wir
Winchester-Männer sind von einem harten Schlag und stur bis zuletzt.“
Du lachst
anspornend, denn du weißt zu gut, dass einige Schlachten so unvermeidlich wie
die Dämmerung sind. So sicher wie dein eigener Tod, von dem du überzeugt bist,
auch wenn du ihn nicht sehen kannst. Du hast dich durch deinen Handel mit Lilah
einen weiteren Schritt von der Norm entfernt und du wunderst dich, wann die
Distanz zu groß wird, um sie mit einem gespielten Lächeln zu überbrücken.
Wann du
nicht mehr in der Menge untertauchen kannst, daraus hervorstichst nicht wegen
deiner sexy Figur oder hübschen Gesicht, sondern weil du zulange in Begleitung
des Übernatürlichem warst. Wann die Dunkelheit sich tiefer abfärbt als deine
Kleidung und das Leuchten in deinen Augen mehr an unvergossene Tränen erinnert als
eingefangenes Lachen.
Todesomen
und es wird nicht immer so einfach zu erklären sein, wie bei den Drei heute.
Es wird
für dich kein Warten mehr auf die nächste Vision geben, sondern ständiges Sehen
und du weißt, dass dich das tiefer verändern wird. Es zu deiner Entscheidung
geworden ist. Du unter Umständen ein Leben verlängern kannst mit einem simplen
Handschlag und du bist so gar nicht die Person, die Körperkontakt braucht.
Beendest das unentschlossene Herumkauen auf deiner Unterlippe, das waren Sorgen
für einen anderen Tag und ohne neugierige Gesellschaft.
Erwiderst
Deans ernsten Blick mit einem aufmunternden Lächeln, „Du kannst meine Nummer
von Sams Handy löschen, ich wollte in ihm keine falschen Hoffnungen wecken und
wenn du willst, in deines einspeichern. Irgendwie denke ich, das sich das für
uns beide als nützlich erweisen könnte.“
Er gibt
dir wackelnde Augenbrauen und du ihm einen leichten Schlag gegen die Schulter, „Autsch!“
Lachend, „Zum
Austausch von Kontakten und zwar nicht der perversen Natur, Freak.“
Spitzbübisch,
„Natürlich, Cordelia.“
Holst
deine AI-Geschäftskarte aus dem Geldbeutel, „Wenn ihr mal in ein scheinbar
unlösbares Problem rennen solltet, frag nach Wesley und sag ihm, ‚Quis
custodiet ipso custodus.’ Er wird dann wissen, dass du von mir geschickt
wurdest.“
„Wer
überwacht den Wächter?“ Ein amüsiertes Kopfschütteln, „Das ist ein seltsamer
Erkennungsspruch.“
„Wir sind
unbestreitbar eine seltsame Sippe.“ Du lächelst breit, „Bye.“
Seine gedämpfte
Erwiderung, als du die restlichen Treppen zum Parkplatz nimmst, „Auf
Wiedersehen, Fremde.“
Winkst
Dean zu bevor du den Plymouth durchstartest und zurück zu Faith fährst.
Die Tür
ist nur angelehnt, eine Jägerin nicht in Angst vor nächtlichen Störungen ist,
egal welcher Art. Das Motelzimmer sieht aus, als ob ein Wirbelsturm darin
gewütet hat, mit Ausnahme deines unberührten Bettes und dir werden einige
faszinierende Parallelen dieser Nacht klar, die du lieber nicht weiter
vertiefst. Die gesamte Erfahrung war schräg genug, ohne dass du versuchst Logik
in den Mix zu bringen.
Die
dunkle Mähne auf dem anderen Bett hebt sich und Faith umarmt zufrieden ihr
Kissen, erschöpft, „Hi Chica, zurück für dein Bad?“
Lässt die
Klamotten nachlässig fallen und die einzige Erwiderung, die sich auf deine
Zunge schleicht, ist ein müdes, „Wir haben nur eine Dusche, Faith, und ich
hatte meine bereits.“
Versautes
Grinsen, „Oh, du auch?“ Lachst, als du in dein Bett kriechst und ihr lauernder Blick
dir folgt, aufziehend, „Späterer Termin?“
„In einem
5-Sterne-Hotel?“ Du gähnst, „Gerne.“
Schläfst noch
mit ihrem Lachen im Ohr ein und träumst von verzehrenden Flammen, schwarzem
Rauch und kichernden Gewitterwolken. Du erwachst mit Faiths Fingerspitzen auf
deiner Wirbelsäule, zwischen deinen Schulterblättern und da ist ein kurzes Déjà-vu zu Sam. Er schien ebenso
fasziniert von deinem Rücken gewesen zu sein, als ihr es endlich in ein Bett
geschafft hattet.
Drehst
den Kopf in ihre Richtung, Faith folgt konzentriert einem Muster, hat ihre
Lippe fest zwischen den Zähnen. Dass sie dieselbe Form auf deine nackte Haut zeichnet,
ist etwas beunruhigend, wenn du nicht eine wichtige Lektion für aufregende Liebhaber
verpasst hast.
Deine
Nervenden erwachen unter ihren scharfen Fingernägeln zu neuem Leben, deine
Stimme ist schwankend, „Was tust du da?“
Es ist
keine Abfuhr, auch keine Einladung.
Kämpfst
gegen das jäh beklemmende Gefühl in deiner Brust und Faith hüllenlos auf deinem
Bett tut nichts, um eben dieses zu lösen. Die ist allerdings nicht auf einem
weiteren sexuellen Raubzug, sondern neugierig, „Woher hast du diese Narbe?“
Du sparst
dir das entsetzte, ‚Was?’, springst stattdessen auf und verbiegst dich vor dem
Badezimmerspiegel. Deine Augen nehmen ungläubig die weißen Linien auf deiner
gebräunten Haut auf, die sich gestern nicht dort befunden hatten. Dann bringst
du deine Hand auf das Narbengeflecht und es fühlt sich glatt und gealtert unter
deinen Fingerspitzen an.
Du
würdest es auf Jahre schätzen, wenn du es nicht besser wissen würdest und es
sollte rot und roh sein oder zumindest rosa. Stattdessen strahlt es dich mit
einer Klarheit an, die du nur extrem tiefen Wunden und vollendeter Heilung
zuschreiben kannst. Es würde nicht weiter verblassen, die Erhebungen unter
deinen Fingern bestätigen es dir.
Es war
weniger ein protziges Brandzeichen, als ein eingekerbtes Schutzsymbol.
Nur wenn
man wusste, dass man nach einer Doppelaxt in der Mitte suchte, wurde sie in den
filigranen Verzierungen erkennbar, die sich über deine Schulterblätter hinweg
erstreckt und dort auslief.
„Verdammt.“
Faiths
amüsiertes Gesicht taucht neben deinem im Spiegel auf und sie grinst, „Ergänzt
schick die Tätowierung, Cordelia, obwohl ich Branding nicht für deinen Stil
gehalten habe.“
Das ist
der letzte Zug an deinem Willen und du gibst dem Bedürfnis Wes anzurufen nach.
„Wesley,
ich weiß, ich –"
„Cordelia,
Gott sei Dank!“ Du lächelst erleichtert bei seinem Ausruf, bis er dich mit
einem, „Was zur Hölle hast du angestellt?“, zurück in die Realität bringt.
Versuchst
einzugrenzen, auf welche Dummheit genau er in den letzten beiden Tagen anspielen
könnte, „Worauf zielst du ab?“
„Nicht am
Telefon und nicht in LA, wo können wir uns treffen? Ich muss mit dir reden,
ohne dass Wolfram & Hart davon Wind bekommt.“
„Bakersfield?“
Ihr seid daran vorbeigefahren, „Auf dem Uni Campus? Vor der Bücherei? Ich habe
Faith bei -“
Fällt dir
ungeduldig ins Wort, „Ja, okay, ich werde in zwei Stunden dort sein. Bis dann.“
Blickst
ungläubig auf dein Handy, Wesley war schon eine lange Zeit nicht mehr paranoid
gewesen und das war ein Verhalten, das keine andere Beschreibung verdiente.
Rollst unbehaglich die Schultern, er war klüger als grundlos in blinde Panik zu
verfallen und dein Abgang allein, hätte nicht diese Reaktion hervorgerufen. Er
hat dich nicht gebeten heimzukommen und die eiskalte Gewissheit, dass er es für
eine sehr lange Zeit nicht tun wird, überfällt dich uneingeladen.
Faiths
Stimme bringt dich zurück in die Gegenwart, „Das war kurz.“
„Und
uninformativ. Wir sollen uns mit ihm treffen.“
„Du.“
„Huh?“
Drehst dich zu ihr, „Wir beide haben einen Deal und es sieht so aus, als ob ich
deinen Schutz vor Wes’ Zorn gerade gut gebrauchen könnte.“ Faith zuckt zurück
und du unterlässt es, dir zensierend auf die Zunge zu beißen, „Komm, wir müssen
uns beeilen.“
Ihr seid
in knapp zwei Stunden am fast menschenleeren Treffpunkt und du hast dir
verboten darüber nachzudenken, was genau deine Verbannung aus LA ausgelöst hat.
Es ist Sonntagvormittag und die wenigen Studenten über die Rasenanlagen
verteilt. Ihr beiden fügt euch perfekt in die Altersgruppe ein, wenn auch sonst
nicht und da ist das nagende Gefühl von Endgültigkeit, das du nicht abschütteln
kannst, während du auf einer Bank in der Sonne sitzt. Es sich nur verstärkt,
als du Wesley mit ausladenden Schritten auf dich zukommen siehst, gefolgt von
Gunn und in dessen Schlepptau Fred.
Die drei
sehen aus, als ob sie die letzten Tagen kein Auge zugemacht hätten und Faith
beantwortet das schlechte Gewissen in deinem Blick mit einem bezwingend
Kopfschütteln, „Deine freie Entscheidung, Cordy, du schuldest ihnen eine
Erklärung, aber nicht deinen Tod.“
Bevor sie
elegant aufspringt, ohne deine Antwort abzuwarten.
Du
erhebst dich steif, als du Wes’ finstere Miene lesen kannst und stellst dich
intuitiv zwischen die beiden, als er die letzten Meter hinter sich lässt. Dich
unangemeldet in eine feste Umarmung zieht, dass dir die Luft wegbleibt hat mehr
mit seinem Tod zu tun, als seinem Griff und du packst instinktiv fester zu.
Sein Kopf
kommt auf deinem Scheitel zum ruhen und du atmest gepresst gegen seine Brust,
versuchst all die ungebetenen Gefühle auszufiltern, die durch dich
hindurchrasen. Die Sirenen, die mit seiner außergewöhnlichen Begrüßung
schriller geworden sind und die Anspannung in seinem Körper, die nicht abnimmt.
Du wünschst dir, dass das enge Gefühl in deiner Kehle verschwindet, zusammen
mit all den anderen falschen Signalen, die er ausstrahlt und für die du so
empfänglich bist. Die Endgültigkeit wird fassbarer, steht wie ein Geist
zwischen euch und du willst ihr keinen Platz lassen, drängst dich enger an ihn.
Hörst
sein müdes, „Hallo Faith, ich hätte mir bessere Umstände für unser Wiedersehen
gewünscht. Könntest du uns für einen Moment allein lassen?“
„Sicher,
Wesley.“ Und sie klingt erleichtert, weil da kein Vorwurf oder Feindseligkeit
in seiner Stimme zu finden sind und dann entfernen sich ihre Schritte und ihr
seid allein.
Und er
lässt dich nicht los und du traust dich nicht, ihm in die Augen zu sehen und
all die Wahrheiten dort zu finden, für die du nicht bereit bist. Legst deine
Wange gegen seinen stetigen Herzschlag, „Ich wusste nicht, dass du einer Nixe
ins Netz gehen würdest.“
Da ist
kein Erstaunen, denn er hat seine Nachforschungen dich bezüglich gründlich
erledigt und du hast von ihm nichts anderes erwartet, „Und ich nicht, dass du
die Zukunft so genau lesen kannst.“
Es ist
einfacher, denn Blick auf Gunn, Fred und Faith in einiger Entfernung gerichtet
zu halten, mit Wesley als Stütze, „LA ist verbotenes Terrain für mich, warum?“
„Weil
Lilah einen Fehler begangen hat, der ihr den Kopf kosten könnte, wenn dies
nicht schon geschehen ist. Sie ist seit Freitag nicht aus dem Gebäude gegangen
und die Gefolgschaften, die in der LA-Niederlassung eingetroffen sind, sind
nicht unbedingt angenehme Gesellschaft.“
„Was hat
sie verbrochen?“
„Dein
Schicksal geändert, damit unfreiwillig die Pläne von ihren Bossen durchkreuzt
und damit eine Lawine ausgelöst, denn du wirst diejenigen retten, die du
erreichen kannst. Hast schon damit begonnen, wenn mich nicht alles täuscht.
Faith. Mich.“
„Ach
übrigens, du solltest für dein Date mit einem Fafnir einen Flammenwerfer
mitnehmen.“ Wesley lacht bejahend und du fährst bestimmt fort, „Und du weißt es
besser, als einen Oni zu töten, nur um seine verfluchten Gefangenen
freizusetzen.“ Seine Umarmung wird fester, sein Kinn reibt über dein Haar und du
schluckst, „Ein Bajang ist eine ziemlich hinterhältige Art, sich zu rächen, ich
frage mich, wenn du da gegen dich aufgebracht hast, Wes.“
„Sind wir
die nächsten paar Jahre durch?“
„Ja und
du siehst mit vierzig, noch ausgesprochen gut aus, wenn ich das erwähnen darf.“
„Natürlich.“
Amüsiert, „Keine Narben, die ich vermeiden sollte?“
„Keine
sichtbaren, aber ich habe eine, die du dir ansehen solltest.“ Du löst dich
widerwillig von ihm und ziehst deine Jeansjacke aus, dein Top war entsprechend
gewählt und rückenfrei, „Stell dir meine Verwunderung vor, als Faith mich heute
morgen auf eben diese aufmerksam gemacht hat. Denn irgendwie ist sie schwer zu
übersehen.“
Wesleys
Fingerspitzen fahren andächtig über die Struktur, nicht planlos und du atmest
durch, bist dir sicher, dass er dem Unbekannten einen Namen geben kann. Bewegtes
Flüstern, „Gegen wen hast du gekämpft, Cordy?“
„Wir,
Faith und ich, und gekämpft ist übertrieben, besänftigt schon eher. Changó
wurde von einer trauernde Mutter für einen Fluch gerufen, was selbstredend
nicht glatt lief und habe ich erwähnt, dass wir auf zwei raue Dämonenjäger
getroffen sind, von denen einer noch nicht einmal die Highschool abgeschlossen
hatte und ich ihn dessen ungeachtet flachgelegt habe? Was etwas über meinen
Geisteszustand aussagt, auf das ich nicht eingehen will und es generell ein sehr
aufreibendes Wochenende war?“
„Und ich
wollte eigentlich nicht darauf eingehen, dass du noch nach Sex riechst.“
Du gibst
ihm einen pikierten Blick über die Schulter und er dir ein anzügliches Grinsen,
„Dein Befehl hörte sich zu pressant an, als dass ich eine Verzögerung durchs
Duschen riskieren wollte. Sorry Wes, wenn ich damit dein Weltbild von mir
zerstöre. Und warum bist du plötzlich wieder so verdammt gutgelaunt?“
„Weil du
einen zu mächtigen Beschützer auf deiner Seite hast und ich beziehe mich nicht
bloß auf Faith, als dass dir die Kopfgeldjäger von Wolfram & Hart so leicht
etwas anhaben könnten. Eine Befürchtung, die ich bis gerade eben hatte.“ Seine
Finger tippen spekulieren gegen deinen markierten Rücken, „Es gibt eine Legende
über den Ursprung der Jägerin, die besagt, dass sie von drei Hohenpriestern aus
Changós Essenz geschaffen wurden. Natürlich sind die Quellen widersprüchlich
und es ist nur eine Variante von vielen, aber – " Wes deutet mit dem Kopf
auf die Rasenfläche vor euch, „Sag mir was die Studentin in dem hellblauen
Kleid liest?“
„Eine
Abhandlung über kalkulatorische Abschreibung.“
„Und dies
auf circa zweihundert Meter, ich würde sagen Adlerauge trifft es. Aber Jägerin noch
eher.“ Seine Arme gleiten leicht um deine Taille, „Wenn du dich nicht auf deine
Sinne konzentrierst, dann kannst du Gunns Small Talk ohne Anstrengung belauschen
und wenn du dich sammelst, Faiths Herzschlag hören. Du kannst riechen, was in
dem Restaurant am anderen Ende des Parks gerade serviert wird und meine
abgestandene Verzweiflung der letzten Tage auf der Zunge schmecken, trotz
meiner Dusche nach deinem Anruf. Ich würde sagen, Cordy, dass du ziemlich gut
gerüstet dafür bist, deine gegenwärtigen Feinde zu überleben.“
Die
Anspannung in ihm ist gewichen und der leichte Tremor vielleicht nur deine
Einbildung, vielleicht nur der Widerhall des Herzschlags in seinen Adern. Beherrscht,
„Du willst trotzdem nicht, dass ich mit euch zurück nach LA gehe.“
„Nein,
denn du überlebst keine Kugeln im Kopf, egal wie dickköpfig du sein kannst und
dort wärst du lebende Zielscheibe. Nichts anderes. Aber ich habe zumindest
meine Begründung für die kopflose Hektik in der Höllen-Kanzlei. Sogar eine
ausgesprochen gute.“
Das Echo
von Gestern kommt dir in den Sinn und dass sich jetzt ebenfalls eine gute
Begründung dafür in deinem Besitz befinden würde.
Folgst Faiths
dunkler Mähne, die Fred und Gunn nachgeht, sie dreht sich unerwartet in deine
Richtung und du kannst den neugierigen Ausdruck in ihren Augen lesen, gibst ihr
ein Halblächeln und sie winkt ab. Holt Gunn ein und stößt ihn mit den Hüften
spielerisch an, kannst sein Lachen glasklar wahrnehmen und Faith stimmt ein.
Das Echo hallt in dir nach und du lehnst dich gegen Wes.
Denn diese
Resonanz ist beunruhigender Fakt, aus Gründen, die du nicht näher betrachten
willst. Die jedoch mit dem phantomartigen Eindruck ihrer Fingernägel auf deinem
Rücken zu tun haben könnten und der Art, wie sie deine verbalen Eröffnungen unüberlegt
pariert und ihre Hüften aufregend genug schwingen, um in dir das Bedürfnis zu
wecken, sie an der Gürtelschlaufe einzufangen und die zu kompliziert sind, um
sie schnell in Schubladen einzusortieren und dann zu vergessen.
Eventuell
ist deine Beweisführung fehlerhaft. Vielleicht bist du einfach nur scharf auf
sie und das wäre absolut neu für dich, denn bis jetzt beschränkte sich dein
Interesse ausschließlich auf Männer. Du bist anpassungsfähig und grinst kurz,
bis dich die Tragweite der Situation erneut trifft.
„Jägerin“,
du schüttelst skeptisch den Kopf, „macht das Faith zu meiner symbolischen
Halbschwester?“
Nachdenklich
von ihm, ganz der Wächter, „Changó hat mit dir eine weitere Blutlinie begründet.
Also eher entfernte Verwandtschaft.“
Hervorgewürgt,
„Aber ich verliere meine jetzige Familie.“
Wes
schweigt und fügt dann gefasster hinzu, „Aus den Augen, nicht aus dem Herzen.“
Dir wird
klar, weshalb er die anderen weggeschickt hat, denn er lässt dir die
Privatsphäre für deine Tränen und du drehst dich, findest all die schlechten
Vorzeichen, von denen du wusstest, dass sie sich in seinen Augen unverschleiert
manifestieren werden. „Du hättest uns so oder so verloren, Cordy, denn die
Diagnosen, die mir Nabbit vorgestern vorgelegt hat, waren eloquent in ihrer
simplen Prognose. Maximal fünf Monate und ich frage dich jetzt nicht, was du
dir dabei gedacht hast, diese für dich allein zu behalten.“
„Gut“,
und du schließt die Augen, denn dein Blick ist sowieso zu unscharf, um die
widerstreitenden Emotionen auf seinem Gesicht zu interpretieren. Er zieht dich
in seine Arme und diesmal weißt du, dass er zittert und es der verspätete
Widerhall deiner eigenen Todesangst ist. „Schlampige Anweisungen und göttliche
Fügung haben auch etwas für sich, Wes, selbst wenn sie nicht alles lösen.“
Spürst
sein ruckartiges Nicken und da ist soviel, was du ihm sagen willst, bevor er
dich auf deinen Weg in ein neues Leben schickt. Es ist etwas anderes wegzugehen
in der Gewissheit, dass du jederzeit zurückgehen könntest, als festzustellen,
dass der Pfad komplett blockiert ist und du erst nach einer zeitraubenden Umleitung
suchen musst.
Aber die
Worte entfliehen dir und du kannst dich nur fester an Wes klammern.
~*~
yet.
~Ani DiFranco – Itch~
Es
vergehen sechs Jahre bevor ihr die beiden Jäger wieder trefft.
Aus Jungs
sind Männer geworden.
Deine
hunderttausend Dollar wurden auf hunderttausenden von Meilen verbrannt und eure
Haut hat neue Narben. Die Lachfalten in euren Augenwinkeln sind tiefer, die
Sorgenfalten nicht. Du siehst jünger als deine 27 Jahre aus, aber es sind keine
fünf Jahre. Faith ist noch immer Faith. Blasse Haut und brennende Augen,
lasziver Gang und unbezähmtes Leben.
Ein ewiger
Wildfang, den du nie zu bändigen gewagt hast.
Da lodert
Wut, Verrat und Schuld in Sams dunklen Augen, ein Fegefeuer, das dich vage an
Angel erinnert und dessen Blick nur einmal diesen Ausdruck allein für deine
Person reserviert hielt. Damals waren verletzter Stolz, ungesagte Erklärungen
und zuviel Distanz im Weg der vorbehaltlosen Versöhnung, als ihr euch ein Jahr
nach deinem Abgang wieder gesehen habt. Er eure Hilfe in einer Schlacht benötigte
und nicht andersrum.
Aber ihr
habt gekämpft und gewonnen und das ist es, was letztendlich zählt. Katastrophe
abgewendet und das überragende Glücksgefühl Wes und den Rest der Gang wieder
zusehen. Ihn mit sinnlosen Wortgefechten auf die Palme zu treiben,
durchgezechte Nächte und Gespräche, die erst lange nach Sonnenaufgang ihr Ende
fanden. Eine feste Umarmung für Faith und dich von ihm, bevor es euch wieder auf
die Straße verschlagen hat. Das Wissen in deinem Besitz, dass du ihn bald
wieder sehen würdest. Du nicht deine Heimat hinter dir gelassen hast, nur ein
sehr großes Stück davon und der Stich war unerwartet in seiner Stärke. Obwohl
dein Fokus niemals zuvor so unbeschwert und sicher auf der Frau an deiner Seite
lag.
Dean und
Faith sind am Übereinanderherfallen noch bevor ihr eure Begrüßung ausgetauscht
habt. Alte Gewohnheiten sind schwer zu brechen. Lassen euch in gespannter
Stille auf einem weiteren dunklen Motelparkplatz zurück und Sam ist erwachsen
geworden. Da ist keine Spur von Naivität mehr in seinem Blick und seine Frage
kommt ruhig, „Hast du es gewusst? Wusstest du, dass Jess sterben wird?“
Antwortest
mit einer Gegenfrage, „Hast du es?“
Und Sam
zuckt geschlagen zurück, „Warum hast du mich nicht gewarnt?“
„Gewarnt
zu lieben?“ Schüttelst den Kopf, „Nein, das ist eine Warnung, die jeder Mensch
in den Wind schlägt. Außerdem sehe ich nur den Tod der Person, die ich berühre
und du stehst vor mir.“
Dein
Blick ist auf der Moteltür geheftet, durch die deine hellere oder dunklere
Hälfte je nach Tagesform verschwunden ist, weil One-Night-Stands mit dem
männlichen Geschlecht etwas sind, das ihr beide von Zeit zu Zeit braucht. Egal
wie unkonventionell das für andere wirken sollte, ihr eure Eskapaden benötigt,
um euch nicht zu verlieren. Es keine Bedrohung für langsame Morgen und durch
geliebte Nachmittage ist.
Für gestohlene
Quickies, verschwitzte Nächte und geteilte Jahre.
Ihr findet
euren Weg unbeirrt zurück, blind. Zielsicher.
Das
namenlose Echo zwischen euch hatte in deinem Kopf sein Etikett bekommen: Liebe.
Ohne einschränkende Adjektive.
Holst den
Sixpack vom Rücksitz, den du besorgt hast, als klar wurde, dass dieses Treffen
zu viert stattfinden würde. Sam nicht die Person durch die Flammen erreichen
konnte, die er so inbrünstig retten wollte. Deine Augen gehen zurück zu deinem
Gegenüber, klopfst einladend auf den Beifahrersitz und dein Mitgefühl ist echt,
„Erzähl mir von ihr, Sam.“
Er seufzt
besiegt, bevor er einsteigt.
~*~fini – Address
Unknown~*~